DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE: DIE FRAU IM DUNKEL: Ein Kriminal-Roman
Von Christian Dörge
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Im Hyde Park wird die Leiche der jungen und lebenslustigen Maggie Bennet gefunden – mit zertrümmertem Schädel. Sie war auf dem Weg ins Riverside-Theater gewesen, aber niemals dort angekommen.
Chefinspektor Dick Alford und sein Assistent Sergeant Higgins von Scotland Yard übernehmen den Fall.
Ins Visier der Ermittler geraten schnell der Kunstmaler Sharingham und Larry Dearborn, der väterliche Freund der Ermordeten.
Doch Chefinspektor Alford ahnt, dass sich hinter dieser ruchlosen Tat weit mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hatte...
Mit dem Roman Die Frau im Dunkel startet Christian Dörge, Autor u. a. der München-Krimis um den Privatdetektiv Remigius Jungblut, eine Reihe, die sich als Hommage an die Kriminal-Romane von Edgar Wallace (* 1. April 1875; † 10. Februar 1932), des Meisters der Hochspannung, sowie an die legendären Rialto-Filme der 1960er Jahre versteht.
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DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE - Christian Dörge
Das Buch
Ein kalter Novembermorgen im London des Jahres 1965.
Im Hyde Park wird die Leiche der jungen und lebenslustigen Maggie Bennet gefunden – mit zertrümmertem Schädel. Sie war auf dem Weg ins Riverside-Theater gewesen, aber niemals dort angekommen.
Chefinspektor Dick Alford und sein Assistent Sergeant Higgins von Scotland Yard übernehmen den Fall.
Ins Visier der Ermittler geraten schnell der Kunstmaler Sharingham und Larry Dearborn, der väterliche Freund der Ermordeten.
Doch Chefinspektor Alford ahnt, dass sich hinter dieser ruchlosen Tat weit mehr verbirgt, als es zunächst den Anschein hatte...
Mit dem Roman Die Frau im Dunkel startet Christian Dörge, Autor u. a. der München-Krimis um den Privatdetektiv Remigius Jungblut, eine Reihe, die sich als Hommage an die Kriminal-Romane von Edgar Wallace (* 1. April 1875; † 10. Februar 1932), des Meisters der Hochspannung, sowie an die legendären Rialto-Filme der 1960er Jahre versteht.
Der Autor
Christian Dörge, Jahrgang 1969.
Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Theater-Schauspieler und -Regisseur.
Erste Veröffentlichungen 1988 und 1989: Phenomena (Roman), Opera (Texte).
Von 1989 bis 1993 Leiter der Theatergruppe Orphée-Dramatiques und Inszenierung
eigener Werke, u.a. Eine Selbstspiegelung des Poeten (1990), Das Testament des Orpheus (1990), Das Gefängnis (1992) und Hamlet-Monologe (2014).
1988 bis 2018: Diverse Veröffentlichungen in Anthologien und Literatur-Periodika.
Veröffentlichung der Textsammlungen Automatik (1991) sowie Gift und Lichter von Paris (beide 1993).
Seit 1992 erfolgreich als Komponist und Sänger seiner Projekte Syria und Borgia Disco sowie als Spoken Words-Artist im Rahmen zahlreicher Literatur-Vertonungen; Veröffentlichung von über 60 Alben, u.a. Ozymandias Of Egypt (1994), Marrakesh Night Market (1995), Antiphon (1996), A Gift From Culture (1996), Metroland (1999), Slow Night (2003), Sixties Alien Love Story (2010), American Gothic (2011), Flower Mercy Needle Chain (2011), Analog (2010), Apotheosis (2011), Tristana 9212 (2012), On Glass (2014), The Sound Of Snow (2015), American Life (2015), Cyberpunk (2016), Ghost Of A Bad Idea – The Very Best Of Christian Dörge (2017).
Rückkehr zur Literatur im Jahr 2013: Veröffentlichung der Theaterstücke Hamlet-Monologe und Macbeth-Monologe (beide 2015) und von Kopernikus 8818 – Eine Werkausgabe (2019), einer ersten umfangreichen Werkschau seiner experimentelleren Arbeiten.
2021 veröffentlicht Christian Dörge den Giallo-Roman Das rote Trauma und startet drei Roman-Serien: Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace sowie München-Krimis um die Privatdetektive Jack Kandlbinder und Remigius Jungblut.
DIE FRAU IM DUNKEL
Die Hauptpersonen dieses Romans
Richard – genannt Dick – Alford: Chefinspektor bei Scotland Yard, der bekannteste Ermittler seiner Zeit. Wohlbeleibt, den Genüssen des Lebens zugeneigt (und mit einer tiefen Abneigung gegen das Treppensteigen gesegnet), ein kultivierter Mann in den 50ern von freundlichem Wesen und scharfem Verstand (und mit einem beachtlichen Schnurrbart).
John Higgins: Sergeant bei Scotland Yard und Assistent von Dick Alford. 35 Jahre alt, passionierter Pfeifen-Raucher, ehrgeizig und mitunter impulsiv, aktiver Boxer und höchst kompetenter Kriminalist.
Bryan Wesby: Sergeant bei Scotland Yard, zweiter Assistent von Dick Alford. 40 Jahre alt, hochgewachsen und hager. Ein pedantischer und ausgesprochen effektiver Ermittler, verschlossen und nicht eben gesellig (was auch an seiner Vorliebe für Zigarren liegen mag).
Mark Bannister: Constable bei Scotland Yard, Spezialist für Tatort-Ermittlungen und Spurensicherung.
Arlena Bennet: eine junge attraktive Frau aus Whitby und Schwester der ermordeten Maggie Bennet, die nicht nur in John Higgins Beschützer-Instinkte weckt.
Larry Dearborn: ein wohlhabender Geschäftsmann im Ruhestand und väterlicher Freund von Maggie Bennet.
Frank Sharingham: Kunstmaler und Salon-Anarchist.
Elizabeth Heyes: eine berühmte und exzentrische Theater-Schauspielerin.
Peter Heyes: der ungestüme Sohn von Elizabeth Heyes.
Alfred Lennon: ehemaliger Impresario und nun Agent von Elizabeth Heyes.
Lionel Granger: Elizabeth Heyes' undurchsichtiger Verlobter.
Kommissar Jacques Perrin: ein Beamter der Polizei von Marseille.
Linette Emerson: eine Stenotypistin und Freundin von Maggie Bennet.
Claude Thompson: ein Privatdetektiv.
Dieser Roman spielt im London des Jahres 1965.
Erstes Kapitel
Es war ein kalter Novembermorgen. Heulend fegte der Wind durch die fast kahlen Bäume des Hyde Park und zerriss den dichten Nebel in graue Fetzen.
Chefinspektor Richard Alford von Scotland Yard kniete neben der Leiche der Frau. Die Frau war noch jung, kaum älter als dreißig Jahre, und vermutlich war sie einmal eine hübsche Frau gewesen. Sie lag auf dem Bauch, die Arme weit ausgestreckt, die Handflächen in dem harten, feuchten Gras nach unten gedreht. Ihre Handtasche aus weichem schwarzem Leder lag dicht neben ihrer rechten Hand, als habe sie im Tode noch nach ihr gegriffen.
Sie war eines gewaltsamen Todes gestorben, doch hatte sie – so vermutete der Chefinspektor, der wie stets einen dicken schwarzen Spazierstock bei sich trug – nicht allzu sehr gelitten. Was geschehen war, war leicht zu erkennen. In einem Auto hatte man die Frau in diesen ruhigen Teil des Parks gebracht, hatte sie mit einem Sandsack oder einem Knüppel bewusstlos geschlagen und sie dann in das Gras hinter dem Gebüsch geschafft, das die Straße flankierte. Hier erst wurde sie ermordet. Ihr Schädel war zertrümmert.
Dick hob die Hände der Toten eine nach der anderen auf und untersuchte die Nägel. Sie zeigten ihre natürliche Farbe. Die Hände waren oberflächlich durchaus gepflegt, aber die Schwielen an ihnen verrieten, dass die Frau während ihres Lebens schwer gearbeitet hatte.
Die Frau war geradezu elegant angezogen. Sie trug ein viereckig ausgeschnittenes schwarz-seidenes Kleid mit weitem Rock und über dem Kleid einen offenen schwarzen Tuchmantel. Einen Hut schien sie nicht getragen zu haben.
Dick fasste unter die Leiche, aber er entdeckte nichts. Während er sich aufrichtete, griff er nach der Handtasche.
Sergeant John Higgins beobachtete seinen Vorgesetzten, der mit behandschuhten Händen die Tasche öffnete.
»Sie wurde in einem Auto hierhergebracht«, sagte Higgins. »Reifenspuren sind deutlich erkennbar. Soll ein Abguss der Spuren gemacht werden?«
Dick schüttelte den Kopf. »Nicht notwendig. Ich gehe davon aus, dass wir den Wagen bald finden werden.«
Seine Hände nahmen aus der Handtasche ein Taschentuch, eine Dose mit festem Puder, achthundert Pfund in Scheinen, etwas Kleingeld und einen Ausweis. Nachdem er all das genau untersucht hatte, tat er die Sachen wieder in die Tasche, die er dorthin zurücklegte, wo er sie aufgehoben hatte.
»Miss Maggie Bennet«, sagte er. »Northington Street, Bloomsbury. Schneiderin. Augenscheinlich ganz geschickt, hat aber wohl nur wenig zu tun. Was meinen Sie zu dem Fall?«.
Higgins' rotes Gesicht wurde noch röter. »Die Frau wurde augenscheinlich in einem gestohlenen Wagen hierhergebracht«, entgegnete Higgins. »Höchstwahrscheinlich waren Berufsverbrecher am Werk. Aber ihr Motiv? Vielleicht arbeitete sie mit den Leuten zusammen.«
»Vielleicht. Sie war eine einfache junge Frau, die dann und wann mal ein Kleid schneiderte, meist aber alte Kleider änderte. Arm und mit kleiner Kundschaft. Kaum Make-up. Billigstes Parfüm, aber ein ganz gutes Kleid – zweifellos selbst gemacht. Immerhin verstanden die Leute, die sie im Auto mitgenommen haben, etwas von der Sache. Was halten Sie von der Handtasche?«
John warf einen Blick darauf. »Glauben Sie, dass sie ursprünglich mehr Geld enthielt? Oder Schmuck? Oder halten Sie es für möglich, dass Ausweis und Handtasche jemand anderem gehören? Um uns auf eine falsche Fährte zu locken...?«
Dick schüttelte den Kopf. »Sie trägt an der rechten Hand einen Ring mit kleinen Brillanten. Keinen Ehering. Ich glaube nicht, dass sie mehr Bargeld besaß, als die Tasche augenblicklich enthält. Handtasche und Ausweis dürften ihr gehören. Auffallend scheint mir, dass die Tasche keinerlei Schlüssel enthält. Schlüssel hat doch jeder bei sich.«
John zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat sie die Schlüssel vergessen. Das kommt bei Frauen öfters vor. Sie verließ in aller Eile ihre Wohnung und ließ die Schlüssel auf der Kommode liegen. Die Tasche... ist eine Abendtasche. Sie wollte sicher zu einer Party. Hatte sich dementsprechend fein gemacht... Okay. Die Schlüssel halte ich nicht für so wichtig. Der Pförtner hätte sie sicher ohne weiteres ins Haus gelassen.«
»Nein«, erwiderte Dick. »Das Haus Nummer 98 in der Northington Street gehört zu einem Block mehrerer kleiner Häuser mit kleinen Gärten. Bauten, die gleich nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden – ohne Pförtner. Es wäre natürlich möglich, dass sie die Schlüssel liegenließ, als sie den Inhalt ihrer gewöhnlichen Tasche in ihre Abendtasche legte, aber das bezweifle ich. Wer so eine Art Bungalow bewohnt, lässt, wenn er ausgeht, die Schlüssel nicht liegen, denn das brächte allerhand Schwierigkeiten mit sich.«
John nickte. »Das klingt durchaus plausibel. Sie wurde das Opfer einer Verbrecherbande, die es auf die Schlüssel zu ihrem Haus abgesehen hatte. Verdammt noch mal. Damit kommen wir aber nicht weiter. Berufsverbrecher schlagen nicht eine kleine Schneiderin nieder, um sich ein paar Schlüssel anzueignen.«
»Das glauben Sie. An sich interessant, vielleicht sogar wahr.«
Beide schwiegen. Sergeant Higgings sah hinüber zur Straße, die etwa zwanzig Meter von dem Fleck, wo sie standen, entfernt war. Mehrere Bobbys bildeten eine Reihe, um Neugierige fernzuhalten, aber bei dem kalten Wetter und um diese frühe Morgenstunde waren an einer so abgelegenen Stelle des Parks ohnedies kaum Fußgänger unterwegs.
Aus der Richtung London kam ein Wagen mit Höchstgeschwindigkeit herangebraust. John erkannte ihn gleich als Wagen der Spurensicherung. Er wollte gerade eine Bemerkung machen, als eine neue Gestalt auf dem Schauplatz erschien.
Durch das feuchte Gras und das niedrige Gebüsch schreitend, näherte sich ihnen Dicks zweiter Assistent, der hagere Sergeant Bryan Wesby. Er blieb stehen und betrachtete einen Augenblick lang die Leiche, die da im Grase lag.
»Das Auto haben wir bereits gefunden, Chefinspektor«, sagte er zu Dick Alford. »Es steht ein paar hundert Meter entfernt die Straße abwärts unter einer Baumgruppe. Ein Viscount. Eigentümer ist ein gewisser Paul Redfern. Er rief gestern Abend gegen halb acht von seiner Wohnung aus bei dem zuständigen Polizeirevier an und meldete den Verlust des Wagens. Nach seinen Angaben wurde der Wagen am Whitecross Place gestohlen. Redfern ist eine respektable Persönlichkeit. Ziemlich bekannt. Finanzbeamter.«
Wesbys Meldung schien Dick zufriedenzustellen. »Seinetwegen brauchen wir uns keine Sorge zu machen, Bryan«, sagte der Chefinspektor. »Finanzbeamte morden nicht mit einem Sandsack. Aber wissen Sie, ob der Viscount bei dem Verbrechen benutzt wurde?«
»Wir fanden in ihm einen Damenhut«, erwiderte Wesby. »Außerdem allerlei verdächtige Spuren an den Vorderreifen, den Kotflügeln und so weiter. Der Parkwächter, der die Leiche der Frau fand, fand auch den Wagen. Vielleicht sollten wir den Mann engagieren.«
Die drei Beamten lächelten trübe. Der Chefinspektor zündete sich eine Zigarette an.
Auf der Straße stiegen aus dem Wagen der technischen Abteilung Beamte mit Kameras und anderen Geräten.
»Wollen Sie den Viscount in Augenschein nehmen, Chefinspektor?«, fragte Wesby.
Dick schüttelte den Kopf. »Sie bleiben hier, Bryan. Vielleicht finden die Leute von der Spurensicherung ein paar ausgefallene Haare oder sogar einen Fingerabdruck. Auch die Kamera könnte allerlei entdecken, obwohl ich das bezweifle. Was hier geschehen ist... ist die Arbeit gerissener Gewaltverbrecher.«
Er sah John Higgins an und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. »Tja«, sagte er, »fahren wir also in die Northington Street.«
Zweites Kapitel
Als der Wagen an den Bordstein fuhr und vor dem kleinen bungalowähnlichen Haus hielt, entfernte sich eine Frau von einem der Frontfenster und öffnete die Haustür. Sie blieb in der Türöffnung stehen und starrte, mit der Hand auf dem Mund, nach draußen. Sie trug einen Morgenrock. Das Haar hing ihr lose auf die Schultern herab. Sie sagte nichts, als der Chefinspektor aus dem Wagen stieg, das Tor öffnete und durch den kleinen Garten auf das Haus zuging. Die Frau war jung. Sie hatte braunes Haar, und der Morgenrock umhüllte eine fast kindliche Gestalt. Sie sah von dem Chefinspektor hin zu John Higgins, der seinem Vorgesetzten folgte.
»Maggie«, flüsterte sie. »Ist Maggie etwas passiert?«
»Sie sind ihre Schwester?« Die Stimme des Chefinspektors klang freundlich, aber seine Augen waren forschend auf das verstörte Gesicht des jungen Mädchens gerichtet, das augenblicklich keines Wortes mehr mächtig schien.
»Arlena Bennet«, sagte sie endlich. »Sind Sie von der Polizei?«
Dick nickte. »Es ist ein Unglück passiert«, sagte er. »Wir sollten ins Haus gehen. Dort können wir uns ungestört unterhalten.«
Sie betraten das Haus. John Higgins folgte ihnen und schloss hinter sich die Tür.
Wie betäubt wankte das Mädchen in ein Wohnzimmer. Es war klein und vollgestellt mit alten Möbeln. Auf einem großen Tisch lagen Stoffe, Näh-Utensilien. Es gab eine Nähmaschine, farbenfrohe Mode-Journale, ein paar Teller mit den Resten einer frugalen Mahlzeit.
Das Mädchen setzte sich in einen Sessel. Ihre langen, schmalen Hände lagen gefaltet in ihrem Schoß.
»Was... was ist passiert?«, fragte sie.
»Ihre Schwester wurde in der vergangenen Nacht überfahren«, sagte Dick. »Es geschah vor etwa zehn bis zwölf Stunden.«
»Überfahren...? Sie meinen getötet?«
Dick nickte.
Arlena Bennet schlug die Hände vor das Gesicht, und ihr Körper begann zu zittern. Dick ließ die Blicke durch das Zimmer schweifen und entdeckte einen Wandschrank. Er öffnete den Schrank, fand eine Flasche und ein paar Gläser. Er öffnete die Flasche und roch an ihr. Sie enthielt billigen, aber guten Scotch. Er füllte ein Glas und reichte es dem Mädchen.
»Trinken Sie«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. Auf sein Drängen nippte sie an dem Glas. Dick sah, dass ihr Gesicht langsam wieder Farbe bekam.
»Als ob ich es geahnt hätte«, sagte sie. »Ich bin erst gestern Nachmittag in London angekommen. Maggie wollte nicht, dass ich auf sie wartete. Ich sollte zu Bett gehen. Maggie wollte ins Theater und meinte, es würde zu lange dauern. Ich war gestern fast den ganzen Tag unterwegs... Ich schlief fest und wachte erst vor einer halben Stunde auf. Als ich feststellte, dass Maggie nicht im Hause war, packte mich die Unruhe...«
Sie sprach nicht weiter und sah Dick an. »Wie ist es passiert?«, wollte sie wissen.
Dick nahm ihr das Glas aus der Hand.
»Hören Sie zu, Miss«, sagte er. »Ihre Schwester wurde im Hyde Park überfahren. Allerlei Tatsachen lassen vermuten, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Wir möchten ein paar Fragen an Sie richten.«
»Hyde Park? Maggie wollte doch in das Riverside-Theater...«
Sie erhob sich plötzlich. Ihr junges Gesicht wurde hart. »Ein Unfall kann es nicht sein. Vor zehn oder elf Stunden, sagten Sie eben...? Um diese Zeit hätte Maggie längst im Theater gewesen sein müssen.«
Sie setzte sich wieder. Ihr Wesen war plötzlich wie ausgewechselt. Ihre Lippen zitterten zwar, aber die blauen Augen flammten in ihrem bleichen Gesicht.
»Etwas stimmt hier nicht«, sagte sie. »Das wusste ich gleich, als ich feststellte, dass Maggie nicht nach Hause gekommen war. Sie ist ein braves Mädchen... Die allerbeste Schwester auf der ganzen Welt.« Sie schwieg einen Augenblick lang. »Fragen Sie mich, was immer Sie wollen, Chefinspektor«, fügte sie hinzu.
Während Dick sich auf einen Stuhl setzte, nahm John Higgins auf der Ecke des Tisches Platz.
»Mein Name ist Richard Alford«, stellte sich Dick endlich vor. »Es ist so gut wie sicher, dass Ihre Schwester gegen ihren Willen in den Park geschafft wurde. Sie wurde ermordet. Wenn wir die Täter ermitteln und bestrafen wollen, ist jede Minute von absoluter Wichtigkeit. Sagen Sie uns bitte, Miss, wann Sie Ihre Schwester zuletzt gesehen haben und was sich, soweit Ihnen bekannt, ereignete. Sie kamen aus der Provinz nach London. Ihre Schwester ging gestern Abend ins Riverside-Theater in der Westmoreland Street?«
»Ja«, antwortete Arlena. »Ich kam aus Whitby. Mein Bruder hat kürzlich geheiratet. Deshalb wurde vereinbart, dass ich zu Maggie ziehen sollte, um ihr bei ihrer Arbeit zur Hand zu gehen und dass wir...« Die Stimme des Mädchens bebte, sie schwieg einen Augenblick. Dann fuhr sie fort: »Meine Schwester hatte einen Untermieter, einen Mr. Larry Dearborn, der die zwei Hinterzimmer bewohnte. Gestern Morgen zog er aus. So hatten Maggie und ich für unsere gemeinsame Arbeit Platz genug. Maggie hatte mehr Aufträge, als sie bewältigen konnte und...«
»Einen Augenblick bitte«, unterbrach Dick sie. »Dieser Larry Dearborn – was ist er für ein Mann?«
»Ein liebenswerter Mensch, Chefinspektor. Das behauptete Maggie. Ich kenne ihn nicht. Habe ihn nie zu Gesicht bekommen. Maggie erwähnte ihn öfter in ihren Briefen. Er muss über sechzig Jahre alt sein und hat sich vom Geschäft zurückgezogen. Maggie hatte ihm die zwei genannten Zimmer vermietet, und er bezahlte sehr gut... ja, er mochte Maggie gern leiden, und sie ihn auch. Ich glaube, er wollte sie finanziell unterstützen, damit sie...« Das Mädchen zögerte. »Sie ist eine ausgezeichnete Schneiderin. Aber Maggie lehnte Dearborns Angebot ab.«
»Wissen Sie, wo Dearborn augenblicklich wohnt?«
»Ja. Er zog in das Meridian-Hotel in der Old Compton Street. Gestern Morgen – in aller Frühe! – holte er seine Sachen ab. Bis auf eine Pappschachtel mit Papieren. Mr. Dearborn und Maggie waren sehr befreundet. Zwei Jahre hatte Dearborn bei Maggie gewohnt. Er hasste Hotels und war nicht gern allein. Die zwei waren wirklich gute Freunde – sehr gute Freunde.«
Dick knurrte vor sich hin. »Gut, Miss. Nun zu gestern Abend und zu dem Augenblick, als Sie Ihre Schwester zum letzten Mal sahen. Sie ging also ins Theater...«
Arlena nickte. »Es war so: Maggie und ich sprachen über vergangene Zeiten. Von Ausgehen war nicht die Rede. Dann klingelte das Telefon in der Diele. Ich ging an den Apparat, weil Maggie gerade eine Arbeit in den Händen hatte. Ein junger Mann wollte Maggie sprechen.