Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Das lange Leben leben - aber wie?: Interdisziplinäre Blicke auf Altern heute und morgen
Das lange Leben leben - aber wie?: Interdisziplinäre Blicke auf Altern heute und morgen
Das lange Leben leben - aber wie?: Interdisziplinäre Blicke auf Altern heute und morgen
Ebook152 pages1 hour

Das lange Leben leben - aber wie?: Interdisziplinäre Blicke auf Altern heute und morgen

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

We are living today in a rapidly ageing society, but many ?older= people don=t really feel that they are ?old= at all. Ageing has many facets and is perhaps the most enigmatic phase of life. This introductory volume in the series ?Living a Long Life | Shaping the Ageing Process= uses current research on ageing to indicate different ways of interpreting the demands and contradictions involved in growing older. On the basis of these findings, the book offers many suggestions for ways of dealing with central questions that arise not only for older people, but also for people of all ages.
LanguageDeutsch
Release dateOct 27, 2021
ISBN9783170387591
Das lange Leben leben - aber wie?: Interdisziplinäre Blicke auf Altern heute und morgen

Read more from Hans Werner Wahl

Related to Das lange Leben leben - aber wie?

Related ebooks

Psychology For You

View More

Related articles

Reviews for Das lange Leben leben - aber wie?

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Das lange Leben leben - aber wie? - Hans-Werner Wahl

    1

    Von Alternsfakten

    1.1       Immer länger leben als Segen und Fluch

    »›Wer lange lebt, sieht vieles, was er nicht begehrt.‹ Und vieles vielleicht, was er begehrt.«

    (Cicero, S. 15, Cäcilius zitierend)

    Schönes langes Leben!

    Die neuen Bundesländer sind dabei

    Viel Hoffnung, aber auch Trauerflor

    Immer länger leben – Die »graue Revolution« findet demografisch längst statt

    Wir werden heute so alt wie nie zuvor, vor allem wenn wir das Glück haben, in weit entwickelten Industrieländern zu wohnen. Aber auch in ärmeren Ländern wächst der Anteil älterer Menschen fast überall (Salomon et al., 2012). Im Senegal z. B. betrug die Lebenserwartung bei Geburt 1990 bei Männern 56,8 Jahre, bei Frauen 60,9 Jahre. Im Jahr 2010 waren es dann schon 63,5 (M) bzw. 67,1 (F) Jahre. In Ägypten betrug die Lebenserwartung 1990 62,4 (M) bzw. 67,0 (F) Jahre; im Jahr 2010 waren es 68,0 (M) bzw. 73,4 (F) Jahre. In Deutschland lag die Lebenserwartung in 1990 bei 71,9 (M) bzw. 78,4 (F) Jahre. Im Jahr 2010 waren es 77,5 (M) bzw. 82,8 (F) Jahre. In 2020 dürfte sie bei 79,1 (M) bzw. 84,1 (F) liegen. Das ist nach einer geschätzten mittleren Lebenserwartung bei Geburt in der Bronze- und Eisenzeit von ca. 18 Jahren, im Mittelalter von ca. 25 Jahren und in Deutschland Anfang des 20. Jahrhundert von ca. 46 Jahren eine unglaubliche Steigerung der Lebenserwartung des komplexen Systems Mensch. Eine mehr als Vervierfachung gegenüber der Zeit vor etwa 3000 Jahren, eine Verdreifachung gegenüber der Zeit vor 1000 Jahren und fast eine Verdopplung gegenüber der Zeit vor gut 100 Jahren! Ein großer Teil des mittleren Anstiegs der Lebenserwartung bei Geburt ist dem gewaltigen Rückgang der Kindersterblichkeit zu verdanken. Starben im Mittelalter etwa 30 von 100 aller Kinder vor dem 5. Lebensjahr, so sind es heute nur noch etwa 5 von 1000 Kindern. Es sei betont, dass dies durchschnittliche Werte sind. Es gab schon immer auch Menschen mit sehr vielen Lebensjahren, und hatte man erst einmal 60 Jahre erreicht, so war die Wahrscheinlichkeit, die 70 Jahre zu »nehmen«, durchaus nicht gering. Aber dies waren eben Ausnahmeerscheinungen, die heute zur Regel geworden sind. Das ist vor allem der Unterschied zu früheren Zeiten. Der bislang eindeutig verifiziert älteste Mensch, die Südfranzösin Jeanne Calment, ist übrigens 122 Jahre und 164 Tage (122,4 Jahre) alt geworden und starb im Jahr 1997.

    Zoomen wir noch etwas tiefer in die demografischen Entwicklungen in Deutschland und nehmen einmal exemplarisch die Zeit zwischen 1958 und 2015 ( Abb. 1.1). Bis Ende der 1980er Jahre hatte sich hinsichtlich der verbliebenen Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren ein deutlicher West-Ost-Unterschied zugunsten der westdeutschen Männer und Frauen herausgebildet, der bei den Frauen noch stärker ausgeprägt war als bei den Männern. Nach der deutschen Vereinigung stieg allerdings die fernere Lebenserwartung 65-jähriger ostdeutscher Frauen besonders stark und schnell an, so dass heute bei den Frauen keine West-Ost-Unterschiede mehr zu beobachten sind. Bei den ostdeutschen Männern verlief der Anstieg der Lebenserwartung im Alter 65 etwas langsamer; hier haben sich seit dem Jahr 2000 die Unterschiede zuungunsten der ostdeutschen Männer nur wenig verändert, sind also auch heute noch in abgemilderter Form vorhanden. Auch bei den ostdeutschen Frauen könnte eventuell die sehr positive Entwicklung in der Lebenserwartung wieder gedämpft werden, denn nach der Wende stieg z. B. bei jüngeren Frauen das Rauchen gegenüber der vormaligen Zeit in der DDR deutlich an (Vogt et al., 2017).

    Eine weitere Abbildung enthält die bei der Fertigstellung dieses Buches aktuellste Vorausberechnung zum Anteil der 67-Jährigen und Älteren des Statistischen Bundesamts ( Abb. 1.2).

    Zunächst beachte man, dass das Statistische Bundesamt nun das Alter 67 Jahre, im Einklang mit der aktuellen Rentengesetzgebung, als neuen Startpunkt für »ältere Menschen« nimmt. Auch zeigt sich, dass es in unterschiedlichen Rechenvarianten zu einem Anstieg der Älteren bis etwa 2040 kommen wird. Im Jahr 2040 wird von 21,4 Millionen Älteren ausgegangen. Derzeit sind es rund 18 Millionen. Es wird also in den kommenden 20 Jahren zu einem weiteren Anstieg der Älteren um ca. 16 Prozent kommen.

    Warum wir älter werden

    Zentrale Gründe für den sehr starken Anstieg der Lebenserwartung sind: (1) signifikanter Rückgang der Kindersterblichkeit, (2) signifikanter Rückgang der Sterblichkeit gebärfähiger Mütter im Kindbett, (3) Fortschritte in der Behandlung der großen Lebensbedrohungen durch Krankheiten, vor allem durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen

    Abb. 1.1: Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren in West- und Ostdeutschland nach Geschlecht auf der Grundlage von Sterbetafeln 1958 bis 2015 (Quelle: BIB – Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, leicht modifiziert).

    und Krebserkrankungen sowie (4) bessere Schulbildung mit (5) Verbesserungen von Hygiene, Ernährung und Gesundheitsbewusstsein. (6) Auf die mittlere Lebenserwartung vor allem der Männer wirkt sich sicherlich auch aus, dass es in Mittel- und Westeuropa seit mehr als 75 Jahren keinen großen Krieg mehr gegeben hat. Älterwerden und Langlebigkeit sind also ein multifaktorielles Geschehen, das nicht auf eine Ursache reduziert werden kann.

    Abb. 1.2: Anteil der Menschen in Deutschland über 67 Jahre in Millionen – 3 Varianten der Abschätzung für die Zeit bis 2060 (Quelle: Statistisches Bundesamt, leicht modifiziert)

    1.2       Lebenserwartung im internationalen Vergleich

    »Sodann, inwiefern würde Ihnen das Greisenalter weniger beschwerlich sein, wenn Sie im achthundertsten Jahre ständen, als im achtzigsten? Denn das vergangene Lebensalter, mochte es auch noch so lang sein, könnte, wenn es verflossen ist, durch keinen Trost das Greisenalter eines Toren sanfter

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1