Zwischen den Welten: Ein Stück zur Einheit Deutschlands
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Diese unglaubliche Geschichte ist der Ausgangspunkt für das Theaterstück "Zwischen den Welten", das sich mit der Frage auseinandersetzt, warum Zuwanderer heutzutage in einem offenen Europa stellenweise mit ähnlichen Aussagen und Beurteilungen konfrontiert werden wie Ellen Schernikau vor über 50 Jahren in einem geteilten Europa. Hat sich diese Staatengemeinschaft wirklich so sehr seit dem Zusammenbruch des Sozialismus verändert, wie wir es glauben wollen? Wann ist ein Mensch frei? Warum ist Deutschland ein so heiß begehrtes Ausreiseziel? Und warum sagen gleichzeitig viele Migranten nach vielen Jahren oftmals, dass Deutschland für sie keine neue Heimat geworden sei?
Sophie Delest
Geboren 1982 in Lodz. Germanistin, M. Sc. in Professional Intercultural Communication, Übersetzerin, Künstlerin. Sie lebte in Lodz, Warschau, Magdeburg, Berlin, Riga, Celle, bis sie in Braunschweig landete. Von hier führt sie ihre Radiosendung "Hallo aus Braunschweig" bei PolenflugNeo im Radio Flora in Hannover. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit stehen Geschichte, Sprache, Migration, Multikulturalität und Bewegung. Ihre Projekte haben oft den Anspruch einer sozio-psychologischen Kunst. Sie ist vor allem in Mittel- und Osteuropa tätig. Ihren Werken wurden Preise in internationalen Theaterwettbewerben und Filmfestivals verliehen.
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Book preview
Zwischen den Welten - Sophie Delest
Die Wanderungsbewegung des Menschen, das Verlassen eines Ortes, um an einen anderen zu gelangen, Grenzen zu überschreiten, sich neue Gebiete zu erschließen, sesshaft zu werden und eine neue Heimat zu finden, lässt sich als grundlegendes menschliches Bedürfnis beschreiben, denn von seiner anthropologischen Konstitution her ist der Mensch ursprünglich Nomade und eben nicht natürlicherweise sesshaft. Sieht man sich die Geschichte des Homo sapiens genau an, so lässt sich erkennen, dass die Sesshaftigkeit – und damit einhergehend die Entwicklung dessen, was wir heute unter dem Ausdruck „Kultur" verstehen – eine sehr junge Erscheinung in der Geschichte des Menschen ist, wird diese doch datiert auf den Zeitraum der letzten 200.000 Jahre. Angesichts der Tatsache, dass der Mensch einen Entwicklungszeitraum von circa vier Millionen Jahren aufweist, macht dies gerade einmal fünf Prozent dieses Entwicklungszeitraums aus. Die Wanderungsbewegung des Menschen kann somit als natürlicherweise konstitutiv für ihn beschrieben werden.
Angesichts dieser Sachlage verwundert es nicht, dass auch heutzutage mannigfaltige Wanderungsbewegungen des Menschen zu erkennen sind – sei dies, weil er vor Kriegen, Hunger- oder Naturkatastrophen fliehen muss, sei es, weil er in seiner angestammten Heimat keine Zukunft mehr sieht, weil das dortige gesellschaftspolitische System ihm keine Hoffnung macht oder er schlicht seinen Lebensunterhalt in dem dortigen Wirtschaftssystem nicht mehr verdienen kann. Die Gründe für die Migration von Menschen sind somit sehr vielfältig.
Abgesehen von der weltweiten Migrationsbewegung von Menschen aus Richtung Süd in Richtung Nord lässt sich für das Binnenland Europas seit Jahrzehnten eine Bewegung von Ost nach West beobachten. Diese Migration hat vielerlei Ursachen, von der sehr häufig anzutreffenden Hoffnung auf wesentlich bessere wirtschaftliche Bedingungen im Westen bis hin zur Flucht aufgrund politischer Verfolgung. Eine der Ursachen, die häufig recht unbeleuchtet bleibt, weil sie mehr oder weniger unter dem Signum „private Gründe" abgehakt wird, deren Relevanz im Gegensatz zu den genannten Ursachen nicht sonderlich ernst genommen wird, ist der Grund der Liebe. Menschen sind in der Lage, Grenzen zu überwinden, Mauern einzureißen, alles aufzugeben, um mit dem geliebten Menschen zusammenleben zu können. Die Liebe erscheint somit nicht einfach als romantisch verkitschtes Privatvergnügen, sondern als Form einer psychischen Energie des Menschen, die sich unter psychoanalytischen Gesichtspunkten als Kraft der Libido beschreiben lässt, zumindest dann, wenn man sie als ursprüngliche Lebenskraft und -energie des Menschen begreift, wie dies z. B. bei C. G. Jung der Fall ist.¹
Genau an dieser Stelle setzt das vorliegende Theaterstück „Zwischen den Welten" an, indem es zwei Schicksale von Frauen miteinander verknüpft, die durch zwei Generationen voneinander getrennt sind, sich somit in völlig unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Konstellationen bewegen, und gleichwohl dermaßen viele Parallelen in ihren Geschichten zueinander aufweisen, dass man fast sagen möchte, der geschichtliche Abstand zwischen ihnen habe nichts Neues unter der Sonne hervorgebracht. Auf der einen Ebene des Stückes lernen wir Ellen Schernikau kennen, die 1966