Am Yellow Creek: Wyatt Earp 259 – Western
By William Mark
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Orangerot leuchtete der Abendhimmel im Westen, und die Konturen der Tannen am Waldhang zeichneten sich scharf und schwarz dagegen ab. Es war einer jener seltenen Abende, die von so leuchtender Schönheit waren, wie man sie eigentlich nur im mittleren und oberen Colorado finden kann. Ein Prärieschoner kam von Osten die große Fahrstraße herunter ins Lomabit Valley. Der Wagen, der jetzt in die Talstraße einbog, war ziemlich groß, fünfspriegelig, und die Plane flatterte hinten um den Aufbau nur so herum. Oben auf dem Kutschbock saß ein riesiger Kerl, der einen gewaltigen Schlapphut trug, unter dem ein hageres, überlanges Gesicht hervorblickte. Der Schnauzbart war grau und zottig, und die Augenbrauen standen wie Pinselbüschel nach vorn. Tief in den Höhlen lagen stechende graue Augen, und die Wangen waren eingefallen. Spitz stach die Nase nach vorn, der Mund war von dem Schnauzbart völlig verdeckt, dafür blickte ein hartes, energisches Kinn darunter hervor. Der ›Vatermörder‹ (hoher steifer Kragen) war viel zu groß und hätte den Hals, der aus ihm hervorragte, wohl zweimal fassen können. Der schwarze Anzug war vielfach mit Flicken besetzt und nicht gerade sauber. Auch das Hemd zeigte nur bei schärferer Betrachtung, dass es irgendwann einmal weiß gewesen sein musste. Die schwarze Schleife war aus Chinaseide. Der Mann trug über seiner Jacke einen breiten Waffengurt, der mit Patronen besetzt war und an jeder Seite einen Revolver vom Kaliber 45 und vom Fabrikat Smith & Wesson hielt. Ein Zweihand-Mann also! Und das bedeutete im Westen schon eine ganze Menge. Denn wer konnte schon beidhändig mit einem 45er Revolver umgehen? Es war eine große Seltenheit und eigentlich nur das Privileg eines hervorragenden Revolverschützen. Die schwarze Hose war über den Knien stark ausgebeult und steckte in gewaltigen Schaftstiefeln. Beide Hände hatte er auf dem Lauf einer schweren Sharpsbüchse liegen. Rote knochige Hände!
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Wyatt Earp
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Am Yellow Creek - William Mark
Wyatt Earp
– 259 –
Am Yellow Creek
William Mark
Orangerot leuchtete der Abendhimmel im Westen, und die Konturen der Tannen am Waldhang zeichneten sich scharf und schwarz dagegen ab. Es war einer jener seltenen Abende, die von so leuchtender Schönheit waren, wie man sie eigentlich nur im mittleren und oberen Colorado finden kann.
Ein Prärieschoner kam von Osten die große Fahrstraße herunter ins Lomabit Valley. Der Wagen, der jetzt in die Talstraße einbog, war ziemlich groß, fünfspriegelig, und die Plane flatterte hinten um den Aufbau nur so herum. Oben auf dem Kutschbock saß ein riesiger Kerl, der einen gewaltigen Schlapphut trug, unter dem ein hageres, überlanges Gesicht hervorblickte. Der Schnauzbart war grau und zottig, und die Augenbrauen standen wie Pinselbüschel nach vorn. Tief in den Höhlen lagen stechende graue Augen, und die Wangen waren eingefallen. Spitz stach die Nase nach vorn, der Mund war von dem Schnauzbart völlig verdeckt, dafür blickte ein hartes, energisches Kinn darunter hervor. Der ›Vatermörder‹ (hoher steifer Kragen) war viel zu groß und hätte den Hals, der aus ihm hervorragte, wohl zweimal fassen können. Der schwarze Anzug war vielfach mit Flicken besetzt und nicht gerade sauber. Auch das Hemd zeigte nur bei schärferer Betrachtung, dass es irgendwann einmal weiß gewesen sein musste. Die schwarze Schleife war aus Chinaseide.
Der Mann trug über seiner Jacke einen breiten Waffengurt, der mit Patronen besetzt war und an jeder Seite einen Revolver vom Kaliber 45 und vom Fabrikat Smith & Wesson hielt.
Ein Zweihand-Mann also! Und das bedeutete im Westen schon eine ganze Menge. Denn wer konnte schon beidhändig mit einem 45er Revolver umgehen? Es war eine große Seltenheit und eigentlich nur das Privileg eines hervorragenden Revolverschützen. Die schwarze Hose war über den Knien stark ausgebeult und steckte in gewaltigen Schaftstiefeln. Beide Hände hatte er auf dem Lauf einer schweren Sharpsbüchse liegen. Rote knochige Hände! Neben ihm saß ein zusammengekauerter Mensch, der vielleicht nur halb so alt sein mochte wie er selbst. Er hatte ein blässliches Gesicht und kleine müde Augen. Ein Backenbart, der zerzaust wirkte, war nicht eben dazu angetan, den schlaffen, müden Eindruck seines Gesichts zu heben. Der Mann trug einen Hut mit schmalem Rand, eine Art Melone, ein gelbliches Hemd und eine Lederweste. Seine Hose war braun und steckte ebenfalls in hohen Schaftstiefeln. Auch er trug einen breiten patronengespickten Waffengurt. Nur dass er lediglich rechts einen Colt trug. In seinen Händen hielt er die Zügelleinen der beiden Pferde, die den schweren Planwagen zogen.
Hinter dem Wagen kam ein Reiter. Ein mittelgroßer Mensch, der auf einem Tupfschimmel saß. Er hatte ein nichtssagendes Gesicht, an dem das Auffälligste eigentlich nur die Pockennarben waren, die es bedeckten. Er trug einen grauen breitrandigen Hut, hatte helles Haar, trug wie der Kutscher ein Halstuch, eine braune Weste, ein graues Hemd und eine graue Hose. Nur, dass seine Hosen über den Schäften seiner Stiefel ausliefen und dass er über den Absätzen schwere Sternradsporen trug.
Anfangs hatte man den Eindruck, dass der Mann gar nicht zu dem Wagen gehörte, aber da er ihm so beharrlich und in so kurzer Distanz folgte, war das schließlich doch keine Frage.
Niemand, der ihnen begegnete, beachtete die drei besonders.
Als sie schließlich beim Hereinbrechen der Dunkelheit die Stadt Oliver erreichten, stieß der Lange den Driver an.
»Halt an, Bes.«
»All right, Boss«, entgegnete der Driver.
Die Pferde kamen nur langsam zum Stehen. Der Wagen ruckte und schleuderte noch etwas hin und her, ehe er hielt.
Der Pockennarbige wäre fast hinten aufgeprallt, hätte das Pferd nicht mehr Aufmerksamkeit entwickelt als sein Reiter.
Mit ärgerlicher Miene ritt der Pockennarbige um den Wagen herum und hielt neben dem Boss.
»Was ist denn, Mr Hotkins?«
Hotkins behielt das Gewehr in der Rechten und griff sich mit der Linken über seinen Schnauzbart, wobei er die Hand halbkreisförmig schloss, unter die Nase hielt und dann einfach in Richtung Kinn nach unten strich. Der Bart wurde dadurch zwar nicht weniger störrisch und auch nicht schöner, aber die Bewegung war typisch für Hotkins.
»Wartet hier. Ich gehe allein.«
Er stieg vom Wagen, machte ein paar Schritte vorwärts und blieb in Höhe der Pferdeköpfe stehen. Ohne sich umzudrehen, sagte er mit einer durchdringenden, seltsam hellen Stimme: »Ich will hoffen, dass ihr euch in Geduld fasst. Denn ich habe in der Stadt nachzusehen, ob es Seelen sind, die nach Erlösung und Offenbarung rufen.«
»All right, Boss«, versetzte Bes.
Da wandte Hotkins den Kopf.
»Wie oft habe ich dir schon gesagt, du ungläubige Seele, dass du mich nicht Boss nennen sollst. Ich bin der Wanderprediger James Teodore Hotkins. Wann wird dir das endlich aufgehen?«
»All right, Bo…, all right, Mr Hotkins.«
Der Pockennarbige hatte beide Hände über der Brust verschränkt und blickte gelangweilt zu dem Prediger hinüber.
»Du sorgst mir dafür, Larry, dass ich spätestens in einer Stunde ein ordentliches Quartier habe, in dem ich mein müdes Haupt zur Ruhe legen kann, so es Gott wohlgefällt.«
»All right, Mr Hotkins«, entgegnete da Larry.
Der Wanderprediger setzte sich in Bewegung, wobei er zur Verblüffung der Leute, die ihn von den Vorbauten der ersten Häuser und von den Toren der Höfe aus sehen konnten, das Gewehr als Stock benutzte.
Er hatte etwa die Mitte der Main Street erreicht, als er sich mit einem scharfen Ruck nach rechts wandte und auf ein Haus zuging, über dem ein großes Schild mit der Aufschrift CITY HALL angebracht war.
Unten links neben der Tür brannte Licht.
Der Wanderprediger betrat den zu ebener Erde gelegenen Vorbau und klopfte mit dem Gewehrlauf an die Tür, öffnete dann und trat ein.
Ein großer Raum lag vor ihm, der nur schwach von einer großen, grün abgeschirmten Kerosinlampe erleuchtet wurde.
Im Hintergrund des Raumes hantierte ein gebeugter Mensch an einem Schrank herum und blickte sich mit mürrischem Gesicht um, als er den Fremden eintreten sah.
Der Raum war vorn hufeisenförmig zur Tür hin durch eine ziemlich hohe Barriere abgeteilt. Links auf der Barriere, die zur Fensterfront führte, stand die Lampe.
Hotkins blieb in der offenen Tür stehen und reckte seine riesige Gestalt.
»Ich schicke dir den Gruß Gottes, mein Sohn, und richte die Frage an dich, wo der Mann wohnt, der für eure Seelen sorgt.«
Der dreiundfünfzigjährige Gemeindeschreiber Jacob Litgens ließ beide Hände in der Schublade eines hohen Aktenschrankes und blickte ärgerlich zu dem Fremden hinüber.
»Wen suchen Sie?«
»Ich sehe, mein Sohn, dass dir die Gabe des Verstandes nicht im überreichen Maße gegeben ist. Ich suche den Gottesmann eurer Stadt.«
»Gottesmann«, meinte Litgens, »bewahre, so etwas führen wir nicht.«
»So, das führt ihr nicht. Das kann ich nur bedauern. Eine Stadt, in der es keinen Priester gibt, ist eine verlorene Stadt.«
»Ihre Ansicht, Mister. Sonst noch was?«
Da schob Hotkins die Tür hinter sich zu und trat bis an die Barriere heran.
»Vielleicht hast du die Freundlichkeit, mir dein Antlitz zu zeigen, Freund.«
»Ich bin nicht Ihr Freund, Mister, und jetzt möchte ich Sie bitten, mich nicht aufzuhalten.«
Da wachte im Nebenraum die muskulöse Gestalt des achtundzwanzigjährigen Gemeindebüttels Jonny Miller auf. Er stemmte die Arme in die Hüften und musterte den Fremden mit spöttischem Blick.
»He, was ist denn mit der Krücke los, Litgens? Ich habe da was meckern gehört.«
»Aha, da