Erschießt den Sheriff! Cowboy Western Sammelband 8 Romane
Von Heinz Squarra, Glenn Stirling, Alfred Bekker und
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(999)
Mann auf der Flucht (Glenn Stirling)
Der Steckbrief zeigt dein Gesicht (Glenn Stirling)
Drei Trümpfe für Old Joe (Glenn Stirling)
Der Ranger von Austin (Heinz Squarra)
Trouble für Wild Bill (Tomos Forrest/Horst Weymar Hübner)
Gold gegen Wasser (Glenn Stirling)
Reiter ohne Spur (Heinz Squarra)
Nelsons Rache (Alfred Bekker)
Wer hat den Sheriff hinterrücks erschossen? Spencer Tilgham, den man verdächtigt, muss aufgrund widersprechende Zeugenaussagen freigelassen werden. Doch die Zeugen werden erschossen, und dann gibt es noch mehr Tote. Tom Cadburn verfolgt eine Fährte, Old Joe hat eine Spur und gerät dabei in eine böse Klemme, aus der er sich dieses Mal selbst befreien muss.
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Erschießt den Sheriff! Cowboy Western Sammelband 8 Romane - Heinz Squarra
Alfred Bekker, Tomos Forrest, Glenn Stirling, Horst Weymar Hübner, Heinz Squarra
Erschießt den Sheriff! Cowboy Western Sammelband 8 Romane
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Inhaltsverzeichnis
Erschießt den Sheriff! Cowboy Western Sammelband 8 Romane
Copyright
Mann auf der Flucht
Der Steckbrief zeigt dein Gesicht
Drei Trümpfe für Old Joe
Der Ranger von Austin
Trouble für Wild Bill
Gold gegen Wasser
Reiter ohne Spur
Nelsons Rache
Erschießt den Sheriff! Cowboy Western Sammelband 8 Romane
Alfred Bekker, Tomos Forrest, Glenn Stirling, Horst Weymar Hübner, Heinz Squarra
Dieser Band enthält folgende Western:
Mann auf der Flucht (Glenn Stirling)
Der Steckbrief zeigt dein Gesicht (Glenn Stirling)
Drei Trümpfe für Old Joe (Glenn Stirling)
Der Ranger von Austin (Heinz Squarra)
Trouble für Wild Bill (Tomos Forrest/Horst Weymar Hübner)
Gold gegen Wasser (Glenn Stirling)
Reiter ohne Spur (Heinz Squarra)
Nelsons Rache (Alfred Bekker)
Wer hat den Sheriff hinterrücks erschossen? Spencer Tilgham, den man verdächtigt, muss aufgrund widersprechende Zeugenaussagen freigelassen werden. Doch die Zeugen werden erschossen, und dann gibt es noch mehr Tote. Tom Cadburn verfolgt eine Fährte, Old Joe hat eine Spur und gerät dabei in eine böse Klemme, aus der er sich dieses Mal selbst befreien muss.
Copyright
COVER FIRUZ ASKIN
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Mann auf der Flucht
Western von Glenn Stirling
Der Umfang dieses Buchs entspricht 121 Taschenbuchseiten.
Jube Naylor und sein Partner werden um ihr hart erarbeitetes Geld betrogen. Als sie die Verbrecher stellen wollen, eskaliert die Situation, es kommt zu einer Schießerei. Obwohl Jube keine Schuld trägt, behaupten einige Zeugen genau das. Von nun an wird er gejagt, und auch Tom Cadburn beteiligt sich an der Suche nach dem vermeintlichen Mörder.
Copyright
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Cover: Hugo Kastner sen,, 2021
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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1
Völlig erschöpft rutschte Jube Naylor aus dem Sattel, lehnte sich an sein Pferd, um den Halt nicht zu verlieren. Im Schein der Laterne des Saloons sah er ein gutes Dutzend Pferde am Haltebalken. Mit unsicheren Schritten ging er, den Zügel seines Pferdes an der Linken, auf die Tiere zu, versuchte ihre Brandzeichen zu erkennen und riss dazu ein Zündholz an. Er hielt es in der hohlen Hand, leuchtete an ihre Flanken und sah das liegende C der Lazy-C-Ranch.
Ich bin am Ziel, dachte er. Diese Hundesöhne sind tatsächlich hierher geritten. Sie müssen drinnen im Saloon sein – mit meinem Geld.
In diesem Augenblick spürte er die Anstrengung des langen Ritts. Er ging hinauf auf die Veranda und blickte über die Flügeltüren hinweg in den Saloon.
Rauchwolken wogten über den vielen Menschen im Raum. Vorn an der Theke waren mindestens zwanzig, die dicht an dicht standen. Weiter rechts hinten wie in einem Nebel die beiden Spieltische, grün überzogen, im grellen Licht der Kerosinlampen; ringsherum die Spieler, umlagert von Mädchen, die wie bunte Paradiesvögel auf Brosamen warteten.
Er sah Mike Mansfield, Clem Brighton und Pit Ellers nicht sofort. Erst als er das typische Lachen von Ellers hörte, wurde er auf sie aufmerksam, denn sie saßen an einem dritten Tisch, und den konnte er erst sehen, als er sich etwas vorbeugte und nach rechts blickte. Da saßen sie mit einem Berufsspieler zusammen und einem fünften Mann am Tisch und pokerten. Keiner von ihnen trug noch den Bart des langen Treibens. Wie aus dem Ei gepellt sahen sie aus, und nicht so heruntergekommen und stoppelbärtig wie Jube.
Sie werden noch eine Weile spielen, dachte Jube. Erst muss ich mein Pferd versorgen. Er wandte sich um, ging zu dem erschöpften Tier, strich ihm freundschaftlich mit der Hand über den Hals und murmelte: „Du kommst jetzt dran. Du brauchst hier nicht zu stehen mit den anderen. Komm, du bekommst Futter und zu saufen und einen trockenen Platz. Wir müssen nur noch Les finden."
Er zog sein Pferd am Zügel herum, verzichtete darauf, noch einmal in den Sattel zu steigen, um die wenigen Meter bis zum Mietstall zu reiten.
Ein Reiter kam von rechts, und schon an der Art, wie der Mann im Sattel saß, erkannte Jube seinen Partner Les. Er ließ ihn herankommen und sagte: „Sie sind drin."
„Ich weiß, erwiderte Les, ein großer, breitschultriger Mann, der leicht vorgebeugt im Sattel saß und sich nun auf das Sattelhorn stützte und zu Jube herabsah. „Da war ein Alter, der hat es mir gesagt. Was hast du vor?
„Ich glaube, für die Pferde ist es Zeit, dass sie etwas bekommen. Die drei spielen."
„Mit unserem Geld! Les Royce konnte kaum sprechen vor Erregung, und er fuhr fort: „Ich zittere am ganzen Körper vor Wut.
„Dann ist es wichtig, dass wir noch eine Weile warten, sonst sind wir verloren. Was wir brauchen gegen diese drei Hundesöhne, ist Ruhe. So eiskalt, wie sie uns ausgenommen haben, so eiskalt müssen wir sein, wenn wir ihnen gegenübertreten."
„Die sind drei, und wir sind zwei. Ich denke den ganzen Ritt über an nichts anderes", entgegnete Les, als er neben Jube her in Richtung auf den Mietstall ritt. Als er dort ankam, ließ er sich aus dem Sattel gleiten, schwankte, und Jube meinte schon, er müsse ihn festhalten.
„Mir sind doch, verdammt noch mal, die Beine eingeschlafen! Aber das setze ich denen alles auf die Rechnung, den langen Ritt hierher und was noch kommt. – Hast du noch Geld?"
„Genug, dass die Pferde sich satt fressen können."
Bevor Les eine weitere Frage stellen konnte, wurde die Stalltür geöffnet. Der Schein einer funzeligen Petroleumlaterne traf die beiden, und sie sahen im diffusen Licht dieser Lampe einen Alten mit einem Holzbein. „Na endlich zwei vernünftige Gentlemen, die wissen, was sich für ihre Pferde gehört! Hereinspaziert, wenn Sie die Tiere unterbringen wollen. Es wird ihnen blendend gehen bei mir."
„Wie viel für die Nacht?", wollte Jube wissen.
Der Alte hob die Laterne etwas höher, so dass der Schein in die Gesichter der beiden fiel. Abschätzend musterte sie der Stallmann und sagte dann mit einem zweiten Blick auf die Pferde: „Na ja, die werden‘s brauchen. Ein Dollar für beide, und das wird ein Pferdeparadies werden."
„Spar dir die Sprüche, Alter, knurrte Les. „Wo können wir sie hinstellen?
„Nehmt ihnen erst mal die Sättel herunter, und dann ganz am Ende rechts. Hoffentlich sind es keine Schläger!"
„Die sind zahm wie Schoßhündchen", erwiderte Jube und ließ sein Pferd, nachdem er den Zaum abgenommen hatte, an der Tränke neben der Stalltür saufen. Das Tier war so erschöpft, dass es gar nicht in einem Zug trinken konnte.
Nach ein paar Minuten waren die Pferde dann untergebracht, der Alte kam mit der Futterschüssel, und Les hielt ihn an. „Moment, ich will sehen, was du unter einem Paradies verstehst. Wenn es bloß Spreu ist, was du ihnen gibst, dann soll dich der Teufel holen."
Der Alte schielte misstrauisch zu Les empor. „Ich habe noch kein Geld gesehen. Vielleicht fällt mir dann etwas mehr Hafer in die Futterschüssel."
„Also hier ist der Dollar", sagte Jube und gab dem Alten das Geld. Der schielte skeptisch auf die Münze, steckte sie dann weg und humpelte wieder zurück zur Futterkiste, tat noch einen Schlag Hafer in jede Futterschüssel hinein und stampfte dann wieder die Stallgasse entlang.
Les blieb stehen, bis die Pferde dieses Futter auch hatten. Er traute dem Alten offenbar zu, dass der alles wieder, zurücktrug. Sie blieben auch, bis Heu in der Raufe hing. Dann erst gingen sie.
Der Alte fluchte hinter ihnen her, setzte sich dann aber wieder auf seine Futterkiste und brummte: „Müssen Texaner sein. Nur Texaner sind so. Die Hölle verschlinge alle Südstaatler!"
Les und Jube wussten, was ihnen bevorstand. Freiwillig würden ihnen Mansfield, Brighton und Ellers nicht einen Nickel geben, geschweige denn das ganze Geld. Aber sie waren diesen weiten Weg nicht geritten, um jetzt etwa aufzugeben.
„Wenn wir sie herauskommen ließen, wäre alles viel einfacher", meinte Les.
„Wenn wir sie herauskommen lassen, haben sie das Spiel hinter sich. Sie sitzen mit einem Berufsspieler zusammen, erklärte ihm Jube. „Ich weiß nicht, was sie dann noch besitzen. Vielleicht haben sie unser Geld nicht mehr, und davon, dass wir sie verprügeln, haben wir selber auch nichts.
„So einfach wird es mit dem Verprügeln sowieso nicht sein, meinte Les. „Es sind immerhin drei.
„Das hast du schon einmal gesagt", brummte Jube. Dann standen sie vor der Schwingtür, blickten beide in den Saloon, und da drinnen schien es inzwischen noch rauchiger geworden zu sein. Nebelwolken wogten um die Kerosinlampen herum.
„Ganz schöner Hecht da drinnen, was? Wo sitzen die denn?"
„Gleich rechts. Du musst dich vorbeugen."
Les tat es, wandte sich dann Jube zu und meinte: „Ganz schön hitziges Spiel, scheint mir. Gehen wir hinein." Er stieß die Schwingtür zurück, warf einen Blick in die Runde, leckte sich über die Lippen, als er die vielen Flaschen im Regal sah, wandte sich dann aber dem Tisch ganz rechts zu, an dem die drei mit jenem Spieler und einem Fremden zusammensaßen.
Eins der Mädchen, die hinten am Tresen lungerten, kam mit wackelndem Po auf sie zu.
Les hätte zu jeder anderen Gelegenheit einen Heidenspaß daran gehabt, ein Mädchen in den Arm zu nehmen, selbst wenn es sich für diese Zärtlichkeiten bezahlen ließ.
Doch es ging hier um fünftausend Dollar, den Ertrag von fast einem Jahr schwerster Arbeit. Darüber vergaß Les die Puppe.
Sie gingen langsam an den herumstehenden Männern vorbei auf den Tisch zu. Die Kerosinlampe, die dort brannte, hing tief und bildete eine Art Glocke über dem Tisch und den Männern, die daran saßen. Dahinter war es zu dunkel, um vom Tisch aus etwas zu erkennen. So konnten sich die beiden bis auf Armweite an Ellers heranschieben, ohne von den dreien gesehen zu werden. Das Spiel war hitzig. Mit einem Blick hatte Les, der selbst leidenschaftlich spielte, erkannt, dass es um eine ausgewogene Partie ging.
Aber weder Les noch Jube hatten Lust, bis zu Ende abzuwarten, wie das Spiel ausgehen würde. Und nun hatte auch Les erkannt, dass der Stoß der Geldscheine und Münzen um den Berufsspieler herum weit höher war als der vor Brighton, Mansfield und Ellers. Die schienen verloren zu haben. Gewonnen hatte dagegen der fünfte Mann am Tisch, ein großer hagerer Mann mit dunklem Haar und einem Oberlippenbart. Jube, der sich angewöhnt hatte, immer erst auf die Hände zu sehen, sah, dass dieser Mann zwar schlanke, aber äußerst kräftige Hände besaß. Aber sie trugen keine Lassonarben, und damit stand für Jube fest, dass es sich nicht um einen Rindermann handelte.
Der Spieler war ein blasser, unscheinbarer Typ, der auf Jube wie ein Buchhalter wirkte mit seinem Augenschirm und den Stulpen über den Unterarmen. Mike Mansfield an seiner Seite war mindestens doppelt so breit, ein Koloss von einem Mann mit Fäusten wie Schmiedehämmer, in denen sich die Karten winzig aus nahmen.
Neben ihm Clem Brighton, schmal, hohlwangig mit dünnem blondem Haar, tiefliegenden, rot unterlaufenen Augen, die gierig auf das Geld in der Mitte des Tisches starrten. An seiner Seite der untersetzte, ein wenig zur Fülle neigende Pit Ellers. Er war mittelblond und zeigte schon Ansätze einer Hinterhauptglatze. Sein Gesicht war zerfurcht von Narben und Falten, und zeigte Flecken als Erinnerung an Frostbeulen des vergangenen Winters. Jube schätzte ihn als den härtesten der drei ein, obgleich Mike Mansfield von der Figur her viel mehr darstellte.
„Wir haben euch doch gefunden", sagte Les in die lastende Spannung der Männer hinein, die vom Kartenspiel gebannt waren.
Die Köpfe von Mansfield, Brighton und Ellers flogen förmlich herum. Sie starrten auf Les, konnten ihn aber nicht richtig erkennen, weil er außerhalb des Lichtkreises stand. Sie blinzelten und versuchten mehr von ihm zu sehen, und statt sein Gesicht sahen sie dann die Mündung des Revolvers.
Jube hätte Les dafür verdammen können. Sie hatten extra ausgemacht, dass die Waffen nicht gezogen werden sollten, und nun hatte es Les doch getan.
„Bist du allein?", dröhnte Mansfields Bass in den Lärm des Saloons hinein.
„Ich bin auch noch da", meldete sich Jube, und er sah keine andere Möglichkeit, diese Partie zu ihren Gunsten zu entscheiden, wenn er nicht auch den Revolver zog. Er tat es widerwillig, und noch einmal verfluchte er Les für seine Voreiligkeit.
Brighton griff mit einer Hand zum Lampenschirm und drückte ihn auf der einen Seite herunter, so dass der Lichtschein in Richtung auf Les und Jube fiel.
„Lass die Pfoten von der Lampe!, fuhr Les den Blonden an. „Ihr bezahlt jetzt das, was uns gehört, und danach holt euch der Teufel!
„Bezahlt, was euch gehört? Was gehört euch denn?", brüllte Mansfield so laut, dass mit einem Mal im Saloon alle Gespräche abbrachen. Nun sah jedermann zu diesem Tisch hin, und damit gewahrten die anderen auch die Revolver in den Händen der beiden, die vor dem Tisch standen. Ein paar von den Mädchen am Nebentisch kreischten, als sie die Szene sahen und zogen sich sofort zurück, ängstlich, von einer verirrten Kugel getroffen zu werden.
„Ihr drei steht jetzt auf!, befahl Les. „Und keine falsche Bewegung, das sage ich euch! Ihr steht auf, nehmt euer Geld, steckt es ein und kommt zur Wand herüber.
„Glaubst du wirklich, dass du diesen Saloon auf deinen Beinen verlässt?", fragte Brighton.
„Augenblick mal, Gentlemen, mischte sich der dunkelhaarige Mitspieler in die Auseinandersetzung. „Das ist ein Spiel, und wir sind mittendrin in der Partie. Sie können es nicht einfach unterbrechen.
Er sah, als er das sagte, in die Richtung von Les.
„Ich unterbreche, wann ich will. Es geht um fünftausend Dollar, lieber Freund, fünftausend Dollar, für die wir ein ganzes Jahr geschuftet haben, mein Freund Jube und ich. Und diese drei Hundesöhne haben es einfach kassiert, mir nichts, dir nichts, und sind damit abgehauen. Dagegen haben wir etwas."
„Wie? Abgehauen und einfach kassiert? Das müssen Sie schon genauer erklären", meinte der Dunkelhaarige.
„Ich bin nicht hier, um irgendwem etwas zu erklären. Die drei wissen schon, um was es geht, und ich habe mich auch mit denen unterhalten, nicht mit Ihnen."
„Sie werden sich aber mit mir unterhalten müssen, erklärte der Dunkelhaarige, und erst jetzt sah Jube, dass er in der Linken die Karten, in der Rechten aber etwas anderes hielt. Er konnte nicht genau sehen, was es war, denn diese Hand war unter die Tischkante gesunken. Und dann sagte der Dunkelhaarige selbst, was sich in dieser Hand befand: „Ich habe den Hammer zurückgezogen, den Abzug gibt es bei meinem Revolver nicht, der ist abgefeilt. Wenn mich ein Schuss trifft, löst sich mein Daumen vom Hammer, und mein Revolver wird noch einen einzigen Schuss abgeben, und dieser Schuss wird den treffen, auf den meine Waffe gerichtet ist, und das sind Sie, Mann.
Er blickte Les an. „Es wird Sie in den Bauch treffen. Keine schöne Art zu sterben. Es kann Tage dauern, bis Sie der Teufel holt, Mister. Also rechnen Sie von jetzt an mit mir."
Les, dieser Idiot!, dachte Jube. Der mit seinem Revolver, er hat alles verpatzt! Aber er grinste schief und sagte, zu diesem Fremden gewandt: „Vielleicht ist es besser, Sie halten sich da raus, Mister. Diese Auseinandersetzung geht Sie nichts an. Ihnen will keiner etwas, also halten Sie sich heraus."
„Es geht in diesem einzigen Spiel um mehr als um das, was Sie von diesen drei Männern verlangen, klärte ihn der Dunkelhaarige auf. „Im Übrigen sollen Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Mein Name ist Bud Viola.
Weder Jube noch Les sagte das etwas. Les zuckte die Schultern und war weit davon entfernt, seinen eigenen Namen zu nennen, Jube ebenso wenig. Aber während Jube noch zögerte und sich durch diesen Bud Viola vor eine neue Situation gestellt sah, handelte Les.
Plötzlich und durch nichts vorauszusehen sprang Les mit einem Satz beiseite, prallte gegen den anderen Tisch, an dem ebenfalls Spieler saßen, die wie gebannt herübergesehen hatten. Und dann schoss er.
Bud Viola zuckte von seinem Stuhl hoch. Alle sahen den Revolver in seiner Hand, und dann schoss schon eine Mündungsflamme aus dieser Waffe heraus. Der Schuss schlug in den grün bespannten Tisch. Während Viola noch zusammensackte, mit vorgesunkenem Oberkörper dann auf die Tischplatte zu schlagen drohte, hatte Clem Brighton seinen Revolver heraus. Aber weiter kam er nicht. Der zweite Schuss von Les stieß Brighton zurück, warf ihn hinten an die Wand, und dort sackte er nieder. Zu diesem Zeitpunkt lag Viola schon mit dem Oberkörper auf dem Tisch, und Blut sickerte in den grünen Filz der Bespannung.
Mike Mansfield und Ellers standen vielleicht eine Sekunde reglos. Dann reagierten auch sie.
Ellers ging in die Hocke, riss seinen Revolver heraus, stieß die Hand mit der Waffe nach vorn, hielt die zweite darunter und feuerte.
Les, der zum dritten Mal schoss, verfehlte Ellers, feuerte über ihn hinweg. Und genau damit hatte Jube gerechnet. Jetzt endlich griff Jube ein. Er hatte die ganze Zeit auf niemand anderen als auf Ellers geachtet. Ihm erschien dieser Mann als der gefährlichste von allen.
„Hierher!", schrie Jube, um die Aufmerksamkeit von Ellers auf sich zu lenken.
Ellers zuckte auch prompt herum und feuerte auf der Stelle. Aber Jube beugte sich zur Seite, der Schuss verfehlte ihn haarscharf und schlug hinter ihm in die Wand.
Jube selbst feuerte unmittelbar danach und sah, wie Ellers wie von einer Faust in die rechte Schulter getroffen und herumgerissen wurde.
In dieser Drehung schoss Ellers noch, aber der Schuss erreichte nicht Jube, sondern fuhr Mansfield in den Bauch.
Mansfield stand wie erstarrt. Er hatte die ganze Zeit überhaupt noch nicht zur Waffe gegriffen. Der große, schwergewichtige Mann hatte das Gesicht verzerrt, die Augen weit aufgerissen, bewegte den Mund, als wolle er einen Schrei ausstoßen, aber es war ganz still. Im ganzen Raum war es still. Pulverdampf umwölkte die Lampen, von denen eine heftig schwankte. Mansfield neigte den Kopf nach vorn, blickte an sich herunter, und alle konnten deutlich sehen, wie sein eben noch gerötetes Gesicht jäh erblasste. Die Nase schien wächsern zu werden. Als er dieses Gesicht wieder hob und alle voll hineinsehen konnten, war es von nacktem Entsetzen gezeichnet. In diesem Lande und zu dieser Zeit hatte einer von tausend Bauchschussverletzten eine Chance. Mansfield wusste das so gut wie alle anderen. Aber er stand noch, stand mit leicht angewinkelten Armen, und dann schossen seine gewaltigen Pranken vor, pressten sich gegen seinen Bauch. Er riss den Mund auf zu einem urgewaltigen, unmenschlich klingenden Schrei, der diesen Saloon fast erbeben ließ, und er fiel auf die Knie. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor. Alle sahen es, und Jube krampfte sich bei diesem Anblick fast das Herz zusammen.
Der einzige, den das überhaupt nicht zu beeindrucken schien, war Les. „Bedanke dich bei diesem Schweinehund, sagte Les und deutete auf den am Boden liegenden Ellers. „Und jetzt wollen wir unsere fünftausend Bucks.
Jube hatte für ein paar Momente lang das Geld völlig vergessen, und auch jetzt zögerte er noch.
Les blickte vorwurfsvoll in seine Richtung und knurrte: „Worauf wartest du noch?"
Noch immer kniete Mansfield, und niemand rührte eine Hand, dem Mann zu helfen. Und noch immer lag Ellers am Boden, schwer verletzt, wie es schien.
Les ging zu ihm, stieß ihn auf den Rücken und richtete die Mündung seines Revolvers auf Ellers‘ Gesicht. „Auf den Augenblick habe ich schon lange gewartet. Das ganze Treiben über hast du uns zur Schnecke gemacht, hast du uns geschunden, als wären wir deine Kulis. Dabei sind wir Rancher, Männer, die eigenes Vieh in der Herde hatten, Vieh, um dessen Gewinn du uns jetzt betrügen wolltest, du und diese anderen Stinktiere. Los, nimm die Hände beiseite!"
Es schien, als dächte Ellers überhaupt nicht an Widerstand. Aber in dem Augenblick, als ihm Les das Hemd aufriss und den Brustbeutel ergriff, in dem, wie er wusste, der sein Geld hatte, da handelte Ellers. Jube konnte Ellers nicht sehen, weil Les ihn mit seinem breiten Rücken verdeckte, und so sah er auch den Revolver nicht, auf dem Ellers gelegen und den er jetzt mit der Hand erwischt hatte, ohne dass es von Les bemerkt worden war.
Ellers riss die Waffe hoch, und im gleichen Augenblick feuerte Les mit einem wütenden Schrei auf ihn. Seinem Schuss folgte sofort der nächste von Ellers. Beide Schüsse trafen.
Les stieß einen gurgelnden Schrei aus, machte ein paar Bewegungen, als wolle er schwimmen, und fiel dann mit der ganzen Last seines Gewichtes auf Ellers, den er unmittelbar vor der eigenen Verletzung noch in den Kopf geschossen hatte.
In Jube kam Panik auf. Er begriff, dass er jetzt alleine war, die fünftausend Dollar immer noch nicht hatte und sein Freund zumindest schwer verletzt worden war. Wie sollte er den hier herausholen?
Sie werden nichts gegen mich unternehmen, dachte er und versuchte sich damit zu beschwichtigen. Mit „sie" meinte er all diese Menschen hier im Raum, die noch immer unter dem Zwang des Geschehens standen, von denen keiner eine Hand rührte, noch nicht.
Jube sprang nach vorn, beugte sich über Les, wälzte ihn von dem reglosen Ellers herunter und sah, dass Ellers tot sein musste. Aber Les sah auch nicht besser aus. Der Brustbeutel von Ellers war, das war deutlich zu sehen, leicht geöffnet. Das Bündel mit Geldscheinen, das zu erkennen war, zog Jubes Blicke magnetisch an. Er griff zu, riss das Geld heraus, zählte einen Teil der Scheine ab, stopfte ihn sich in die Tasche und ließ das andere einfach zurückfallen. Dann blickte er noch einmal auf Les, und als er sicher zu sein glaubte, dass Les nicht mehr lebte, richtete er sich auf und stürmte hinüber zu Mansfield. In diesem Augenblick kippte Mansfield um. Vielleicht war er tot, vielleicht nur bewusstlos. Jube jedenfalls wagte nicht, das genau nachzuprüfen. Die eben noch entsetzt dreinblickenden Menschen zeigten in diesem Augenblick eine solche Feindseligkeit ihm gegenüber, dass die Panik in ihm wieder die Oberhand bekam. Ich muss weg!, dachte er.
Plötzlich schrie aus dem Hintergrund eine schrille Stimme: „Packt dieses Schwein! Packt ihn! Der darf nicht entkommen!"
Weg!, fuhr es Jube durch den Kopf. Er drehte sich um und jagte mit zwei Sprüngen auf die Schwingtür zu.
Einer der Männer wollte sich ihm in den Weg werfen, aber Jube hatte noch immer in der Rechten seinen Revolver, schlug mit dem Lauf zu und traf den Mann quer über der Stirn. Der brach hinter ihm zusammen, während sich Jube in die Schwingtüren warf, dass die bis zum Anschlag zurückgeschnellt wurden.
Jube sprang hinaus in die Nacht, erreichte das äußerste der angebundenen Pferde, konnte die Schlinge des Zügels lösen, war mit einem Satz über den Haltebalken direkt im Sattel.
Das erschrockene Pferd bäumte sich auf, wurde von Jube hart herumgenommen, und dann trieb er es an.
Das wäre gar nicht nötig gewesen. Das Tier schoss, wie von der Sehne geschnellt, in die Nacht hinein.
Drei oder vier Männer waren schon aus der Tür heraus, schossen Jube nach, aber keiner von ihnen konnte etwas Genaues sehen. Die Dunkelheit schien Jube verschlungen zu haben.
Im Handumdrehen hatte sich ein halbes Dutzend Männer in die Sättel geschwungen und jagte jetzt dem Geräusch des sich entfernenden Hufschlags nach. Aber sie hörten das schon nicht mehr richtig, da sie selbst zu Pferde waren, und nach kurzer Zeit brachen die meisten von ihnen die Jagd ab; bis auf drei, die ritten weiter, und sie schienen den Verfolgten fast eingeholt zu haben. Deutlich hörten die Männer gar nicht weit vor sich ein Pferd galoppieren. Dann sahen sie es sogar. Sofort begannen sie, darauf zu schießen. Das Pferd wurde wieder schneller.
Die Schüsse hatten indes wieder andere auf den Plan gelockt. Mittlerweile beteiligten sich an die zwanzig Männer an der nächtlichen Hetzjagd, und nach einer knappen halben Stunde gelang es ihnen, den vermeintlichen Gegner zu umstellen. Fackeln wurden angezündet, und dann sahen sie ein Pferd, ein Pferd ohne Reiter.
„O Hölle!, schrie einer der Männer. „Der Kerl ist irgendwo unterwegs abgesprungen.
Ein anderer sagte, als er seine Fackel neben das Tier hielt, das mit bebenden Flanken und keuchendem Atem dastand: „Das ist ein Pferd von den Kerlen, die mit Jim gespielt haben. Das liegende C."
Wenig später erfuhren sie, dass der von ihnen Gesuchte mit seinem und seines Partners Pferd die Stadt verlassen hatte, in einer ganz anderen Richtung, und niemand war auf die Idee gekommen, ihn daran zu hindern. Niemand hatte vermutet, dass dieser Reiter jener Mann war, den sie alle suchten, und der alte Stallmann, der es ihnen hätte sagen können, war von dem Gesuchten in die Futterkiste gesperrt worden. Er fluchte und tobte, als die Männer ihn da herausholten.
Der Deputy Sheriff der kleinen Ortschaft Glain war mittlerweile zur Verfolgerschar gestoßen und sagte: „Regt euch nicht auf. Ich werde nachher auf einem frischen Pferd hinüber nach Hatford reiten und es dort auf den Telegrafen geben. Dann kann ich auch den Sheriff verständigen. Weit kommt der nicht."
„Gibt es eigentlich was Neues von dem mit dem Bauchschuss?", wollte einer der Männer wissen, der schon die ganze Zeit mit unterwegs war.
„Der überlebt die Nacht nicht, meinte der Deputy Sheriff. „Dann sind sie alle drei hin.
„Aber Viola ist auch tot", meinte einer.
Der Deputy nickte. „Ja, und das ist schlimm. Deswegen sage ich, der kommt nicht weit. Denn Viola war schließlich ein US Deputy Marshal. Dafür hetzen sie diesen Kerl bis ans Ende der Welt."
„Ist denn sicher, dass er Viola erschossen hat? Ich meine, das hätte der andere gemacht", meinte einer der Männer, der auch im Saloon gewesen war.
Der Deputy zuckte die Schultern. „Ich war nicht dabei. Aber ich glaube nicht, dass das die Richter so sehr interessiert. Die beiden sind hereingekommen, wie man mir berichtet hat, haben Streit angefangen und hatten beide ihre Revolver in der Hand. Sie wollten es also auf die harte Art haben, und sie haben es auf die harte Art bekommen. Wer von ihnen Viola erschossen hat und wer die drei anderen, ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt."
„Den großen Dicken, der mit dem Bauchschuss, den hat sein eigener Kumpan erwischt, meinte einer der Männer. „Ich habe es ganz genau gesehen, ich war in nächster Nähe.
„Und wenn schon, bleiben immer noch drei andere, erwiderte der Deputy. „Ich sage doch, dafür jagen sie ihn bis ans Ende der Welt. Kommt, Männer, wir reiten zurück. Ich gebe es durch den Telegrafen. Dieser Bursche hat keine ruhige Minute mehr. Ich hoffe bloß, dass der große Dicke noch lebt. Der weiß bestimmt, wie dieser Junge heißt. Das macht die Sache viel einfacher, wenn auf einem Steckbrief auch ein Name steht.
Der Deputy lachte heiser. „Also, kommt, Jungs, reiten wir!"
2
Jube war wie der Teufel geritten, aber als der Tag anbrach, wurde ihm klar, dass er eigentlich so weit nicht gekommen war, wie das für ihn gut gewesen wäre. Für die Pferde war die Zeit der Erholung viel zu kurz gewesen. Sie hatten ja nicht einmal ausgiebig gefressen. Immerhin war es Jube gelungen, Futter in die Satteltaschen zu stopfen und die Wasserflaschen zu füllen. Aber die Erschöpfung, von denen beide Pferde schon bei der Ankunft in Glain gezeichnet waren, konnte er damit nicht wegzaubern.
Er schalt sich einen Narren, unbedingt das eigene Pferd reiten zu wollen. Er wäre vielleicht mit einem anderen viel besser vorwärts gekommen, mit einem, das erholt gewesen war.
Nein, dachte er, ein Pferd will ich nicht stehlen, dann hätten sie tausend Gründe, mich zu hetzen. Aber so, was habe ich denn eigentlich getan? Ich habe mir die fünftausend Dollar genommen, die uns ohnehin gehören. Die Hälfte davon werde ich der Mutter von Les bringen. Die andere Hälfte gehört mir. Und dann habe ich einen Mann angeschossen, der bereits seine Waffe auf mich angeschlagen hatte. Notwehr also. Mir können sie gar nichts. Aber sie wollten mich umbringen. Ich habe es in ihren Augen gesehen, diese mordlüsternen Blicke. Für sie war ich der wilde Tiger, den es zu erschlagen galt. Nein, ich musste weg, ich musste fliehen, auch wenn ich mich dadurch nur verdächtig mache.
Im Silbergrau des Morgens lagen die flachen Hügel vor ihm, kaum mit Büschen bewachsen, Bäume überhaupt nicht, aber doch genügend Gras, um die Pferde fressen zu lassen. Und in einer Rinne zwischen den Hügeln der Fluss und damit Wasser für die Pferde. Er blickte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, nach Westen also. Dort lag noch alles im stählernen Blau der schwindenden Nacht, das wellige Land und in weitem Bogen das Flussbett, das sich nach Glain hin verbreiterte.
Er sah nichts von Verfolgung, und das verursachte in ihm ein beruhigendes, wärmendes Gefühl. Er ritt bis zum Wasser, saß ab, nahm den Pferden die Gebissstücke heraus und ließ sie saufen. Sie gingen ein Stück ins Wasser hinein, während er sich am Ufer niederkniete, das Gesicht benetzte und dann auch ein paar Schlucke trank. Die Unruhe trieb ihn wieder hoch. Zu Fuß kletterte er die Böschung empor bis zu einer Erhöhung und spähte dann in Richtung auf Glain zurück. Er versuchte, jeden Punkt der Landschaft in sich aufzunehmen, nichts zu übersehen, aber auch jetzt konnte er von einem Verfolger nichts feststellen.
Als die Pferde gesoffen hatten, hängte er ihnen die Futtersäcke um, nahm sich selbst etwas aus der Satteltasche, das wenige, das er noch besaß. Für die Tiere war Proviant genug da, zumindest für die nächste Zeit, aber ihm fehlte es an allem. Außer hartem, angeschimmelten Brot und einem Stück ranzigem Speck besaß er nichts. Er kaute auf dem Brot herum und lutschte den Speck, und das Ranzige daran trieb Ekel in ihm hoch. Er wehrte sich gegen den Gedanken, erbrechen zu müssen, schleuderte dann den restlichen Speck weg, schüttelte sich vor Widerwillen und lehnte sich dann zurück. So saß er am Ufer, beobachtete die Pferde und lauschte auf das Zwitschern der Vögel, die überall in den Gräsern und den Büschen jubilierten, als sei tiefster Frieden. Ein paar Augenblicke lang ließ sich Jube von dieser Stimmung gefangennehmen. Er vergaß, weshalb er hier war. Er sah, als er sich daran erinnerte, wie ausgepumpt die Pferde waren. Beide legten sich, fraßen kaum, obgleich er ihnen nicht die Sättel abgenommen hatte.
In diesen Augenblicken spürte er selbst die bleierne Müdigkeit, die ihn mehr und mehr übermannte. Der weite Ritt bis nach Glain, dann die Flucht, all das war nicht einfach so an ihm vorbeigegangen. Nun da er sich Ruhe gönnte, empfand er die Erschöpfung um so mehr. Er schloss ein paar Minuten lang die Augen, lag mit aufgestütztem Oberkörper und dachte: Ich werde schon nicht einschlafen. Ich will nur einen Moment dösen, abschalten, mich entspannen.
Mit seinen letzten klaren Gedanken dachte er an Les und daran, dass er seiner Mutter den Tod ihres Jungen berichten musste. Ich werde nach Texas reiten müssen, dachte er noch, nach Hause, obgleich ich damit rechnen muss, genau dort von ihnen gesucht zu werden …
Die Sonne stieg höher. Jube war tief eingeschlafen, war nun ganz auf den Rücken gesunken, lag mit halb geöffnetem Mund und geschlossenen Augen. Aber die Helligkeit der Sonne weckte ihn auf, und sein Instinkt warnte ihn sofort. Denn auf einmal fiel ein Schatten auf sein Gesicht, und davon wurde Jube völlig wach. Instinktiv griff er zum Revolver, riss die Augen auf, aber als sein Blick klarer wurde, erkannte er einen Mann um die Vierzig mit einem blitzenden Stern auf der linken Brustseite. Ein fremdes Gesicht, aber um so deutlicher war die Schrift, die er auf dem Stern las: „Hatford County Deputy Sheriff".
Und noch etwas sah er: Der Mann hielt einen Revolver in der Hand, dessen Mündung genau auf Jubes Brust zeigte. Im Gesicht des Mannes stand ein hartes Lächeln, eins, das Jube mehr sagte, als Worte es je vermocht hätten.
„Na also, sagte dieser Mann mit einer gespielten Freundlichkeit, die Jube die ganze Wucht der Bedrohung klarmachte, und dann fuhr dieser Mann fort und sagte, ohne den Blick von Jube zu wenden: „Slim und Hal, kommt herüber. Ich habe ihn sicher. Wir können ihn einpacken.
Jube sah zur Seite und entdeckte einen von den Männern, die er flüchtig im Saloon gesehen hatte, als er zur anderen Seite sah, kam da ein anderer, der allerdings war ihm fremd. Die beiden hatten Gewehre, und auch in ihren Gesichtern erkannte er dieses hämische, triumphierende Grinsen. Er selbst verfluchte sich seines Leichtsinns wegen. Wie konnte ich nur einschlafen? Natürlich bin ich eingeschlafen, die Sonne steht schon so hoch. Es muss ein Kinderspiel für die gewesen sein, meiner Spur zu folgen und mich hier zu fassen. Wo sind die Pferde? Er blickte nach allen Seiten, sah aber nichts von den Pferden.
„Wenn du die Gäule suchst, die haben wir natürlich erst mal weggebracht. Slim und Hal haben das besorgt. Ich bin solange bei dir geblieben. Wir wollten dich nicht auf dumme Gedanken kommen lassen, dass du dir womöglich eine Chance ausrechnest und dann in eine Kugel läufst. Wir haben Verständnis für Leute, die den Kopf verlieren, verstehst du. Wir sind anständig, nachsichtig. Du bist in guten Händen. Steh auf!" Die letzten Worte waren um eine Spur schärfer und unmissverständlicher ausgesprochen worden.
„Was wollt ihr überhaupt? Ich habe keinen erschossen. Ich habe in Notwehr diesen einen Kerl in die Schulter getroffen, das ist alles."
Der Deputy Sheriff grinste, als sei er völlig mit dieser Antwort zufrieden. „So ist es, sagte er. „Und das Geld? Wie erklärst du mir das? Ist das von alleine in deine Tasche gesprungen?
„Es ist Geld, was mir gehört, mir und Les. Seinen Anteil bekommt seine Mutter."
„Gib dir keine Mühe, Jube Naylor. Du siehst, wir wissen sogar, wer du bist. Mansfield hat es uns gesagt. Vielleicht lebt er jetzt schon nicht mehr. Für ihn muss es grauenhaft gewesen sein. Bauchschuss. Schlimme Sache."
„Damit habe ich nichts zu tun. Jeder im Saloon hat gesehen, wer auf ihn geschossen hat. Es ist sein eigener Mann gewesen."
„Und warum hat dieser Mann auf ihn geschossen? Du siehst, ich leiste schnelle Arbeit. Dabei habe ich auch noch eine ganze Menge anderer Dinge veranlasst. Ich wollte erst selbst nach Hatford reiten, um das Telegramm aufzugeben, dass man dich sucht. Das hat wer anderer für mich getan. Das Telegramm ist heraus. Wir hätten uns die Mühe sparen können, wir haben dich selbst gefangen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so langsam bist. Es war ein Fehler von dir, die müden Pferde zu nehmen, du Narr."
„Aber verdammt noch mal, ihr könnt mir nichts nachweisen!"
„Natürlich weisen wir dir etwas nach. Ihr seid zu zweit in den Saloon gekommen, habt die Schießerei angefangen. Du hast einen deiner Gegner angeschossen, und zwar diesen Ellers, und im Fallen hat dieser Mann Mansfield in den Bauch geschossen. Das wäre alles nicht geschehen, hättet ihr nicht Stunk anfangen wollen. Ihr seid mit dem Revolver in der Hand aufgetaucht, nicht diese drei. Und das Schlimmste ist, Bud Viola war ein US Deputy Marshal, verstehst du mich jetzt?" Er sprach noch immer sanft, aber gerade das wirkte so herausfordernd, so aufreizend auf Jube, dass der vor Wut krebsrot wurde.
„Was war das? Ein US Marshal? Der setzt sich an den Spieltisch und spielt mit diesen Geiern? Ich habe kein Abzeichen gesehen bei ihm."
„Er hat es getragen. Du hast es vielleicht nicht gesehen. Das kannst du jedenfalls dem Gericht erzählen. Ob die dir glauben …"
Jube hatte das Gefühl, in einem winzigen Käfig zu sitzen, aus dem kein Entkommen mehr war.
„Ihr wollt mich reinlegen, ihr verdammten Hunde wollt mich reinlegen!", schrie er los.
Der Deputy Sheriff sah ihn mit mitleidigem Lächeln an. Einer der beiden, jener Slim, ein großer, schlaksiger Mann, schüttelte verständnislos den Kopf und meinte: „Ist der so dumm oder tut der bloß so?"
Der andere, den der Deputy Hal genannt hatte, zuckte die Schultern und meinte geringschätzig: „Wer so was tut, muss schon ziemlich dumm sein. So blöd, wie die das angefangen haben!"
Hal war derjenige, den Jube an der Theke gesehen hatte. Dieser Hal fuhr jetzt fort, indem er sagte: „Was meinst du, Jesse, sollen wir ihn quer auf das Pferd binden und dann erst mal durchprügeln, damit er weiß, mit wem er es zu tun hat? Schließlich bist du doch nicht der letzte Idiot. Er scheint dich aber dafür zu halten. Jetzt wandte sich Hal Jube zu, kam ganz dicht an ihn heran, holte mit dem Gewehr aus und sagte: „Soll ich es dir einmal um den Schädel hauen, um dir beizubringen, dass du aus Jesse Tobler keinen Idioten machen kannst?
Jube sagte nichts. Er sah Hal nur an und wartete darauf, dass der noch etwas unternahm. Aber Hal spürte die Gefahr, die plötzlich von Jube ausging. Er war viel zu erfahren, um den Mann, auch wenn er am Boden lag, zu unterschätzen.
„Nun wollen wir mal weiterkommen hier, erklärte Jesse Tobler. „Steh auf und bewege dich nicht. Halte die Hände weit genug vom Colt weg. Nicht, dass ich noch abdrücken muss.
Als Jube stand, spürte er, wie ihm Slim den Revolver aus dem Holster zog. Zugleich hatte Jube ein Gefühl, als sei die letzte Chance der Situation zu entrinnen, ein für allemal vertan. Krampfhaft versuchte er, sich darauf zu konzentrieren, diesen drei Männern doch noch zu entkommen, aber sie schienen immerzu mit seinem Widerstand zu rechnen, auch jetzt noch. Weder Hal noch Jesse Tobler selbst ließen ihn nur einen Bruchteil einer Sekunde aus den Augen.
„Riskiere bloß nichts, sagte Tobler, als habe er die Gedanken von Jube geahnt. „Ich würde wie auf eine Klapperschlange auf dich schießen, wenn dir etwas einfällt. Vielleicht wären wir ganz zufrieden, wenn du uns einen Grund gibst. Es ist lästig, so eine weite Strecke mit einem Gefangenen zu reiten. Und die Leute in Glain haben eine Stinkwut auf dich, das kannst du mir glauben. Wir müssen dich am Ende noch vor ihnen schützen. Verstehst du, was ich meine? Ich habe keine Lust, mein Gewehr gegen meine Freunde zu richten, nur weil ich dem Gesetz gehorchen muss. Also mach nur ruhig einen Fehler.
Jube war sich völlig darüber im Klaren, dass Tobler keine Späße machte. Den dreien war anzusehen, dass es ihnen wirklich im Augenblick genau so im Sinn stand, wie Tobler das eben ausgedrückt hatte.
„Los, voran!, befahl Slim und rammte ihm die Mündung seiner Winchester in den Rücken. Mit einem Fluch stolperte Jube die Böschung empor, und als er oben war, sah er die Pferde. Sie standen ein Stück entfernt, alle fünf. Als Jube dort ankam, befahl ihm Slim: „Binde dein Pferd los und sitz auf!
Jube drehte sich zu Jesse Tobler hin um, der ebenfalls nachgekommen war, und sagte: „Ihr drei wisst genau, dass es unrecht ist, was ihr tut. Ihr werft mir etwas vor, was nicht stimmt. Ihr kennt die Wahrheit. Verdammt noch mal, was habt ihr davon?"
„Halt dein Maul, tu, was ich sage, aufsitzen", wiederholte Tobler mit ausdruckslosem Gesicht.
Jube warf einen kurzen Blick auf die beiden anderen. Deren schiefes Grinsen war so herausfordernd, dass er sich zusammennehmen musste, um nicht den Fehler zu machen, auf den sie warteten. Dann zog er sich in den Sattel.
„Ich hatte gesagt, dass du es erst losbinden sollst, du Idiot!", fauchte Slim.
Jube gab sich Mühe, ein möglichst einfältiges Gesicht zu machen. „Wieso ich …", sagte er noch, und dann handelte er blitzartig. Gegen seine Art, ein Pferd zu behandeln, drückte er dem Braunen die Sporen in die Weichen und stieß einen schrillen Schrei aus, so dass dieses Tier mit empörtem Schnauben und keilenden Hufen lossprang. Es war mit den anderen Tieren verbunden, auf die das Entsetzen des Braunen übergriff. Alle fünf Pferde stürmten zugleich los. Der Braune schoss direkt auf den Deputy Sheriff zu.
Vergeblich wollte Tobler noch ausweichen. Der Braune rammte ihn, stieß ihn ein paar Meter weit, und dort stürzte Tobler zu Boden. Slim geriet zwischen den Braunen und den Falben. Dort traf ihn Jubes rechte Stiefelspitze voll an der Brust.
Während Slim zwischen den Pferden zu Boden ging, versuchte Hal auf der anderen Seite, in den Sattel seines eigenen Tieres zu springen, das dicht an ihm vorbeilief. Es gelang ihm zunächst auch, aber das erregte Pferd bockte in dem Augenblick, als sich Hal festsetzen wollte. Er verlor den Halt und flog über die Kruppe seines Tieres hinweg zu Boden.
Mit überschnappender Stimme brüllte Deputy Sheriff Tobler: „Nun schießt doch, ihr Idioten, schießt doch!" Er selbst hatte seine Waffe verloren.
Aber weder Slim noch Hal waren im Augenblick imstande zu schießen, und sie mussten zusehen, wie sich die Kavalkade immer mehr von ihnen entfernte.
Alle fünf Pferde waren in Panik. Jube hatte selbst zu tun, im Sattel des Braunen zu bleiben. Als er versuchte, das Tier etwas zu zügeln, weil es in wilder Karriere dahinraste, spürte er, dass sich das Tier festgebissen hatte. Unmöglich, den Braunen zu parieren. Die anderen vier Tiere befanden sich in der gleichen panikartigen Stimmung. Wie von Furien gehetzt rasten sie dahin.
Jube wusste aus Erfahrung, dass im Moment nichts besser war, als einfach abzuwarten. Er musste sie laufen lassen. Aber er wollte nicht, dass sie sich zu sehr dabei erschöpften.
Als der Boden weicher wurde, der Untergrund sandiger, ließ das Tempo von allein nach. Nach einer guten Meile fielen sie in Schritt. Ihre Flanken waren weiß und mit flockigem Schaum bedeckt. Der Falbe und der Braune, mit denen Jube gekommen war, gingen stolpernd und mit rasselnden Lungen. Jube saß ab, setzte sich auf eines der Tiere, die mit an den Zügeln hingen. Seiner Meinung nach war es das Pferd von Jesse Tobler, dem Deputy Sheriff.
Er überlegte sich, ob es sinnvoll war, beide Tiere zurückzulassen, damit die von ihm überwältigten Männer damit zurück in die Stadt reiten konnten. Aber dann sagte er sich, dass dies zu viel der Liebe sei. Damit erleichterte er ihnen die Fortsetzung der Verfolgung. Er wollte aber keine Verfolger hinter sich. Er musste Vorsprung haben. Er musste zurück nach Texas, musste der Mutter von Les die Hälfte des Geldes bringen. Dieses Geld besaß er noch. Die Waffen waren ihm weggenommen worden, und doch besaß er noch Waffen. In einem Sattelschuh steckte noch ein Gewehr. Wessen Waffe es war, wusste er nicht.
Später, als er einmal eine Rast machte und den Pferden aus seinem Hut, in den er Wasser laufen ließ, zu saufen gab, entdeckte er in einer Satteltasche auch einen Reserverevolver. Die Waffe sah nicht sonderlich gepflegt aus, aber sie würde ihre Dienste tun. Während die Pferde fraßen, reinigte er die Waffe. Etwas Öl, Werg zum Putzen und sogar Munition fand er in derselben Satteltasche, in der auch der Revolver gewesen war.
Es musste kurz nach Mittag sein, als er wieder den Fluss erreichte. Hier ritt er ein ganzes Stück im flachen Wasser, und solange es ein flaches Ufer gab, bei dem er mit den Pferden reiten konnte, blieb er unten am Fluss. Später aber wurde das Ufer felsig, der Fluss zwängte sich durch rotbraunes Gestein hindurch, war tiefer, so dass ein Weiterkommen hier unten nicht möglich war. Jube ritt vom Fluss weg und suchte einen Weg durch die Felsen. Aber zunächst gab es offensichtlich keinen Durchlass durch die Felsmauer, die sich weit bis nach Südwesten hinzog. Er ritt parallel dazu, entdeckte schließlich eine Art Canyon und bog in diese Richtung ein, in der Hoffnung, dass es kein blinder Canyon sein würde.
Die Tatsache, vier Reservepferde mitzuführen, wurde für ihn zur Behinderung. Er beschloss, drei Tiere zurückzulassen. Aber gleichzeitig wurde ihm klar, dass man ihn an den Brandzeichen fremder Pferde erkennen und womöglich allein dafür festsetzen konnte. Ich muss, sagte er sich, die Pferde von diesen drei Deputys zurücklassen, obgleich sie nicht so erschöpft sind wie das Pferd von Les und mein eigenes.
Was er an Brauchbarem aus Satteltaschen mitnehmen konnte, nahm er mit. Dann zerschnitt er die Sattelgurte der anderen Pferde, nahm ihnen das Zaumzeug ab und ließ die Tiere frei.
Als er dann weiterritt, trompetete sein Falbe sehnsüchtig nach den anderen, und sie folgten eine ganze Weile. Schließlich aber gaben sie es auf und blieben mit hängenden Köpfen unschlüssig stehen, während er den Falben und den Braunen von Les antrieb, weiterzugehen. Das gefiel den beiden nicht sonderlich, aber schließlich gehorchten sie, doch der Falbe wieherte immer wieder. Dann war ihm auch das zu viel, als es bergan ging und er seine Kraft für andere Dinge brauchte.
Der Canyon führte immer weiter in die Berge hinein, und Jube hatte eigentlich keine richtige Vorstellung davon, wo sein Ritt enden konnte. Er wusste, dass die Richtung stimmte, aber ob er so durchkommen würde? Den ihm bekannten Weg zu wählen, hätte einen Umweg von sechzig Meilen bedeutet. Außerdem musste er dafür zurück in die Gegend von Glain und Hatford.
Aber er hatte Glück. Bis zum Abend war er weit in den Bergen, und an einer günstigen Stelle beschloss er, Rast zu machen. Als die Sonne den Himmel kupferrot tönte, wirkten die Felsen, zwischen denen Jube mit den beiden Pferden rastete, wie Schamottsteine eines Backofens. Sie strahlten die Tageshitze noch aus, und er empfand es jetzt als angenehm, sich an den warmen Felsen zu legen, während die Kühle der kommenden Nacht bereits in die Täler sank.
Diese anheimelnde Wärme, gepaart mit der frischen Luft, die von oben kam, machte ihn schläfrig. Er hielt die Augen geschlossen, und es erging ihm wie schon vor Stunden: er schlief ein. Er versuchte sich zwar noch dagegen zu wehren, aber die Natur war einfach stärker. Der Schlaf übermannte ihn.
Diesmal dauerte es nicht lange. Er konnte nicht viel länger als zwei Stunden geschlafen haben, als er erwachte. Mittlerweile war es Nacht geworden. Sterne standen am klaren Himmel, und die vorhin noch empfundene Wärme war unangenehmer Kälte gewichen. Er fröstelte am ganzen Körper, zitterte vor Kälte und blickte unruhig nach allen Seiten, erwartete, dass sein Erwachen durch einen etwaigen Gegner verursacht sein konnte. Aber er sah nichts dergleichen.
Die Pferde, dachte er, wo sind die Pferde? Er hatte sie zwar abgesattelt gehabt, getränkt und ihnen die Futtersäcke umgehängt, sich danach aber nicht mehr um sie gekümmert, weil er eingeschlafen war.
Ich muss ihnen die Futtersäcke abnehmen. Wo stecken die Biester?
Er stemmte sich hoch, aber er konnte die Pferde nirgendwo sehen, er hörte auch nichts von ihnen.
Da muss irgendwo Wasser sein. Sie sind vielleicht weiter hinauf in einen Seitencanyon, weil sie Wasser gewittert haben, sagte er sich. Obgleich er sehr schlecht sehen konnte und der Boden uneben war, zudem mit Geröll bedeckt, stieg er weiter den Canyon hinauf. Er hatte sich sicherheitshalber das Gewehr mitgenommen und benützte es zeitweise wie einen Stock, indem er es oben am Lauf packte und sich auf den Schaft stützte. Manchmal lauschte er, um etwas von den Pferden zu hören. Doch alles, was er wahrnahm, war das Säuseln des Nachtwindes in den Felsen, ein merkwürdiges Pfeifen, das ihm sehr vertraut war. Auch dieses eigenartige Rascheln dürrer Blätter im Wind beunruhigte ihn nicht.
Er kam weiter hinauf. Tatsächlich konnte er im Licht der Sterne den Einschnitt eines Seitencanyons erkennen.
Er schnalzte mit der Zunge in der Hoffnung, dass die Pferde irgendwie darauf reagieren könnten, aber nichts kam.
Er dachte sofort an Verfolger, die ihm womöglich heimlich die Pferde weggetrieben hatten, und abermals verfluchte er es, eingeschlafen zu sein. Er verdammte sich, dass er es nicht fertiggebracht hatte, munter zu bleiben.
Andererseits nützte ihm das alles jetzt gar nichts mehr. Die Pferde waren weg.
Aber sie können doch nicht einfach weg sein! Wenn sie keiner weggetrieben hat, muss ich sie finden. Ich muss sie finden! Ohne Pferde bin ich hier verloren.
Er legte sich auf den Bauch und spähte den Seitencanyon entlang. So glaubte er, gegen den etwas helleren Nachthimmel vielleicht die Silhouetten der Pferde sehen zu können, aber er sah sie nicht.
Missmutig gab er den Versuch auf, in diesen dunklen Canyon hineinzugehen, zumal da noch mehr Schotter lag und er sich fast noch den Fuß vertrat.
Er ging zum anderen Canyon zurück und wollte schon wieder umkehren, da blickte er rein zufällig aufwärts und meinte oben eine Bewegung gesehen zu haben. Er sah schärfer hin, doch nichts rührte sich.
Eine Täuschung, dachte er. Aber nun beschloss er, dasselbe zu tun wie eben. Er legte sich abermals auf den Bauch, um besser gegen den helleren Himmel sehen zu können. Und da sah er sie, sah er den Pferdekopf. Wie aus Stein gehauen, ragte der, so kam es ihm vor, aus der Felswand heraus.
Es ist keine Täuschung, dachte er, es ist das Pferd, ein Pferd immer.
Er ging weiter nach oben und hörte deutlicher das Rauschen von Wasser. Es war nicht sehr laut, mehr ein Rieseln, dann ein Plätschern. Aber er vernahm es immer deutlicher, je näher er den Pferden kam, und die standen da oben, standen da und fraßen. Er hörte ihre Gebisse mahlen, das drang zwischen dem Plätschern des Wassers hindurch.
Ihm wurde auch klar, warum er das alles so spät wahrgenommen hatte. Der Wind wehte von unten herauf, und dieser Aufwind trieb die Geräusche weg. Jetzt aber, als er bei den Tieren ankam, schnaubte der Falbe freudig. Schuldbewusst waren beide Pferde nicht. Auch der Braune von Les ließ sich streicheln, rieb seine Nüstern an der Jacke von Jube und begann nun auch zu schnauben. Aus seinem Maul triefte es heraus, die Zähne mahlten unablässig auf dem Gras herum, und dieses Gras wuchs rund um eine kleine Quelle, die aus den Felsen kam. Wie eine Oase in der steinernen Wüste wirkte diese Quelle. Wie fruchtbar es hier war, erkannte Jube, als er ein Zündholz anriss. Die Pferde schienen dieses frische Gras irgendwie doch gewittert zu haben, trotz des von ihnen wegwehenden Windes. Vielleicht hatte es ihnen auch ihr Instinkt gezeigt, wo sie saftiges Futter finden konnten.
Der nächste Gedanke von Jube galt den Futtersäcken. Irgendwie mussten sie die abgestreift haben. Bei dem Braunen hing er noch um den Hals. Beide Tiere hatten das Kunststück fertiggebracht, die Futtersäcke loszuwerden.
Ich muss auf dem Weg sehen, ob ich den von meinem Falben finde, dachte Jube. Den brauchen wir noch. Ich werde also warten, bis es hell wird. Vielleicht sollte ich mein ganzes Lager hier heraufbringen. Die Stelle ist günstiger als unten.
Im Morgengrauen fand er den Futtersack, wartete nun nicht länger, sondern sattelte die Pferde wieder auf und ritt weiter.
Den ganzen Tag war er unterwegs und traf keinen Menschen, kam aus dem Canyon heraus, an dessen Ende er noch eine Kletterpartie überstehen musste, um auf die Hochfläche zu kommen. Dann lag das Land bretteben vor ihm. Aber in der Ferne waren die Berge, und nun konnte er sich wieder orientieren. Durch die Berge musste er hindurch. Von da an hatte er sich nur noch nach Süden zu richten. Aber vor den Bergen gab es nach Süden zu kein Durchkommen.
Bis zu den Bergen hin hatte er keinerlei Deckung. Trotzdem kam er durch, ohne nur eine Menschenseele zu entdecken. Er schaffte es auch, die Berge zu überwinden und brauchte etwas mehr als eine Woche, bis er texanisches Gebiet erreicht hatte. Nicht verfolgt zu werden, beunruhigte ihn nur am Anfang. Da hatte es ihn misstrauisch gemacht. Mit der Zeit gewöhnte er sich an den Gedanken, dass Tobler ganz einfach nicht den Mut gehabt hatte, ihm weiter zu folgen, obgleich eine innere Stimme ihn vor so einer leichtfertigen Erklärung warnte, denn Tobler, das wusste er eigentlich genau, war ein Typ, der eine Verfolgung so lange nicht aufgab, wie ihn nicht sämtliche Kräfte verließen. Aber vielleicht, so tröstete sich Jube allzu gern, hatte er wirklich nicht mehr die Kraft dazu.
Auf texanischem Gebiet, das wusste Jube auch, konnte ihn Tobler nicht mehr festnehmen, und hier war er frei. Aber es wurmte ihn immer noch, dass Tobler ihn als Mörder bezeichnet hatte und ihm den Tod dieses US Deputy Marshals in die Schuhe schieben wollte. Daran war er doch nun wirklich nicht beteiligt!
Les, dieser Idiot, hat mir alles eingebrockt.
Trotzdem wollte er seiner Mutter das Geld bringen.
Er ritt noch einen halben Tag, und dann sollte er begreifen, dass Tobler keinesfalls die Sache auf sich beruhen ließ. Er musste noch über den Guadeloupe-Pass, um in das Pecostal zu kommen. Dann hatte er nicht mehr weit bis zum Pecos River selbst, und dem musste er bis Pecos folgen. In der Nähe von Pecos wohnte die Mutter von Les. Dort war auch Jube selbst zu Hause.
Er hatte aber noch nicht einmal die halbe Strecke zum Pass hinauf geschafft, als das Gewitter kam. Gewitter um diese Jahreszeit waren sehr selten, und es kam mit aller Macht. Wie gefährlich das sein konnte, wusste Jube aus Erfahrung. Was er brauchte, war jetzt ein sicherer Schutz. Aber hier auf dem Weg empor zum Pass waren nicht massenhaft solche Schutzmöglichkeiten, besonders auf dem Pfad, den Jube gewählt hatte. Es war nicht derselbe Weg, der von Rinderherden, Postkutschen, Frachtwagen und Reisenden allgemein benutzt wurde. Er ritt auf dem alten Indianerpfad über den Pass, und hier blieb er, so hoffte er jedenfalls, allein. Er wollte niemandem begegnen. Teilweise war dieser Pfad sehr schmal und bot gerade Platz für ein Pferd. An manchen Stellen hingen die Felsen über, und er ritt wie unter einer Galerie. An einer solchen Stelle, die aber nicht sehr breit war, hielt er an. Er saß von dem Falben, auf dem er zuletzt geritten war, ab und lehnte sich gegen die Felsen. Er und die Pferde hatten einigermaßen Schutz, und Jube vertrieb sich die Zeit zunächst damit, dass er am Abstand zwischen Blitz und Donner errechnete, in welcher
Entfernung sich das Gewitter noch befand. Aber es näherte sich rasch. Die Blitze wurden greller, der Donner lauter, und der Donner folgte dem Blitz immer dichter.
Die Pferde zeigten Unruhe. Jube versuchte sie zu beruhigen. Er stellte sich zwischen sie, strich ihnen sanft über die Nüstern, tätschelte ihnen den Hals. Das schien auch zu wirken.
Lange Zeit blitzte und donnerte es nicht mehr. Der Regen schüttete nur so herunter. Dann aber ließ auch der Regen nach.
„Es sieht aus, als wäre es vorbei", murmelte Jube im Selbstgespräch, und er warf gerade einen Blick zum Himmel empor, als ein mörderischer Blitz in die Schlucht schoss. Zugleich mit dem Blitz erfolgte der Donner wie eine Explosion. Es war ein solcher Schlag, dass Jube zusammenzuckte, als habe ihn der Blitz getroffen.
Die Pferde standen den Bruchteil einer Sekunde wie gelähmt. Jube stand selbst noch im Banne dieses nahen Einschlages, klammerte sich zwar an den Zügeln der Pferde fest, doch als die sich aufbäumten und herumwarfen, da konnte sie Jube einfach nicht halten. Er wäre in die Schlucht hinuntergestoßen worden. Das einzige, was er tat: Er warf sich zur Felswand hin, um nicht von den Tieren mitgerissen zu werden.
Der Braune warf sich so hoch, dass er beim Aufsetzen das Gleichgewicht verlor. Er keilte noch aus, und viel zu spät schien er zu begreifen, dass drei seiner Beine im Leeren waren. Er kippte ab, stürzte in die Schlucht, und das letzte, was Jube von ihm sah, waren die wirbelnden Hufe.
Der Falbe jagte, wie von Furien gehetzt, den Pfad weiter bergauf, raste dahin, viel zu schnell für einen so gefährlichen Pfad, den man nur im Schritt passieren konnte, und so geschah, was nach Jubes Meinung geschehen musste: Plötzlich strauchelte der Falbe, stürzte auf die Vorderhand, kam wieder hoch, zog aber dabei die Hinterhand herum, und dann erging es ihm ebenso wie dem Braunen. Während er noch verzweifelt versuchte, Halt auf dem Pfad zu finden, rutschte er mit der Hinterhand ab und wurde mit unwiderstehlicher Kraft in die Tiefe gezogen, heruntergerissen, verschwand aus Jubes Blickfeld.
In ohnmächtiger Wut schlug Jube mit der flachen Hand gegen den Fels. Er fluchte und verdammte sein Pech. Es tröstete ihn wenig, dass er außer seinem Revolver das Geld und das Gewehr noch besaß. Er hatte keinen Bissen zu essen, keinen Schluck zu trinken.
Wasser! Wie sammele ich das Wasser? – Jetzt regnet es noch, dachte er. Aber ich habe keine Flasche, nichts. Ich müsste hinunter in die Schlucht steigen, um alles zu holen. Die Pferde sind tot. Der Weg hinauf zum Pass ist mörderisch weit. Wenn das Gewitter vorbei ist, kommt die Sonne wieder, glühend heiß. Verdammt, ich muss hinunter! Ich muss die Wasserflasche holen und das, was ich noch an Vorräten bei mir habe. Es ist wenig genug.
Es war wirklich wenig genug. Er wusste, dass seine Vorräte ohnehin nur dank der Satteltaschen von Tobler und seinen beiden Kollegen nicht schon lange erschöpft waren. Aber mittlerweile hatte er auch da nicht mehr viel. Unterwegs war es ihm ein paarmal gelungen, Kaninchen zu schießen. Vom letzten hatte er noch angebratenes Fleisch in der Satteltasche. Daran dachte er jetzt. Der Gedanke alleine verursachte in ihm starkes Hungergefühl.
Als das Gewitter nachließ und der Regen schließlich ganz aufhörte, wagte er sich an den Versuch, in die Schlucht hinunterzuklettern. Er besaß kein Lasso, kein Hilfsmittel, um sich den Abstieg zu erleichtern. Die Felsen waren noch feucht, glitschig, gefährlich, den Abstieg zu wagen. Er sagte sich selbst, dass es besser wäre zu warten, aber ein Gefühl trieb ihn vorwärts, keine Zeit zu verlieren.
Er kletterte weiter, und das Glück schien auf seiner Seite. Er schaffte es, ohne einmal in Gefahr zu geraten, vom Felsen abzustürzen. Ganz unten stand er dann auf einem Sockel, der etwa mannshoch war. Dieses letzte Stück wollte er nicht großartig klettern. Er sprang einfach hinunter … und geriet mit dem linken Fuß auf einen etwa faustgroßen Stein. Schon beim Aufsetzen schoss ein stechender Schmerz durch sein linkes Bein bis zur Hüfte hinauf. Er schrie auf. Ihm wurde fast schlecht vor Schmerzen. Er musste sich setzen. Alles drehte sich um ihn, und er verfluchte seinen Leichtsinn, einfach das letzte Stück hinunterzuspringen.
Nach einer Weile ließ der Schmerz nach. Ihm wurde besser. Er stand auf, aber als er auftreten wollte, tat es entsetzlich weh.
Verdammt noch mal, ich hab‘ mir den Fuß gebrochen!, dachte er. Was ist mit dem Fuß? Mühsam erreichte er den Braunen. In dessen Satteltasche war der Vorrat an Essen, und an seinem Sattel hatte auch der Wassersack gehangen. Aber der Wassersack war zerplatzt. Dem Braunen schien es das Genick gebrochen zu haben.
Unter Schmerzen öffnete Jube die Satteltasche, zog das letzte kleine Stück Brot, das von Toblers Männern stammte, heraus, das angebratene Fleisch und den kleinen Beutel mit Tabak, der wohl auch Tobler gehört hatte. Auch die Pfeife war noch da. Als erstes stopfte sich Jube die Pfeife, rauchte ein paar Züge, aber er fühlte sich nicht besser danach. Der Gedanke, hier unten in der Schlucht mit einem offensichtlich gebrochenen Fuß zu sitzen, machte ihn halb wahnsinnig.
Ein unerklärliches Gefühl trieb ihn immer wieder an, auch jetzt. Er schleppte sich mit den Vorräten zurück, sah immer wieder die zerklüfteten Felswände empor, um eine günstige Aufstiegsmöglichkeit zu finden. Mit dem wohl gebrochenen Fuß würde es sehr schwer sein, wieder hinaufzukommen, und er musste hinauf.
Eine Weile quälte er sich hinkend, dann wieder auf den Knien kriechend dahin. Der Schmerz im Fuß nahm wieder zu. Schließlich riskierte er es, den Stiefel auszuziehen. Das war eine Tortur, bei der ihm fast schlecht wurde.
Kaum hatte er den Stiefel herunter, wurde ihm klar, dass er ihn nie wieder an bekommen würde, jedenfalls nicht jetzt und in den nächsten zwei, drei Tagen. Der Fuß schwoll auf der Stelle an, aber der Schmerz ließ augenblicklich nach.
Ein Stück weiter war es auf dem Grund der Schlucht feucht, und dann entdeckte er sogar eine Wasserlache. Er legte den Fuß hinein, und die Kühle tat ihm sehr gut. Die Erleichterung förderte neue Energien in ihm zutage, sein Lebensmut wuchs wieder.
Aber schon der Versuch, wieder an der Felswand emporzuklettern, scheiterte nach kurzer Zeit. Sobald er den Fuß belastete, und er musste ihn belasten, wurde er fast ohnmächtig vor Schmerzen.
So schleppte er sich immer weiter unten auf dem Grunde der Schlucht entlang in Richtung auf den Pass. Manchmal war diese Schlucht sehr tief, da verlief für ihn der