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Der große Leester: Wyatt Earp 260 – Western
Der große Leester: Wyatt Earp 260 – Western
Der große Leester: Wyatt Earp 260 – Western
Ebook120 pages1 hour

Der große Leester: Wyatt Earp 260 – Western

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"Vor seinem Colt hatte selbst der Teufel Respekt!" (Mark Twain) Der Lieblingssatz des berühmten US Marshals: "Abenteuer? Ich habe sie nie gesucht. Weiß der Teufel wie es kam, dass sie immer dort waren, wohin ich ritt." Diese Romane müssen Sie als Western-Fan einfach lesen!

Der große Regen, der in den Frühjahrsmonaten die Gebirgstäler Colorados häufig heimsucht, hatte sich auch auf das Tal des Colorado-Flusses gesenkt. Die Luft war verschleiert und grau. Der Himmel war wolkenverhangen, so weit man blicken konnte. Auf der Straße, die von Bowie nach Südwesten führte, ritten zwei Männer. Der Regen hatte ihre weiten Umhänge schon so durchnässt, dass sie glänzten. Von ihren Hüten fielen in gewissen Abständen immer wieder kleine Sturzbäche seitlich am Körper der Pferde vorbei. »Verfluchtes Sauwetter«, knirschte der eine, und der andere nickte stumm. Da, wo heute die kleine Stadt Austin steht, stand damals nur eine verlassene Pferdewechselstation, die sicherlich schon über ein Jahrzehnt nicht mehr gebraucht wurde. Sie war nicht in der Größe der üblichen Stationen errichtet worden, sondern bestand praktisch nur aus einem kleinen Schuppen, vier Yards lang, drei Yards breit, dessen vordere Wand schon eingefallen war und dessen Dach auch nur noch der Glaube hielt. Als die beiden die alte Station erreicht hatten, hielten sie ihre Pferde an und starrten mit wütenden Blicken auf die beiden Männer, die da mit ihren Pferden vor dem Regenguss Unterschlupf gesucht hatten. »Das fehlt uns noch, lass dir was einfallen, Bud.« Bud, der offensichtlich den Hauptteil des Gesprächs durch Nicken bestritt, bequemte sich jetzt zu einer Gegenrede: »Vielleicht machst du einen Vorschlag, Jerry.« Jerry Horker war ein lang aufgeschossener hagerer, knochiger, aber dennoch muskulöser Mensch Ende Zwanzig. Er hatte ein Gesicht, das so aussah, als wäre es von zwei gewaltigen Zangen in die Länge gezogen worden. Die Augen standen zu nah bei der Nasenwurzel, und der Mund klebte dicht unter dem Nasenende. Dafür war das starke Kinn wieder sehr weit nach unten gezogen. Er trug einen grauen regennassen Hut, graues Tuchzeug, ein gelbes Halstuch, und im Übrigen war nur der weite grauschwarze Wetterumhang zu sehen. Bud Chattaway besaß eine gedrungene, sehr kräftige Figur, und einen vierkantigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf zu sitzen schien. Er trug einen braunen Schlapphut, dessen Krempe traurig nach allen Seiten herunterhing, und im Übrigen war von seiner Kleidung nur ein hohes Stulpstiefelpaar zu sehen, da der Regenumhang alles verdeckte.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateApr 19, 2022
ISBN9783740992576
Der große Leester: Wyatt Earp 260 – Western

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    Der große Leester - William Mark

    Wyatt Earp

    – 260 –

    Der große Leester

    William Mark

    Der große Regen, der in den Frühjahrsmonaten die Gebirgstäler Colorados häufig heimsucht, hatte sich auch auf das Tal des Colorado-Flusses gesenkt. Die Luft war verschleiert und grau. Der Himmel war wolkenverhangen, so weit man blicken konnte. Auf der Straße, die von Bowie nach Südwesten führte, ritten zwei Männer. Der Regen hatte ihre weiten Umhänge schon so durchnässt, dass sie glänzten. Von ihren Hüten fielen in gewissen Abständen immer wieder kleine Sturzbäche seitlich am Körper der Pferde vorbei.

    »Verfluchtes Sauwetter«, knirschte der eine, und der andere nickte stumm.

    Da, wo heute die kleine Stadt Austin steht, stand damals nur eine verlassene Pferdewechselstation, die sicherlich schon über ein Jahrzehnt nicht mehr gebraucht wurde. Sie war nicht in der Größe der üblichen Stationen errichtet worden, sondern bestand praktisch nur aus einem kleinen Schuppen, vier Yards lang, drei Yards breit, dessen vordere Wand schon eingefallen war und dessen Dach auch nur noch der Glaube hielt.

    Als die beiden die alte Station erreicht hatten, hielten sie ihre Pferde an und starrten mit wütenden Blicken auf die beiden Männer, die da mit ihren Pferden vor dem Regenguss Unterschlupf gesucht hatten.

    »Das fehlt uns noch, lass dir was einfallen, Bud.«

    Bud, der offensichtlich den Hauptteil des Gesprächs durch Nicken bestritt, bequemte sich jetzt zu einer Gegenrede: »Vielleicht machst du einen Vorschlag, Jerry.«

    Jerry Horker war ein lang aufgeschossener hagerer, knochiger, aber dennoch muskulöser Mensch Ende Zwanzig. Er hatte ein Gesicht, das so aussah, als wäre es von zwei gewaltigen Zangen in die Länge gezogen worden. Die Augen standen zu nah bei der Nasenwurzel, und der Mund klebte dicht unter dem Nasenende. Dafür war das starke Kinn wieder sehr weit nach unten gezogen. Er trug einen grauen regennassen Hut, graues Tuchzeug, ein gelbes Halstuch, und im Übrigen war nur der weite grauschwarze Wetterumhang zu sehen.

    Bud Chattaway besaß eine gedrungene, sehr kräftige Figur, und einen vierkantigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf zu sitzen schien. Er trug einen braunen Schlapphut, dessen Krempe traurig nach allen Seiten herunterhing, und im Übrigen war von seiner Kleidung nur ein hohes Stulpstiefelpaar zu sehen, da der Regenumhang alles verdeckte. Wie alt Chattaway war, war schwer zu schätzen, er mochte Anfang der Dreißig sein.

    Horker fletschte die Zähne und meinte: »Ich glaube, ich habe schon eine Idee, komm.«

    Sie trieben die Pferde näher an den Stationsschuppen heran und blickten auf die beiden Männer, die hinter dem Regenschleier standen und ihnen entgegensahen.

    »He«, meinte Horker, »da habt ihr es euch ja bequem in unserer Hütte gemacht.«

    »Eure Hütte«, entgegnete der eine der beiden, ein hochgewachsener Mensch mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Er hatte ein von Wind und Wetter tief gebräuntes markant-männlich geschnittenes Gesicht und blaue Augen, die von einem dichten Wimpernkranz umgeben waren. Er trug eine schwarze Lederjacke, ein rotes Hemd, ein schwarzes Halstuch und schwarze Levishosen, die über die Schäfte seiner hochhackigen Stiefel ausliefen. An jeder Hüftseite trug er einen schweren schwarzknäufigen 45er Revolver im Halfter.

    Jerry Horker hätte sich sein Vorhaben höchstwahrscheinlich überlegt, wenn er gewusst hätte, dass dieser Mann niemand anders war als der berühmte Marshal Wyatt Earp. Da er das aber nicht wusste, schnarrte er: »Ja, ja, es ist unsere Hütte. Seht zu, dass ihr weiterkommt. Wir können hier niemanden aufnehmen.«

    »Es ist eine verlassene Pferdewechselstation«, entgegnete der Missourier ruhig.

    Der Mann neben ihm, fast ebenso groß wie er selbst, nur sehr viel schlanker, trug unter einem pellerinenartigen Umhang einen vornehmen schwarzen Anzug.

    Er blickte unverwandt an den beiden Reitern vorbei die Straße hinunter. Er hatte ein sehr ebenmäßig geschnittenes Gesicht, das von einem eisblauen Augenpaar beherrscht wurde. Dieser Mann war der große Gunfighter Doc Holliday.

    »Ich glaube, Bud, wir müssen unseren beiden Freunden Beine machen.«

    Er griff plötzlich nach seinem Revolver und wollte ihn aus dem Halfter hochreißen.

    Er hatte die Waffe auch tatsächlich ganz aus dem Lederschuh bekommen – da aber brüllten ihm zwei Schüsse entgegen. Unter dem morschen Dach der Wechselstation blitzten zwei Mündungsflammen auf.

    Horker hielt den Colt nicht mehr. Er war ihm von einer Geisterfaust aus der Hand geschleudert worden.

    Als sich der Pulverrauch etwas verzog, starrten Horker und Chattaway verblüfft auf die beiden Gestalten, die völlig ruhig dastanden und keine Waffe in der Hand hatten.

    »Damned«, brach es schließlich von Horkers Lippen, »das ist doch ein starkes Stück, was sagst du dazu, Bud?«

    Bud beschränkte sich wieder auf seine stumme Antwort.

    »Ich sollte meinen, dass solche Galgenvogeltricks hier in Leesters Gebiet nicht am Platz sind, Leute. Wir wollen es kurz machen. Ihr wart eher hier, also könnt ihr hierbleiben. Du bist doch auch damit einverstanden, Bud?«

    Bud nickte wieder nur.

    Da stieg Horker vom Pferd, bückte sich nach seinem Revolver, und als er ihn aufhob, stieß er ihn plötzlich nach vorn – und hatte wieder kein Glück.

    Diesmal brüllte ihm nur ein Revolverschuss entgegen. Und der fuhr ihm sengend über den rechten Handrücken. Er konnte die Waffe nicht festhalten.

    »Ich habe das Gefühl, Jerry, dass du lebensmüde bist«, kam es da von den Lippen des Georgiers.

    Horker starrte Doc Holliday hasserfüllt und verwundert zugleich an. Wie war der Mann auf seinen Namen gekommen?

    Jerry Horker kam nicht darauf, dass er vorhin, als sie noch ein paar Schritte weiter entfernt waren, von seinem Gefährten mit dem Vornamen angeredet worden war. Er wäre gar nicht darauf gekommen, denn er hätte sich niemals vorstellen können, dass ein Mann auf diese Distanz hin ein so leise gesprochenes Wort noch verstehen konnte.

    Aber sie hatten den Namen beide verstanden, sowohl Wyatt Earp als auch Doc Holliday.

    Horker erhob sich und hatte ein schmieriges Lächeln im Gesicht.

    Langsam näherte er sich dem rechten Pfosten des Hauses.

    »Ich glaube, wir müssen uns unser Angebot überlegen. Es fängt noch stärker an zu regnen, wir müssen auch hierbleiben.«

    »Es ist ja Platz genug«, versetzte der Marshal, »nur die Pferde müsst ihr draußen lassen.«

    »Meinetwegen«, meinte Horker, Chattaway war eben im Begriff abzusteigen, als Horker plötzlich mit dem rechten Fuß ausholte und dem Dachpfosten einen Tritt versetzte.

    Nur mit einem wahren Tigersprung gelang es den beiden Dodgern, dem einstürzenden Dach zu entkommen.

    Horker hatte sich mit drei Sprüngen seinem Pferd genähert und wollte eben in den Sattel springen, als der Marshal ihn auch schon erreicht hatte. Er riss ihn herum und versetzte ihm einen Faustschlag, der ihn mehrmals um seine eigene Achse wirbelte und dann zu Boden riss.

    Chattaway war nicht dumm genug, zum Revolver zu greifen. Seine Augen hingen an dem elegant gekleideten Fremden, der Jerry vorhin den Colt ein zweites Mal aus der Hand gefeuert hatte. Dieser Mann schoss so unverschämt schnell und sicher, dass man gegen ihn nichts riskieren sollte.

    Und Bud Chattaway tat gut daran, denn Doc Holliday war höllisch auf der Hut.

    Als Horker zu sich kam, schüttelte er den Kopf, stützte sich auf beide Hände und starrte von einem zum andern. Dann krächzte er: »Bud, zum Teufel, was war los? Bin ich gestürzt?«

    »Ich habe dir eine Ohrfeige gegeben«, entgegnete der Missourier, der sich in den Sattel seines Falbhengstes gezogen hatte.

    Doc Holliday, der neben ihm hielt, nahm die Zügelleinen auf.

    »Schade, es war ein ganz guter Unterschlupf, und er hätte noch ein paar Jahre ausgehalten. Was so ein Idiot doch nicht alles mit einem Fußtritt anrichten kann.«

    Horker blinzelte den Georgier an und begriff immer noch nicht, was geschehen war. Als er endlich seinem schweigsamen Gefährten die Würmer aus der Nase gezogen hatte, waren die beiden Westmänner schon ein ganzes Stück von ihm entfernt.

    »Los, wir folgen ihnen«, bellte Horker.

    »Ohne mich«, entgegnete Chattaway.

    Horker riss den Kopf herum und blickte seinen Partner feindselig an.

    »Was ist denn mit dir los?«

    »Der Mann hatte recht, ich bin nicht lebensmüde. Wenn du es bist, dann reite.«

    »Was heißt hier lebensmüde? Glaubst du denn, ich lass mich von diesen beiden Kaffern zum Narren halten? Der Kerl hat mich geschlagen. Klar, dass ich ihm dafür eine blaue Bohne zwischen die Rippen setze.«

    »Das kannst du ja versuchen! Ich jedenfalls bin nicht mit dabei, solange es noch

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