Das Schicksal einer schönen Ärztin: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 5 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Nun haben wir auch eine Kinderärztin in der Nähe«, sagte Fee Norden, »Hörst du mir überhaupt zu, Daniel?«, fragte sie, als sie keine Reaktion vernahm. Dr. Daniel Norden war in die Zeitung vertieft. Wenigstens an diesem Samstag konnte er sich dafür mal Zeit nehmen. »Was hast du gesagt, Feelein?«, fragte er entschuldigend. »Ich habe gerade den Bericht über den Prozess gelesen.« Bei dem Prozess ging es um fahrlässige Tötung. Ein an sich tragischer Fall. Ein Patient hatte ein Kind überfahren, das später an diesen Verletzungen gestorben war. Beides war Dr. Norden und seiner Frau nahe gegangen, weil sie wussten, dass Heinz Höller den Schock bis heute noch nicht verwunden hatte. »Sie mussten ihn ja freisprechen«, sagte Fee. »Er hat das Kind nicht sehen können. Angeklagt werden müssten die Aufsichtspersonen, die dem Jungen erlaubten, auf dieser belebten Straße Rollschuh zu fahren.« »Sie werden es auch nicht erlaubt haben«, stellte Daniel fest.
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Das Schicksal einer schönen Ärztin - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller – Neue Edition
– 5 –
Das Schicksal einer schönen Ärztin
Patricia Vandenberg
»Nun haben wir auch eine Kinderärztin in der Nähe«, sagte Fee Norden, »Hörst du mir überhaupt zu, Daniel?«, fragte sie, als sie keine Reaktion vernahm.
Dr. Daniel Norden war in die Zeitung vertieft. Wenigstens an diesem Samstag konnte er sich dafür mal Zeit nehmen.
»Was hast du gesagt, Feelein?«, fragte er entschuldigend. »Ich habe gerade den Bericht über den Prozess gelesen.«
Bei dem Prozess ging es um fahrlässige Tötung. Ein an sich tragischer Fall.
Ein Patient hatte ein Kind überfahren, das später an diesen Verletzungen gestorben war. Beides war Dr. Norden und seiner Frau nahe gegangen, weil sie wussten, dass Heinz Höller den Schock bis heute noch nicht verwunden hatte.
»Sie mussten ihn ja freisprechen«, sagte Fee. »Er hat das Kind nicht sehen können. Angeklagt werden müssten die Aufsichtspersonen, die dem Jungen erlaubten, auf dieser belebten Straße Rollschuh zu fahren.«
»Sie werden es auch nicht erlaubt haben«, stellte Daniel fest. »Kinder sind eben unberechenbar. Aber sie kommen auf solche Gedanken, wenn es nicht genügend Spielplätze gibt. Wir leben in einer kinderfeindlichen Gesellschaft, uns ist das doch längst klar, Fee. Also, was sagtest du?«
»Eine Kinderärztin hat sich in der Buchenstraße niedergelassen, Dr. Kerstin Delius.«
»Du lieber Himmel, das habe ich ja ganz vergessen!«, rief er aus. »Sie rief mich gestern an und möchte uns einen kurzen Antrittsbesuch machen. Ich habe ihr gesagt, dass sie gern gegen elf Uhr kommen kann.«
»Und das ist es gleich«, sagte Fee. »Hopp hopp, ich muss schnell noch ein bisschen Ordnung machen.«
»Es ist ja kein Staatsempfang«, meinte er lachend. »Und bei uns ist es immer ordentlich. Zu ordentlich ist auch nicht schön.«
Da kam Danny hereingestürmt, dreckig von Kopf bis Fuß.
»Liebe Güte, was hast du wieder gemacht?«, fragte Fee.
»Wir spielen schön, Mami«, erwiderte er strahlend. »Will nur schnell was trinken.«
»Wir bekommen Besuch«, sagte Fee.
»Wen denn?«
»Eine Kinderärztin, die sich hier niedergelassen hat.«
»Wir brauchen keine«, erklärte Danny kategorisch, »wir haben euch.«
Für ihn war das damit erledigt, und Daniel meinte gelassen, dass man ja nicht unbedingt geschniegelte Kinder präsentieren müsste.
Bald darauf läutete es. Fee öffnete selbst, da Lenni in der Küche beschäftigt war. Vor ihr stand eine schlanke junge Frau in sportlichem Kostüm. Sie hatte ein ernstes schmales Gesicht, große dunkle Augen und schulterlanges dunkelbraunes Haar. Ein schöner Mund lächelte schüchtern.
»Mein Name ist Delius«, sagte sie mit angenehmer dunkler Stimme, die den ersten Eindruck, den Fee von ihr hatte, wohltuend ergänzte. »Frau Dr. Norden?«
Vielleicht hatte sie erwartet, dass Fee nicht mehr so mädchenhaft jung aussehen würde. Sie war etwas verwirrt.
»Wir sind Kolleginnen«, sagte Fee in ihrer herzlichen Art. »Bitte, treten Sie ein. Wir freuen uns, Sie kennenzulernen.«
Dr. Kerstin Delius wurde auch von Daniel ganz lässig begrüßt.
»Eine Kinderärztin brauchen wir hier schon lange«, sagte er. »Es war eine gute Idee von Ihnen.«
»Ich habe das Haus von meinem Onkel geerbt, so war es mir möglich, eine Praxis einzurichten«, sagte Kerstin. »Es ist ja eine ziemlich teure Gegend. Ich habe in der Kinderklinik gearbeitet, bin jetzt aber froh, selbstständig zu sein.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Daniel.
»Sie praktizieren nicht?«, richtete Kerstin das Wort an Fee.
»Nein, die drei Kinder beschäftigen mich vollauf.«
»Drei haben Sie? Ich habe nur einen Sohn, aber er ist jetzt schon zehn Jahre alt. Er lebt bei meinen Eltern auf dem Land.«
Sie muss jung geheiratet haben, dachte Fee, aber Daniel hegte andere Gedanken.
Der Sohn lebt bei den Großeltern, sie eröffnete eine Praxis. Von einem Ehemann war nicht die Rede, und ihr Gesicht verriet, dass sie auch schon allerhand in ihrem Leben durchgemacht haben musste.
Kerstin spürte wohl seinen forschenden Blick. »Ich bin geschieden«, erklärte sie beiläufig.
»Mix uns doch mal deinen Muntermacher, Fee«, sagte Daniel zu seiner Frau. »Ich bin heute richtig faul.«
»Und ich störe Sie«, sagte Kerstin rasch. »Ich wollte mich nicht lange aufhalten, aber ich dachte, es sei gut, die Kollegen zu kennen, falls man in besonderen Fällen Hilfe braucht.«
»Immer zu Diensten, Frau Kollegin«, meinte Daniel lächelnd. »Auf den Drink bleiben Sie doch?«
»Gern. Ich freue mich, dass ich so nett empfangen werde. Dr. Porth war ziemlich ablehnend.«
»Machen Sie sich nichts draus. Er möchte am liebsten alles allein machen und nimmt sich sehr wenig Zeit für die Patienten. Hier mag man es, wenn sich der Arzt Zeit nimmt, wenn ich diesen kleinen Hinweis geben darf.«
»Das ist selbstverständlich für mich.« Man wird ja meine Praxis auch nicht gleich stürmen.«
»Kann man’s wissen? Kinder gibt es hier genug.«
»Aber wir haben Papi und Mami«, posaunte Danny von der Terrassentür her. Dann grinste der Lausbub von einem Ohr zum andern. »Die ist aber ganz nett, Papi, wollte sie mal angucken.«
Kerstin lachte. »Du bist auch nett.«
»Aber dreckig. Danny heiße ich. Felix und Anneka wollen jetzt bestimmt auch mal gucken.«
»Na, dann guckt nur«, meinte Fee.
So dreckig sie auch waren, so lieb waren sie auch, und dass Kerstin mit Kindern umzugehen verstand, fanden Daniel und Fee schnell heraus.
Man kam ins Plaudern. »Wollen Sie nicht mit uns essen?«, fragte Fee.
»O nein, vielen Dank, aber heute und morgen sind meine Eltern und Tim noch hier. Und am Montag fange ich schon gleich an. Es ist eine Umstellung.«
»Aber wenn Sie irgendwelche Fragen oder gar Sorgen haben, wissen Sie, wo wir wohnen«, sagte Fee.
»Ich nehme es als gutes Omen, dass ich Sie kennenlernen durfte«, sagte Kerstin. »Herzlichen Dank für Ihr freundliches Entgegenkommen.«
»Das ist wohl ganz selbstverständlich«, sagte Daniel. »Einen recht guten Beginn wünschen wir Ihnen.«
»Reizende Frau«, stellte Fee fest. »Sie gefällt mir.«
»Scheint schon allerhand mitgemacht zu haben«, meinte Daniel.
»Sie kann höchstens in meinem Alter sein«, sagte Fee.
»Aber du siehst jünger aus, Schatz.«
»Ich habe ja auch einen liebevollen Mann«, lächelte sie.
*
Ein Ehepaar wie aus dem Bilderbuch, dachte Kerstin auf dem Heimweg. Ja, da muss man glücklich sein, aber schnell schob sie den Gedanken an ihr eigenes Unglück von sich.
Vor der hübschen Villa in der Buchenstraße, arbeitete ein grauhaariger Mann am Pfosten. Als Kerstin ausstieg, richtete er sich auf und lächelte.
»Es ist vollbracht, Töchterchen. Das Türschild ist dran. Ich freue mich, dass der Name Delius draufsteht. Sieht sehr gut aus.«
Kerstin gab ihrem Vater einen herzhaften Kuss. »Wenn ich euch nicht hätte, Paps«, sagte sie innig.
Ein hübscher Junge, der Kerstins dunkles Haar und seines Großvaters helle Augen hatte, kam aus der Tür – Tim, der Sohn.
»Du hast dich aber lange vertratscht, Mami«, sagte er mit gelindem Vorwurf.
»Die Nordens waren so nett und herzlich, und sie haben drei reizende Kinder. Wollt ihr euch nicht doch entschließen, hierher zu ziehen? Das Haus ist doch groß genug.«
»Später können wir vielleicht darüber reden, wenn Tim aufs Gymnasium kommt«, sagte Armin Delius. »Leb du dich erst mal ein.«
»Hier meckern die Leute vielleicht, wenn wir mit zwei Hunden ankommen«, meinte Tim.
Es waren zwei bildschöne Bobtails, die auf die Namen Pummel und Wuschel hörten. Sie hörten tatsächlich aufs Wort, wenn sie sonst auch allerhand Unsinn im Kopf hatten.
Kerstin wurde auch von ihnen freudig begrüßt, und Marga Delius hatte schon das Mittagsmahl zubereitet.
»Du siehst richtig froh aus, Kind«, stellte sie zufrieden fest.
»Es ist gut, so nette Kollegen zu haben. Ein reizendes Ehepaar. Fee Norden ist eine bildschöne Frau. Mir ist fast die Luft weggeblieben.«
»Du bist auch schön, Mami«, sagte Tim. »Für mich bist du die Schönste.«
Es machte Kerstin glücklich, obgleich sie sich gar nicht schön fühlte. Aber es verriet ihr, wie sehr Tim an ihr hing, obgleich sie nicht viel Zeit für ihn hatte.
Er war gut aufgehoben bei den geliebten Großeltern, die so voller Verständnis für die Probleme ihrer Tochter waren. Sie waren so oft wie nur möglich beisammen, und diese Gemeinsamkeit hatte Kerstin geholfen, den schlimmen Schock zu überwinden, den die kurze Ehe ihr eingebracht hatte.
Freilich war es auch ein Schock für ihre Eltern gewesen. Auch sie hätten es Carlo Seifert nicht zugetraut, dass er Kerstin so schnell betrügen würde, aber das hatte er schon getan, als Tim unterwegs war. Und dann war er mit seiner Assistentin Jana durchgebrannt.
In ihrem verletzten Stolz hatte Kerstin auf jegliche Unterhaltszahlung verzichtet, es aber zur Bedingung gemacht, dass Carlo Seifert Tim nicht sehen dürfe. Auch darüber hatte er sich mit Nonchalance hinweggesetzt.
Reich waren Kerstins Eltern nicht, aber es ging ihnen recht gut. Sie hatten ihre Landwirtschaft, und sie waren zufriedene Menschen. Kerstin hatte ihr unterbrochenes Medizinstudium vollendet und dann als Assistenzärztin in der Klinik gearbeitet.
Vor sechs Monaten war der alte Onkel Karl gestorben und hatte ihr alles hinterlassen, was er besaß, und das war nicht wenig.
Nun hatte sie sich eine moderne Praxis eingerichtet. Sie freute sich, von dem Zwang befreit zu sein, immer nur