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Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz
Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz
Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz
Ebook179 pages1 hour

Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz

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About this ebook

Unter dem Namen EUid hat die Europäische Kommission die zügige Einführung einer grenzüberschreitenden digitalen Identität in Europa angekündigt. Damit werde das Leben für die Bevölkerung einfacher, bequemer und sicherer, schwärmt die EU-Kommission. Die mit digitalen Identitäten verbundenen gravierenden Gefahren schweigt sie hingegen tot. Darüber, dass wir mit einer europaweiten digitalen Identität in eine völlig neue Dimension der digitalen Überwachung, der digitalen Abhängigkeit und der digitalen Missbrauchsgefahr geraten, ist von offizieller Seite nichts zu hören.

Das vorliegende Buch hebt den Mantel des Schweigens hoch und klärt auf, was sich tatsächlich hinter der digitalen Identität - unserem Zwilling im Datennetz - verbirgt. Tatsächlich geht es darum, dass immer mehr Daten von uns erfasst und wir immer gläserner werden. In Wahrheit steigt damit die Erfassung und Auswertung unserer biometrischen Merkmale - von Fingerabdrücken bis zur computerlesbaren Aufnahme unseres Gesichts - rapide an. Was heute niemand wahrhaben will, aber zukünftig sehr wahrscheinlich ist: Die EUid stellt den Einstieg in eine Welt dar, in der jeder von uns mittels Chip unter der Haut mit einer lebenslangen digitalen Identität ausgestattet wird. Diese Entwicklung darf nicht unter der Decke gehalten werden, sondern gehört in eine tiefgreifende gesellschaftliche Diskussion.

Ebenso bedarf es dringend einer Diskussion darüber, wem eigentlich der digitale Zwilling gehört - dem Staat, der die Daten erfasst und in seinen Datensilos speichert, oder dem echten Menschen, um dessen Daten es sich handelt? Und was passiert eigentlich, wenn unser Zwilling im Computer von Cyberkriminellen manipuliert oder entführt wird? Denn die Versicherung der offiziellen Stellen, dass unsere Identitäten in ihren Datensilos sicher aufgehoben seien, ist angesichts von jährlich beinahe 20 Millionen Opfern von Internetkriminalität allein in Deutschland eine Farce. Was geschieht, wenn der digitale Zwilling ein "Eigenleben" entwickelt, also wahre und digitale Identität voneinander abweichen? Wie kann der Mensch aus Fleisch und Blut noch beweisen, dass er der "wahre Mensch" ist und der Zwilling eine Fälschung? Wer jemals eine Behörde davon überzeugen wollte, dass er im Recht ist und das Amt sich geirrt hat, weiß: Das ist beinahe unmöglich.

Alle diese Fragen werden von der EU-Kommission und anderen offiziellen Stellen einfach übergangen. Das vorliegende Buch nimmt sich dieser Themen an.
LanguageDeutsch
Release dateNov 1, 2021
ISBN9783947818549
Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz
Author

Andreas Dripke

Andreas Dripke is Chairman of the UN think tank Diplomatic Council and author of numerous non-fiction books.

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    Book preview

    Digitale Identität - Andreas Dripke

    Inhalt

    Vorwort

    Digitale Identität – Was ist das?

    Digitaler Zwilling

    Biometrie: Brücke zum Zwilling

    EUid – digitale europäische Identität

    Ein Europa für das digitale Zeitalter

    Der Rahmen für EUid

    Die EU drückt auf die Tube

    Der Digitale Kompass 2030

    Europas digitale Dekade bis 2030

    Europas digitaler Kompass

    Mehrländerprojekte

    Digitale Rechte und Grundsätze

    Ein digitales Europa in der Welt

    Lehren aus der Pandemie

    Smart-eID ist in Deutschland angekommen

    Die Digital Identity Alliance

    Identifizierung über alle Grenzen hinweg

    Projekt ID2020

    Impfnachweis als Vorbote der digitalen Identität

    Quantenpunkt-Tattoo

    „The Known Traveller Digital Identity"

    Zerrbild des mündigen Weltbürgers

    Digitale biometrische Identität auf Lebenszeit

    Digitale Fingerabdrücke

    Vom Verbrecher zum Normalbürger

    Firmen erfassen unsere Fingerabdrücke

    Sieg der Bequemlichkeit

    Fehlfunktionen und Missbrauch

    Automatische Gesichtserkennung

    Unsere Gefühle werden erkannt

    Von der Erkennung zur Interpretation der Mimik

    Geräte wissen, was wir denken

    Digitaler Zugang zu unserer Gefühlswelt

    Identitäts-Erkennung in den Netzen

    Datenschutz und Dummdreistigkeit

    Facebook erstellt eine Identitätsmarke

    Unklarer Umgang mit Fehlerkennungen

    Bequemlichkeit siegt

    Unsere Identität öffentlich und privat

    Kameras und Mikrofone in den eigenen vier Wänden

    Alexa, Alexa, Alexa

    Spion zu Hause

    Vorboten des Smart Home

    Nutzen und Risiken kennen

    Unser Gesicht als Identitätsnachweis

    Versuchsprojekt Bahnhof Berlin-Südkreuz

    Anwälte bemängeln fehlende Rechtsgrundlage

    Tausende von Kameras in Hunderten von Bahnhöfen

    Ausweis mit Onlinefunktion

    Der Fall Billie Hoffmann

    Peng! und Federica Mogherini

    Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht

    Grundlegende gesellschaftliche Debatte

    Für den Bürger unüberschaubare Entwicklungen

    Von den Lippen ablesen

    Computer lesen besser als Menschen

    Stumme Sprache für mehr Sicherheit

    Gestensteuerung

    Sprach- und Gestensteuerung kombiniert

    Was wir meinen, denken und fühlen

    Identitäten verschmelzen

    Vein-ID ist schon patentiert

    Erster anerkannter Cyborg der Welt

    Überwachung im Schlaf

    Wearables überwachen unsere Vitalwerte

    Medizinische Massenstudien mit wenig Aufwand

    Trügerische Freiwilligkeit

    Digitales Gesundheitswesen

    Die nächste medizinische Revolution ist digital

    Freiwillige Daten für den „Digital-Doktor"

    Designerprodukte gegen Bürokratie

    Völlig neue Geschäftsmodelle

    Unterwäsche mit digitalen Textilien

    Apple & Co mit eigenen Krankenhäusern

    Der digital-biometrische Ausweis

    Biometrisches Passbild ist Pflicht

    Strenge Vorgaben für die Biometrietauglichkeit

    Selbst der Hintergrund ist wichtig

    Hochwertige Fotoqualität erforderlich

    Kinder und Babys werden biometrisch erfasst

    Personalausweis funkt die Daten

    Behördlicher Computerabgleich

    Missbrauch ausgeschlossen, oder?

    Ausweislesegeräte bei Amazon ab 15 Euro

    Alufolie gegen ungewolltes Auslesen

    Zerstörung des Chips ist strafbar

    Funkchips in unserem Körper

    Jeder dritte Deutsche will einen Hautchip

    Gefahr des Irrtums

    Gefahr des Irrtums ist groß und real

    Paradies auf Erden für die Polizei

    Allianz von Digitalwirtschaft und Staatsmacht

    Smarte Wohnkomplexe in China als Vorbild

    Datenbank mit drei Milliarden Personenfotos

    Deutschland und der Weihnachtsmann

    Grimmiger Gesichtsausdruck enttarnt Terroristen

    Digitale Ausweise im Darknet

    Frontex deckt Missbrauch im Schengenraum auf

    Größte biometrische Datenbank ist unsicher

    Der „Islamische Staat" formt Fingerabdrücke

    Trugschluss der 100-prozentigen Sicherheit

    In den falschen Händen für immer verloren

    Das Desaster mit dem digitalen Führerschein

    Wo wir sind und wen wir treffen

    Gewaltigstes Überwachungssystem der Welt

    Apple und Google gegen die Bundesregierung

    Wer entscheidet: Konzerne oder Staaten?

    Totale Überwachung voraus

    Umkehrung der Beweislast

    Perfektion wird vorgegaukelt

    Social Scoring als Lösung?

    Mehr Sicherheit statt Überwachungsstaat

    Der Fall Jeanne Pouchin

    Ausblick

    Über die Autoren

    Bücher im DC Verlag

    Über das Diplomatic Council

    Quellenangaben und Anmerkungen

    Vorwort

    Unter dem Namen EUid hat die Europäische Kommission 2021 die zügige Einführung einer grenzüberschreitenden digitalen Identität angekündigt.¹ Spätestens seitdem stellt sich die Frage: Was ist eigentlich eine digitale Identität?

    Antworten darauf gibt das vorliegende Buch. Es geht dabei deutlich über EUid hinaus, denn mit einer digitalen Identität sind eine ganz Reihe von Implikationen verbunden, die häufig übersehen und ebenso häufig von der Politik verschwiegen werden. Dazu gehören die Erfassung unserer biometrischen Daten als Brücke zwischen wahrer und digitaler Identität ebenso wie die Gefahren des Missbrauchs und die Umkehr der Beweislast, die eintritt, wenn wahre und digitale Identität nicht übereinstimmen.

    Bei der Vorstellung der europäischen digitalen Identität EUid setzte die Europäische Kommission alles daran, vor allem die Vorzüge für die Bürger herauszustellen. Im Vordergrund steht dabei die Bequemlichkeit, die häufig als Argument herhalten muss, um neue digitale Dienste einzuführen. Als Apple 2013 als erster Hersteller einen Fingerabdrucksensor in ein Smartphone einbaute, diente auch die Bequemlichkeit als Begründung: Es ist viel einfacher, seinen Finger zum Entsperren des Gerätes kurz aufzulegen als jedes Mal einen vierstelligen PIN-Code einzugeben. Das zweite Argument war und ist übrigens in allen diesen Fällen die Sicherheit: Ein PIN-Code lässt sich entwenden oder erraten, ein Fingerabdruck nicht. Dadurch entsteht eine höhere Sicherheit, das ist schon richtig, aber zugleich potenziert sich auch der Schaden, falls es eben doch zu einem Missbrauch biometrischer Daten – also eben des Fingerabdrucks – kommt. Dabei ist der Fingerabdruck vergleichsweise harmlos; gravierender sind computerlesbare Gesichtsporträts, wie sie längst in jedem Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich vorgeschrieben sind.

    Die digitale Identität ist also insofern technisch nichts Neues, aber durch die europaweite Vereinheitlichung, die mit EUid erzielt werden soll, entsteht eine völlig neue Dimension. Ja, sie macht das Leben im europäischen Raum und vermutlich auch weltweit einfacher (es ist davon auszugehen, dass die EUid im Laufe der Zeit auch in Ländern außerhalb Europas anerkannt werden wird). Aber diese Vereinfachung bezahlen wir mit einem deutlich höheren Risiko, das nicht zu unterschätzen ist. Bei der Abwägung des Gefahrenpotenzials spielt die zunehmende Cyberkriminalität eine wesentliche Rolle: Es besteht die reale Gefahr, dass unsere digitalen Identitäten entwendet und missbraucht werden.

    Im vorliegenden Buch wird daher nicht nur das Konzept der digitalen Identität beschrieben. Sondern es geht weit darüber hinaus um die scheinbaren „Randthemen" wie biometrische Daten und Cyberkriminalität, die in Wahrheit unverrückbar und keineswegs nur am Rande mit einer europäischen oder gar weltweiten digitalen Identität verbunden sind. Und es geht darüber hinaus um die Implikationen einer digitalen Identität, um den damit vorgezeichneten Weg in eine zunehmende Verschmelzung realer Personen aus Fleisch und Blut mit ihrem digitalen Zwilling im Computer.

    Damit sind grundlegende Fragen verbunden wie beispielsweise „Wen gehört eigentlich der digitale Zwilling?" – dem Staat, der die Daten erfasst und in seinen Datensilos speichert, oder dem echten Menschen, um dessen Daten es sich handelt?

    Das Konzept der digitalen Identität ist keineswegs nur von mehr Bequemlichkeit und einer höheren Sicherheit geprägt, wie uns die Politik gerne glauben machen will. Es geht um mehr.

    Andreas Dripke et al.

    Digitale Identität – Was ist das?

    Eine digitale Identität ist zunächst einmal nichts anderes als eine Auswahl von Informationen über einen Menschen, die im Computer gespeichert werden. Das ist also im Grunde genommen gar nichts Neues.

    Der nächste Schritt erfolgt durch eine digitale Legitimation, mit welcher der echte Mensch durch Abgleich mit diesen Computerdaten beweisen kann, dass er es ist. Das klassische Beispiel hierfür stellt ein maschinenlesbarer Personalausweis dar. Wenn der Ausweis eine eindeutige Nummer trägt, die von einem Scanner automatisch erfasst werden kann, so lässt sich dieser Ausweis im Computer mit den dort gespeicherten Daten abgleichen und erkennen, um wen es sich handelt, der diesen Ausweis vorlegt. Aber im Grunde ist damit nur die Identität des Ausweises sichergestellt, nicht der Person, die ihn auf den Scanner legt.

    Um diese Hürde zu überwinden, setzte sich schon vor langen Jahren das Konzept durch, den Personalausweis mit biometrischen Informationen über die Person, um die es sich dreht, zu versehen. Biometrische Daten sind alle Arten von Informationen, die als unveränderbar mit einem Menschen aus Fleisch und Blut verbunden anzusehen sind. Dazu gehören das eigene Gesicht, die Augen, die Fingerabdrücke und andere Körpermerkmale, die nicht oder jedenfalls nur schwer zu ändern sind. So trägt jeder Personalausweis in

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