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Gefährliche Nähe
Gefährliche Nähe
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Ebook1,232 pages18 hours

Gefährliche Nähe

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About this ebook

Der Ehrgeiz befällt kleine Seelen leichter als große, wie Strohhütten leichter Feuer fangen als Paläste. Nicolas de Chamfort
Einem Clan soll endlich auf der Insel Mallorca das Handwerk gelegt werden. Sie werden mit Menschenhandel, Schutzgelderpressungen, Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche sowie einige Morde in Verbindung gebracht. Aus der Liste der Opfer steht auch ein Staatsanwalt, der Freund von Capitán del Cervé, dem leitenden Ermittler. Der umfangreiche Fall trifft völlig unverhofft auch sein Privatleben, jedoch mehr belastet ihn der Tod seines Freundes. Neben den muss die Abteilung noch Serienmörder finden, sich mit korrupten Kollegen herumärgern und weitere Fälle lösen.

LanguageDeutsch
Release dateMar 3, 2022
ISBN9781005724122
Gefährliche Nähe
Author

Angelika Friedemann

Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

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    Gefährliche Nähe - Angelika Friedemann

    zusammen

    Angelika Friedemann

    Gefährliche Nähe

    Published by Kevin Friedemann at Smashwords.

    Copyright 2022

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the hard work of this author, Angelika Friedemann.

    Ehrlichkeit bedeutet mehr als nicht zu Lügen.

    Sondern die Wahrheit zu sagen,

    die Wahrheit zu leben und die Wahrheit zu lieben.

    James E. Faust

    Sündenfall

    Chapter ~~~~~

    Capitán Álvaro del Cervé von der Brigada de Investigacíon Criminal rümpfte die Nase. Selbst so einen erfahrenen Beamten, der schon einiges gewöhnt war, brachte das an seine Grenzen. Der Leichnam einer Señora aus einer Tonne roch mehr als unangenehm, sah noch schlimmer aus.

    „Pedro, ist die Regentonne schon weg?"

    „Si, hat Fernando. Unten war leicht grünliche Flüssigkeit, vermutlich Körperflüssigkeit. Wird er dir alles mitteilen. Wo warst du?"

    „Besprechung ganz oben."

    „Langweilig! Die Señorita war damals etwa 20 bis 30 Jahre alt. Sie hatte lange blonde Haare, zierlich. Man steckte sie mit den Füßen zuerst rein – ergo, Kopf oben. Arme dito nach oben gestreckt. Dann musste der Täter kräftig pressen, damit sie hinein passte. Im Anschluss legte ihr Mörder sofort den Deckel drauf. So kam nie Sauerstoff ran. Du siehst, sie sieht mumifiziert aus, nicht verwest. Ihre Haut gleicht mehr Leder. Der Mord muss im Sommer passiert sein, da sie ein eher kurzes Kleidchen trug."

    „Bestialisch! Sie riecht unangenehm. Eine echte Blonde?"

    „Si!"

    „Was ist das Rote in ihren Haaren?"

    „Falsche Fingernägel. Davon haben wir schon drei Weitere gefunden. Das Plastik ist fast unverändert geblieben, nur spröde und enorm fest. Ein winziger Stoß und er splittert."

    „Maniquí! Warum kleisterte sich jemand so einen Mist auf die Fingernägel?"

    Der Doctor lachte. „Um lange Krallen zu haben."

    „Lasse ich sie wachsen und dann lackiere ich sie."

    „Sieht bei dir bestimmt gut aus, besonders mit grünem Lack. Manche pappen da eben Künstliche drauf."

    Álvaro schüttelte den Kopf. „Wann?"

    „Gestern zwischen 8.77 und 14.92 Uhr, scherzte der Gerichtsmediziner, Doctor Pedro Ramirez. „Sie war schwanger. Todeszeitpunkt vor circa 25 Jahren.

    „Hat sie Verletzungen?"

    „Auf den ersten Blick nichts. Wir untersuchen erst, müssen jeden Knochen einzeln unter die Lupe nehmen. Das Puzzle dauert. Rechne frühestens am Donnerstag mit einem vorläufigen Ergebnis, vollständig eher in einer Woche."

    Álvaro bedankte sich, verließ schnell den Raum. Draußen atmete er tief mehrmals durch. Gruselig! Er fuhr ins Büro. Dort hörte er sich kurz zwei andere Fälle an, bevor er sein Büro betrat, Hände wusch und Kaffee brühte. Nun der Papierkram, aber irgendwie waren seine Gedanken immer noch bei der Toten. Ein bestialischer Mord, welcher durch Zufall nach so vielen Jahren ans Licht kam.

    Diego Zimbado kam herein, gerade als Doctor Fernando Cardossa von der Científica anrief. Er deutete ihm an, sich zu setzen, hörte zu, schrieb Stichpunkte nieder.

    „Es gibt Arbeit für dich, reichte er ihm den Zettel. „Die unbekannte Tote vom Morgen. Diese grüne Tonne, in der sie steckte, wurde nur in der Zeit von 1986 – 1995 so hergestellt, haben sie bereits erkundet. Danach wurde die Firma verkauft. Das bedeutet, die Tote wurde in dem Zeitraum ermordet.

    „Woher willst du wissen, dass es Mord war?"

    Álvaro lachte. „Diego, du bist albern. Sie zwängt sich hinein, schließt den Deckel, um da drinnen zu sterben?"

    „Kann doch sein, dass jemand sie tot fand und darein stopfte, weil er keinen Ärger mit uns wollte."

    „Vor 25 Jahren bin ich noch zur Uni gegangen, du sogar in die Polizei-Schule, grinste Álvaro. „Könnte trotzdem so sein, wie du eben sagtest. Egal, wir werden ermitteln müssen, da man selbst Tote nicht so beerdigen darf. Der Doc sprach vorhin von circa 25 Jahren. Sie war zierlich, zwischen 20 und 30, hatte blonde lange Haare und war schwanger. Suche zuerst in den Vermisstenfällen von damals. Echte Blondinen gab es bei uns nicht so viele. Sie könnte daher Ausländerin gewesen sein, Urlauberin zum Beispiel oder sie lebte hier. Nur anfänglich war die Insel noch kein Land, wo jeder ausländische Loser, hier etwas werden wollte. Danach versuche bei der Firma zu erfahren, an wen solche Tonnen geliefert wurden. Eventuell gibt es noch alte Verträge, Unterlagen. Erkunde, wer dort seinerzeit wohnte, wem das Grundstück gehörte. Jetzt hat der neue Eigentümer es von einem Makler gekauft. Durchleuchte auch ihn, seine Frau, aber besonders die Eltern und so. Er selbst ist zu jung, da Anfang dreißig.

    „Wann kommt der Obduktionsbericht?"

    „In einigen Tagen, da sie die Mumie Knochen für Knochen vorsichtig auseinandernehmen müssen. Die Todesursache daher noch völlig offen. Egal, da wir die Señora identifizieren müssen. Es gibt vermutlich noch Hinterbliebene, die sie gern beerdigen wollen. Gracias", wandte er sich den Dokumenten zu, da klopfte es und José Torres, sein Stellvertreter, kam herein. Auch heute verkniff er ein Lachen. Der Kollege lief seit einigen Wochen mit lustigen Print-Shirts herum. Bei dem kleinen, leicht dicklichen 52-jährigen Kommissar, der bereits graue Haare hatte, die sich stark lichteten, sah es nur lächerlich aus. Seine Söhne trugen zuweilen auch solche Dinger. Nur sie waren bestimmt 30 Zentimeter größer, schlank und jung. Da passte es. Er fragte sich, ob das eventuell an den Wechseljahren lag oder ob er eine Gespielin hatte. Daran merkt man, dass er noch eine andere Dirne am Start hat, nannte es Isabel einmal.

    „Álvaro, Staatsanwalt Najaró rief vorhin an. Wir sollen im Fall Guerra noch einige Nachforschungen anstellen."

    „Was genau? Wir lieferten ihm doch nun wahrlich genug weiteres Beweismaterial in Bezug auf sieben Vergewaltigungen. Guerra bekam bereits lebenslänglich plus Sicherungsverwahrung und länger geht nicht."

    „Bei dem Bruder, den zwei Weibern, die seit Jahren unauffindbar sind, untersuchen, was geschah und wo die Leichen sind, will er wissen."

    „Wenn, sind es drei Leichen, die fehlen, obwohl der Mord auch ohne den Leichnam zulasten von Juanita Cielo bewiesen und er verurteilt wurde. Der Idiota weiß und kann nichts. Sollte er von Staatsanwalt Anoldo wissen oder es nachlesen. Falls es überhaupt Leichen in den zwei Vermissten-Fällen gibt. Auf die eine wartete ein Verfahren wegen schwerer Körperverletzung plus Raub. Eventuell haben sie sich lediglich abgesetzt. Wie Ricardo Guerra umkam, ebenfalls bekannt und auch da erfolgte eine Verurteilung wegen vorsätzlichen Mordes. Gib es Ricardo, damit er sich darum kümmert. Zur Not kann ihm Claudio helfen, bei diesem unnötigen Quatsch. Najaró scheint zu viel Langeweile zu haben oder tut sooo beschäftigt, mit dem Unsinn. Kann er wenigstens den ganzen Tag faulenzen. Was macht eigentlich deine Geldwäsche? Davon hört man nichts mehr. Du kümmerst dich permanent um andere Fälle, mischst dich bei den Kollegen ein", blätterte er um und schaute ihn jetzt erst an.

    „Wir hängen fest."

    „Wir? Wieso weiß ich das nicht? Lege mir die Ordner vor. Alle! Gracias", guckte er erneut auf die Seiten, als Raoul Salva hereinstürmte, fast gegen José Torres prallte. Fix entschuldigte er sich. Heute Morgen war das abermals ein Irrenhaus, dachte Álvaro.

    „Álvaro, ich komme im Fall Jorge Calbertos nicht weiter, obwohl ich mir alles angehört habe, durchlas und mit einigen Leuten nochmals sprach. Der Täter hat wie im Rausch immer wieder auf ihn eingeschlagen, auch als er schon lange tot war."

    „Man klopft an. Hole dir einen Kaffee und dann langsam", musste er doch über den Eifer des Neulings schmunzeln.

    Er schob eine Kapsel rein, wartete, während sein Chef zu Ende las, seinen Wilhelm darauf machte, wie er das Abzeichnen nannte.

    Er setzte sich, trank. „Calbertos. An der Tatwaffe, einem Ast klebten büschelweise Haare von ihm. Allerdings gab es sonst keinerlei Spuren. Nichts! Anschließend überrollte man den Toten mehrfach mit dem Auto, da man auf seinem Oberkörper Spuren von Motoröl und Reifenabdrücken fand. Das Gesicht verfehlte der Täter dabei. Ob absichtlich oder unabsichtlich, weiß niemand. Die Spezialisten haben herausgefunden, dass der Wagen zwei verschiedene Reifen hatte. Vorn Michelin, hinten Pirelli. Nur die Größen passen auf hundert Modelle."

    „Wie ist er zum Tatort gekommen?"

    „Mit seinem Wagen. Der wurde etwa zweihundert Meter weiter vorn auf einem Parkplatz gefunden."

    „Gab es Spuren von jemand Fremden an seinem Auto?"

    „Wurde nicht untersucht. Jedenfalls fand ich nichts darüber."

    „Frage nach, ansonsten muss der ins Labor. Wer fährt ihn jetzt?"

    „Keine Ahnung!"

    „Auch erkunden. Sein Umfeld?"

    „Ein wenig konfus. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder. Drei und sechs Jahre alt, Tochter und Sohn. Seit April 2018 lebte er von seiner Frau getrennt, da er was mit deren guten Bekannten, sogar einer indirekten Nachbarin, anfing. Eine Geschiedene, älter und männergeil, wie es im Protokoll stand. Kaum der Mann weg, war 2017, jede Menge Lover, die bei ihr aus- und eingingen, trotz einer damals 14-jährigen Tochter. Die Älteste ist mit dem Vater ausgezogen, da die Mutter wohl immer schon herrschsüchtig, dominant war. Evita Calbertos sagte dazu aus, dass sie noch eine Woche vorher zusammen bei Dolores Villé waren. Das ist die Männergeile. Die Ehe war da völlig in Ordnung. Man hatte den Sommerurlaub geplant, gebucht. Er hatte für sie beide ein Liebeswochenende ohne die Kinder geordert. Dolores bat Jorge um Hilfe, da sie die Fliesen in der Küche erneuern wollte. Er sagte zu, fuhr Samstagvormittag hin. Am frühen Abend kam er nach Hause, war anders. Er sprach wenig, legte sich früh schlafen. Am Sonntagmorgen verschwand er erneut stundenlang, da er Dolores noch helfen wollte. Zwei Wochen darauf sagte er ihr, es wäre aus, er würde ausziehen. Kein gemeinsamer Urlaub. Den wollte er nun mit seiner neuen Flamme verleben, da er das finanziert habe. So auch das Wochenende in Barça. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Nachmittags darauf besuchte sie Dolores, fragte, ob sie wüsste, was mit Jorge los sei. Sie wusste von nichts, log sie. Tage später sah sie abends mehrfach seinen Wagen vor deren Haus stehen, wunderte sich nicht darüber, da diese Señora ständig wuselte, dazu immer irgendwelche Männer aus dem Dorf als Helfer brauchte. Eine Nachbarin klärte sie auf, dass er bei ihr übernachten würde. Als er sich nach seinem Urlaub das erste Mal um die Kinder kümmerte, war zwei Monate später, fragte sie ihn und er bestätigte, dass er mit Dolores zusammen sei. Sie wäre zwar älter, aber geiler. Er hätte endlich täglich mehrmals heißen Sex. Schon an dem Samstag zahlte Dolores zwischen der Arbeit mit Oralsex, später dito mit noch mehr Sex für seine Hilfe. Sie habe ihm förmlich die Hose heruntergerissen, weil sie so heiß auf ihn war. Für seine Frau ein Schock, aber auch die Nachbarn zeigten sich empört, dass eine alternde Señora zwei kleinen Kindern den Vater nahm, eine Ehe zerstörte, nur weil die Vorgänger sie alle sitzen ließen. Nur beide Señoras haben Alibis, können ihn nicht ermordet haben. Seine ehemaligen Schwiegereltern, sein Schwager dito. Alle waren nachweisbar arbeiten."

    „Rede nochmals mit den Nachbarn, auch der Tochter der Person. Wie alt ist sie heute?"

    „Sechzehn."

    „Alles innerhalb eines Jahres bei Villé passiert. Ein wenig viel für einen pubertierenden Jungen. Vielleicht hatte sie etwas gegen den Stiefvater in spe?"

    „Hatte sie, da sie ihn als guten Freund der Familie kannte, mit seinen Kindern spielte. Das gute Verhältnis zur Mutter, so damals die Aussage, sei deswegen wohl auch hinüber. Sie hat ein Alibi, genau wie die ältere Schwester, die jedoch mit der Mutter generell nichts mehr am Hut hatte, ihr diese in den Wechseljahren befindliche Alte egal wäre. Sie wäre doch nur noch peinlich, sagte sie seinerzeit so. Sie sollte als Prostituta arbeiten, da würde sie wenigstens mehr verdienen und würde nicht nur den Vater ausnehmen. Dolores kauft sehr gern. Der Ex soll dann blechen. Der Ex-Mann war dito arbeiten. Er lebt seit einem Jahr generell in einer festen Beziehung, wohnt mit ihr zusammen. Sie dito – Alibi. Können zig Schüler und Lehrer bestätigen."

    „Ein eifersüchtiger Ex-Lover?"

    Raoul grinste. „Sechs Typen waren schnell wieder weg. Sie denkt anscheinend, jeden Tag viermal Sex und die Männer springen nach ihrer Pfeife. Sie herrscht wie ein Despot, erteilt ständig Befehle, überwacht alles. Einer der Ex hat einen Sohn, welchen er regelmäßig am Wochenende zu sich holte. Auch da mischte sie sich ein. Er durfte nicht mal allein den Sohn abholen, hinbringen, weil sie das genau überwachen wollte. Alle sollten auch gleich in das Haus ziehen, welches sie nach der Trennung weiter bewohnte. Sagte einer, ich gehe, es reicht, gab es schnell Oralsex. Einer sagte damals aus: Kam ich abends von Arbeit, stand sie schon im Bad parat, zerrte an meiner Hose und losging es. Mal nett, nur auf die Dauer langweilig. Drei Wochen dauerte die Affäre. Alle Verflossenen waren arbeiten, was in jedem einzelnen Fall mehrere Personen bestätigten."

    „Nette Señora. Hatte er früher andere Ausfälle, trotz Ehefrau?"

    „Angeblich nichts! Alles völlig normal. Netter, freundlicher, hilfsbereiter Mann, guter, liebevoller Vater, treuer Ehemann, guter fleißiger Arbeitskollege. Alle mochten ihn, bis er auf diese Furie hereinfiel. Da begannen ihn die Nachbarn, Menschen im Ort zu schneiden, anzusprechen. Selbst bei seinem Arbeitgeber gab es Anrufe, dass Kunden ihn nicht wollten. War wohl ein Spießrutenlaufen für ihn, da alle auf der Seite seiner Frau standen."

    „Wieso war er an dem Morgen nicht arbeiten?"

    „Er rief an, informierte seinen Chef, er käme später, da er zum Zahnarzt müsse. Das war sein letztes Telefonat. Er telefonierte generell nur selten vom Festnetzanschluss. Er verließ wie immer jedoch das Haus, sagte die Furie aus. Auch sie fuhr dann zur Arbeit. Sie ist Verkäuferin und erschien pünktlich am Arbeitsplatz, gegen 7.25 Uhr. Erst als am Nachmittag der Chef anrief, nach Jorge fragte, erfuhr sie, dass er verschwunden war. Sie fuhr zu der Ehefrau, da sie ihn dort vermutete, nur sie hatte ihn seit zwei Tagen nicht gesehen. Dolores Villé rastete völlig aus, da sie erfuhr, er kam in der Mittagspause regelmäßig zu ihr und seinen Kindern. Ein Nachbar eilte hinüber, während seine Frau die Policía rief. Er hielt die Furie fest, bis sie kamen. Sie hatte Evita Calbertos ins Gesicht geschlagen, trat und kratzte, wütete. Man sperrte sie eine Nacht ein. Ein Verfahren wird folgen, ist in Arbeit. Jorge wurde am nächsten Morgen dreißig Kilometer entfernt tot auf einem Waldweg gefunden. Er wurde erst von hinten mit dem Ast so lange geschlagen, bis er bewusstlos war. Nun drehte man ihn, um weiter auf ihn einzudreschen, selbst als er bereits tot war, wie im Bericht steht."

    „Da bleibt eigentlich nur Señora Villé übrig oder gab es in seinem Leben noch mehr Lügen?"

    „Sie haben seinerzeit nichts gefunden. Keine Schulden, keine Affären, lebte nie über seine Verhältnisse, da die Ehefrau immer mitarbeitete, als Sekretärin im väterlichen Unternehmen gut verdient. Von seinem Tod profitierte niemand, da es keine Lebensversicherung gab. Das Haus gehörte generell ihr, da es ihre Eltern finanzierte; das Land schon seit Generationen in deren Besitz ist. Sie waren es, die seinerzeit darauf bestanden, dass nur sie als Eigentümerin eingetragen wird. Allerdings verlief das alles völlig problemlos. Ihr Vater sagte aus, Jorge wäre der Schwiegersohn gewesen, den sie sich immer gewünscht hätten, bis eben Dolores mitmischte. Nur er wäre langsam wieder zur Besinnung gekommen, wollte zu seiner Frau zurück. Wohlgemerkt wegen ihr, nicht wegen der Kinder wollte er zurückkommen. Sie hatten vorher schon mittags zweimal Sex. Am Samstagvormittag war er bei ihr, schenkte ihr eine Kette, spielte mit den Kindern."

    „Bien, ich kann aber als Mann auch no sagen, selbst wenn meine Ehefrau nicht jeden Tag Sex mag."

    „Sie hatte genug zu tun. Vollzeitjob, zwei Kinder, Haus, Garten, ihn. Da hat man gewiss mal abends von allem genug, will nur so kuscheln."

    „Oder so! Wann trat sein Tod ein?"

    „Laut Bericht vom Institut fast exakt um 8.39 Uhr, plus 5 Minuten. Da wurde sein Handy ausgeschaltet und seine Uhr ging kaputt."

    „Kommst du so nicht weiter. Lade die Eltern von ihm vor oder suche sie auf. Den Bruder von ihm dito. Forsche dort nochmals genau nach. Dann seinen Arbeitgeber, die Kollegen, eventuell seine Stamm-Taberna. Es muss etwas geben, sonst wäre Jorge Calbertos nicht tot. Julio kann dir jetzt helfen, da der Fall abgeschlossen ist. Das war ein sehr emotionaler Mord. Daher hat ihn kein Fremder so zugerichtet, sondern jemand, der ihn gut kannte, dem er eventuell auf die Füße getreten war. Eigentlich ist das ganz nicht unsere Sache, aber Najaró schustert uns alles zu, womit er nicht weiterkommt. Kann er wenigstens auf der faulen Haut liegen. Gracias!"

    Ein mysteriöser Fall, der schon seit drei Monaten bei ihnen lag, da die Policía in Sineu nicht weitergekommen war. Staatsanwalt Najaró entschied daher, dass sie den Fall übernehmen mussten. Als wenn sie nicht schon genug Arbeit hätten. Nun wollte er endlich Ergebnisse sehen, wissen, wer der Mörder war. Irgendwie schien er ein enormes Interesse an dem Fall zu haben, gewann Álvaro in den letzten Wochen den Eindruck. Nur bisher gab es keine substanziellen Ergebnisse. Egal – er würde sich erst einmal um diese Geschichte mit den Banden kümmern, da dort auch nichts vorwärtsging. Drei Tote gab es inzwischen, da sich anscheinend die Banden bekriegten. Das Telefon störte. Staatsanwalt Najaró putzte ihn herunter, da er seine Arbeit kritisierte, ablehne, Morde aufzuklären. Das werde ein Nachspiel haben.

    „Leandro, spiel dich doch nicht auf. Du schusterst mir die Arbeit zu, hängst den ganzen Tag faul herum, machst nichts. Hast du mit einer der Weiber des Calbertos was gehabt? Hängst du da drinnen?", warf er das Telefon in die Ladeschale.

    Alberto, José und Philipe kamen herein, legten ihm bestimmt 20 Ordner auf den Schreibtisch. Sofort brüllte er los, ob sie verrückt seien.

    „Wolltest du doch haben. Ich bringe dir gleich noch mehr."

    „Legt die sofort ins Regal. Ihr spinnt doch."

    Als alle weg waren, schaute er die Unordnung an. Wie sah jetzt sein Büro aus? Es wütete in ihm. José bekäme dafür eine reingewürgt. So nicht, der miese Verräter.

    Seit fast anderthalb Jahren saß José zeitweise mit Kollegen daran. Er holte vorn einen Ordner, da José noch sortierte. „Das nächste Mal wird das gleich eingeheftet. Schluderei!"

    Nun las er, was man im letzten Jahr wirklich ermittelt hatte, blickte auf die Bankauszüge, der drei Hauptverdächtigen. Zu viele hohe Bareinzahlungen. Viel zu viele!

    „José, komm her, por favor. Sein Stellvertreter trat ein. „Was sagen die Banken dazu? Haben sie die entsprechenden Bescheinigungen kontrolliert? Warum fehlen die überall?

    „Wurde so angenommen, da man die Kunden und deren Geschäfte gut kennt."

    „Strafbar! Werden sie wenigstens strafrechtlich verfolgt?"

    „Nichts, da der Staatsanwalt meinte, sie sind schließlich nicht an der eventuellen Geldwäsche beteiligt, falls es die überhaupt gibt, versäumten lediglich, Vorschriften einzuhalten."

    „Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Hast du diese Bankleute näher überprüft?"

    „Warum sollten wir?"

    „Sage nicht kontinuierlich - wir. DUUU! Weil sie eventuell mit den mutmaßlichen Tätern unter einer Decke stecken? Es sind immer die gleichen vier Filialen. Zufall? Ich glaube schon lange nicht mehr an Zufälle. Philipe soll sich umgehend darum kümmern. Rufe den Staatsanwalt an, damit ihr Beschlüsse, für deren Bankkonten und Telefone bekommt. Gracias!"

    „Gibt uns Carcían nie."

    „Falls das an dem sein sollte, dann kontaktiere den Oberstaatsanwalt. Kann wohl nicht sein, dass man Banker nicht mehr überprüfen darf, die permanent die Vorschriften verletzen. Daneben müssen sie ein Verfahren bekommen, da sie sich wiederholt strafbar machten, sie sich an der Geldwäsche, wenn vielleicht auch nur indirekt beteiligten, Gesetze ignorierten. So viel zum Thema Geldwäsche. Es heißt im Geldwäschegesetz unter allgemeine Identifizierungspflichten: Ein Institut hat bei Annahme oder Abgabe von Bargeld, Wertpapieren im Sinne des Paragrafen 1 Absatz 1 des Depotgesetzes oder Edelmetallen im Wert von 15.000 Euro oder mehr zuvor denjenigen zu identifizieren, der ihm gegenüber auftritt. Absatz 2 gilt, wenn das Institut mehrere Finanztransaktionen im Sinne des Absatzes 2 durchführt, die einen Betrag im Wert von 15.000 Euro oder mehr ausmachen, sofern faktische Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass zwischen ihnen eine Verbindung besteht."

    „Álvaro, es gab nie Anhaltspunkte, dass da etwas Linkes ablief."

    „Bien, dass du wenigstens das erkundet hast. Wo sind dazu die Unterlagen?"

    „Brauchte ich nicht, laut Carcían."

    „Verstehe, da war er hilfsbereit. Ich dachte immer, Doctor Anoldo blockiert nur alles und Juan ist so hilfsbereit?"

    „Der hat den Fall erst vor Kurzem übernommen, da sich Anoldo versetzen ließ. Der war allerdings wesentlich kooperativer."

    Er blickte ihm nachdenklich nach, lehnte sich weit im Stuhl zurück. Vor einigen Monaten hieß es noch, Staatsanwalt Doctor Anoldo blockt alles ab, will wohl die Oberen nicht verärgern, deren Geschäfte zerstören. Dazu kam dieses mitgehörte Gespräch, wo Staatsanwalt Anoldo, Doctor Juan Carcían maßregelte. José berichtete ihm seinerzeit, wie Anoldo sich mit Carcían heftig stritt. Er sagte in etwa, Juan, du retrasada mental weißt nicht, mit wem du dich da anlegst. Halte dich raus, sonst ..., mehr hörte er nicht, außer das Juan Carcían fluchte, maldito - Idiota. Staatsanwalt Carcían wollte seinerzeit, obwohl nicht sein Fall, versuchen, dass er mehr Bewegungsfreiheit bekam, er mehr ermitteln konnte, so José. Er hatte seinerzeit sogar heimlich Doctor Sete Anoldo überprüfen lassen. Alles war Negativ. Nun hieß es Doctor Carcían blockierte den normalen Ablauf? Später!

    Die eine Seite - AL-Connection, wie man eine Bande Albaner nannte. Sie bestand aus den vier Milevoj-Brüdern. Zwei davon saßen bereits in Madrid in U-Haft, warteten auf ihren Prozess. Admir und sein Bruder Adnan lebten seit Jahren auf Mallorca, standen im Ruf, nicht besser als ihre Brüder zu sein. Nur außer falschem Parken konnte man ihnen nie etwas vorwerfen. Niemand bestätigte Schutzgelderpressungen, wie sie junge Señoras mit Gewalt zum Anschaffen zwangen. Weder fand man bei ihnen Drogen, Waffen, große Mengen Bargeld. Nur gerade das wurde in schöner Regelmäßigkeit eingezahlt. Sie redeten sich heraus, das sei der Verdienst aus den zwei Bordellen und dem Teppichgeschäft. Nur anhand der Unterlagen konnte man auch das nicht widerlegen, obwohl niemand einen Teppich für 10.000 Euro bar bezahlte. Nur das – pure Spekulation. Der Oberstaatsanwalt würde ihn auslachen.

    Auf der anderen Seite gab es die MAC-Clique, die jedoch von Barça aus operierte, der AL-Connection das Leben schwer machte. Da waren Kroaten vermischt mit Spaniern die Drahtzieher. Auch dort Handel mit Drogen, dem Geschäft mit käuflichem Sex, aber vor allem war es ein Duell um die Macht auf Mallorca bei diesem schmutzigen, kriminellen Gebieten. Es gab da mehrfache Todesfälle auf beiden Seiten. Drei davon auf Mallorca in den letzten zwei Jahren. Drei MAC-Männer mussten ihr Leben lassen, obwohl es sonst eher ruhig zwischen den beiden Gangs hier verlief. Die Albaner waren auch erheblich verzweigter, hatten nicht nur mit Prostitution, Gastronomie und deren Umfeld zu tun. Nur bei allen Ermittlungen waren außer negativen Schlagzeilen in den Medien nichts herausgekommen. Dann übergab man das alles ihnen. Nur viel weiter waren sie bisher dito nicht. Waren sie so gut, dass man ihnen nicht auf die Spur kam, weil sie alles fast perfekt verschleierten, ein Netz aus Angst verbreiteten? Lag es womöglich an etwas anderem, dass alle schwiegen? Auf der Insel gab es korrupte Beamte, wie man immer wieder hörte, las und für solche Banden waren es Peanuts, wenn man da einige Tausender an diese auszahlte. Die horrenden Barbeträge waren ein sicheres Indiz dafür, dass hier schmutziges Geld in Lupenreines verwandelt wurde. Nur genau das mussten sie unter anderem beweisen.

    Er suchte nach den Geschäftsunterlagen und bereits beim Überfliegen fielen ihm zwei Namen auf: Tarik Zeqiri und Murat Dushku. Diese Namen! Nun nahm es sich Seite für Seite vor, notierte in seinem Handy die Daten, die Beträge, welche an Dushku flossen. Stattlich und das nur in 2017. Nun der andere Name, der ihn bei der Suche aufgefallen war: Tarik Zeqiri. Die Geldbeträge fast genau so groß. Für was kassierten die zwei Männer solche horrenden Summen, noch dazu in einem Teppichgeschäft, welches nicht einmal Auslegware führte, wo man eventuelle Handwerker für das Verlegen benötigte? Milevoj - mit den verkauften Teppichen konnte man jedes Zimmer im Empire State Building auslegen und hatte noch welche übrig. Er suchte nun nach der Steuererklärung, aber die fehlten. Da würde AL doch nicht mindestens 15 Millionen schmutziges Geld versteuern, nur um es zu waschen? Doch würden sie, da das ein erheblicher Gewinn war.

    Es war bereits später Nachmittag, wie er bei einem Blick auf die Uhr feststellte. Das hatte alles länger gedauert, als gedacht. Er rief nach José Torres. Was machte er die ganze Zeit? Er stand auf, streckte sich und öffnete dann erst die Tür, rief nochmals. Er kam herein, ohne Aktenordner.

    „Wo sind die Ordner?"

    „Ich bin noch nicht ganz fertig."

    „Schlamperei. Bringe mir alle Unterlagen, auch unsortiert. Sofort!"

    „Aber …" Er sah den Blick seines Chefs, ging hinaus, kam mit einem Hefter wieder.

    „José, rede ich heute portugiesisch? Alles! Jede einzelne Seite."

    „Übernimmst du das also?", erkundigte er sich aggressiv.

    „Mäßige deinen Tonfall. Ich, als Chef, darf wohl nachlesen, wenn du nicht weiterkommst, es nicht einmal schaffst, die Akten in Ordnung zu halten. Seit Monaten kümmerst du dich um nichts anderes und dann diese Unordentlichkeit? Hole alles her. Sofort!"

    Der kam mit einem weiteren Ordner und einem Stapel Papier rein.

    „Das ist doch nicht dein Ernst?", blickte Álvaro del Cervé fassungslos dieses Chaos an.

    „Keine Zeit gehabt", murmelte er leise.

    „Setz dich, por favor. Wo sind die Steuerbescheide bis 2017?"

    „Brauchen wir nicht. 2016 war bei denen Steuerprüfung und alles war in Ordnung. Nicht die geringste Beanstandung, so das Finanzamt. Die Erklärungen 2015 und so liegen da irgendwo."

    „Gibt es nie. Kleinigkeiten finden sie immer."

    „Bei ihnen eben nicht, da sie als Ausländer wohl alles extra sorgfältig, korrekt, von einem Steuerbüro durcharbeiten ließen."

    Álvaro glaubte nicht, was er da hörte. „Ich habe gerade keine Zeit zum Beifallklatschen. Bien, dass wir die Ausländer haben, erwiderte er zynisch. „Wurden Murat Dushku und Tarik Zeqiri überprüft?

    „Warum sollte man sie überprüfen? Sie stehen nicht unter Verdacht oder so."

    Álvaro trat schnell ans Fenster, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Das konnte doch nicht sein? Doch, sonst hätte er gefragt, wer ist das?

    „Wo sind die Bankauszüge von den Frauen der Verdächtigen?"

    „Habe ich nicht angefordert, da sie darauf bestimmt nichts verschoben haben. Álvaro, es ist doch alles Spekulation, da wir nicht wissen, ob es überhaupt linke Geschäfte gibt. Nur weil sie Bordelle haben, heißt das nicht, sie sind Kriminelle, wie die Brüder in Madrid."

    „Si, das weißt du so. Da du nicht weiterkommst, dich generell um anderes kümmerst, bleiben die Unterlagen hier. Du übernimmst von Alberto den Fall Dorja. Allein! Schicke mir Alberto herein."

    „Nehme ich alles mit, damit es ordentlich einsortiert wird."

    „No! Hörst du nicht zu? Liegen bei dir noch Seiten, bekomme ich diese sofort, sonst handelst du dir großen Ärger ein. Comprende?"

    Sein Kollege verließ rasch den Raum.

    Alberto Hernandez trat ein. „Was gibt es?"

    „Schließ die Tür, por favor. Er wartete einen Moment. „Ich möchte, dass du diesen Berg Papier sortierst und an dem Fall weiterarbeitest. Und No, kein Wort davon zu irgendjemand, außer dass du alles sortierst.

    „Álvaro, nicht schon wieder, stöhnte er. „Wer ist es dieses Mal? Er guckte dabei einige Seiten an. „Also doch", murmelte er leise.

    Irritiert blickte der Chef der Abteilung Kapitalverbrechen den Kollegen an. „Das heißt?", fragte er nun streng.

    „Philipe äußerte mal etwas in der Richtung."

    „Und warum? Alberto, geht es flüssiger?"

    „Frage ihn selbst. Ich arbeite seit 14 Jahren mit José zusammen, da gab es nie etwas, nicht die kleinste Verfehlung. Nur weil er finanzielle Probleme hat, alle vier Kinder studieren wollen, wird er doch nicht korrupt, kriminell. Warum willst du ihm etwas unterschieben? Ist es, weil er herausfand, dass deine liebe Ehefrau, diese schöne, brave, ach so fleißige Superarchitektin, Verhältnisse mit Zekaj, Sejdu, Raquari hatte?"

    „Es reicht! Verbreite keine Lügen. Hole Philipe her! Sofort!"

    Álvaro wartete, bis beide Männer saßen. „Philipe, was denkst du im Fall AL-MAC? Kein Herumgerede!"

    Der blickte verblüfft von Alberto zu Álvaro, räusperte sich. Man sah ihm an, wie unwohl er sich fühlte. „MAC eher kleine Fische, die sich gelegentlich Aufspielen. Mal eine Schlägerei, Drogen- und Waffengeschäfte, Prostitution, aber sonst eher harmlos. Jedenfalls bei uns. Selbst die Dirnen arbeiten gern bei ihnen, da man sie leben lässt, was bedeutet, sie bekommen genug Geld, haben gewisse Freiheiten, dürfen eben wie normale Señoritas leben. Nun AL, diese brutalen Schwerverbrecher. Gibt es ein Gebiet, auf das diese Gángster nicht tätig sind? Meine Vermutung ist, dass hier nicht wirklich intensiv ermittelt wurde. Alles nur oberflächlich. Er sprach jetzt flüssiger, leidenschaftlicher. „Die Brüder und der Cousin im fernen Madrid sind schuld, wir doch nicht, sind nur sooo brave Bürger. Die Gángster von AL sind doch nicht allein auf der Welt, umgeben von nur dummen Menschen, die nichts mitbekommen? Doch denken sie! Deswegen ermorden, schlagen, erpressen sie unbehelligt Menschen. Die waschen ihr Geld ganz offen über Banken, Händler. Beispiel. Die zwei Cousins kauften in Deutschland zwei Ferraris, bezahlten bar, ließen sie überführen. Am Flughafen bei uns hatten die Männer nicht einen Cent dabei, da man sie filzte. Sie konnten aber in Berlin und München plötzlich zwei Nobel-Ferraris bar bezahlen? Interessiert niemand weder dort noch bei uns. Eine Cousine - Schmuck in Paris für 200.000 Euro. Wurde bar bezahlt – dito Geldwäsche. Die Ehefrauen fliegen zum Shoppen durch die halbe Welt, zahlen bar. So geht es weiter.

    „Wer sind die Männer?"

    „Murat Dushku und Tarik Zeqiri oder so ähnlich, plus ihre Frauen. Ich habe es José gesagt, das kann doch alles nicht sein. Er brüllte mich an, weil ich in seinen Fall herumschnüffeln würde, keine Ahnung hätte; Doctor Anoldo und Doctor Carcían das auch so sehen. Dabei liest, sieht man es auf Bildern in allen Zeitungen. Die Milevoj-Brüder in Nobelkarossen. Ihre Frauen mit Schmuck behangen, in Designerkleidchen einschließlich Kopftuch. Bei den Cousins oder was die Männer sind, sieht es nicht anders aus. Admir Milevoj kaufte für seine Geliebte in Barça eine Eigentumswohnung für 720.000 Euro. Zufällig kenne ich den Makler aus Schulzeiten. Ich frage mal so nebenbei nach – Barzahlung. Wer bezahlt einen solchen Betrag bar? Gángster!"

    „Gracias. Das war es fürs Erste. Ach Alberto, übergib José die Akten von Dorja, da er das jetzt bearbeitet."

    Zurück im Büro suchte er gezielt nach den drei Posten in den jeweiligen Bankunterlagen. Da wurde weder Geld für Autos noch für eine Wohnung abgehoben. Damit hatte man sie. Er suchte lange. Nun forderte er von den Autohäusern, dem Makler die Verträge an. Nur keiner wollte ihm ohne amtlichen Beschluss etwas zusenden, da ja schließlich jeder behaupten könne, er wäre Polizist. Er wütete zwar, da er Capitán wäre – vergebens. Juan lachte ihn aus – No. Der Oberstaatsanwalt war ebenso amüsiert – No. Selbst sein Chef und Capitán Puello lehnten ab. Er kochte vor Zorn.

    Als abends alle Kollegen weg waren, kontrollierte er die Papierkörbe. Alle waren uninteressant, da nur Zettel, Zeitungen et cetera drinnen lagen. Nur ein Korb am Zerreisser enthielt Papierstreifen. Den Sack nahm er mit, schloss ihn in seinen Schrank.

    Kurz darauf machte er sich auf den Heimweg, hatte einen der Ordner dabei. Lesen konnte er das auch daheim.

    Er musste überlegen, seine Wut und Enttäuschung bezähmen, das verarbeiten, logisch denken und abschalten. In seinem Zuhause konnte er das. Da konnte er nicht nur völlig abschalten, sondern selbst besser Denken, wie er es zuweilen nannte und äußerte. Ein Körnchen Wahrheit war gewiss dabei, da er schon immer in der Natur Geistesblitze hatte, wie es sein Opa früher nannte: Unser Sohn war wieder im Zitronenhain. Gleich klappt es mit dem Denken, Hausaufgaben, Rechnen oder so. Es stimmte!

    Der 14-jährige Manuel, der 16-jährige Rafael und sein 15-jähriger Neffe Julio saßen vor dem Fernseher, schauten einen Film über Wellenreiter. Isabel deckte gerade den Tisch. Er gab ihr einen Kuss, schaute in der Küche nach, was es heute zu essen gab. Von dem Salat schnappte er sich ein Blatt, worauf seine Frau gleich den Kopf schüttelte, ihn raus schickte.

    Nach dem Essen verzog er sich in sein Büro, legte sich auf die Couch und begann zu lesen. Zuweilen tippte er etwas in sein Handy, heftete Blätter so, dass sie oben herausguckten. Hinweise, was er überprüfen musste. Eine Stunde widmete er Isabel, danach las er die halbe Nacht Seite für Seite. Es waren alles Anzeigen Berichte, Befragungen aus allen Teilen der Insel, welche von verschiedenen Polizeistationen aufgenommen worden waren. Die Anzeigen hatten die Opfer nach wenigen Tagen zurückgezogen, dabei die blödesten Ausreden benutzt. Sie wurden genötigt, war seine Meinung dazu. Er unterbrach etwa stündlich seine Arbeit, stand auf, öffnete die Terrassentür, trat hinaus, um die kühle Nachtluft und den Blick über den beleuchteten Hafen zu genießen, seine Gedanken einen Moment ausruhen lassen.

    Chapter ~~~~~

    Drei Tage waren seitdem vergangen und endlich hatte er sich einen Überblick verschafft. Es war schlimm - schlimmer als er es befürchtet hatte. Viel schlimmer! Da wurden in einem Jahr weit über 15 Millionen Euro nur auf Mallorca gewaschen. Wie viel Geld außerdem florierte – unbekannt. Er erteile Philipe Jorges den Auftrag, alle Artikel, Bilder, et cetera über den verzweigten Milevoj-Clan aus den letzten zwei Jahren auszudrucken. Er musste mehr über sie und ihr Umfeld wissen.

    Claudio Castillo und Ricardo Cruz kamen herein.

    „Álvaro, wo sollen wir bei den drei Fällen Guerra ansetzen? Die zwei Señoras weg, kann man nicht verfolgen, da man noch nicht einmal die Uhrzeit, den Tag weiß. Selbst Prostitutas, welche seinerzeit dort gemeldet waren, finden wir kaum noch und wenn, erinnern sie sich nicht mehr daran, wissen nicht einmal mehr das Jahr", sprudelte Ricardo hervor.

    „Setzt euch. Beginnt bei Ricardo Guerra. Er traf sich laut Zeugenaussagen an dem Abend mit seinem Bruder. Deswegen fuhr Ricardo nach Palma. Dort sahen ihn Zeugen mit einem Mann, der kleiner war, in etwa das gleiche Alter hatte. Ramons Handy war aus, Ricardos nicht. Ergo kann man den Weg von dem Ausgangspunkt der Zeugenaussagen bis zum Fundort des Leichnams verfolgen. Befragt an der Strecke liegende Tabernan, Anwohner, ob jemand etwas sah, hörte. Es gab vermutlich Streit zwischen den Brüdern, da Ricardo bemerkte, dass ihm sein Bruder etwas untermischte. Muss in der Nähe der Baustelle gewesen sein, wo man den Toten fand. Ramon war bei der Befragung damals verblüfft, als ich dreist behauptete, auch sein Handy wäre an gewesen. Allerdings äußerte er sich nicht dazu, bestritt nicht, in Palma gewesen zu sein. Das kam erst später. Versuch gescheitert, zuckte er nun mit der Schulter. „Fakt ist, er ging nie zu einer normalen Prostituta, um normalen Sex zu haben, wie es einige andere Prostituta aussagten. Das brachte ihm keine Befriedigung, eher Häme und Spott ein, da man sich über seinen zu kleinen Penis lustig machte. Befragt dazu ehemalige Kolleginnen, da sie in einem Schuppen arbeitete, wo man gesehen wird - wurde. Der Tag und die Uhrzeit sind bekannt. Diese Puta log für ihn. Danach verschwand sie, tauchte nie wieder auf. Dazu kommen natürlich die Aussagen der ehemaligen Domina aus Port de Söller, dem Bordellbesitzer, wo er an dem Abend war. Dienst hatte er bis 18.00 Uhr. Er geht angeblich erst gegen 20.15, 20.30 Uhr in Alcúdia zu einer Prostituta, hat normalen Sex - mehrmals. Nun raus aus dem Schuppen, fährt er bis nach Port de Söller, wo er bereits mit offener Hose und stark erregt, brutaleren oder oralen Sex forderte. Dort war er bereits vor Mitternacht, was Zeugen bestätigten. Selbst wenn er Nachholbedarf hatte, kann er nicht in der kurzen Zeitspanne so oft Sex praktizieren. Daher seine Geschichte - albern. Er ermordete seinen Bruder. Das machte ihn geil. Er fuhr nach Port de Sóller, zu seiner Prostituta. Als Ricardo Guerra vermisst wurde, befragten Kollegen aus Palma Ramon. Im Protokoll steht, er habe den Bruder zwei Wochen nicht gesehen. Die Flamme von Ricardo würde lügen, da sie behauptete, er wäre an dem Abend mit ihm auf Achse gewesen. Der wollte die abservieren, deswegen habe Ricardo vermutlich gelogen. Er war in Alcúdia bei einer Prostituta. Sie bestätigte das. Ungefähr eine Woche später verschwand die Señora spurlos. Sie tauchte nie wieder auf. Bei der zweiten Puta aus Palma muss schließlich feststellbar sein, wann sie verschwand. Die Zuhälter wissen es garantiert. Folge, ihr ladet sie vor. Keine Auskunft von ihnen, droht ihr, die Bordelle auf den Kopf zu stellen. Über Juanita Cielo könnt ihr ebenfalls alles nachlesen. Da bestätigte Guerra sogar indirekt, dass er sie ermordete. Wisst ihr die Tage, wenn auch nur ungefähr, guckt ihr Guerras Handydaten an. Was ich gerade erzählte, findet ihr auch alles in den Protokollen. Da solltet ihr euch informieren. Deswegen wurde Guerra auch für die Morde zulasten von Señora Cielo und Ricardo Guerra bereits verurteilt.

    „Stand ja alles in der Akte. Wie finden wir nun die Toten?"

    „Ricardo - Handydaten. Zwei verschwanden aus Alcúdia, die andere aus Palma. Da wird er sie nicht kilometerweit entsorgt haben, sondern eher ortsnah oder was noch möglich wäre, in der Mitte. Er überlegte. „Raum Alaró. Dort gibt es viel Wald, die Abhänge am Südhang der Sierra de Tramuntana, wo man sie runterwerfen kann, sie nie jemand findet.

    „Oder im Meer versenkt, an anderen Berghängen."

    Álvaro schüttelte den Kopf. „Zu viele Menschen selbst abends, nachts. Glaube ich nicht. Die drei Verbrechen geschahen alle zu Urlauberzeiten, wenn man davon ausgeht, dass sie zeitnah zu ihren gelogenen Aussagen passierten. Dazu liegen Protokolle von einer Kollegin aus Palma vor, die seinerzeit behauptete, sie, also Luisa Revera hieß sie, glaube ich, wollte aufs Festland, da sie nun Geld habe. Bei Juanita wissen wir dito den ungefähren Zeitraum. Guerra ist faul. Leiche ins Auto, schon viel Arbeit. Leichnam zum Wasser schleppen – nie. Er ist nicht dumm. Eventuell würde sie zu schnell an Land gespült oder auf dem Meer schwimmen und so entdeckt werden. Er hat sie irgendwo entsorgt, wo er mit dem Auto hinfahren konnte, dann raus und weg. Er fährt zurück."

    „Gracias, forschen wir."

    „Überlegt zuweilen ein wenig allein."

    „So geht es einfacher und fixer, da du dich auskennst", grinste Ricardo.

    „Allerdings eher für Mitarbeiter, eine Beurteilung nachteilig", Álvaro lakonisch, sah ihnen nach, wie sie hinausschlichen, grinste nun doch zufrieden.

    Álvaro del Cervé las den Obduktionsbericht, von der Toten aus der Tonne, den ihn Gabriela gebracht hatte, als es klopfte und Raoul Salva und Julio Martinez hereinkamen.

    „Álvaro, das solltest du dir anhören. Wir waren gestern nochmals bei den Nachbarn, sprachen mit der Tochter. Dort herrschten Sodom und Gomorra."

    „Erzählt! Kaffee nehmt euch allein, por favor."

    „Als Erstes die Tochter Villé. Sie lebte mehr oder weniger vier Monate allein in dem Ein-Familien-

    Haus, da die Mutter nur einmal am Tag, zuweilen alle zwei, drei Tage für ein paar Minuten vorbeikam. Manchmal brachte sie Lebensmittel mit, ansonsten erteilte sie Anweisungen, Befehle nannte es die Tochter. Die Jugendliche musste sich um alles kümmern, sogar die Wäsche für die Mutter waschen, die Viecher füttern, Garten in Ordnung halten, putzen und das neben der Schule. Die ist drei Kilometer entfernt. Der Vater lebte wohl drei Wochen mit dort, nur er kann das auch nicht so alles unter einen Hut bringen, gab ihr aber wenigstens Geld, damit der Pizza-Service etwas bringen konnte. Sie wurde oft von Freundinnen mitgenommen, damit sie etwas Richtiges zu Essen bekam. Am Anfang fand sie das toll, dass sie nun ein ganzes Haus für sich hatte, aber bei all der Arbeit ließ das rasch nach, da sie neben den Schularbeiten kaum noch Zeit für sich oder Freunde hatte. Die kamen jedoch oft vorbei, halfen ihr."

    „Sträflich! Alles nur, weil die Mutter die Wechseljahre nicht verkraftet, nur Sex im Kopf hat? Informiert das Jugendamt, da das strafbar ist. Hat sie ein Alibi? Wie stand sie zu Jorge Calbertos? Es geht um ihn, beziehungsweise den Mord zu seinen Lasten und nicht um frustrierte Señoras."

    „Sie war auf Klassenfahrt. Sie mochte ihn nicht sehen, da sie es gemein, ekelig fand, was da ablief. Sie erkannte ihre Mutter nicht wieder. Sie ließ sich sogar die Haare wachsen, lief in ordinären Dessous herum, malte sich übertrieben an, klaute bei ihr Kleidungsstücke, welche sie vom Vater bekam. War der Mutter wohl zu eng, aber die zog es trotzdem an. Danach schmiss sie ihr die getragenen, ausgeleierten, schmutzigen, zerrissenen Klamotten einfach ins Zimmer. Vulgär sah das aus, nannte es die Tochter. Der Mann, also Jorge, kam nur ins Haus, wenn sie bei dem Vater, der Schwester oder Freundinnen war. Hatte wohl der Vater so angeordnet, da es infam sei, dem Mädchen ständig irgendwelche Lover zu präsentieren. Sie solle woanders einen Puff aufmachen, hätte er getobt. Sie findet ihre Mutter peinlich, schäme sich für sie, selbst heute noch. Alle würden darüber lästern, wie sie sich Jorge angelte. Es geht aber noch weiter. Raoul, erzähle du. Ich koche solange Kaffee. Álvaro, möchtest du auch?"

    „Si, nehme ich noch einen, reichte er ihm die Tasse. „Gracias!

    „Die Nachbarn lassen wirklich kein gutes Haar an Dolores Villé. Die damaligen Versuche, dass alles ein wenig zu verheimlichen, gingen schief. Sie schloss die Garage, obwohl nicht da. Die steht wohl ansonsten meistens offen. Morgens kam sie kurz, öffnete das Garagentor, stellte den Wagen hinein. Nach zehn Minuten fuhr sie davon, als wenn das Auto die ganze Nacht dort gestanden hätte. Die Tochter hatte eine Party veranstaltet, da sei der Vater einer Freundin mehrmals gucken gewesen, damit da nichts passiere. Das Verhalten der Señora Villé finden sie selbst heute noch skandalös. Seit dem Tod ihres Lovers wohne sie wieder dort, tut, als wenn nie etwas war. Nur die Nachbarn haben das nicht vergessen, geben der Villé indirekt die schuld an seinem Tod, kreiden ihr an, das zwei kleine Kinder nun ohne Vater aufwachsen müssen."

    „Muss sie wohl mit leben. Ladet die Eltern von ihm vor oder sucht sie auf. Den Bruder von ihm dito. Forscht dort nochmals genau nach. Die dortigen Beamten waren mit dem Kapitalverbrechen total überfordert, wie ich seinerzeit feststellte, als ich die Akte von ihnen durchlas. Dann seinen Arbeitgeber, die Kollegen, eventuell seine Stammkneipe. Es muss etwas geben, sonst wäre Jorge Calbertos nicht tot, da nur das für die Policía primär ist. Sagte ich aber bereits oder?"

    „Si! Álvaro, geht noch weiter. Obwohl wir bisher keinerlei Verbindung zu Calbertos herstellen konnten. Nur merkwürdigerweise fügten alle diese Geschichten dazu an, meistens gleichlautend. Auch ein Miguel Nelja führe so ein Lotterleben wie Señora Villé. Seine derzeitige Freundin schreie selbst mittags, nicht nur nachts die ganze Gegend zusammen, kreischt vulgär herum, wenn sie Sex haben. Das, obwohl seine zwei kleinen Töchter, anderthalb und drei Jahre alt bei ihm sind."

    „Na gut, benötigt er eventuell, um als Mann Erfolg zu haben. Vielleicht kann er anders nicht richtigen Sex praktizieren oder sie holt dadurch mehr Kohle bei ihm raus. Ist jedoch nicht unsere Angelegenheit."

    „Wie kommst du darauf? Ich dachte immer, die Señoras sind dann besonders in Fahrt?"

    „Denken viele, Raoul. Studien haben ergeben, dass häufig besonders Prostituta extrem laut stöhnen. Wohlgemerkt stöhnen – nicht Schreien, kreischen oder so. Das hat nichts damit zu tun, dass Mann besonders potent ist, er es der Señora gut besorgt, sondern das bringt extra Geld. Wissenschaftler fanden heraus, das laute Stöhnen brachte den Prostitutas früher viel Geld, da der Freier dachte, er sei besonders gut. Irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen das selbst biedere Hausmütterchen. Der Ehemann war spendabler; zufriedener, da er sich für einen tollen Hecht hielt. Was die Kinder betrifft, ist das allerdings bedenklich. Ist er geschieden?"

    „Vermutlich, da er Dezember 2017 auszog."

    „Erst Kinder zeugen, dann gehen. Toller verantwortungsvoller Vater."

    „Er wechselte wohl das erste halbe Jahr ständig, bis er bei der Jetzigen blieb. Eine Manuela Hochoa. Beide haben anscheinend nur Sex im Kopf. Ständig Geknutsche auf der Straße. Sie kommen aus der Wohnung und schon geht es los, die Grapscherei und Küsserei, so sagte ein älterer Mann aus dem Nachbarhaus. Sind seine Kinder dabei, rennen diese unbeaufsichtigt auf der Straße herum oder er schnallt sie an, knallt die Tür zu und dann geht das Grapschen los. Töchter unwichtig. Die Töchter können einem leidtun. Sind sie gelegentlich sonntags bei ihm, muss er sie wegsperren, da beide nur Sex im Kopf haben, sie laut kreischt, nicht stöhnt - kreischt. Sonntags waren die Leute in den Gärten, da legte sie los. Nachbarn erfanden für ihre Kinder rasch Erklärungen, was da los sei, warum sie so vulgär herumschrie. Seine Töchter in ihrem Zimmer hörte man draußen weinen. Es ist skandalös, wie er sich benimmt, mit was für Señoras er sich abgibt, empören sich die Nachbarn aus sieben Ein-Familien-Häusern und dem Mietshaus mit sechs Parteien. Der ältere Mann aus dem Nachbarhaus war total verlegen, als er davon sprach und was die Person, sie wissen schon, was das für eine ist, so für Wörter dröhnte. Erst vor zwei Wochen lungerte sie mit dem Nelja und zwei anderen Männer dem Balkon herum, grölte die halbe Stadt wach, warf die Bierdose über die Brüstung, in den Garten. Sie hatte wohl wie immer wenig an, grapschte dem Nelja an der Hose herum, äußerte sich lautstark dazu. Die anderen beiden Männer lachten. Da fasste sie auch bei einem anderen zu, kreischte, oh, ist der hart. Los, zeig her! Den längsten, dicksten und härtesten will ich jetzt richtig lange reiten. Die anderen könnten zugucken und sich selber einen runterholen. Als er um Ruhe bat, fragte sie ihn, ob ihn das geil mache, wackelte dabei mit dem Busen, der kaum bedeckt war. Einer von den beiden Männern zog sie dann alle rein. Ihr Gekreische hörten sie trotzdem. An Schlaf sei nicht zu denken gewesen, da der Zirkus bis morgens 4.00 Uhr ging."

    „Das hört sich meiner Meinung eher nach Zurschaustellung an, weil er allen zeigen will, ich habe noch eine abgekriegt und bin sooo potent oder sie dominiert und er kriecht. Sex ist nun mal ein wichtiger Bindungsfaktor gerade für Señores in den beginnenden Wechseljahren. Es gibt Señoras, die nicht unbedingt Schönheiten sind, die Männer trotzdem mit Sex dazu bringen, alles für sie zu tun, sie zu finanzieren, wie ein Dackel ihnen nachzulaufen, stets si zu sagen. Der Verstand setzt eben aus, wenn Sex ins Spiel kommt. Himmelt sie ihn an, egal was er für ein Loser ist, verführt ihn, stöhnte ihn voll, weil er der beste Lover ist, setzt der Verstand anscheinend völlig aus, oder er hat generell nicht viel davon. Ein dummer Schoßhund, der nie bemerkt, wie sie ihn manipuliert, ausnutzt, benutzt. Wirft sie ihm einen Brocken vor, frisst er den voller Dankbarkeit. Gibt es eine schnelle Nummer, küsst er ihr danach die Füße. So eine Beziehung basiert nur auf Sex. Aber nichts für uns."

    „Dafür vernachlässigt er seine Töchter, brüllt sie an, schlug seine Ex, log und betrog, verlor deswegen sogar einen Job? Das ist doch krank! Fasst sie ihn an, wird er anscheinend Wachs unter ihren Händen. Gibt es vollen Körpereinsatz von ihr, setzt jegliches Restdenken aus. Er wird ihr Held, redete er sich ein, oder was?", warf Julio geringschätzig ein.

    „Ein Held beschützt die Señora, versorgt sie gut, gibt ihr alles Geld, selbst wenn es der Unterhalt für die Kinder sein soll, und natürlich verteidigt er sie. Wie viel sie ihm bedeutet, zeigt die Knutscherei auf der Straße, das laute Gekreische beim Sex, dass sie stets bereit ist, wenn er Lust verspürt. Eventuell auch so ein Fall", setzt Raoul nach.

    „Irrelevant! Wie alt sind sie?"

    „Beide wohl so Mitte vierzig."

    „Kannte er den Toten?"

    „Si, aber nur so. Eine Verbindung konnten wir da nicht feststellen."

    „Bei ihr?"

    „Noch nicht erkundet, da sie aus Palma kommt, nichts mit Sineu zu tun hatte."

    „Durchleuchtet sie trotzdem. Vielleicht war sie auch mit Jorge Calbertos im Bett und das störte ihn, wenn nicht noch mehr. Der Rest für uns irrelevant."

    „Drei Leute müssen wir noch befragen, da sie nicht daheim waren."

    „Macht das. Die Geschichte mit den Kindern leitet an das Jugendamt weiter, da so ein Verhalten völlig unakzeptabel ist. Sollen sie es treiben, wenn sie bei der Mutter sind. Sich um sie zu kümmern, scheint er nur bedingt, da ihm die Gespielin wichtiger ist. Von allen Personen, der gesamten Familie Villé, der Familie von ihm, seiner Frau diesen sexsüchtigen Pärchen fordert die Verbindungsnachweise aller Telefon an, die Ortungen vom Tattag von deren Handys. Was hat sich mit seinem Wagen ergeben?"

    „Den fährt jetzt seine Frau und sie hat den innen ausgesaugt. Aber die Científica fand trotzdem fremde Haare. Sie überprüfen noch, ob er mit seinem eigenen Auto überfahren wurde. Seine Frau bekam fast einen Infarkt, als wir ihr das alles so mitteilten. Sie weinte, bereute, dass sie den innen und außen gesäubert hatte. Sie möchte ihn auch danach nicht zurück. Auch seine Eltern sagten no. Wir sollen ihn verschenken oder behalten, bis wir den Mörder haben."

    „Geht nur nicht. Den müssen sie allein weggeben. Diego soll kommen, por favor."

    „Gehen wir an die Arbeit", verließen sie sein Büro. Zuweilen nervten die Kollegen. Wen interessierte dieser Quatsch? Sollen sie die dortige Policía anrufen und Ruhe war.

    Diego Zimbado brachte einige Seiten mit. „Wann kommt endlich der Obduktionsbericht?"

    „Liegt hier, deswegen solltest du kommen. Setz dich, por favor. Was hast du entdeckt?"

    „In den Jahren 1990 bis 2000 gab es keine vermisste Blondine auf der Insel, keine Anfrage irgendwoher. Die Tonnen werden übrigens genauso heute noch vertrieben. Sie haben nur ein anderes Logo auf dem Deckel, an der Seite. Beliefert wurden Baumärkte, Gärtnereien, Baufirmen und so. Heute ist das dito fast gleich. Von hier haben sie mir die alten Unterlagen kopiert. Es gab 21 Firmen, die in dem fraglichen Zeitraum, welche bekamen. Es gingen nie Einzelne an Privatpersonen. Da wird man nichts mehr finden. Ich bin am Abend mit Nachbarn von der Fundstätte verabredet. Sie haben tagsüber keine Zeit, da sie alle arbeiten. Sie lebten alle damals schon dort."

    „Sehr gut. Die Nachforschung mit den Tonnen kannst du dir wirklich sparen. Niemand weiß mehr, wer vor 25 Jahren so ein Ding kaufte. Nun zu dem Opfer. Sie starb durch stumpfe Gewalt gegen den Schädel, war also bereits tot, als man sie in die Tonne stopfte. Sie war ungefähr im siebten Monat schwanger. Doctor Ramirez wird von dem Fötus noch eine Probe für die DNA abnehmen. Sie hatte einen fast verheilten Bruch am linken Fuß."

    „Gebe ich eine Anfrage an die Docs dort heraus. Gracias!", murmelte er beim Verlassen des Raumes, las bereits in dem Bericht.

    Nun nahm er sich einen Ordner von AL vor, gab verschiedene Namen ein, druckte deren Angaben aus, suchte nach Querverbindungen. Als er einen weiteren Ordner durchblätterte, entdeckte er von allen betroffenen Personen die vollständigen Dossiers nach Alphabet geordnet. Maldito! Er machte sich die Arbeit und da war alles vorhanden. Kein Wort von José dazu. Er entfernte alle Seiten und steckte die in den Zerreisser. So nicht! Wenn der dachte, er könnte ihn ärgern, hatte er sich getäuscht.

    José fragte am späten Nachmittag von der Tür, ob er etwas gefunden habe.

    „Nichts Relevantes", antwortete er, sah, wie sein Stellvertreter grinste. Er schüttelt nur leicht den Kopf, setzte seine Recherchen fort, dachte dabei, du freust dich zu früh. José verabschiedete sich.

    Als er wieder allein war, schaute er aus dem Fenster, sah die Nachmittagssonne auf dem ewig wogenden Meer goldene Streifen hinterlassen. In Gedanken waren einmal mehr jedoch bei AL und der Frage, waren wirklich Mitarbeiter der hiesigen Justiz darin verwickelt? War das mit Staatsanwalt Doctor Sete Anoldo auch nur eine Lüge? Bei seinem Freund, Staatsanwalt Doctor Juan Carcían garantiert. Würde er ihm davon erzählen, hatte José keinen Job mehr, dafür ein Verfahren am Hals.

    Gabriela legte ihm einige Seiten vor. „Capitán, nie wieder. Eine Arbeit für Blöde."

    „Etwas entdeckt?", grinste er.

    „Si, zwölf leere Seiten wurden geschreddert, vier Seiten Zeitungspapier. Die habe ich nicht zusammengesetzt. Nun das Wichtige, elf Seiten. In denen waren die leeren Blätter und Zeitungsseiten verknäuelt oder wie man das nennt. Ob wichtig – keine Ahnung. Álvaro, warum zerkleinere ich leere Seiten und Zeitungen?"

    „Um die wichtigen Seiten besser verschleiern zu können."

    Álvaro reichte ihr als Dankeschön die Schachtel Pralinen, welche er vorher besorgt hatte.

    Nun las er die Seiten. Sieh mal einer an. Was er da las, war doch ein Schlag in die Magengrube. Da hatte jemand Unterlagen entsorgt, die eindeutig bewiesen, dass Geldwäsche betrieben wurde. Die Milevoj-Frauen hatten Gelder aus Tirana und sieben weiteren Städten mitgebracht – problemlos. 11,8 Millionen. Das reichte zumindest für eine kleine Anklage. Wie waren die Seiten jedoch zu José gekommen und warum hatte er die geschreddert? Die Antwort ahnte er, verdrängte sie.

    Auf dem Weg nach Hause, schob er alles beiseite. Jetzt war Wochenende und er war nur Vater und Ehefrau. Heute ein netter Abend mit seiner Frau und einigen Freunden. Morgen wollte er mit seinen zwei Söhnen, dass Segelboot gründlich vom Winterschmutz befreien. Danach würden sie alle nach Santa Maria del Calmi fahren, sich zum gemütlichen Essen mit seinen Schwiegereltern treffen. Das Restorán, welches in einer alten Windmühle untergebracht war, zählte zu seinen Lieblingsrestaurants. Windmühlen waren generell etwas Wunderschönes in seinen Augen. Die Küche dort war mediterran und er liebte deren Chorizo. Danach vielleicht Hirschfilet mit Kirschen? Gnocchis im Speckmantel? Mal sehen! Da seine Jungs bei den Schwiegereltern übernachteten, lag ein schöner Abend mit Isabel vor ihm. Sonntag würden sie über den Markt von Santa Maria schlendern. Für ihn gehörte er zu den schönsten Wochenmärkten auf der Insel. Dazu kam noch, dass der Ort generell traumhaft gelegen war, mitten in Weinanbaugebieten, weiten Feldern, Olivenhaine und Wiesen mit Mandelbäumen, die bald blühen. Am Horizont sah man noch die Kulisse des Serra-de Tramuntana. Si, ein perfektes Wochenende lag vor ihm.

    Chapter ~~~~~

    Am Montagmorgen rief er Alberto und Philipe in sein Büro.

    „Ihr übernehmt vollständig die Morde, welche mit AL in Verbindung stehen, einschließlich deren anderer Vergehen. In einigen Tagen dazu den Komplex der Geldwäsche. Ergo, alles sortieren und dann ganz von vorn anfangen, die Versäumnisse ausbügeln. Überprüft die Albaner, alle, genauer. Das stinkt doch alles zum Himmel."

    „Wenn der Staatsanwalt unsere Arbeit blockiert?"

    „Kommt ihr zu mir, da ich dann eine Etage höher gehe. Wird er jedoch nicht. No tiene sentido!"

    „Können wir nebenan das Büro nutzen?"

    „Si, da das viel Papier ist und ihr Platz benötigt. Diego kann nach vorn gehen. Ich behalte einstweilen die Geschäftsunterlagen, überprüfe die Bilanzen, soweit ich es kann. Bekommt ihr später. Übrigens hat sonst niemand Zugriff und alle Unterlagen, Ordner werden abends oder wenn ihr unterwegs seid, weggeschlossen, und zwar so, dass niemand daran kann. Gracias!"

    Bei José erkundigte er sich nach seinem Fortschritt, aber da war nichts, da er erst alles lesen wollte.

    „Fünfzig Blatt Papier dauert Tage? José, so nicht, sonst melde ich das. Der Señor ist seit zwei Wochen tot und du unternimmst nichts, liest, besser spielst beleidigt, faulenzt? Wenn dir etwas nicht passt, lass dich versetzen."

    „Einen halben Tag. Gern, am liebsten. Kann ich gleich einiges aus dieser Abteilung melden.

    Álvaro widmete sich zornig dem Jahr 2015, da die Unterlagen von den Jahren danach fehlten oder nur wenige Seiten vorhanden waren. Er ging Position für Position durch, rechnete dabei im Kopf, was das im Monatszahlen, Tagesumsätzen bedeutete.

    Er rief seine Frau an, bat sie, wenn sie mittags mit seiner Schwägerin und zwei Freundinnen in Palma Shopping machte, in den Teppichladen zu gehen, nach den Preisen von den Dingern zu gucken. Er musste wissen, wie viel der teuerste Teppich kostete und wie viel sie davon real vorliegen hatten. Irgendwie konnte er sich nicht richtig konzentrieren. Was wollte José damit sagen? Dass er überall seine Lügen über Isabel verbreiten würde? Dachte der Idiota wirklich, er ließe sich erpressen? No, das würde er ihm versalzen. So nicht! Der arbeitete die längste Zeit bei der Polizei.

    Fluchend suchte er nach Seiten, die fehlten, stellte fest, dass sie falsch abgelegt waren. Das pure Chaos. Allein diese permanente Sucherei kostete Stunden.

    Bevor er abends ging, guckte er im Büro nebenan nach, aber er fand weder eine Seite zu AL, noch den Schlüssel. Perfecto!

    Isabel empfing ihn leicht beschwipst. „Scheint ein netter Nachmittag gewesen zu sein?", gab er ihr einen Kuss, schaute sie schmunzelnd an, dass sich Lachfältchen um seine Augen bildeten.

    „Laura meinte, wir gehen jetzt nur noch in Teppichgeschäfte, da man dort Champagner bis zum Abwinken bekommt. Echten und Guten."

    „Bezahlt mit dreckigem Geld", erwiderte er lakonisch.

    „Siehst´e Mama, habe ich gleich gesagt. Die drehen linke Dinger", meldete sich Rafael.

    „Gehe ich mich waschen, da ich Hunger habe."

    „Da lag so ein hässliches Teil herum, was wirklich 90.000 Euro kostete. 90.000!"

    „Und was war billiger Plunder?"

    „Gibt es dort nicht. Selbst kleine Brücken kosten ab 8.000 aufwärts. Da stehen so hässliche Hocker rum, die 2,500 Euro kosten. Das sind angeblich alles echte Handarbeiten aus Nordafrika und dem Iran, erzählte uns der Inhaber, also ein Admir Milevoj oder so. Marion meinte, so ein heller Teppich wäre genau das Richtige. Sie wollte Luiz mit hinnehmen."

    „Was soll der kosten?"

    „34.800 Euro. Vor ihrem Kamin sieht der bestimmt toll aus."

    Álvaro sah seine Frau an, lachte dann. „Vergiss es! Unser Berber wird garantiert nicht erneut. Er ist gerade mal vier Jahre alt. So bekommen sie also die Kundinnen rum, indem sie ihnen Champagner kredenzen. Ich dachte bisher immer, das machen nur Männer abends in einer Bar, wenn sie eine Señora abschleppen wollen?"

    Sie lachte laut, boxte ihn leicht. „Ich gehe Abendbrot machen. Du bist albern."

    Er nahm sie in den Arm. „Och, dich würde ich auch mitnehmen", flüsterte er ihr ins Ohr, eilte belustigt ins Bad. Ein netter Abend stand bevor.

    Er erzählte ihr wie meistens eher oberflächlich von dem Fall AL, da sie nachfragte, lenkte schnell mit Anekdoten zum Geschehen in Sineu ab.

    „So verdient sie nicht nur ihr Geld, es vermittelt ihr vermutlich das Gefühl, Macht über Männer zu haben, vielleicht sich dadurch besser als Frau zu fühlen, eine Art Selbstbestätigung, Spaß am Sex."

    „Wann fühlt eine Señorita Macht über einen Mann?"

    Isabel schaute ihn nur an. „Zum Beispiel, wenn man ihn dahin bringt, dass er nicht mehr No sagen will."

    „Du meinst vor dem Traualtar?"

    „No, das meinte ich nicht, viel eher. Jetzt sozusagen."

    Sie ließ ihre Hand über seine Brust tiefer gleiten, berührte seine Oberschenkel.

    „Damit wirst du bei mir fast immer Erfolg haben, lachte er, stand auf und zog sie mit hoch. „Da kann und möchte ich nicht No sagen. Du wirst nie Macht über mich haben, da ich sehr wohl schön öfter no sagte. Vielleicht möchte ich Macht über eine Señora haben?

    Chapter ~~~~~

    Morgens verwertete er die Angaben von Isabel. Nahm man er Durchschnitt, dazu alle Unkosten, selbst den Champagner, mussten die zwei Inhaber weit über 2.500 Teppiche im Jahr verkaufen. Nun suchte er die Rechnungen von den Einkäufen aus dem Jahr 15, begann zu addieren. Bestandsaufnahmen gab es weder von 2014, 2015, 2017. Nicht am Jahresende, nicht am Jahresanfang. Nannte man korrekte Buchführung, Bilanzen?

    Er rief Isabel an, fragte sie, wie viele Teppiche da so rum lagen. Er notierte Große, Kleiner und Brücken. Maximal mit den wenigen anderen Accessoires eine halbe Million, wenn er hohe Beträge ansetzte. Das bedeutete, dort gingen tagtäglich bis zu 12 Teppiche über den Ladentisch.

    Philipe brachte ihm einen Stapel Papier herein. „Álvaro, wir benötigen endlich einen Drucker. Ich habe länger angestanden, als ich gedruckt habe. Es nervt."

    „Beantragt! Ist das alles?"

    „Si!"

    „Lese ich mir durch. Eventuell findet man weitere Spuren oder Drahtzieher. Den Clan-Mitgliedern muss endlich das Handwerk gelegt werden. Hast du auf den Bildern jemand erkannt?"

    „Nichts, nur für mich Unbekannte, obwohl ein Typ taucht öfter auf. Habe ich für dich markiert. Keine Ahnung wer er ist. Auch der Computer spuckte nichts Passendes aus, obwohl wir alle möglichen Namen eingaben."

    „Gracias!"

    Er sah sich die Fotos an, las die Untertitel. Er stutzte – den Mann neben Señor Milevoj kannte er vom Sehen. Er grübelte, aber es fiel ihm nicht ein. Er knipste das Foto, sendete es an Marcos, seinen Bruder, schrieb dazu, wer ist der rechte Mann?

    Nun weitere Bilder, aber nichts Besonderes. Drei legte er beiseite, da er die Namen der Männer wissen wollte. War doch interessant, mit wem sie Geschäfte tätigten.

    Nach einer halben Stunde rief sein Bruder zurück, entschuldigte sich, da er bei einer OP war. Der Mann war Jannik Kruschinko, ein Jugo. Keine Ahnung, zu was das heute gehört. Seinem Vater gehören einige Restoráns auf der Insel, die heute noch jugoslawische Küche anpriesen. Er würde den Junior vermutlich vom Tennisverein von Rafael kennen. Álvaro bedankte sich. Was hatte ein Albaner mit einem Jugo zu tun? Er gab den Namen ein, aber weder gegen den Vater noch einen der drei Söhne lag etwas vor. Zwei lebten auf dem Festland, nur Jannik war geblieben, arbeitete offiziell bei dem Vater. Wieso sah man ihn dann dauernd mit dem Milevoj-Clan? Zufall? No!

    Mittags fuhr er zur Zeitung El Mundo, fragte nach Señor Cusin. Er betrat ein Großraumbüro, da kam ihm der Mann bereits entgegen. „Hola, was führt dich her, Álvaro?"

    „Bilder! Kannst du mitkommen, Marco? Gehen wir etwas essen. Ich lade dich ein."

    „Warte kurz!"

    Erst nachdem sie bestellt hatten, zeigte ihm Álvaro

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