Wo ist Timms Papa?: Sophienlust - Die nächste Generation 47 – Familienroman
By Carina Lind
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Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Wo ist Timms Papa? Ein seltsamer Fall in Sophienlust! Endlich Ferien! Timm kickte seinen Schulranzen in die Ecke und stürmte in das Arbeitszimmer seines Vaters. Falk von Kolke hatte gerade die letzten Zeilen in seinen Laptop getippt. Sein neues Kinderbuch war fertig, der Verlag würde zufrieden sein. »Jetzt können wir uns ein paar Tage Urlaub gönnen«, sagte er zu seinem Sohn und lehnte sich gemütlich zurück. »Urlaub?«, fragte der Achtjährige gespannt. »Und wo fahren wir hin? Nach Mallorca, Australien, an die Ostsee? Oder machen wir eine Safari in Afrika?« »Nein, nein«, lachte Falk. »Ich habe etwas Feines für uns im Hotel ›Drei Eichen‹ gebucht. Das ist in der Nähe von Langenseebach, eine schöne Gegend und gar nicht so weit weg.« »Langenseebach?« Timm machte ein enttäuschtes Gesicht. »Und was machen wir da?
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Wo ist Timms Papa? - Carina Lind
Sophienlust - Die nächste Generation
– 47 –
Wo ist Timms Papa?
Ein seltsamer Fall in Sophienlust!
Carina Lind
Endlich Ferien! Timm kickte seinen Schulranzen in die Ecke und stürmte in das Arbeitszimmer seines Vaters. Falk von Kolke hatte gerade die letzten Zeilen in seinen Laptop getippt. Sein neues Kinderbuch war fertig, der Verlag würde zufrieden sein.
»Jetzt können wir uns ein paar Tage Urlaub gönnen«, sagte er zu seinem Sohn und lehnte sich gemütlich zurück.
»Urlaub?«, fragte der Achtjährige gespannt. »Und wo fahren wir hin? Nach Mallorca, Australien, an die Ostsee? Oder machen wir eine Safari in Afrika?«
»Nein, nein«, lachte Falk. »Ich habe etwas Feines für uns im Hotel ›Drei Eichen‹ gebucht. Das ist in der Nähe von Langenseebach, eine schöne Gegend und gar nicht so weit weg.«
»Langenseebach?« Timm machte ein enttäuschtes Gesicht. »Und was machen wir da? Hocken wir etwa den ganzen Tag im Hotelzimmer herum?«
»Nein, natürlich nicht. In der Nähe gibt es ein Freibad, da fahren wir hin. Und einen Tierpark gibt es auch. Wir können wandern und Fahrrad fahren. Im Übrigen haben wir kein Hotelzimmer, sondern eine Suite.«
»Eine Suite?«, fragte Timm. »Was ist denn das?«
»Es ist nicht nur ein einziges Zimmer, es sind drei. Eins für dich, eins für mich und eins für uns beide zusammen. In dem gibt es sogar einen extra großen Fernseher und …«
»Aha, ich soll also vor der Glotze sitzen, damit du deine Bücher schreiben kannst«, fiel Timm seinem Papa altklug ins Wort.
»Auf keinen Fall! Meinen Laptop nehme ich gar nicht mit«, sagte Falk und klappte seinen Rechner zu.
»Prima«, freute sich Timm. »Aber was ist mit Bonnie?«
»Bonnie nehmen wir natürlich mit.«
Kaum hatte sie ihren Namen gehört, kam Bonnie in Falks Arbeitszimmer gestürmt und hopste an Timms Beinen hoch. Timm nahm seinen kleinen Wuschelhund auf den Schoß und gab ihm einen dicken Kuss in sein weiches Fell.
*
Am nächsten Morgen sollte es losgehen. Die Koffer waren schnell gepackt. Timm suchte noch seine Lieblingsbücher zusammen und legte sie oben in die Reisetasche. Sein Papa hatte diese Bücher geschrieben. Timm hatte sie längst alle gelesen. Aber er fand die Geschichten so lustig und spannend, dass er sie gerne noch einmal lesen wollte. Am schönsten war es natürlich, wenn sein Papa abends an seinem Bett saß und ihm aus den Büchern vorlas.
Falk verstaute das Gepäck in seinem geräumigen Wagen. Zum Schluss hievte er Timms Kinderfahrrad hinein, danach sein knallgelbes Mountainbike. Eigentlich mochte Falk die Farbe nicht besonders. Vor allem die violetten Streifen am Lenker wirkten aus seiner Sicht bizarr. Aber als er das Fahrrad kaufte, hatte er Timm mit ins Geschäft genommen. Timm war total begeistert gewesen, als er das Rad sah. Weil er ihm eine Freude machen wollte, hatte er dann genau dieses Rad gekauft.
Die Fahrt nach Langenseebach dauerte nicht lange, bereits nach knapp zwei Stunden tauchte das Ortsschild auf.
»Wir sind gleich da«, sagte Falk zu seinem Sohn, der auf dem Rücksitz saß. Timm hatte Bonnie auf den Schoß genommen und streichelte sie.
Falk blickte auf sein Navigationsgerät. Jetzt musste er von der Bundesstraße abbiegen, weiter ging es über eine Nebenstrecke, die zunächst an einem Bach entlangführte. Schließlich führte ihn das Navi durch einen dichten Wald, hier war die Straße sehr kurvenreich. Falk musste sehr vorsichtig fahren.
»Ob man hier Pilze sammeln kann?«, fragte Timm. Gedankenverloren blickte er aus dem Fenster. Früher war er oft mit seiner Mama in den Wald gegangen, um Pilze zu sammeln.
»Pilze sicher nicht«, sagte Falk. »Die wachsen erst im Herbst. Aber wir können schauen, ob es Himbeeren oder Blaubeeren gibt.«
Endlich lichtete sich der Wald und gab den Blick auf weite Wiesen und Weiden frei. Das Hotel lag auf einer Anhöhe. Es sah noch schöner aus als auf dem Foto, das Falk im Internet gesehen hatte.
»Ui.« Timm pfiff durch die Zähne, als er aus dem Wagen sprang. »Das ist ja ein richtig riesiger Kasten!«
Noch mehr aber staunte der Junge, als sofort ein Angestellter des Hotels herbeieilte, um den neuen Gästen mit dem Gepäck zu helfen. Der junge Mann trug einen superschicken Anzug, wie Timm fand. Er hatte ein Schild auf der Brust, auf dem das Wort ›Sonnenschein’ zu lesen war.
»Sonnenschein?«, fragte Timm erstaunt. »Was bedeutet denn das?«
»Das ist mein Name«, antwortete der junge Mann mit einem Lächeln. Dann wandte er sich an Falk und fragte, ob die Fahrräder in der Remise untergebracht werden sollten.
Nachdem alles geregelt war, führte Herr Sonnenschein die neuen Gäste zur Rezeption. Dort nahm eine Dame mit dicker Brille die Anmeldung entgegen.
»Herr Falk von Kolke mit Sohn Timm«, bemerkte die Dame und schob ihre Brille zurecht. Dann beugte sie sich über den Empfangstresen und blickte nach unten. »Nebst Hund Bonnie«, fügte sie lächelnd hinzu. Anschließend tippte sie mit flinken Fingern in ihren Computer. Sie trug ein dunkelblaues Kostüm, das ebenfalls mit einem Namensschild versehen war. Sie hieß Frau Schröder.
Falk und Timm fuhren mit dem Aufzug in den dritten Stock, wo sich ihre Suite befand. Herr Sonnenschein hatte das Gepäck bereits vor der Tür mit der Nummer 333 abgestellt.
Als Falk die Tür öffnete, war er sehr zufrieden. Der Hauptraum war geräumig und sehr geschmackvoll eingerichtet. In der Mitte prangte ein großes Sofa, davor stand der riesige Fernseher. Hinter dem Sofa gab es einen runden Tisch mit mehreren Stühlen, an der Seite standen noch zwei Sesselchen. Links führte eine Tür in einen kleineren Raum, es war ein Schlafzimmer, das sehr gemütlich eingerichtet war.
»Hier schlafe ich!«, rief Timm und warf sich auf das Bett. Doch sofort sprang er wieder herunter, denn auf der anderen Seite des Fernsehzimmers gab es noch eine weitere Tür. Natürlich wollte Timm auch diesen Raum begutachten.
»Aha, das ist deine Bude«, bemerkte Timm, worauf Falk unwillkürlich lachen musste.
Kaum hatten sich Vater und Sohn in ihrer Suite eingerichtet, wollte Timm wissen, was sie nun unternehmen konnten.
»Erst machen wir einen Spaziergang mit Bonnie«, schlug Falk vor. »Einmal rund um das ganze Hotel. Und dann fahren wir zur Kirmes.«
»Zur Kirmes?«, Timms Augen leuchteten auf. »Hier gibt es eine Kirmes? Davon hast du mir noch gar nichts erzählt.«
»Ich wollte dich überraschen. Im Internet habe ich gelesen, dass im Nachbardorf eine Kirmes veranstaltet wird. Es ist nicht weit von hier.«
»Prima!«, freute sich Timm, und schon nahm er Bonnie an die Leine.
*
Die morgendliche Anreise, eine extra lange Gassirunde mit Bonnie, die Kirmes und dann das tolle Abendbüfett im `Drei Eichen‹ –abends war Timm rechtschaffen müde. Bonnie hatte sich auch schon in ihrem Körbchen zusammengerollt, als er unter seine Bettdecke kroch. Der Auto-Scooter, das Kettenkarussell, die Achterbahn, alles schwirrte noch in seinem Kopf herum, trotzdem wollte er noch eine Gutenachtgeschichte hören.
Falk setzte sich zu seinem Sohn an das Bett und griff nach den Kinderbüchern, die auf dem Nachttisch lagen.
»Was möchtest du denn hören?«, fragte er.
»Die Geschichte von Herrn Dünkelwein und dem sprechenden Papagei.«
Also nahm Falk das Buch und klappte es auf. Eigentlich kannte Timm die Geschichte von Herrn Dünkelwein in- und auswendig, aber er fand sie so schön, dass er sie immer wieder hören wollte. Und er war mächtig stolz auf seinen Papa, dass der so lustige Geschichten erfinden konnte.
Falk hatte das erste Kapitel noch nicht beendet, da war Timm bereits eingeschlafen.
Falk blieb noch ein Weilchen neben Timms Bett sitzen. Voller Liebe betrachtete er seinen Sohn, der seiner Mutter so ähnlich sah und ihn täglich an Franziska erinnerte. So wie immer, wenn Falk an seine verstorbene Frau dachte, wurde ihm ganz weh ums Herz. Wie hatte sie damals gekämpft