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Stumme Schreie: Seelische Leiden durch Migration. Plädoyer eines Psychiaters
Stumme Schreie: Seelische Leiden durch Migration. Plädoyer eines Psychiaters
Stumme Schreie: Seelische Leiden durch Migration. Plädoyer eines Psychiaters
Ebook230 pages2 hours

Stumme Schreie: Seelische Leiden durch Migration. Plädoyer eines Psychiaters

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About this ebook

Weltweit 80 Millionen Geflüchtete und Migrationssuchende stellen uns nicht nur vor die Bewältigung einer gewaltigen strukturellen Aufgabe. Sie sind auch Nährboden für die Entstehung von seelischen Leiden mit schweren Verlaufsformen bei den Geflüchteten, basierend auf ihren traumatischen Erfahrungen, die sie nicht zuletzt auch im Zielland erleiden.
Mit viel Empathie für die Betroffenen analysiert Martin Flesch die Ursachen und Hintergründe der existenziellen Notsituationen der Geflüchteten. Er berichtet von seinen eigenen Erfahrungen im Rahmen seiner mehrjährigen psychiatrischen Versorgung, Behandlung und psychiatrischen Begutachtung von Migranten. Dabei schlägt er auch immer wieder Brücken zu christlich-religiösen und philosophischen Bezugspunkten der Migrationsproblematik.
Aus diesen Erfahrungen heraus fordert er eine alternative und dem jeweiligen Einzelfall gerechter werdende Asylpolitik- vor allem aber verleiht er dem Phänomen des Seelischen Leidens bei Geflüchteten eine konkrete Stimme.

Eine Konfrontation mit den vielen Facetten seelischen Leidens vor, während und nach einer Flucht
LanguageDeutsch
PublisherEchter Verlag
Release dateSep 1, 2021
ISBN9783429065409
Stumme Schreie: Seelische Leiden durch Migration. Plädoyer eines Psychiaters

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    Stumme Schreie - Martin Flesch

    I.PROLOG – Das Grenzsyndrom

    „Auf jeden Fall weiß ich,

    dass es außer mir noch viele andere Menschen gibt,

    die unter dem Grenzsyndrom leiden.

    Doch –

    wer nie das Verlangen verspürt hat,

    eine Grenze zu überwinden,

    oder sich nie vor einer Grenze zurückgestoßen sah,

    wird schwerlich nur verstehen,

    wovon ich spreche."

    Gazmend Kapllani

    Mitunter brechen Zustände über unser Leben herein, die bei nahezu jedem zu nachhaltigen Eindrücken katastrophenartigen Ausmaßes führen können.

    Verzweiflung nährt sich dann aus Verzweiflung. Es existiert jedoch derzeit – und dies im globalen Sinne – eine Gruppe von Menschen (über 80 Millionen) auf dem Erdball, deren Verzweiflung bereits vor Einbruch einer derartigen Katastrophe ein solch unaussprechbares Maß an Unerträglichkeit erreicht hat, dass diese der sodann über sie hereinbrechenden Katastrophe nur mehr stoisch, resignierend und mit stummem Schrei antworten konnten:

    Am 09.09.2020 brannte das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos nahezu vollständig aus. Die bereits vor dem Ausbruch des Brandes über dem Lager – durch die seit Jahren anhaltende Überfüllung – schwebende und schwelende Ausweglosigkeit ließ zahlreiche Einzelschicksale zusammenbrechen unter der Last der fehlenden Perspektive und ausbleibenden Hoffnung auf ein Ankommen im weiteren Leben dieser Betroffenen.

    Der Brand des Lagers selbst, die Beraubung der letzten noch verbliebenen Besitztümer, traf viele Menschen zu einem Zeitpunkt, welcher zahlreiche Geflüchtete bereits resigniert – ohne Antrieb – geradezu im Zustand einer seelischen Betäubung verharren ließ. Ohne Zweifel litten zu diesem Zeitpunkt bereits die meisten Bewohner dieses Lagers unter Folgestörungen einer entweder in Ansätzen begriffenen oder bereits eingetretenen oder fortgeschrittenen Form der Traumatisierung, bevor die schreckliche Brandkatastrophe ihren endgültigen Ausgang nahm.

    Diese Situationskonstellation am Beispiel der Brandkatastrophe von Moria beschreibt einen Zustand, welchen die meisten Flüchtlinge (gleich aus welchen Gründen sie ursprünglich ihr Herkunftsland einmal verlassen haben) entweder in ihrem Herkunftsland selbst, auf der Flucht oder in einem ihrer Zielstaaten in mehr oder weniger abgewandelter Form erleben:

    Sie stehen gegenüber Grenzen, die sie überwinden wollen oder müssen, um ihren Zielstaat erreichen zu können, aber sie erleben, dass sie von diesen Grenzen zurückgewiesen werden, unter Umständen auch unter Anwendung von staatlicher Gewalt. In diesem Zusammenhang wird auch von Betroffenen von dem sogenannten Grenzsyndrom⁵ gesprochen. Spricht man mit Flüchtlingen, so signalisieren nicht wenige Betroffene, dass es wie eine Krankheit sei, Symptome auslöse, aber in keinem diagnostischen Kriterienkatalog zu finden sei. Viele berichten darüber, dass man das Grenzsyndrom nicht verstehen könne, wenn man nicht selbst versucht habe, unüberwindliche Grenzen zu passieren.

    Während das sogenannte Grenzsyndrom keiner tatsächlich vergleichbaren Diagnose entspricht, löst die Traumatisierung in ihren vielfältigen Formen eine ganze Reihe von typischen Symptomen psychischer und körperlicher Art aus, welche in ihren unterschiedlichen Ausprägungsgraden durchaus ganz konkret spezifischen Diagnosen auf dem Fachgebiet der Psychiatrie zugeordnet werden können:

    Vom Zeitpunkt des Verlassens ihres Herkunftslandes, somit also dem Beginn der Flucht selbst, bis zur Ankunft im angesteuerten oder auch zugeteilten Zielstaat erfahren Migranten immer wieder auf sie einwirkende Ereignisse und Situationskonstellationen, die in ihrem jeweiligen Ausmaß Traumata vielgestaltiger Art hinterlassen. Die Einwirkungsmöglichkeiten sind vielfältig:

    Die die unmittelbare Flucht auslösenden Stressoren und Impulse beginnen in der Regel im Herkunftsland selbst, häufig in Form von Lebensmittelknappheit, Dürrekatastrophen, Nachstellung, Bedrohung und Tötung von Familienangehörigen, politisch motivierter Verfolgung, Haft, Folter und letztlich nicht selten in Form von Todesdrohungen.

    Die lebensbedrohlichen Zustände setzen sich mit Beginn und Aufnahme der Flucht fort, Flüchtlinge geraten in den Einflussbereich von Schleppern, werden unterwegs immer wieder in Wüstenregionen ausgesetzt, in „Übergangslagern" interniert, versklavt und inhaftiert und werden dabei nicht selten Opfer von Gewalt und Folter. In jedem Falle jedoch geraten sie in unüberwindbare Abhängigkeitsverhältnisse.

    Diejenigen, die sich in ihrer Not für den „Seeweg" entscheiden, wissen zunächst nicht, ob sie den Fluchtweg überleben werden. Die Seenotrettung gehorcht ihren eigenen Gesetzen, die oft nicht mit der Einhaltung von Menschenrechten in Einklang stehen.

    Zum Zeitpunkt ihrer Ankunft an der rettenden Küste steht vielen Flüchtlingen noch ein beschwerlicher Landweg bevor, den viele zu Fuß fortsetzen. Kaum aushaltbare Strapazen begleiten ihren Weg. Wieder beginnt der Circulus vitiosus von vorne, begleitet von Ängsten, Drangsalierungen, Gewalt und Ungewissheit ob des Erwartbaren.

    Ist das ersehnte Zielland schließlich erreicht, stürzen neue Ungewissheiten und Unsicherheiten über die Lebenssituation der Betroffenen herein. Die Erstaufnahmeeinrichtung fordert den Migranten ein hohes Maß an Flexibilität ab, viele sind auf engstem Raum mit Angehörigen verschiedenster Nationalitäten in einem minimalen Wohnraum zusammengedrängt. Ethnische Konflikte sind vorprogrammiert und müssen ertragen werden.

    Mit der Formulierung des Asylantrages beginnt eine für viele unerträgliche Zeit des Wartens und der Sicherstellung ausreichender Lebensverhältnisse, insbesondere für die mitgereisten Familienmitglieder und die vielen Kinder und Minderjährigen. Es beginnt der Kampf um die Arbeitserlaubnis, um die Berechtigung, die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen zu dürfen und eine eigene Unterkunft (Wohnung) beziehen zu können.

    Eine ganz erhebliche Zahl von Asylsuchenden erhält jedoch nur eine Duldung, welche den vorübergehenden Aufenthalt abdeckt. Das lange ungewisse Warten setzt sich fort, viele Betroffene erkranken, nicht nur körperlich, psychosomatisch, sondern gerade auch psychisch. Die Erlebnisse der zurückliegenden Jahre haben ihre Ressourcen aufgebraucht. Viele Betroffene fühlen sich ohnmächtig gegenüber dem System, gegenüber dem Zielstaat, gegenüber ihrer Familie, gegenüber ihrer Lebenssituation.

    Häufig beginnt nunmehr der Kampf mit den psychischen Leiden, die Sorge um adäquate ärztliche Behandlung. Sprachbarrieren verhindern Psychotherapien.

    Nicht wenige Migranten suchen den rechtlichen Weg, klagen gegen Verzweiflung, Missverständnisse, Fehleinschätzungen und mangelnde Berücksichtigung ihres Lebens- und Fluchtweges. Wenige haben Erfolg.

    Die „Ausreisepflichtigen befinden sich in einer quälenden und ausweglosen Gesamtsituation, werden mitunter suizidal, haben Selbstmordfantasien. Dann kommt der Tag der unfreiwilligen Rückreise. Der Rückflug beendet eine oft jahrelange Odyssee und den Beginn einer neuen ungewissen und kaum hoffnungsvolleren Zukunft. Wir befinden uns wieder am Anfang, der „Stunde Null im Leben eines Flüchtlings.

    Das oft größte Geschenk, welches Asylsuchende in diesen verzweifelten und ausweglosen Situationen bekommen können, ist das Signal, dass sie verstanden werden, dass sich jemand für sie tatsächlich interessiert, als Einzelschicksale mit ihrer Vorgeschichte, den Ursachen und Folgen der Flucht, mit ihrer Traumatisierung, ihrem Lebenselend, ihrer Perspektivlosigkeit.

    In den letzten sechs Jahren habe ich als Psychiater in der akutpsychiatrischen Sprechstunde über 500 Migranten aus über 30 Herkunftsstaaten zugehört.

    Viele sind polytraumatisiert, das heißt, sie haben auf einer oder mehreren Wegstrecken ihrer Fluchtrouten oder aber im Zielland Belastungen von katastrophenartigem Ausmaß erfahren. Viele habe nicht nur ein Trauma, sondern gleich mehrere Traumatisierungen.

    Da sind beispielweise Ahmad aus Afghanistan, dem die Taliban mit einer Tellermine den rechten Unterschenkel abrissen, Abdul aus dem Irak, der Folterspuren aufweist, Ibrima aus Somalia, die mehrfach vergewaltigt wurde, Yussuf aus Syrien, der im Gefängnis gefoltert wurde, Amadou aus dem Iran, der drei Jahre in Isolationshaft saß, Alik aus der Ukraine, der seine Angehörigen im Ukrainekrieg verlor, Amen aus Armenien, der auch in Folterhaft war, Eymag aus Nigeria, der in Libyen gefoltert und versklavt wurde, Abdulmonir aus Afghanistan, dem eine Extremität abgetrennt wurde, und auch Maryan, Marusya, Natali und Hrachia, die es in einem Schlauchboot über das Mittelmeer schafften, deren Angehörige jedoch dabei ertranken …

    StellvertreterInnen für viele ähnliche Schicksale …, wie auch die vielen Kriegswaisen, Kindersoldaten und Missbrauchsopfer.

    Ihre Geschichten werden hier sprechen.

    Nichts sonst.

    Im Sinkflug

    (Alik & Nure)

    Ukraine

    II.Kasuistik 1: Im Sinkflug (Alik & Nure) – Ukraine

    „Das gebeugte Knie

    und die

    hingehaltenen Hände

    sind die beiden Urgebärden

    des freien Menschen!"

    Alfred Delp

    Über Kiew erhob sich ein strahlender, eisiger Februarmorgen. Die Maschine aus München befand sich im Sinkflug, der Himmel bescherte keine Wolke, die Sicht auf die Stadt blieb tadellos.

    Alik saß an einem Fenster einer Maschine aus Deutschland und sah voller Verzweiflung auf die näher rückenden Gebäude, neben ihm seine Ehefrau Nure, auf der anderen Seite des Ganges die zwei Kinder. In wenigen Minuten wird die Maschine auf der Landebahn aufsetzen, die Familie wird nach neun Jahren wieder ukrainischen Boden unter ihren Füßen verspüren. In Kiew wird sie niemand erwarten, niemand abholen und niemand wird die vierköpfige Familie in seine Arme schließen. Alik blickt in diesen für ihn und seine Ehefrau fürchterlichen Augenblicken der völligen Ungewissheit in eine für ihn dunkle Zukunft. Die Familie befindet sich nicht freiwillig in dieser Maschine. Es handelt sich um einen Abschiebeflug aus Deutschland, in diesem Winter.

    Hinter Alik und seiner Familie liegen neun Jahre Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland, Jahre der Hoffnung, der Ablehnung, des Kampfes, der Verzweiflung, der Auflehnung, wiederum der Hoffnung und schließlich der Resignation.

    Bis zur endgültigen Landung und dem Ausstieg bleiben ihm noch wenige Minuten eines mehrstündigen Zwischenlebens, eines Lebens zwischen Deutschland und der Ukraine, die letztlich sämtliche Hoffnungen, Träume und Pläne zunichte machen werden …

    Die Ehe zwischen Alik und Nure entspringt einer jahrelangen Jugendliebe. Beide entstammen sie mit ihren Herkunftsfamilien dem Volk der Kurden und gehören der Glaubensgemeinschaft der Jesiden an. Diese Glaubensgemeinschaft kennt verschiedene Kasten, Alik gehört der Kaste der Muriden an, Nure jedoch einer anderen Kaste. Eine Heirat zwischen verschiedenen Kasten ist nach den Vorschriften der Jesiden nicht zulässig. Die Liebe war stärker, geheiratet haben sie im Jahr 2011 dennoch. Er ist zu diesem Zeitpunkt 19, Nure 18 Jahre alt.

    Nachdem Alik den Wehrdienst aus gesundheitlichen Gründen nicht ableisten musste, fand er – noch ohne abgeschlossene Berufsausbildung – Arbeit als Schreiner, in der Nähe von Slaviansk, denn die Probleme in ihren Heimatdörfern waren im Grunde vorgezeichnet. Konkrete Übergriffe gab es nicht, aber Drohungen wegen der unerlaubten Eheschließung.

    Alik wird später – im Jahr 2014 erst – dem ihn untersuchenden Psychiater berichten, dass er als junger Ehemann die Angst kennengelernt habe. Seit der Eheschließung habe sich die beständige Angst wie eine Geschwulst in seinen Körper gefressen. Die junge Ehe ist schon bedroht, bevor sie überhaupt erst begonnen hat. Das Heimatdorf der Ehefrau haben sie zwischenzeitlich verlassen. Zurück lässt Alik seine Eltern, einen noch minderjährigen Bruder und mehrere Verwandte mütterlicherseits.

    Nure erklärt später in der ärztlichen Sprechstunde, dass mögliche Übergriffe ihrer Familie stets im Raum gestanden hätten. Es sei durchaus nichts Ungewöhnliches, dass Frauen in einer aus religiösen Gründen unerlaubt geschlossenen Ehe von Mitgliedern ihrer eigenen Familie oder aber von Mitgliedern der jesidischen Gemeinde getötet würden.

    Die erste Zeit des Zusammenlebens funktioniert leidlich. Auch in der Nähe von Slaviansk ist die Bedrohung noch greifbar. Dennoch schauen beide in die Zukunft, gründen eine Familie. 2013 wird der älteste Sohn Timur geboren. Bis zum Frühjahr 2014 kann sich die junge Familie über Wasser halten. Weitere Kinder sind geplant. Zu diesem Zeitpunkt nimmt der einigermaßen stabile Verlauf des Lebens ein jähes Ende.

    In der Ostukraine herrscht seit dem Frühjahr 2014 in den Oblasten Donezk und Luhansk ein innerstaatlicher bewaffneter Konflikt, in dem schwer bewaffnete prorussiche Separatisten gegen die offiziellen ukrainischen Sicherheitskräfte kämpfen. Die Separatisten haben sich in Teilen der beiden Oblaste in den nicht anerkannten „Volksrepubliken" Donezk und Luhansk konstituiert⁷.

    Nach den Angaben der United Nations Human Rights Monitoring Mission in Ukraine (HRMMU) gab es seit Beginn des Konfliktes von Mitte April 2014 bis zum 15.11.2015 im Konfliktgebiet der Ostukraine mindestens 29.830 zivile und militärische Opfer (9098 Tote und 20.732 Verletzte).

    Von diesen Entwicklungen ahnen Alik und Nure zu diesem Zeitpunkt noch wenig, wohl aber von der ihnen im Frühjahr 2014 zuteil werdenden Bedrohung – sie verändert von jetzt auf gleich ihren gesamten Lebensentwurf.

    An einem Dienstagmorgen befindet sich Alik in seinem Haus, kurz vor Aufnahme seines Arbeitsweges zur Schreinerei, als er auf der zum Anwesen führenden Straße Schüsse vernimmt, kurz darauf auch Einschläge an der Front des Hauses. Als er, noch eben geistesgegenwärtig, auf die Straße späht, sieht er fünf vermummte und bewaffnete Männer auf die Haustür zukommen. Auf Kommando öffnet er, die Männer geben ihre Identität nicht preis, fordern ihn jedoch auf, mit ihnen zu kommen und sich militärisch zu engagieren. Er verweist auf seine Untauglichkeit, gibt an, keinerlei militärische Grundausbildung erfahren zu haben. Das sei unerheblich, teilt man ihm mit, die Ukraine benötige Männer, die für die neuen Republiken kämpften. Angstbesetzt kann er kaum reden, die Stille wird unaushaltbar. Die Bewaffneten verlassen das Grundstück.

    Nure, die zu diesem Zeitpunkt nicht im Hause weilt, berichtet er zunächst nichts von dem Vorfall, will sie von Belastungen und weiteren Ängsten fernhalten. Fortan leidet Alik unter erheblichen Ein- und Durchschlafstörungen, erleidet Zitteranfälle der Arme und Hände, Schweißausbrüche und Angstattacken, fürchtet erneut um sein Leben.

    Zwei Tage später wiederholt sich die annähernd gleiche Prozedur, die Vermummten kündigen an, ab jetzt regelmäßig erscheinen zu wollen. Beim zweiten Mal tragen die Männer Uniformen, die er nicht kennt und nicht identifizieren kann. Nunmehr weiht Alik Nure in die Vorgänge ein. Das Paar verbringt Tage und Nächte der Angst, Alik will und kann seine Arbeitsstelle nicht verlieren. Nure ist wieder schwanger.

    Das Szenario wird bedrohlicher. Alik teilt den in regelmäßigen Abständen vorsprechenden Soldaten mit, dass er als Jeside nicht kämpfen wird. Daraufhin wird er das erste Mal geschlagen. Weitere Schläge werden folgen. Nachdem die Männer einmal seine Frau

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