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Was das Sonntagskind erlauscht
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eBook216 Seiten2 Stunden

Was das Sonntagskind erlauscht

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Über dieses E-Book

Eine wundervolle Kurzgeschichtensammlung für Kinder von Else Ury. Höre zum Beispiel von dem schönen Hund Fifi, der zu sehr mit seiner eigenen Eitelkeit beschäftigt ist, von den Hausgeistern Flick und Flock, die plötzlich verschwinden oder von Lenis erstem Schultag. Das und noch vieles mehr erlebst du in dieser spannenden Sammlung.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum2. Aug. 2021
ISBN9788726883794
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    Buchvorschau

    Was das Sonntagskind erlauscht - Else Ury

    Else Ury

    Was das Sonntagskind erlauscht

    Erzählungen und Märchen für Kinder im Alter von 6-9 Jahren

    Saga

    Was das Sonntagskind erlauscht

    Coverbild/Illustration: Shutterstock

    Copyright © 1905, 2021 SAGA Egmont

    Alle Rechte vorbehalten

    ISBN: 9788726883794

    1. E-Book-Ausgabe

    Format: EPUB 3.0

    Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

    Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

    www.sagaegmont.com

    Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

    Das Sonntagskind

    Droben in dem schimmernden Feenreiche, da sitzen in einem lichtfunkelnden Saale all' die guten Feen und schauen mit lächelndem Blick auf die Menschen herab. Und jedesmal, wenn ein Sonntagskind auf die Welt kommt, dann schwebt eine von ihnen zur Erde hinunter und legt dem neugeborenen Kindlein ein Feengeschenk in die Wiege. Das Leben des Kindes aber wird durch die Gabe der guten Fee froh und glücklich, und die anderen Menschen sagen dann: »Es ist eben ein Sonntagskind!«

    An einem schönen, klaren Sonntag war's, die Glocken läuteten gar feierlich durch das Land, da schlug wieder einmal ein Kindlein zum ersten Male die strahlenden Augen auf. Und in der Nacht schwebte lautlos aus dem Feenreiche eine lichte Feengestalt, das Märchen genannt, zu der Wiege des neugeborenen Mägdleins herab. Sie neigte sich über das schlummernde Sonntagskind und küßte seine Stirn. Dann nahm die liebliche Fee den Märchenschleier, den sie aus glitzernden, bunten Fäden gesponnen, und warf ihn über das schlafende Mägdlein. Das war die Gabe der Märchenfee; mit goldenen Schwingen flog sie wieder in das Feenreich zurück.

    Das Sonntagskind aber wuchs heran, und der Märchenschleier wand sich, unsichtbar den Blicken der Menschen, um sein Blondköpfchen. Mit träumerischen Blauaugen blickte das kleine Mädchen durch das zarte Schleiergewebe in die Welt hinein.

    Ach, was sah und hörte das Sonntagskind nicht alles durch seinen Märchenschleier; wenn die anderen Kinder im lauten Spiele durch die Gasse tobten, dann lehnte das Sonntagskind abseits unter der großen Linde, und der durch die Blätter streichende Wind säuselte ihr ins Ohr:

    »Was leise flüstert der Abendwind,

    Das hörst nur du, du Sonntagskind!«

    Und er erzählte der lauschenden Kleinen die herrlichsten Märchen; was hatte der Wind, der durch so viele, viele Länder wehte, nicht alles geschaut und erlebt! –

    Mittags, wenn die liebe Sonne in das Stübchen flimmerte und Millionen kleiner, goldener Sonnenstäubchen durch die Luft schwirrten, dann griffen wohl auch die anderen Kinder nach den leuchtenden Goldstäubchen; aber nur das Sonntagskind sah durch seinen Märchenschleier, daß das gar keine Stäubchen waren, sondern winzige, goldene Engelchen, die auf den glitzernden Sonnenstrahlen gar lustig auf die Erde herabritten.

    Und der Mann im Monde sandte des Abends, wenn das Sonntagskind in seinem Bettchen lag, die silbernen Mond-Elfchen zu ihm herab, die sangen dem kleinen Mädchen die schönsten Märchen ins Ohr.

    Von den funkelnden Sternlein tanzten glitzernde Sternschnuppen vom nächtlichen Himmel hernieder, und es tönte leise ins Ohr des Mägdleins:

    »Was die Sonne, der Mond und die Sternlein geschaut,

    Nur dir, dem Sonntagskind, sei es vertraut!« –

    Am heißen Sommertage lag das Sonntagskind an der kühlen Waldquelle und lauschte dem Märchen, das der geschwätzige Quell murmelte, von den Wassernixen, die unten auf dem Grunde im kristallnen Palaste hausen. –

    Wenn im Frühling die Störche und Schwalben aus heißen Ländern heimkehrten, dann erzählten sie dem Sonntagskinde, was sie auf der weiten Reise geschaut. Und der Storch klapperte, und die Schwalbe zwitscherte:

    »Gar viel haben wir in der Ferne geseh'n,

    Du, Sonntagskind, nur kannst uns versteh'n!« –

    Im Winter aber, wenn der Schnee in dichten Flocken zur Erde herabwirbelte, und die Kinder unter Lachen und Jauchzen den grimmigen Schneemann bauten, dann preßte das Sonntagskind sein Blondköpfchen gegen die Fensterscheibe, schaute in das lustige Schneetreiben hinaus, und die herniedertanzenden Flocken erzählten dem kleinen Mädchen von dem bläulich funkelnden Eispalast droben in den Wolken, und durch ihren Märchenschleier erblickte es die schimmernde Eiskönigin in ihrem glitzernden Eiszapfengewande. –

    Die allerschönsten Märchen aber wußte das flackernde Kaminfeuer der Kleinen zu berichten, – hei! – wie das knisterte und prasselte, und atemlos lauschte das Sonntagskind den Märchen, die das knatternde Holz aus Wald und Heide erzählte. Aus den Flammen zischte es zu dem Mägdlein empor:

    »Was ich schaut' in der Heide auf Waldesmoos,

    Du Sonntagskind vernimmst es bloß!« –

    So wuchs das Sonntagskind heran, und all' die schönen Märchen, die es durch seinen Märchenschleier geschaut und erlauscht, hat es niedergeschrieben, daß sich auch all' die anderen Kinder auf der Welt daran freuen sollen.

    »Und für euch Kleinen erzählt jetzt geschwind

    Die schönsten Märchen das Sonntagskind!«

    Naschkätzchen

    »So – Elschen – du sollst auch bei Papas Geburtstagstorte helfen, geschwind, reibe mir die Mandeln auf dem kleinen Reibeisen,« sagte die Mutter lächelnd, der Kleinen eine große Tüte mit süßen Mandeln zuschiebend.

    Mit leuchtenden Blicken machte sich Elschen an die Arbeit. Ei, wie schön das ging – lustig sprangen die weißen und braunen Mandelflöckchen in den Napf.

    Ob sie wohl schön süß waren? – Elschen machte begehrliche Augen; ach – wenn Muttchen sich doch nur einmal umdrehen wollte! Muttchen aber drehte sich nicht um, ein Ei nach dem anderen schlug sie in die duftende Kuchenmasse und knetete sie mit dem weißen Mehl zusammen.

    Elschens eben noch so fröhliches Gesicht wurde mit einem Male ganz brummig; verdrossen rieb sie die Mandelkerne, die lustige Arbeit machte ihr auch kein bißchen Spaß mehr – wenn sie doch nur heimlich eins der hübschen, braunen Kernchen in den Mund spazieren lassen könnte! Aber die liebe Mutter, die ihr doch sicherlich gern eine Mandel geschenkt hätte, darum zu bitten, das fiel dem kleinen Mädchen nicht ein.

    »Anna, ist der Backofen auch gut heiß?« fragte die Mutter und wandte sich prüfend dem Herde zu. Schwapp – hatte Elschen eine große Mandel in den Mund geschoben. Doch da – in der Hast kam das Fingerchen zu dicht an das Reibeisen.

    »Au« – schrie Elschen und lief bitterlich weinend zur Mutter. Tröstend verband die gute Mutter das blutende Fingerchen; sie sah nicht Elschens verlegenes Gesicht, als sie ihr als Schmerzensgeld zwei wundersc