Western Spezial Großband Oktober 2021 – 6 Western
Von Alfred Bekker, Pete Hackett, W. W. Shols und
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Über dieses E-Book
Von Alfred Bekker, Heinz Squarra, W.W.Shols, Pete Hackett, Horst Weymar Hübner
Horst Weymar Hübner: Die Geier von Laredo
Pete Hackett: Town-Wölfe
W.W.Shols: Einsamer Stern
W.W.Shols: Ein Sheriff zu viel
Alfred Bekker: Ein Reiter aus dem Nirgendwo
Heinz Squarra: Goldene Fährte des Grauens
Nachdem bei einem Soldatentransport viel Gold gestohlen wurde, ist der Soldat Ray Warren auf der Suche danach. Als er einen Hinweis zum Aufenthaltsort bekommt, muss er selbst das Gesetzt brechen und gemeinsam mit den Banditen in Indianergebiet reiten. Wird er das dringend benötigte Geld für die Armee retten können?
Alfred Bekker
Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
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Western Spezial Großband Oktober 2021 – 6 Western - Alfred Bekker
Western Spezial Großband Oktober 2021 – 6 Western
Alfred Bekker et al.
Published by Alfred Bekker präsentiert, 2021.
Inhaltsverzeichnis
Title Page
Western Spezial Großband Oktober 2021 – 6 Western
Copyright
Die Geier von Laredo
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Ein Sheriff zu viel
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Western Spezial Großband Oktober 2021 – 6 Western
Von Alfred Bekker, Heinz Squarra, W.W.Shols, Pete Hackett
Horst Weymar Hübner: Die Geier von Laredo
Pete Hackett: Town-Wölfe
W.W.Shols: Einsamer Stern
W.W.Shols: Ein Sheriff zu viel
Alfred Bekker: Ein Reiter aus dem Nirgendwo
Heinz Squarra: Goldene Fährte des Grauens
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Nachdem bei einem Soldatentransport viel Gold gestohlen wurde, ist der Soldat Ray Warren auf der Suche danach. Als er einen Hinweis zum Aufenthaltsort bekommt, muss er selbst das Gesetzt brechen und gemeinsam mit den Banditen in Indianergebiet reiten. Wird er das dringend benötigte Geld für die Armee retten können?
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.
© by Author /COVER TONY MASERO
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Die Geier von Laredo
Texas Wolf
Band 70
Western von Horst Weymar Hübner
Der Umfang dieses Buchs entspricht 122 Taschenbuchseiten.
Holzbein-Smiley, der alte Goldgräber, liegt erschossen in den Bergen. Offenbar hat er nach vielen Jahren des Schürfens eine Goldader gefunden. Ranger Tom Cadburn und sein Partner Old Joe wollen den Mörder finden und treffen auf eine Bande goldgieriger Verbrecher. Dann taucht überraschend die Tochter des Toten auf und erhebt Ansprüche – hat sie wirklich ein Recht darauf?
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
Cover: Nach Motiven von Schikaneder und Cameron Whitman123RF - Steve Mayer, 2021
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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1
Zeitlebens war Holzbein-Smiley ein Pechvogel.
Vierzig Jahre lang suchte er in den Santiago Mountains nach Gold. Vergebens.
Die Frau lief ihm weg. Das wurmte ihn. Aber sehr viel schmerzlicher empfand Smiley den Verlust seines besten Pferdes, auf dem sie davonritt.
Eine Steinlawine zerschmetterte ihm das rechte Bein. Als er wieder klar denken konnte, schnitt er den Rest weg und schnitzte sich einen Holzstumpen als Ersatzbein.
So kannte man ihn, und so sah man ihn in den Bergen herumkriechen, vornehmlich im Esplanada Canyon.
Das Pech blieb ihm treu bis in den Tod.
Sie fanden ihn am Weg nach Laredo, ausgeplündert und tot.
Nicht einmal die beiden Lasttiere, mit denen er herumzog, hatte man ihm gelassen.
Old Joe nahm in einer feierlichen und rührenden Art den Hut ab und blickte auf Smileys sterbliche Überreste.
„Er ist es, sagte er nach einer Weile müde. „Dieses Holzbein gibt es auf fünfhundert Meilen in der Runde nur einmal. Fass mit an, wir wollen ihn wie einen ehrlichen Mann begraben.
Tom Cadburn rutschte aus dem Sattel.
Er und Old Joe kamen aus der Big Bend herunter, dem großen Knie, das der Rio Grande dort beschreibt. Mit keinem Gedanken hatten sie an Holzbein-Smiley gedacht. Der verließ nie seine Berge.
Nun hatte er es doch getan und war auf seine Mörder gestoßen.
Es war wahrscheinlich schon vor zwei Tagen passiert, weil keine Spuren mehr da waren. Hier auf den Uferhöhen wehte ewig der scharfe zischelnde Wind und hielt den Sand in Bewegung.
Old Joe grub mit dem Messer eine Mulde abseits des Weges und rollte Holzbein-Smileys Körper hinein. In der Umgebung suchte er Steinbrocken zusammen und schichtete sie über dem alten glücklosen Goldgräber zu einem flachen Hügel auf.
An seinem Benehmen merkte Tom, dass er diese Arbeit allein zu verrichten wünschte. Smiley war wie er einer der letzten alten Burschen dieses Landes, Oldtimer aus einer Zeit, die sich selbst überlebt hatte, alten streunenden Katern nicht unähnlich, mit vielen Mucken und teilweise verschrobenen Ansichten.
Aber bei aller Absonderlichkeit liebenswerte Käuze.
Old Joe schob sich den Hut ins Genick und sprach ein stummes Gebet für Holzbein-Smiley.
Danach wandte er sich um und schüttelte den Kopf, als er Tom mit dem Messer an einem dürren Mesquitebusch hantieren sah. „Kein Kreuz! Er war eine gute Haut. Wer ihn kannte, weiß es, und andere geht es nichts an."
Er streckte die Hand nach Rosinantes Zügel aus, die mit hängendem Kopf in der Spätvormittagshitze stand und mit dem Schwanz die lästigen Fliegen immer wieder in die Flucht schlug.
Thunder stand zwischen den verstaubten Büschen und ließ die Ohren spielen. Auch er konnte sich kaum der Fliegen erwehren. Immer wieder lief ein Zittern über sein Fell. Für wenige Augenblicke hob sich dann eine summende Wolke in die Luft.
Sam, der Schwarzwolf, hatte dieses Problem nicht. Das zottige Fell schützte ihn. Und von den Augen hielt er die geflügelten Plagegeister mit schnappenden Bissen und ruckenden Kopfbewegungen fern. Außerdem ruhte er im Körperschatten des Hengstes und verfolgte aus klugen Augen das Treiben der beiden Männer.
Wie es aussah, war die Rast nicht von längerer Dauer. Der tote Mann war unter Steinen verschwunden, und Tom zündete kein Kochfeuer an. Da ging es wohl gleich weiter.
„Kannst du dir vorstellen, was ihn aus seinen Bergen herausgetrieben hat?", wandte sich Tom an seinen alten Freund.
Old Joe wedelte mit der Hand vor dem Gesicht herum. „Sauzeug, elendes!, schimpfte er. „Das kommt vom Fluss. Wenn Wasser in der Nähe ist, werden die Brummer kostenlos mitgeliefert. – Nicht den Schimmer einer Ahnung habe ich. Er kam ja nicht einmal heraus, als damals seine Frau abgehauen ist. Und er mochte das Pferd wirklich sehr.
„Vielleicht hat er die Sucherei aufgegeben!", vermutete Tom. Das war eine Überlegung, die nicht von der Hand zu weisen war.
Wer vierzig Jahre lang erfolglos sein Glück suchte, der gab irgendwann enttäuscht auf. Ohne die erhoffte dicke Goldader oder die fette Goldtasche entdeckt zu haben.
„Nicht Smiley, widersprach Old Joe heftig. „Einmal sagte er zu mir, wenn man nichts mehr von ihm hören sollte, dann möchte ich doch in den Canyon raufreiten und seine Knochen bestatten. Er war von der Sorte, die eher auf dem Claim tot zusammenbricht als ihn verlässt. Muss also was anderes sein.
Daran dachte Tom auch. Wie ein Blitz zündete es in seinem Kopf. „Proben! Joe, er brachte Proben herunter und wollte sie auf ihren Erzgehalt prüfen lassen. Seine Packtiere sind fort."
Old Joe bewegte unentschlossen den Kopf. „Er kann auch bereits auf dem Rückweg gewesen sein. Was auch viel einleuchtender ist. Jemand kriegt spitz, dass er endlich seinen großen Fund gemacht hat, ließ ihn die Proben runterschaffen und lauerte ihm auf, als er mit Proviant und neuem Schürfgerät auf dem Rückweg war. Wir brauchen nur in den Canyon zu reiten und den Kerl aufzulesen, der dort herumgräbt und die zwei Mulis von Smiley bei sich hat."
Auf den ersten Blick leuchtete das ein. Nur war es leichter gesagt als getan. Bis zum Esplanada Canyon waren es mindestens sieben Tage zu reiten.
Und auf den zweiten Blick entdeckte Tom einige Ungereimtheiten.
„Wenn er Proben oder meinetwegen schon die Analyse und Proviant und neues Werkzeug bei sich hatte, warum ist er nicht nach El Paso hinüber? Das ist viel näher. Ein Mann, der vierzig Jahre vergeblich sucht und plötzlich fündig wird, verliert keine unnötige Zeit mehr."
Ein irritierter Ausdruck zeigte sich in Old Joes Augen. Dann blitzte es darin auf. „Schultz!"
Dave Schultz war einer der zehn Erzprüfer, die hier am Rio Grande ihr Handwerk ausübten. Was ihn aber vor allen anderen auszeichnete, war seine absolute Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit.
Wer zu ihm sein Erz brachte, der konnte sicher sein, eine Analyse ohne jede Schummelei zu bekommen.
Und Dave Schultz hatte seine Laborwerkstatt in Laredo!
„Wenn er sich entschlossen hatte, zu dem zu reiten, dann muss er wirklich etwas von einiger Wichtigkeit gefunden haben, sagte Tom und machte augenblicklich seine praktische Rechnung auf: „Bis wir zum Canyon hinaufkommen, ist eine Woche herum. Nach Laredo ist es nur noch ein Tag.
„Was stehst du dann noch herum und erzählst mir Dinge, die ich selbst weiß?, knurrte Old Joe unwirsch. „Fragen wir Schultz.
Wenn sich herausstellte, dass Smiley bereits in Laredo war und seine Erzproben abgeliefert hatte, dann hieß das, dass die Proben etwas enthielten, das zu einem Mord verlockt hatte.
Vielleicht war etwas aus dem Labor von Schultz herausgedrungen und ein paar Hundesöhne zu Ohren gekommen. Oder Smiley hatte an einer Theke geredet.
Wenn er aber erst auf dem Hinweg war, dann bedeutete das, dass ihm jemand aus dem Canyon gefolgt war. Jemand, der ihn möglicherweise schon tagelang bei der Schürfarbeit beobachtet hatte und nun den Zeitpunkt für gekommen hielt, dem Lauf des Glücks eine andere Richtung zu geben.
In diesem Falle mussten sich Smileys Proben ebenfalls in Laredo befinden. Schultz war der einzige Erzprüfer in der Stadt.
Es war unwahrscheinlich, dass der oder die Mörder mit der Beute hinauf nach Langtry oder gar hinüber nach El Paso ritten.
Wer einen alten Mann einiger Gesteinsbrocken wegen ermordete, der wollte auch möglichst schnell wissen, ob sich denn die Sache gelohnt hat.
Goldgier war eine Triebfeder, die aus lammfrommen Burschen reißende Wölfe machte und aus schlafmützigen Kerlen wieselflinke Halunken, die meinten, irgendwo zu kurz oder zu spät zu kommen.
Tom Cadburn setzte seine Hoffnung auf Dave Schultz.
2
„Dass ihn niemand gefunden hat!", wunderte sich Old Joe, als an diesem Abend ihr Feuer in einer Hügelfalte brannte.
Der Wind wischte von Mexiko herüber, das keine Reitstunde entfernt lag, und brachte nichts als Hitze und Staub mit. Die kühle Frische vom Fluss ging schon unterwegs verloren.
„Ich bin sicher, dass einige Leute angehalten haben, sagte Tom und schob einen dürren Chaparralast mit der Spitze ins Feuer. „Der Weg entlang der Grenze wird regelmäßig benützt. Aber die Leute halten sich aus solchen gewalttätigen Dingen heraus und beschließen, besser nichts gesehen zu haben. Besaß er eigentlich eine Waffe? Ich habe nie darauf geachtet.
Mit Old Joe war er fünf Mal durch den Esplanada Canyon gekommen.
Sie hatten immer ein eigenes Feuer angezündet. Smiley wollte niemanden an seinem Schlafplatz haben.
Er hatte noch andere Marotten. So fanden sie zum Beispiel nie heraus, wo er sein Basislager hatte.
Hinzu kam, dass sie ihn auch jedes Mal an einer anderen Stelle des Canyons trafen.
Old Joe meinte einmal, Smiley hätte ungefähr in der Mitte des Canyons hoch am Hang ein Klippenhaus, so versteckt, dass es nicht einmal ein Wildschaf finden könnte.
Und ganz so sicher mit dem Haus sei das auch nicht. Er hätte nur mal davon gehört. In Langtry, als sich ein paar Wildpferdjäger über den unfreundlichen und wahrscheinlich verrückten Smiley unterhielten.
Ob er nun eine Macke hatte oder nicht, jedenfalls erinnerte sich Tom nicht daran, ob Smiley eine Waffe besessen hatte.
Old Joe kratzte mit den Fingern durch den Bart.
„Wenn er eine hatte, dann ist sie mit seinem übrigen Besitz verschwunden. Außer Sand war nichts mehr in seinen Taschen. Er versank in brütendes Nachdenken. Nach einer Weile hob er den Kopf: „Und wenn ihm ein paar Strauchdiebe von drüben aufgelauert haben?
Diesen Punkt hatte Tom auch schon in Erwägung gezogen. Zum Leidwesen der Ranger kamen immer wieder Mexikaner über den Fluss, der hier die Grenze darstellte.
Meist waren es Peons, arme Teufel, die auf einer Ranch eine Anstellung suchten. Wenn sie reiten konnten und Pferdeverstand besaßen, fanden solche Leute eine Arbeit. Als Zureiter und Pferdepfleger waren sie geschätzt und genossen einen fast legendären Ruf.
Es kamen aber nicht nur arbeitsame arme Teufel. Oft fiel es auch ein paar Banditen ein, sich auf texanischer Seite einige Vergnügungen zu verschaffen.
Solange sie ihre Drinks bezahlten, hatte niemand etwas gegen ihre Anwesenheit einzuwenden.
Aber häufig war so ein Saloonbesuch nur der Auftakt zu einem Überfall oder einem Raubzug, Postkutschen waren bevorzugt. Der Fahrer musste den ledernen Postsack herausgeben, und die Passagiere wurden nicht selten bis aufs Hemd ausgeplündert.
Wenn dabei unbedingt geschossen werden musste, geschah auch das.
Viel lieber jedoch hielten sich die Bandidos an allein reisende Leute oder abgelegene kleine Ranches. Solche Raubzüge ernährten auch ihren Mann und brachten in der Regel weit weniger Ärger mit sich als Überfälle auf Kutschen.
Denn wenn die überfallenen Passagiere ein allzu lautes Gezeter erhoben und mit Beschwerden drohten, raffte sich so mancher Sheriff auf, stellte ein Aufgebot zusammen und machte Jagd auf die Bandidos. Das war lästig und erschwerte das Wiederkommen auf texanisches Gebiet.
Wenn Holzbein-Smiley wirklich einem mexikanischen Banditenhaufen in die Arme geritten war, dann war das in jedem Fall den Mexikanern bekannt, die auf dieser Seite der Grenze ansässig waren. Die machten ohnehin achtzig Prozent der Bevölkerung an der Grenze aus.
Dann und wann kroch ein Bandit auch bei dieser seiner amerikanischen Verwandtschaft unter, wenn ihm das Aufgebot allzu hart auf den Fersen war.
„Nicht sehr wahrscheinlich, erwiderte Tom. „Zur Sicherheit werden wir aber bei Ramirez vorbeischauen. Außerdem war Smiley eine Berühmtheit, auch wenn ihn nur ganz wenige zu Gesicht bekamen. Seine Beschreibung kennt jeder. Und in dem Fall, dass sie ihn auf dem Weg herunter erwischt hätten, müssten wir Gesteinsproben gefunden haben. Die waren als Beute wertlos für sie. Hast du etwas gesehen? – Ich auch nicht. Wenn er schon auf dem Rückweg war, wozu hätten sie das Schürfgerät mitschleppen sollen? Banditen wollen schnelles Geld verdienen, aber nicht mühsam und hart dafür arbeiten müssen. Mit Sicherheit können wir ausschließen, dass es Leute von drüben waren.
Old Joe schnitt Speck in die Pfanne und rückte das Kochgerät über die Flammen. Als es schön brutzelte und zischte, goss er den vorbereiteten Mehlbrei hinein und stellte einen ausgezeichneten Speckpfannkuchen her.
Nicht lange danach erhob sich Sam plötzlich mit lautloser Wildheit. Sein Nackenfell sträubte sich, seine Augen blickten am Feuer vorbei.
Dort draußen in der Nacht war etwas.
Noch bedeutete es keine Gefahr, denn sonst hätte der Timber tief in der Kehle warnend geknurrt.
Vorsichtshalber legte Tom aber das Gewehr griffbereit.
Nach Minuten drang schwacher Hufschlag aus der Dunkelheit. Ein Reiter kam.
Jetzt hielt er an.
Tom war überzeugt, dass ihn nicht der Feuerschein aufmerksam machte. Das Camp lag gut verborgen in der Hügelfalte. Zudem war Old Joe ein viel zu erfahrener Grenzläufer, um sich durch eine solche Unachtsamkeit vielleicht eine Kugel einzuhandeln.
Der Duft des Essens, den der Wind davontrieb, musste samt dem Rauch dem Reiter in die Nase gekommen sein.
Jedenfalls war der Geruchssinn des Unbekannten außerordentlich gut entwickelt.
Nun klang wieder der Hufschlag auf und kam näher. Schließlich rief eine heisere krächzende Stimme, der die Erschöpfung ihres Besitzers anzumerken war: „Hallo, Feuer! Bin ich willkommen?"
Sam hechelte und legte den Kopf auf die Pfoten. Es sah aus, als schlafe er. Aber seine Augen blickten mit unverminderter Wachsamkeit dort hinaus.
„Wir hören Sie schon eine Weile!, rief Tom zurück und ergriff das Gewehr. „Reiten Sie in direkter Linie zum Feuer.
Damit glitt er selbst aus dem Lichtkreis. Und drüben auf der anderen Seite verschwand Old Joe mit seiner mächtigen Hawken-Büchse im Arm zwischen den angestrahlten Büschen.
Unterhalb des Camps klirrte ein Hufeisen gegen einen Stein, ein Pferdeleib streifte dorniges Chaparralgebüsch, dann schob sich das ängstlich schnaubende Reittier in den Lichtkreis des Feuers und starrte aus rollenden Augen auf den Schwarzwolf, der neben dem Feuer lag und bieder und zahm wirkte, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Der Reiter hing schief im Sattel und führte die Zügel mit der linken Hand. Um den rechten Oberarm war notdürftig ein gelbes Halstuch mit dunklen Flecken geschlungen.
Aus dem Sattelschuh ragte der Kolben eines Gewehres. Das Revolverholster war leer.
Der Mann sah ziemlich mitgenommen aus. Zudem hatte er starke Schmerzen. Das verriet schon sein hageres Gesicht.
Den Schwarzwolf nahm er nicht einmal recht zur Kenntnis.
Wahrscheinlich hatte er zu den Schmerzen hin auch schon hohes Fieber und sah nicht mehr ganz klar.
„Sie können jetzt absteigen!", sagte Tom und trat in die Helligkeit zurück.
Mit geradezu erstaunlicher Geschmeidigkeit kam der Mann aus dem Sattel, so dass Tom begriff, zu welchem Schlag er gehörte. Das war ein Falke, einer dieser lederzähen Burschen, die für alle möglichen dunklen Geschäfte an der Grenze gut waren.
Der Fremde hatte einiges abgekriegt, und dennoch funktionierte der ganze Mann noch.
Von drüben kam Old Joe aus den Büschen, lehnte wortlos die Büchse an seinen Packen und rückte den Kaffeetopf ins Feuer.
Der Fremde ließ sein struppiges Pferd in die Zügel treten. Scharfäugig musterte Tom das Tier.
Ein Pferd verriet meist sehr viel über seinen Besitzer.
Dieser Gaul war nicht verwahrlost, der oberflächliche Eindruck täuschte. Es war ein Tier von wirklich struppiger Rasse, zäh wie sein Reiter und ausdauernd. Eines, das eher starb als müde wurde.
Der Mann war ein Weißer, sonnenverbrannt und schmaläugig.
„Kann ich Ihr Feuer benützen?", fragte er.
„Hier ist noch Kaffee, falls Sie vorhaben, sich welchen zu kochen", erklärte Tom.
„Die Einladung nehme ich an." Der Mann nestelte mit der linken Hand die Blechflasche vom Sattelhorn und warf sie neben das Feuer: dann zerrte er einen verbeulten Topf aus seinem Packen.
Mit den Zähnen drehte er den Flaschenverschluss auf und füllte Wasser in den Topf, während Old Joe für ihn einen Blechbecher voll Kaffee abmaß.
Da der nächtliche Besucher seinen Namen nicht nannte, verzichtete Tom darauf, seinen Begleiter und sich vorzustellen. Vielleicht hatte der Mann seine Gründe dafür.
Er rückte den Topf über die Flammen und begann, das Halstuch am rechten Oberarm aufzuknoten. Ohne alle Förmlichkeit zog er sich dann das Hemd über den Kopf.
Er war wirklich ein Mann, der einen Stiefel vertragen konnte, ohne gleich der Länge nach hinzuschlagen. Der Oberarmmuskel war durchschossen. Wie es aussah, war außerdem noch der Knochen aus der Schultergelenkpfanne gesprungen.
Kein Wunder, dass er sich derart schief hielt. Er musste höllische Schmerzen ausstehen.
Sein Wasser im Topf hatte noch nicht die richtige Temperatur. Bemerkenswert gelassen trank er schlürfend und in kleinen Schlucken von dem Kaffee und stierte dabei ins Feuer.
So wenig, wie er seinen Namen nannte, gab er eine Erklärung, wie und wo er sich die Beschädigung eingefangen hatte.
Eine ganze Weile ruhte sein Blick auch auf dem Timber, der aufmerksam jede seiner Bewegungen beobachtete. Schließlich schüttelte er den Kopf, als habe er beschlossen, dass alles nicht wahr war, was er da sah.
Das Wasser war heiß.
Er warf sein Halstuch in den Topf, fischte es geschickt heraus und säuberte umsichtig die böse blutende Schussverletzung. Zwischen zwei Fingern zog er sogar einen Wollfaden heraus.
„Sie sollten besser zu einem Arzt reiten", empfahl Tom.
Der Fremde blickte ihn an. Etwas wie Spott oder Ironie blitzte auf dem Grund der Augen. „Das wäre genau das, was man erwartet. Ich muss mir schon selbst helfen."
Er fuhr mit der blutigen Prozedur fort.
Weder Old Joe noch Tom störten ihn. Hätte er Hilfe haben wollen, hätte er darum gebeten.
„Es müsste ja nicht gerade Laredo sein, sagte Tom. „Jedenfalls nehme ich an, dass man diese Stadt im Auge hat. In Langtry hat sich ein Arzt niedergelassen.
„Liegt zufällig nicht an meinem Weg", erwiderte der Fremde kurz angebunden.
„Dann richten Sie es anders ein. Das Gelenk muss eingerenkt werden. Die Wunde bringt Sie nicht um, aber vielleicht die ausgekugelte Schulter. Sie können nicht einmal die Zügel halten, geschweige ein Gewehr."
„Verstehen Sie etwas davon?"
„Es geht", sagte Tom etwas irritiert. Woran dachte der Mann?
„Dann richten Sie es ein. In meiner momentanen Lage kann ich nicht wählerisch sein."
„Ein Vergnügen wird es nicht!", warnte Tom Cadburn.
„Was ich bisher auszuhalten hatte, war auch nicht gerade spaßig. Hier, packen Sie zu!"
Als der Mann sich kauernd umwandte, begann Sam sofort zu knurren.
Old Joe zischelte etwas. Der Timber blieb zwar am Boden liegen, belauerte aber jetzt jede kleine Bewegung des Mannes.
Tom fand, dass genug Vorreden gehalten waren. Er packte mit der linken Hand die Schulter des Mannes, suchte mit dem Daumen die Kapsel, packte mit der rechten den Ellbogen des lädierten Armes und führte ihn in die Höhe.
Mit einem mörderischen Stoß gelang es ihm auf Anhieb, das Gelenk einzurichten. Es knackte hörbar.
Der Mann stieß flach den Atem aus und setzte sich benommen auf den Hosenboden. Aber kein Schmerzenslaut kam aus seinem Mund.
Der ist nicht nur zäh wie ein altes Longhorn, dachte Tom, der ist obendrein eisenhart! Wer immer hinter ihm her ist, er beißt sich an ihm wahrscheinlich die Zähne aus!
Natürlich machte er sich so seine Gedanken über die Art der Verletzung. Das brachte schon sein Beruf mit sich.
Es hatte eine Schießerei gegeben, das war zu sehen. Möglich auch, dass der Fremde vom Pferd geschossen wurde und sich dabei das Schultergelenk auskugelte. Aber so dumm, spornstreichs zum nächsten Arzt zu reiten, war er nicht. Weil er ziemlich sicher war, dass er dort bereits erwartet wurde.
Dieses Verhalten ergab einige Aufschlüsse. Er war ein kluger, scharfer Rechner. Als Rechtshänder hatte er mit dem ausgekugelten rechten Arm nicht die Spur einer Chance gegen einen Gegner. Und er bewahrte kühle Überlegung – trotz der rasenden Schmerzen.
Er hatte darauf vertraut, im Land draußen eher Hilfe zu finden als in der Stadt. Also hing er am Leben und war alles andere als ein Draufgänger und Narr.
„Danke!, sagte er jetzt keuchend. „Das war eine heilsame Rosskur.
„Bäume können Sie die nächsten Tage noch nicht damit ausreißen, aber ein Gewehr halten schon", sagte Tom in einem Ton, der eine Antwort herausforderte.
Der Mann blickte auf sein leeres Holster und verstand, was gemeint war.
„Ich habe ein ziemlich gutes Pferd und denke, dass ich in nächster Zeit jedem Verdruss ausweichen kann. Er reichte Old Joe den leeren Blechbecher zurück und studierte den alten Graubart, den Schwarzwolf, Tom, das Maultier und den Hengst, als wollte er sich ihr Aussehen unauslöschlich einprägen. „Dieses Feuer hat mir gefallen.
Das war auch eine Art, den Dank abzustatten.
Er kippte das heiße Wasser aus dem Topf neben die Feuerstelle und sammelte seine wenigen Gerätschaften ein. Dabei schonte er die rechte Schulter.
Als er zum Pferd ging und aufpackte, beobachtete Tom, wie er heimlich prüfend die Finger bewegte. Gerade, als wollte er sich davon überzeugen, dass er einigermaßen wieder in Ordnung war.
Mit unglaublicher Geschicklichkeit und einer Kraft, die man in seinem hageren Körper nicht vermutete, zog er sich in den Sattel.
Von dort blickte er herunter und hob leicht die linke Hand. „Vielleicht kann ich mich eines Tages revanchieren, Gentlemen. Ich schulde Ihnen Dank!"
Er zog das struppige Pferd herum und ritt durch die Büsche hinaus in die Nacht.
Sam erhob sich lautlos und glitt aus dem Lichtkreis.
Old Joe starrte auf den feuchten Fleck neben dem Feuer. „Ein bemerkenswerter Pilger, knurrte er. „Er hätte ruhig etwas mitteilsamer sein können.
Tom rollte sich eine Zigarette und blickte versonnen dem Rauch nach.
„Ein Falke. Oder ein Wolf, da ist kein wesentlicher Unterschied. In jedem Fall ein Einzelgänger. Sicher werden wir erfahren, ob es sich um ein bedeutendes Gefecht gehandelt hat."
Schießereien an der Grenze waren keine Seltenheit, wurden aber als willkommene Abwechslung betrachtet und bildeten Gesprächsstoff.
Unten am Fuß des Hügels prustete das struppige Pferd, dann war verhaltener Hufschlag zu hören, der sich nach Norden auf dem Weg verlor.
Wenig später kehrte Sam ans Feuer zurück und legte sich nieder. Im Fell hingen Chaparraldornen. Er hatte den Abzug des Fremden bewacht und die Freunde am Feuer beschützt.
3
Ramirez fütterte gerade die Hühner, als sie in aller Herrgottsfrühe bei ihm anlangten.
Er bearbeitete ein Stück Land auf dem Hochufer und erzeugte Gemüse, Eier und Suppenhühner, die er an feste Abnehmer in der Stadt lieferte.
Dreimal in der Woche fuhr er schon nachts mit seinem zweirädrigen Karren nach Laredo hinein.
Wer sich als sein Freund bezeichnen konnte und in Druck war, konnte bei ihm auch ein Maultier bekommen. Ramirez besaß die besten Arrios am Fluss. Keine ausgemergelten mexikanischen Jammergestalten, sondern Tiere aus bester Missourizucht. Dafür waren sie auch so teuer wie ein Pferd.
Sein kleines Anwesen lag einen halben Tagesritt vor der Stadt und stellte durch seine Lage eine natürliche Anlaufstation dar. Wer auf dem Weg daherkam, machte in aller Regel hier eine Rast.
Zwangsläufig war er daher meist besser orientiert als der Marshal, das Rangerbüro oder die Zeitung in Laredo. Zu ihm kamen die Gerechten und Ungerechten, die Rancher, Cowboys und reisenden Händler, die Soldaten, die Landsleute und das Diebesgesindel.
Er war verschwiegen, weil das der Gesundheit am zuträglichsten war und den wenigsten Ärger nach sich zog.
Jemand machte ihm mal den Vorschlag, seine Hütte zu einem Handelsposten auszubauen.
Ramirez erklärte, er habe schon genug Arbeit und brauche keine neue zu erfinden. Außerdem sei niemand gezwungen, bei ihm abzusteigen; wem die Hütte nicht gefalle, der könne ja weiterreiten.
Jedenfalls wies er das Ansinnen weit von sich.
Tom und Old Joe lenkten die Reittiere zum Brunnen, den er selbst gegraben hatte und aus dem er sein Gemüsefeld bewässerte.
Ramirez stellte die Bastschale mit dem Futter auf ein altes Fass, von dem die Reifen sprangen, und watschelte heran, „Señor Cadburn, Señor Joe – lange nicht mehr gesehen! Steigen Sie ab, das Frühstück ist gleich fertig."
Sie ließen ihn gewähren. Jedem, der es nicht ausdrücklich ablehnte, verpasste er sein Einheitsfrühstück, das sich allerdings sehen lassen konnte und wesentlich weniger kostete als eines in einem Speisehaus der Stadt.
Der Platz sah zwar nicht sehr einladend aus und war wie immer unaufgeräumt. Aber hier sah man über solche Kleinigkeiten hinweg.
Old Joe brachte das zum Ausdruck. „Ich könnte schon etwas hinter die Zähne vertragen, das ich nicht selbst gekocht habe."
Ramirez verschwand in der Hütte und werkelte mit klappernden Töpfen herum. Tom und der Alte tränkten die Tiere und stellten sie in den Schatten eines Mesquitebaumes, der fast die Höhe eines einstöckigen Hauses erreichte.
Dann suchten sie sich selbst einen geschützten Platz.
Gut Ding braucht Weile – bei Ramirez brauchte es das ganz besonders.
Mit der Tür in die Hütte zu fallen war ein aussichtsloses Unternehmen.
Also warteten sie, bis er mit einem handfesten mexikanischen Frühstück kam, das ausreichte, einem hungrigen Bären den Bauch zu stopfen.
Für den Wolf hatte er zwei handliche Knochen.
Die gab es immer hier. Das war eine feste Spielregel.
Und Ramirez verfolgte damit keineswegs die Absicht, sich bei dem Timber anzubiedern. Wie er es auf den Tod nicht ausstehen konnte, wenn sich jemand bei ihm heimisch zu fühlen begann und familiär wurde.
Er suchte sich seine Freunde selbst aus und war sehr wählerisch. Tom und Old Joe langten tüchtig zu. Vier Wochen lang selbst zubereitete Mahlzeiten zu essen reichte aus, um die derbe Kost aus der Küche von Ramirez als Köstlichkeit zu empfinden.
Als Tom sich zufrieden eine Zigarette zurechtmachte und Sam gefühlvoll und weithin hörbar den zweiten Knochen zermalmte, sagte Old Joe in seiner sehr direkten Art: „Gestern haben wir Smiley vierzig Meilen von hier begraben. War Besuch von drüben da?"
Dass sie etwas von ihm wollten, war Ramirez längst klar. Als vorsichtiger Mann stellte er aber keine neugierigen Fragen, sondern wartete, bis sie selbst damit herauskamen.
Er schüttelte den Kopf. „Seit zwei Wochen kam niemand herüber. Nicht hier oben. Der verrückte Señor Smiley?" Er bekreuzigte sich.
Tom beobachtete ihn aufmerksam.
Das Erschrecken des Mannes war echt. Es verriet zudem, dass Smiley erst gar nicht bis hierher gekommen war.
Also war er seinen Mördern bereits auf dem Hinweg begegnet.
„Ist jemand mit Tragtieren vorbeigekommen?", fragte Tom.
Langsam wanderten die Brauen von Ramirez in die Höhe. „Arrios? Oder Pferde?"
„Smiley war ausgeplündert. Es gab keine Spuren."
Verständnisvoll nickte der Mexikaner. Der Wind blies auch hier und trug immer wieder Sand in sein Gemüsefeld.
„Es kommen immer wieder Reiter mit Packtieren vorbei", erklärte er diplomatisch.
„Sie haben einen Blick für die Amigos, schmeichelte Tom. „Es heißt nicht umsonst, dass Sie einem Mann auf eine Meile an sähen, wovon er lebt. Wen haben Sie gesehen?
„Dewitt", lautete die knappe Antwort.
Tom kannte das Spiel. Von sich aus erzählte Ramirez nichts; er musste ihm exakte Fragen stellen und die Würmer Stück für Stück aus der Nase ziehen.
Zwar waren die Mexikaner in der Überzahl, aber die Weißen gaben den Ton an. Und es gab gewalttätige Leute darunter, die sich nahmen, was sie haben wollten. Um Gesetz und Recht kümmerten sie sich herzlich wenig.
Und um einen erschossenen Mexikaner machte man kein Aufhebens. Auch nicht, wenn er Ramirez hieß.
„Wann kam er hier vorbei?"
„Das ist drei Tage her, Señor Cadburn. Es wurde schon dunkel. Ich war auf dem Feld und zog Zwiebeln. Um Mitternacht muss ich losfahren, wenn ich am Morgen in der Stadt sein will."
„Verstehe." Tom nickte einsichtig.
„Und er hatte Packtiere dabei. Er könnte sie irgendwo gekauft haben."
Daran glaubte er selbst nicht. Dewitt war ein übel beleumundeter Halunke und Herumtreiber, trinkfest und arbeitsscheu. Und immer pleite.
Es war höchst unwahrscheinlich, dass er nun mal den großen Wurf gemacht hatte und über eine größere Summe verfügte. Selbst wenn dies der Fall war, hätte Dewitt das Geld anders angelegt, hätte ein Zechgelage begonnen, die Mädchen in der Stadt freigehalten und zum guten Schluss einen Streit vom Zaun gebrochen.
Aber niemals hätte er Geld für Packtiere ausgegeben.
Ramirez schüttelte wieder den Kopf. Er hob zwei Finger. „Ich kenne alle Arrios. Die zwei, die er hinter sich herzog, habe ich nie gesehen."
Das war nicht zu bestreiten. Ramirez hatte in der Tat ein unbestechliches Auge für Maultiere.
„Er kann sie gefunden haben!"
„Es sah nicht aus, als seien sie ihm zugelaufen, Señor Cadburn. Sie waren beladen. Ich verkaufe Arrios, aber ich habe noch nie ein Tier mit einer Packlast weggegeben."
Tom blickte dem Rauch nach. Auch in diesem Punkt herrschte jetzt Klarheit. Dewitt hatte beladene Maultiere mitgeführt.
„Nach Norden haben Sie ihn aber nicht reiten sehen? Davor, meine ich?"
Der Mexikaner schüttelte den Kopf. „Die Americanos kommen und gehen, wann sie wollen. Wer fragt schon einen armen Mexikaner um seine Meinung oder die Erlaubnis?"
Etwas Wehmut klang in diesen Worten mit. Sehnsucht nach den alten Zeiten. Vor etwas mehr als drei Jahrzehnten waren die Mexikaner noch die Herren dieses Landes gewesen und Texas eine mexikanische Provinz. Bis der Übermut der Statthalter und der Regierung im fernen Mexico City den Widerstand der weißen Siedler herausforderte und der Krieg die unausweichliche Folge war. Mexiko verlor seine Provinz Texas, die sich danach für neun Jahre Republik von Texas nannte, bis sie der Union beitrat.
„Und was trugen die zwei Arrios?"
„Schwere Packen. Sie stolperten und waren sehr müde, Señor Cadburn."
Das war doch schon etwas, fand Tom. Smileys Maultiere konnte Ramirez nicht kennen. Der Alte war ja nie aus den Santiago Mountains herausgekommen.
Wie aber war Dewitt auf den geheimnisumwitterten alten Kauz mit dem Holzbein gestoßen? Just zu dem Zeitpunkt, als der Alte aus seinen Bergen herauskam und vermutlich Erzproben zu einem Prüfer schaffte?
Das war für Toms Geschmack zu viel des Zufalls.
Das Land war riesig, und in der unermesslichen Weite konnten zwei Reiter auf kürzeste Distanz aneinander vorbeireiten, ohne dass der eine Kenntnis von der Nähe des anderen erlangte.
Es brauchte nur ein Hügel zwischen ihnen zu liegen.
Wer hatte überhaupt gewusst, dass Smiley aus den Bergen kam? Und wann? Und was er seinen Maultieren auf gepackt hatte?
Ramirez war ein erfahrener Mann mit genügendem Weitblick. „Eine harte Nuss, Señor Cadburn. Dewitt hat Freunde."
Leider, fügte Tom in Gedanken hinzu. Und sie sind keinen Deut besser als der Hundesohn! Den Krach in den Saloons zetteln sie meist an!
„Übrigens, was war das für eine Schießerei?" Dabei dachte er an den Fremden, der gestern an ihr Feuer gekommen war.
„Eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Americanos. Nicht der Rede wert, bemerkte Ramirez. „Es ging um ein Mädchen.
Der Mann hatte eigentlich nicht ausgesehen, als würde er wegen eines Liebesabenteuers eine Schießerei in Kauf nehmen. Er hatte zu berechnend und klug gewirkt.
Aber wer blickt schon seinem Nachbarn ins Herz?
Es gab auch Männer, kühl wie ein Eiszapfen, die plötzlich die verrücktesten Tollheiten anstellen und nicht wiederzuerkennen waren.
„Die Namen meiner schießfreudigen Landsleute wissen Sie nicht zufällig?"
Ein verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht des Mexikaners. „Was sind Namen? Sie sind wie der Wind. – Señor Tumlin vertrieb einen Gringo, der romantische Zuneigungen zu seiner Freundin fasste. Wie üblich wurde dabei geschossen."
Tom seufzte. Tumlin war ein schwer durchschaubarer Mann, der Einkünfte aus dunklen Quellen bezog. Dass er stets ein weißes Hemd trug und drei Pferde besaß, machte ihn aber noch lange nicht zum Señor. Ramirez übertrieb.
Und Freundin? Soweit Tom wusste, besaß Tumlin deren immer mehrere. Und zwar gleichzeitig. Und es störte ihn nie, wenn diesen Damen von anderen Kavalieren der Hof gemacht wurde.
Bloß den Gringo konnte er nicht einordnen. Als Americanos bezeichneten die Mexikaner Leute, die schon lange in Texas lebten oder hier geboren waren und ihre Wurzeln im Land hatten.
Ein Gringo war jemand, der aus dem Norden zugezogen war. Ein Neuling, erkennbar an Kleidung und Sprache und den Schwierigkeiten, sich mit den Sitten und Gebräuchen abzufinden.
Der Fremde gestern Abend hatte einen solchen Eindruck gemacht. Zumindest fiel Tom jetzt ein, dass er einen ausgeprägten Kansas-Dialekt sprach.
„Kennt man auch diesen Gringo?"
Ramirez machte eine Handbewegung, die ausdrückte, dass das, was ihm zu Ohren kam, ebenso falsch wie richtig sein konnte.
„Der Name soll Whitlock sein."
Whitlock? Tom kannte niemand, der so hieß. Der Name sagte ihm nichts.
Auch Old Joe nicht. Der Alte starrte auf das Spiel der Sonnenkringel am Boden.
„Und dieser Whitlock ist fortgeritten?"
„Nach Norden, sagt man. Die Zuneigung kann nicht sehr heftig gewesen sein." Ramirez zog die Mundwinkel herab. Als heißblütiger Mann verstand er nicht, wie man sich aus der Nähe eines Mädchens vertreiben lassen konnte.
Ah, diese Americanos und Gringos hatten eben keine Ahnung von Frauen. Nur ungehobelt waren sie, und laut und gewalttätig!
Tom erhob sich. „Dann wollen wir mal das letzte Wegstück unter die Hufe nehmen. Was bekommen Sie, mein Freund?"
„Einen Dollar."
Soviel nahm Ramirez immer. Er machte für niemand einen Vorzugspreis. Auch nicht für den Ranger.
Als sie schon ein ganzes Stück von der Hütte entfernt waren, blickte Old Joe zurück. Ramirez zog Wasser herauf und kippte es in eine Holzrinne, die zu seinem Gemüsefeld führte.
„Dewitt, was? Ich will hängen, wenn ich die Zusammenhänge verstehe!"
„Sehr viel besser geht es mir auch nicht, begann Tom. „Aber wenn man gründlich nachdenkt, kommt man darauf.
„Nämlich? Denk du für mich, du hast den jüngeren Kopf", brummte der Alte.
„Smiley war vierzig Jahre in den Bergen und hat nichts gefunden – bis auf die letzten Wochen vielleicht. Aber das wollen wir mal nicht berücksichtigen. In vierzig Jahren verbraucht ein Mensch allerhand Kleidung. Schürfgerät geht zu Bruch und muss ersetzt werden. Neue Stiefel, Nahrung, neue Tragtiere ..."
„Es gibt Wild da oben. Und essbare Wurzeln."
„Davon kann ein Mensch eine begrenzte Zeit leben, keinesfalls aber vierzig Jahre lang. Und einmal wird das Wild auch scheu, wenn es merkt, dass es in ein und demselben Gebiet dezimiert wird. Es bleibt aus. Du kannst mir nicht erzählen, Smiley habe sich Salz, Kaffee und alles andere, was man so in der Wildnis braucht, mit der Schlinge gefangen oder geschossen."
„Er hat es sich irgendwo gekauft!, platzte Old Joe unwirsch heraus. „Mann, du tust gerade so, als sei das was Besonderes.
Triumphierend blickte Tom ihn an. „Gekauft, sehr richtig. Und jetzt muss ich mal ganz scharf überlegen. Womit hat er denn bezahlt?"
Langsam klappte der Alte den Mund auf.
„Mann, das wäre was!, krächzte er schließlich. „Am Ende saß der verrückte Bursche auf einer fetten Goldader und hat nur aus Geiz den Fund nicht bekannt gemacht!
„Oder aus Sorge, er könnte dann nicht mehr allzu lange leben. Wenn er was brauchte, nahm er etwas von dem Gold und ritt zu einem Handelsposten. Möglich, dass ihm Dewitt auf diesem Weg auf die Schliche gekommen ist."
Old Joe fischte einen Strang Kautabak aus der Tasche seines fleckigen Jagdhemdes und biss eine Portion ab.
„Für so etwas ist Dewitt zu blöd. Der hat den Kopf nicht zum Denken, sondern um den Hut drauf spazieren zu tragen. Schießen – ja! Den Zeigefinger krumm machen – rums! Das begreift er. Zu mehr reicht‘s bei dem nicht. Das ist ein Hornochse. Und die Stadt verlässt er sowieso höchst ungern."
Old Joe erzählte damit keine Neuigkeit.
Dewitt hatte vor einem Jahr einem Reisenden, der an einem Pokertisch einen hübschen Gewinn eingestrichen hatte, draußen in der Dunkelheit der Straße aufgelauert und den Revolver über den Schädel gewichst. Der Mann war vor der Zeit zu sich gekommen und hatte fremde Hände in den Taschen gespürt, die sich an seinem Geld zu schaffen machten. Lauthals hatte er nach dem Marshal gebrüllt.
Dewitt war ziemlich von den Socken. Wenn er sonst zuschlug, blieben die Leute für einige Minuten still.
Er kriegte einen Mordsschrecken und lief davon. Durch vier dicke breite Lichtbalken, so dass der überfallene Reisende dem Marshal eine sehr genaue Beschreibung des Halunken geben konnte.
Während sich das noch abspielte, jagte am Stadtende ein Pferd in vollem Galopp aus der Stadt.
Der Marshal war nicht faul und nahm die Verfolgung auf. Zwanzig Stunden später kam er zusammengerüttelt und eingestaubt ohne Dewitt wieder. Bloß das Pferd hatte er am Zügel. Es handelte sich um einen beschlagenen, aber noch nicht zugerittenen Jährling aus dem Corral eines Pferdehändlers am Stadtrand. Dewitt hatte das Tier herausgeholt und in die Nacht gejagt.
Der Marshal bekam Dewitt erst nach zwei Wochen zu fassen. Es stellte sich heraus, dass der Strolch nicht eine Minute die Stadt verlassen hatte, sondern bei einem Frauenzimmer mit ziemlich schlechtem Ruf untergekommen war.
Die ganze Stadt lachte über den Streich. Nur der Marshal nicht. Der präsentierte Dewitt die Rechnung: vier Wochen gesiebte Luft im Jail.
Und damit Dewitt nicht bloß faul herumlag und auf neue Untaten sann, musste er das Küchenholz für das Gefängnis hacken. Einen ganzen Jahresvorrat.
Als er herauskam, hatte er schönere Schwielen an den Händen als ein Holzfäller aus Montana.
Auf den Marshal wurde geraume Zeit später zweimal in stockdunkler Nacht geschossen.
Jeder in der Stadt sah Zusammenhänge zwischen der Knallerei und Dewitts vier Wochen Schwerarbeit im Jail.
Nur beweisen ließ sich nichts. Dewitt besaß ein wasserdichtes Alibi für die fragliche Zeit. Er saß bei Lampert, dem die meisten Saloons und Amüsierbetriebe gehörten, und flößte sich emsig teuren Whisky ein, obgleich er nicht in der Lage war, solche erstklassige Ware zu bezahlen und obendrein schon eine Fahne hatte, dass er wie eine Schnapsfabrik stank.
„Du sprichst mir aus der Seele, erklärte Tom mit sanftem Spott. „Wie kommt ein blöder Hornochse wie Dewitt auf die Idee, mal eben aus der Stadt zu reiten, und stößt dann genau mit Smiley zusammen?
„Dewitt wird uns das sicher erklären können", sagte Old Joe in einer Art, die Tom unwillkürlich an Indianer denken ließ, die mit ganz besonderen Methoden widerborstigen Gefangenen ihre größten Geheimnisse entlockten.
4
Ein paar Meilen weiter brauste ihnen ein Reitertrupp entgegen.
Sam knurrte den Trupp wütend an. Wenn Tom ihn nicht zurückgepfiffen hätte, wäre er einem Pferd an die Beine gefahren.
Die fünf Burschen kannte Tom. Sie gehörten zu den Leuten, mit denen sich Lampert umgab.
Er beschäftigte eine kleine Armee solcher Männer, denn Lamperts Geschäftsinteressen waren vielfältig.
Old Joe spuckte dem Pulk einen Strahl Tabaksaft hinterher und brachte damit zum Ausdruck, was er von den Leuten hielt.
Die Staubwolke zerflatterte schnell im Wind.
Seufzend nahm Tom die Zügel wieder auf. „Man müsste an hundert Stellen gleichzeitig sein", sagte er und ließ Thunder angehen.
Aber es gesellte sich kein Hufschlag zum eintönigen Ploppen von Thunders Hufen.
Grinsend wandte er sich um.
Rosinante, das unvergleichliche Maultier des Alten, hatte wieder Mucken.
Die Maultierdame hielt den Kopf zwischen die Vorderbeine gesenkt und hob den Rücken zum Katzenbuckel. Old Joe saß oben wie der Affe auf dem Schleifstein.
„Wir haben es ja bald hinter uns, und ich verspreche dir, du bekommst einen Platz im feinsten Stall!, lockte der Alte mit honigsüßer Stimme. Als solche Verlockungen nicht zogen, brüllte er aufgebracht: „Soll ich dich etwa tragen, du hinterlistiges Rabenaas? Dir fehlen nur noch die Hörner, dann ist der Teufel fertig! Warte nur, eines Tages verfüttere ich dich an die Wölfe. Dann lassen sie die Elche in Ruhe, und ich kann sagen, dass du wenigstens zu etwas nütze warst Gehst du wohl los, du abgebrühte schwarze Seele? Nicht? Auch gut, dann bleib halt, wo du bist! Wer tränkt dich denn? Wer gibt dir im Hut den besten Hafer zu fressen? Dann sieh mal zu, wer hierfür dich sorgt!
Schimpfend stieg der Alte ab, schulterte seine schwere Hawken-Büchse und stelzte entschlossen los.
Sein steifes Bein schwang im Takt. Er begann zu pfeifen.
Nach zwanzig Schritten fuhr hinter ihm der Maultierkopf in die Höhe. Die Augen Rosinantes, die sonst meist Hinterlist und Schläue verstrahlten, blickten ratlos.
Der Alte hatte ihr schon alle Höllenstrafen angedroht, was sie an ihrem dicken Fell einfach abplätschern ließ. Dass er sie aber mitten auf einem heißen Weg in Texas einfach stehenließ, das war ihr noch nicht widerfahren. Und dass er auch noch vergnügt pfiff – das war die Höhe!
Sie stellte den Schwanz nach hinten, drehte die Ohren und rannte polternd los.
Old Joe hörte das Rumoren hinter sich.
Aber nun gab er nicht nach. Nun spielte er sein Spiel.
Er humpelte weiter. Erst als er ihr Prusten ganz dicht hinter sich vernahm, wich er mit einer unglaublichen Behändigkeit zur Seite aus.
Der Kopfstoß, in Old Joes Rücken gezielt, ging ins Leere.
Mit ungemein verdutztem Gesichtsausdruck blickte Rosinante auf Tom und den Hengst, die sie plötzlich vor sich sah. Der Wolf machte sogar ein amüsiertes Gesicht. Es sah aus, als lache er wirklich.
„Das hast du dir so gedacht, was?, brabbelte Old Joe und griff nach den schleifenden Zügeln. „Mich einen Purzelbaum schlagen lassen? Das erlebst du nicht! Halt still, mein Mädchen, sonst ist es mit unserer Freundschaft aus!
Er spuckte Tabaksaft auf den Weg, zwängte den Fuß in den Steigbügel und schwang sich auf.
Jeder, der ihn zu Fuß erblickte, hielt ihn für einen hinkenden Krüppel. Und wer ihn manchmal unsinniges Zeug reden hörte, war überzeugt, dass er zu lange ohne Hut in der Sonne geritten war.
Diese Leute kannten den Alten nicht.
Er war kauzig und hatte seine Schrullen, aber er war zäh und einfallsreich wie ein Bergtrapper.
Nur darum war er alt geworden.
Er kannte tausend Tricks. Wer ihn sich zum Feind machte, für den war er tödlicher als Gift.
„Seid ihr euch jetzt einig?", fragte Tom und bemühte sich um ein ernsthaftes Gesicht.
Old Joe reckte den Dachsbart samt Nase angriffslustig in die heiße Luft.
„Wenn ich in meinem Leben je mal zu Geld komme, dann kaufe ich einen Wagen und lass einen Käfig darauf bauen. In den stecke ich dieses Aas hinein und fahre es überall im Land spazieren, damit die Leute was zu lachen haben", drohte er.
Das ging noch eine Weile so. Er schimpfte und knurrte, bis ihm der Mund trocken wurde und er eine neue Portion Kautabak in Arbeit nehmen musste.
Tom lachte stillvergnügt in sich hinein.
Es gab Zeiten, da waren Joe und Rosinante wie Hund und Katze. Und dann wieder waren sie verträglich wie ein junges Liebespaar.
Wenn sie in der Stadt anlangten, würde der Alte nichts von seinen Drohungen wahr machen, sondern einen Eimer des besten Hafers kaufen und das Maultier schrubben und abreiben und polieren, als handle es sich um eine vergoldete Kutsche irgend eines vornehmen Herrn.
5
Um die Mitte des Nachmittags erreichten sie Laredo.
Mitten im Fluss schwamm die Fähre. Drüben auf dem anderen Ufer lag das mexikanische Laredo, größer, brausender, geschäftiger. Der Wind trug die vielfältigen Geräusche über den Rio Grande heran.
Das amerikanische Laredo gab sich stiller.
Old Joe hatte einmal das Wort geprägt: Je stiller eine Stadt, desto gefährlicher ist sie!
In ganz besonderem Masse traf das auf Laredo zu. Darum unterhielten die Texas-Rangers hier auch einen Außenposten.
Der Marshal war lediglich für den Stadtfrieden zuständig.
Wer da über den Fluss kam, interessierte ihn bestenfalls aus persönlichen Motiven. Solange die Besucher nicht ballernd durch die Straßen zogen oder sonst argen Unfug anstellten, ließ er sie gewähren.
Für die Ranger sah das Geschäft anders aus.
Sie hatten die Aufgabe, genau zu kontrollieren, wer da aus Mexiko herüber kam und wer hinüber ging.
Manchmal kamen frech und dreist steckbrieflich gesuchte Banditen zurück, die sich drüben für ein oder zwei Jahre verkrochen hatten.
Noch häufiger kam es vor, dass Burschen sich nach Mexiko absetzten, denen aus vielerlei Gründen in Texas der Boden zu heiß unter den Füßen geworden war.
Ihr Glück, wenn sie eher in Laredo anlangten als ihr Steckbrief.
Manche fingen es gerissener an und machten sich lieber die Füße nass, als sich der Fähre anzuvertrauen. Allmählich sprach sich herum, dass so mancher schräge Vogel im Kontrollnetz der Ranger hängenblieb.
Das waren dann jene, die irgendwo an einer seichten Stelle über den Fluss gingen. Bevorzugt waren Stellen, an denen Kiesbänke bis unter das mexikanische Ufer reichten.
Die Apachenbanden, die das Land unsicher machten, waren ebenfalls kein Freund scharfer Kontrollen. Aus Tradition wählten sie schon immer den Weg durch den Fluss.
War ihnen nach einem Raubzug im nördlichen Texas die Armee auf den Fersen, entwischten sie in aller Regel hinüber nach Mexiko. Und weil sie es meist nicht lassen konnten, machten sie sich bald dort unbeliebt und wechselten wieder auf texanisches Gebiet zurück.
Die Armee hatte nur selten Glück und fing ein paar von ihnen. Die mexikanischen Rurales machten sich erst gar nicht die Mühe. Zu unübersichtlich war das Land in den Staaten Chihuahua und Coahuila und zu groß die Gefahr, in einen Hinterhalt zu geraten.
Denn wer immer in Mexiko gerade an der Macht war, er führte einen grausamen Krieg gegen die eigenen Indianerstämme.
Manchmal schlossen sich solche Stämme und die Apachen zusammen.
Die Fähre näherte sich langsam dem amerikanischen Ufer.
Sicher war Tiger Wellox drunten an der Anlegestelle. Er war für acht Wochen hier eingeteilt und musste außerdem noch eine Strecke von hundert Meilen am Fluss kontrollieren, fünfzig abwärts, fünfzig aufwärts.
Wer nach diesen acht Wochen seinen Dienst herum hatte, der wusste oft nicht mehr, ob er Männchen oder Weibchen war. Nur drahtige robuste Naturen hielten das aus.
In bitterem Sarkasmus behaupteten die Ranger, ein Ritt durch die Llano-Wüste sei im Vergleich zum Grenzdienst das reinste Vergnügen.
Tom und Old Joe kamen zwar nicht aus dem Llano, sondern aus der Big Bend, aber Tom kam sich zusammengestaucht und zerschunden wie nach einer Wüstendurchquerung vor.
Es verlangte ihn nach einem ausgiebigen Bad und dann nach einem bequemen Bett.
Aber es war erst Nachmittag, und da draußen am Weg lag Holzbein Smiley wesentlich unbequemer unter einem Steinhügel.
Von Old Joe war jedes Anzeichen von Müdigkeit abgefallen, seit er den Geruch der Stadt in der Nase hatte.
Von dem alten Mann konnte sich Tom nicht beschämen lassen.
Irgendwie musste in Rosinantes Ohren etwas von Stall und Hafer hängengeblieben sein. Sie lenkte energisch die Schritte auf den Mietstall zu. Wie so viele nützliche Einrichtungen gehörte er Lampert.
„Nichts da, werte Dame, erst wird gearbeitet!, erklärte Joe. „Der Hafer wird schon nicht schimmelig! Wir haben hier einige Dinge zu erledigen, die wichtiger sind als dein Bauch. Wahrscheinlich hast du überhaupt keinen Bauch, sondern ein Loch.
Sie drehte den Kopf und blinzelte ihn tückisch an, die Ohren flach angelegt.
Tom nahm den Hengst zurück. Wenn Rosinante den boshaften Blick hatte, feuerte sie hinten aus.
Und wirklich kam auch schon der Hopser. Aber Old Joe war vorbereitet und presste die Knie eng an. In seinen