Gespräche führen mit Hirn und Herz: Die Wissenschaft guter Kommunikation
Von Ben Kimura-Gross
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Über dieses E-Book
Gespräche beeinflussen unser Sozialleben, den Erfolg im Beruf, die Familie. Wir tauschen uns aus, weisen an, bitten um Hilfe oder genießen Gemeinsinn und Humor.
Aber in Gesprächen beschuldigen wir uns auch, greifen uns gegenseitig an und lösen damit Konflikte auf anderen Ebenen aus - besonders im Beruf und in der Politik haben Gespräche oft wirtschaftliche oder gar militärische Konsequenzen.
Worauf basiert also "Dialogfähigkeit"?
Wie schafft es Mandela `94, einen Bürgerkrieg abzuwenden, während Gaddafi von seinen Landsleuten in Stücke gerissen wird? Warum ist die eine Familie warmherzig, die andere von Streit zerklüftet? Woran scheitern Umweltaktivist*innen wie Thunberg?
GESPRÄCHE FÜHREN MIT HIRN UND HERZ zeigt Ihnen die versteckten Mechanismen, die unsere Gespräche steuern: welche neurobiologischen Prozesse Kommunikation und Dialoge ermöglichen und woran sie scheitern.
Forschungsergebnisse räumen mit Mythen auf, die Fortschritte in unserer Dialogfähigkeit behindern: Multitasking, Dualismus, Veränderungsresistenz im Alter.
Sie erkennen ungeahnte Risiken: welch rares Gut Vernunft und freier Wille gehirnphysiologisch sind und warum sie manchmal einfach abgeschaltet werden. Denn viel öfter als wir annehmen sind unsere Aussagen in Gesprächen "Sprechreflexe" - automatisiert und unfreiwillig.
Die gute Nachricht: Wir können negative Gesprächsreflexe umtrainieren. Wir können Vernunft und freien Willen stärken. Ihr Gehirn ist formbar, zeigt die Neuroplastizitätsforschung: Ganze Hirnregionen wachsen oder schrumpfen messbar, je nach Gebrauch.
Wer verstehen will, warum ein Gespräch gut lief, während ein anderes scheiterte, und wer aktiv darauf Einfluss nehmen will, dem gibt "Gespräche führen mit Hirn und Herz" Wissen und Werkzeuge an die Hand.
Ben Kimura-Gross
Ben Kimura-Gross, 47, ist Linguist, Dolmetscher und Kommunikationstrainer. Er wohnt in Berlin, gibt dort Kommunikations-Seminare für Manager, Unternehmer und Führungskräfte und bildet werdende Lehrer im Umgang mit Konfliktsituationen aus. Durch seinen internationalen Werdegang - 2 Jahre in Amerika, 5 in England, 11 in Japan - läuft ein roter Faden: Kommunikation. Als ehemaliger Lehrer, als internationaler Projektmanager, und jetzt als Dozent und Trainer ging und geht es um Gespräche, die gegenseitiges Vertrauen und Verständnis aufbauen. Wie im Leben, so im seinem Buch, geht es Ben darum, Kommunikations-Hürden zu erkennen und zu überwinden.
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Buchvorschau
Gespräche führen mit Hirn und Herz - Ben Kimura-Gross
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Vom Hörbuch-Original zum Buch
TEIL 1: FOKUS
Dialog 1
Fokus: Der kleine Lichtkegel im großen Dunkel
Dialog 2
Neuro-Tricks: So schwenkt Ihr Gehirn den kleinen Lichtkegel auf Gespräche
Dialog 3
Zwiegespalten: Ihre Aufmerk-samkeit kämpft mit sich selbst
Dialog 4
Fokus-Machtkampf: Der Klügere gibt nach
Dialog 5
Ich bin dann mal weg: Ihr Geist auf Wanderschaft
Dialog 6
Bis 4 Uhr morgens: Begeisterung sprengt Grenzen
TEIL 2: AUTOMATISIERUNG
Dialog 7
Grenzgänger: Das Problem mit dem Bewusstsein
Dialog 8
Der 3A-Kurzschluss: Enttäuschung verabschiedet Bewusstsein
Dialog 9
ZPG-Reflexe: Automatisierungen greifen dem Bewusstsein ins Lenkrad
Dialog 10
SNS-PNS: Ihr Rückgrat spricht mit
Dialog 11
Konfliktparteien: Ihr Gehirn diskutiert mit sich selbst
Dialog 12
Hoffnungsschimmer: Wenn schon automatisiert, dann aber richtig!
TEIL 3: BEDEUTUNG
Dialog 13
Missverstanden: Kein Wort hat eine Bedeutung
Dialog 14
Gewalt oder Empathie: Wie wollen Sie Verständnis herbeiführen?
Dialog 15
Wahrheitsbaustelle: Wie Ihr Gehirn Ihre ganz persönliche Realität konstruiert
Dialog 16
Intersubjektivität: So kommen wir zu einem gemeinsamen Realitätsempfinden
Dialog 17
Kognitive Verzerrung: Wenn‘s kracht, weil ein Gehirn seine Fehlkonstruktion beharrlich verteidigt
Dialog 18
How We Connect: Verständnis, Vertrauen, Verbundenheit
Danksagung
Literaturangaben und Anmerkungen
Prolog
Gespräche und die Kunst, sie zu führen, beschäftigen uns seit Jahrtausenden. Seien es Sokrates und Meletus, Romeo und Julia oder Mandela und Viljoen – Gespräche sind der Kern von Kultur, Liebe, Politik. Gespräche sind geprägt vom Wunsch, sich mitzuteilen, sich auszutauschen, zu verstehen und verstanden zu werden. Doch in all den Jahrtausenden fehlte denen, die Gespräche analysierten, die die Kunst des Dialogs zu optimieren oder gar zu lehren suchten, etwas Fundamentales. Sie betrachteten Gespräche, ohne das Gehirn zu verstehen. Das machte viele Theorien zu Luftschlössern.
Unterdessen wissen wir: Unsere Gespräche finden nicht allein in den luftig-erhabenen Höhen des Geistes statt, sondern sind an körperliche Prozesse in unseren Gehirnen gebunden. Und diese körperlichen Prozesse – die Voraussetzung dafür, dass es überhaupt einen Sokrates, eine Julia, einen Mandela gibt – beeinflussen die Qualität unserer Gespräche massiv.
Seit einigen Jahren zeigen uns bildgebende Verfahren, welche Gehirnareale aktiviert sind, wenn wir miteinander sprechen, was sie dabei tun, und was sie dabei stört. Detaillierte Untersuchungen von Nervenzellen und Neurotransmittern zeigen, wie wir lernen, wie wir uns erinnern, und wie das Gehirn situationsbedingt ganz plötzlich seinen Gesamtzustand ändert – mal ist das förderlich für unsere Gespräche, mal nicht. Die Kognitionsforschung zeigt, wie wir die Welt wahrnehmen, wie wir Wahrgenommenes verarbeiten und wie die individuelle Einfärbung unserer Wahrnehmung unsere Gespräche beeinflusst. Neuroplastizitätsforschung macht uns Hoffnung, dass wir nie auslernen und dass wir auch neue Gesprächsfertigkeiten lernen können, egal in welchem Alter.
Ich lade Sie in diesem Buch dazu ein, mit mir die Vielfalt der lebendigen Baustoffe und neurobiologischen Prozesse zu bestaunen, die Ihre Gespräche so maßgeblich beeinflussen. Ich lade Sie ein, das Fundament zu betrachten, auf das Sie die geistigen Gebilde Ihrer Gespräche bauen. Und ich lade Sie zu Geschichten ein, die die Qualitäten dieses Fundaments veranschaulichen.
Hortensien
Andrea hat Hortensien gepflanzt. Im ersten Jahr sind die Blüten pastellig blau, im zweiten plötzlich rosa. Andrea ist enttäuscht – sie mag kein Rosa. Jetzt kann sie natürlich die Blüten untersuchen, aber da findet sie den Grund für den Farbunterschied nicht. Die Ursache liegt im Nährboden, der seit letztem Jahr saurer geworden ist und weniger aluminiumhaltig. Es sind die veränderten Bedingungen im „Fundament", in dem Ihre Hortensie wächst, die die Blüten rosa färben.
So wie die Blüten einer Hortensie können Gespräche mal so, mal so ausfallen: mal rosa, mal blau – mal angenehm, mal konfliktgeladen. Und wenn wir verstehen wollen, warum das so ist, dann müssen wir auch hier die Bedingungen im Fundament untersuchen. Das Fundament – man könnte sagen der Nährboden – unserer Gespräche sind unsere Gehirne. Sie nähren unsere Gespräche, sie liefern die neurobiologischen Baustoffe, Energien und Prozesse, die Sprechen, Hören und Denken ermöglichen. Natürlich ist dieses Fundament unserer Gespräche unvergleichlich komplexer als der Einfluss von pH-Werten und Aluminiumgehalt im Boden auf die Blütenfarben von Hortensien. Und doch zeigt uns diese Metapher, wie begrenzt unsere bisherige Auseinandersetzung mit Gesprächen war: Jahrtausende lang schauten wir immer nur auf die Geistesblüten.
Erst seit kurzem ist es uns möglich, das Gehirn genau genug zu beobachten, um seinen Einfluss auf die Qualität unserer Gespräche zu verstehen. Es ist, als hätten wir erst gestern den Zusammenhang zwischen den pH-Werten, dem Aluminiumgehalt und den Blüten verstanden – doch wollen wir uns dann heute dieser Erkenntnis verschließen?
Selbstverständlich könnten wir auch weiterhin die Qualität unserer Gespräche dem Zufall überlassen. Aber wer will schon, dass der Zufall entscheidet, ob ein Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin Vertrauen, Verständnis und Verbundenheit stärkt oder ob es in einen Konflikt entgleist? Wer will es dem Zufall überlassen, ob der Mit-arbeiter begreift, was man ihm gerade erklärt hat, ob die Kundin oder Patientin zufrieden ist, ob ein politischer Konflikt sachlich bleibt oder in Beschimpfungen ausartet?
Schauen wir uns also das Fundament an. Und wenn wir das tun, dann bemerken wir schnell: Es geht viel weniger darum, ob wir eine Aussage so oder anders formuliert, ob wir eine offene oder eine geschlossene Frage gestellt haben, und viel mehr um die Rahmenbedingungen, in die unsere Aussagen und Fragen eingebettet sind.
Rahmenbedingungen
Weder mit In 10 Schritten zum perfekten Verkaufsgespräch noch mit Die 21 schönsten Liebeserklärungen der Weltliteratur will und kann dieses Buch dienen. Es geht nicht um oberflächliche, rein kognitive Techniken, sondern Sie lernen Schritt für Schritt die Kunst, die Rahmenbedingungen, die Ihre Gespräche beeinflussen, besser zu gestalten.
Sie werden scheinbar Unlogisches lernen: Warum ein Gespräch vor dem Mittagessen andere Resultate bringt als eins danach; wie warme und kalte Getränke, der Klang einer Stimme oder selbst die Tageszeit Ihre Gespräche beeinflussen können. Sie werden lernen, warum Sie gewisse Gespräche nicht im Auto führen sollten und warum schlechte Rahmenbedingungen gut gemeinte Worte manchmal auf einem silbernen Tablett in die Gesprächshölle tragen. Denn genau darin liegt eine der großen Errungenschaften der modernen Hirnforschung: Dass sie scheinbar Unlogisches zu erklären vermag, indem sie bisher unsichtbare Zusammenhänge aufdeckt.
Sie werden lernen, dass ich, wenn ich von Rahmenbedingungen spreche, nicht nur externe Bedingungen meine, sondern auch interne: die physiologischen und energetischen Zustände in Ihrem Gehirn. Diese „von innen heraus" wirkenden Kräfte – man könnte sagen, Ihre innere Haltung – üben eine enorme Macht aus darüber, ob in Ihren Gesprächen Vertrauen, gegenseitiges Verständnis und Gefühle der Verbundenheit gestärkt oder geschwächt werden.
Wer diese Rahmenbedingungen gut gestaltet, kann seine Gespräche tiefgreifend und entscheidend beeinflussen, denn sie wirken im Fundament, also auf einer Ebene, die mit rein kognitiven Gesprächswerkzeugen nicht erreichbar ist.
Das mindert nicht den enormen Mehrwehrt, den gute Fragetechniken, aktives Zuhören und ähnliche Werkzeuge Gesprächen bisher gebracht haben; sie werden allerdings auf eine solidere Basis gestellt.
Schauen wir uns also den Nährboden Ihrer Gespräche an. Und wer weiß, vielleicht werden Sie herausfinden, dass Ihre innere Haltung sowieso schon zu den Erkenntnissen passt, die Ihnen dieses Buch nahebringt. Umso besser.
Lernen und Bestätigung
In meinen Kommunikationskursen gibt es zwei Arten von Reaktionen auf das, was Sie in diesem Buch lernen werden. Manchmal lösen die neurobiologischen Erkenntnisse ein Veränderungsbedürfnis aus, manchmal aber auch einfach das Gefühl von Bestätigung: „Jetzt weiß ich, warum die Art, wie ich ein Gespräch angehe, immer so gut funktioniert!"
Auch Sie werden in diesem Buch einiges finden, das Sie bestätigt, und einiges, das in Ihnen den Wunsch hervorruft, Neues zu lernen, eine Übung auszuprobieren oder Ihre Haltung zu ändern. Ich wünsche Ihnen dabei viel Freude, denn jeder Schritt in Richtung Vertrauen, Verbundenheit und Verständnis ist ein Schritt weg von unnötigen Konflikten, Zwist und Uneinigkeit.
Zu lernen und auszuprobieren gibt es unendlich viel – und wie jeder, der für sein Thema brennt, fand auch ich es schwer, Grenzen zu setzen. Was passt in ein Buch, was ist zu viel? Daher gibt es an manchen Stellen Verweise auf Übungen, weiterführende Texte oder Videomaterial online – damit die Vielfalt der praktischen Anwendungen den Rahmen nicht sprengt. (Der dafür angelegte Link hirnundherzbonus.de führt Sie übrigens auf eine Unterseite meiner Webseite gespraechsfit.de – also keine Sorge: da sind sie richtig.)
Fokus, Automatisierung und Bedeutung
Dieses Buch besteht aus drei Teilen. Jeder Teil nimmt sich einen besonderen Aspekt der Rahmenbedingungen vor, die unsere Gespräche beeinflussen: Fokus, Automatisierungen und Bedeutung.
Im ersten Teil – Fokus – schauen wir uns an, wie viel Energie unsere Gehirne benötigen, um unsere Aufmerksamkeit auf Gespräche zu lenken, und warum manche Menschen geborene Zuhörer sind und andere nicht. Wir erforschen überraschende Zusammenhänge zwischen Aufmerksamkeitssteuerung und Missverständnissen, und Sie lernen, mehr aus Gesprächen mitzunehmen und sich genauer an sie zu erinnern.
Im zweiten Teil – Automatisierung – schauen wir die Vielzahl automatisierter Prozesse an, die unsere Gespräche ermöglichen und mitgestalten. Dieser Teil birgt Erkenntnisse darüber, warum wir manchmal Dinge sagen, die wir vielleicht gar nicht so meinten, die aber unsere Gespräche entgleisen lassen. Das zeigt: Manche dieser Automatismen sind zielführend, andere nicht. Daher lohnt es sich, einige umzutrainieren. Die Mittel dafür gibt Ihnen dieser Teil an die Hand.
Im dritten Teil – Bedeutung – lernen Sie, wie Ihr Gehirn Realität erkennt und verarbeitet und dass es dabei nicht spiegelt, sondern konstruiert. Wenn aber alles, was wir sehen, hören, spüren usw. subjektive Konstrukte sind, wie finden wir dann in Gesprächen zueinander? Wie entstehen eine gemeinsame Wahrnehmung und gemeinsame Gedanken? Wie gelangt Bedeutung aus Ihrem Kopf in den Kopf Ihres Gesprächspartners?
All das zeigt Ihnen Teil 3, und natürlich auch, welche Rahmenbedingungen das Teilen von Bedeutungen fördern und welche nicht. Dabei meine ich mit „Rahmenbedingungen", wie gesagt, sowohl externe als auch gehirninterne Gegebenheiten, also Ihre innere Haltung im Gespräch.
Oder, um es mit Hortensien zu sagen: In diesem Buch lernen Sie, den Nährboden Ihrer Gespräche gut zu düngen, damit die Farbe der Blüten so ausfällt, wie Sie es sich wünschen. Denn erst, wenn Sie sich mit dem Nährboden beschäftigen, entscheiden wirklich Sie – und nicht der Zufall – über die Qualität Ihrer Gespräche. Doch mit der Theorie ist es nicht getan, daher stelle ich Ihnen zwei Wegbegleiter an die Seite.
Mia und Fred
Zwei Protagonisten und ihre Bekannte begleiten uns durch dieses Buch, dessen Kapitel jeweils durch Dialoge eingeleitet werden, damit wir etwas Praktisches, etwas Greifbares an der Hand haben, nicht nur Theorien.
Überhaupt geht es in diesem Buch sehr stark um den praktischen Mehrwert dessen, was Sie lernen. Manchmal muss ich etwas ausholen, denn Ihr Gehirn ist wunderbar komplex, und diese Komplexität lässt sich nur selten in drei Sätzen darstellen. Doch am Ende steht immer das Ziel, in Gesprächen Vertrauen, Verbundenheit und gegenseitiges Verständnis zu stärken.
Abenteuer
Es geht also nicht um die manipulativen Tricks eines Verkaufsgesprächs, es geht nicht darum, wie Sie mit visionär klingender Propaganda die Leistung Ihrer Mitarbeiter ankurbeln oder sich mit rhetorischer Kraft in einer Diskussion durchsetzen.
In diesem Buch geht es darum, mit unnötigen Missverständnissen aufzuräumen, damit Sie die Menschen, die Ihnen viel bedeuten, besser verstehen und sich angenehmer mit ihnen unterhalten können. Es geht darum, wie wir in Gesprächen Vertrauen aufbauen, und ein kleines Bisschen geht es auch ums Staunen über die Vielfalt der geistigen Universen, die sich in jedem von uns verstecken, wenn wir nur bereit sind, uns auf das Abenteuer wunderbar tiefgreifender Gespräche einzulassen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude und einige Überraschungen mit Gespräche führen mit Hirn und Herz.
Vom Hörbuch-Original zum Buch
Gespräche führen mit Hirn und Herz wurde im Dezember 2020 als Hörbuch veröffentlicht – also vor der Buch-Version. Das ist etwas ungewöhnlich. (Meist werden Bücher zu Hörbüchern, nicht umgekehrt.)
Der Reiz einer Hörbuch-Fassung war, dass der Verlag, Audible, sich bereit erklärte, die Dialoge, die jedem Kapitel vorangestellt sind, als Hörspiele aufzunehmen, also mit mehreren Schauspielern, einem Erzähler, passenden Geräuschkulissen usw.
Ich habe mich entschieden, diese 18 Dialoge auch im Buch in ihrer Originalfassung zu belassen, also lesen sie sich genau wie das, was sie sind: Hörspiel-Skripte.
Gespräche zu verschriftlichen ist immer ein unvollständiger Prozess. Jeder, der mal ein Drehbuch oder Theaterskript in der Hand gehabt hat, weiß, wie vielseitig so ein Text interpretiert werden kann.
Gespräche führen ist eben mehr als nur „Worte sprechen". In echten Gesprächen bestimmen Stimmqualität, Sprechtempo, Lautstärke, Mimik, Gestik und Körpersprache die Bedeutungen der gesprochenen Worte mit – wie, dazu kommen wir noch.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie diese Hörspiel-Skripte auf Sie als Leser*in wirken. Falls Sie Lust haben, mir ein Feedback zu schicken, können Sie mich gerne über meine Webseite gespraechsfit.de kontaktieren. Ich höre gerne von Leser*innen und melde mich auf jeden Fall zurück!
Wer auch die Hörspiel-Fassungen der Dialoge hören will, findet sie im Audible-Programm.
Und jetzt … wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung!
TEIL 1: FOKUS
Warum es unseren Gehirnen
so verdammt schwerfällt, wirklich
gute Gespräche zu führen
Dialog 1
[Zuggeräusche im Großraumabteil. Ansage im Hintergrund: „Wir heißen alle in Ingolstadt Zugestiegenen willkommen im ICE 800 München-Berlin und wünschen Ihnen eine angenehme Reise. " Geräusche von Menschen, die ihre Rollkoffer durch den Gang ziehen, anecken, sich entschuldigen usw. Fred sitzt einem älteren Herrn gegenüber. Er lacht überrascht auf. Der ältere Herr lacht mit.]
Fokus: Der kleine
Lichtkegel im großen Dunkel
Ab und zu hören wir Gespräche wie dieses im Zug und schmunzeln ein wenig. Es betrifft uns ja nicht direkt. Wenn wir selbst daran teilhaben, können solche Gespräche natürlich auch nervig sein. Und obwohl wir nur ahnen können, wie gereizt Mia genau während der Sitzwechselorgie ist, oder ob es Fred stört, dass Mia plötzlich an ihr Handy geht – eins ist klar: Bis jetzt ist zwischen Fred und Mia noch kein wirklich gutes Gespräch entstanden.
Die Situation gibt es einfach nicht her, dass sie sich gegenseitig konzentriert zuhören. Manchmal ist das o.k., aber manchmal kommt es im Leben sehr wohl darauf an, genau zuzuhören. Und je mehr unser Alltag durch kurze, schnelllebige und etwas wirre Gespräche geprägt ist, desto schwerer fällt es uns, im richtigen Moment umzuschalten auf eine andere Art, Gespräche zu führen.
Denn für die wirklich bedeutsamen Gespräche in unserem Leben brauchen wir eine andere Art von Aufmerksamkeit. Eine fokussierte, ununterbrochene Aufmerksamkeit. Doch was ist eigentlich Aufmerksamkeit?
In seinem 1890 erschienenen Standardwerk The Principles of Psychology (Die Prinzipien der Psychologie) beschrieb William James Aufmerksamkeit als „ein Ausblenden einiger Dinge, um mit anderen effektiv umgehen zu können".¹ Aufmerksamkeit ist also das, was unser bewusstes Wahrnehmen fokussiert. In einem guten Gespräch z.B. hoffentlich auf die Worte unseres Gegenübers und dann auf unsere eigenen. Diese Aufmerksamkeitssteuerung im Gespräch funktioniert bei unterschiedlichen Menschen verschieden gut.
Bestimmt kennen Sie auch jemanden, den Sie als besonders guten Zuhörer beschreiben würden. Und auch mindestens eine Person, deren Talent, zuzuhören,