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2030: Neue Geopolitik und die Welt von morgen
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2030: Neue Geopolitik und die Welt von morgen
Ebook208 pages1 hour

2030: Neue Geopolitik und die Welt von morgen

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Die Welt im Jahr 2030 stellt die jetzige Ordnung auf den Kopf: Die "alten" Machtzentren der Welt werden spätestens dann abgelöst sein. Insbesondere Europa wird die lange verteidigte privilegierte Position einbüßen und neuen aufstrebenden Staaten Platz machen. In der Welt von morgen werden wir dominiert von China und kann sich Russland als Gegengewicht zum Westen etablieren. Während sich die Europäische Union als historisches Projekt des 20. Jahrhunderts überlebt, verschieben sich die Kräfteverhältnisse hin zu Regionalmächten wie den Iran oder Indien.
Die Autoren konterkarieren mit ihrem geopolitischen Pamphlet herkömmliche Sichtweisen und Prognosen, wie sie auch von der CIA in dem bekannten gleichnamigen Report veröffentlicht worden sind. Sie schaffen damit das Bild einer Welt, in der die Geopolitik wieder Einzug hält - ein Spiel hat längst begonnen, in dem Europa nicht zu den Gewinnern gehört. Eine Futurologie.
LanguageDeutsch
Release dateJan 6, 2017
ISBN9783864081996
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    2030 - Thomas Flichy de la Neuville

    Erkenntnisgewinne!

    Teil 1 – Wissenschaftliche Prognostik

    Kapitel 1 – Die Europäische Union zerbröckelt

    Die US-Studie Global Trends 2030 geht über mehrere Seiten auf die Entwicklungen Europas ein. Nach ihrer Einschätzung blüht dem Kontinent eine sehr ungewisse Zukunft. Drei Szenarien werden beschrieben: brutaler Zusammenbruch, langsamer Niedergang und Neuausrichtung.

    Laut den Prognostikern ist die Hypothese eines brutalen Zusammenbruchs am unwahrscheinlichsten. Die Auflösung der Eurozone hätte eine Vertrauenskrise der Wirtschaftsakteure zur Folge, die mit massiven Kapitalabzügen reagieren und so den Zusammenbruch des Bankensystems beschleunigen würden. Über eine fatale Krise für den Euro hinaus würden vermutlich die Prinzipien der Freizügigkeit und der wirtschaftlichen Integration der EU vor dem Hintergrund politisch-gesellschaftlicher Proteste und einer Rezession in Frage gestellt.

    Die zweite, weniger dramatische Hypothese eines langsamen Niedergangs betrifft den Fall, dass notwendige Strukturreformen scheitern. Selbst wenn die schlimmsten Folgen der Wirtschaftskrise vermieden würden und die EU-Institutionen erhalten blieben, würde das Wirtschaftswachstum bei null verharren, aber vor allem der wachsende Euroskeptizismus zu einer „Renationalisierung der Auslandspolitik der einzelnen Staaten" führen.

    Immerhin beschließt der Bericht seine drei kurzen Vorhersagen zu Europa – auf gerade einmal drei Seiten! – mit einer etwas optimistischeren Note. Dem Prinzip von Krise und Erneuerung folgend, könnte Europa sich auf dem föderalistischen Projekt einer Gruppe zugkräftiger Staaten gründen, das auch die Völker Europas unterstützen. Trotz der Spaltung in ein Europa der zwei Geschwindigkeiten „würde Europas Einfluss wachsen und dadurch die Rolle Europas und der multilateralen Institutionen auf globaler Ebene gestärkt werden".¹⁶ Wie das geschehen soll, verschweigt der Bericht geflissentlich.

    Großmütterchen Europa

    Im Jahr 2030 steht es schlecht um die europäische Wettbewerbsfähigkeit, deren Grundpfeiler die Jugend, die Kreativität und das hohe Bildungsniveau der aktiven Bevölkerung, die Hochschulen und die Forschung bildeten. Die europäischen Gesellschaften sind überaltert, halten krampfhaft an ihren alten Gewissheiten fest und kultivieren die Freizeit als letzten Sinn und Zweck. Durch den zunehmenden Konkurrenzdruck insbesondere seitens der indischen, chinesischen, russischen, iranischen, brasilianischen, algerischen und mexikanischen Eliten gehen den europäischen Volkswirtschaften immer mehr Marktanteile verloren. Da die Exportverträge an einen signifikanten Technologietransfer in Richtung der Abnehmer gebunden sind, sehen sich die europäischen Industrien zur „Exzellenz" gezwungen, um einen nennenswerten Vorsprung zu halten. Der Fachkräftemangel und das Fehlen einer proaktiven Politik lassen die Kunden von gestern, die den ethischen Arbeitsstandards inzwischen Folge leisten, 2030 zu aggressiven Konkurrenten werden. Die Verträge der Unternehmen der Flugzeug-, Raumfahrt-, Pharma-, Rüstungs-, Energie- und Transportindustrie werden nicht mehr auf Englisch, sondern auf Chinesisch und Arabisch abgefasst. Obwohl dies strategische Industriezweige sind, können die Golfstaaten ungehindert einzelne oder sogar sämtliche Flaggschiffe der europäischen Industrie mit Staatsfonds in ihren Besitz bringen – Hauptsache, die Defizite werden ausgeglichen und der immer weniger attraktive Euro wird gestützt.

    Der Grexit, ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, und das damit verbundene Ende der Währungsunion würden unmittelbar zum Verlust der europäischen Einlagen in Athen und zum Anstieg der Defizite um mehrere Prozentpunkte führen. Die kolossalen Verluste würden nicht nur die ohnehin kränkelnden Volkswirtschaften der Länder zusätzlich schwächen, die Folge wäre auch eine Vertrauenskrise in die europäische Währung.

    Angesichts des Versagens sämtlicher politischer Lösungen wenden sich die Europäer massiv von der Politik ab. Das Machtwechselspiel auf nationaler Ebene und das demokratische Defizit der Europäischen Union nähren den Populismus und den Euroskeptizismus. Das Problem der Kontrolle der EU-Außengrenzen durch die Mitgliedstaaten zur Eindämmung der illegalen Einwanderung mit „Müll-Schiffen" über das Mittelmeer wird so drängend, dass Länder wie Italien mit einem Austritt aus dem Schengenraum drohen.

    Die Alterung der europäischen Bevölkerung führt zu einer Überrepräsentation der Senioren in der Gesellschaft. Die auf Umlageverfahren beruhenden Rentensysteme kollabieren und stürzen die „Oldie-Boomer" in prekäre Verhältnisse oder in eine – nicht nur finanzielle – Abhängigkeit von den jüngeren Generationen. Alt werden ist eine Sache, dabei gesund zu bleiben eine andere. Durch Umweltverschmutzung und elektromagnetische Strahlung, der die Menschen fast permanent ausgesetzt sind, nehmen die Krebsraten zu; nicht alle Hilfsbedürftigen können sich die Dienste eines Roboters, der in der Anschaffung sehr teuer ist und dafür vergleichsweise wenig kann, oder einer der seltenen Pflegekräfte leisten. Die wenigen vorhandenen Senioreneinrichtungen können sich nur einige Privilegierte leisten, gleichzeitig müssen viele öffentliche Einrichtungen schließen, weil die Finanzierung nicht mehr gesichert ist. Nicht selten ist das in harter Arbeit ein Leben lang erworbene Vermögen schon nach wenigen Jahren für die Finanzierung eines eher traurig zu Ende gehenden Lebensabends

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