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Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser: Märchen aus 1001 Nacht
Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser: Märchen aus 1001 Nacht
Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser: Märchen aus 1001 Nacht
Ebook67 pages1 hour

Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser: Märchen aus 1001 Nacht

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Als Quelle der Märchen diente ein in arabischer Handschrift verfasstes Manuskript, das von Antoine Galland in die französische Sprache übersetzt und im Jahre 1704 in Paris veröffentlich wurde. Das Buch gewann ungewöhnlich schnell eine außerordentliche Popularität. Die Übersetzung gilt seitdem als Quelle unzähliger Veröffentlichungen.
Kurz gefasst ging es um einen König, der, sooft er ein Mädchen heiratete, es am Morgen nach der Hochzeit töten ließ. Er heiratete dann eine geistreiche Prinzessin, die Scheherasad hieß. Sie erzählte ihm Märchen und richtete es so ein, dass der König am nächsten Morgen begierig war, das Ende der Geschichte zu hören. So vergingen 1000 Nächte, während der sie seine Gattin war und ihm ein Kind gebar.
Eins der spannendsten Märchen, das sie ihm über mehrere Tage und Nächte erzählte, hieß:
Der Sprechende Vogel, Der Singende Baum und das Goldene Wasser.
LanguageDeutsch
Release dateSep 7, 2021
ISBN9783754391471
Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser: Märchen aus 1001 Nacht
Author

Abd Al-Karim

Abd Al-Karim, geboren 1969 in Sulaimaija - Nordirak, floh aus politischen Gründen nach Frankreich und pendelte in den neunziger Jahren zwischen Frankreich und Deutschland, bis er sich 2002 in einer Kleinstadt in Süddeutschland niederließ und dort mit Frau und drei Kindern lebt.

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    Der Sprechende Vogel - Der Singende Baum - Das Goldene Wasser - Abd Al-Karim

    DER SPRECHENDE

    VOGEL

    DER SINGENDE

    BAUM

    DAS GOLDENE

    WASSER

    In Persien lebte Sultan Kosrouschah, ein König, dem es in seinem Palast so langweilig war, dass er nicht recht wusste, was er noch anstellen sollte. Morgens kam der Großwesir zu ihm und besprach mit ihm die Regierungsgeschäfte, die ihm mittlerweile zum Hals raushingen. Dann kam auch noch der Satzmeister. Und das war ein Mann, der ihm erst so richtig auf die Nerven ging. Denn er musste sich jeden Tag seine Klagen anhören, dass die Staatskasse wieder einmal leer ist. Die Schuld daran schob er wieder auf die Provinzgouverneure, die ihren Tribut an den König entweder selbst verbrauchten oder einfach vergaßen. Ja, er schwärzte sie schon seit längerem an. Aber in Wirklichkeit verdiente er selbst daran. Kosrouschah gab seinem Großwesir den Befehl, ihm morgen früh die Daumenschrauben anzulegen.

    Ihm fiel wieder ein, dass er am nächsten Tag, wenn das Licht nachließ, mit seinem Großwesir durch die Straßen seiner Stadt ziehen wollte, um den einfachen Leuten aufs Maul schauen. Er wollte mit seinen eigenen Ohren hören, welche Sorgen sie hätten. Ob sie zufrieden waren mit seiner Regierung oder ob sie ihn, ihren König, zum Teufel wünschten, wie einer seiner Diener ihm erzählte. Oder ob sie vielleicht darüber nachdachten, einen Aufruhr in der Bevölkerung anzuzetteln.

    Gleichgültig, was dabei herauskam, er wollte wissen, wie sie über ihn dachten. Er war gespannt darauf. Wie immer hatte er sich verkleidet und ging diesmal mit seinem Großwesir die Straßen entlang - niemand erkannte sie, denn beide sahen aus wie gewöhnliche Kaufleute, die ihren Laden gerade geschlossen hatten und nun auf dem Weg zu ihren Familien waren. Zur Tarnung trug jeder von ihnen einen Sack auf dem Rücken. Sie taten so, als ob sie es nicht besonders eilig hätten nach Hause zu kommen, denn von Zeit zu Zeit blieben sie stehen und unterhielten sich lang und breit über dies und jenes. Dann gingen sie wieder eine Weile, setzten Ihre Säcke ab und begannen wieder eine Unterhaltung, während sie mitten in einer verkehrsreichen Straße Ohren und Augen aufsperrten, um mitzubekommen, worüber die Bürger redeten. Ohne es zu merken hatten sie auf diese Weise einen Stadtteil erreicht, der etwas verrufen war – eine finstere Gegend, in der Gauner und Diebe in hölzernen Baracken wohnten.

    Sie gingen an einigen unbewohnten Hütten vorbei, wichen ein paar Hundehaufen aus und bogen in die nächste Querstraße ein, wo ihre Schritte langsamer und langsamer wurden. Denn aus der Ferne hörten sie Stimmen, ein wildes Durcheinander – ein wahres Stimmengewirr. Es drang aus einem der Häuser, die etwas entfernt am Stadtrand lagen. Vorsichtig näherten sie sich dem Haus und den Stimmen, die immer lauter wurden, je näher sie kamen. Als sie schließlich vor dem Eingang standen und einen Spalt in der Haustür entdeckten, sahen sie unter einer Deckenlampe drei Frauen, die sich sehr ähnlich sahen und offensichtlich Schwestern waren. Sie hatten gerade ihr Abendessen beendet, die schmutzigen Holzteller standen noch auf dem Esstisch. Aber sie schienen sich zu streiten – ja, sie versuchten sich gegenseitig mit lauter Stimme zu übertönen.

    Anfangs konnte der König nicht verstehen, warum sie sich so aufregten. Jede sprach in das Wort der einen hinein und diese wieder in das Wort der anderen. Zwischendurch kreischte auch jemand. Aus dem Stimmengewirr hörte er endlich heraus, dass sie sich darüber stritten, wer von ihnen den besten Ehemann bekommen würde.

    Die älteste unter ihnen sagte: ‚Wenn ich hier schon meine Wünsche äußern darf, dann wünsche ich mir den Bäcker unseres Königs zum Ehemann. Bei ihm gibt es immer genug zu essen. Ich könnte jede Menge Brot essen, und zwar vom allerbesten. Ich bin verrückt nach Brot. Wenn ich irgendwo ein Stück Brot herumliegen sehe, muss ich unbedingt reinbeißen. Es ist schon wie eine Sucht bei mir. Abgesehen davon, würde ich dann das gleiche Brot essen, das sonst immer nur der König isst. Ich bin gespannt, ob ihr einen ähnlich guten Geschmack habt.’

    ‚Ich für meinen Teil,’ antwortete die mittlere Schwester, ‚wünsche mir den Chefkoch des Königs. Dann könnte ich die besten Speisen kosten und davon essen so viel ich nur wollte. Wie ich gehört habe, ist das Brot des Königs gar nicht so gut, wie Du denkst. Das essen viele dort. Jedenfalls möchte ich es nicht jeden Tag essen. Außerdem würde ich die leckeren Vorspeisen essen, die der König immer zu essen pflegt. Ihr wisst, wie gern er die Vorspeisen isst. Er denkt, dass sie wichtiger sind, als alles Weitere, das noch kommt. Wie Du siehst,’ und sie wandte sich ihrer älteren Schwester zu, ‚habe ich einen viel besseren Geschmack als Du.’

    Die jüngste Schwester, die im Übrigen die Schönste unter ihren Schwestern war und mehr Charme und Witz besaß als sie, erwiderte: ‚Was mich betrifft, liebe Schwestern,’ sagte sie, ‚ich möchte meine Wünsche nicht auf diese einfachen und banalen Dinge richten. Meine Wünsche verlangen nach etwas mehr. Nach viel mehr. Ich möchte gern die Frau des Königs werden. Ich werde ihn zum Vater eines schönen Prinzen machen – seine Haare werden auf einer Seite golden, auf der anderen silberfarbig glänzen.

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