Ethnologie und Weltkulturenmuseum: Positionen für eine offene Weltsicht
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Über dieses E-Book
Diese Frage ist heute angesichts neuer Nationalismen aktueller und politisierter als lange Zeit zuvor. Gründungen wie das Humboldt Forum sind deshalb als deutliches Zeichen unserer Zeit, geradezu als Verteidigung von Aufklärung und Weltoffenheit, von westlichen, liberalen Werten zu verstehen.
Der Blick auf die Kulturen der Welt erfordert jedoch viel mehr als Aufgeklärtheit, Weltoffenheit und Liberalität. Die Autoren plädieren für Grundlegenderes und weisen der Ethnologie in den Weltkulturenmuseen eine zentrale Rolle für die "Entschlüsselung der Welt" zu.
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Buchvorschau
Ethnologie und Weltkulturenmuseum - Hans Peter Hahn
machen!
Wieviel Ethnologie steckt im „Weltkulturenmuseum"?
Hans Peter Hahn
„So lange Museen nicht versteinern,
werden sie sich wandeln müssen.
Jede Generation wird neue Aufgaben bieten
und neue Leistungen abverlangen."
(Alfred Lichtwark, 1904)
„Museen sind die Orte,
an denen man die schon lange abgelegten Teufel wiedertrifft."
(Romuald Tchibozo, pers. Mitteilung über populäre Beschreibungen von Museen in Uganda)
„It is easy for a museum to get objects;
it is hard for a museum to get brains.
The objects do not make a ‘museum;’
they merely form a ‘collection’."
(John Cotton Dana, 1920)
Museen mit ethnografischen Sammlungen stehen gegenwärtig widersprüchlichen Einschätzungen gegenüber. Einerseits bezweifeln nur wenige vor dem Hintergrund der Globalisierung die Bedeutung solcher Sammlungen, die wie kaum etwas Anderes für kulturelle Diversität stehen. Andererseits wird die Unklarheit über Selbstbestimmung und Leistungsfähigkeit dieser Museen immer wieder kritisch hervorgehoben. Mitunter ist gar von ihrem Bedeutungsverlust die Rede: Solche Museen kämpfen um Anerkennung für ihre Themen und zugleich gegen sinkende Besucherzahlen. Es wäre naheliegend – aufbauend auf diesem vorläufigen Befund – eine Geschichte des Niedergangs der Museen mit ethnografischen Sammlungen zu erzählen, in der auch Melancholie und Frustration mitschwingt.
Nachdem vor etwa 150 Jahren mit großem Enthusiasmus in vielen großen Städten Europas „Museen für Völkerkunde" gegründet wurden, ist über den Zeitraum bis heute zweifellos ein Bedeutungsverlust zu konstatieren. Im Einzelnen wäre auf die vergangene Größe zu verweisen, sowie auf die angedeuteten aktuellen Probleme, einschließlich der Einbuße an Überzeugungskraft und Einfluss aufgrund der Auseinandersetzung mit der kolonialen Entstehungsgeschichte dieser Institutionen, sowie auf den beklagenswerten Mangel an wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit den Sammlungen, die viele – nicht alle – ethnologischen Museen heute erfahren. Eine solche Erzählung über Verfall und Niedergang vorzulegen, ist jedoch nicht das Anliegen dieses Buches.
Anstelle dessen soll in diesem Beitrag wie in den folgenden Kapiteln eine sensible Abwägung darüber erfolgen, was den Museen mit ethnografischen Sammlungen heute zuzutrauen ist, sowie eine Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen dieser Museen im Hinblick auf die Präsentation ethnografischer Sammlungen.
Weiterhin haben es sich die Autorin und die Autoren in diesem Buch zur Aufgabe gemacht, nicht nur eine Diagnose zu präsentieren, sondern auch konstruktive Vorschläge zu unterbreiten, wie sich Museen mit solchen Sammlungen trotz widerstreitender Meinungen in der Öffentlichkeit positionieren könnten.
Sicher ist es sinnvoll, mit dem Ziel einer Vergewisserung über Gegenwart und Zukunft der Museen zunächst auch von deren Vergangenheit zu sprechen. Von gleicher Bedeutung erscheint es allerdings, nach der spezifischen Leistungsfähigkeit im 21. Jahrhundert zu fragen, sowie nach den Potentialen, die in der zukünftigen Entwicklung liegen. Immerhin gibt es Auffassungen, die in solchen Museen zentrale Orte für die Beschäftigung mit kultureller Diversität der Gegenwart sehen und ihnen zutrauen, Fragen nach der gesellschaftlichen Vielfalt oder den universalen Grundlagen des Menschen in allgemeinverständlicher Weise zu beantworten. Allerdings: Die damit benannten optimistischen Prognosen werden mit unterschiedlichen, zum Teil gar widersprüchlichen Argumenten begründet. Während einerseits Museen mit ethnografischen Sammlungen als Laboratorien der Globalisierung und des Umgangs mit kultureller Diversität gepriesen werden (Leeb 2013a), orientieren sich andere Prognosen mehr an dem Potential, im außerordentlich breiten Spektrum von Objekten unterschiedlicher Herkunft universale Grundlagen der Kultur des Menschen, seiner Ausdrucksfähigkeit und ästhetischer Praktiken zu entdecken (Schaeffer 2008). Der Klärungsbedarf ist hier nicht von der Hand zu weisen: Welches Argument ist in Anschlag zu bringen, wenn eine zukünftige Bedeutungszunahme prognostiziert wird?
Abbildung1Abbildung2Ein besonderer und aktueller Anlass über Herkunft, Entwicklung und Zukunft von Museen mit ethnografischen Sammlungen nachzudenken, wird in der Öffentlichkeit zur Zeit intensiv diskutiert: Es geht um den Umzug des Ethnologischen Museums von Berlin-Dahlem nach Berlin-Mitte, in das sogenannte Humboldt Forum in den kommenden Jahren. Dieser Umzug ist eine einmalige Chance für eine zeitgemäße und selbstbewusste Präsentation solcher Sammlungen und des damit verbundenen Wissens über Kulturen weltweit. Kaum jemand wird in Zweifel ziehen, dass dieser Standortwechsel über das örtliche Geschehen hinaus eine wesentliche Verbesserung der Lage der Museen mit ethnografischen Sammlungen insgesamt darstellt.
Die positive Bewertung dieser räumlichen und inhaltlichen Neupositionierung des ethnologischen Museums ist für die Ethnologie insgesamt wichtig. Eine Betrachtung der Entwicklung der Museen als Institutionen ist nämlich stets auch ein Indikator für die öffentliche Wahrnehmung des dazugehörigen akademischen Faches. Es geht darum, die Rolle der Ethnologie in der Praxis und im Selbstverständnis dieser Museen auszuloten, Potentiale zu identifizieren und Strategien zur Verknüpfung von ethnologischem Wissen mit der Arbeit solcher Museen zu diskutieren. Deshalb wird es hier im Folgenden auch in verschiedenen Facetten um die Frage gehen, wie sich Museen mit ethnografischen Sammlungen in den letzten Jahrzehnten verändert haben, und in welcher Hinsicht solche Entwicklungen als strategische Schritte zur innovativen Bewältigung gegenwärtiger Aufgaben, und zum Hervorbringen angemessener Ausstellungsprinzipien beigetragen haben.
Wie Susanne Leeb (2013b) völlig zurecht hervorhebt, werden sich Museen mit ethnografischen Sammlungen gegenwärtig mehr und mehr darüber im Klaren, dass es bis heute keine genaue Definition gibt, was eine „ethnografische Sammlung eigentlich darstellt. Ihrer Meinung zufolge ist es diese Unsicherheit, die die Suche nach einem neuen Namen motiviert. „Weltkultur
ist dabei – Leeb zufolge – nichts anderes als eine neue Praxis des Othering, also der Abgrenzung von etwas radikal Anderem. Der Name „Weltkultur verweist implizit auf eine Trennung in „Kulturen Europas
einerseits und „Kulturen des Rests der Welt andererseits. Die gleiche Unsicherheit über den Status der ethnografischen Sammlung führt dazu, dass mehr und mehr Künstler aufgefordert werden, die Eigenschaften der ethnografischen Objekte neu zu erklären und einzubetten. Das Museum mit unbestimmtem Inhalt wird dadurch zum Ort der „Selbsterkundung
jenseits etablierter wissenschaftlicher Normen (Deliss 2012). Während im Kontext der Durchsetzung moderner Kunst den Künstlern die Verfügbarkeit der nicht-europäischen Objekte noch selbstverständlich erschien, ist dies jetzt das zentrale Thema künstlerischer Auseinandersetzung. Man möchte den Status der gesammelten Dinge klären.¹ Wird es den Künstlern gelingen, den Objekten eine neue Relevanz zu geben (Deimel 2012)?
Diese Unsicherheit ist mittlerweile Anlass für intensive fachliche Debatten über die Zukunft des ethnografischen Museums (Leeb 2013b, Harris/O’Hanlon 2013). Dabei geht es unter anderem um folgende Fragen:
Soll das Museum (ganz naiv) die Kulturen der Herkunft seiner Ausstellungsobjekte darstellen und erklären?
Sollte das Museum nicht vielmehr die globalen Verflechtungen erklären, die diese Objekte vor vielen Jahren in Bewegung versetzt haben?
Wenn neue Techniken der Ausstellung eingesetzt werden, etwa das künstlerische Kuratieren, welche Veränderung der ungleichen Machtbeziehungen zwischen Ländern der Herkunft und denen des Ausstellens hat das zur Folge?
In diesem einleitenden Beitrag soll es zunächst um einige Grundlagen gehen. So ist die Entwicklung der Museen mit ethnografischen Sammlungen nicht ohne Erläuterungen der zum Zeitpunkt der Einrichtung vorherrschenden Motive zu verstehen. Weiterhin wird es um die spezifischen, zu verschiedenen Zeithorizonten an diese Museen herangetragenen Erwartungen gehen, und schließlich um Reaktionen der Museen mit besonderer Berücksichtigung der Frage einer möglichen Neuausrichtung.
Im Mittelpunkt der folgenden Seiten stehen Museen mit ethnografischen Sammlungen als Institutionen. Mitunter kann dabei der Eindruck entstehen, Museen also solche könnten handeln, sich entwickeln und sich neu erfinden. Das ist natürlich eine problematische Vereinfachung, da es grundsätzlich stets Menschen sind, die bezüglich einer solchen Institution Entscheidungen treffen. Eine gewisse Berechtigung hat diese Vereinfachung aber doch, weil in der Öffentlichkeit Museen als Institutionen und Akteure wahrgenommen werden. Nicht zuletzt ist die Rede vom Handeln der Museen dadurch legitimiert, dass es in der Regel gerade die Intentionen der Museumsexperten ist, durch ihre Forschungen, Entscheidungen und Inszenierungen das Museum als Institution zu verändern oder neu sichtbar werden zu lassen. Nur ein aktives Museum, das seine inhaltliche Entwicklung selbst vorantreibt, kann ein klares Profil haben (Belting 2001).
Museen als Basis einer Wissenschaft im Werden
Ethnologie, oder im deutschsprachigen Raum früher „Völkerkunde, ist ein Fach mit einer eigenartigen Karriere. Lange bevor es eine akademische Disziplin mit diesem Namen gab, entstanden Sammlungen mit Objekten, die im Rückblick als ethnografische Sammlungen gelten können, damals aber zunächst als „Kuriositäten
oder „Exotika" angesprochen wurden. Man wusste von den fernen Ländern, von den anderen Kontinenten durch Reiseberichte und durch die Betrachtung mitgebrachter Gegenstände, aber es fehlte eine Vorstellung vom Nutzen einer umfassenden Beschreibung der zugehörigen Kontexte. Das kann als eine seltsame Form der Amnesie, als eine Vergessenheit über die Zusammenhänge der Herkunft aufgefasst werden: Im Zeitraum zwischen ca. 1500-1800 waren die Objekte in den Wunder- oder Kunstkammern als Teile der feudalen Selbstinszenierung zwar materiell gegenwärtig, aber man fragte weder nach ihrem Status, noch nach ihrer genauen Herkunft oder dem Kontext von Herstellung und Gebrauch. Die Anziehungskraft des Exotischen war schon damals zweifellos gegeben, aber es gab kein Interesse, mehr über das Leben der Menschen zu wissen, die diese Dinge hervorbrachten, benutzten und möglicherweise an Händler verkauften. Das Artefakt an sich, das Besondere und Erstaunliche, hatte eine größere Strahlkraft als die kulturspezifische Einbettung (Collet 2012).
Es ist nicht das Thema dieses Beitrags, die Geschichte der Wunderkammern nachzuzeichnen.² An dieser Stelle reicht es aus, darauf hinzuweisen, mit welcher regen Anteilnahme der Öffentlichkeit diese Sammlungen im Laufe des 19. Jahrhunderts aus den Räumen der Feudalherrscher in öffentliche Museen überführt wurden (Bolz 2007). Auf diese Weise überdauerten die „Exotika, nun unter dem Namen „völkerkundliche Sammlungen
, den gesellschaftlichen Wandel des frühen 19. Jahrhunderts. Die ethnografischen Objekte wurden nun als Teil des bürgerlichen Selbstverständnisses und einer neuen Option zur Wissensgenerierung betrachtet. Der Umzug der Sammlungen von der Wunderkammer hin zu einem öffentlichen Ort, der sich als „Ort der Wissenschaft verstand, war ein wichtiger Schritt einer gleichermaßen faszinierenden wie problematischen Entwicklung, die zur Etablierung von „Museen für Völkerkunde
oder „Ethnologischen Museen führte. Man könnte sagen, die Umbenennung in „Weltkulturenmuseen
(oder ähnlich) bildet das vorläufige Ende der Entwicklung dieser Einrichtungen.
Aber es bleiben Fragen offen: Für welchen Inhalt steht diese Idee einer Weltkultur? Sind es die von Christoph Antweiler in den Vordergrund gestellten universalen Grundlagen der Kultur (Antweiler 2010)?
Die Jahre zwischen 1850-1918 waren gleichermaßen die hohe Zeit der Gründungen von Museen für Völkerkunde – in Dresden, Leipzig, Frankfurt, Köln, Stuttgart, Hamburg und München etc. – wie auch die Phase eines schier unversiegbaren Zustroms von Objekten aus allen Teilen der Welt (Frese 1960:10, Haller 2005:150). In den Metropolen Europas fand die koloniale Besitzergreifung von Territorien in Afrika, Südamerika und Asien ihren deutlich sichtbaren Ausdruck in den neu gegründeten ethnologischen Museen. Vor dem Hintergrund des massiven Anschwellens der Sammlungen und der Praktiken der Aneignung in den Kolonien wird in einigen Publikationen zu Recht immer wieder die praktische und ideelle Verquickung von Kolonialismus und völkerkundlichen Museen hervorgehoben (Coombes 1994a, Harms 1995).
Diese Verbindung, und insbesondere der spezifische Profit, den die Museen in der Form eines sehr raschen und doch für die Museen selbst fast mühelosen Anwachsens ihrer Objektbestände zu ziehen verstanden, wurde jedoch auch schon damals kritisch gesehen. Wie Adolf Bastian in seiner „Vorgeschichte der Ethnologie hervorhebt, wurden aus den Kolonien aufgrund fehlender Informationen über die Herkunft oft wissenschaftlich unbrauchbare Objekte mitgebracht. Bastian bezeichnet diese Dinge als „Spieldinge auf Nipptischen
, denen keine Information über eine bestimmte Herkunftskultur zu entnehmen sei (Bastian 1881: 93f). Überhaupt konnte Bastian der Ideologie des Kolonialismus wenigstens aus wissenschaftlicher Sicht nichts abgewinnen. Seiner