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Die Mätresse aus dem Hurenhaus: Teil 2 - Im Osmanischen Reich
Die Mätresse aus dem Hurenhaus: Teil 2 - Im Osmanischen Reich
Die Mätresse aus dem Hurenhaus: Teil 2 - Im Osmanischen Reich
Ebook225 pages2 hours

Die Mätresse aus dem Hurenhaus: Teil 2 - Im Osmanischen Reich

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About this ebook

Clara, Michael von Freistein und der Knappe Jupp sind den Osmanen in die Hände gefallen. Als sie nach einer beschwerlichen Reise im Osmanischen Reich ankommen, findet Clara ihren Platz im Harem von Sultan Süleymann I.. Michael von Freistein ist weiterhin ihr größter Widersacher und bekommt schon bald von der eifersüchtigen Fatma Unterstützung.
Der Sultan, der neben seines Mutes auch für seine Sexgier bekannt ist, lässt seinen Harem von 800 (!) afrikanischen Eunuchen bewachen. Eine Flucht scheint für Clara nahezu unmöglich zu sein. Sie ist in einem Netz aus Intrigen und Abenteuern gefangen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateMar 5, 2021
ISBN9783753181745
Die Mätresse aus dem Hurenhaus: Teil 2 - Im Osmanischen Reich

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    Die Mätresse aus dem Hurenhaus - Lea Sörensen

    Auf dem Mittelmeer 1543

    Clara blinzelte auf das blaue, funkelnde Meer. Hunderte osmanische Schiffe dümpelten träge vor sich hin. Einige Tage zuvor hatte der Wind nachgelassen und die Ruderer versuchten seither ihr Bestes, um die Flotte sicher in den Orient zu bringen. Doch die Strömung machte ihnen zu schaffen.

    Immer wieder knallte die Peitsche des Aufsehers auf den Rücken eines bedauernswerten Sklaven. Michael von Freistein saß am Ruder. Der Ritter schien abgeschlagen zu sein und doch noch an seinem Leben zu hängen.

    Vor einigen Tagen hatte Clara das Leid ihres Vergewaltigers mit Genugtuung gesehen. Dreckig, mit langen zotteligen Haaren und einem Bart, aus dem erste graue Strähnen blitzten, saß er da und ruderte um sein Leben. Recht so, hatte sie genüsslich in sich hineingelacht.

    Clara und Jupp erging es dagegen trotz der Gefangenschaft gut. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich der Knappe bei dem Kapitän und der Mannschaft beliebt gemacht. Auch schien er die türkische Sprache schnell zu lernen, was ihm ein gewisses Ansehen einbrachte.

    Ein kleiner Teil des Schiffes war für die Gefangenen abgeteilt. Clara schaute sich um. Etwa zwei Dutzend, überwiegend junge und blonde Frauen saßen ängstlich in eine Ecke gedrängt. Immer wieder wurden Klagelaute ausgestoßen, war leises Wimmern zu hören. Clara stand auf und hielt das Gesicht in die wärmenden Sonnenstrahlen.

    „Der Kapitän schickt dir diese Feigen." Jupp riss sie aus ihren Gedanken. Der Zehnjährige hielt eine Schüssel mit den getrockneten, zuckersüßen Früchten in seinen Händen. Clara blickte auf ihn hinab, nahm sich eine und betrachtete sie näher. Vorsichtig leckte sie mit ihrer Zungenspitze daran, dann steckte sie sich die Feige in den Mund. Himmlisch.

    „Wie ist der Kapitän? Ist er gut zu dir?"

    „Ja, er heißt Hamid und ist nett. Am liebsten würde ich als Matrose auf seinem Schiff anheuern, aber Hamid sagt, dass wir als Sklaven verkauft werden. Er spricht sogar unsere Sprache."

    Clara wunderte sich. Bisher hatte sie den Kapitän nicht sprechen hören. Einige Male hatte sie ihn heimlich beobachtet, wie er auf dem Oberdeck stand und auf das Meer hinausblickte. Ein großer Mann, muskulös, mit schwarzen Haaren und einer ebenmäßigen olivfarbenen Haut. In Claras Bauch hatten Schmetterlinge geflattert. Wenn er doch nur nicht ihr Feind wäre.

    Nun dachte sie an ihren Kaiser. Ob Karl wusste, was mit ihr geschehen war? Würde er ihnen folgen und sie retten? Oder sie freikaufen? Und wie erging es ihrer Freundin Ingrid? Claras Herz wurde schwer.

    „Konntest du irgendetwas in Erfahrung bringen?" Jupp dachte einen Augenblick nach.

    „Kapitän Hamid sagt, dass wir morgen wieder Wind bekommen und dann nur noch wenige Tage segeln, bis wir in Konstantinopel anlegen." Der Junge sah sie schelmisch an und ließ schnell eine Feige in seinem Mund verschwinden.

    „Könnte ich vielleicht selber mit ihm sprechen?"

    „Du bist eine Frau! Ich glaube nicht, dass der Kapitän mit dir spricht", entrüstete sich der Knappe.

    „Jupp! Bitte versuche es, sprich mit ihm."

    Der Junge drückte ihr die Fruchtschale in die Hände und verschwand. Die anderen Frauen regten sich und versuchten, einen Blick auf den Inhalt zu erhaschen. Clara reichte die Schale weiter und sah besorgt hinauf zum Oberdeck. Jupp hüpfte übermütig zum Kapitän, der das Erscheinen des Jungen mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Angeregt unterhielten sie sich.

    Kapitän Hamid

    „Die Dame Clara möchte mit Euch sprechen", teilte Jupp ihm mit. Hamid sah hinunter zu den Frauen. Da stand sie. Groß, blond und von ausnehmender Schönheit. Sie blickte abwartend zu ihm hoch. Warum forderte sie ein Gespräch? Sie war eine Gefangene und nicht mehr.

    Trotzdem interessierte sie ihn. Was würde aus ihr werden, wenn das Schiff in Konstantinopel anlegte? Vielleicht würde der Sultan sie in seinem Harem aufnehmen? Falls nicht, dann würde sie mit den anderen Frauen auf dem Sklavenmarkt landen. Vielleicht sollte er sie selber kaufen? Wenn sie zum Islam konvertieren würde, könnte er sie zu seiner zweiten Ehefrau machen.

    „Was will sie?" Hamid fragte schroffer als beabsichtigt und der Junge zuckte zurück.

    „Ich glaube, die Dame Clara möchte wissen, was mit ihr geschehen wird."

    „Sie ist eine Gefangene und wird sich ihrem Schicksal fügen müssen."

    Jupp schaute hinunter in den Schiffsbauch und sah Michael von Freistein. Übelkeit stieg in ihm auf. Obwohl der Ritter in Eisen gelegt war und keuchend seinen Dienst am Ruder verrichtete, fürchtete er sich immer noch vor ihm. Als hätte von Freistein den Blick des Jungen gespürt, blickte er ihm geradewegs in die Augen. Jupp zuckte ängstlich zusammen, was dem Kapitän nicht verborgen blieb.

    „Was ist mit diesem Gefangenen? Warum hast du Angst vor ihm?"

    „Er hat Clara und mir sehr viel Schaden zugefügt. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wären wir wahrscheinlich nicht in Gefangenschaft."

    Kapitän Hamid betrachtete den Ritter eingehender. Ein ungepflegter Grobklotz, aber als Ruderer macht er sich gut. Nun, was blieb ihm auch anderes übrig? Die Aufseher gingen nicht zimperlich mit den Leuten um.

    „Hol deine Dame Clara hierher. Dann werde ich mit ihr sprechen."

    Das ließ Jupp sich nicht zweimal sagen und stürmte los. Er versuchte, die Eunuchen dazu zu bewegen, Clara aus dem Frauenbereich zu lassen, doch die reagierten nicht. Erst als Hamid ihnen mit dem Kopf zunickte, ließen sie die Frau durch.

    Clara folgte Jupp zum Oberdeck. Endlich würde sie mit diesem Kapitän sprechen können.

    „Was wollt Ihr?" Der Mann sprach ihre Sprache.

    „Bitte sagt uns, was Ihr mit uns vorhabt." Bittend sah sie ihm einen kurzen Augenblick in die dunkelbraunen Augen, die sie spöttisch anblickten. Dann senkte sie den Blick.

    „Ihr seid Gefangene des Sultans. Er wird euch auf dem Sklavenmarkt verkaufen und seine Kriegskasse damit füllen."

    Jupp erschrak. „Mich auch?" Er hatte nicht darüber nachgedacht, dass auch sein Schicksal ungewiss war.

    „Natürlich dich auch. Oder hältst du dich für etwas Besseres? Vielleicht hast du Glück und kannst in den Ställen oder in den Gärten des Sultans arbeiten." Der Kapitän dachte einen Augenblick nach. Vielleicht würde er den Jungen kaufen und auf seinem Schiff ausbilden. Er mochte den Kleinen, doch das wollte er sich nicht anmerken lassen.

    Claras Schulter sanken nach unten. Sie ließ den Kopf hängen. Jetzt wusste sie, dass sie ihren geliebten Karl niemals wiedersehen würde. Tränen stiegen in ihr auf.

    Eine schöne Frau, dachte sich Hamid. Ihr blond gelocktes Haar fiel ihr engelsgleich auf die Schultern.

    In wenigen Tagen würden sie in Konstantinopel anlegen. Hier wäre die Reise für die Gefangenen zu Ende. Vom Schiff aus würde es direkt auf den Sklavenmarkt gehen. Hamid schaute hinunter auf die verängstigten Frauen. Dicht gedrängt saßen sie beieinander. Diese Clara gefiel ihm. Ihre ebenmäßige Haut, die blauen Augen und das helle Haar.

    „Lasst die Sklavinnen sich frei bewegen. Sie können ohnehin nicht vom Schiff flüchten", rief er den Eunuchen zu. Diese waren erstaunt und öffneten das kleine Tor.

    „Danke, ich danke Euch", schluchzte Clara auf. Endlich konnten die Frauen sich wenigstens frei bewegen.

    „Ich will euch alle sehen können. Wenn ihr dem nicht Folge leistet, werdet ihr wieder eingesperrt."

    Hamid blickte hoch in den Himmel. Am Horizont entdeckte er ein paar graue Wolken. Mit ein bisschen Glück würde in den nächsten Stunden Wind aufziehen und die Reise würde schneller vorangehen.

    Immer wieder blickte er sich heimlich nach der großen blonden Frau um. Jupp leistete ihr Gesellschaft. Scheinbar war sie in ihrem früheren Leben eine Dame von Stand gewesen. Doch das war einmal. Bei ihrem auffälligen Äußeren würde sie in einem Harem oder im ungünstigsten Falle in einem Hurenhaus der Stadt landen. Er bedauerte sie ein wenig. Vielleicht sollte er sie doch in seinem Haus aufnehmen und sehen, was sich ergab. Fatma, seine erste Ehefrau, wäre nicht begeistert. Sie war ein eifersüchtiges Weib. Doch ihr würde nichts anderes übrigbleiben, schließlich war er der Mann und die Frauen hatten ihm zu folgen.

    „Könnt Ihr uns nicht helfen?" Jupp riss ihn aus seinen Gedanken.

    „Dummer Junge! Wie soll ich euch helfen?"

    „Ihr könntet uns doch kaufen und einfach freilassen."

    „Du und deine Clara würdet nicht einen Tag in Freiheit verbringen. Allein in Konstantinopel! Was glaubst du, was mit euch geschehen würde? Man würde euch verschleppen, ausrauben, umbringen oder sonst irgendwas." Hamid regte sich auf. Dieser Junge war ein Träumer. Würde er sich überhaupt als Schiffsjunge eignen? Zweifel stiegen in ihm auf.

    Clara schlenderte über das Deck. Die Eunuchen warfen ihr misstrauische Blicke zu, sagten jedoch nichts. Erschrocken sah sie, wie einer der Wächter seinen Lendenschutz beiseitezog und sich über der Reling erleichterte. Da war nichts. Er schob sich einen Federkiel in die kleine Öffnung am Unterbauch und der Urin schoss heraus.

    Entsetzt schrie sie auf. Der Mann erschrak und schimpfte lauthals los. Dabei ließ er den Federkiel fallen, der vom aufkommenden Wind davongetragen wurde. Mit einem Satz war er bei ihr und schlug ihr ins Gesicht. Clara versuchte, dem wütenden Mann zu entkommen, doch er hielt sie an den Haaren fest und trat nach ihr. Jupp wollte ihr zu Hilfe eilen, doch mit dem Schlag des Eunuchen hatte er nicht gerechnet. Der Junge flog rückwärts, knallte mit dem Kopf gegen die Bordwand und verlor das Bewusstsein. Clara schrie wieder auf. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, doch der Rasende ließ nicht von ihr ab. Mit einem Satz riss er sie hoch, um sie ins Meer zu werfen.

    „Halt, donnerte Kapitän Hamid. „Lass sie sofort los. Die Gefangenen sind Eigentum des Sultans. Wirf sie über Bord und du wirst ihr Gesellschaft leisten.

    Der Eunuch hielt inne und ließ sein Opfer auf die Planken fallen. Panisch kroch Clara zu Jupp hinüber. Blut lief diesem aus der Nase. Er war nicht bei Bewusstsein.

    Zwischenfälle

    Jupp blinzelte vorsichtig, als er langsam zu sich kam.

    „Wo bin ich? Was ist geschehen?" Der Junge flüsterte. Der Kopf brummte ihm.

    „Jupp! Ich bin so froh, dass du wieder unter uns bist. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Clara war sofort bei ihm und wechselte einen feuchten, kühlen Lappen auf seiner Stirn. „Ich muss dem Kapitän sagen, dass du wieder zu dir gekommen bist. Er hat sich große Sorgen um dich gemacht.

    Langsam erinnerte Jupp sich wieder. Sie waren in Gefangenschaft. Er schluchzte auf und hielt sich die Augen zu. Er hatte vom Feldzug des Kaisers geträumt. Wie er seine Ausbildung als Knappe im kaiserlichen Heer absolvieren und ein starker Ritter aus ihm werden würde. Doch sie waren den Osmanen in die Hände gefallen. Ihre Zukunft war ungewiss.

    Die Tür zur kleinen Kajüte wurde aufgestoßen und Kapitän Hamid trat herein. Mit Tränen in den Augen blickte der Junge zu ihm auf.

    „Du bist doch stärker, als ich dachte", begrüßte der Schiffsführer ihn in gespielt barschem Ton. Jupp zuckte zusammen.

    Clara trat hinter den Mann und fasste an dessen Schulter. Eine vertrauliche Geste. Was war geschehen?

    „Hamid wird dich auf dem Sklavenmarkt kaufen, berichtete sie. „Ich werde mich während des Marktes auf dem Schiff verstecken. Es besteht die Gefahr, dass ich auf dem Markt so teuer verkauft werde, dass Hamid uns nicht beide kaufen kann.

    Jupp schüttelte langsam den Kopf. Wie lange war er ohnmächtig gewesen? Was war mit Clara und Hamid? Als hätte sie seine Gedanken gelesen, antwortete sie ihm.

    „Du warst zwei Tage ohne Bewusstsein. Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht. Aber jetzt wird alles wieder gut."

    „Alles wieder gut? Wie soll alles wieder gut werden?" Jupp drehte schluchzend den Kopf beiseite. Hatte Clara sich auf den Kapitän eingelassen? Er war ein Heide und das war Sünde.

    „Wir werden morgen in Konstantinopel anlaufen. Möge Allah uns schützen und alles gut werden lassen." Mit diesen Worten verließ der Mann die kleine Kajüte wieder.

    „Clara, was hast du getan?" Der Junge sah sie vorwurfsvoll an.

    „Ich versuche, unser Leben zu retten, du dummer Junge. Außerdem ist Hamid ein ganz besonderer Mann."

    „Ein besonderer Mann? Bist du von allen guten Geistern verlassen?"

    Clara wich zurück. So kannte sie Jupp nicht. Der Junge war immer höflich zu ihr gewesen und jetzt machte er ihr Vorwürfe, weil sie versuchte, das Beste für sie beide zu erwirken. Schamesröte brannte in ihrem Gesicht. War der Junge in den letzten Nächten zu sich gekommen und hatte sie gehört? Heimlich hatte sie sich in Hamids Kajüte geschlichen. Es war ihr nicht schwergefallen, ihn zu verführen. Der Kapitän war ein außergewöhnlicher Liebhaber. Hatte sie die Liebe mit dem Kaiser in vollen Zügen genossen, so brachte dieser Osmane sie schier um den Verstand, wenn er sie nahm. Eine Gänsehaut stieg in ihr auf.

    „Warum antwortest du mir nicht?" Jupp ließ nicht locker.

    „Du bist ein Kind und würdest mich ohnehin nicht verstehen, entgegnete sie ihm giftig. „Und jetzt ruh dich aus. Das ist unsere letzte Nacht an Bord und wir wissen nicht, ob wir unsere Kraft morgen für etwas anderes brauchen. Sie setzte sich auf die Kante seiner Bettstatt und blickte ihm beschwörend in die Augen. „Hör mir jetzt ganz genau zu. Hamid wird mich morgen in seiner Kajüte verstecken. Hunderte junge Frauen und einige Männer werden nach dem Anlegen direkt von den Schiffen geholt und auf den Sklavenmarkt gebracht. Vorher wird der Sultan alle Gefangenen in Augenschein nehmen und sich diejenigen aussuchen, die er behalten will. Hamid denkt, dass der Herrscher mich ebenfalls auserwählen könnte. Dann hätte er keine Möglichkeit mehr, mich zu kaufen, und mein Schicksal wäre ungewiss.

    „Ist das nicht zu gefährlich?" Mit großen Augen schaute er sie an. Clara umarmte ihn vorsichtig.

    „Was haben wir denn für eine Wahl? Glaubst du, der Kaiser würde uns in dieser Not befreien? Ich habe gehört, dass er versucht, die Osmanen aus Italien zu vertreiben. An uns wird er wahrscheinlich noch nicht einmal mehr denken."

    Jupp schloss die Augen. Sein Kopf dröhnte. Krampfhaft versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen.

    „Vertrau mir", beschwor Clara ihn, bevor sie sich erhob, um die kleine Kajüte zu verlassen.

    Am nächsten Morgen wurde Clara durch die Rufe der osmanischen Soldaten und Eunuchen geweckt. Hamid drückte ihr einen sanften Kuss auf die nackte Schulter.

    „Es bleibt alles so, wie wir es besprochen haben. Sobald du Land siehst, ziehst du dich hierher zurück und verhältst dich still. So Allah will, wird alles gut gehen." Für einen Moment dachte der Kapitän darüber nach, was passieren würde, wenn nicht alles gut gehen würde. Schlimmstenfalls würde er seinen Kopf verlieren. Schnell versuchte er, den Gedanken abzuschütteln. Er wollte Clara für sich und dafür riskierte er jetzt sein Leben. Vielleicht wäre es anders, wenn Fatma ihm einen Sohn geschenkt hätte. Doch seine Frau wollte einfach nicht schwanger werden. Sollte sein Plan aufgehen, würde er Clara zu seiner Zweitfrau machen. Vielleicht würde sie ihm den ersehnten Sohn schenken. An seinen körperlichen Zuwendungen sollte es nicht scheitern. Er liebte diese schamlose Christin. Doch vorher musste sie zum Islam konvertieren.

    Verschlafen blickte Clara ihren Liebhaber an und nickte.

    Hamid schlüpfte schnell in seine Kleider, um sich aufs Deck zu begeben. Oben angekommen begegnete ihm Omar, der oberste Eunuche auf diesem Schiff. Die Augen des schwarzen Mannes blitzten ihn wissend an.

    „Wisst Ihr, was Ihr tut?"

    Der Kapitän zuckte kurz ertappt zusammen und blickte auf die dunkle Hand, die seinen Oberarm festhielt.

    „Was fällt dir ein?"

    Omar lockerte seinen Griff und schüttelte den Kopf.

    „Bringt sie zu den anderen Gefangenen. Sie wird Euch Euren Kopf kosten", warnte er eindringlich.

    „Nicht, wenn du schweigst", entgegnete Hamid ihm.

    Omar überlegte kurz und ließ die Hand sinken. Wenn er sich mit

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