Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin: Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema
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Dieses Buch möchte verbinden. Darum schließt es mit konkreten Ratschlägen, wie Christen mit unterschiedlichen theologischen Ansichten doch fruchtbar zusammenarbeiten können.
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Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin - Wilfried Plock
Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin
Wilfried Plock
© Copyright der Ausgabe 2017 by CMD
3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2021
Christlicher Mediendienst Hünfeld GmbH – CMD
Postfach 13 22
D-36082 Hünfeld
Telefon: (0 66 52) 91 81 87
Fax: (0 66 52) 91 81 89
e-Mail: mail@mediendienst.org
Internet: www.mediendienst.org
ISBN: 978–3–945973–15-8
ISBN der gedruckten Ausgabe: 978–3–945973–09–7
Umschlaggestaltung: Andreas Dasch, pier07.de
Erstellung: Digital Design Deubler, Neckargemünd
Bibelzitate werden überwiegend nach der Revidierten Elberfelder Bibel wiedergegeben (1. Auflage 1987). © Copyright 1985 R. Brockhaus Verlag Wuppertal.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Es gibt einen Weg zwischen den Extremen
Geld-zurück-Garantie
Respekt — trotz Erkenntnisunterschieden
Liebe zur Wahrheit
Teil I
Hermeneutik und Systemdenken
Grundsätzliches zur Hermeneutik (Lehre vom Verstehen eines Textes)
Die Heilige Schrift ist das inspirierte, vollkommene und fehlerfreie Wort Gottes
Die Heilige Schrift legt sich selber aus
Jesus Christus ist die Mitte der Heiligen Schrift
In der Heiligen Schrift finden wir eine „fortschreitende Offenbarung" von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22
Der rote Faden, der sich durch die Bibel zieht, ist die Heilsgeschichte
Hermeneutische Systeme
Systemdenken
Die Unausgewogenheit von Systemen
Teil II
Das theologische System des Arminianismus
Ein geschichtlicher Überblick
Eine kurze Biografie von Arminius
Die Remonstranten und die Synode von Dordrecht
Die Lehre des Arminius
Die Lehre des Arminius im Überblick
1. Der Wille des Menschen ist trotz partieller Erbsünde grundsätzlich frei
2. Bedingte Erwählung
3. Unbegrenzte Sühne
4. Der Mensch kann die Gnade Gottes ablehnen
5. Jeder Christ kann wieder vom Glauben abfallen
Die Lehre des Arminius auf dem Prüfstand
1. Verderbtheit – aber nicht »totale« Verderbtheit
2. Bedingte Erwählung
3. Unbegrenzte Sühne (Universale Genugtuung)
4. Der Mensch kann die Gnade Gottes ablehnen
5. Jeder Christ kann wieder vom Glauben abfallen
Die biblische Lehre von der Sicherheit der Erlösten
Die Ehre Gottes steht auf dem Spiel
Weitere Schwächen und Gefahren der arminianischen Sicht
Die Allwissenheit Gottes wird von manchen Arminianern angezweifelt
Arminianer neigen oft zu pragmatischen Evangelisationsmethoden
Manche arminianische-geprägte Christen bzw. Gemeinden tendieren zur Gesetzlichkeit
Teil III
Das System des Calvinismus
Geschichtlicher Überblick über Entstehung und Ausbreitung des Calvinismus
Augustin — eine schillernde Persönlichkeit
Das Jahr 397 n. Chr.
Pelagius
Martin Luther
Johannes Calvin
Philipp Melanchton
Die Täufer/Balthasar Hubmaier
Wesley und Whitefiel
Die Lehren der Reformation oder die Lehren der Bibel?
Die Lehre des Calvinismus
Das calvinistische System im Überblick
Das calvinistische System auf dem Prüfstand
1. Totale Verderbtheit
Sind wirklich alle Menschen Gotteshasser?
Ist die Lehre vom Menschen (Anthropologie) falsch?
Ist der Mensch unfähig umzukehren und zu glauben?
Können Sünder umkehren und glauben?
Wie können Tote umkehren und glauben?
Was bedeutet es, dass »der Vater zieht« ?
Wem offenbart sich der Sohn bzw. wen zieht Gott zum Sohn?
Gott kann folgende Menschen nicht dem Sohn übergeben bzw. nicht retten:
Verstockung
2. Unbedingte Erwählung
Erwählung – wie und wozu?
Zusammenfassung der Botschaft von Epheser 1,3–14
Calvin und die Souveränität Gottes
Gottes wahres Wesen und seine Eigenschaften
Doppelte Vorherbestimmung
Die Liebe Gottes im Zentrum
Gibt es eine »Verordnung« zum ewigen Leben?
Exkurs: Andere Belegstellen von MacArthur
Erwählung – folgenschwere Konsequenzen
Fazit
3. Begrenzte Sühne
Fazit
4. Unwiderstehliche Gnade
Exkurs: Der Zweck der göttlichen Berufung
Augustin und der Neu-Platonismus
Der Gebrauch von religiösem Zwang
Die Annahme des Heils
Das Bild des Rettungsrings
Die Lehre, die Gott am meisten verherrlicht
Der König und die Bettlerin
Fazit
5. Beharren der Heiligen
Wiederum Augustins Lehre
Fazit
Weitere Schwächen und Gefahren des calvinistischen Systems
1. Das schlichte Evangelium wird unnötig verkompliziert
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
2. Die Verantwortung für eine persönliche Entscheidung wird abgeschwächt oder negiert
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
3. Die Schuld für das Böse in der Welt wird Gott in die Schuhe geschoben
Wer hat meinen Sohn getötet?
Der zulassende Wille Gottes
Warum greift Gott nicht ein?
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
4. Die Souveränitätslehre wird völlig überzogen
Arthur W. Pink
Jerry Bridges: »Gott vertrauen«
Steve Lawson – Wittenberg 2017
Fazit
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
5. Die Lehre von der Verderbtheit des Menschen wird überbetont
Auswirkungen auf das praktische Gemeindeleben
6. Das Vertrauen in die Liebe und Güte Gottes wird untergraben
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
7. Die Motivation zur Evangelisation wird geschwächt
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
8. Der Gebetseifer für die Verlorenen wird gelähmt
Souveränität und Gebet
Praktische Auswirkungen auf das Gemeindeleben
9. Die geistliche Überheblichkeit wird zur Gefahr
Teil IV
Weder Arminianismus noch Calvinismus
Die Verderbtheit des Menschen
Verderbtheit oder »totale Verderbtheit«
Der Wille des Menschen
Die Erwählung »in Christus«
Das Zwei-Schienen-Modell
C. H. Mackintosh
Komplementarität — ein Erklärungsversuch
Die unbegrenzte Sühne
Der Begriff »Welt«
Die angebotene Gnade
Die sichere Bewahrung
Durch Gottes Kraft bewahrt
Von den Aposteln bezeugt
Von vielen Schriftstellen belegt
Von Spurgeon bekräftigt
Fazit: Der Weg des Heils
Teil V
In Gnade miteinander umgehen
Theologische Systeme haben Spaltungspotential
Diener Gottes gehören dem Leib Christi
Systeme haben Gutes und Schlechtes
Erkenntnisunterschiede sind nicht zwingend Irrlehren
Die Einheit kann bewahrt werden
Das weise Vorgehen der Ältesten erhält die Einheit
Übergeordnete Ziele fördern die Einheit
Unter Umständen bewahrt das Verlassen der Gemeinde die Einheit
Kurskorrektur erneuert die Einheit
Weiterführende Literatur
Pro Calvinismus
Contra Calvinismus
Fußnoten
Schriftstellen
Einleitung
Es gibt Themen, die unter Christen seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert werden. Dazu gehört sicherlich auch das Thema Calvinismus – Arminianismus. Mit diesen Schlagworten sind hitzige Debatten, heftigste Polemik und ungezählte verbale Verletzungen verbunden. Arminianismus und Calvinismus verhalten sich oft geradezu wie Erzfeinde. Nicht wenige Vertreter beider Seiten haben ihre jeweilige Sicht der Dinge zum »Schibboleth« des Christentums gemacht und zum »status confessionis« erhoben. D. h. sie erkennen nur den als Bruder an, der exakt ihr Bibelverständnis teilt. Was für eine Rechthaberei!
Die Begriffe »Calvinismus« und »Arminianismus« sind zu Reizworten mutiert. In Amerika scheint es keinen Millimeter Zwischenraum zu geben. Ich hörte einmal einen Amerikaner über Johannes Calvin sprechen. Er malte folgendes Bild: Zuerst sei die Irrlehre des Arminius aufgekommen, dann wäre sie mit den fünf Punkten des Calvinismus in die Schranken gewiesen worden. Nur schwarz oder weiß. Keine Graustufe. Seltsam. Entweder man ist das eine oder das andere. Schlussendlich wird man dann mit diesen lieblichen Etiketten behaftet.
Die Bibel ist ein sehr ausgewogenes Buch. Wir finden darin die Lehre von der Allmacht Gottes. Wir finden aber auch die Wahrheit, dass Gott in seiner Liebe den Menschen nicht zwingt. Unglücklicherweise neigen wir gefallenen Menschen zu Extremen. Für mich sind beide Lehrsysteme – der Arminianismus wie der Calvinismus – echte Extreme. Augustin, Calvin und dessen Nachfolger betonten sehr stark (zu stark?) die Souveränität Gottes, während Arminius auf der anderen Seite vom Pferd herunterfiel und besondere Betonung (zu viel Betonung?) auf die Verantwortung des Menschen legte.
Es gibt einen Weg zwischen den Extremen
Dieses Buch will einen alternativen Weg aufzeigen. Ich selbst bin weder Calvinist noch Arminianer. Warum sollten wir uns nach irgendwelchen Menschen nennen, selbst wenn sie noch so große theologische Verdienste hätten? Wir sollten uns nicht Lutheraner, Calvinisten, Arminianer, Wesleyaner, Mennoniten oder Darbysten nennen – sondern schlicht und einfach Christen (Apg 11,20)!
Und wir sollten auch nicht theologische Systeme übernehmen, selbst wenn sie noch so überzeugend klingen. Manche nennen sich 4-oder-5-Punkte-Calvinisten, John Piper behauptet, ein 7-Punkte-Calvinist zu sein. Paul Washer bezeichnet sich als 5-Punkte-Spurgeonist – was soll das alles? Warum können wir nicht »Null-Punkte-Bibelchristen« sein? Wozu diese theologischen Grabenkämpfe? Sie richten viele Parteiungen im Volk Gottes an – und draußen gehen währenddessen wertvolle Seelen verloren!
Dr. Fruchtenbaum unterscheidet in seinem Buch Gottes Wille und Menschenwille, das nicht auf Deutsch erhältlich ist, fünf verschiedene Systeme: Arminianismus, Calminianismus (fast wie Arminianismus, nur Glaube an die Sicherheit der Erlösten), Gemäßigter Calvinismus, Strenger Calvinismus und Hyper-Calvinismus (Fruchtenbaum, Arnold G.: God's Will & Man's Will, Ariel Ministries, San Antonio, TX, 2013, E-Book, S. 23–43). Wir beschränken uns in diesem Buch im Wesentlichen auf die beiden Hauptsysteme Arminianismus und Calvinismus.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen systematische Theologie. Es ist gut, wenn die Lehren über Gott, über Israel, über die Gemeinde oder über die Endzeit systematisch dargestellt werden. Aber im Blick auf das Heilsverständnis der Bibel haben die Systeme Arminianismus und Calvinismus großen Schaden angerichtet.
Geld-zurück-Garantie
Sollten Sie, lieber Leser, diese Publikation mit der Absicht erworben haben, »Kanonenfutter« für die eine oder andere Seite zu bekommen, so möchte ich Sie aufrichtig bitten, das Buch aus der Hand zu legen. Sie können es an den CMD zurücksenden – selbst, wenn Sie es irgendwo im Buchhandel erworben haben. Die CMD-Adresse finden Sie vorne im Impressum. Senden Sie uns das Buch zurück und fügen Sie Ihre Bankdaten hinzu. Wir erstatten Ihnen den Kaufbetrag.
Dem geneigten Leser wird auffallen, dass ich dem Calvinismus mehr Raum widmen werde als dem Arminianismus. Das war nicht beabsichtigt, ließ sich aber nicht vermeiden. Einerseits gibt es zum Calvinismus viel mehr zugängliche Literatur. Andererseits glaube ich, dass wir in einer Zeit leben, in der eine bestimmte Bewegung aus den USA das calvinistische Systemdenken stark in die konservativ-bibeltreuen Gemeinden des deutschsprachigen Europa gebracht hat und weiterhin bringt. Darum finde ich diese Thematik zurzeit relevanter.
Apropos Literatur. Ich habe manche Bücher aus dem angloamerikanischen Raum verwendet und die zitierten Passagen dazu aus dem Englischen übersetzt (wenn nicht anders angegeben). Auch in Großbritannien und den USA gibt es Bibellehrer, die bestimmte theologische Systeme kritisch sehen. Ich verdanke ihnen einen beträchtlichen Teil dieses Buches.
Respekt — trotz Erkenntnisunterschieden
Der Untertitel dieses Buches lautet: Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema. Die Debatte über Arminianismus versus Calvinismus hat in den vergangenen Jahrhunderten schon genug Familien und Gemeinden auseinandergerissen.
Ich komme nicht umhin, Lehrpositionen auf beiden Seiten zu hinterfragen. Ich werde auch hier und da Ross und Reiter nennen. Aber ich möchte es mit Respekt und möglichst ohne Polemik tun. Wir sprechen über Brüder und Schwestern. In manchen Fällen geht es um Personen, deren Lebensleistung herausragend war. Darum möchte ich hart in der Sache sein, jedoch verbindlich im Ton. Gott kennt unsere Motive – beim Schreiben und beim Lesen.
Liebe zur Wahrheit
Wenn man sich bewusst macht, dass die größten Denker und Lehrer der Christenheit nicht vor dem Einfluss der Philosophie gefeit und manchmal – ohne es zu merken – in bestimmten Auslegungstraditionen gefangen waren, dann muss man ganz klein und demütig werden.
Ich selbst beschäftige mich seit ca. 20 Jahren mit dem Thema Arminianismus – Calvinismus und in den letzten zehn Jahren besonders intensiv. Ich habe Dutzende Bücher von Vertretern beider Richtungen dazu gelesen. Ich war ergebnisoffen. Nicht festgelegt. Den heutigen Stand meiner bescheidenen Erkenntnis habe ich hier dargelegt.
Damit mache ich mich angreifbar – von beiden Seiten. Kritik will ich gerne auf mich nehmen, besonders, wenn sie wirklich mit Schriftargumenten und in der Haltung des Respekts vorgetragen wird.
Bitte prüfen Sie, liebe Leserin und lieber Leser, meine Ausführungen ganz gründlich mit der Bibel in der Hand. Ich kann genauso