Krautige Pflanzen des Harz-Waldes: Mit Aquarellzeichnungen von Angela Peters
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In diesem Buch wenden wir uns den - Krautigen Pflanzen - des Waldes zu. Diese Pflanzen weisen kein sekundäres Dickenwachstum auf und sie verholzen nicht. Sie können einjährig, zweijährig oder mehrjährig sein. Nach der Blüte sterben sie ab und wenn sie nicht einjährig sind, überdauern sie im Boden.
Die krautigen Pflanzen sind CO2-Speicher und -Verbraucher zugleich, sie jedoch darauf zu reduzieren wäre viel zu wenig. Früher stellten viele dieser Pflanzen auch eine Nahrungsquelle für die Menschen dar. Zudem sind sie Futterpflanzen für viele Tiere und auch Insektenlarven. Die krautige Bodenvegetation ist eng in die kurzfristigen Stoffkreisläufe des Ökosystems Wald eingebunden. Ihre organische Masse vergeht noch im selben Jahr, in dem sie gebildet wurde. Bei vielen ökologischen Fragestellungen gelten die krautigen Bodenpflanzen als Zeigerpflanzen. Es wird vermutet, dass mehrjährige krautige Pflanzen in Symbiosen mit anderen Lebewesen des Waldes stehen.
Jede einzelne Art verfügt über eine Vielzahl chemischer Verbindungen. Die bedeutendsten Inhaltsstoffe sind: Alkaloide, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Kumarin, Kieselsäuren, Flavonoide, Mineralien, Phenole, Saponine, Tannine, Vitamine, Öle sowie Stärke- und Eiweißverbindungen.
Schon früh in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit wurde die heilende Wirkung zahlreicher Kräuter erkannt. Die Pflanzenmedizin bestimmte über Jahrtausende die medizinischen Möglichkeiten der Menschen und noch heute werden zahlreiche Pflanzen und deren Wirkstoffe als Drogen zur medizinischen Behandlung eingesetzt.
Im Buch befinden sich 45 Aquarellzeichnungen von Angela Peters sowie 48 schwarz-weiß Illustrationen.
Bernd Sternal
Bernd Sternal geboren 1956 in Gernrode/Harz. Bernd Sternal hat schon einiges in seinem Leben gemacht: Er ist Dipl.-Ingenieur, war als Manager, Geschäftsführer, Unternehmer, Unternehmensberater tätig, ist im Besitz zahlreicher Patente und anderer gewerblicher Schutzrechte. Mit dem Schreiben begann er im Jahr 2005, indem er für das von ihm betriebene Harzer Tourismusportal https://www.harz-urlaub.de redaktionelle Beiträge verfasste. Das Schreiben hatte ihn schnell infiziert. Im Jahr 2010 gründete er den Verlag Sternal Media, in dem er auch seine eigenen Publikationen herausgibt. Schwerpunkt-Themen von Bernd Sternal sind geschichtlicher, technischer, naturwissenschaftlicher, touristischer sowie gesellschaftskritischer Art.
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Book preview
Krautige Pflanzen des Harz-Waldes - Bernd Sternal
Inhalt
Vorwort
Arnika
Augentrost
Baldrian
Bärlauch
Beinwell
Bilsenkraut
Blauer Eisenhut
Blutwurz
Brennnessel
Buschwindröschen
Butterblume oder Scharbockskraut
Edle Schafgarbe
Efeu
Eibisch
Fingerhut
Frauenmantel
Geflecktes Lungenkraut
Gewöhnlicher Schuppenwurz
Glockenblume
Gundermann
Herbstzeitlose
Hirtentäschel
Huflattich
Johanniskraut
Kletten
Leberblümchen
Lerchensporn
Löwenzahn (Pusteblume)
Maiglöckchen
Märzenbecher
Milzkraut
Rainfarn
Rote Pestwurz
Schachtelhalm
Schlüsselblume
Schneeglöckchen
Schöllkraut
Springkraut
Taubnessel oder Bienenfang
Tollkirsche
Veilchen
Waldmeister
Wald-Schmiele
Winterling
Literaturnachweis
Bildnachweis
Vorwort
„Unkraut nennt man die Pflanzen,
deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind."
Ralph Waldo Emerson
Im vergangenen Jahr 2020 habe ich mein Buch „Der Harzwald – ein Ökosystem stellt sich vor" herausgegeben. Ich berichte darin von dem komplexen Ökosystem des Harzer Waldes.
Vorgestellt werden die heimischen Bäume, die häufigsten Insekten, Pilze und letztlich die Tiere des Waldes. Zahlreiche Beispiele des Zusammenlebens, von Partnerschaften, Lebensgemeinschaften und Abhängigkeiten werden erläutert. Auch über das CO2 als Lebenselixier der Bäume wird berichtet. Die krautigen Pflanzen des Waldes habe ich jedoch ganz bewusst ausgelassen, obwohl diese eine bedeutende, wenn nicht sogar überlebenswichtige Rolle für unsere Waldlandschaft einnehmen. Diese sollten in einem gesonderten Buch vorgestellt werden, dass ich nun vorlege.
Die Landmassen haben einen Anteil von 29 Prozent der Erdoberfläche. Wald nimmt rund 27 Prozent dieser Landmassen auf der Erde ein. Auch im Wald sind krautige Pflanzen sowie Gräser anzutreffen. Überall auf den Landmassen, die nicht von Wüsten eingenommen werden, wachsen Pflanzen. Etwa 20 Prozent der Landmassen werden von Wüsten eingenommen, diese sind vegetationslos oder fast ohne Vegetation. Davon sind etwa 10 Prozent Trockenwüsten und die anderen 10 Prozent Eiswüsten.
Somit sind etwa 80 Prozent der Landmassen Vegetationszonen, die eine mehr oder weniger starke Vegetationsdichte aufweisen. Insgesamt werden auf der Erde 26 abgrenzbare Vegetationszonen unterschieden. Die Vegetationszone, in der Deutschland und auch der Harz liegen, ist die (sommergrüne) Laub- und Mischwald-Zone, die sich in der gemäßigten Hauptzone befindet.
Da die Harzregion nur verhältnismäßig dünn besiedelt ist, nimmt die Vegetation den größten Teil der Fläche ein. Es ist die „grüne Lunge Mitteldeutschlands" und sie ist ein bedeutender CO2-Speicher.
Die krautigen Pflanzen sind jedoch nicht nur in dieser Funktion wichtig. Früher stellten viele dieser Pflanzen eine Nahrungsquelle für die Menschen dar. Zudem sind sie Futterpflanzen für viele Tiere und auch Insektenlarven. Die krautige Bodenvegetation ist zudem eng in die kurzfristigen Stoffkreisläufe des Ökosystems Wald eingebunden. Ihre organische Masse vergeht häufig noch im selben Jahr wieder, in dem sie gebildet wurde. Bei vielen ökologischen Fragestellungen gelten die krautigen Bodenpflanzen als Zeigerpflanzen. Es wird vermutet, dass mehrjährige krautige Pflanzen in Symbiosen mit anderen Lebewesen des Waldes stehen.
Jede einzelne Art verfügt über eine Vielzahl chemischer Verbindungen. Die bedeutendsten Inhaltsstoffe sind: Alkaloide, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Kumarin, Kieselsäuren, Flavonoide, Mineralien, Phenole, Saponine, Tannine, Vitamine, Öle sowie Stärke- und Eiweißverbindungen. Schon früh in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit wurde die heilende Wirkung zahlreicher Kräuter erkannt. Die Pflanzenmedizin bestimmte über Jahrtausende die medizinischen Möglichkeiten der Menschen und noch heute werden zahlreiche Pflanzen und deren Wirkstoffe als Drogen zur medizinischen Behandlung eingesetzt.
Krautige Pflanzen haben also eine sehr große Bedeutung für unseren Planeten. Die größte jedoch ist ihr Vermögen zur Photosynthese. Über physiologische Prozesse erzeugen die Pflanzen energiereiche Biomoleküle aus energieärmeren Stoffen unter Mithilfe von Lichtenergie. Bei diesen biochemischen Prozessen wandeln lichtabsorbierende Farbstoffe wie Chlorophyll Lichtenergie in chemische Energie um. Diese wird zum Aufbau energiereicher organischer Verbindungen (primär Kohlenhydrate) aus den energiearmen anorganischen Stoffen Kohlenstoffdioxid und Wasser verwendet. Da die energiereichen organischen Stoffe zu Bestandteilen des Lebewesens werden, bezeichnet man deren Synthese als Assimilation. Abschließend zu diesem biochemischen Prozess speichert die Pflanze die erzeugte Glucose und gibt den erzeugten Sauerstoff nach außen ab.
Ohne den pflanzlichen Prozess der Photosynthese (auch einige Bakterien und Algen praktizieren die Photosynthese) gäbe es kein Leben auf unserem Planeten. Von ihr hängen indirekt nahezu alle heterotrophen (nicht zur Photosynthese fähigen) Lebewesen ab, da sie ihr letztlich ihre Nahrung und den zur Energiegewinnung durch aerobe Atmung nötigen Sauerstoff verdanken. Aus dem Sauerstoff entsteht außerdem die schützende Ozonschicht.
Es ist demzufolge ein allgemeines Umdenken erforderlich. Wir sollten so wenig Flächen wie möglich versiegeln und zudem das Pflanzenwachstum zulassen und unterstützen, wo es denn möglich ist. Denn die beste aller Möglichkeiten eine Klimaerwärmung abzuschwächen, unsere Atmosphäre zu stabilisieren und zudem für gesunde Luft zum Atmen zu sorgen, ist ein reicher Baum- und Pflanzenwachstum auf der Erde.
Das Buch wurde durch die Harzmalerin Angela Peters illustriert. Sie hat für jede der im Buch vorgestellten krautigen Pflanzen eine wunderschöne Aquarellzeichnung geschaffen. Somit hat das Buch nicht nur informativen Charakter, sondern auch einen künstlerischen Anspruch.
Bernd Sternal im November 2021
Arnika
„Arnika ist nicht mit Gold zu bezahlen,
in vielen Fällen hilft sie rasch."
Sebastian Kneipp (1821 – 1897)
Arnika zählt zu den uralten „Zauberpflanzen". Lange bevor die Menschen ihre heilende Wirkung erkannt hatten, spielte diese leuchtend gelb blühende Pflanze eine bedeutende Rolle im Kult der Sommersonnenwende. Später, im Mittelalter, war die berühmte Hildegard von Bingen eine der ersten, die über die heilende Wirkung von Arnika schrieb.
Arnica montana, so der wissenschaftliche Name, ist im Volksmund auch unter Bergwohlverleih, Wolfsblume, Johannisblume und wohl einem Dutzend anderer Namen bekannt und gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Diese krautige, mehrjährige Pflanze ist aromatisch duftend und hat eine Wuchshöhe von etwa 20 bis 60 cm; sie bildet unterirdische Rhizome. Stängel und Blätter sind behaart und zum Teil mit Drüsen belegt. Die Blätter sind paarweise und gegenständig am Stängel angeordnet und sind vier- bis siebennervig. Die leuchtend orangegelben Blütenstände sind körbchenförmig.
In der Pflanzenheilkunde werden die Blüten, die Wurzel und die Blätter der Pflanze genutzt. Aus den Blüten wird die bekannte Arnikatinktur hergestellt, die noch heute ein bewährtes Heilmittel darstellt. Die Pflanze enthält ätherische Öle, Flavanoide, Carotinoide und Cholin, die vor allem entzündungshemmend und antiseptisch wirken. Allerdings beschränken sich alle Anwendungen auf das Äußerliche, innere Anwendungen sind nicht zugelassen, da sie als Giftpflanze gilt. Bei offenen Wunden sollte eine Anwendung unbedingt unterbleiben. Auch ist bei Allergikern Vorsicht geboten.
Im Harzvorland steckten früher die Bauern am Vorabend des Johannistages (24. Juni) ihre Felder mit Arnikablüten ab. Diese sollten den Korndämon Bilwis davon abhalten ihr Korn umzulegen, denn das passierte zur Zeit der Sommersonnenwende besonders häufig.
Die Echte Arnika bevorzugt saure und magere Wiesen und ist kalkmeidend. Man findet die Echte Arnika auch in lichten Wäldern oder auf sauren und mageren Wiesen. Ihr Vorkommen im Harz ist nicht selten: Besonders am Brockenrand, sowie auf Wiesen bei Gernrode, Trautenstein, Meisdorf und Osterode sind mir Vorkommen bekannt.