Charakteristika und Zielkatalog des EU-Systems und der EU-Außenpolitik: Perspektiven für die EU als internationaler Akteur
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In diesem Kontext lässt sich festhalten, dass der Prozess der europäischen Integration tatsächlich einzigartig ist. Es geht bei der EU wirklich um eine Organisation sui generis, die momentan Elemente teils u. a. einer internationalen Organisation, eines Staatenbundes oder eines Bundesstaates enthält. Demgemäß besteht die institutionelle Architektur der Union aus einem komplexen Gefüge supranationaler sowie intergouvernementaler Organe. Somit handelt es sich dabei um einen beispiellosen Machttransfer, der lediglich zu erfassen ist, wenn man sowohl die konzeptionellen wie ebenfalls historischen Grundlagen der europäischen Integration kennt.
Als Nächstes ist festzustellen, dass die EU heute nicht nur eine politische und wirtschaftliche Interessengemeinschaft souveräner Nationalstaaten, die auf völkerrechtlichen Verträgen basiert, sondern auch eine Werte- und Rechtsgemeinschaft der differenten Interessen ist. Hier ist es deutlich zu erkennen, dass sich der europäische Integrationsprozess vielmehr durch ein Spannungsverhältnis im Handeln der Akteure auszeichnet. Diese zentralen Akteure der EU sind die eigenstaatlichen nationalen Regierungen. Sie sind einerseits bereit, die Macht an die europäische Ebene abzugeben, andererseits wollen sie jedoch diese Macht der neu geschaffenen Ebene zu begrenzen. Allerdings ist eins jedenfalls sicher, und zwar, dass sie den eigenen politischen Einfluss stets bewahren möchten.
Vereinfacht lässt sich sagen, dass die EU charakteristisch vielmehr ein ambivalenter internationaler Akteur ist. Als solcher weist sie einerseits zivilisatorische und normative Elemente sowie hegemoniale Züge auf, andererseits exportiert sie aber zugleich demokratische Normen und westliche Werte...
Ibrahim Bekmezci
Ibrahim Bekmezci, geb. in Ankara/Beypazari, ist Politologe und Jurist in Hamburg. Er studierte Politikwissenschaft, Jura und BWL an den Universitäten in Bamberg und Hamburg. Er promovierte an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg.
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Charakteristika und Zielkatalog des EU-Systems und der EU-Außenpolitik - Ibrahim Bekmezci
Abstract
The subject of the present study is „Characteristics and catalog of objectives of the EU system and EU foreign policy. Perspectives for the EU as an international actor". This thesis deals with alternative models of democratically shaped, modern systems of government in a legal-institutional context. It is about the foundations, goals, central institutions, actors, structures, procedures and democratic legitimacy of the complex EU system as well as its foreign policy role as a global player in the system of international relations.
Overall, it can be stated that the EU system has a unique form of organization that is difficult to define conceptually. In its 70-year history, the EU has consistently pursued the goal of expanding geographically on the one hand and, on the other hand, parallel to political events and developments, in addition to economic integration, to deepen its legal and institutional depth accordingly.
In this context, the process of European integration is about a sui generis organization that means „of its own kind, in a class by itself, therefore „unique
. The complex EU system contains elements of an international organization, a confederation of states or a federal state. The institutional architecture of the EU consists of a complex structure of supranational and intergovernmental organs. It is therefore an unprecedented transfer of power that can only be grasped if one is familiar with both the conceptual and historical foundations of European integration.
It can also be observed that the EU today is not only a political and economic community of interests of sovereign nation-states based on international treaties, but also a community of values and legal interests of different interests. Furthermore, It can be clearly seen here that the European integration process is rather characterized by a tension in the actions of the actors. The central actors of the EU are the independent national governments. On the one hand, they are ready to hand over power to the European level, but on the other hand they want to limit the power to the newly created level. However, one thing is certain, and that is that they always want to maintain their own political influence.
Ultimately, this results in supranational efforts to shape the EU as well as the national or international safeguarding of interests of the EU member states. As a result, the supranational and intergovernmental complexity of the EU system creates such a complicated multilevel system.
Vorwort
Das Thema der vorliegenden Studie lautet „Charakteristika und Zielkatalog des EU-Systems und der EU-Außenpolitik. Perspektiven für die EU als internationaler Akteur". Die Idee für mein Thema kam während der Corona-Krise im Frühjahr 2021, um die erzwungene Corona-Auszeit sinnvoll zu nutzen sowie der Wissenschaft und Forschung beizutragen. Ich habe mich mit diesem Thema beschäftigt, weil es nach meiner Ansicht sehr interessant und vor allem auch zeitlos aktuell ist.
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit befasst sich mit alternativen Modellen demokratisch geprägter, moderner Regierungssysteme, in deren Zentrum die EU mit ihrer einzigartigen Form steht. Die Analyse fokussiert sich konkret auf die Charakteristika des politischen Systems der EU und der europäischen Außenpolitik im rechtlich-institutionellen Kontext. Es handelt sich dabei um die Grundlagen, Ziele, zentralen Institutionen, Akteure, Strukturen, Verfahren und demokratische Legitimität des komplexen EU-Systems. Anschließend wird die außenpolitische Rolle der EU als internationaler Akteur im System der internationalen Beziehungen untersucht.
Ich interessiere mich primär für Europa und Moderne, die Erforschung der internationalen Beziehungen sowie der modernen Konzepte der vergleichenden Politikwissenschaft und des Europarechts. Mein besonderes Interesse gilt der Recherche der politischen Architektur in Europa und der Welt, der EU-Außenbeziehungen, der internationalen Organisationen mit globaler Reichweite sowie der alternativen Modelle des Policy-Prozesses. Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist auf diese Art und Weise Antworten für verschiedene Problembereiche in rechtlicher, institutioneller und politischer Hinsicht zu finden.
Für mich war die Erstellung dieser Studie nicht nur eine Herausforderung, sondern zugleich auch eine persönlich bereichernde Erfahrung, Erweiterung und Vertiefung meiner wissenschaftlichen Kenntnisse, Fachwissen, Fähigkeiten und Anschauungen. Den zahlreichen Personen und Institutionen, die mich sowohl während meines Studiums der Politikwissenschaft, BWL und Jura in Bamberg und Hamburg wie ebenfalls meiner Promotionszeit in der Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg in vielfältiger Art und Weise unterstützt haben, möchte ich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich danken.
Hamburg, Juni 2021
Ibrahim BEKMEZCI
Inhaltsverzeichnis
Teil I Einführung und Grundlagen
1 Einleitung
2 Allgemeiner Überblick
3 Konzeptioneller Rahmen
3.1 Rechtlich-institutionell relevante Aspekte
3.2 Typologie der Regierungssysteme und das EU-System
Teil II Charakteristika und Zielkatalog des EU-Systems
4 Was ist „Europa"?
4.1 Die Wurzeln des Begriffs „Europa"
4.2 Definition des Begriffs „Europa"
5 Was ist „die EU"?
5.1 Charakterisierung und Ziele der EU
5.2 Grundwerte und -prinzipien der EU
5.3 Institutionelle Struktur und Entscheidungsverfahren der EU
6 Demokratische Legitimität der EU
6.1 Institutionelles Demokratiedefizit
6.2 Strukturelles Demokratiedefizit
6.3 Positionierung des BVerfG zur demokratischen Legitimität der EU
7 Rechtlich-institutionelle Einordnung der EU
7.1 Die EU als internationale Organisation
7.2 Die EU als Bundesstaat
7.3 Staatenverbund nach dem Maastricht-Urteil des BVerfG
7.4 Staatenverbund nach dem BVerfG-Urteil zum Vertrag von Lissabon
Teil III Charakteristika und Zielkatalog der „EU-Außenpolitik"
8 Was ist „europäische Außenpolitik"?
9 Charakterisierung und Ziele der „EU-Außenpolitik"
10 Theoretische Überlegungen zu einer „EU-Außenpolitik"
10.1 Der realistische Kontext zur EU-Außenpolitik
10.2 Der institutionelle Kontext zur EU-Außenpolitik
10.3 Weitere theoretische Konzepte zur EU-Außenpolitik
Teil IV Schlussbetrachtung
11 Zusammenfassung und Ausblick
11.1 Ausblick: Perspektiven für die EU als rechtlichinstitutioneller Akteur im multilateralen Kontext
11.2 Zusammenfassung der Erkenntnisse
12 Literatur – Gesamtverzeichnis
12.1 Literatur
12.2 Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis