Am Anfang war es Liebe: Dr. Norden Gold 10 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
April – der weiß nicht, was er will, und so sah es draußen auch aus. Ariane lehnte die Stirn an die kalte Fensterscheibe. Schnee war wieder gefallen in der Nacht, jetzt lugte die Sonne ein bißchen hervor, doch schon wenige Minuten später begann es zu rieseln. Diesmal war es kein Schnee, sondern Regen. So war es auch an ihrem Hochzeitstag gewesen vor genau vier Jahren, und da hatte man gesagt, daß es Glück brächte, wenn Regentropfen auf den Brautschleier fallen. Ein spöttisches Lächeln legte sich um ihren Mund. Was ist denn Glück, dachte sie. Jedenfalls war Carlo mal wieder weg, und er hatte den Hochzeitstag bestimmt vergessen. Nicht mal für einen Anruf nahm er sich Zeit. Es tat ihm auch nicht leid. Was ist das denn schon, muß man immer so ein Theater machen um bestimmte Tage, um Feste, die sich doch immer wiederholen? Das war sein Reden, aber sie hatte ihn so erst in der Ehe kennengelernt. Vorher war er aufmerksam, charmant und liebenswürdig gewesen. Sie wußte längst, warum er sich so um sie bemüht hatte. Sie war eine glänzende Partie, und sie war bis über beide Ohren in den attraktiven Carlo Torello verliebt gewesen, der ein bekannter Turnierreiter war. Sie war eine Pferdenärrin. So hatten sie sich auch kennengelernt, und ihr Vater, der Gutsbesitzer Rodenburg, hatte großzügig das Gestüt finanziert, für das Carlo sich interessiert hatte. Im ersten Ehejahr hatte er noch einige Erfolge gehabt, aber dann schien ihn das Glück verlassen zu haben. Zuerst hatte er noch gescherzt, daß er eben zuviel Glück in der Liebe hätte, aber Ariane hatte sich bald Gedanken gemacht, daß er damit nicht ein Glück mit ihr meinen könnte. Er war viel unterwegs.
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Am Anfang war es Liebe - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 10 –
Am Anfang war es Liebe
Patricia Vandenberg
April – der weiß nicht, was er will, und so sah es draußen auch aus. Ariane lehnte die Stirn an die kalte Fensterscheibe. Schnee war wieder gefallen in der Nacht, jetzt lugte die Sonne ein bißchen hervor, doch schon wenige Minuten später begann es zu rieseln. Diesmal war es kein Schnee, sondern Regen.
So war es auch an ihrem Hochzeitstag gewesen vor genau vier Jahren, und da hatte man gesagt, daß es Glück brächte, wenn Regentropfen auf den Brautschleier fallen.
Ein spöttisches Lächeln legte sich um ihren Mund. Was ist denn Glück, dachte sie. Jedenfalls war Carlo mal wieder weg, und er hatte den Hochzeitstag bestimmt vergessen. Nicht mal für einen Anruf nahm er sich Zeit.
Es tat ihm auch nicht leid. Was ist das denn schon, muß man immer so ein Theater machen um bestimmte Tage, um Feste, die sich doch immer wiederholen? Das war sein Reden, aber sie hatte ihn so erst in der Ehe kennengelernt. Vorher war er aufmerksam, charmant und liebenswürdig gewesen.
Sie wußte längst, warum er sich so um sie bemüht hatte. Sie war eine glänzende Partie, und sie war bis über beide Ohren in den attraktiven Carlo Torello verliebt gewesen, der ein bekannter Turnierreiter war. Sie war eine Pferdenärrin. So hatten sie sich auch kennengelernt, und ihr Vater, der Gutsbesitzer Rodenburg, hatte großzügig das Gestüt finanziert, für das Carlo sich interessiert hatte.
Im ersten Ehejahr hatte er noch einige Erfolge gehabt, aber dann schien ihn das Glück verlassen zu haben. Zuerst hatte er noch gescherzt, daß er eben zuviel Glück in der Liebe hätte, aber Ariane hatte sich bald Gedanken gemacht, daß er damit nicht ein Glück mit ihr meinen könnte.
Er war viel unterwegs. Anfangs hatte sie ihn auch meist begleitet, aber dann hatte er plötzlich Andeutungen gemacht, daß sie sich mehr schonen solle, weil sie doch wohl auch Kinder haben wolle.
Das ist es also, was er vermißt, hatte sie damals gedacht, aber im Grunde konnte sie sich das doch nicht so recht vorstellen. Und nun, an diesem Tag, ihrem vierten Hochzeitstag, war sie an dem Punkt angelangt, sich einzugestehen, daß ihre Ehe wohl kaum noch zu retten sein würde, denn ein Kind war nicht gekommen, das diese noch zusammenhalten könnte.
Aber es war fast eine Trotzreaktion, als sie sich nun entschloß, Dr. Norden aufzusuchen, den einzigen Arzt, zu dem sie volles Vertrauen hatte, und der ihr bestimmt die Wahrheit sagen würde, warum sie kein Kind bekam, auch wenn er kein Gynäkologe war.
Gut Rodenburg lag etwa dreißig Minuten von München entfernt, und zur Praxis von Dr. Norden brauchte sie sogar noch zehn Minuten mehr, und eigentlich war die Entfernung zu groß, um Dr. Norden als Hausarzt zu bezeichnen, aber Arianes Eltern hatten ihn kennengelernt, als sie auf der Insel der Hoffnung zur Kur waren, und diese gehörte Daniel Norden und seinem Schwiegervater Dr. Johannes Cornelius zu gleichen Teilen. So war auch ein recht enger Kontakt entstanden, und vielleicht, so sagte Ariane, wie auch ihre Mutter, hätte Albrecht Rodenburg länger leben dürfen, wenn sie die beiden Ärzte früher kennengelernt hätte. Aber vor einem Jahr war er dann gestorben, schnell und schmerzlos, wie er es sich gewünscht hatte, aber das kranke Herz hatte versagt.
Es war ein harter Schicksalsschlag für Margret Rodenburg und Ariane gewesen, aber sie hatten schnell die Hoffnung aufgeben müssen, daß sich nun Carlo auch um das Gut kümmern würde.
Krullmann, der Verwalter, war auch nicht mehr der Jüngste, und wenn auch auf die Angestellten Verlaß war, die Sorgen wuchsen Margret und Ariane über den Kopf.
Einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse hatten sie noch immer nicht gewonnen, und um diese zu bekommen, erwartete Margret Rodenburg an diesem Tag einen wichtigen Besuch. Sie hatte dies Ariane nur angedeutet.
Ariane rief bei Dr. Norden an und fragte Dorthe Harling, ob sie vielleicht am frühen Nachmittag kommen könne.
»Das trifft sich gut, Frau Torello«, erwiderte Dorthe, »heute ist keine offizielle Sprechstunde, es kommen nur Dauerpatienten zum Spritzen.«
Die Namen Rodenburg und Torello waren Dorthe Harling bekannt, obgleich sie noch nicht gar so lange in der Praxis tätig war, aber da sich ihre Tochter Jocelyn und ihr Mann Harald auch für Pferde interessierten, war ihnen Carlo Torello wohlbekannt. Dorthe Harling wußte auch einiges über Carlo, was keine Sympathie für ihn aufkommen ließ. Sie empfand für Ariane ein mütterliches Mitgefühl.
Ariane aß mit ihrer Mutter zu Mittag. Appetit hatten sie beide nicht.
»Wen erwartest du eigentlich, Mutsch?« fragte Ariane ihre noch jugendlich wirkende Mutter, deren glattes Gesicht nur von Wehmut überschattet war.
»Dr. Theissen von der Bank. Er hat sich freundlicherweise erboten, mich aufzusuchen, um mit mir die Finanzlage zu besprechen.«
»Ich wollte in die Stadt fahren«, sagte Ariane stockend.
»Fahr nur, lenk dich ein bißchen ab, Carlo wird ja wohl doch nicht kommen«, sagte Margret ironisch. »Er braucht ja nicht zu erwarten, daß du auf dem Sprung sitzt, wenn es dem Herrn gefällt, mal vorbeizuschauen.«
Ariane errötete leicht. »Ich habe mir eine Ehe auch anders vorgestellt, Mutsch«, sagte sie leise. »Aber was würdest du sagen, wenn es zu einer endgültigen Trennung käme?«
»Bitte, so schnell wie möglich«, erwiderte Margret, ohne eine Sekunde zu zögern.
»Das war deutlich«, sagte Ariane.
»Und ich würde es sehr begrüßen. Aber es wird sich ohnehin einiges verändern. Wir sprechen morgen darüber.«
»Kann ich dir etwas mitbringen aus der Stadt, Mutsch?« fragte Ariane stockend.
»O ja, Sachertorte von Raffael, mir läuft schon bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammen. Und kauf du dir was Hübsches, das hebt die Stimmung.«
Es war das erste Mal seit dem Tod des Gutsherrn, daß Margret wieder mal heitere Töne anschlug. Ariane überlegte, ob das mit dem Besuch zusammenhängen könnte, der auf Gut Rodenburg erwartet wurde.
Sie brach bald auf und fuhr noch am Gestüt vorbei. Die Pferde waren auf der Koppel. Sie vermißte zwei, die ihr besonders am Herzen lagen. Der Stallbursche Janko stand mit einem jungen Mädchen am Gatter.
»Hallo, Janko!« rief Ariane, und sie sah, daß er zusammenzuckte. Aber er kam näher. »Grüß Gott, gnädige Frau«, sagte er stockend. »Wollen Sie ausreiten?«
»Nein, ich fahre in die Stadt, aber ich vermisse Bianca und Dario.«
»Die sind doch gestern abgeholt worden.«
»Von wem?« fragte sie.
»Vom Boß. Hat er Ihnen nicht Bescheid gesagt?«
»Nein«, erwiderte sie knapp.
»Ich muß doch seinen Anordnungen folgen.«
»Aber Sie hätten mich anrufen können«, erwiderte sie. »Ich möchte informiert werden, wenn hier Pferde abgeholt werden und noch dazu wertvolle.«
»Sie sind alle wertvoll«, sagte Janko heiser.
»Dann sage ich, daß ab heute keines mehr geholt wird, wenn ich nicht einverstanden bin. Und wo ist Ruthart?«
»Er hat doch den Transport begleitet.«
»Dann soll er zu mir kommen, wenn er zurück ist.«
Ariane war zornig wie schon lange nicht mehr, wie überhaupt noch nie, wenn sie darüber nachdachte.
Aber war sie nicht selbst schuld, wenn Carlo sich soviel herausnahm? Sie hatte doch damals gesagt, daß ihnen alles gemeinsam gehöre. Er sollte doch wirklich nicht das Gefühl haben, daß er nichts allein entscheiden dürfe.
Sie war nicht nur verliebt gewesen, sondern blind und taub, das wurde ihr nun auch bewußt. Es gab gar keine Vertrauensbasis in ihrer Ehe.
Sie fuhren ganz schnell weiter, und Janko ging zu dem Mädchen zurück, das öfter kam und beim Stalldienst half.
»Das wird wohl bald krachen, Hanni«, sagte er, »und verdenken könnte ich es Frau Torello nicht.«
»Ich verstehe manche Männer nicht. Sie sieht doch sehr gut aus«, sagte Hanni.
»Aber ihm laufen die Weiber halt nach, und er ist so ein richtiger Pascha.«
*
Was macht er mit Bianca und Dario, was hat er vor, ging es Ariane durch den Sinn. Sie war sehr beunruhigt und konnte sich kaum auf den Verkehr konzentrieren, bis ein Taxifahrer sie anbrüllte, sie solle gefälligst aufpassen. »Grüner wird’s nicht mehr, blöde Kuh«, rief er aus dem Fenster. »Auch für Sie nicht, wenn Sie vom Dorf kommen.«
»Blöde Kuh«, wiederholte sie für sich selbst und fuhr dann weiter, aber sie war jetzt auch konzentrierter.
Sie war sehr pünktlich in Dr. Nordens Praxis. Dorthe war schon da, und Daniel Norden kam ein paar Minuten später.
»Das freut mich aber sehr, daß Sie wieder mal den Weg hierher finden, Frau Torello«, begrüßte er sie herzlich. »Wie geht es der Frau Mama?«
»So langsam scheinen die Lebensgeister wieder zu erwachen«, erwiderte Ariane.
»Und wo drückt bei Ihnen der Schuh?« fragte er, sie forschend betrachtend.
»Ich komme mit zwei Fragen zu Ihnen«, sagte sie leise. »Einmal woran es liegen kann, daß ich keine Kinder bekomme, zum anderen, wie es kommt, daß mir mein Mann immer gleichgültiger geworden ist.«
»Mit der zweiten Frage könnte man die erste womöglich beantworten«, erwiderte er ernst. »Psychische Spannungen können die Ursache sein. Andererseits könnte es aber auch der Fall sein, daß es am Mann liegt,