DREI TAGE AUF DEM LAND - EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT: Der München-Krimi!
Von Christian Dörge
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Über dieses E-Book
Bei einem Jagdausflug ins Umland von Garmisch-Partenkirchen wird Remigius Jungblut, Privatdetektiv aus München, zum Augenzeugen eines dramatischen Unglücksfalls: August Laurentius, der Sohn seiner Gastgeber, wird von einer Schrotladung getroffen und schwer verletzt.
Als Jungblut den Unfalltod jedoch eingehender untersucht, verfehlt ihn die Kugel eines Heckenschützen nur um wenige Millimeter. Unversehens gerät er in einen Strudel aus Mord und Intrigen, an dessen Ende es keinen Gewinner geben kann...
Drei Tage auf dem Land ist der erste Roman um den Münchner Privatdetektiv Remigius Jungblut aus der Feder von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Reihe Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace .
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Buchvorschau
DREI TAGE AUF DEM LAND - EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT - Christian Dörge
Das Buch
München im Jahre 1964.
Bei einem Jagdausflug ins Umland von Garmisch-Partenkirchen wird Remigius Jungblut, Privatdetektiv aus München, zum Augenzeugen eines dramatischen Unglücksfalls: August Laurentius, der Sohn seiner Gastgeber, wird von einer Schrotladung getroffen und schwer verletzt.
Als Jungblut den Unfalltod jedoch eingehender untersucht, verfehlt ihn die Kugel eines Heckenschützen nur um wenige Millimeter. Unversehens gerät er in einen Strudel aus Mord und Intrigen, an dessen Ende es keinen Gewinner geben kann...
Drei Tage auf dem Land ist der erste Roman um den Münchner Privatdetektiv Remigius Jungblut aus der Feder von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Reihe Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace.
Der Autor
Christian Dörge, Jahrgang 1969.
Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Theater-Schauspieler und -Regisseur.
Erste Veröffentlichungen 1988 und 1989: Phenomena (Roman), Opera (Texte).
Von 1989 bis 1993 Leiter der Theatergruppe Orphée-Dramatiques und Inszenierung
eigener Werke, u.a. Eine Selbstspiegelung des Poeten (1990), Das Testament des Orpheus (1990), Das Gefängnis (1992) und Hamlet-Monologe (2014).
1988 bis 2018: Diverse Veröffentlichungen in Anthologien und Literatur-Periodika.
Veröffentlichung der Textsammlungen Automatik (1991) sowie Gift und Lichter von Paris (beide 1993).
Seit 1992 erfolgreich als Komponist und Sänger seiner Projekte Syria und Borgia Disco sowie als Spoken Words-Artist im Rahmen zahlreicher Literatur-Vertonungen; Veröffentlichung von über 60 Alben, u.a. Ozymandias Of Egypt (1994), Marrakesh Night Market (1995), Antiphon (1996), A Gift From Culture (1996), Metroland (1999), Slow Night (2003), Sixties Alien Love Story (2010), American Gothic (2011), Flower Mercy Needle Chain (2011), Analog (2010), Apotheosis (2011), Tristana 9212 (2012), On Glass (2014), The Sound Of Snow (2015), American Life (2015), Cyberpunk (2016), Ghost Of A Bad Idea – The Very Best Of Christian Dörge (2017).
Rückkehr zur Literatur im Jahr 2013: Veröffentlichung der Theaterstücke Hamlet-Monologe und Macbeth-Monologe (beide 2015) und von Kopernikus 8818 – Eine Werkausgabe (2019), einer ersten umfangreichen Werkschau seiner experimentelleren Arbeiten.
2021 veröffentlicht Christian Dörge den Giallo-Roman Das rote Trauma und startet drei Roman-Serien: Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace sowie München-Krimis um die Privatdetektive Jack Kandlbinder und Remigius Jungblut.
DREI TAGE AUF DEM LAND
Die Hauptpersonen dieses Romans
Remigius Jungblut: Privatdetektiv aus München. 45 Jahre alt, studierter Jurist.
Susie Laurentius: seine 22jährige Sekretärin, auf die in jeder Situation Verlass ist.
August Laurentius: Susies um ein Jahr älterer Bruder.
Karin Deininger: Lehrerin; die Verlobte von August Laurentius.
Sebastian Deininger: ein glückloser Geschäftsmann, Vater von Karin.
Inge Niedermayr: eine aparte junge Dame.
Xaver Laurentius: Susies Vater.
Margarete Laurentius: Susies Mutter.
Walter Schönholz: Besitzer mehrerer Bauernhöfe im Umland von Garmisch-Partenkirchen.
Dr. Eduard Kronau: ein Landarzt.
Veit Eppler: Knecht auf dem Laurentius-Hof.
Inspektor Klaus Heffner: Chef der Polizeiinspektion in Garmisch-Partenkirchen.
Ute Küster: eine Witwe.
Dieser Roman spielt in München sowie in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung des Jahres 1964.
»Wald und freie Bergluft haben mich zur Furchtlosigkeit erzogen, zu gläubiger Lebensfreude, zu dankbarem Staunen vor aller Schönheit, zur Wissenschaft von der ewigen Wiederkehr des Frühlings, zum Glauben, daß alle Torheit ein Umweg zur Klugheit ist, aller Schmerz ein Weg zur Freude.«
- Ludwig Ganghofer
Erstes Kapitel
An einem grauen Münchner Donnerstagnachmittag im November sagte Susie Laurentius zu mir: »Remmi, gehen Sie gern jagen?«
Ich ließ die Süddeutsche sinken und schaute Susie an. Sie ist nicht nur eine fleißige Sekretärin, sondern auch nett anzusehen. Braunes Haar, fast der gleiche Farbton wie der ihrer Augen, ein paar verstreute Sommersprossen über dem kleinen Näschen und endlos lange, bildschöne Beine. »Mensch oder Tier?«, fragte ich.
»Vögel«, erwiderte sie. »Fasanen.«
»Aber klar doch!«, sagte ich. »Ich nehme meine Beretta.«
»Geben Sie nicht so an!«, lachte sie. »Nicht einmal Remigius Jungblut vermag mit einem Revolver einen Fasan zu treffen – sofern das arme Tier nicht stillsitzt. Und es ist zweifellos verboten, auf stillsitzende Vögel zu schießen.«
»Nähere Informationen wären nicht schlecht.« Ich faltete die Zeitung zusammen. Ich hatte die übliche Schreibarbeit erledigt, und die Wochenberichte waren zusammen mit den erforderlichen Kopien ins Archiv gewandert. Es war ein langweiliger Tag gewesen. Wir warteten auf den Feierabend.
Susie schob ihren Stuhl von der Schreibmaschine zurück und schlug die schlanken Beine übereinander. »Ich bekam heute einen Brief von meinem Vater. Er schreibt, es würde diesen Herbst eine Unmenge Fasanen geben. Ob ich nicht heimkommen wolle. Er hat ein ganzes Arsenal von Jagdflinten, und Mamas Brathühner sind ausgezeichnet. August wird dort sein und sicher noch einige weitere Gäste. Eine richtige Party!«
»Wer ist August? Ihr Herzensbrecher?« Ich merkte gleich, dass ich das nicht hätte sagen dürfen. Ich wusste, dass Susie keinen Freund hatte – wenigstens im Augenblick nicht. Sie war mit einem windigen Geschäftsmann aus Nürnberg verlobt gewesen, und vor drei Monaten hatte dieser sich auf Nimmerwiedersehen – sozusagen bei Nacht und Nebel – aus dem Staub gemacht.
Ihre Augen trübten sich eine Sekunde lang, dann lächelte sie. »August ist mein Bruder. Er hat eben seinen Wehrdienst beendet. Und wir haben ihn seit über einem Jahr nicht gesehen.«
»Das klingt mir nach einem Familienfest«, gab ich zu bedenken. »Warum sollte ich euch stören?«
»Sie stören nicht – und ich möchte meinen Leuten zeigen, was für einen netten Chef ich habe.« Sie lächelte.
»Ach, du lieber Gott!«, sagte ich.
»Sie kommen also mit?«
Plötzlich fand ich den Gedanken gar nicht übel. »Wenn Ihnen wirklich daran liegt...«
»Gut. Ich rufe heute Abend zu Hause an.«
Ich stand auf und nahm Hut und Mantel.
»Wo wollen Sie hin?«
»Mir einen Jagdschein besorgen.«
Sie machte ein vergnügtes Gesicht. »Wir fahren morgen Nachmittag und sind am Sonntag zurück.«
»Waidmannsheil!«, ließ ich mich vernehmen und spazierte davon.
Der Hof der Familie Laurentius liegt etwa neunzig Kilometer südwestlich von München in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Es war eine angenehme Fahrt – Susie Laurentius saß neben mir. Das Radio spielte leise Tanzmusik. Obwohl Susie seit über zwei Jahren in meiner Detektei angestellt war, hatte sie mir nie sehr viel von ihrer Familie erzählt. Jetzt erfuhr ich, dass ihr Bruder August ein Jahr jünger war als sie (und somit 23 Jahre alt) und mit einem Mädchen namens Karin Deininger verlobt war. »Sie ist ein nettes Mädchen«, bemerkte Susie, »aber ich glaube, Inge hat mir besser gefallen.«
»Wer ist Inge?«
»Inge Niedermayr. Wir waren alle überzeugt, August würde sie heiraten, aber kurz bevor August eingezogen wurde, zerstritten sie sich aus irgendeinem Grund – und gleich darauf war er mit Karin verlobt. Inge ist vielleicht manchmal – nun ja, ein bisschen unbeherrscht, aber ich kann sie gut leiden. Sie hat zweifellos eine stärkere Persönlichkeit als Karin...« Sie hielt inne und seufzte. »Es wird wohl in Ordnung gehen, aber hoffentlich war Augusts Verlobung mit Karin nicht nur eine Reaktion auf den Krach mit Inge.«
»Einmal ist keinmal – und das zweite Mal ist besser – zuweilen.«
»Warum haben Sie denn nie geheiratet, Remmi?«
»Wahrscheinlich passe ich nicht in den Club der Eltern. Ja, wenn ich einen ordentlichen Beruf mit achtstündiger Arbeitszeit haben könnte, würde ich mich vielleicht auf die Socken machen und mich nach einem weiblichen Wesen umsehen, das mich haben will.«
»Sind Sie nie verliebt gewesen?«
»Doch! Toll! Aber sie hat einen Schneider aus Panama geheiratet.« Ich fand diesen kleinen Scherz wirklich sehr lustig.
»Wie schade!«
»Kaum. Inzwischen ist sie dick geworden und leitet einen Verein für gestrauchelte Schulmädchen.«
»Schrecklich!«, sagte sie lachend. »Ich bin froh, dass Sie sie nicht geheiratet haben.«
»Ich auch«, sagte ich von ganzem Herzen.
Sie erwähnte mit keinem Wort den windigen Geschäftsmann, ich erwähnte ihn auch nicht, und nach einer Weile passierten wir die vier Verkehrsampeln an der Hauptstraße von Garmisch-Partenkirchen. Um halb sechs fuhren wir auf den Hof und hielten neben einer gewaltigen Windmühle. Ein hochgewachsener, magerer Mann mit sonnengebräuntem, von Wind und Wetter gegerbtem Gesicht kam um die Ecke eines großen, weißgetünchten Stallgebäudes und winkte uns zu. Er trug einen blauen Overall über einem dicken, grauen Pullover und einen dunkelgrünen Lodenhut, den ein prächtiger Gamsbart zierte. Susie stieg aus und lief zu ihm hin. Sie umarmten einander, dann führte sie ihn zu mir. Er hatte ein schüchternes Lächeln und klare, freundliche blaue Augen.
»Grüß Gott, Herr Jungblut! Es freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er, während er mir kräftig die Hand drückte. »Susie hat uns in ihren Briefen viel von Ihnen erzählt.«
»Sie dürfen ruhig Remmi zu mir sagen.«
»Schön, Remmi. Ich bin der Xaver.« Er lächelte. »Sie sehen gar nicht wie ein Detektiv aus – zumindest nicht so, wie ich mir einen Detektiv immer vorgestellt habe.«
»Papa war ein wenig misstrauisch, als ich in einer Detektiv-Agentur zu arbeiten anfing«, setzte Susie mich ins Bild. »Es wäre ihm lieber gewesen, ich hätte eine respektable Anstellung bei einer Bank oder bei einer Versicherungsfirma gefunden. Oder am besten wäre ich gleich auf dem Hof geblieben.«
Xaver Laurentius lächelte verlegen. »Ja, wenn man sich gewisse Radioprogramme anhört...«
»Da müsstest du erst die Fernsehsendungen sehen«, grinste Susie. Sie streckte den Zeigefinger aus und reckte den Daumen hoch. »Immerzu piff und paff.« Sie blickte zum Hausdach empor. »Ich sehe aber noch immer keine Fernsehantenne, Papa.«
»Noch nicht.« Xaver seufzte. »Aber man setzt mir ordentlich zu – besonders seit August wieder zu Hause ist.«
»Wie geht es August?«, fragte Susie.
Xaver schüttelte langsam den Kopf. »Er ist nicht mehr der alte, Susie. Irgendwie sehr verdrossen und abgemagert. Ich bin ein wenig in Sorge um ihn – aber sprich nicht mit deiner Mutter darüber!«
Susies braune Augen umwölkten sich. »Vielleicht, wenn er erst mal eine Weile zu Hause ist...«
»Vielleicht«, brummte Xaver und nahm meinen Arm. »Kommen Sie rein, Remmi! Der Wind ist kalt.«
Zu dritt gingen wir über den gepflegten Rasen zur Veranda. Neben den Stufen stand eine Reihe von Milchkannen. Aus der Hintertür kam eine kleine, dickliche Frau mit grauem, streng zurückgekämmtem Haar und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
»Gretl, das ist Remmi Jungblut«, stellte Xaver mich vor.
Ihr freundliches Gesicht leuchtete auf, ich drückte ihre warme, feuchte Hand. »Du lieber Himmel – Xaver erwartet Sie schon seit Mittag.« Sie gab Susie einen Kuss. »Du siehst mager aus, Kind. In den Stadtrestaurants kriegt man nicht genug zu essen.«
Susie lachte, und dann standen wir alle in der Küche. Es roch angenehm nach Brathuhn und frischem Brot. Man führte mich durch das geräumige Haus in ein langgestrecktes Wohnzimmer, wo ein Kaminfeuer behaglich knisterte und das Zwielicht mit flatternden Schatten füllte. Bequeme Sessel, mehrere Sofas, bunte Teppiche auf dem gebohnerten Hartholzboden. Durch ein hohes Fenster war eine weite Grasfläche zu sehen. Die Landstraße am anderen Ende der Zufahrt schimmerte undeutlich im Abenddunkel. Dann sah ich die Lichter eines Autos die Straße entlangkommen und in die Zufahrt einbiegen.
Margarete Laurentius blickte zum Fenster hinaus. »Da kommen August und Karin.«
»Wann werden sie heiraten?«, fragte Susie unvermittelt.
Margarete zuckte die rundlichen Achseln. »Da musst du ihn selbst fragen, Susie. Er will offenbar nicht darüber reden.« Sie seufzte tief. »Mit dem Jungen ist etwas nicht in Ordnung. Er kann nicht stillsitzen und isst nicht ordentlich...«
»Es wird schon werden, Mama«, sagte Susie. »Komm, ich helfe dir das Essen fertigzumachen.« Sie verließ mit ihrer Mutter den Raum.
Xaver Laurentius sagte: »Entschuldigen Sie mich, Remmi! Ich muss Veit beim Melken helfen.«
»Wer ist Veit?«
»Veit Eppler, unser Knecht. Er ist schon seit Jahren bei mir. Er versteht mehr von der Landwirtschaft als ich, obschon er weiß Gott wie alt ist – ich glaube, über achtzig. Aber man merkt es ihm nicht an. Sie werden ihn bei Tisch kennenlernen.«
Er ging hinaus, ich setzte mich an den Kamin und streckte die Beine aus. Aus der Küche waren Stimmen und Gelächter zu hören, dann kam Susie mit einem hochgewachsenen, dunkelhaarigen jungen Mann und einem blonden Mädchen herein.
Und so lernte ich August Laurentius, der vor bis kurzem den Wehrdienst geleistet hatte, und seine hübsche Braut Karin Deininger kennen. Er war ein angenehmer und ruhiger Mensch mit den gleichen blauen Augen und der gleichen etwas zurückhaltenden Art wie sein Vater. Karin Deininger stand dicht neben ihm und hielt seinen Arm fest. Ihr kleiner Mund mit den ziemlich schmalen Lippen und die großen, weit auseinanderstehenden Augen machten sie nicht gerade zu einer Schönheit, aber sie war anziehend und sehr adrett. Ihr einfaches Wollkleid hatte dieselbe dunkelgraue Farbe wie ihre Augen, und an ihrer linken Hand sah ich den Verlobungsring funkeln. Sie riss den schmachtenden Blick kaum von ihrem August los, als Susie mich ihr vorstellte. Dann führte sie August zu einem Sofa und kuschelte sich dicht neben ihm in die Kissen.
Susie verließ das Zimmer und kehrte mit Whisky und Eis und einer Schale voll Oliven zurück. »Eine Überraschung, Remmi!«, sagte sie fröhlich. »Sie haben bestimmt nicht erwartet, dass wir hier draußen in der Wildnis Oliven servieren.«
August Laurentius blickte lächelnd zu uns herüber. »Donnerwetter – das muss ein festlicher Anlass sein.«
Susie lachte. »Zwei festliche Anlässe, August. Du bist heimgekehrt, und mir ist es gelungen, meinen Herrn Chef aus der bösen großen Stadt loszueisen.«
Xaver Laurentius kam herein. Er hatte einen dunklen Anzug angezogen, und das dichte, stahlgraue Haar war sorgsam gekämmt. Mit ihm trat ein alter Mann ins Zimmer, kerzengerade, mit einem Mumiengesicht. Er war von der Sonne fast schwarz gebrannt, seine Wangen waren eingefallen, seine Nase krumm und dünn. Die kleinen, schwarzen Augen unter dem Rand der Brauen schossen muntere, helle Blicke. Er trug ein sauberes, blaues-weißes Hemd und eine Baumwollhose, die stramm an den langen, dünnen Beinen saß.
»Veit, das ist Remmi Jungblut.« Xaver deutete mit einer knappen Handbewegung auf mich.
»Servus, Remmi!« Seine Stimme war hoch und zittrig, seine Hand fühlte sich wie getrocknetes Leder an, aber sein Händedruck war kräftig.
»Remmi, schenken Sie uns doch bitte zur Feier des Tages ein!«, sagte Susie zu mir.
Xaver Laurentius, Veit Eppler und Karin Deininger lehnten dankend ab. Karin Deininger zirpte sittsam: »Ich trinke nicht.«
Xaver verließ den Raum und kehrte mit einer Flasche Kräuterschnaps zurück, goss sich und Veit Eppler je ein kleines Gläschen ein. Wir anderen tranken unseren Whisky. Frau Laurentius verzog beim ersten Schluck das Gesicht. Sie reichte ihr Glas an den Sohn weiter. »Das schmeckt noch schlechter als Doktor Kronaus Hustenmedizin«, schüttelte sie sich und fügte hastig hinzu: »Nichts für ungut, Herr Jungblut! Ich wollte nicht...« Verwirrt hielt sie inne.
Alle lachten. Susie blickte ihrer Mutter an. »Mama, du musst wissen, dass sich Herr Jungblut bestens mit Whisky auskennt. Wenn du es nicht glaubst, kannst du ihn selbst fragen.«
»Wir haben alle unsere kleinen Talente«, sagte ich bescheiden.
»Ich glaube, ich halte mich an den süßen Apfelmost«, betonte Margarete Laurentius. »Vorwärts, Mädchen, helft mir den Tisch decken!«
Susie und Karin Deininger verließen den Raum. Wir vier Männer blieben friedlich sitzen und lauschten dem Geprassel des Feuers. Draußen war es inzwischen ganz finster geworden, und ich hörte den Novemberwind um die Ecke des Hauses heulen. August Laurentius blickte düster in die Flammen, die Glut warf zuckende Schatten auf sein hageres, junges Gesicht.
Der alte Veit Eppler leerte sein Glas auf einen einzigen raschen Zug, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und sagte mit seiner schrillen, zittrigen Stimme: »Remmi, Xaver behauptet, dass Sie ein Detektiv sind, so einer, der Verbrecher jagt. Tragen Sie einen Revolver mit sich herum?«
»Revolver nicht gerade, aber eine Pistole«, erwiderte ich lächelnd.
»Was für eine?«
»Meistens eine Beretta 92.«
»Haben Sie sie mit?«
»In meinem Koffer.«
»Und Sie sind ein guter Schütze, wie?«
»Leidlich«, sagte ich und dachte daran, dass ich tatsächlich den einen oder anderen Rekord im Pistolenschießen errungen hatte. Es schien lange her zu sein, seit den schönen Tagen, da ich mein Jura-Studium beendet hatte und davon träumte, ein berühmter Rechtsanwalt zu werden, ein Volksheld, ein Bewahrer des Rechts. Und dann hatte ich den schlauen, gerissenen, zigarrenkauenden alten Mann aus Hamburg getroffen, der die Agentur und ihre sämtlichen Filialen in der gesamten Bundesrepublik leitete. Er war schon damals alt gewesen, niemand wusste, wie alt, aber noch heute steht seine kritzlige Unterschrift auf allen Weisungen und Lohnzetteln.
Auch er war Anwalt gewesen, bevor er die Agentur gründete. Er hatte von der Ludwig-Maximilians-Universität meinen Namen erfahren und mich aufgesucht, an einer durchweichten Zigarre kauend. Mit der Zeit kam ich dahinter, dass das ebenso zu ihm gehörte wie sein gestutzter weißer Schnurrbart, sein schwerer Spazierstock und sein schwarzer Schlapphut.
»Remigius«, hatte er zu mir gesagt, »man hat mir Ihre Zeugnisse, Ihre psychologischen Tests und