Lupinen. Kompakt-Ratgeber: Das heimische Eiweißwunder
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Zwar sind ihre Wild- und Zierformen aufgrund des hohen Anteils an bitteren Alkaloiden ungenießbar bis giftig. Doch als Nutzpflanzen mit hohem Nährwert, vor allem beachtlichem Proteingehalt, wurden bestimmte Lupinenarten bereits im antiken Griechenland, bei den Römern und etwa um die erste Jahrtausendwende auch in Ägypten kultiviert.
Der Kompakt-Ratgeber macht Lust auf Lupinen als eiweißreiche Alternative zu Soja und bringt Abwechslung in die vegetarische Küche. Die Samen der Süßlupine sind höchst vielseitig verwendbar und schmecken ausgezeichnet. Darüber hinaus trägt der Anbau der nährstoffreichen Kulturpflanze zum Klimaschutz und zur Gesundheitsvorsorge bei.
- Wissenswertes über Inhaltsstoffe, Historie und Botanik der Lupinen
- Tipps aus der Lupinenküche (Produkte und Zubereitung)
- 46 leckere Rezepte für Frühstück, Hauptgerichte und Süßes sowie Snacks und Drinks
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Lupinen. Kompakt-Ratgeber - Barbara Rias-Bucher
Kleine
Lupinen-Kunde
Lupinen botanisch und historisch
Lupinen sind schöne Pflanzen mit prächtigen bunten Blütenständen; botanisch gehören sie genau wie Bohnen, Erbsen oder Kichererbsen zu den Leguminosen.
In den tropischen bis subtropischen Breiten der Neuen Welt sind sie mit Hunderten von Arten vertreten, während die im mediterranen Raum heimischen afrikanischen und europäischen Lupinen kaum ein Dutzend Spezies umfassen.
Die reinen Wildformen sind aufgrund des hohen Anteils an bitteren Alkaloiden gesundheitsschädlich bis giftig. Dass man die Pflanzen zu Recht für gefährlich hielt, erkennt man an ihren Namen: Das alte Wort Wolfsbohne entspricht der botanischen Bezeichnung Lupinus, das vom lateinischen lupus für Wolf kommt. Tatsächlich erinnern Lupinenhülsen mit ihrer bräunlich-grauen Behaarung ein wenig an das zottige Fell eines Wolfs.
Doch als Pflanzen mit hohem Nährwert, vor allem mit einem beachtlichen Proteingehalt, die überdies höchst pflegeleicht sind und für natürliche Düngung sorgen (→ auch Seite 12 f.), wurden bestimmte Lupinenarten bereits im antiken Griechenland, im Römischen Reich und etwa um die erste Jahrtausendwende auch in Ägypten kultiviert. »Sie ist die einzige Pflanze, die auf ungepflügten Böden gesät wird«, heißt es beim römischen Naturforscher Plinius (23–79 n. Chr.). »Sie braucht den Mist so wenig, dass sie selbst den besten darstellt«, erklärte Plinius und resümierte: »Keine Pflanze verursacht weniger Kosten.« Sein Zeitgenosse Columella, Agrarwissenschaftler und experimentierender Landwirt, erwähnte in seinen Schriften über Landwirtschaft und Gartenbau, dass Lupinen erst durch Einweichen und Kochen genießbar würden.
Nahrung für Notzeiten
Während Plinius allgemein feststellte, dass Lupinen Mensch und Tier ernährten, präzisierte Columella: »Gekocht und eingeweicht ernährt sie im Winter das Vieh vortrefflich; auch den Menschen schützt sie auf angenehme Weise vor dem Hunger, wenn Jahre der Missernte auftreten.« Das heißt, damals waren Lupinen nicht Grundnahrungsmittel wie Getreide oder Ackerbohnen, sondern nur Notration in Hungerzeiten. Denn obwohl es schon gelungen war, durch Auslese »süßere« Lupinen mit geringerem Alkaloidgehalt zu züchten, mussten die Samen, um genießbar zu sein, erst durch mehrmaliges Wässern und durch Kochen von den restlichen unverträglichen Inhaltsstoffen befreit werden. Das galt übrigens auch für die Lupinenarten der Neuen Welt, die, wie der adlige Peruaner El Inca Garcilaso de la Vega (1539–1616) schrieb, etwas größer und weißer waren als die spanischen Arten und ebenfalls durch langwierige Vorbehandlung genießbar gemacht wurden. Bereits in prähistorischer Zeit hatten sich indigene Andenvölker bemüht, essbare Lupinen zu züchten. Das allerdings misslang, weil es sich, so der Pflanzengenetiker Professor Heinz Brücher, beim »Alkaloidfaktor nicht um ein visuell zugängliches Merkmal handelte«. Denn rein optisch ließen sich Pflanzen, Blüten und Samen von alkaloidhaltigen Lupinen und Süßlupinen nicht voneinander unterscheiden, während man die neuen Züchtungen einjähriger Zierlupinen leicht an Größe und Form der Samen erkennen kann (→ Seite 14).
Seit Ende der 1920er-Jahre gelang es, Lupinenarten zu züchten, die kaum Bitterstoffe und Alkaloide enthalten – zunächst nur weiße und gelbe, seit 1997 auch blaue Süßlupinen mit einem sehr beachtlichen Eiweißgehalt von 40 bis 45 Prozent.
Gelbe Süßlupinen werden genau wie andere Feldfrüchte angebaut.
Alkaloide und Bitterstoffe
Beide Substanzen dienen als Schutz- und Warnstoffe; sie konzentrieren sich in den Geweben, die für Überleben und Vermehrung notwendig sind, also vor allem in Blättern, Wurzeln und Samen. Da gerade diese Teile der Pflanze auch voller Nährstoffe stecken, sind sie bei Mensch und Tier selbstverständlich höchst begehrt. Mutter Natur schützt nun die Pflanze durch unverträgliche bis giftige Alkaloide, kombiniert sie aber mit bestimmten Bitterstoffen, denn Fressfeinde sollen ja nicht getötet, sondern nur abgeschreckt werden: Die Wahrnehmung von Bitterem ist nämlich ein wichtiger Schutzmechanismus vor giftiger Nahrung. Bitteres regt zudem die Speichelproduktion an, damit wir das mögliche Gift ausspucken. Und Speichelentwicklung wiederum lässt den Magensaft reichlicher fließen, wobei die Magensäure als Barriere gegen Giftstoffe dient. So fördert Bitteres generell die Verdauung, weil es neben Speichel und Magensaft auch die Galle reichlicher fließen lässt. Aufgrund ihrer starken biologischen Wirkung nutzt man Alkaloide sowohl in der Schulmedizin als auch in der Naturheilkunde. Denn zu den Fressfeinden im weitesten Sinn zählen ja