Einmal wollte ich mich von dir trennen: Dr. Laurin – Neue Edition 8 – Arztroman
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Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus.
Die Prof. -Kayser-Klinik befand sich in Alarmzustand. Vor wenigen Minuten war Dr. Leon Laurin mit seiner Frau Antonia eingetroffen. Heute, an einem eiskalten, glasklaren Januartag, war es soweit: Antonia Laurin sah der Geburt ihrer Zwillinge entgegen. Seit Monaten wußten es die nächsten Angehörigen und Freunde, seit einigen Tagen auch das Klinikpersonal, daß Antonia Zwillinge bekommen würde. Für Leon war es damals, als er die Gewißheit bekam, ein Schock gewesen, während die übrige Familie in einen Freudentaumel ausgebrochen war. Für ihn stand die Sorge um seine Frau im Vordergrund. Professor Joachim Kayser sonnte sich dagegen in der Vorfreude, Großvater von Zwillingen zu werden. Teresa, seine zweite Frau, die in diesen schweren Monaten Antonias beste Freundin geworden war, freute sich zwar auch, aber sie teilte auch Leons Sorgen, denn Antonia ging es lange nicht so gut, wie sie allen mit lächelnder Miene glaubhaft machen wollte. Was Teresa als Frau mitfühlte, mitlitt und mit ihrem warmen, mütterlichen Herzen miterlebte, war für den Arzt Dr. Leon Laurin zu einer Kette von Aufregungen geworden. Stöhnend hatte er seinem Schwiegervater erst vor wenigen Tagen bekannt, daß es etwas ganz anderes sei, fremden Babys zum Erdendasein zu verhelfen als seinen eigenen. Und da es nun gleich zwei werden sollten, spitzte sich die Situation an diesem Tag dramatisch zu. Sie hatten in dieser Nacht kein Auge zugetan. Antonia hatte sich zwar die erdenklichste Mühe gegeben, sich schlafend zu stellen, aber sie hatte ihren Mann nicht täuschen können. Schließlich, im Morgengrauen, waren Leons Nerven zum Zerreißen gespannt. »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Antonia«, hatte er erklärt. »Ich lasse mich nicht täuschen.
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Einmal wollte ich mich von dir trennen - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin – Neue Edition
– 8 –
Einmal wollte ich mich von dir trennen
Patricia Vandenberg
Die Prof.-Kayser-Klinik befand sich in Alarmzustand. Vor wenigen Minuten war Dr. Leon Laurin mit seiner Frau Antonia eingetroffen. Heute, an einem eiskalten, glasklaren Januartag, war es soweit: Antonia Laurin sah der Geburt ihrer Zwillinge entgegen.
Seit Monaten wußten es die nächsten Angehörigen und Freunde, seit einigen Tagen auch das Klinikpersonal, daß Antonia Zwillinge bekommen würde.
Für Leon war es damals, als er die Gewißheit bekam, ein Schock gewesen, während die übrige Familie in einen Freudentaumel ausgebrochen war. Für ihn stand die Sorge um seine Frau im Vordergrund.
Professor Joachim Kayser sonnte sich dagegen in der Vorfreude, Großvater von Zwillingen zu werden. Teresa, seine zweite Frau, die in diesen schweren Monaten Antonias beste Freundin geworden war, freute sich zwar auch, aber sie teilte auch Leons Sorgen, denn Antonia ging es lange nicht so gut, wie sie allen mit lächelnder Miene glaubhaft machen wollte.
Was Teresa als Frau mitfühlte, mitlitt und mit ihrem warmen, mütterlichen Herzen miterlebte, war für den Arzt Dr. Leon Laurin zu einer Kette von Aufregungen geworden.
Stöhnend hatte er seinem Schwiegervater erst vor wenigen Tagen bekannt, daß es etwas ganz anderes sei, fremden Babys zum Erdendasein zu verhelfen als seinen eigenen. Und da es nun gleich zwei werden sollten, spitzte sich die Situation an diesem Tag dramatisch zu.
Sie hatten in dieser Nacht kein Auge zugetan. Antonia hatte sich zwar die erdenklichste Mühe gegeben, sich schlafend zu stellen, aber sie hatte ihren Mann nicht täuschen können.
Schließlich, im Morgengrauen, waren Leons Nerven zum Zerreißen gespannt. »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Antonia«, hatte er erklärt. »Ich lasse mich nicht täuschen. Wir fahren jetzt in die Klinik, basta!«
Nun lag Antonia in ihrem Bett. Schwester Karin hielt ihre Hand und sprach tröstend auf sie ein. Es war seltsam, aber Antonia wurde ruhiger. Leons Nähe hatte sie regelrecht kribbelig gemacht.
»Benehmen sich alle Männer so wie Leon, wenn sie Vater werden, Karin?« fragte sie.
»Die meisten«, erwiderte die mittlerweile ergraute aber noch sehr flotte Schwester.
»Aber für ihn ist eine Geburt doch Routinesache«, murmelte Antonia.
»Jede andere vielleicht«, meinte Karin nachsichtig. »Na, glücklicherweise haben wir ja noch ein paar Ärzte.«
Plötzlich spürte Antonia gar keine Wehen mehr. Nur ein so merkwürdiges Ziehen, das ihr von Zeit zu Zeit den Atem raubte.
Im Geist zogen noch einmal diese langen Monate des Wartens an ihr vorüber.
Die erste Freude, als sie wußte, daß sie ein Kind haben würde, dann ihre wechselvollen Stimmungen, die Angst um ihre Figur, die Kritik an ihrem Aussehen, die bange Sorge, daß sie Leon nicht mehr gefallen könnte!
Der oft so ungeduldige Leon hatte sich in diesen Monaten vorbildlich benommen. Als ein sehr rücksichtsvoller, nachsichtiger Ehemann hatte er sich gezeigt und sie verwöhnt, wo er nur konnte.
Ist mir Leon aber wirklich immer treu gewesen? ging es Antonia nun durch den Sinn. War es nicht lächerlich, sich jetzt mit solchen Gedanken zu beschweren? Sie hatte doch nie einen Grund gehabt, sich über ihn zu beklagen, obgleich sie oft wirklich schwierig gewesen war!
Ein Stöhnen kam über Antonias Lippen. Sie bäumte sich auf.
»Ruhig, ruhig«, sagte Karin, und ihre Stimme klang irgendwie fern. »Bald haben wir es geschafft.«
*
Im Ärztezimmer beratschlagten Leon, Dr. Eckart Sternberg und Dr. Jörg Hannen.
»Ich bin für Kaiserschnitt«, murmelte Leon. »Warum soll sie sich endlos quälen?«
Dr. Sternberg runzelte die Stirn. Er wußte, daß Antonia eine natürliche Geburt wünschte.
»Du bist natürlich dagegen!« fauchte Leon ihn an. »Es ist ja auch nicht deine Frau!«
Professor Kayser kam ins Zimmer gestürmt. »Hält es niemand für nötig, mich zu benachrichtigen?« knurrte er. »Muß ich erst selbst herumtelefonieren, um zu erfahren, was los ist«
Leon seufzte in sich hinein. Er schätzte seinen Schwiegervater sehr, aber zu einem aufgeregten Vater auch noch einen aufgeregten Großvater war eigentlich ein bißchen viel.
»Wir hätten dich schon noch benachrichtigt«, murmelte er.
»Ja, wenn alles vorüber ist«, konterte Professor Kayser. »Ich kenne dich! So viele Geburten habe ich in dieser Klinik mitmachen müssen, aber die meiner Enkelkinder wollt ihr mir vorenthalten!«
»Ich gehe jetzt zu Antonia«, sagte Leon rauh. »Glaubst du, es ist ihr angenehm, wenn wir wie aufgescheuchte Hühner um sie herumspringen?«
»Bin ich ein Huhn?« knurrte Joachim Kayser, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sternberg und Hannen unterdrückten ein Lächeln. In solchen Situationen verstand der Senior keinen Spaß.
»Ist alles bereit?« fragte Professor Kayser scharf. »Sind wir für alle Eventualitäten gewappnet?«
Darüber konnte Dr. Sternberg ihn beruhigen. Im Augenblick drehte sich in der Prof.-Kayser-Klinik alles um Antonia Laurin.
*
Leon Laurin kämpfte gegen seine Schwäche an. Das fehlte noch, daß er jetzt schlappmachte, wo Antonia ihn am nötigsten brauchte!
Seit zehn Minuten wußte er, daß der Kaiserschnitt unvermeidbar war. Die Wehen hatten aufgehört.
»Fehlalarm«, seufzte Antonia und bemühte sich, eine gelassene Miene zu zeigen.
»Nein, Liebes«, erwiderte er mit aller Selbstbeherrschung, »wir müssen dich jetzt in den Operationssaal bringen.«
Er wußte, daß Antonia keine Umschreibungen liebte. Sie wollte den Tatsachen ins Auge sehen.
»Besteht Gefahr für die Kinder?« fragte sie beklommen.
»Wenn wir noch länger warten, schon«, gab er zögernd zu. Und vor allem für sie selbst bestand dann Gefahr.
»Du machst es schon richtig, Leon«, sagte Antonia zuversichtlich. »Ich habe keine Angst.«
Er beugte sich zu ihr herab und küßte sie. Ihre Lippen waren kalt, ihre Haut feucht.
Er sprach kein Wort, als er in den Waschraum kam. Dr. Sternberg und Dr. Hannen waren schon fertig. Professor Kayser hatte kapituliert und sich in sein Zimmer zurückgezogen.
Eckart Sternberg schaute Leon besorgt an. Wie wäre mir zumute, wenn ich an seiner Stelle wäre? überlegte er und unterdrückte einen schweren Seufzer. Seine Frau Corinna hatte sich letzthin besorgt über Antonias Aussehen geäußert. Und der augenblickliche Zustand der jungen Frau schien dieser Besorgnis recht zu geben.
Keine trüben Gedanken jetzt, mahnte Dr. Sternberg sich. Einer muß wenigstens ganz ruhig sein.
»Ich halte das nicht mehr aus«, stöhnte Gerda. »Diese Tortur! Die arme Antonia.«
Teresa stand still und blaß am Fenster. Gerade eben hatte Joachim wieder angerufen, und seine Stimme hatte sehr niedergeschlagen geklungen.
Er war zwar nicht im Operationssaal, aber er wollte auf alle Fälle in der Klinik