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Grün II: Wächst Wie Unkraut
Grün II: Wächst Wie Unkraut
Grün II: Wächst Wie Unkraut
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Grün II: Wächst Wie Unkraut

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About this ebook

Grün II: Wächst Wie Unkraut ist die Insider-Geschichte des ersten deutschen Cannabis-Anbaugebots.

Vor einem globalen Hintergrund großer Veränderungen und einer der herausforderndsten Perioden der Weltgeschichte seit dem Zweiten Weltkrieg, bringt die Cannabis-Reform eine zusätzliche seltsame Wendung, wenn nicht gar Schärfe in diese Sache.

Grün II ist zunächst einmal ein Wirtschaftsbuch. Es beginnt mit einem Überblick über die Ökonomie der Branche selbst, einschließlich der Taktik der Geldbeschaffung, der Geschäftsgeschichte, der Cannabisreform in anderen Ländern - wie Kanada -, die auch eine große Rolle bei der Entwicklung des europäischen Marktes gespielt hat - im Guten wie im Schlechten.

Das beginnt mit der Geschichte hinter der ersten deutschen Ausschreibung für den Anbau selbst und dem hinterhältigen Machtspiel, das in Europa ausbrach, als hoch verschuldete kanadische Pot-Unternehmen, die an nordamerikanischen Börsen über die umstrittene Praxis der "umgekehrten Börsengänge" notiert waren (in diesem Fall Mantelgesellschaften von Bergbauunternehmen), schnell Kapital aufnehmen mussten.

Die Patienten forderten ihr Recht auf Eigenanbau in Kanada vor dem Obersten Gerichtshof, und ein Skandal nach dem anderen um Pestizide und falsche Abrechnungen kam ans Tageslicht.

Das begann damit, dass zunächst bis zur Klärung der ersten Klagerunde vor dem Bundesgerichtshof in Düsseldorf 2018 alle deutschen Bewerber um das Recht zum Anbau von medizinischem Cannabis (für gesetzlich versicherte
Bundesbürger) von der Teilnahme an der Ausschreibung überhaupt ausgeschlossen waren. Von den letzten drei Gewinnern ist nur einer angeblich "deutsch" und ist das Nebenprodukt einer bis heute sehr seltsamen Fusion/Kooperation mit einem großen öffentlichen kanadischen Unternehmen.

Grün II, der zweite Teil einer Serie, befasst sich mit einigen der nach Cannabis duftenden sozioökonomischen Lücken in dem, was Europäer, wenn nicht sogar Deutsche, für eine umfassende Gesundheitsversorgung halten, die ziemlich erschreckend sind. Fügen Sie Cannabis zu der Mischung für den durchschnittlichen chronisch kranken deutschen Patienten hinzu, und das gepriesene System beginnt dem amerikanischen System der Steroide zu ähneln.

Es ist jetzt für die Patienten nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren, weil es die ersten Stufen der Reform schon gab. Dennoch ist klar, dass es noch ein weiter Weg ist, auch gesetzgeberisch.

Immerhin gibt es heute deutschlandweit Kurse zur Verschreibung und Verabreichung von cannabinoiden Medikamenten, die es vor drei Jahren noch kaum gab.

Green nimmt den Leser mit auf eine Reise in diese Welt, auf professionelle Business- und Medizinkonferenzen im ganzen Land und in ganz Europa; zu einer Zeit, in der das Angebot 2019 in seiner letzte Phase ist. Die Geschäfts- und Unternehmergeschichten von kleinen Start-ups sind ebenso Teil des Buches wie die hochtrabenden Business-School-Taktiken von börsennotierten Pot-Unternehmen.

Von elitären Konferenzen in Londons berühmten Wahrzeichen und Berlins teuersten Hotels bis hin zu den primitiven Bedingungen eines polnischen medizinischen Cannabis-Safe-Houses zeigt Grün II den Hintergrund, vor dem sich politische und wirtschaftliche Reformen rund um Cannabis eindeutig mit sozioökonomischen Interessen vermischen, und das auf eine Weise, die nachdenklich machen.

Das für ein Laienpublikum geschriebene Buch (im Original auf Englisch) ist das erste, das die Cannabisreform aus mehreren Blickwinkeln betrachtet.

LanguageDeutsch
Release dateJan 31, 2021
ISBN9781005214753
Grün II: Wächst Wie Unkraut
Author

Marguerite Arnold

Marguerite Arnold is a German-American author, journalist and entrepreneur. She has been covering the cannabis industry from Europe since 2014.Born in New York City, she grew up in the UK and has lived and worked in three countries (so far). These days she calls Germany home, after having just won her dual citizenship in a landmark Supreme Court case that addresses and overcomes systematic prejudice in the court systems since 1945 in implementing the historic Right of Return granted to all those who fled the Third Reich.In the United States, her career spanned film and documentary production of the digital kind and she pioneered the use of digital technology in both brick and mortar and remote consumption. She has also worked in state and national politics, IT, banking, finance and cleantech as well as sustainability.Since moving to Germany, she has learned passable German, obtained her Executive MBA, and founded several healthcare and digital health related startups. She has also written two books while covering the expansion of the cannabis industry in the U.S., Germany and across Europe but also increasingly globally.

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    Book preview

    Grün II - Marguerite Arnold

    Für alle diejenigen, für die eine Cannabisreform noch nicht gekommen ist

    Die Sonne geht unter, der Abendstern

    und ein deutlicher Ruf für mich!

    Und sei auf der Sandbank* kein Stöhnen zu hör'n,

    wenn zum Meer ausfahre ich,

    doch solch eine Tide, die schläfrig kommt,

    zu mächtig für Schall und Schaum,

    wenn, was aus grenzloser Tiefe kommt,

    zurückkehrt nach daheim.

    Zwielicht und Abendläuten

    und danach nur die dunkle See!

    Und sei keiner traurig von meinen Leuten,

    wenn an Bord ich geh;

    Kann auch die Flut weit mit mir gehn,

    über Grenzen von Zeit und Ort in die Meere,

    so hoff ich, meinen Lotsen persönlich zu sehn,

    wenn ich die Sandbank quere.

    Überquerung der Sandbank

    --Alfred Lord Tennyson

    (Kurze) Zeitleiste der bisherigen Geschichte...

    In einer Galaxie nahe der Heimat

    Dieses Buch erzählt die Insider-Story um das erste deutsche Vergabeverfahren für den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken, das einzigartig in dieser Branche war, weltweit.

    Die Zeitlinie dahinter, die Kräfte, die es geprägt haben, und der Fallout, der nicht nur in Deutschland, sondern weltweit entstanden ist, spielen eine große Rolle in der Diskussion über den „normalen" Umgang mit Cannabis.

    Über den öffentlichen Versicherungsschutz hinaus hat dies auch einen vollständigen GMP-zertifizierten, globalen Referenz-Großhandelspreis für Cannabis flos (Cannabis-Blüten) geschaffen.

    Es hat auch eine anhaltende Debatte über die medizinischen, wenn nicht sogar psychoaktiven Wirkungen aller Teile der Pflanze vorangetrieben.

    Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf den menschlichen Körper durch die Aufnahme dieser und extrahierter Cannabinoide und ätherischen Öle.

    Dass dies alles relativ schnell und im internationalen Kontext geschehen ist, ist der erste Teil der Geschichte des deutschen Vergabeverfahrens für den Cannabis-Anbau zu medizinischen Zwecken.

    Hier ist, in verkürzter Form, ein kurzer Überblick über die wichtigsten Ereignisse bis zum Jahr 2019, dem Jahr, in dem der Zuschlag tatsächlich erteilt wurde.

    Man muss bedenken, dass dieses Buch erst gut 15 Monate später, im Herbst 2020, erscheinen wird.

    2012: Zwei amerikanische Bundesstaaten, Colorado und Washington State, verabschieden nach Referenden der Wähler die Legalisierung des Verkaufs von Cannabis für den Freizeitgebrauch.

    Das alles während der nationalen Präsidentschaftswahlen, die auch Barack Obama (zurück) ins Weiße Haus bringt.

    2013: Kanada verabschiedet eine Bundesreform zur Legalisierung von medizinischem Cannabis und Uruguay wird das erste Land, das den Freizeitkonsum legalisiert.

    2014: Colorado beginnt am Neujahrstag mit dem Verkauf von Cannabis für den Freizeitgebrauch als erster amerikanischer Bundes-Staat - etwa 11 Monate, nachdem die Wähler an die Urnen gegangen sind, um für eine Änderung zu stimmen.

    Im Juli wird der Staat Washington der zweite US-Bundesstaat, der den Verkauf und die Nutzung von Cannabis zum Freizeitgebrauch legalisiert. In Kanada wird Tweed (später Canopy Growth) als erstes öffentliches Cannabisunternehmen an der Toronto Stock Exchange (TSX) gelistet.

    Es folgen schnell weitere Firmen, die heute die größten und bekanntesten Cannabisunternehmen der Welt sind (Tilray, Aurora, Maricann/Wayland Corporation, Aphria und weitere).

    2015: Die deutsche Regierung wird erfolgreich vom Patienten Guenther Weiglein verklagt, ihm und anderen Patienten zu erlauben, ihr eigenes Cannabis anzubauen, wenn sie es sich nicht leisten können, es in einer Apotheke zu kaufen (damals ca. € 1.500 pro Monat oder etwa €2.000). Weiglein und andere Patienten erhalten das Recht zum Eigenanbau. Dies wird später wieder rückgängig gemacht, nachdem Deutschland seine eigenen nationalen Gesetze im Jahre 2017 ändert und damit das dritte Land nach Israel und den Niederlanden (das anschließend seinen gesetzlichen Versicherungsschutz aufhebt) ist, das die Versorgung mit medizinischem Cannabis durch die gesetzlichen Krankenkassen absichert.

    2016: Der Start-up-Distributor, die Frankfurter MedCann GmbH, wird das

    erste deutsche Unternehmen, das kanadisches Floß (Cannabis-Blüten)) auf den deutschen

    Markt bringt. Gegründet wird das Unternehmen von einem amerikanischen Biologen mit deutscher Ausbildung und Berufserfahrung als Stammzellenforscher und Geschäftsmann. Am Ende des Jahres wird das Start-up von Canopy Growth aufgekauft, etwa zur gleichen Zeit kauft das Unternehmen auch die kanadische Firma Mettrum (ebenfalls fast zeitgleich in der Heimat in Pestizidskandale verwickelt). Bis zum Ende des Jahres erscheinen weitere Akteure auf den Markt, darunter Podemos (später von Aurora übernommen) und Deutschlands dritter Indie-Distributor Cannamedical, das vom deutschen Millennial David Henn gegründet wurde.

    4. November 2016: Donald Trump gewinnt die amerikanischen Präsidentschaftswahlen.

    Sein erster Justizminister, Jeff Sessions, sagt, dass nur schlechte Menschen Cannabis konsumieren. Bis heute gibt es keine Bundesreform, obwohl mittlerweile 15 US-Bundesstaaten Gesetze verabschiedet haben, die den Freizeitkonsum von Cannabis legalisieren. (Während die COVID-19-Pandemie die USA weiterhin im Griff hat, erhalten Apotheken, und auch die staatlichen Industrien, die sie unterstützen, den Status essentiell, um während der Pandemie und des shutdowns offen zu bleiben.)

    Januar 2017: Der von Donald Trump ernannte Generalbundesanwalt Jeff Sessions hebt das Cole Memorandum auf, das die einzelnen US-Staats-Märkte vor Eingriffen des Bundes schützen soll. Auch die niederländischen Versicherer kündigen an, dass sie die Deckung der Ansprüche von Patienten im Inland einstellen werden. Im selben Monat kündigt der Deutsche Bundestag die einstimmige Verabschiedung des neuen deutschen medizinischen Cannabisgesetzes an.

    Dieses besagt, wenn Cannabis von einem qualifizierten Arzt als Medikament der letzten Instanz verschrieben wird, dass die öffentlichen Krankenkassen den Großteil, wenn nicht gar alle Kosten übernehmen müssen.

    März 2017: Deutschland ändert sein Bundesgesetz zur Einführung von Cannabis auf

    auf Rezept, das auch von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet wird.

    April 2017: Die deutsche Regierung/BFarm schreibt das erste Vergabeverfahren für den Anbau von Cannabis im Inland überhaupt aus, obwohl sie natürlich erst durch die von Patienten eingereichten Klagen dazu gezwungen wurde. Dank mehrerer Fehler des BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und weiterer Klagen seitens Firmen, die am Bewerberverfahren teilnehmen wollten, werden die Finalisten der Bewerbung erst im Frühjahr 2019 ausgewählt.

    Sommer 2017: Gegen das BfArM, das die Ausschreibung beaufsichtigt, werden Klagen eingereicht. Während dies von den großen kanadischen Firmen streng geheim gehalten wird, ist der Grund für den anschließenden technischen Fehler des BfArM folgender:

    Weil die deutsche Regierung pharmazeutische Qualität (EU-GMP-zertifiziert) verlangt, aber niemand in Kanada ein Produkt hat, das demselben entspricht; obwohl die Ausschreibung extra so geschrieben wurde, kanadischen Cannabisfirmen einen Vorteil zu verschaffen. Die damalige Argumentation der deutschen Regierung, den Kanadiern diesen Vorteil überhaupt zu gewähren, ist, dass Kanada bereits eine föderale Gesundheitsreform verabschiedet hat. Mit dieser Ausrede werden jedoch alle deutschen Bewerber in der ersten Runde ausgeschlossen, während die Kanadier es nicht schaffen, die GMP und andere geforderte Zertifizierungen während des gesamten Angebotsprozesses zu erbringen (mit einer Ausnahme).

    März 2018: Das Vergabeverfahren fällt vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf in sich zusammen mit der Begründung, das BfArM habe einen technischen Fehler begangen.

    Sommer 2018: Das BfArM schreibt das überarbeitete Angebot erneut aus, mit einer Frist bis zum 12. Oktober. Etwa drei Tage vor Ablauf der Frist im Oktober wird jedoch eine neue

    Klage eingereicht, die schließlich im April 2019 verhandelt wurde und die Ausschreibung erneut verzögerte. In der Zwischenzeit hat auch die Deutsche Börse in Frankfurt kurzzeitig die Freigabe aller an der Börse gelisteten Aktien von Cannabisunternehmen aus Nord-Amerika gestoppt, weil ihre Clearing-Gesellschaft in Luxemburg sie nicht freigeben kann. Der Grund? Cannabis ist in Luxemburg immer noch illegal. Luxemburg ändert praktischerweise sein medizinisches Cannabisgesetz einige Wochen später, aber seitdem hat die Deutsche Börse eine Politik implementiert, die es ihr erlaubt, die Freigabe zu widerrufen. In der Zwischenzeit schiebt die regierende politische Koalition in Luxemburg auch die europäische Cannabis-Diskussion an, indem sie ankündigt, dass eine vollständige Reform des Freizeitkonsums auf ihrer nächsten Fünf-Jahres-Gesetzgebungsagenda stehen wird, einige Monate nachdem es seine medizinischen Cannabisgesetze geändert hat.

    Herbst 2018: Große Bier-, Tabak- und Spirituosenunternehmen plus Coca Cola, investieren in alle großen Cannabis-Unternehmen, sowohl in Kanada als auch in den USA. Tilray schließt den ersten Deal seiner Art mit Novartis, einem globalen Pharmaunternehmen, ab. Die bisher größte Investitionssumme, über $5Milliarden von der Bierbrauerei Constellation, geht in die Kassen von Canopy Growth, von denen man zu diesem Zeitpunkt erwartet, zumindest einige Anbaulizenzen in der deutschen Ausschreibung zu erhalten/zu gewinnen. Südafrika wird das zweite Land in Afrika (nach Lesotho), das seine Cannabisgesetze reformiert. In Südafrika,

    geschieht dies durch ein Gerichtsverfahren, in dem das Recht, Cannabis zu konsumieren, als verfassungsmäßiges Recht verankert wird.

    Diese Entwicklung führt auch dazu, dass kanadische Unternehmen (und globale Investoren) beginnen, in den Anbau insbesondere in Lesotho zu investieren. Die wichtigsten Unternehmen in diesem Bereich aus Kanada hielten im Oktober auch eine erste Investoren-Konferenz in Frankfurt/Main ab, wo sie allerdings erfolglos versuchten, den deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn für ihre Interessen zu gewinnen.

    Die Themen? Bestehende Regulierungen und deren Durchsetzung, darunter das anhaltende Drama an der Deutschen Börse sowie das Schicksal der Bewerbung (gegen das die nächste Klage an diesem Wochenende ansteht, angestoßen von nicht-kanadischen Unternehmen). In der darauffolgenden Woche gibt Aurora bekannt, dass das Unternehmen an die Börse geht - nicht in Frankfurt, wie Gerüchten zufolge, sondern in New York.

    Schließlich erlaubt auch das Vereinigte Königreich die Verschreibung von medizinischem Cannabis auf Rezept nach Schedule II. Allerdings dauert es ein weiteres Jahr, bis der National Health Service (NHS) die ersten formalen Richtlinien für die Verschreibung und Versorgung herausgibt. Chronische Schmerze, derzeit das Hauptaugenmerk auf dem deutschen Markt, ist explizit ausgenommen, genauso wie andere gesundheitliche Leiden. Kanada beginnt nun auch mit einer sechsmonatigen Verzögerung den Markt für gelegentlichen Konsum zu öffnen.

    Weihnachten 2018: Israel und Thailand ändern ihre nationalen Gesetze zu Cannabis. Im Falle Israels geht es darum, (endlich) medizinische Cannabis-Exporte zu erlauben, zumindest in der Theorie (obwohl dies im Jahre 2020 immer noch eine theoretische Diskussion ist). In Thailand ändert die Legislative das Gesetz, nicht nur um den medizinischen Cannabiskonsum zu erlauben, sondern auch der Export wird legalisiert... als Geschenk an das thailändische Volk.

    Das Jahr 2019 begann also mit einer sich im Schleudergang befindlichen Industrie, egal wie sehr das das Getriebe stotterte, und stürzte sich fast überall in eine weitaus kompliziertere Diskussion.

    Dabei wurden die Weichen für zukünftige Reformen gestellt.

    Vorwort

    Viele Dinge haben sich geändert, seit ich das erste eBook in dieser Serie geschrieben habe,

    Green: Das erste Jahr der modernen amerikanischen Marihuana-Reform.

    Sowohl in meinem Leben als auch in der Cannabis-Industrie weltweit.

    Natürlich ist das Jahr 2020, in dem ich an diesem Buch arbeite, ein Jahr, in dem sich alles um Veränderungen dreht... auch in Bezug auf Cannabis.

    Es war ein Jahr, in dem die Branche endlich von mehreren Gerichten als lebenswichtig anerkannt wurde.

    Und als Patienten wichtige Siege errungen haben, die politisch nachhallen, und auch die Branche vorantreiben können.

    Kurz vor der Veröffentlichung dieses eBooks und in mancher Hinsicht wichtiger als der nächste Bewohner des Weißen Hauses, haben die U.S.-Präsidentschaftswahlen 2020 den Kampf einen anderen Umgang mit Cannabis in mehreren US-Bundesstaaten vorverlegt.

    Mindestens zwei dieser Staaten sollten nach Meinung der Wähler die Umsetzung beschleunigen, zum großen Teil wegen der Frustration über fehlende Reformen auf Bundesebene.

    Auf der anderen Seite des großen Teiches, in Europa, suchen die Länder ebenfalls nach Möglichkeiten, ihre Cannabisvorschriften und -regeln zu aktualisieren, auch wenn die meisten noch zögern, über die medizinische Diskussion hinauszugehen. Noch.

    Genauso wie die Bürger Neuseelands, die es ebenfalls gerade abgelehnt haben, aus ihrem Medizinmarkt etwas mehr zu machen. Bis jetzt.

    Alle diese jüngeren Ereignisse sind stark von den Entwicklungen beeinflusst, die in diesem Buch (und im Fall der US-Bundesstaatenmärkte speziell von seinem Vorgänger) behandelt werden.

    Doch bei all den Enthüllungen, die ich bespreche, und den Ereignissen, die ich beschreibe, waren die Trends, die hinter all dem stehen (sowohl in Sachen Cannabis als auch darüber hinaus), und die die Welt im Jahr 2020 prägten, bereits auf dem Weg.

    2019 begannen unaufhaltsame Kräfte, den Planeten heimzusuchen, der ihnen 2020 nicht mehr widerstehen konnte.

    Das beginnt mit der Unvermeidbarkeit einer globalen Pandemie, die den Begriff des Normalen verändern wird. Es beinhaltet auch ein Verständnis dafür, dass der derzeitige Zustand, wenn nicht das Leben selbst, in keinster Weise nachhaltig ist.

    Zu diesem Paradigmenwechsel, der durch die erheblichen Auswirkungen einer weltweiten Gesundheitskrise, gepaart mit den unvermeidlichen wirtschaftlichen Verwerfungen, deutlich beschleunigt wird, gehört auch eine Cannabisreform.

    Und das wird bis Ende 2020 vermutlich (hoffentlich) auch die weiteren Überlegungen, wenn nicht die überfällige Entscheidung der Vereinten Nationen in Form der

    Weltgesundheitsorganisation (WHO) betreffen, wie und wo man die Pflanze in bestehende Klassifizierungen weltweit einordnet. Oder eben auch nicht.

    Es bleiben zu viele Fragen und Ungewissheiten in zu vielen Ländern - von der US-Bundesreform bis zur Vorwärts-Bewegung auf EU-Ebene.

    Doch das Thema ruht nicht. Es gibt auch Ende 2020 Bewegung, da Europas höchstes Gericht in Luxemburg entschieden hat, dass CBD nicht nur kein Betäubungsmittel ist, sondern auch grenzüberschreitend verkauft und wie jedes andere Konsumprodukt vermarktet werden kann - solange es legal hergestellt wurde.

    In der Zwischenzeit kündigte Israel an, dass sie irgendwann im Herbst 2021 ein Experiment beginnen werden, genau zu der Zeit, in der Luxemburg seinen Markt öffnen wird.

    Obwohl die Cannabis-Reform selbst nicht wie, sagen wir, die Demokratie ist, sind die beiden in der Tat sehr stark miteinander verbunden. In der Form, dass die Forderung nach beidem von der legitimierten Basis kam (Patienten und ihre Anwälte und Wähler). Bis jetzt hat es noch kein öffentliches Mandat zur Legalisierung der Pflanze gegeben, das von einer (angeblich) demokratisch gewählten Regierung ordnungsgemäß umgesetzt wurde.

    Vielleicht ändern aber demnächst legalisierende amerikanische Bundesstaaten oder sogar Luxemburg das noch. Wie auch immer, die Sache ist noch nicht entschieden, weil die unterstützenden Bürokratien, die ebenfalls (zusammen mit den öffentlichen Geldern, die sie dafür erhalten) verpflichtet sind, dasselbe umzusetzen, durch die Pandemie belastet, wenn nicht gar gebremst wurden. Und sie mussten sich mit Unterfinanzierung und anderen Schikanen herumschlagen, lange vor dem Brexit oder Trump.

    Bisher ist es nirgends zu einer reibungslosen Umsetzung einer Reform im medizinischen oder im Freizeitbereich gekommen. Siehe z.B. Mexiko, wo der Oberste Gerichtshof in den letzten fünf Jahren zweimal über die grundsätzliche Verfassungswidrigkeit der Blockierung eines medizinischen- oder Freizeit-Marktes entschieden hat und eine Legislative, die bis zur buchstäblich letzten Minute (15. Dezember 2020) wartet, um ein solches Gesetz zu verabschieden.

    Die Ausführung wurde nach mehrfachen Ausreden und Verzögerungen schlecht und ungeschickt umgesetzt - überall.

    Das ist alles sehr besorgniserregend, ganz abgesehen von dem spezifischen Problem, um das es hier geht.

    Die Cannabisreform ist eine weit verbreitete Forderung der Bevölkerung, unabhängig von politischen Anschauungen - mal abgesehen von der extremen Rechten. Im Moment ist es fast überall auch ein Lackmustest, der beweist, wie ineffizient, wenn nicht gar taub die meisten Politiker und die Bürokratien sind.

    Beginnen wir mit diesem Gedanken: Wenn die Regierungen nicht in der Lage sind, eine grundlegende (zumindest medizinische) Cannabisreform umzusetzen, und das relativ schnell, was haben wir dann erst bei Themen wie z.B. der globalen Erwärmung zu erwarten? Wenn nicht demokratischer Wandel und Reform der Regierung selbst?

    Die Erfolgsbilanz der Cannabisreform hat, trotz einigen Erfolgen, bisher massive Probleme und Rückschläge erlitten. Mit diesen werden sich sowohl die Industrie als auch die Regierungen auseinander setzten müssen, wenn Cannabis als Gesundheits- und als Wellnesspflanze immer gesellschaftsfähiger wird.

    Dies ist ein weiterer Punkt, an dem das Thema Cannabis als Medizin zu einem Thema von großem öffentlichem Interesse wird.

    Wenn nämlich die Einführung von Cannabis als neues Medikament als Maßstab dafür gilt, wie (z.B.) die deutsche Regierung darauf reagiert, wie effektiv wird dann eine frühe Einführung von Pandemie-Medikamenten oder gar Impfstoffen in den nächsten 12 - 24 Monaten sein?

    Das ist alarmierend. Und unter Umständen so störend, dass Regierungen daran zerbrechen können.

    Der Bürgerkrieg, den ich in meinem ersten Buch über Cannabis vorausgesagt habe, ist nun eine realistische Möglichkeit, zumindest in den USA. In Europa ist der Brexit ein Erdbeben, das noch nicht vorbei ist.

    Die Cannabisreform ist auch nicht wie der Aufstieg von Autokraten wie Donald Trump, oder das Rütteln am Kern der Europäischen Union seit dem Auftauchen von COVID-19. Oder auch die mögliche Neuordnung der globalen Kräfte, egal wer welches politische Amt inne hat.

    Es geht um Themen, die politisch sind, aber es geht weit darüber hinaus.

    Abgesehen davon will die extreme Rechte, in jedem Land, die gesamte Cannabis-Diskussion ignorieren.

    1% der Bevölkerung bekommen auch Covid-19, aber sie verlassen sich weiterhin auf den Rest von uns, um selbst grundlegende Dinge für sie zu erledigen.

    Dank der Pandemie ist das Jahr 2020 aber auch ein Jahr, das weltweit viele Themen der medizinischen Grundversorgung in den Vordergrund gerückt hat, in einer für Cannabis-Patienten verständlichen Weise.

    Es betrifft das eigene Leben von Grund auf, Cannabis-Patient zu werden. Nämlich: Wenn ich heute an einer chronischen, bisher unheilbaren Krankheit erkranke, kann ich dann überhaupt Medikamente bekommen?

    Aus persönlicher Sicht, über mein Standing in der Branche hinaus (egal ob als Journalist oder als Unternehmer), werden die beiden immer miteinander verbunden sein.

    Warum? Weil ich, jenseits meiner beruflichen Tätigkeit, ein Patient mit einer komplexen Erkrankung bin, die nur mit diesem Medikament behandelt werden kann.

    Ich wurde als Kind von Menschenhändlern verschleppt und war den Schrecken der körperlichen und seelischen Misshandlung und der damit verbundenen mangelnden Versorgung ausgesetzt, bis ich schließlich im Alter von 45 Jahren entkam. Schockierend, sicherlich, aber noch erschreckender ist, dass dieses Verbrechen bisher weder in den USA noch in Großbritannien strafrechtlich verfolgt wurden... und sich die deutsche Regierung damit bisher Zeit gelassen hat. Was ich nicht nur als Kind, sondern auch in jüngerer Zeit erlebt habe, ist eine weitere Epstein-Saga, die sich nun über vierzig Jahre erstreckt und eine schreckliche antisemitische Wendung beinhaltet.

    Selbst als ich im Alter von 40 Jahren einer Krankheit erlitt, die durch direkte physische und psychische Gewalt und mangelnde Pflege als Erwachsener verursacht wurde, versuchten meine beiden Brüder und andere Familienmitglieder, die in das ursprüngliche Menschenrechts- und Gewaltverbrechen verwickelt waren, mich zu töten, als ich versuchte, meinen Vater zwischen 2003 und dem Zeitpunkt seiner Ermordung am Martin Luther King Jr. Day in Großbritannien, 2012, nach Deutschland zu holen.

    Im Jahr darauf floh ich nach Deutschland, immer noch verfolgt, beobachtet und gestalkt von meinen Brüdern.

    Gerechtigkeit kommt in kleinen Schritten, und ich feiere sie, wo und wann immer ich sie finde.

    Es geht nie ohne eine klare Haltung und meist einen großen Kampf.

    Wie der alte Aphorismus sagt: Wenn du nicht für etwas stehst, wirst du für alles fallen.

    In Texas sagt man: There is nothing in the middle of the road except yellow lines and dead armadillos.

    Das Gleiche gilt für Cannabis, ganz allgemeinen.

    Fünf Jahre, nachdem ich das erste Buch dieser Serie geschrieben habe (Green: The First 12 Months of Modern American Marijuana Reform), gibt es eine boomende, legale internationale Industrie. Das allein ist schon ein Grund zum Feiern... ganz unabhängig von den nervigen Verzögerungen und Hürden, die noch zu nehmen sind.

    Ganz zu schweigen von all den Betrügereien. Es gibt allerdings auch gute und ehrliche Menschen in dieser Branche, auch wenn man kaum etwas von ihnen hört.

    Eine der Triebfedern für meine Schreibleidenschaft, egal wann, wo oder wie viel ich schreibe, ist, dass ich viele faszinierende, gute und gut informierte Menschen kennengelernt habe, unabhängig von den seltsamen, wenn nicht gar zwielichtigen, die mir ebenfalls begegnet sind.

    Sie sind das Gesicht, wenn nicht sogar das Herz dieser sich noch entwickelnden Bewegung, ganz zu schweigen von der Industrie dahinter.

    Das Persönliche ist das Politische, in meinem Leben ebenso wie in vielen anderen.

    Und das ist das Faszinierende, wenn nicht gar das Aufregende daran.

    Aber auf einer persönlichen Ebene gibt es Grund zur Freude, denn es hat eine echte und dauerhafte Veränderung gegeben. Zwischen der Veröffentlichung des ersten Buches und dem Schreiben dieses ging ich zur Graduiertenschule und erhielt 2017 meinen lange aufgeschobenen EMBA, wobei ich die erste Person war, die einen Cannatech-Businessplan an einer deutschen Business School einreichte.

    Das war ein Kampf, aber er war es wert. 2019 ging mein kleines Start-up, MedPayRx, eine Blockchain-basierte digitale Rezept-, Versicherungsvorauszahlungs- und Seed-to-Sale-Maschine, in den Pilotbetrieb.

    Viele Menschen sind nach wie vor daran interessiert.

    Und Deutschland (der Staat) unternimmt gerade die ersten Schritte zum Aufbau einer Art medizinischer Blockchain.

    Es ist noch nicht fertig, genauso wie meine Beteiligung daran.

    Als ich meine Gründungspapiere in Frankfurt einreichte, wurde ich auch die erste Person seit 80 Jahren in meiner deutsch-jüdischen Familie, die ich bis zu den Westfälischen Verträgen zurückverfolgen kann, die wieder ein Geschäft in Deutschland besitzt.

    Welche Start-ups auch immer als nächstes kommen: Der erste Schritt ist immer der schwerste.

    Ihn nicht zu machen, ist der erste Schritt zum Scheitern.

    Mein Deutsch ist auch wesentlich besser geworden, und das ist zumindest laut Mark Twain eine der verflixtesten Sprachen, die man lernen kann (obwohl sie trotz all ihrer Abweichung von den Regeln noch lange nicht so schwierig ist wie chinesisch oder hebräisch).

    Ich bin als Journalist eine Stimme in der wachsenden deutschen und europäischen, wenn nicht sogar internationalen Cannabisindustrie geworden (einer der wenigen ausländischen Cannabis-Korrespondenten, die in englischer Sprache vom Kontinent berichten).

    Es ist mir auch gelungen, meine deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Und zwar indem ich in immer höheren Instanzen dafür kämpfe, bis ich mich im Sommer 2020 mit einer Klage durchsetzte. Einer Klage, die schon jetzt als einer der wichtigsten Bürgerrechts-, Gender- und Einwanderungsfälle gilt, der seit Jahrzehnten vor Gericht war.¹

    Wenn ich das tun kann (zusammen mit einem großartigen Anwalt), denke ich, dass ich auch weiter auf meine eigene Weise zur Cannabis-Debatte beitragen kann. Und anderen zu helfen.

    Wenn dieses Buch erscheint, bringt ein spanischer Aktivist ein Gespräch über die Menschenrechte von Cannabisclub-Teilnehmern, wenn nicht gar der Industrie, die sie bedient, vor den Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg.²

    Sein Name ist Albert Tió.

    Somos uno (wir sind eins).

    Hier ist ein weiterer wichtiger, erst kürzlich errungener Erfolg der Patienten:

    Im Oktober 2020 hat auch eine bisher namenlose Gen X-Patientin es geschafft, ein Urteil des Landessozialgerichts (LSG) noch vor der endgültigen Entscheidung des Falles zu erwirken; nämlich dass der Medizinische Dienst Krankenversicherung (MDK) und die Krankenkassen nicht in das Recht eines deutschen Arztes eingreifen dürfen, Cannabis für seinen Patienten zu verschreiben (und dafür eine Kostenerstattung zu erwarten). Nach Auffassung des Gerichts ist dies sogar ein Verstoß gegen deutsche Grundrechte.3 Das ist eine gute Sache, und zumindest politisch gut getimed... mit dem Start des hiesigen Cannabismarktes.

    Auch in Großbritannien war der Oktober ein guter Monat für die Patientenrechte.

    Billy Caldwell, ein epilepsiekranker Teenager, wurde der erste britische Patient, der eine lebenslange Kostenübernahme für seine Medikamente durch den National Health Service (NHS) erhielt.⁴

    Die Auswirkungen für andere sind immens, egal wie sehr man in Großbritannien noch um wirkliche Veränderungen kämpft (natürlich auch nur auf der medizinischen Seite für chronische Schmerzen).

    Im Allgemeinen sind es solche Durchbrüche von ganz normalen Menschen, die entschlossen sind, gesellschaftliche Ungerechtigkeiten zu beseitigen, die diese Bewegung voranbringen.

    Und es ist gar nicht mal schwer, ein Teil davon zu werden. Man muss nur krank sein, oder ein pflegender Angehöriger, und Rückgrat haben, um plötzlich mittendrin zu sein. Überall.

    Indem man so handelt und diese Grenze überschreitet, ist man auch Teil einer Bewegung, die sich leidenschaftlich für Reformen einsetzt, die nicht nur dem Einzelnen zugute kommen, sondern auch den Gemeinden, Regierungen und dem Gesundheitswesen; ganz zu schweigen von den kleinen und mittelgroßen Unternehmen.

    Ähnlich wie die Cannabis-Industrie selbst, habe ich auch das Gefühl, dass sich die Dinge ändern... trotz all der Hürden und Herausforderungen, die durch die Bürokratie und den Wandel der Zeit verursacht werden. Ich liebe meine neue Heimat. Vielleicht auf eine seltsame Art und Weise. Vor allen Dingen wegen all dem, was nötig war, um hierher zu kommen und diesen Kampf zu gewinnen.

    Die endgültige Verabschiedung der Cannabis-Reform zu beschleunigen, wenn nicht sogar den Zugang zu Cannabis, ist eine Lebensaufgabe. Eine, die es ganz sicher wert ist, sich ihrer auch in meinem neuen Land zu widmen.

    Ich habe nicht die Absicht, jemals in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, es sei denn, es findet dort ein massiver Wandel statt, der positiv, menschlich und integrativ ist – weit über das Thema Cannabis hinaus.

    Deutschland wird für den Rest meines

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