Inspiration 3/2021: Ich – Du – Wir
Von Verlag Echter und Clarissa Vilain
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Über dieses E-Book
Doch was bedeutet das? Welche Herausforderungen liegen, vor allem in Bezug auf die Spiritualität, in dieser Verwiesenheit auf den anderen? Wie ist es überhaupt möglich, mit sich selbst und dem anderen in Beziehung zu sein und zugleich bei sich zu bleiben? Was ergibt sich aus dem trinitarischen Gottesbild für den Umgang mit der menschlichen Sozialität? Welche Konsequenz kann es haben, wenn Menschen sich der Gemeinschaft entziehen oder von ihr ausgeschlossen werden?
Mit verschiedenen Schlaglichtern, etwa auf die Beziehung des dreieinigen Gottes in sich selbst, zwischen Menschen in exklusiven Paarbeziehungen oder auch zwischen den widerstreitenden Stimmen in mir selbst, möchte das vorliegende Heft Sie mit auf die Spur dieses vielschichtigen Themas bringen.
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Buchvorschau
Inspiration 3/2021 - Verlag Echter
Gemeinschaft
Geistliche Begleitung
Der Mensch ist nicht ohne Gemeinschaft mit andern und nicht ohne Beziehung denkbar. Das fragile und wandelbare Beziehungsgefüge des Einzelnen ist in der geistlichen Begleitung besonders wichtig – es muss stets aus dem So-Sein der Begleiteten heraus betrachtet werden. Georg Lauscher legt in diesem Beitrag das Augenmerkt auf genau diese Zwischenräume und deckt die manchmal verborgene Dynamik des Wechselspiels des Ich – Du – Wir auf.
»Nie ist eine*r allein vor Dir«
¹
Ein isoliert zu betrachtendes Ich gibt es nicht. Mich gibt es nicht ohne die andern. Ohne andere wäre ich nicht, und wäre ich nicht der Mensch, der ich bin. Diese Dimension gilt es in der geistlichen Begleitung – bei aller Konzentration auf die eine, begleitete Person² – nicht zu vergessen.
In den bisherigen Beiträgen zur geistlichen Begleitung ging es zuerst um die Selbsterkenntnis, wirklich ein unverwechselbarer einzelner Mensch zu sein, dann darum, wahrzunehmen, was sich in dieser Reduktion als wahr erweist. In dem heute uns gestellten Thema wird deutlich, dass dies nie möglich ist, ohne die wechselseitige Beziehungsdynamik des Ich – Du – Wir.
Die andern ändern?
Im Lauf meiner eigenen Entwicklungsgeschichte wie in Begleitgesprächen habe ich den Eindruck gewonnen: Menschen leiden vor allem in und an Beziehungen. Nicht selten stellt sich dann die Frage: Ist dieses Leiden nicht gleichursprünglich ein Leiden in und an der Beziehung zu sich selbst?
Jean Paul Sartres Klassiker »Die geschlossene Gesellschaft« erschien zunächst unter dem Titel »Die Anderen« (Les Autres). Sartre resümiert: »›Die Hölle, das sind die andern‹ ist immer falsch verstanden worden.«³ Er erklärt: »Ich will sagen, wenn die Beziehungen zu andern verquer, vertrackt sind, dann (Hervorhebung von mir) kann der andre nur die Hölle sein.« Die Art und Weise, wie ich in eine Beziehung hineingehe und diese gestalte, bestimmt maßgeblich a) wie ich die Beziehung erlebe und b) wie mein Gegenüber reagiert. »Wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale Abhängigkeit von andern. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil andrer abhängen.«⁴
Leidet die begleitete Person dauerhaft sehr in und an einer Beziehung – sei sie privat oder dienstlich –, gilt es, sie zuerst zu unterstützen, sich selbst ehrlich und freundlich in den Blick zu nehmen: Ich bin ein einflussreicher Part dieser belastenden Beziehung. An dem entstandenen Beziehungsgeflecht aus Emotionen und Reaktionen habe ich mitgestrickt. Vermutlich bin ich viel mehr Mitgestalterin dieser Beziehung, als ich auf den ersten Blick erkenne. Bei geistlichen Meistern (wie Eckhart, Tauler, Johannes vom Kreuz) fällt auf, wie oft sie die Begleiteten mahnen: Bleib bei dir! Kehr bei dir ein! Stell dich zuerst deiner eigenen Wirklichkeit!
Wir erinnern uns an Jesu unbequeme Einladung, zuerst den Balken im eigenen Auge zu erkennen und herauszuziehen und dann erst den Splitter des andern. Je näher mir ein Hindernis ist, und sei es noch so gering, desto größere Auswirkung hat es. So wird der Splitter im eigenen Auge zum Balken, der mir die ganze Sicht auf den andern verstellt.
Eine begleitete Person erzählt: Ich werde in meinem Team nicht gesehen und gehört. Ich frage: Wie ist dieser Eindruck entstanden, wie ist es zu dieser Wahrnehmung gekommen? Im Erzählen wird ihr deutlich: Sie ist sehr zurückhaltend, äußert sich kaum. Irgendwann bricht dann in einer Teamsitzung die angestaute Energie mit Wucht durch: »Ich werde hier übergangen! Keiner nimmt mich wahr!« Irritiertes Schweigen, dann geht das Gespräch weiter wie zuvor. Die Betroffene ist nun erst recht fassungslos über das unmenschliche, unchristliche Verhalten der andern. Erst nachdem sie den Fokus der Aufmerksamkeit wieder auf sich selbst richtet, bei sich einkehrt und auf ihrer Seite bleibt, geht ihr allmählich auf: »Was meinen Part angeht, bin ich lange Zeit in der Deckung und meinen Beitrag schuldig geblieben. Gewiss, niemand hat mich nach meinem Beitrag gefragt – zugleich hat mich niemand gehindert, mich einzubringen. Ich selbst habe mich zurückgesetzt und blockiert. So blieb ich meinen Beitrag der Gemeinschaft schuldig. Meine Stärke ist die zuhörende Haltung der Seelsorgerin. Das ist mein Charisma. Aber eine Teamsitzung ist keine seelsorgliche Gesprächssituation. Ich möchte lernen, mich aus meiner hörenden Haltung früher hinauszuwagen und meinen Beitrag in die Runde zu geben.«
Nicht selten braucht die Begleitete bis zum Ergreifen der partiellen, eigenen Gestaltungsmacht viel Zeit und Geduld. Erkennen ist das eine –, ein jahrzehntelang