Das Buch, das viele Sprachen spricht: Gottes Wort und seine verschiedenen Adressaten
Von Friedhardt Gutsche und Werner Siegert
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Über dieses E-Book
Diese Erfahrung kommt vielen Besuchern von Hauskreisen und anderen Kleingruppen bekannt vor. Friedhardt Gutsche und Werner Siegert sind jedoch davon überzeugt, dass man manche Bibeltexte unterschiedlich verstehen und sich doch in der Grundbeziehung zu Jesus Christus eins sein kann.
Anhand zahlreicher konkreter Textbeispiele gehen sie fundiert, aber in verständlicher Sprache auf die scheinbaren Widersprüche innerhalb der Bibel ein und nehmen hierbei besonders die verschiedenen Zielgruppen der Bibel in den Blick. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz schöpfend, schlagen sie dabei immer wieder die Brücke zum Alltag in Gemeinden und Kleingruppen und geben hilfreiche Praxistipps.
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Buchvorschau
Das Buch, das viele Sprachen spricht - Friedhardt Gutsche
A. Zielperspektive
1. Einführung: Die eine Bibel und wir verschiedenartigen Menschen
„Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen", schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus (1 Tim 2,4). Dies ist die Zielsetzung der biblischen Botschaft.
Alle Menschen! Aber wie soll das geschehen? Wir sind doch alle so verschieden, so verschiedenartig, sind geprägt durch Familie, Milieu, Kultur, durch Erfolge und Niederlagen, Krankheit und Gesundheit, durch Leid und den Verlust lieber Menschen, erfreuliche und enttäuschende Beziehungen.
„Du bist ein Gott, der mich sieht! Dies ist die Erfahrung der schwangeren, verstoßenen Hagar mit dem Gott Israels, der ihr anders als gefürchtet in der Wüste nahe ist und zu Hilfe kommt (1 Mo 16,13f). Der skeptische Nathanael trifft durch Philippus auf Jesus, der ihn zu seiner Überraschung schon kennt. „Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!
(Joh 1,48). Schon (an-)gesehen, bevor wir sehen. Was für ein Gott!
Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen unterschiedlichste Menschen auftreten, die je eigene Erfahrungen mit Gott machen, eine je eigene Geschichte mit ihm haben. Die unendlich vielen Namen in der Bibel zeigen, dass hier ein Gott bezeugt wird, der die Einzelnen kennt, sie „bei ihrem Namen ruft (Jes 43,1), als ein persönlicher Gott auf sie zukommt, in ihre ureigene Geschichte „einsteigt
, Wege zeigt und begleitet.
Gottes Zuwendung zu seinen Geschöpfen wird unüberbietbar konkret und sichtbar in Jesus von Nazareth. In ihm zeigt sich Gott als ‚zuvorkommend‘ und uns ‚zuvor-kommend‘. „So sehr hat Gott die Welt (uns alle!!) geliebt, dass er seinen Sohn hingibt, damit wir wahres, ewiges Leben hätten (Joh 3,16), ihn, „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt
(Joh 1,29).
Wenn Gott sich der ganzen Welt zuwendet und dabei doch den Einzelnen, seine Einmaligkeit, seine Prägung, seine konkrete Situation im Blick hat, dann muss sich das auswirken, wenn wir gemeinsam biblische Texte lesen, dann zeigt sich das daran, wie sehr jeder von uns seinen je eigenen Zugang zum Wort Gottes findet. In der Offenheit füreinander würden wir dann oft staunend feststellen, dass wir trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten und verschiedener Zugänge zur Bibel überall auf das zentrale Zeugnis des uns liebenden, bergenden, vergebenden, in Dienst nehmenden Gottes stoßen und ihn gemeinsam als den Vater Jesu Christi erkennen.
So haben wir es in Bibelgruppen und Bibelseminaren, in der Ausbildung von Mitarbeitern und im Religionsunterricht erlebt. Das war für uns eindrücklich und ermutigend. Deshalb wollen wir diese Erfahrung anregend und vertiefend weitergeben. Und: Wir wollen vor allem an Texten und Beispielen aufzeigen, dass hier die tiefe „biblische Erkenntnis" sichtbar wird, dass der Gott der Bibel ein persönlicher Gott ist und höchst konkret in unterschiedliche Lebenssituationen und Geschichtsphasen hineinredet und hineinwirkt.
Die Leser mögen selber überprüfen, ob unsere Erfahrungen und Erkenntnisse eine Horizonterweiterung für das gemeinsame Bibelstudium in ihren Gruppen und Kreisen und eine Hilfe für das gegenseitige Wertschätzen in der Gemeinde sein können, ob die These von der „Einheit in Vielfalt" auch hier trägt, das Gemeindewachstum fördert und zur Glaubwürdigkeit der Christen in dieser Welt beiträgt (Joh 13,35; 17,20f).
Eine neue Grundsatzdebatte um das richtige Bibelverständnis zu führen, liegt nicht in unserer Absicht, wohl aber auf eine sinnvolle Erweiterung von Aspekten im Verstehen des Alten und Neuen Testamentes hinzuweisen. Jeder möge entsprechend dem Inhaltsverzeichnis die Abschnitte auswählen bzw. anlesen, die ihm sinnvoll und hilfreich erscheinen.
Wir danken Holger Noack, Wuppertal (Bildungsreferent im CVJM-Westbund) und Christoph Wolf, Dresden (Praxisdozent an der Evangelischen Hochschule Moritzburg) für ihre Mitarbeit bei einigen Artikeln.
Friedhardt Gutsche und Werner Siegert
2. Gottes Wort und die anders geprägten Mitchristen ernst nehmen
Werner Siegert
„Ein Text und zehn verschiedene Meinungen! Wie soll da Gemeinde wachsen? Statt auf Gottes Wort zu hören, streitet man darüber, wer die Bibel recht versteht und wie sie allein richtig auszulegen ist" – so in etwa empfindet es mancher Christ bei einem Bibellgespräch.
Kann man sich in der Grundbeziehung zu Jesus Christus eins sein und doch manche Bibeltexte unterschiedlich verstehen? Der Heilige Geist müsste doch um der Einheit willen für eine gemeinsame Erkenntnis sorgen! Oder stimmt es, dass er die Vielfalt sich ergänzender Einsichten und Erfahrungen liebt? Wie kommt es sonst, dass es unterschiedliche Glaubensformen gibt, dass Christen in anderen Kulturen und aus anderen Frömmigkeitstraditionen ihren Glauben anders ausdrücken als ich? Hängt es damit zusammen, dass Gott uns unterschiedlich geschaffen hat, wir also sehr verschiedenartige Originale aus seiner Schöpferhand sind?
Der Gott der Bibel ist ein persönlicher Gott, der uns allen gemeinsam in Jesus nahekommt – und er hat doch zugleich zu jedem Einzelnen eine ihm gemäße Beziehung. Ist dann die Vielstimmigkeit, die Vielfalt gottgewollt und eine Bereicherung für uns alle?
Von Paulus lernen
Es wird unter Christen immer wieder, z. T. auch leidenschaftlich, diskutiert, wie man die Bibel im Hinblick auf ihren Wortlaut auszulegen habe. Einigkeit darüber besteht bis heute nicht. Kann uns das Neue Testament bei dieser Frage weiterhelfen? Unter den Christen in Rom und in Korinth gab es lebhaften Streit über die Frage „Darf man Götzenopferfleisch essen oder nicht?" Es gab gegensätzliche Meinungen, die sich jeweils durchaus auf Worte der Heiligen Schrift berufen konnten. Paulus nimmt in 1 Korinther 8-9 und in Römer 14-15 dazu Stellung, teilt allen seine persönliche Meinung mit (Röm 15,1), anerkennt aber, dass andere zu einer anderen Entscheidung kommen (14,1.7).
Paulus nimmt ernst, dass es verschiedenartige Persönlichkeitsstrukturen gibt (1 Kor 8,7ff) und drängt darauf, diese Unterschiede unter Christen zu respektieren. Die eigene Erkenntnis anderen aufdrängen oder gar aufzwingen zu wollen, kann den Glauben des anders strukturierten Christen sogar zerstören! Ganz ähnlich argumentiert er in Römer 14-15. Er will, dass wir die Verschiedenartigkeit unter Christen würdigen: „Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht und fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten … Was richtest/verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden … Und jeder von uns wird für sich selbst Gott Rechenschaft geben … Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander" (Röm 14,4.10.12.19). Weist nicht auch Jesu Warnung, einander kein Ärgernis zu bereiten (Lk 17,1.2), in die gleiche Richtung?
Jeder Mensch ist von Gott als unverwechselbares Original geschaffen; bei aller Ähnlichkeit unter uns Menschen gibt es doch auch erhebliche Unterschiede.
Seitdem ich einige der vielen Persönlichkeits-Typologien genauer zur Kenntnis genommen habe, kann ich viel entspannter mit manchen Zügen meines eigenen Naturells umgehen, aber ebenso mit der Art anderer Christen, auch und gerade im Blick auf unseren manchmal recht unterschiedlichen Umgang mit der Heiligen Schrift.
Typologien als Hilfe
Einige Schlaglichter auf verschiedene Typologien, die alle ihren Wert, aber auch ihre Grenzen haben, mögen das verdeutlichen. Bekannt ist die alte Unterscheidung zwischen introvertierten und extravertierten Menschen ferner die Vierer-Typologie Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker und Phlegmatiker im Blick auf unterschiedliche Temperamente. 1989 ist erstmals das „Enneagramm" der christlichen Theologen Richard Rohr und Andreas Ebert erschienen, die die menschlichen Charaktere noch weiter differenzieren und neun Persönlichkeitstypen unterscheiden. Ihre Aufteilung kann zu mehr Verständnis unseres unterschiedlichen Umgangs mit der Bibel beitragen.
Hilfreich ist auch die Vierer-Typologie nach Fritz Riemann in seinem oft aufgelegten Buch „Grundformen der Angst". Er unterscheidet Menschen nach ihrer Grundangst: die Angst vor Nähe oder Distanz, vor Veränderung oder Dauer. Riemanns Kennzeichnungen erhellen meines Erachtens auch gut unsere unterschiedliche Wertschätzung bestimmter biblischer Bücher:
Die einen lieben besonders die Evangelientexte, die Jesus in seiner liebevollen Zuwendung, seiner Nähe zu einzelnen Menschen schildern, tun sich aber schwer mit eher lehrhaften Briefabschnitten, z. B. von Paulus, die sie als abgehoben und distanziert empfinden. Andere bevorzugen gerade diese Texte und solche biblischen Abschnitte, die theologische Gesamtzusammenhänge oder wichtige Einzelthemen darstellen und sie denkerisch herausfordern. So können sie mit einem gewissen Abstand alles bedenken und systematisch zuordnen.
Anderen ist wichtig, dass Gott unwandelbar ist; sie beziehen dies meist nicht nur auf seine Treue, sondern ebenso auf seine Gebote und Weissagungen. Worte des Alten Testaments und Aussagen des Neuen Testaments sind