Josef und Jesus: Übereinstimmungen
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Über dieses E-Book
Rainer F. Uhlmann
Rainer F. Uhlmann ist promovierter Theologe mit dem Schwerpunkt Altes Testament und Israel.
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Buchvorschau
Josef und Jesus - Rainer F. Uhlmann
Gewidmet
Comtesse Sophie d' Herlan
meiner waldensischen Ur-Urgroßmutter
im Glauben an den Erlöser Jesus Christus
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Vorwort
Jakob und Jesus
Eine neue Ära mit Josef und Jesus
Die Beziehung von Vater und Sohn
Gesandt und geschlagen
Treue in der Tiefe
Erhebung aus dem Nichts
Bei Josef geschehen - bei Jesus im Werden
Schluss
Literatur
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer wieder finde ich es faszinierend, wie die Botschaft des Neuen Testaments in entscheidenden Grundzügen bereits im Alten Testament vorbereitet und vorgeformt ist. Dabei liegen mitunter über 2000 Jahre dazwischen. Und nicht selten spricht das Alte Testament über Ereignisse, die bis heute noch nicht eingetreten sind und in der Zukunft liegen.
Was Christum treibet
, was zu Christus hinführt, war für Luther der »rote Faden« des Alten Testaments: »solus Christus« - allein Christus zählt, auf ihn läuft alles zu. Jesus selbst hat schon den Faden des Alten Testaments aufgenommen, um sein Leben und Werk aus der Schrift
abzuleiten und seine Identität zu begründen: Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war
(Lk 24,27). Sein Leben dient zur Vollendung des Alten Testaments: so muß die Schrift erfüllt werden
(Mk 14,49). Die Jünger erkannten, dass nur er das Schloß
des Alten Testaments aufschließen, seinen »Code knacken« kann, so dass dieses uralte Buch brennend aktuell wird: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?
(Lk 24,32). Da öffnete er ihnen das Verständnis, so daß sie die Schrift verstanden
(Lk 24,45). Zudem betont Jesus die Vollgültigkeit des Alten Testaments, und nicht nur diejenige ausgewählter Teile, wenn er sagt: die Schrift kann doch nicht gebrochen werden
(Joh 10,35). Theologischen Irrtum führt er auf Unkenntnis des Alten Testaments zurück: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes
(Mt 22,25; Mk 12,24). Seine Auferstehung diente der schlussendlichen Autorisierung des Alten Testaments: Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.
(Joh 2,22).
Dem Schriftstudium durch seine Nachfolger gibt Jesus den entscheidenden Impuls, wenn er einen Zusammenhang zwischen dem Erforschen des Alten Testamente, dem ewigen Leben und seiner Person herstellt: Durchforscht die Schrift, denn … sie ist's, die von mir zeugt.
(Joh 5,39). - Zweitens sagt Jesus, dass er auf auf ein Zeugnis, das quasi »außerhalb« seiner Person liegt, angewiesen ist: wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer ist's, der von mir zeugt; und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt
(Joh 5,31.32). Damit deutet Jesus auf das Alte Testament, zu dem Johannes der Täufer als wahrhaftiger Zeuge
die Brücke bildet. Der Zeuge ist somit keine losgelöste, individualistische Person, sondern als neuer Elia
verwurzelt in der Geschichte und Botschaft des Alten Testaments. Dabei geht es Jesus nicht in erster Linie um eine Legitimierung durch einen alttestamentlich autorisierten Zeugen, sondern allein um die soteriologische Perspektive: damit ihr gerettet werdet
(Joh 5,34). Infolgedessen dient das Alte Testament nicht nur als historischer Vorspann, theologische Einleitung oder homiletische Fundgrube, sondern ist Teil der Heilsgeschichte, Geschehen auf Jesus hin, zum Heil und der Rettung von Menschen aus Sünde, Tod und Teufel. - Drittens: Jesus verweist auf ein noch stärkeres Zeugnis als das des Johannes: Gott selbst ist sein Befürworter. Und zwar mittels zweier Elemente, einmal durch die allenthalben sichtbaren und am Alten Testament verifizierbaren Werke, die er Jesus ermöglicht hat, und sodann durch das schriftliche Zeugnis von Mose: Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben
(Joh 5,46). Daraus können wir schließen: Hat Mose über Jesus geschrieben, gehört auch auch die von ihm berichtete Josefsgeschichte zum Zeugnis über Jesus.
Philipp Friedrich Hiller spricht von den Schattenstücken
im Alten Testament, welche die Person des Heilands, als eines Erlösers vom Tode, sammt seinen Wohltaten vorstellen.
¹ William Lincoln sieht in der Parallele von Josef und Jesus, ein specimen how the substance of each Testament is Jesus
² (ein Musterbeispiel wie das Wesentliche jedes Testaments Jesus ist). Und Benjamin Berger sieht in der Josefsgeschichte neben der Erzähl- eine Vergleichsebene, die jenen Gleichnissen wie sie Jesus erzählt hat, sehr ähnlich ist. Diese Gleichnisse sind Erzählungen, durch die wir etwas viel Höheres erkennen können als nur den geschilderten Hergang der Ereignisse. Die Josefsgeschichte ... erzählt uns geschichtliche Begebenheiten, geht aber viel weiter und zeigt uns das größte Geheimnis, das es gibt.
³
Dass das Neue Testament von seinen alttestamentlichen Wurzeln nicht zu lösen, nicht als »selbständiges« Testament zu verstehen ist, entspricht einem hermeneutischen Verständnis, das bei den ersten Christen in der frühen Kirche und schon bei den Verfassern des Neuen Testaments selbstverständlich war. Erst in der Neuzeit wurde das Alte Testament abgetrennt, nur noch in Auszügen - meist tendenziös - zitiert, und vielfach abgewertet. Insbesondere der in den letzten Jahrzehnten stark wachsenden jüdisch-messianischen Gemeinde ist es zu verdanken, dass die Zusammenhänge der Testamente neu zur Sprache kamen und zum Mittelpunkt ihrer Theologie und Liturgie geworden sind.
Religionsgeschichtlich betrachtet sind wir mit einem Phänomen konfrontiert, das in keiner anderen Religion auch in nur annähernd vergleichbarer Form auftritt: frappierende personale Übereinstimmungen über fast zwei Jahrtausende hinweg. In der Regel stehen »ewige Wahrheiten« im Mittelpunkt religiösen Denkens, unbeugsame Ideale und Idole, deren Entstehungsgeschichte zweitrangig und deren Zukunft ewige Gegenwart ist. Zentrale Sinngebung ist für sie eine Antwort auf die Frage nach dem Tod, d.h. sie konzentrieren sich in ihren Zukunftsentwürfen auf eine individual verengte Sicht, können jedoch keine validen, aus ihren Begründungszusammenhängen ableitbaren Aussagen zur Zukunft der Welt machen. Nietzsches Gedanke der ewigen Wiederkehr steht stellvertretend für das Zeitkonzept der Religionen. Griechen, Inder und Chinesen sprachen von der Wiederholung der Dinge als der ewigen Sanduhr des Daseins, die immer wieder umgedreht wird.
⁴ Allenfalls wird, wie im Fall des Islam, in verkürzender Kopie jüdisch-christlichen Gedankenguts eine apokalyptische Endzeit und ein Weltende angenommen, das gleichwohl nicht am Ende eines geschichtlichen Prozesses, sondern für sich allein, historisch isoliert steht.
Demgegenüber vertritt die biblische Offenbarung einen zusammenhängenden Geschichtsverlauf, der nicht nur einen Anfang und ein Ziel hat, sondern vor allem in seiner progressiven, zunehmend ausreifenden Entwicklung allezeit gegenwärtig ist. Anfang und Ende der Geschichte sind damit gleichermaßen Bedingungs- und Beweggrund der Gegenwart, die sich ergo ständig im Prozess des Werdens befindet: es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.
(1Joh 3,2). Ein solcher Entwurf, der sich namentlich in Entsprechungen wie zwischen Josef und Jesus als eine zusammenhängende, von der personalen Präsenz Gottes geprägten Geschichte erweist, ist unter allen »Religionen« einzigartig.
In dieser Linie liegen auch die Toledot, die biblischen Geschlechtsregister, die man zwar gerne ob der fremden Namen überliest, auf die der Verfasser aber offensichtlich großen Wert legt, sind sie doch ein höchst signifikantes Indiz für Geschichte als durchgängige Zusammengehörigkeit. So gesehen ist Geschichte nicht eine Ansammlung von Geschichten, sondern eine ständige Verlinkung mittels Querverbindungen, die den Geschichten erst einen Sinn geben. M.a.W. die Geschichten konstituieren nicht Geschichte, sondern sind Teil von ihr, »verkörpern« und »verzeitlichen« sie. Nicht umsonst achtet etwa das Lukasevangelium sorgsam darauf, dass die Jesusgeschichte nicht isoliert in einem historisch leeren Raum steht, sondern vielmehr eingebunden ist sowohl in die Geschichte Israels als auch die Geschichte der Welt, - wenn die politischen Umstände des römischen Reiches einen zeitgeschichtlichen Bezugsrahmen bilden, oder in Kapitel 3,23-38 ein Stammbaum Jesu aufgeführt wird, der bis Adam zurückreicht. Insbesondere der letzte Satz verweist auf den Ursprung und damit Geber der Geschichte: ... der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.
Ist die Geschichte von Gott gegeben, bildet ihr Autor zugleich das Kontinuum, das zum einen ihren Zusammenhang, dann aber auch ihr Fortschreiten gewährleistet. Insbesondere der Josef-Jesus-Vergleich bildet ein typisches Beispiel für Geschichte als ausgedehnter zeitlicher Spannungsbogen, der sowohl aus den Vergleichsmomenten der beiden biblischen Gestalten besteht, als auch zwischen ihnen einen Entwicklungsprozess erkennbar werden lässt. Beide Geschichten legen sich gegenseitig aus und zeigen zugleich in ihren Unterschieden eine von Gottes Fürsorge geprägte heilsgeschichtliche Reifung.
Die Verlässlichkeit Gottes besteht demnach in einer zeitlichen Bewegung, in der er sich wortgetreu erweist und zum Heil einer unheilen Welt offenbart. Sie zeigt sich aber auch darin, dass er die Geschichte nicht in einer »Endlosschleife« laufen lässt, sondern zu einem Ziel führt. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
(1Joh 3,2). Aus Hörweite wird Blickkontakt.
Wie im Verhältnis zwischen Jakob und Josef zu zeigen sein wird, will Gott seinem Sohn Jesus Ehre und Herrlichkeit zukommen lassen, um zugleich die Menschheit darauf hinzuweisen, dass sie allein in ihm ihr Heil findet. Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen gerettet werden.
(Apg 4,12). Die Typen des Alten Testaments, seien es Personen, Örtlichkeiten oder Dinge, zeigen auf Jesus. Sie sagen: unsere Existenz ist ein Schatten, aber die Substanz ist Christus.
⁵ Gott setzt ihn zum Mittelpunkt, keinen und keine anderen. Seine Präsenz beginnt nicht erst mit dem Neuen Testament, sie reicht durch das Alte Testament hindurch und sogar »hinter« dieses zurück. Als Paulus ihn im fernen Rom verkündet, »verschont« er seine Zuhörer nicht mit dem Alten Testament, sondern erklärte und bezeugte ihnen das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend.
(Apg 28,23). Auf Jesus verweisen die Propheten: Von diesem bezeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen
(Apg 10,43), er ist der Geist der Weissagung
(Offb 19,10). Jesaja sah seine Herrlichkeit und redete von ihm (Joh 12,41). Die Evangelien bilden einen mehrstimmigen, aber doch stimmigen Vierklang, wenn sie sagen: Siehe auf das Lamm! Die apostolischen Briefe haben nichts anderes im Sinn als aufsehen zu Jesus, den Anfänger und Vollender
(Hebr 12,2).
In der Stringenz der Testamente liegt eine Spur, die Gott in die Geschichte der Menschheit eingezeichnet hat, bewegt von seiner Einzigartigkeit und Treue. Er ist der Eine, der nicht nur viele Male in den Gang der Geschichte eingreift, sondern der diese Geschichte umgreift und ihren einzig relevanten Inhalt bildet. Er handelt als der Identische und Identität stiftende, der mit sich selbst Konforme und Menschen »Informierende«, zu seiner Formung Rufende und in Form Bringende.
Diese Treue-Spur Gottes kennt keine Unterbrechung und kein Ende, sie setzt sich nahtlos im Leben der mit Jesus lebenden und ihm folgenden Gemeinde fort. Was Gott über die Jahrtausende getan, findet seine Entsprechung in der Lebensgeschichte des Glaubenden, vorabgebildet in den Entsprechungen der Bibel. Nicht im Abseits, ausgeliefert an jeweilige Zeiten und ihre Geister, sondern eingebunden in Gottes Zeit als seiner Weltzeit findet der Glaubende Raum zum Leben. Als Geführte und Getragene bewegen wir uns auf einer tief eingegrabenen und niemals endenden Spur. Diese Spur verbindet den Alten und Neuen Bund Gottes.
Das biblisch-hebräische Verständnis von Geschichte ist immer ein prophetisches, weshalb alle Geschichte über sich hinaus, in die Vergangenheit und die Zukunft weist. Dazu gehören selbstredend die Geschichten von Glaubenszeugen, deren Verlauf christusähnliche Züge trägt, von denen wiederum kaum eine andere Gestalt Jesus so getreulich abbildet, wie dies bei Josef der Fall ist.
Heilsgeschichtliche Brücken zwischen Altem und Neuem Bund sind vielfach in der kirchlichen Liturgie, Musik und Malerei vertreten. Als Beispiel greife ich die dem gesamtbiblischen Geschehen besonders eng verbundene Malerei der sog. Nazarener⁶ - leider zu unrecht vielfach als »biblizistisch« abgewertet - heraus. Ihnen war es ein ernsthaftes Anliegen, in bildnerischen Kompositionen zugleich Heilsgeschichte verständlich zu machen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Geschichte des ägyptischen Josef von Malern wie Christian Georg Schütz d.Ä. (1718-1791) und Johann Georg Trautmann (1713-1769) in Bildzyklen umgesetzt⁷. Auch der junge Goethe wuchs ganz unbefangen mit alttestamentlichen Stoffen auf: „Ich erinnere mich noch, daß ich einen umständlichen Aufsatz verfertigte, worin ich zwölf Bilder beschrieb, welche die Geschichte Josefs darstellen sollten; einige davon wurden ausgeführt.⁸ Den Nazarenern ging es darum,
die christliche Wahrheit aus der Geschichte zu beweisen".⁹ In seiner Darstellung der Theologie Friedrich Leopold Graf zu Stolbergs beschreibt Friedrich Schlegel treffend:
"Der Zweck ist, ... die Offenbarung und heilige Tradition der göttlichen Liebe unter dem Menschengeschlechte von Anbeginn darzustellen; daher enthalten denn diese ersten Theile des Werkes auch eine Auswahl der biblischen Geschichten und Vorbilder des alten Testaments. ... Das alte Testament hat einen geheimen Sinn, den das, woran die meisten einzig sich halten, nur wie die harte Schaale umschließt. ... Sind das Geheimniß des Opfers und die Idee einer unmittelbaren Gemeinschaft und Verbindung mit Gott die eigentlichen Mittelpunkte, worauf alles in den heiligen Schriften der Hebräer bald ganz klar, bald entfernter, aber doch sichtbar