Das Wendsche Platt: Eine Ermittlungsreise zu den Quellen
By Walter Wolf
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Solide sprachwissenschaftliche Analysen zum Wendschen Platt sind abgesehen von kleinen, eher unsystematischen Aufsätzen nicht publiziert. Und diese enthalten meist mehr Projektionen als Fakten.
Der Autor stammt aus dieser Region und ist mit dem Wendschen Platt auch in der alltäglichen Kommunikation vertraut. Dieses kleine Buch ist nicht nur seine Reminiszens an die Sprache seiner Kindheit, sondern auch der Versuch, einen fundierten wissenschaftlichen Diskurs ins Leben zu rufen.
Noch gibt es genügend Menschen, die die herbe Schönheit dieser Mundart im Alltag pflegen, vielleicht auch bald mehr, die sich ihrer auch wissenschaftlich annehmen.
Walter Wolf
Walter Wolf, Jahrgang 1951, Studium der Pädagogik, Soziologie, Psychologie und Katholischen Theologie; bis zum Ruhestand Bildungsarbeiter und Leiter von Bildungshäusern; 50 Jahre ehrenamtlich im sozialen, verbandlichen und kirchlichen Bereich, zuletzt als Geschäftsführer und Referent im Heimatverein für das Drolshagener Land. Veröffentlichungen vor allem zu innovativen konzeptionellen Themen. Diverse Fachartikel zu regionalen, politischen und historischen Themen. Referententätigkeit im Heimatverein für das Drolshagener Land.
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Book preview
Das Wendsche Platt - Walter Wolf
Ich widme dieses kleine Buch Karlheinz Kaufmann in freundschaftlicher Verbundenheit für sein humorvolles und aus tiefer Seele kommendes Engagement für seine, unsere gemeinsame Muttersprache, das Wendsche Platt.
Inhalt
Vorwort
Das Wendsche Platt – ein niederdeutscher und moselfränkischer Dialekt und ein Kulturerbe
Was ist das Wendsche Platt?
Fakten
Indizien: Das Wendsche Platt ist ein niederdeutsches Moselfränkisch
Rückschlüsse: Einzelheiten zum Wendschen Platt als niederdeutsches Moselfränkisch
Abgrenzungen zur Annahme einer „nur" nieder- fränkischen Mundart
Einige Einzelheiten zum Wendschen Platt
Mej, das wendsch-fränkische Wir und der Bezug zum Siegerländischen
Präzisierungen
Ausgewählte Beispiele einer Spracheinheit – das „Ferndorftaler"
Historische Rückschlüsse
Einige Eigenheiten des Wendschen Platt
Gemeinsamkeiten in Lautgestaltung und Begriffen mit dem „Ferndorftaler"
Ostbergisch – ein benachbarter niederfränkischer Dialekt
Chstatt g –Vergleich zu einer oberbergischen Reliktmundart
Das wendsche „scht" – ein sprachliches Relikt?
Wendsches Platt – Sprachsystem und Methodisches
Das Wendsche Platt – eine besondere Sprache: Fazit
Literatur
Vorwort
Bei einem kurzen Krankenhausaufenthalt in diesem Jahr hatte ich einen Zimmernachbarn, der sich als ein waschechter Berliner herausstellte, zudem noch aus dem Arbeiterviertel im Wedding. Wir haben viel Amüsantes aus unseren Regionen erzählt, er aus Berlin, ich aus dem Südsauerland. Er selbst sprach – soweit ich das feststellen konnte – ein unverfälschtes Berlinerisch, was mich in den Gesprächen zunehmend mehr bewegte, auch etwas über unser Platt in all den Varietäten zu erzählen. Und da kam es mir gerade recht, dass irgendjemand als Dekoration im Flur ein Plakat positioniert hatte, auf dem Worte aus dem Wendschen Platt grafisch präsentiert wurden. Über einen der Begriffe war ich gestolpert. Das war nicht wendsch. Dort stand „Dungenbüchse. Als wir beide vor dem Plakat standen, zeigte ich darauf, er las es und fragte: „Wat is det: Dungenbüchse?
In dem Augenblick kam ein junger Mann vorbei, wie wir mit Corona-Mundschutz, und sagte im Vorbeigehen: „Dungenböasse. Mehr nicht. Das war der richtige wendsche Ausdruck, und ich sprach ihn gleich in Platt an: „Ukk üttem Wendschen? Wou kümmesche her?
– Eigentlich hätte ich sagen müssen, wie ich es gelernt hatte: „Wou kümmesche dannich? – Er drehte sich um: „Vam Ahlenhoff
, also meinem Herkunftsort, den ich 1975 verlassen hatte. Und schon waren wir im Gespräch, über Gott, die Welt und seine Leute in Altenhof - und in Platt. Und der Berliner staunte…
Warum schreibe ich dieses kleine Buch? Zum einen bin ich bei meinen Recherchen über die frühe Geschichte meines Herkunftsortes „Höëwingen", also Altenhof, darauf gestoßen, dass das Wendsche Platt ein wichtiger historischer Indikator für die weitgehend schriftlose Zeit im Wendener Land ist, zum anderen habe ich festgestellt, dass es nur wenig wirklich bedeutsame Veröffentlichungen über diese besondere Sprache gibt, auch wenn gerade in den letzten Jahren viel in Wendschem Platt geschrieben wurde. Vor allem ist hier Karlheinz Kaufmann aus Hillmicke zu nennen, der in seiner humorvoll-kauzigen Art, aber auch mit einem weiten, solidarischen Herz präzise über Gegenwart und Vergangenheit im Wendschen spricht und schreibt. Hingegen sind die eher sprachwissenschaftlichen Beiträge dünn gesät. Und dann häufig von Personen verfasst, die z.B. sich aus der Ferne des Münsterlandes über die Wendsche Sprache auslassen, mit der Folge, dass sie dabei auch viel Falsches oder falsch Hergeleitetes verbreiten. Abgesehen von Werner Beckmann habe ich keinen Sprachforscher gefunden, der sich wirklich ernsthaft der Sprache der Wendschen angenommen hat.
Als ich dann in den Heimatstimmen von 1939 eine Rezension von Norbert Scheele fand, der darauf hinwies, dass die „Mundart des Amtes Wenden … gegenüber der platten Sprache des übrigen Kreises Olpe scharf absticht und daher eigentlich eine besondere Untersuchung „ueber die singende und klingende Mundart des Amtes Wenden
erstellt werden müsse, war mein Entschluss gefasst: ich versuche es. Und dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Wendsche Platt als eine Reliktmundart „niederdeutsches Moselfränkisch" ist, ein Begriff, den es noch nicht gibt und der auch nur ein Arbeitstitel ist. Ich weiß, dass dies zunächst eine steile These ist, die ich aber im Laufe meiner Ausführungen m.E. genügend unterfüttere. Sprachwissenschaftler könnten sich dieser These annehmen und –