Vergiß die Angst: Dr. Norden Gold 9 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Dorthe Harling stieß einen kleinen Schrei aus, als ein schmutziger, blutverschmierter junger Mann in die Praxis von Dr. Norden gewankt kam, und nach ihm gleich Adele Walter, deren Stimme wahrhaftig nicht zu überhören war, worauf auch sofort Franzi, die junge Arzthelferin, und auch Dr. Norden ins Vorzimmer kamen. »Der Mastix war es, dieser Mörderhund«, kreischte Adele Walter, »aber jetzt meld' ich es der Polizei, und wenn die Bitterling hundertmal die Baronin von und zu ist. Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher vor dem Untier, wo ich doch wirklich Hunde mag, und jeder weiß das.« Und jeder in der Umgebung wußte, daß Adele Walter die perfekteste, sauberste und zuverlässigste Zugehfrau war, die man finden konnte, wenn sie auch manchmal ihr Mundwerk nicht in Zaum halten konnte. Daß sie jetzt wütend war, konnte man ihr nicht verdenken, denn der junge Mann brach nun bewußtlos zusammen. Aber wer das war, konnte Adele Walter auch nicht sagen. »Gesehen hab' ich es, wie der Köter über den Zaun sprang und gleich auf den Burschen los, und wie er ihn zusammenbiß. Geschrien hab' ich wie eine Wilde, aber meinen Sie ja nicht, Herr Doktor, daß die gnädige Baronin etwas unternommen hätte. Ich hab' dann nur gedacht, daß er schnell Hilfe braucht, ich meine der Bursch' da, und deshalb hab' ich ihn hergebracht. Schauens doch, wie ich auch ausschaue.« »Dafür muß die Versicherung aufkommen, Frau Walter. Ich werde Ihnen behilflich sein, aber jetzt muß ich mich um den Patienten kümmern«, sagte Dr. Norden. Und während der Verletzte noch bewußtlos am Boden lag, wurde ihm schon Erste Hilfe zuteil. Dann rappelte er sich auf, und Dr. Norden konnte in seinem Behandlungsraum die Wunden versorgen, die ihm zugefügt worden waren.
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Vergiß die Angst - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 9 –
Vergiß die Angst
Patricia Vandenberg
Dorthe Harling stieß einen kleinen Schrei aus, als ein schmutziger, blutverschmierter junger Mann in die Praxis von Dr. Norden gewankt kam, und nach ihm gleich Adele Walter, deren Stimme wahrhaftig nicht zu überhören war, worauf auch sofort Franzi, die junge Arzthelferin, und auch Dr. Norden ins Vorzimmer kamen.
»Der Mastix war es, dieser Mörderhund«, kreischte Adele Walter, »aber jetzt meld’ ich es der Polizei, und wenn die Bitterling hundertmal die Baronin von und zu ist. Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher vor dem Untier, wo ich doch wirklich Hunde mag, und jeder weiß das.«
Und jeder in der Umgebung wußte, daß Adele Walter die perfekteste, sauberste und zuverlässigste Zugehfrau war, die man finden konnte, wenn sie auch manchmal ihr Mundwerk nicht in Zaum halten konnte.
Daß sie jetzt wütend war, konnte man ihr nicht verdenken, denn der junge Mann brach nun bewußtlos zusammen. Aber wer das war, konnte Adele Walter auch nicht sagen.
»Gesehen hab’ ich es, wie der Köter über den Zaun sprang und gleich auf den Burschen los, und wie er ihn zusammenbiß. Geschrien hab’ ich wie eine Wilde, aber meinen Sie ja nicht, Herr Doktor, daß die gnädige Baronin etwas unternommen hätte. Ich hab’ dann nur gedacht, daß er schnell Hilfe braucht, ich meine der Bursch’ da, und deshalb hab’ ich ihn hergebracht. Schauens doch, wie ich auch ausschaue.«
»Dafür muß die Versicherung aufkommen, Frau Walter. Ich werde Ihnen behilflich sein, aber jetzt muß ich mich um den Patienten kümmern«, sagte Dr. Norden.
Und während der Verletzte noch bewußtlos am Boden lag, wurde ihm schon Erste Hilfe zuteil. Dann rappelte er sich auf, und Dr. Norden konnte in seinem Behandlungsraum die Wunden versorgen, die ihm zugefügt worden waren.
Adele Walter hatte sich zwar nicht beruhigt, aber sie mußte zum Apotheker Rohwald, wo sie mittags saubermachen mußte, und sie war eine gewissenhafte Frau.
»Wir werden die Baronin benachrichtigen, Frau Walter«, sagte Dorthe, die den ersten Schrecken überwunden hatte, »und Sie sollten wirklich Anzeige bei der Polizei erstatten und auch Ihre Sachen vorzeigen.«
»Worauf Sie sich verlassen können«, sagte Adele Walter. »Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher, seit da dieser Mastix ist. Preisgekrönte Töle«, fügte sie verächtlich hinzu, »damit will das Weib noch angeben. Das ist eine ganz Raffinierte, Frau Dorthe, das kann ich Ihnen sagen. Die wird sich bestimmt wieder herausreden. Ich geh’ ja nimmer zu ihr, seit dieses Mistvieh da ist, da kann sie machen, was sie will, aber sie meint ja, daß sie wunder wer ist.«
Man mußte es Adele Walter zugute halten, daß sie maßlos aufgeregt war, denn sonst redete sie nicht so keifend. Daß sie die Dinge beim Namen nannte, nahm ihr niemand übel, der sie kannte, aber die Baronin Bitterlien war auch ein besonderes Exemplar Mensch, und nicht nur Frau Walter nannte sie Bitterling!
Der Mastix gehörte der Hunderasse Mastiff an, aber wer kannte diese Rasse schon. Dr. Norden wußte allerdings, daß es besonders scharfe und manchmal auch unberechenbare Hunde waren, aber warum er diesen fremden jungen Mann angefallen hatte, der jetzt ziemlich stockend und in gebrochenem Deutsch sagte, daß er die Baronin Bitterlien gar nicht kenne und nur an ihrem Haus vorbeigegangen wäre, konnte er sich auch nicht erklären.
Der junge Mann stand noch unter einem Schock. Sein Parka, der gewiß nicht zur billigsten Kategorie gehörte, wies mehrere Löcher auf, und der Ärmel war auseinandergerissen. Es war der linke Arm, der auch schwere Bißwunden davongetragen hatte. Franzi mußte sich höllisch zusammenreißen, um Dr. Norden alles zuzureichen, was er brauchte, um die Wunden zu desinfizieren, zu klammern und zu verbinden. Eine Tetanusspritze hatte der junge Mann schon bekommen und auch eine örtliche Betäubung.
Er war glücklicherweise kräftig, sportlich durchtrainiert und hatte auch eine gute Konstitution.
Franzi säuberte sein Gesicht, daß auch einen Prankenhieb abbekommen hatte, aber anscheinend war es ihm gelungen, den Hund mit dem Arm abzuwehren.
Noch konnte er nicht reden. Dr. Norden gab ihm eine Flüssigkeit zu trinken in einem kleinen Glas, ein Medikament, das gleichzeitig schmerzstillend aber auch belebend wirkte. Langsam kehrte nun auch das Blut in das Gesicht des jungen Mannes zurück, das von Sommersprossen übersät war. Franzi strich ihm behutsam das dichte rotbraune Haar, das feucht an der Stirn klebte, zurück. Voller Mitgefühl betrachtete sie ihn.
Am Morgen hatte es geregnet, aber schon vor mehr als einer Stunde hatte der Regen aufgehört. Die feuchte Kleidung, das ebenfalls feuchte Haar des jungen Mannes verrieten aber, daß er ziemlich lange im Regen herumgelaufen sein mußte.
»Sorry«, sagte er jetzt stockend, »tut mir leid, Ärger zu machen.«
»Sie machen keinen Ärger«, sagte Daniel Norden freundlich. »Sie sind in eine scheußliche Situation geraten. Wir sollten froh sein, daß nicht noch mehr passiert ist.«
»Ich verstehe das nicht«, murmelte der junge Mann stockend. »Ich mag Hunde, ich habe diesem auch nichts getan. Er ist einfach über den Zaun auf mich zugesprungen. Oh, ich muß mich erst vorstellen. My name is Timothy Bradley.«
»Sie sind Amerikaner«, sagte Dr. Norden.
»Aus Colorado.«
»Sie verbringen hier Ihren Urlaub?«
»Halb und halb, ein bisken deutsch kann ich«, fügte er mit einem netten Lächeln hinzu. »Ich suche Verwandte in Germany. Ist nicht einfach, wenn man nicht viel weiß.«
»Und dann wird man auch noch von einem bösen Hund gebissen«, sagte Dr. Norden. »Sie können Schadenersatzansprüche stellen, in Ihrem Fall beträchtliche. Hundehalter müssen versichert sein in unserem Land.«
»Alles ist korrekt in Germany«, sagte Timothy, »und ich bin sehr in Ihrer Schuld. Auch die Dame, die mich hergebracht hat.«
Frau Walter würde sich freuen, als Dame bezeichnet zu werden, aber sie war nicht anwesend.
»Sie können Anzeige gegen die Tierhalterin erstatten«, erklärte Dr. Norden dem jungen Amerikaner. »Es ist eine Baronin Bitterlien.«
»Aber was nutzt es?« fragte Timothy. »Ich muß sein morgen in St. Moritz. Ich werde Sie korrekt honorieren.«
»Darum geht es doch nicht. Sie haben Anspruch auf Schmerzensgeld, auf neue Kleidung, bedenken Sie das bitte.«
»Ich habe wenig Zeit. Zeit ist auch Geld. Ich habe Geld, Doc.« Und er faßte in seine Hosentasche und holte ein Bündel Hundertdollarnoten heraus.
Dr. Norden war sprachlos.
»Dreihundert Dollar, genügt das?« fragte Timothy, »Sie waren sehr freundlich und hilfsbereit.«
»Ich möchte, daß Sie wiederkommen, damit ich mich überzeugen kann, daß die Wunden gut verheilen«, sagte Dr. Norden.
»Ich werde wiederkommen, wenn ich meine Geschäfte erledigt habe. Ich mag Menschen wie Sie. Und bitte geben Sie der netten Frau auch Geld, und ich bedanke mich. Und wenn ich ein Taxi rufen darf?«
Dr. Norden war ziemlich verwirrt, und gewiß nicht deshalb, weil Timothy Bradley so schnell wieder auf den Beinen war. Seine Eile war verwunderlich, und dann die Dollarnoten, aber dabei machte der junge Mann einen durchaus sympathischen Eindruck und wirkte keineswegs wie ein Ganove.
»Auf jeden Fall sollten wir eine Aufnahme von den Verletzungen machen«, sagte Dr. Norden. »Falls Sie später doch Ansprüche stellen wollen. Sie haben ja zwei Zeugen, denn Frau Walter geht bestimmt zur Polizei.«
»Wenn Sie meinen«, erwiderte Timothy mit einem jungenhaften Lächeln, und auch das konnte Dr. Norden mit seiner Sofortbildkamera festhalten, nichtahnend, welche Bedeutung diese Aufnahme noch einmal bekommen sollte.
*
Timothy Bradley hatte sich höflich verabschiedet, besonders höflich auch von Dorthe und Franzi, und dann lagen doch drei Hundertdollarscheine auf Dr. Nordens Schreibtisch. Als er es merkte, fuhr das Taxi aber schon mit dem jungen Mann davon
»Eine etwas merkwürdige Geschichte«, sagte er zu Dorthe, der er die Scheine hinhielt. »Einen bekommt Frau Walter.«
»Er könnte von der Bitterling ein paar Tausender herausholen«, sagte Dorthe, »und der würde ich es gönnen.«
»Sie sagten ja auch Bitterling, Dorthe«, meinte Dr. Norden lächelnd.
»Der King paßt zu der Bitterling, heißt es doch schon. Und wie der Herre, so’s Gescherre.« Dorthes Stimme hatte seinen sarkastischen Unterton.
»Und wer ist der King?« fragte Dr. Norden.
»Der Mastix-Mastiff, meine ich natürlich, aber der Hund ist wirklich schon überall gefürchtet, und alle sagen Mastix.«
»Ich habe bisher noch nichts gehört über ihn«, sagte Dr. Norden nachdenklich, »und ich weiß auch gar nicht, wie er aussieht.«
»Furchterregend«, sagte Franzi. »Ich gehe immer auf die andere Straßenseite, aber sie hat ihn ja erst ein paar Wochen.«
»Ist bei ihr auch eingebrochen worden?« fragte Daniel.
»Nein, bei ihr noch nicht, aber vielleicht hat sie sich den Hund deshalb zugelegt. Früher hatte sie doch so ein Schoßhündchen«, sagte Franzi. »Ich kann mich noch erinnern, das war so ein kleiner Kläffer, aber bloß eine Handvoll.«
Aber dann mußte die Unterhaltung beendet sein, denn es warteten noch zwei Patienten, aber die waren geduldig. Zwei alte Damen, die froh waren, wenn sie sich bei Dr. Norden trafen und miteinander reden konnten, und sie gingen dann auch gemeinsam weg. Trotz des Zwischenfalls kam Dr. Norden mal verhältnismäßig früh nach Hause. Und seine Söhne waren gleich ganz da und begeistert, als er sagte, sie sollten doch mal das Hundebuch holen, er wolle mal sehen, ob