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Descent – Die Reise ins Dunkel: Die Verdammung von Falbhain
Descent – Die Reise ins Dunkel: Die Verdammung von Falbhain
Descent – Die Reise ins Dunkel: Die Verdammung von Falbhain
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Descent – Die Reise ins Dunkel: Die Verdammung von Falbhain

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About this ebook

Legendäre Helden im Kampf gegen Untote und dunkle Magie! Der erste Band einer neuen, spektakulären Romanreihe zu dem beliebten epischen Fantasy-Brettspiel Descent – Die Reise ins Dunkel.

Als die Tochter der Baronin von Forthyn verschwindet, bittet diese den legendären Orkhelden Durik, sie wiederzufinden. Durik rekrutiert seine alten Kampfgefährten und gemeinsam reisen sie ins furchtgeplagte Falbhain. Doch statt Hinweise auf den Verbleib der jungen Adligen finden sie Anzeichen von Nekromantie: Auf den Friedhöfen sind die Toten verschwunden und Fußspuren führen in den verderbten Trübwasserwald … Und dann stoßen Durik und seine Gefährten auch noch auf eine grausige Plage aus riesigen, mordlüsternen Ungeheuern.

Descent: Journeys in the Dark is a registered trademark or trademark of Fantasy Flight Games. © 2021 Fantasy Flight Games.
LanguageDeutsch
PublisherCross Cult
Release dateApr 5, 2021
ISBN9783966582889
Descent – Die Reise ins Dunkel: Die Verdammung von Falbhain

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    Descent – Die Reise ins Dunkel - Robbie MacNiven

    1

    Jahrelang war Logan Lashley der festen Überzeugung gewesen, dass die Tage, in denen er nichts als Ärger gehabt hatte, endgültig hinter ihm lägen. Er hatte sich selbst – im Normalfall die einzige Person, der gegenüber er solche Versprechen einhielt – geschworen, dass sich die Unglücksfälle, die seine Jugend geprägt hatten, nicht wiederholen würden. Das alles lag in der Vergangenheit, abgeschlossen, nichts weiter als Geschichten, um in der Schenke einem leicht zu beeindruckenden Händler oder Ratsherrn ein Gratisbier aus den Rippen zu leiern. Er hatte sich zur Ruhe gesetzt und war froh darüber.

    Die anderen Versprechen hingen größtenteils mit diesem ersten zusammen. Dass er seinen Reichtum genießen würde. Dass er sein Schwert nie wieder im Zorn ziehen würde. Dass er niemals sein Leben riskieren würde, um ein anderes Wesen zu retten, ob es nun lebendig oder dem Tode nahe war. Dass er endlich seine Angst vor Spinnen überwinden würde. Dass es keine weiteren Abenteuer geben würde.

    Abenteuer, Unglücksfälle – Logans lebenslanger Erfahrung nach waren die Übergänge fließend. War seine gegenwärtige Situation – er gab sich redlich Mühe, empört zu wirken, während die Stadtwache sich mit der Kontrolle seines Geleitbriefs Zeit ließ – ein Abenteuer oder ein Unglücksfall? Er befürchtete Letzteres. Seit er vor drei Wochen vom Klappern des Briefboten draußen geweckt worden war und einen Zettel gefunden hatte, der unter der Haustür seines Stadthauses hindurchgeschoben worden war, hatte ihn ein ungutes Gefühl verfolgt. Dieses Zeichen, hastig auf ein Stück Pergament gekritzelt, bedeutete immer Ärger.

    Der Soldat am Stadttor blickte erneut von dem Geleitbrief zu Logan und wieder zurück. Der Kerl war typisch für diese kalte, raue Ecke von Terrinoth, ein pockennarbiger Schläger in einem alten Kettenhemd und ledernem Brustpanzer mit verkniffenem Blick und schütterem Haar. Logan war ihm nah genug, um den Gestank zu riechen, der von ihm ausging – schaler Schweiß und noch schalerer Alkohol, vermischt mit dem Öl, mit dem seine Rüstung und die grob geschmiedete Spitze seines Rossschinders, den er über der Schulter trug, kürzlich eingerieben worden waren. Der Mann zog die Nase hoch, hielt inne, um sich wie ein Hund hinter dem Ohr zu kratzen, und reichte Logan schließlich seine Papiere zurück.

    »Willkommen in Hohenburg, Meister Gelbin«, grunzte er und klang dabei alles andere als freundlich. Er gab der zweiten Wache neben sich ein Zeichen und der Mann ließ das Zaumzeug von Logans Pferd los. Er hatte es festgehalten, als hätte er Angst, Logan könnte seiner stämmigen Schecke plötzlich die Sporen geben und am Torhaus vorbei in die Gassen der Stadt preschen. Das musste man sich mal vorstellen: Logan Lashley, Held von Sudanya, Herr von Sechsjoch, wurde verdächtigt! Wäre er unter seinem richtigen Namen gereist, wäre das ein Skandal gewesen – und wenn er nicht tatsächlich darüber nachgedacht hätte, sich einfach aus dem Staub zu machen.

    Aber zumindest für den Moment war das nicht nötig. Die Soldaten traten beiseite und Logan zog seinen Umhang enger um sich, um sich vor der kühlen Morgenluft zu schützen, bevor er Ishbel sanft antrieb und unter dem Fallgitter hindurchritt. Dahinter lag eine schmale, staubige Straße, die sich den Hang hinaufwand. Hier herrschte reges Treiben, unzählige Stadtbewohner schlenderten zwischen den mittäglichen Marktständen hin und her. Schiefe Gebäude drängten sich zu beiden Seiten der Straße aneinander. Es handelte sich größtenteils um helle Fachwerkhäuser mit dunklen Balken, die drei oder vier Stockwerke hoch waren. Viele waren mit Reet gedeckt, einige wenige mit Schindeln. Über den niedrigen Eingängen hingen Schilder, die die Dienste anpriesen, die im untersten Stockwerk angeboten wurden – ein Schneider, ein Schuster, ein Milchgeschäft, ein Arzt.

    Verglichen mit den weitläufigen Arkaden von Greyhaven oder der monumentalen Stadt Archaut war es nicht viel, aber Logan vermutete, dass so was hier in diesem Teil von Terrinoth als Zivilisation durchging. Hohenburg war die Hauptstadt von Forthyn, dem nordöstlichsten Baronat, und Sitz seiner Regentin, Baronin Adelynn. Logans Meinung nach war das hier, wie ganz Forthyn, ein kalter, zugiger, dreckiger Ort und kein Vergleich zu seinem Stadthaus in Greyhaven oder seinem Landsitz am Rand des Breitwalds. Das Kaff erinnerte Logan an die Orte, an denen er sich in seiner Jugend oft rumgetrieben hatte, was die Frage aufwarf, warum er überhaupt hergekommen war. Das Stück Papier ruhte schwer in seiner Tasche.

    Er lenkte Ishbel die Straße hinauf und die Stadtbewohner machten ihm eilig Platz. Größtenteils wirkten sie befremdlich, zumindest verglichen mit den Leuten aus dem westlichen Terrinoth, an deren Anblick er gewöhnt war. Sie waren kleiner, stämmiger und besaßen eine offensichtliche Vorliebe für dicke Pelze und kurz geschorenes Haar. Selbst hier, im Herzen des Baronats, war der Einfluss der nördlichen Clans deutlich zu spüren. Hohenburg vermittelte Logan den Eindruck eines Außenpostens am Rande der Wildnis. Nur die Götter wussten, wie es in Ober-Forthyn aussehen mochte.

    Er kam an einer Reihe von Marktständen vorbei und der Duft von frischem Gemüse stieg ihm in die Nase. Mehrere Händler, denen offensichtlich seine vornehme Kleidung aufgefallen war, riefen ihm zu, doch er ignorierte sie. Jenseits der Stände musste er sich unter dem tief hängenden Schild eines Gerbers hinwegducken. Vor ihm ragten die Türme und Zinnen der Zitadelle von Hohenburg, die auf dem höchsten Felsen über der an den Berg gebauten Stadt thronte, geradeso über die Dächer. Hinter der Werkstatt des Gerbers bog er nach rechts in eine Seitenstraße ein und passierte mit Ishbel ein halbes Dutzend menschlicher Wirte und mehrere Dunwarr-Zwerge, die Fässer von zwei Wagen luden. Viel weiter kam er jedoch nicht.

    Die enge Passage wurde von sieben oder acht Gestalten blockiert und es wurden immer mehr. Sie schienen aus der Hintertür einer reetgedeckten, dreistöckigen Taverne zu kommen. Laute Stimmen hallten von den Wänden der Gebäude wider, die sich über die Straße beugten. Er zog sanft an Ishbels Zügeln. Er war erst seit knapp zehn Minuten in Hohenburg. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, in einen Streit verwickelt zu werden, der sich von der Taverne auf die Straße verlagert hatte.

    Die meisten der Gestalten waren Soldaten in Kettenhemden, Brustpanzern und offenen Eisenhelmen, die man Schaller nannte. Sie hatten verschiedene Stangenwaffen bei sich. Einer, wahrscheinlich der Anführer, trug einen Waffenrock, der das Wappen von Baronin Adelynn zeigte – ein wütender Vogel Roc auf azurblauem Hintergrund. Seine goldenen Klauen und Federn hoben sich deutlich von der Eintönigkeit der stinkenden Gasse ab.

    Der Mann in dem Waffenrock ergriff das Wort und wandte sich an eine Gestalt in der Mitte der Gruppe: »Denkst du, ich bin ein Narr? Das ist offensichtlich eine Fälschung! Ich sollte dich auf der Stelle verhaften lassen, du dreckiger Abenteurer!«

    Logan musste nicht viel näher heran, um zu erkennen, mit wem der Waffenrockträger sprach. Er überragte die meisten Männer um ihn herum um gut einen Kopf, trug einen groben Pelz über den breiten Schultern und seine grobschlächtigen Züge wirkten resigniert. Ein Speer hing in einem Holster auf seinem Rücken und ein langer Krummdolch steckte in einer Scheide an seiner Hüfte. Logan bemerkte sofort, dass es sich um einen Ork handelte.

    »Ich weiß, deine Art ist ein bisschen langsam, aber bist du auch noch taub?«, blaffte der Typ im Waffenrock und schubste den Ork an der Schulter. Die massige Gestalt hielt dem Blick des Mannes stand, zeigte aber sonst keine Reaktion. Herr Waffenrock lachte und die anderen Soldaten fielen mit ein. Ein paar der Tavernenbesucher waren herausgekommen, um die Konfrontation zu beobachten, und die Wirte hinter Logan unterbrachen ihre Arbeit. Der Waffenrockträger, der die zunehmende Aufmerksamkeit sichtlich genoss, wedelte mit dem Papier, das er in einer Hand hielt, und warf es dem Ork vor die Füße.

    »Typen von deiner Sorte sind hier nicht willkommen, Abenteurer«, spie er. »Weder in Hohenburg noch in Forthyn. Überall, wo ihr hinkommt, macht ihr nur Ärger. Einen solchen Ruf kann Hohenburg in Zeiten wie diesen nicht gebrauchen. Wir bringen dich zum Haupttor und du gehst schön brav deiner Wege. Es sei denn, du hast andere Pläne?«

    Die Drohung war offensichtlich, genauso wie die Antwort des Orks, die er mit einer so deutlichen Aussprache der allgemeinen Sprache gab, dass die Wachen sichtlich überrascht waren. »Wenn ich kämpfe, töte ich. Und ich will euch nicht töten.«

    Eine Sekunde lang waren alle still. Dann lachte Herr Waffenrock. Die anderen stimmten mit ein, als er sich halb herumdrehte und sich an sein Publikum wandte: »Na, da soll der große Kellos mir doch die Augen ausbrennen! Du bist mir ja ein schöner Abenteurer! Wohl eher ein Feigling!«

    Der Ork blieb stumm. Der Waffenrockträger wirbelte plötzlich wieder herum und hob seinen Handschuh, um ihn zu schlagen.

    Logans Stimme hielt den Mann davon ab, den Schlag auszuführen. »Kruk, bei allen Göttern, was, glaubst du, tust du da?

    Die Versammelten erstarrten und Logan, den bisher niemand bemerkt hatte, spürte, wie sich die Anspannung in der engen Gasse auf ihn verlagerte, als ihre Blicke auf ihm landeten. Fortuna möge über ihn wachen, denn jetzt war es zu spät für einen Rückzieher. Er funkelte den Ork an. »Komm sofort her, Kruk«, bellte er und machte eine wütende Geste. Niemand rührte sich.

    »Kennt Ihr diesen Gauner, Sir?«, fragte Herr Waffenrock langsam.

    Logan musterte ihn, als hätte er ihn gerade erst bemerkt. »Bei den Göttern, Mann, ob ich ihn kenne? Kruk hier ist mein Lastenträger. Ich schicke ihn mit meinem Geleitbrief auf eine einfache Besorgung und was macht er? Treibt sich in Schenken rum. Typisch! Ich hoffe sehr, er hat keinen Ärger gemacht, Hauptmann …?«

    »Kloin«, antwortete der Mann mit dem Waffenrock zögerlich und musterte ihn von oben bis unten. Ganz recht, dachte Logan. Sieh dir alles genau an. Die kniehohen Reitstiefel, die Kniebundhose aus weißem Hirschleder, der pelzbesetzte Reiseumhang: Logans Kleidung mochte hier und da schon ein bisschen abgetragen sein, aber ihre Hochwertigkeit war nicht zu übersehen. Er war ganz offensichtlich ein Mann von Geld und Rang. Nicht die Art Reisender, mit der man sich anlegte. Hoffentlich.

    »Habe die Ehre, Hauptmann Kloin«, sagte er und schlug dabei den einstudierten arroganten Tonfall und den Akzent eines Adligen aus dem westlichen Teil von Terrinoth an. Er hatte sie überrumpelt und so musste es auch bleiben. Beiläufig warf er einem der Soldaten die Zügel zu und ließ sich von Ishbels Rücken gleiten. Mit gekräuselten Lippen trat er durch die Menge und hob mit spitzen Fingern das Papier auf, das Kloin dem Ork vor die Füße geworfen hatte. Während er sich bückte, stellte er sicher, dass jeder den juwelenbesetzten Knauf seines Schwerts und die Silberborte am edlen blau gefärbten Stoff seines maßgeschneiderten Rhynn-Wamses sehen konnte.

    »Ich hätte wissen sollen, dass er das verlieren würde«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete und dem Ork das dreckige Papier vor die Nase hielt. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst vorsichtig sein!«

    Der Ork regte sich nicht und starrte Logan mit stoischer Miene an.

    Der wandte sich an Kloin: »Mein Geleitbrief, falls Ihr ihn sehen wollt. Auch wenn ich fürchte, dass er nun vollkommen unleserlich ist. Ich werde mir beim städtischen Aufseher einen neuen besorgen müssen.« Er machte viel Aufhebens um das schlammverschmierte Papier, sodass die Soldaten sich unweigerlich fragen mussten, ob er gesehen hatte, wie Kloin den Gleitbrief zuvor in den Dreck geworfen hatte. Es schien zu funktionieren.

    Kloin nickte. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Uns war nicht bewusst, dass er Euer Lastenträger ist. Wir dachten, er sei nichts weiter als ein Vagabund, der nach Ärger sucht. Davon hatte wir hier eine Menge in letzter Zeit.«

    »Ein verständlicher Fehler«, entgegnete Logan schroff. »Mein Dank, dass Ihr ihn für mich gefunden haben, Hauptmann.«

    Während er sprach, stellte er kurz Blickkontakt mit dem Ork her, dann stieg er wieder auf Ishbel und nahm die Zügel an sich. Er schnippte mit den Fingern, um den von Soldaten umringten Ork zu sich zu rufen. »Komm, Kruk! Wir haben genug Zeit verschwendet. Wenn ich zu spät zu meiner Verabredung mit dem Leiter der Roc-Zucht komme, musst du dir für den Rest der Woche wieder das Futter mit dem Pferd teilen!«

    Nach kurzem Zögern stellte sich der Ork neben Ishbel. Logan griff in eine schwer aussehende Börse am Knauf seines Sattels und warf Kloin eine Silbermünze zu, die der Hauptmann sicher auffing.

    »Eine kleine Anerkennung für Eure Hilfe«, erklärte Logan und presste die Waden sanft in die Flanken seines Pferds. »Seid versichert, dass ich bei der Baronin ein gutes Wort für Euch einlegen werde, wenn ich das nächste Mal mit ihr speise.«

    Er war gut zehn Schritte gekommen, der Ork immer noch an seiner Seite, als Kloin antwortete: »Sir?«

    Logan kämpfte den Drang nieder, seinem Pferd die Sporen zu geben, und fragte sich, ob er es zu weit getrieben hatte. Er drehte sich im Sattel um. »Hauptmann?«

    »Seid vorsichtig«, sagte Kloin und begutachtete die Münze. »Dies sind schwere Zeiten in Forthyn. Einige der guten Bürger von Hohenburg sind vielleicht nicht so … aufgeschlossen gegenüber Fremden wie ich. Abenteurer sind hier nicht willkommen.«

    Logan brachte ein Lächeln zustande und verfluchte innerlich den arroganten, unfreundlichen Mistkerl. »Keine Sorge, Hauptmann. Wir haben nicht vor, die Gastfreundschaft hier überzustrapazieren.«

    Er sagte kein Wort zu dem Ork, bis sie in die nächste Straße eingebogen waren und im Schatten einer Gasse anhielten. Logan stieg ab, band den Führstrick der geduldigen Ishbel an eine Anbindestange am Eingang der Gasse. Dann stellte er sicher, dass auf der Straße alles ruhig war, bevor er sich dem Ork zuwandte, der hinter ihm aufragte. »Ich glaube, das gehört dir«, sagte er und griff in seine Tasche. Er zog seinen Geleitbrief hervor, dann den dreckigen, den er Kloin abgenommen hatte, und fand darunter das Papier, das ihn quer durch Terrinoth geführt hatte. Darauf stand in einer behäbigen, aber leserlichen Handschrift eine kurze Nachricht: Erinnere dich an Sudreyr. Wirtshaus Zum Weißen Roc, Hohenburg. Darunter war eine Signatur: ein X, geteilt durch eine vertikale Linie – das Zeichen der Kundschafter der Zerbrochenen Ebene. Logan hielt dem Ork das Papier hin.

    »Du bist gekommen«, knurrte der Ork und blickte auf die Nachricht hinab, die er selbst verfasst hatte, nahm sie aber nicht entgegen.

    »Dein Glück«, erwiderte Logan. »Gegen sieben Soldaten auf einmal zu kämpfen wäre in deinem Alter ein bisschen übertrieben, Durik.«

    Der Ork stürzte sich auf ihn. Bevor er reagieren konnte, fand sich Logan in einer knochenbrecherischen Umarmung wieder. Er japste nach Luft und atmete versehentlich den Moschusgeruch aus der Achsel des Orks ein. Keuchend klopfte er dem großen Kundschafter auf den Rücken. »Das reicht, Kruk«, brachte er hervor.

    Durik ließ ihn los und hielt Logan auf Armeslänge von sich, während seine goldenen Augen ihn im düsteren Zwielicht der Gasse musterten. »Du bist alt geworden, kleiner Dieb«, sagte er. »Und du bist immer noch ein halbes Hemd.«

    »Für dich immer noch reiches halbes Hemd, Kundschafter«, korrigierte Logan und steckte den Brief wieder in seine Tasche. »Bevor deine kleine Nachricht kam, habe ich gemütlich meinen Ruhestand genossen. Und jetzt bin ich den ganzen Weg hierhergekommen, nur um mich beleidigen zu lassen. Ich sehe, du hast dich nicht verändert!«

    Durik lachte über seine gespielte Verärgerung und schlug ihm deftig auf die Schulter. »Und du redest immer noch zu schnell! Ganz wie in alten Zeiten – das wird genauso sein wie früher.«

    »Genau das hatte ich befürchtet«, bemerkte Logan. »Verrätst du mir, was ›das‹ ist? Warum schleifst du mich hier raus? Und wie hast du mich überhaupt gefunden?«

    »Wie Kundschafter Durik, oberster Fährtenleser des Guk’gor-Stamms und Großmeister der Wildnis, dich gefunden hat?«, wiederholte Durik und bleckte seine beeindruckenden Hauer zu einem Grinsen.

    Logan schmollte. »Dann sag mir wenigstens, dass ich nicht in diese miese Gegend gekommen bin, nur um alte Geschichten aufzuwärmen, oh großer Kundschafter. Oder nein, sag mir bitte, dass das genau der Grund ist, warum ich den ganzen Weg hergekommen bin, und dass kein total verrücktes Abenteuer auf uns wartet, das uns am Ende beide umbringen wird.«

    »Es geht um einen Auftrag«, antwortete Durik.

    »Das hatte ich befürchtet.«

    »Wenn du Furcht hättest, wärst du nicht hier, kleiner Dieb.«

    »Worum geht’s?«

    »Ich zeig’s dir. Steig auf dein Pferd.«

    Logan seufzte, folgte aber dem Vorschlag des Orks und band Ishbel los, während Durik ihre weichen Nüstern streichelte und sie mit einem Apfel fütterte, den er aus einer Tasche aus Keilerfell hervorzauberte. Als Logan in den Sattel stieg, kaute sie geräuschvoll darauf herum.

    »Falls wir von weiteren erbsenhirnigen Soldaten belästigt werden sollten, überlass mir das Reden«, mahnte er. »Wie du es überhaupt in so eine Stadt geschafft hast, ist mir ein Rätsel.«

    »Die Ebenen und Wälder und Berge sind mein Reich«, sagte Durik und trat zur Seite, damit Logan Ishbel zurück auf die Straße reiten konnte. »Aber selbst in so einer Stadt ist es leichter, sich unbemerkt fortzubewegen, als du denkst. Wir müssen Richtung Burg.«

    »Zur Burg?« Logan war überrascht. »Du konntest nicht mal in einer Taverne am Osttor untertauchen, ohne von einer Bande Wachen aufgemischt zu werden. Was glaubst du, wie weit du es auf der Esplanade schaffst?«

    »Ich habe einen Brief«, sagte Durik.

    »Der, von dem der idiotische Hauptmann angenommen hat, dass er eine Fälschung ist? Der, der jetzt zerknüllt und schlammverschmiert in meiner Tasche steckt? Wie bist du innerhalb dieser Mauern überhaupt an einen Geleitbrief rangekommen? Die Stadtwache ist schon Menschen gegenüber nicht besonders gastfreundlich, ganz zu schweigen gegenüber einem alten Nomaden aus der Zerbrochenen Ebene mit mehr Narben als Zähnen.«

    »Ich wurde hergerufen«, erwiderte der Ork schlicht.

    »Du wurdest nach Forthyn gerufen?«, wunderte sich Logan. Sie folgten dem Lauf der ansteigenden Straße und kamen an einem kleinen Hof vorbei, in dem die Lehrlinge eines Radmachers Eisenplanken bearbeiteten. Logan musste sich zwingen, seine Stimme gesenkt zu halten. »Wer hat dich hergerufen?«, wollte er wissen.

    »Baronin Adelynn.«

    »Die Regentin eines der zwölf Baronate von Forthyn hat dich, einen Ork aus der Zerbrochenen Ebene, zu ihrer Zitadelle beordert?«

    »Sie hat einen Meisterfährtenleser und Helden der verlorenen Stadt von Sudanya gerufen«, korrigierte ihn Durik.

    »Tja, kein Wunder, dass diese Soldaten dachten, das Schreiben wäre eine Fälschung. Bei Kellos Flammen, auf was hab ich mich da eingelassen?«

    Durik erwiderte nichts, während er neben Ishbel herging.

    Logan kam plötzlich ein Gedanke, der eine Mischung aus Sorge und Hoffnung in ihm aufsteigen ließ. »Ist Desra hier?«, fragte er. »Oder Ulma?«

    »Ich habe euch allen die gleiche Nachricht geschickt«, antwortete Durik. »Die kleine Alchemistin hat als Erste geantwortet. Sie ist vor drei Tagen angekommen und ist gestern nach Ober-Forthyn aufgebrochen. Sie reist uns voraus.«

    »Bei der Liebe aller Götter, was wollen wir denn in Ober-Forthyn? Das ist der einzige Ort, den ich mir vorstellen kann, der noch unwirtlicher ist als das hier. Und was ist mit Desra?«

    »Die Zauberin hat nicht geantwortet«, erwiderte Durik. »Ich fürchte, mein Brief hat sie nicht erreicht.«

    »Bist wohl doch kein so großer Fährtenleser, was?«, stichelte Logan.

    Durik schwieg.

    Zu ihrer Linken öffnete sich die Straße zu einem ebenerdigen Platz, der sich vor den Spitzbogenfenstern und dem beeindruckenden Uhrenturm eines Gebäudes erstreckte, bei dem es sich nach Logans Vermutung um die Hauptgildenhalle von Hohenburg handeln musste. Auf dem Platz war der Nachmittagsmarkt in vollem Gange, der wie eine künstliche Miniaturstadt wirkte – Wagen mit offenen Seitenflächen und bewegliche Stände bildeten ein Netz aus kleinen Straßen und Gassen, geschmückt mit Fellen und Teppichen und dazwischen bunte Seide und exotische Stickereien. Der Geruch von frischem Fleisch und Fisch, Gewürzen und Dung hing schwer in der Luft, die erfüllt war vom Geplapper der Feilscher, den Rufen der Verkäufer und dem Muhen des Viehs in den Verschlägen. Es war, überlegte Logan, die perfekte Darstellung einer lauten, stinkenden, dreckigen Provinzstadt.

    Sie waren gezwungen, einer Herde von Keilern Platz zu machen, die die Straße herabgetrieben wurde. Das struppige rote Fell an ihrem Bauch war mit Dreck verkrustet und ihr heißer Atem bildete kleine Dampfwolken im kalten Sonnenlicht. Sie wurden von zwei Mitgliedern der nördlichen Clans getrieben. Beide waren jung und ihre Stirn war mit blauer Waidasche bemalt. Sie scheuchten die Tiere mit Stöcken vor sich her und brüllten sie in einer Sprache an, die Logan nicht verstand. Er sah, dass die drei Stadtwachen, die den Eingang zum Platz bewachten, die Viehtreiber finster musterten, und mit einem Mal war er dankbar, dass die Jungs da waren – solange die Soldaten von Hohenburg mit ihrer Abneigung gegen die nördlichen Clans beschäftigt waren, achteten sie wenigstens nicht auf Durik. Logan lenkte Ishbel wieder auf die Straße, nachdem die Herde vorbeigezogen war, und verzog das Gesicht, als er bemerkte, dass ihre Hufe den Schlamm und den Mist zu glitschigem Morast zertrampelt hatten.

    Nun erhoben sich die obersten Hänge der Stadt vor ihnen. Hohenburg lag an einem steilen Berg, dem die Stadt ihren Namen verdankte. Die Straßen ganz unten an der Mauer, die den Fuß des Berges säumte, waren erwartungsgemäß die ärmsten. Je höher ein Reisender kam, desto wohlhabender wurde seine Umgebung. Hier, im Schatten des Gipfelfelsens, auf dem die Zitadelle der Stadt thronte, waren die Häuser breiter und regelmäßiger, mit Schieferdächern und verzierten Außenwänden, in die Rocs, Drachen, Jagdhunde und Rehe geschnitzt waren. Einige waren sogar aus Stein erbaut. Außerdem waren weniger Leute unterwegs und ihr vornehmer Kleidungsstil fiel Logan sofort ins Auge – natürlich kamen ihre Gewänder nicht an die Qualität seiner eigenen Kleidung heran, doch was er sah, entsprach eher dem, was man von den Bewohnern der Hauptstadt eines Baronats von Terrinoth erwarten würde. Einige Passanten nickten ihm sogar zu, auch wenn sie einen weiten Bogen um Durik machten. In Nieder-Forthyn dienten Orks hauptsächlich als Leibwachen, gedungene Schläger oder Lastenträger. Aber das lieferte ihnen zumindest eine glaubwürdige Geschichte. Schließlich waren Gerüchte, die die Runde machten, dass Durik der Kundschafter in Forthyn in Begleitung eines gut aussehenden alten menschlichen Diebs gesichtet worden war, nun wirklich das Letzte, was er gerade gebrauchen konnte.

    Logan hatte gerade angefangen, sich zu entspannen, und warf zwei jungen Frauen, die den Ork mit großen Augen anstarrten, ein Lächeln zu, als er die Esplanade der Burg erblickte. Eine offene, gepflasterte Fläche führte hinauf zu der Felsklippe, auf der die Zitadelle thronte – ein Paradeplatz oder eine Todeszone, je nachdem, was gerade erforderlich war. Rechts davon stand ein gedrungener Turm, der als Wachhaus und Hauptquartier der Stadtwache diente. Vor ihnen ragte die Zitadelle selbst auf: Glatte graue Wände ragten über dem glatten grauen Fels auf, flankiert von zwei runden Türmen, zwischen denen sich ein hölzerner Wehrgang mit Pechnasen erstreckte. Wimpel mit den Wappen von Hohenburg, Forthyn sowie denen der Gilden und Ratsmitglieder der Stadt wehten auf ihren Mauern, während über dem Wohnturm, der den Felsen krönte, ein Seidenbanner mit dem persönlichen Wappen der Baronin Adelynn im herbstlichen Sonnenlicht erstrahlte. Am Ende der Esplanade führte eine herabgelassene Zugbrücke über den Abgrund, der in den Steilhang gegraben war, zum Torhaus, das Fallgitter dahinter war hochgezogen. Zwischen ihnen und dem offenen Tor befand sich jedoch eine ganze Reihe Soldaten und Wachen.

    Logan schluckte. »Mein Geleitbrief reicht nicht, um in die verdammte Zitadelle zu gelangen«, murmelte er Durik zu. »Wie sollen wir mit nichts weiter als einem zerstörten Stück Papier da reinkommen?«

    »Ich dachte, du könntest uns mit deiner Silberzunge den Weg frei machen«, erwiderte Durik, als wäre es das Offensichtlichste auf der Welt.

    »Bei der Liebe von Fortuna«, knurrte Logan. »Du bist derjenige, der persönlich von der Baronin herbeordert wurde, nicht ich! Ich bin nur ein sehr reicher, sehr im Ruhestand lebender Mann. Ich weiß nicht mal, was ich hier soll … Ah, Hauptmann!«

    Die letzten Worte galten dem Soldaten, der gerade aus dem Wachhaus getreten war, als sie vorbeikamen. Es war Kloin. Er trug ein Lächeln zur Schau, das alles andere als freundlich wirkte.

    »So trifft man sich wieder, Lord Durik«, grüßte er und ging neben ihnen her die Esplanade hinauf. »Durik stimmt doch, oder? Ich meine, mich an diesen Namen von Eurem Geleitbrief zu erinnern. Ihr habt gesagt, Ihr hättet ihn dem Ork gegeben, aber er gehört Euch, nicht wahr? Das habt Ihr doch gesagt?«

    Der Hauptmann sprach weiter, bevor Logan antworten konnte. Bei seinem arroganten Tonfall musste der Dieb den Drang niederringen, auf ihn loszugehen. »Komischer Name, wenn ich das so sagen darf, Sir. Klingt in meinen Ohren ein bisschen … orkisch. Wenn ich das so sagen darf.«

    Logan versuchte, seine Angst hinter einem finsteren Blick zu verbergen, während er in seiner Tasche nach dem Geleitbrief angelte. Er tat so, als hätte er Mühe, den Zettel zu finden, während er sicherstellte, dass der Dreck Duriks Namen vollständig überdeckte. Seit er in Hohenburg angekommen war, hatte er es bereut, unter einem falschen Namen zu reisen – mehrere zügellose Banden von Schuldeneintreibern auf der Straße nach Osten hatten diese Finte notwendig gemacht. Doch jetzt verkomplizierte sie die Dinge nur unnötig.

    »Der Name ist Dur-Roc, Hauptmann«, sagte er gebieterisch. »Einen solchen Namen solltet Ihr nicht vergessen. Meine Mutter ist eine Cousine zweiten Grades der Baronin. Nicht dass man den Namen jetzt noch lesen könnte, dank Eurer Ungeschicklichkeit vorhin.« Er wedelte mit dem zerstörten Dokument vor Kloins Gesicht herum.

    Der Hauptmann lächelte weiterhin. »Mein Fehler, Sir. Aber es ist schon seltsam. Ausgesprochen ungewöhnlich. Ich bin vor ein paar Minuten in die Offiziersmesse zurückgekehrt. Und wie es der Zufall so will, war auch die letzte Wachschicht am Stadttor gerade zurück. Ein paar der Jungs meinten, vor Kurzem wäre ein Gentleman in der Stadt angekommen, merkwürdiger Typ. Laut seinem Geleitbrief war sein Name Gelbin. Auch nicht von hier. Vom Typ her aus West-Terrinoth. Reich, aber offenbar nicht aus altem Geldadel. Ein wenig vulgär, Ihr wisst schon. Hatte ein bisschen was von einem Gauner. Wenn ich so darüber nachdenke … Die Beschreibung passt ziemlich gut auf Euch, Sir.«

    Die Zugbrücke war kaum ein Dutzend Schritte entfernt und die Fangzähne des Fallgitters hingen bedrohlich darüber, als sei das Torhaus ein riesiges Maul. Kloin legte eine Hand auf Ishbels Zaumzeug und zwang sie zum Anhalten. Drei Soldaten in schweren Plattenpanzern und mit Streitkolben bewaffnet kamen durch das Tor auf sie zu.

    »Das ist eine Unverschämtheit«, empörte sich Logan, der zu dem Schluss gekommen war, dass die Nummer mit dem aufgebrachten Adeligen wohl seine einzige Hoffnung war.

    Doch Kloin unterbrach ihn: »Ich glaube nicht, dass dein Name Durik ist«, sagte er. »Das ist vielleicht der Name deines Ork-Freunds, aber nicht deiner. Und tatsächlich glaube ich auch nicht, dass du Gelbin heißt.«

    »Gibt’s Probleme, Hauptmann?«, fragte einer der gepanzerten Soldaten, als er näher kam.

    Kloins Lächeln wurde breiter und er ließ Logan nicht aus den Augen, als er antwortete: »Das will ich doch hoffen.«

    »Hört mal, Hauptmann«, sagte Logan. Er gab sein Schauspiel auf, lehnte sich fast schon verschwörerisch im Sattel zur Seite und senkte die Stimme. »Ihr steht kurz davor, einen sehr bedauerlichen Fehler zu machen. Bedauerlich für Euch, nicht für mich, damit wir uns richtig verstehen. Lasst uns passieren und wir vergessen sowohl diesen als auch den kleinen Zwischenfall vorhin unten in der Stadt.«

    »Einschüchterungsversuche kann ich noch weniger leiden als Tricksereien«, entgegnete Kloin und sein Lächeln verschwand wie der Frost im Frühling. »Ich weiß nicht, wer ihr beide seid oder was ihr damit erreichen wollt, euch in die Zitadelle zu schleichen, aber ich werde es herausfinden. Vorzugsweise so langsam und qualvoll wie möglich.«

    Er drehte sich zu den Soldaten, die angerückt waren, und deutete auf Logan. »Verhaftet die beiden!«

    Logan legte die Hand auf den Griff seines Schwerts und Durik griff mit gebleckten Stoßzähnen nach seinem Dolch. Weiter kamen sie jedoch nicht, bevor ein wütender Ruf die Luft zerriss. »Kloin!«

    Logan beobachtete, wie der Hauptmann mit einem Ausdruck purer Frustration die Augen schloss, und musste sich zusammenreißen, seine eigene Erleichterung nicht zu zeigen, als der Mann sich zum offenen Tor der Zitadelle umdrehte. Dort stand, umgeben von einigen weiteren Soldaten, eine ältere Frau. Sie war groß und hager, eingehüllt in den dicken Pelz eines Keilers, den sie über mehreren Schichten hauchzarter Seide trug. Wie ihre Kleidung war ihr Haar silbergrau und sie trug es lang, fast bis zur Taille. Ihre Züge waren streng, hochmütig und hatten etwas Adeliges an sich. Logan vermutete, in ihrer Jugend war sie sehr schön und außerdem daran gewöhnt gewesen, dass man jedes Wort von ihr befolgte. Er hatte jedoch keinen Zweifel, dass Letzteres immer noch der Fall war.

    »Was tut Ihr da, Hauptmann Kloin?«, verlangte sie mit fester Stimme zu wissen und schritt aus den Schatten des Torhauses über die Zugbrücke.

    »Lady Damhán!«, rief Kloin und rang sich ein Lächeln ab. »Ich dachte, Ihr würdet der Mittagsversammlung der Gilde beiwohnen.«

    »Ihr klingt, als hättet Ihr nicht erwartet, mich zu sehen, Kloin«, stellte die Frau fest. »Oder als würdet Ihr Euch wünschen, mir nicht begegnet zu sein. Warum haltet Ihr die Gäste der Baronin auf?«

    »Mir war nicht bewusst, dass es sich um Gäste der Baronin handelt«, erwiderte Kloin und seine Miene verfinsterte sich. Es war offensichtlich, worauf das Ganze hinauslief. Logan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

    »Habt Ihr ihm den Geleitbrief gezeigt, den ich Euch gegeben habe?«, fragte die Frau Durik. Sie hatte die Zugbrücke überquert und trat zu ihnen. Trotz ihrer scheinbaren Zerbrechlichkeit blickte sie dem Ork direkt in die Augen, während sie sprach. Sie war fast so groß wie er.

    »Der Hauptmann hatte Schwierigkeiten, uns zu glauben, dass wir die sind, für die wir uns ausgeben«, erklärte Logan mit einem Seitenblick auf den hilflosen Kloin.

    Die Frau richtete ihren Blick auf ihn und er konnte ihm nur

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