Das richtige Bild: Gedanken zur Gestaltung von bewegten Bildern
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Die analoge Kleinbild-, Schmalfilm- und Videowelt war in der Regel privat und in begrenztem Kreis zu sehen und unterschied sich klar von professioneller Bildberichterstattung oder fotografischer bzw. filmischer Bildererzählung. Durch die Digitalisierung mit ihrer rapiden, unverändert weiter steigenden technischen Qualität in Aufnahme, Bearbeitung und Verbreitung verwischt diese Trennung immer mehr.
Die Kamerafunktion eines besseren Smartphones erfüllt neben der eigentlichen Aufgabe, der Bildkommunikation und der Alltags- oder Amateurfotografie auch mehr oder weniger die Anforderungen des Bildjournalismus, der professionellen künstlerischen Fotografie und der professionellen Kinematografie. Dazu ist hochwertige digitale Technik als Hard- und Software für den semi- und vollprofessionellen Bereich in verschiedenen Preisklassen breiten Schichten zugänglich.
Die Bilder dieser Kameras sind, wie es so schön heißt, sendefähig.
Die unbestrittenen Vorteile der "Demokratisierung" des Bildes, die Bilder vom Maidan, dem Taksim Platz oder vom arabischen Frühling als Beispiel stehen offensichtliche Nachteile gegenüber, wie das gerade aktuelle Thema der Gesichtserkennung und der Datenspeicherung. Dies sind andere Themen und nicht Gegenstand der folgenden Betrachtungen.
In der aktuellen digitalen Bilderwelt sind die notwendigen Vorarbeiten der Bildgestaltung - Überlegung, Skizze, Entwurf – zumeist verschwunden und ersetzt durch den unmittelbaren Knopfdruck der Aufnahme, dem sofortigen Versenden und dem dazugehörigen unvermeidlichen Kurzkommentar.
Dazu sind alle digitale Bilder immer gleich verfügbar und vorhanden und dazu häufig gleichwertig; das bedeutet letztendlich meist überflüssig und in der unüberschaubaren Menge ohne echten Wert. Sie dienen zu oft der Ablenkung und werden zerstreut, mit einem Fingerwischen, weggeblättert.
Es spielt keinen Unterschied mehr, ob ein Bild gemacht wird oder nicht, weil es inzwischen schon gemacht worden ist. Alle Bilder werden gemacht und genau so sehen sie aus und wir sehen sie uns nicht mehr an, denn sie sagen sie uns nichts mehr.
Alle machen Bilder und keiner sieht sie sich an. Diese Bilderflut und die damit veränderte Art des Sehens stellt einen vorläufigen Endpunkt in der Evolution der Bilder dar.
Aus der Grammatik der Zeichnungen und Bilder aus dem Ende der Altsteinzeit bis zum Kubismus ist aus der ebenso jungen Kunst der Fotografie innerhalb weniger Jahrzehnte im Kino eine Bilderzählung entstanden, die, so kann man sagen, die Kunstform des 20. Jahrhunderts darstellt.
Der Blick und der Ausschnitt, die Farbe, das Licht, die Bewegung und die Dauer - in diesem Text werden die grundlegenden Elemente der Sprache der bewegten Bilder betrachtet.
Gedanken zum Bilderverstehen in einer Zeit in der dem Bildermachen viel Gedankenlosigkeit innewohnt. Eine Anregung zum Nachdenken für alle die Bilder lesen wollen, für alle die Bilder machen wollen, für alle die nicht gleich auf record drücken. Gedanken darüber was die bewegten Bilder ausmacht, die wir ansehen wollen; die wir ansehen damit und weil sie erzählen. Eine Anregung ohne Kameratypen, ohne Objektiv- Empfehlungen, ohne Gebrauchsanweisungen, ohne look up table, ohne tutorial und - ohne Bilder.
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Das richtige Bild - Michael Bertl
GEDANKEN ZUR GESTALTUNG VON BEWEGTEN BILDERN
Die «richtigen Worte» findet man mit Überlegung, Einsicht und Einfühlungsvermögen. Gefunden, werden sie mit Bedacht gewählt und vorgetragen.
Analog dazu die richtigen Bilder, also für eine filmische Erzählung im Sinne von Ansprache, Verständigung und Teilhabe, in einer Weise, die dem Betrachteten und den Betrachtenden mit Respekt begegnet, die sich auf sie einlässt und sie mitnimmt, und nicht in einem Gegensatz zu «falschen» Bildern, die es durchaus gibt, wie es ganz sicher unangemessene und in jedem Fall viel zu viele bedeutungslose Bilder gibt.
«Die Kraft eines Portraits liegt in dem Bruchteil einer Sekunde,
in dem man etwas vom Leben der
fotografierten Person versteht.»
«Ich nahm mir acht Jahre Zeit, um zu schauen.
Die wichtigste Erkenntnis war, dass ich Teil der Natur bin
genau wie eine Schildkröte,
ein Baum oder ein Kieselstein.»
Sebastião Ribeiro Salgado, «Das Salz der Erde»
SPRECHEN ÜBER BEWEGTE BILDER
Die analoge Kleinbild-, Schmalfilm- und Videowelt war in der Regel privat und in begrenztem Kreis zu sehen und unterschied sich klar von professioneller Bildberichterstattung oder fotografischer bzw. filmischer Bildererzählung. Durch die Digitalisierung mit ihrer rapiden, unverändert weiter steigenden technischen Qualität in Aufnahme, Bearbeitung und Verbreitung verwischt diese Trennung immer mehr.
Die Kamerafunktion eines besseren Smartphones erfüllt neben der eigentlichen Aufgabe der Bildkommunikation und der Alltags- oder Amateurfotografie auch mehr oder weniger die Anforderungen des Bildjournalismus, der professionellen künstlerischen Fotografie und der professionellen Kinematografie. Dazu ist hochwertige digitale Technik als Hard- und Software für den semi- und vollprofessionellen Bereich in verschiedenen Preisklassen breiten Schichten zugänglich.
Die Bilder dieser Kameras sind, wie es so schön heißt, sendefähig.¹
Den unbestritten positiven Aspekten der Bildomnipräsenz, die Aufnahmen vom Maidan, dem Taksim Platz oder vom arabischen Frühling als Beispiel, stehen offensichtliche, höchst bedenkenswerte Nachteile gegenüber wie die elektronische Gesichtserkennung, lückenlose Videoüberwachung des öffentlichen Raumes und Datenspeicherung. Diese wichtigen Themen der digitalen Bilderwelt sind nicht Gegenstand der folgenden Betrachtung.
In der aktuellen digitalen Bilderwelt sind die notwendigen Vorarbeiten der Bildgestaltung – Überlegung, Skizze, Entwurf – zumeist verschwunden und ersetzt durch den unmittelbaren Knopfdruck der Aufnahme, dem sofortigen Versenden und dem dazugehörigen unvermeidlichen Kurzkommentar.
Dazu sind alle digitalen Bilder immer gleich verfügbar und vorhanden und dazu häufig gleichwertig; das bedeutet: letztendlich meist überflüssig und in der unüberschaubaren Menge ohne echten Wert. Sie dienen zu oft der Ablenkung und werden zerstreut mit einem Fingerwischen weggeblättert.
Mittlerweile ist es völlig egal, ob ein Bild gemacht wird oder nicht, weil es inzwischen schon gemacht worden ist. Alle Bilder werden gemacht und genau so sehen sie aus, und wir sehen sie uns nicht mehr an, denn sie sagen uns nichts mehr.
Alle machen Bilder und keiner sieht sie sich an. Diese Bilderflut und die damit veränderte Art des Sehens stellen einen vorläufigen Endpunkt in der Evolution der Bilder dar.
Aus der Grammatik der Zeichnungen und Bilder seit dem Ende der Altsteinzeit bis zum Kubismus ist aus der ebenso jungen Kunst der Fotografie innerhalb weniger Jahrzehnte im Kino eine Bilderzählung entstanden, die, so kann man sagen, die Kunstform des 20. Jahrhunderts darstellt.
Der Blick und der Ausschnitt, die Farbe, das Licht, die Bewegung und die Dauer – in diesem Text werden die grundlegenden Elemente der Sprache der bewegten Bilder betrachtet.
Gedanken zum Bilderverstehen in einer Zeit, in der dem Bildermachen viel Gedankenlosigkeit innewohnt.
Eine Anregung zum Nachdenken für alle, die Bilder lesen wollen, für alle, die Bilder machen wollen, für alle, die nicht gleich auf «record» drücken. Gedanken darüber, was die bewegten Bilder ausmacht, die wir ansehen wollen, die wir ansehen, damit und weil sie erzählen. Eine Anregung ohne Kameratypen, ohne Objektiv-Empfehlungen, ohne Gebrauchsanweisungen, ohne look up table, ohne tutorial und – ohne Bilder.
1«Bild» wird in diesem Text in unterschiedlichen Begrifflichkeiten verwendet. Was wir mit unseren Augen sehen, ergibt ein Bild in unserer Wahrnehmung, den Seheindruck. Zum Anderen ist es ein gestaltetes Bild, ein geschaffenes Bild, (ein gemaltes, gezeichnetes, gestricktes, gewebtes, fotografiertes., usw. Bild) hier natürlich vor allem das kinematografisch fotografierte Bewegtbild. Und zum Dritten eine Vorstellung, ein Gedanke, eine Absicht, ein Bild im Kopf, das oft zwischen einem gesehenen und einem gemachten Bild liegt. Es ist vor allem ein gedachtes und immer ein erinnertes Bild.
BLICK UND BILD BETRACHTUNG, BESCHREIBUNG UND EMPFINDUNG
«Ich habe geträumt, dass mein Film nach und nach
unter dem Blick entstand wie ein ewig neues Gemälde»
Robert Bresson, Notizen zum Kinematographen
WAS WIR SEHEN
Im Landeanflug auf das nächtliche Berlin. Durch die Wolkendecke zuerst ein schmutziger Schimmer, dann die Lichter der Großstadt, Natrium, Rost, Kupfer bis zum Horizont. Von Norden gesehen liegen hinter dem Fernsehturm in nächtlichen Schatten bis zum Horizont Alleen, Ausfallstraßen, Plätze, Höfe braunkohlebraun und aschgrau. Prenzlauer Berg, Mitte, der Wedding, kurz vor der Landung illuminiert, warm und dunkel. Eine Ankunft. Die Stadt ist schön. Der müde Blick auf sie ist schön. Das Bild ist schön.
Ein sehr großes, sehr neues Handy wird am Fensterplatz des Flugzeuges gezückt. Zehn, vielleicht fünfzehn Aufnahmen. Was sie im Einzelnen unterscheidet nicht auszumachen. Aber die nächtlichen Wolken auf dem Bildschirm sind nun klar und abgehoben zu erkennen und zeigen gestochen scharfe Konturen. Die Beleuchtung der Stadt diodenweiß, fast blau, grell und beißend. In den Straßen auf den Hausfassaden jedes Detail auszumachen, taghell, abgestuft von weiß zu schimmelgrün.
Der Blick wandert noch einmal wie verwundert nach draußen. Vor dem Kabinenfenster ein Bildschirm, darauf das Bild der Welt, hinter dem Kabinenfenster die Welt. Welt und Bild liegen direkt übereinander und sehen sich nicht einmal annähernd ähnlich. Das Bild der Stadt zeigt eine andere Stadt, sie ist deutlich kühler und heller. Die Überbelichtung der Nacht ist von gespenstisch grünklarer Fahlheit. Farben und Helligkeiten, die nicht da sind, zumindest für das Auge nicht erkennbar. Welche Welt sieht die Maschine, die mehr sieht als das Auge?
Landung in Tegel. Die Fotografin versendet ihr Bild mehrmals, und dann wird abgeschnallt und ausgestiegen.
Ein Bild wird bemerkt, das in seiner Schönheit, Einzigartigkeit oder Neuigkeit berührt und gefällt. Anstatt nun genauer hinzusehen und sich einer Bilderfahrung bewusst zu werden, übernimmt der moderne digitale Reflex – die unmittelbare und unreflektierte Aufnahme nämlich. Es wird ausgelöst, ein Bild wird gemacht. Viele Bilder werden gemacht.
Eine Erinnerung an den Moment gibt es nicht, denn man hat ja gar nicht hingesehen. Das stattdessen gemachte Bild erzählt nicht von dem Gesehenen, es erzählt vor allem nicht von dem eigentlichen Eindruck. Mit dem Versenden wird geteilt, und geteilt wird das Nicht-Hinsehen, das Nichterlebnis.
Der gute Grund, diesen einen Eindruck fotografisch festzuhalten, ist auf dem Bild nicht zu erkennen. Sichtbar ist die Sensation der Oberfläche eines durchaus gelungenen Bildes, das genau genommen Programmierer in einem sehr fernen Land gestaltet haben.
Was haben wir gesehen? Was hat die Maschine