Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat (Civil Disobedience): Vollständige deutsche Ausgabe
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»Wenn ungerechtes Gesetz dich zum Werkzeug des Unrechts einem anderen gegenüber macht, dann sage ich: Brich das Gesetz.« - Präzise und klar begründet Henry David Thoreau in dieser Schrift das Recht auf Zivilen Ungehorsam. Thoreau erinnert eindrücklich daran, dass die Macht einer jeden Regierung eine geborgte ist - dass aber die Regierenden, einmal gewählt, diese Tatsache nur allzu schnell aus den Augen verlieren. Die politische Elite koppelt sich vom Volk ab, handelt maßlos und selbstgerecht und beginnt jenen zu schaden, die sie einmal gewählt haben. Diese Gefahr besteht nicht nur in autokratischen, sondern ebenso in demokratischen Systemen. | Mahatma Gandhi verteilte »Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat« unter seinen Schülern, später wurde die Schrift im französischen Widerstand gegen Hitlerdeutschland gelesen. In den sechziger Jahren beeinflussten Thoreaus Gedanken die Bürgerrechtsbewegungen, ebenso wie die Hippie-, Friedens- und Umweltbewegung der Siebziger und Achtziger. Und auch heute hat die Schrift nichts von ihrem Wert und ihrer Aktualität verloren.
Henry David Thoreau
Henry Thoreau was born in Concord, Massachusetts, in 1817, and attended Concord Academy and Harvard. After a short time spent as a teacher, he worked as a surveyor and a handyman, sometimes employed by Ralph Waldo Emerson. Between 1845 and 1847 Thoreau lived in a house he had made himself on Emerson's property near to Walden Pond. During this period he completed A Week on the Concord and Merrimack Rivers and wrote the first draft of Walden, the book that is generally judged to be his masterpiece. He died of tuberculosis in 1862, and much of his writing was published posthumously.
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Book preview
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat (Civil Disobedience) - Henry David Thoreau
INHALT
Begleitwort
Über den Autor
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat
Begleitwort
Eine demokratische Wahl legitimiert nicht alles.
THOREAU erinnert eindrücklich daran, dass die Macht einer jeden Regierung eine geborgte ist – dass aber die Regierenden, einmal gewählt, diese Tatsache nur allzu schnell aus den Augen verlieren. Die politische Elite koppelt sich vom Volk ab, handelt maßlos und selbstgerecht, ignoriert jene, die sie nicht gewählt haben – und beginnt sogar jenen zu schaden, die sie gewählt haben. Diese Gefahr besteht nicht nur in autokratischen, sondern ebenso in demokratischen Systemen.
Thoreau: »Die Macht liegt in den Händen des Volkes, und durch eine Wahl wird einer Mehrheit gestattet, für eine gewisse Zeit zu regieren – möglicherweise für eine sehr lange Zeit. Der wahre Grund dafür ist aber nicht, dass sich diese Mehrheit mit großer Wahrscheinlichkeit im Recht befindet, oder dass dies der Minderheit gegenüber am gerechtesten erscheint, sondern schlicht, weil diese Mehrheit der Minderheit physisch überlegen ist. Aber eine Regierung, in der in jedem Fall die Mehrheit entscheidet, kann nicht auf Gerechtigkeit gegründet sein, nicht einmal soweit Menschen Gerechtigkeit begreifen.«
Dennoch, es ist die bestmögliche Regierungsform, die wir kennen. Allerdings nur, wenn die gewählte Mehrheit dafür Sorge trägt, dass die Interessen der gesamten Bevölkerung gewahrt bleiben, nicht nur eines Teils davon. Minderheiten, abweichende Meinungen müssen in den demokratischen Prozess einbezogen werden. Ignoriert eine Regierung diese Tatsache, hat sie auch ihr Recht zu regieren verloren, wie der Fall des ägyptischen Präsidenten Mursi zeigte (Juli 2013), der zwar demokratisch gewählt war, aber nach seiner Wahl einen bedeutenden Teil der Bevölkerung aus seiner Politik ausgegrenzt hat.
Eine demokratische Wahl legitimiert natürlich auch nicht, dass eine Regierung die illegale Geheimüberwachung der eigenen Bevölkerung duldet, und damit die eigene Verfassung bricht – wie es offensichtlich durch englische und amerikanische Geheimdienste stattfindet, mit einem Schwerpunkt in Deutschland. Oder dass ein (ebenfalls demokratisch gewählter) türkischer Despot alle Andersdenkenden verfolgen und willkürlich ins Gefängnis werfen lässt. ´
»Alle Menschen bekennen sich zum Recht auf Revolution; dass heißt zu dem Recht, der Regierung die Gefolgschaft zu verweigern und ihr Widerstand zu leisten, wenn ihre Tyrannei oder ihre Untüchtigkeit zu groß und unerträglich werden. Aber fast alle sagen, das sei zur Zeit nicht der Fall.«
Machtbesessene, arrogante und vom Volk entkoppelte Politiker, die in solche Machenschaften verstrickt sind, sollten Thoreau heute als Pflichtlektüre lesen – und sich gewahr werden, dass die Balance, auf die sie ihre Regierungsmacht aufgebaut haben, eine empfindliche ist. Wenn demokratische Instrumente versagen, wenn die Regierung zu Handlangern von Rechtsbrechern wird, kann das Volk seine Meinung, es sei nicht die Zeit für eine Revolution, durchaus ändern.
»[Es gibt] Menschen, die sogar die Frage der Freiheit hinter der des Freihandels zurückstellen. [...] Sie zaudern, und sie bedauern, und manchmal unterschreiben sie eine Petition. Aber sie tun nichts, das ernsthaft Wirkung zeigt.«
Die »Freiheit hinter der des Freihandels zurückstellen« – genau das tut heute auch die Europäische Union, wenn sie mit den USA über ein Freihandelsabkommen verhandelt, und dabei die globale Bespitzelung durch die NSA und andere Geheimdienste verharmlost oder sogar ignoriert. Thoreau könnte aktueller nicht sein!
Er rät uns, tätig zu werden. Uns nicht mit austauschbaren Politik-Marionetten zufrieden zu geben. Aufzustehen und unsere eigenen Interessen