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Juristische Übungsfälle zum Gesellschaftsrecht
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Juristische Übungsfälle zum Gesellschaftsrecht

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About this ebook

Diese Fallsammlung beschäftigt sich mit den typischen Problemkonstellationen des Gesellschaftsrechts. In der Ausbildung wird das Gesellschaftsrecht von Studenten oft vernachlässigt, da es als recht komplizierte und entlegene Materie angesehen wird. Allerdings werden Probleme aus dem Bereich des Gesellschaftsrechts regelmäßig in Klausuren abgefragt, weshalb es sich lohnt, die Grundzüge zu beherrschen.

 

Beispielhaft soll die JAPO in Bayern herangezogen werden, nach der das Gesellschaftsrecht ein Pflichtfach darstellt. Dabei ist der Umfang aber begrenzt auf die Grundzüge des Rechts der Personengesellschaften im Handelsgesetzbuch, und aus dem Recht der Gesellschaft mit beschränkter Haftung müssen nur die Errichtung, Vertretung und Geschäftsführung bekannt sein. Die in diesem Buch enthaltenen Fälle befassen sich mit den Grundzügen des Gesellschaftsrechts und eignen sich damit insbesondere auch für Studenten der Wirtschaftswissenschaften.

 

Durch die ausführlichen Lösungen soll dem Studenten die Möglichkeit geben werden, sein theoretisches Wissen durch das Lösen von Übungsfällen zu testen und gegebenenfalls zu vertiefen. Oft wird das Verständnis des abstrakt erlernten Stoffes erst durch die Anwendung des Rechts in einem konkreten Fall deutlich. Der beste Weg, juristische Probleme und deren Lösungen zu verstehen und sich dauerhaft einprägen zu können, scheint das Schreiben von Klausuren zu sein.

 

Jede Lösung eines juristischen Falls enthält ein Aufbauschema, in welchem die einzelnen Prüfungspunkte durch Definition und Subsumtion ausgefüllt werden müssen. Nachdem alle Lösungen in dieser Fallsammlung im Stil des Gutachtens gehalten sind, wird deutlich, wie die jeweiligen Gliederungspunkte in einer Klausur ausformuliert werden können. Jeder Lösung ist des Weiteren eine Gliederung vorangestellt, um den "roten Faden" des Aufbaus zu verdeutlichen. Auch im Gesellschaftsrecht gibt es Prüfungsschemata, anhand derer sich die Probleme an der korrekten Stelle einordnen lassen. Das Buch gibt einen Leitfaden für die Einordnung dieser Problempunkte, sodass sich die Lösung auch dem Anfänger erschließt. Wie es in der Rechtswissenschaft so üblich ist, kann man an vielen Punkten, die umstritten sind, anderer Auffassung sein. Dabei ist es weniger bedeutend, welcher Meinung man folgt. Vielmehr muss ein logischer Aufbau der Lösung erfolgen, der sich an der Systematik des Gesetzes orientiert.

 

Das Gesellschaftsrecht hat für den Studenten im Pflichtfach seinen größten Anwendungsbereich im Recht der Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Nachdem diese die Grundform der Personengesellschaft ist, wird ihr in der vorliegende Fallsammlung der größte Umfang eingeräumt, da man das Recht der OHG und KG nicht verstehen kann, wenn man schon die Vorschriften der §§ 705 ff. BGB nicht durchschaut hat. Auch sind zwei Fälle zum eingetragenen Verein und einer zur Partnerschaftsgesellschaft eingefügt, da diese Bereiche zum Gesellschaftsrecht im weiteren Sinn gehören.

LanguageDeutsch
Release dateOct 19, 2021
ISBN9781393935162
Juristische Übungsfälle zum Gesellschaftsrecht
Author

Roy Dörnhofer

Roy Dörnhofer hat in Bayern beide Staatsexamina abgelegt und war dann in den neuen Bundesländern als Richter und Staatsanwalt tätig.  Er war unter anderem als Richter am Landgericht im Rahmen einer Abordnung in einem Zivilsenat bei einem Oberlandesgericht beschäftigt.

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    Juristische Übungsfälle zum Gesellschaftsrecht - Roy Dörnhofer

    Allgemeine Vorbemerkungen

    Diese Fallsammlung beschäftigt sich mit den typischen Problemkonstellationen des Gesellschaftsrechts.  In der Ausbildung wird das Gesellschaftsrecht von Studenten oft vernachlässigt, da es als recht komplizierte und entlegene Materie angesehen wird.  Allerdings werden Probleme aus dem Bereich des Gesellschaftsrechts regelmäßig in Klausuren abgefragt, weshalb es sich lohnt, die Grundzüge zu beherrschen.

    Beispielhaft soll die JAPO in Bayern herangezogen werden, nach der das Gesellschaftsrecht ein Pflichtfach darstellt.  Dabei ist der Umfang aber begrenzt auf die Grundzüge des Rechts der Personengesellschaften im Handelsgesetzbuch, und aus dem Recht der Gesellschaft mit beschränkter Haftung müssen nur die Errichtung, Vertretung und Geschäftsführung bekannt sein.  Die in diesem Buch enthaltenen Fälle befassen sich mit den Grundzügen des Gesellschaftsrechts und eignen sich damit insbesondere auch für Studenten der Wirtschaftswissenschaften.

    Durch die ausführlichen Lösungen soll dem Studenten die Möglichkeit geben werden, sein theoretisches Wissen durch das Lösen von Übungsfällen zu testen und gegebenenfalls zu vertiefen.  Oft wird das Verständnis des abstrakt erlernten Stoffes erst durch die Anwendung des Rechts in einem konkreten Fall deutlich.  Der beste Weg, juristische Probleme und deren Lösungen zu verstehen und sich dauerhaft einprägen zu können, scheint das Schreiben von Klausuren zu sein.

    Jede Lösung eines juristischen Falls enthält ein Aufbauschema, in welchem die einzelnen Prüfungspunkte durch Definition und Subsumtion ausgefüllt werden müssen.  Nachdem alle Lösungen in dieser Fallsammlung im Stil des Gutachtens gehalten sind, wird deutlich, wie die jeweiligen Gliederungspunkte in einer Klausur ausformuliert werden können.  Jeder Lösung ist des Weiteren eine Gliederung vorangestellt, um den „roten Faden" des Aufbaus zu verdeutlichen.  Auch im Gesellschaftsrecht gibt es Prüfungsschemata, anhand derer sich die Probleme an der korrekten Stelle einordnen lassen.  Das Buch gibt einen Leitfaden für die Einordnung dieser Problempunkte, sodass sich die Lösung auch dem Anfänger erschließt.  Wie es in der Rechtswissenschaft so üblich ist, kann man an vielen Punkten, die umstritten sind, anderer Auffassung sein.  Dabei ist es weniger bedeutend, welcher Meinung man folgt.  Vielmehr muss ein logischer Aufbau der Lösung erfolgen, der sich an der Systematik des Gesetzes orientiert.

    Das Gesellschaftsrecht hat für den Studenten im Pflichtfach seinen größten Anwendungsbereich im Recht der Gesellschaft bürgerlichen Rechts.  Nachdem diese die Grundform der Personengesellschaft ist, wird ihr in der vorliegende Fallsammlung der größte Umfang eingeräumt, da man das Recht der OHG und KG nicht verstehen kann, wenn man schon die Vorschriften der §§ 705 ff. BGB nicht durchschaut hat.  Auch sind zwei Fälle zum eingetragenen Verein und einer zur Partnerschaftsgesellschaft eingefügt, da diese Bereiche zum Gesellschaftsrecht im weiteren Sinn gehören.

    Sodann seien die Fundstellen im Gesetz für die jeweilige Gesellschaft kurz aufgeführt:

    Gesellschaft bürgerlichen Rechts, §§ 705 – 740 BGB

    Offene Handelsgesellschaft, §§ 105 – 160 HGB

    Kommanditgesellschaft, §§ 161 – 177a HGB

    GmbH, §§ 1 – 77 GmbHG

    Partnerschaftsgesellschaft, §§ 1 – 11 PartGG

    Eingetragener Verein, §§ 55 – 79 BGB

    Im Gesellschaftsrecht ist zwischen Personengesellschaften auf der einen Seite und Körperschaften auf der anderen Seite zu unterscheiden.  Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass erstere vom Mitgliederbestand abhängig sind, während das bei letzteren nicht der Fall ist.  Personengesellschaften sind die GbR, die OHG und die KG.  Unter die Körperschaften fallen die Kapitalgesellschaften und der Verein nach bürgerlichem Recht.

    Die Erstellung eines Gutachtens in einer Klausur oder Hausarbeit folgt den allgemein gültigen Regeln.  Es muss also immer zuerst eine Anspruchsgrundlage für das Begehren des Anspruchstellers genannt werden, worauf sich dann die Prüfung der Tatbestandsmerkmale der Norm anschließt.  Regelmäßig sind hier vertragliche Primär- und Sekundäransprüche sowie das Deliktsrecht einschlägig.  In diesen Bereichen sollte man deshalb solide Kenntnisse haben.

    Die Besonderheit in der gesellschaftsrechtlichen Prüfungsarbeit besteht darin, dass man zwischen der Haftung der Gesellschaft selbst und deren Gesellschaftern unterscheiden muss.  Dabei sollte man die Ansprüche gegen die Gesellschaft zuerst ansprechen, denn diese sind meist Voraussetzung für die persönliche Haftung der Gesellschafter.  Des Weiteren sollte man nicht vergessen, die (Teil-)Rechtsfähigkeit der Gesellschaft kurz zu erwähnen, sodass sie also Träger von Rechten und Pflichten sein kann.

    Ein enorm wichtiges Problem ist hier die Stellvertretung gem. § 164 I BGB.  Nachdem die Gesellschaft nicht selbst handeln kann, bedarf es also eines oder mehrerer Stellvertreter, bei denen oft die Vertretungsmacht zu problematisieren ist.  Auch die Zurechnung des Handelns eines Gesellschafters ist häufig Gegenstand von gesellschaftsrechtlichen Klausuren.  Sofern es sich um ein Organ handelt, muss man die Vorschrift des § 31 BGB bei der Pflichtverletzung und dem Verschulden kennen und zitieren.  Andere Personen, die nicht Organ sind, werden der Gesellschaft dann über die Norm des § 278 S. 1 BGB zugerechnet.

    Letztlich ist dann regelmäßig die persönliche Haftung eines Gesellschafters zu prüfen, bei der die Vorschrift des § 128 S. 1 HGB bei den Personengesellschaften von größter Bedeutung ist.  Diese Norm gilt entsprechend auch für die Gesellschaft bürgerlichen Rechts.  Sofern eine Kommanditgesellschaft im Sachverhalt genannt wird, geht es häufig um die Haftung des Kommanditisten, die sich etwas anders gestaltet.  Hier muss man sich die Haftungsvorschriften der §§ 171 ff. HGB unbedingt näher ansehen, um zu brauchbaren Lösungen zu kommen.

    All die genannten Problembereiche, die typischerweise in einer Prüfung auftauchen, werden in diesem Buch ausführlich behandelt.  Insofern wird das oft als undurchdringlich empfundene Gesellschaftsrecht doch verständlich.

    Für das Jurastudium ist es unabdingbar, dass man sich jedenfalls im fortgeschrittenen Stadium mit der Rechtsprechung auseinandersetzt.  Dazu muss man wissen, wo sich überhaupt die Entscheidungen der Gerichte finden lassen.  Deshalb soll hier ein kurzer Überblick gegeben werden.

    Wichtig sind juristische Fachzeitschriften:

    - Betriebs-Berater (BB)

    - Der Betrieb (DB)

    - Deutsche Notar-Zeitschrift (DNotZ)

    - Juristenzeitung (JZ)

    - Monatsschrift für deutsches Recht (MDR)

    - Neue Juristische Wochenschrift (NJW)

    - Neue Juristische Wochenschrift-Rechtsprechungsreport (NJW-RR)

    - Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht (NZV)

    - Zeitschrift für das gesamte Familienrecht (FamRZ)

    - Zeitschrift für Miet- und Raumrecht (ZMR)

    - Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (WM)

    Amtlichen Sammlungen der obersten Gerichte:

    - BVerfGE: Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts

    - BGHZ: Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen

    - RGZ: Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen

    - BGHSt: Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen

    - RGSt: Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen

    Als Jurist muss man sich intensiv mit der juristischen Literatur auseinandersetzen.  Wer einmal einen Blick in ein Gesetz geworfen hat oder gar eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs durchgelesen hat, wird schnell erkennen, dass die Materie recht unverständlich sein kann.  Viele Probleme im Zivilrecht sind auch sehr umstritten und bedürfen der Erörterung dieser divergierenden Meinungen.  Dazu muss sich der Rechtsanwender oft auf die rechtswissenschaftliche Literatur berufen, um sich Klarheit über die jeweilige Materie zu verschaffen.  Im Folgenden sollen somit kurz die gängigsten Nachschlagewerke für den Juristen genannt werden:

    Kommentare

    Diese auf den ersten Blick enorm umfangreichen Bücher sind die wichtigsten Helfer beim Auffinden von Meinungen und Urteilen zu den einzelnen Normen.  Auch finden sich Ausführungen zur Entstehungsgeschichte der jeweiligen Norm und zum gesetzgeberischen Ziel bei Schaffung der Vorschrift.  Für das Zivilrecht ist der „Palandt" der wichtigste Kommentar, da er nicht wie die meisten anderen Kommentare in mehreren Bänden erscheint und somit handlicher ist.  Des Weiteren ist dieser Kommentar sehr aktuell, da er jedes Jahr neu aufgelegt wird.

    Lehrbuch

    Jeder Einsteiger wird sich ein Lehrbuch zulegen müssen, um den Einstieg in ein Rechtsgebiet erfolgreich vornehmen zu können.  Solche Werke stellen die Materie zusammenhängend und verständlich dar, sodass sie insbesondere für den Anfänger außerordentlich wichtig sind.

    Aufsätze

    In vielen juristischen Zeitschriften finden sich Aufsätze zu allen möglichen Themenbereichen.  In diesen werden dann die Probleme sehr vertieft dargestellt.  Nachfolgend seien die wichtigsten genannt:

    http://rsw.beck.de/zeitschriften/ja

    https://www.degruyter.com/view/j/jura

    http://rsw.beck.de/zeitschriften/jus

    http://www.zjs-online.com/

    Zur ZJS ist noch kurz zu sagen, dass dies ein hervorragendes Projekt ist! Die Beiträge sind qualitativ ausgezeichnet und das Lesen ist kostenlos im Internet möglich. Was kann man eigentlich noch mehr verlangen?

    https://www.iurratio.de/

    http://www.zeitschrift-jse.de/

    Auch diese Zeitschrift kann kostenlos im Internet gelesen werden.

    http://www.juraexamen.info/

    Zwar keine Zeitschrift im engeren Sinn, aber doch eine wunderbare Möglichkeit, sich in kürzesten Abständen grundlegendes und aktuelles Wissen kostenlos im Internet anzueignen.

    Urteilsbesprechung

    Eine solche findet sich oft zu neuen Entscheidungen der Gerichte, wobei sich der Autor kritisch mit der ergangenen Entscheidung auseinandersetzt.

    Fallsammlungen

    Letztlich sind auch noch die Fallsammlungen zu nennen.  Das Ziel der juristischen Ausbildung ist das erfolgreiche Lösen von Lebenssachverhalten anhand des Gesetzes.  Unabdingbar für den Erfolg sind daher Bücher, anhand derer man sein theoretisches Wissen praxisgerecht einsetzen kann.  Ohne eine regelmäßige Übung wird man in der Ausbildung keine überzeugenden Leistungen erbringen können.

    Viel Erfolg bei der Durcharbeit!

    Fall   1:  Gesellschaft bürgerlichen Rechts:  Abgrenzung zur Bruchteilsgemeinschaft, Abtretung Gesellschaftsanteil

    Sachverhalt

    Die beiden Arbeitskollegen A und V hatten jeweils eine große Familie und mussten bei ihrem jährlichen Urlaub etwas Geld sparen, weshalb sie regelmäßig auf Campingplätzen übernachteten.  Da ihnen ein Zelt mit der Zeit zu klein wurde, sie sich aber allein kein Wohnmobil leisten konnten, vereinbarten sie, gemeinsam ein solches zu erwerben.  Sie legten deshalb einen schriftlichen Vertrag nieder, in welchem sie sich als Gesellschafter einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts bezeichneten und den Erwerb sowie die Haltung des Wohnmobils vereinbarten.  Vom Anschaffungspreis trug jeder genau die Hälfte, und auch die Unterhaltungskosten für Versicherung und Wartung sollten von beiden geteilt werden.  Der A durfte das Fahrzeug für seinen Urlaub im Juli und der V es für seinen Urlaub im August benutzen.  Nachdem das Fahrzeug gekauft und einige Zeit vergangen war, übertrug der V seinen Anteil an dem Wohnmobil an den K und übergab ihm auch seinen Autoschlüssel.  Da der A aber nichts mit dem K zu tun haben wollte, widersprach er der Übertragung.

    Hat der K einen Anteil am Wohnmobil erworben?

    Gliederung

    I. Erwerb des Miteigentumsanteils

    1. Einigung

    2. Übergabe

    3. Berechtigung

    4. Bruchteilsgemeinschaft, § 741 BGB

    a) Begründung der Gemeinschaft

    aa) Kraft Gesetz

    bb) Rechtsgeschäftliche Begründung

    b) Gesellschaft bürgerlichen Rechts, § 705 BGB

    aa) Einigung

    bb) Gemeinsamer Zweck

    (1) Anschaffung

    (2) Innehabung und Verwaltung

    cc) Förderpflicht

    dd) Folge

    c) Zwischenergebnis

    5. Ergebnis

    II. Erwerb eines Anteils am Gesellschaftsvermögen

    1. Übertragbarkeit

    2. Umdeutung

    3. Ergebnis

    Lösung

    I. Erwerb des Miteigentumsanteils

    Der K könnte einen Miteigentumsanteil am Wohnmobil durch Übertragung vom V erworben haben, §§ 747 S. 1, 1008, 929 S. 1 BGB.

    Ein Miteigentumsanteil kann von jedem Teilhaber durch Verfügung übertragen werden, § 747 S. 1 BGB.  Dabei richtet sich der rechtsgeschäftliche Vollzug der Verfügung nach den für den Gegenstand selbst geltenden Vorschriften (Palandt-Sprau, BGB, 79. Auflage, 2020, § 747 Rn. 2).  Da es sich bei dem Wohnmobil um einen körperlichen Gegenstand und damit um eine bewegliche Sache iSd. § 90 BGB handelt, ist zu prüfen, ob der K den Anteil nach § 929 S. 1 BGB erworben hatte.  Zur Übertragung des Eigentums an einer beweglichen Sache ist erforderlich, dass der Eigentümer die Sache dem Erwerber übergibt und beide darüber einig sind, dass das Eigentum übergehen soll.

    1. Einigung

    Da der V laut Sachverhalt seinen Anteil an den K übertragen hatte, ist davon auszugehen, dass eine entsprechende dingliche Einigung über den Eigentumsübergang vorlag.

    2. Übergabe

    Hier hatte der V dem K den Autoschlüssel ausgehändigt, wodurch er ihm den Mitbesitz am Wohnmobil neben dem A eingeräumt hatte.  Eine Übergabe kann auch dergestalt erfolgen, dass der Erwerber Mitbesitz mit einem Dritten erlangt (Palandt-Herrler, BGB, 79. Auflage, 2020, § 929 Rn. 12).  Im Übrigen reicht bei dem Erwerb von Miteigentum die Einräumung von Mitbesitz selbst dann aus, wenn auch der Veräußerer Mitbesitzer bleibt (Palandt-Herrler, BGB, 79. Auflage, 2020, § 1008 Rn. 3).

    Es liegt deshalb eine Übergabe iSd. § 929 S. 1 BGB vor.

    3. Berechtigung

    Des Weiteren müsste der V berechtigt gewesen sein, den Eigentumsanteil zu übertragen.  Hier haben der A und der V gemeinsam ein Wohnmobil erworben, sodass sie vom Grundsatz her nach § 741 BGB Bruchteilseigentümer geworden sein könnten und der V dann auch berechtigt gewesen wäre, über seinen Anteil zu verfügen.

    4. Bruchteilsgemeinschaft, § 741 BGB

    Eine Verfügung über den Miteigentumsanteil ohne Zustimmung des A wäre für den V nach § 747 S. 1 BGB aber nur dann möglich gewesen, wenn zwischen dem A und dem V überhaupt eine Bruchteilsgemeinschaft am Eigentum des Wohnmobils bestanden hätte, §§ 741 ff., 1008 BGB.

    Anmerkung:

    Die Bruchteilsgemeinschaft ist die gemeinsame Berechtigung mehrerer (natürlicher oder juristischer Personen) an einem Vermögensgegenstand, wobei jedem Teilhaber ein rechnerischer (ideeller, nicht realer) Anteil daran zusteht, über den er frei verfügen kann.  Ihren größten Anwendungsbereich hat die Bruchteilsgemeinschaft beim Miteigentum gem. §§ 1008 ff. BGB (die Normen regeln nur die dingliche Seite!).  Dieses entsteht etwa bei der Verbindung, Vermischung oder Verarbeitung, §§ 947 ff. BGB.  Wenn solche Anteile bestehen, entsteht eine Gemeinschaft gem. §§ 741 ff. BGB, die ein gesetzliches Schuldverhältnis darstellt.

    Bei Beschädigung der gemeinsamen Sache bestehen dann nur Ansprüche aus § 823 I BGB unter den Teilhabern (BGHZ 62, 243).  Allerdings können die Teilhaber die Nutzung und Verwaltung auch anders als im Gesetz ausgestalten und damit ein vertragliches Schuldverhältnis begründen (Schellhammer, Schuldrecht nach Anspruchsgrundlagen, 9. Auflage, 2014, Rn. 703).

    Nach § 744 I BGB müssen die Teilhaber die Verwaltung im Zweifel gemeinschaftlich übernehmen.  Eine Aufhebung der Gemeinschaft kann jeder Teilhaber beantragen, § 749 I BGB.  Als Folge wäre der Gegenstand entweder in Natur zu teilen, § 752 BGB, oder er muss verkauft werden, § 753 BGB.

    Die Teilhaber sind hier nur durch das gemeinsame „Haben" verbunden (Bork ZIP 2001, 545).  Wenn z.B. zwei Bewohner einer Wohngemeinschaft zusammen eine Waschmaschine kaufen, um sie gemeinsam zu benutzen, sind sie beide Miteigentümer.  Dann hat jeder einen hälftigen ideellen Anteil daran, über den er auch verfügen kann.  Wollen die beiden die Waschmaschine verkaufen, müssen sie das allerdings zusammen tun, § 747 S. 2 BGB.

    a) Begründung der Gemeinschaft

    Zu prüfen ist deshalb, ob zwischen dem A und dem V eine solche Bruchteilsgemeinschaft entstanden war.

    aa) Kraft Gesetz

    Eine Entstehung der Bruchteilsgemeinschaft kraft Gesetzes - wie etwa in §§ 947 f. BGB - ist vorliegend nicht ersichtlich.

    bb) Rechtsgeschäftliche Begründung

    Vorliegend könnte eine rechtsgeschäftlich begründete Bruchteilsgemeinschaft in Betracht kommen.  Hier hatten der A und der V gemeinsam das Fahrzeug erworben, sodass sie Miteigentümer geworden sein könnten, was für eine Gemeinschaft ausreichend wäre.

    Steht ein Recht mehreren gemeinschaftlich zu, so finden die Vorschriften der §§ 742 ff. BGB nur dann Anwendung, sofern sich nicht aus dem Gesetz ein anderes ergibt, § 741 BGB.  Etwas anderes im Sinne des Gesetzes wäre dann gegeben, wenn eine Gesamthandsgemeinschaft vorläge, deren Vorschriften der Bruchteilsgemeinschaft vorgingen (Wilhelm, Sachenrecht, 4. Auflage, 2010, Rn. 156).  Es muss deshalb geprüft werden, ob der A und der V eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet hatten.

    b) Gesellschaft bürgerlichen Rechts, § 705 BGB

    Hier könnte die zwischen den beiden getroffene vertragliche Regelung keine Errichtung einer Bruchteilsgemeinschaft, sondern vielmehr eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts nach § 705 BGB gewesen sein.  In diesem Fall würde nur ein Anteil am Vermögen der Gesamthandsgemeinschaft bestehen, nicht aber an der einzelnen Sache, § 718 I BGB.  Eine Verfügung über den Anteil am Gesamthandsvermögen und an den einzelnen dazu gehörenden Gegenständen wäre nach der Vorschrift des § 719 I 1. Hs. BGB nicht möglich.  Bei dem Verbot hinsichtlich der Verfügung über den Anteil an einem Einzelgegenstand handelt es sich um zwingendes Recht, weshalb eine dennoch vorgenommene Verfügung nach § 134 BGB nichtig wäre.  Es ist deshalb zu prüfen, ob eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts vorlag. 

    Durch den Gesellschaftsvertrag verpflichten sich die Gesellschafter gegenseitig, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes in der durch den Vertrag bestimmten Weise zu fördern, insbesondere die vereinbarten Beiträge zu leisten, § 705 BGB.

    aa) Einigung

    Zunächst wäre eine vertragliche Einigung der Parteien nötig.  Der Vertrag kommt durch mindestens zwei sich inhaltlich deckende Willenserklärungen zustande, §§ 145 ff. BGB (Palandt-Sprau, BGB, 79. Auflage, 2020, § 705 Rn. 10 f.).  Dabei ist regelmäßig keine besondere Form zu beachten (Jauernig/Stürner, BGB, 18. Auflage, 2020, § 705 Rn. 17).  Nachdem es sich bei der gemeinsamen Anschaffung und Haltung eines Wohnmobils um ein wichtiges Geschäft handelte, aus welchem beide Parteien Rechte und Pflichten begründen wollten, ist auch vom Vorliegen eines entsprechenden Rechtsbindungswillens auszugehen, sodass nicht bloß eine Gefälligkeit des täglichen Lebens vorlag.

    Somit ist eine vertragliche Einigung gegeben.

    bb) Gemeinsamer Zweck

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