Über meinen Glauben reden: Lernen, sprachfähig zu werden
Von Friedhardt Gutsche und Martin Schrott
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Buchvorschau
Über meinen Glauben reden - Friedhardt Gutsche
Inhalt
Vorwort
Hinführung
Reden, nicht schweigen – versuchen wir’s!
Was uns vor allem Weitersagen klar sein sollte
1. Für mich klären, was mich trägt, hält und hoffen lässt
2. Das Evangelium als Beziehungsbotschaft begreifen
3. Weitergeben, was uns wichtig ist
4. Weitersagen, Zeuge sein – was dazugehört und gemeint ist
5. Ehren und wertschätzen – sich öffnen und sich mitteilen
6. Beweglich in der Form, fest verortet im Inhalt des Evangeliums
Kurzformulierungen des Glaubens finden und erläutern
1. Kurze Glaubenssätze im Alten und Neuen Testament
2. Rechenschaft über den Glauben ablegen nach 1. Petrus 3,15
3. Du bist willkommen
4. Du hast einen Wegweiser und Wegbegleiter
5. Du musst nicht mehr mit dir alleine sein
6. Du kannst befreit aufatmen und entlastet weitergehen
7. Du bist aus Liebe zur Liebe geschaffen
8. Du hast in Jesus den, der Böses in Gutes verwandelt
9. Du bist eine gute Gabe Gottes an diese Welt
10. Du bist gehalten und deshalb wirst du durchhalten
11. Du hast in Jesus das »Ein und Alles«
12. Du bist auf gutem Weg und wirst mit der ganzen Welt heil werden
Voneinander lernen – andere Texte zur »Sprachfähigkeit« aufgreifen
1. Den Glauben in vier kurzen Sätzen gefasst und erläutert
2. Die Urwünsche der Menschen und das Evangelium aufeinander beziehen
3. Reden von Gott in der Welt – heute in unserer Zeit
4. Von Formulierungen anderer lernen und sich anregen lassen
Bausteine und Seminare zu »Im Glauben sprachfähig werden«
1. 20 Bausteine und erprobte Übungen als Angebot
2. Programmvorschläge für Seminare und Mitarbeitertage
Zitate
Impressum
Vorwort
Warum gelingt es so selten, mit anderen über den Glauben zu sprechen? Ihnen mitzuteilen, was mir, uns wichtig, ja das Wichtigste ist. Wir wollen dazu anregen und ermutigen, dies gemeinsam einzuüben, sprachfähig und auskunftsfähig zu werden.
Viele tun sich schwer, über Persönliches zu reden. Religion und persönlicher Glaube sind Privatsache geworden, gehören in die Privatsphäre – darüber spricht man nicht. Und worüber man nicht spricht, dafür hat man oft keine Worte mehr.
Manche haben Angst, ein umfassendes Bekenntnis ablegen zu müssen, weil sie sonst von der Gruppe oder der Gemeinde nicht als Christ akzeptiert werden: Ganz oder gar nicht heißt die Parole. Einen halben Glauben gibt es nicht.
Andere halten sich zurück, weil sie selbst noch auf der Suche sind, bei wichtigen Glaubensaussagen noch schwanken oder erhebliche Zweifel haben. Sie fürchten, alles sagen zu müssen, wozu sie im Augenblick noch nicht in der Lage sind. Aber gerade Selbst-noch-Suchende können anderen suchenden Menschen oft gute Gesprächspartner sein.
Viele haben Bedenken, ob sich der Glaube in einem kurzen Satz ausdrücken lässt.
Aber es ist wie in der Liebe: »Ich mag dich!« sagt oft mehr als viele Worte.
Manche fürchten, zu wenig zu sagen, es geht doch um »the full Gospel«. Nur wenn ich alles sage, kann der andere genau wissen, worauf er sich einlässt. Am Anfang des Johannesevangelium aber gibt es genügend Beispiele, dass ein erster klarer Hinweis Menschen ins Nachdenken und in Bewegung bringt (1,37–46; 4,5–42f.). Alles Weitere kann folgen. Die ersten Schritte sind wichtig.
Andere blockieren sich selbst, weil sie meinen, eine bestimmte fromme Sprache gebrauchen zu müssen. Das Problem ist nur, diese verstehen nur Insider, es geht immer um ein Übersetzen in die Sprache und in die Denke unseres Gegenübers. Also: »sprachschöpferisch« werden und Worte aus dem Sprachschatz des anderen heraushören, die ihm vertraut, aber mit anderem Inhalt oder Akzent weiterhelfen können.
In kleiner Runde oder in Seminaren zur Sprachfähigkeit in Sachen christlicher Glaube sind Sätze wie: »Das ist falsch!« oder »Das ist zu wenig christlich!« streng verboten. Negative Kritik verhindert Offenheit und behindert jeden Sprechversuch.
Weil der Glaube an Jesus Christus persönlich ist, original, deshalb muss jeder seine eigene Sprache finden. Darum können auch wir oft nur im Ich-Stil formulieren.
Die folgenden Seiten wollen ein paar grundlegende Aspekte zum Reden über den Glauben verdeutlichen, aber vor allem durch vielfältige Beispiele zu eigenen Sprechversuchen anregen und anleiten.
Friedhardt Gutsche, Martin Schrott
Hinführung
Reden, nicht schweigen – versuchen wir’s!
Vier verschiedene Situationen, verschiedene Antworten, aber eine Botschaft
»Warum sind Sie Christ? Ein Satz – oder ich gehe!«
Ein offener Abend im CVJM Hamm in Westfalen. Nach meinem Referat spricht mich ein 16-Jähriger an: »Herr Gutsche, sagen Sie mir in einem Satz, warum Sie Christ sind! Ich habe schon viele andere gefragt und die haben mich alle zugelabert. Ein Satz – oder ich gehe!« Jetzt bin ich dran, muss kurz, knapp und altersgemäß antworten. Mir rattert vieles durch den Kopf, dann sage ich einen Satz: »Ich bin Christ, weil ich nicht mehr mit mir alleine sein muss, Jesus hält es bei mir aus!« »Wie kommen Sie denn darauf?« Jetzt soll ich mehr sagen als nur einen Satz!
»Naturwissenschaft studieren und an Gott glauben?«
Bei einer internationalen Studentenfreizeit im Schwarzwald soll ich die Teilnehmer an der Tür begrüßen. Ein Student aus Indien, ein anderer aus Thailand kommen an. Sofort fragen sie: »Und was studierst du?«, »Mathematik und Theologie!«, »Das geht nicht zusammen. Entweder Wissenschaft oder Theologie!« Die beiden wollen sofort reden, eine Antwort haben. Ich bin nicht vorbereitet, ihnen zu antworten, dann geht es doch ganz kurz: »Mich interessieren die Gesetzmäßigkeiten dieser Welt, und ich glaube an Gott, den Schöpfer, der Ordnung und Entwicklungsschritte in seine Schöpfung hineingelegt hat und der auch mich kennt und mir nahe ist!« Ich kann im Moment nichts anderes sagen. Ihre Reaktion: »Darüber müssen wir später ausführlicher reden!« Das tun wir dann auch!
»Gut, dass mit dem Tod alles vorbei ist«
Nach einer Beerdigung spricht mich jemand an. »Gut, dass einmal alles vorbei ist. Sarg zu. Erde drauf. Schluss. Ende.« Ich bin etwas geschockt, das kann so nicht stehen bleiben. Aber was soll und kann ich jetzt sagen? Ich krame meine letzten Gedanken zusammen: »Ich glaube, Gottes Wege mit uns enden nicht an den Gräbern! Da kommt noch was!« Ich sehe in ein verdutztes Gesicht. »Sagen Sie bloß, Sie glauben an ein Weiterleben nach dem Tod?! Aber wie denn? Wiedergeburt wie im Hinduismus? Erde zu Erde, Staub zu Staub, aber die Seele fliegt davon, ist unsterblich? Der Energieerhaltungssatz: Alles wird nur verwandelt?« Jetzt ist keine Zeit für eine lange Diskussion. Ich sage nur: »Wie wäre es mit Neuschöpfung, mit Auferweckung?« Kurzes Nachdenken, dann: »Kann ich Sie mal anrufen; ich würde gerne mit Ihnen weiterreden!« Der Anruf kommt und einige intensive Gespräche folgen.
»Wo kann ich mich mal bedanken?«
Wie oft fragen wir andere: »Wie geht’s?« Die häufigste Antwort: »Es geht!« »Nein, so geht’s nicht!« (R. Bohren). Oft frage ich nach, was das heißt: »Es geht!« Einer ist überrascht, dass jemand nachhakt. »Viele wollen doch gar nicht genau wissen, wie es mir geht. Deswegen sage ich gleich: ›Es geht.‹« Wir kommen schnell ins Gespräch über das, was alles nicht geht, was belastet, was Angst macht, wo Schuldgefühle nagen, Selbstvorwürfe quälen. Manche können überhaupt nicht aufhören zu erzählen. Sie sind einfach froh, dass sie sich einmal alles von der Seele reden können und jemand nur(!) zuhört – ohne Ratschläge, große Lebensweisheiten, oberflächige Patentrezepte. Früher hatte ich Angst nachzuhaken, weil ich meinte, ich müsste für alle Probleme eine Lösung parat haben. Jetzt sage ich meist nur: »Danke, dass Sie so offen erzählt haben, mich an ihrem Ergehen haben teilhaben lassen. Ich habe gut zugehört. Darf ich dem lieben Gott erzählen, was sie alles gesagt haben und wo er Ihnen deutlicher helfen und besser beistehen sollte? Er kennt Sie genauso gut wie mich und ist ein guter Mutmacher und Wegbegleiter. Sie können es ihm auch kurz selbst sagen. Er hat ohnehin alles mitbekommen, was Sie erlebt und mir eben erzählt haben.«
Andere sagen auf die Frage »Wie geht’s?« »Danke, es geht uns gut, wir müssen dankbar sein, wenn wir sehen, wie es anderen geht. Wir wissen gar nicht, wie wir das verdient haben!« Meine Reaktion: »Haben Sie dem Geber aller guten Gaben auch schon dafür gedankt? Wir sagen das ja oft nur so dahin: Gott sei Dank! Aber Dank ist etwas Konkretes. Jeder, der schenkt, freut sich, wenn er einen Dankbrief oder -anruf bekommt. Sie würden dem gebenden Gott eine Freude machen, wenn Sie ihm einmal laut zurückmelden würden: »Gott, dir sei Dank für unser Leben und alle deine guten Gaben. Amen!«
Nach einem Bibelkreis geschieht vor der Tür Folgendes. Ein Mittdreißiger spricht uns an: »Ihr seid doch so ein religiöser Club. Mir geht’s gut, ich bin gesund, habe eine gute Stellung, bin verliebt – ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe. Können Sie mir sagen, wo und bei wem ich mich da mal bedanken kann?« Unsere Antwort: »Es gibt jemanden, der Leben gibt und versorgt, der wohnt da, wo von Jesus geredet wird. In jedem Gottesdienst will er anwesend sein. Dort können sie laut oder leise danke sagen oder auch nachher in Ihrem Zimmer: ›Gott, ich danke dir im Namen Jesu für alles!‹ Das ›Alles‹ sollten Sie möglichst konkret benennen! Und glauben Sie uns: Gott hat ein gutes Ohr und ein weites Herz!«
Verschieden reagiert, aber jeweils hingewiesen auf den Einen
Dies sind nur wenige Beispiele: verschiedene Situationen, verschiedene Antworten, aber immer der Hinweis auf den schenkenden Gott, der uns in Jesus zugewandt ist. Oft ist es erst ein Anfang, aber ohne Anfang kommt nichts in Bewegung. Eine kleine Saat, aber Gott wird sie wachsen lassen, begleitet durch unser Gebet.
Weitere Beispiele und Anregungen werden folgen!
Was uns vor allem Weitersagen klar sein sollte
1. Für mich klären, was mich trägt, hält und hoffen lässt
Als engagierter Christ, der mit anderen über den Glauben ins Gespräch kommen will, sollte ich mir bewusst machen, was mich trägt und hält, wovon und woraufhin ich lebe, was Jesus Christus mir bedeutet und wie ich als Christ mit den zentralen Fragen des Lebens umgehe: mit Leid und Schuld, Krankheit und Tod, Arbeit und Alltag, Liebe und Lust.
Dabei hilft es, nicht nur gedanklich Klarheit zu suchen, sondern das Wichtigste in Worte zu fassen, es aufzuschreiben, im Tagebuch festzuhalten. Aufschreiben zwingt zu klaren, verständlichen Worten, die dann in der Begegnung mit anderen hilfreich sein können.