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Frauen brennen besser: Ein Altheim-Krimi
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Frauen brennen besser: Ein Altheim-Krimi
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Frauen brennen besser: Ein Altheim-Krimi

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About this ebook

Victor Joël beseitigt Leichen. Tagsüber legal in einem Altheimer Krematorium. Nachts für Salvatore, einem Mafia-Paten im Rhein-Main-Gebiet. Meist verbrennt er die gelieferten Toten und füllt die Asche zusammen mit seinem täglichen Pensum in die Urnen. Dafür hat er extra eine Ausbildung zum Bestatter absolviert und sich in die Computeranlage des Krematoriums gehackt. Die Entlohnung seiner Arbeit investiert er in Bitcoins und Briefkastenfirmen. Als Victor einen weiteren Sarg von Tibor, dem hünenhaften Killer Salvatores, erhält, denkt er an einen Routinefall. Doch kurz bevor der Sarg in den Ofen einfährt, klopft es von innen. Eine mörderische Flucht beginnt.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateMar 9, 2021
ISBN9783753173498
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    Book preview

    Frauen brennen besser - Thomas Fuhlbrügge

    Für Jessica und Jannik -

    ich brenne für euch!

    Thomas Fuhlbrügge

    Frauen

    brennen

    besser

    Ein Altheim-Krimi

    2

    Bibliografische Information der Deutschen National-Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    © 2021 -Verlag, Altheim Buchcover: Germencreative

    Lektorin: Silke Walz

    Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    1

    NACHTSCHICHT

    ch habe nie behauptet, dass ich nett bin. Ich beseitige Leichen.

    I Tagsüber legal. In einem Altheimer Krematorium.

    Nachts für die Mafia. In denselben Brennkammern.

    Meistens ist es die Mafia. Selten zahlen andere die 20.000 €, die ich für meine Dienste in Rechnung stelle.

    Standardtarif. Für Sonderleistungen verlange ich deutlich mehr.

    Diese Nacht sah aus wie ein Routinejob – bis ich den Toten sah. Einen solchen Dickwanst hatte ich noch nicht im Betrieb. Netterweise im Sarg. Gelegentlich bekam man die durchlöcherte Leiche in eine Decke gewickelt. Ich musste sie dann erst in mehrere Teile zerlegen. Mit der elektrischen Astsäge.

    Ein einzelnes Bein oder den Rumpf konnte ich bei den normalen Einäscherungen dazulegen, die in meiner Nachtschicht ohnehin an der Reihe waren. Der zusätzliche Kopf fiel später in der Asche von Frau Hagedorn 5

    nicht auf. Spätestens nach der Bearbeitung der Überreste in der Knochenmühle.

    Ofen zwei war auf 900 Grad angeheizt. Der gewaltige Sarg mit Überbreite stand auf dem Gestell. Tibor hatte ihn vorhin gebracht. Wir wendeten unsere ganze Kraft auf, um ihn aus dem alten, bleigrauen Mercedes zu schaffen. Der Kerl wog bestimmt über 200 Kilo! Warum er auf der Todesliste von Salvatore stand? Keine Ahnung. Es interessierte mich nicht.

    Schnell. Per Handy. Darknet. Das Honorar war bei der Bank of Nauru eingegangen. Meine bevorzugte Brief-kastenfirma für Geldwäsche.

    Tibor war ein schweigsamer Zweimeterhüne. Wie immer trug er den schlecht sitzenden, schwarzen Anzug.

    Etwas zu eng, etwas zu teuer und trotzdem etwas zu abgewetzt. In jedem James-Bond könnte er als Bösewicht durchgehen. Das Endprodukt wollte er dieses Mal nicht abwarten. Ein zappelndes Bündel auf der Ladefläche verriet, dass er noch Arbeit vor sich hatte.

    Vielleicht machte er Homeoffice und brachte ihn da-heim um. Wahrscheinlich konnte ich morgen einen weiteren Auftrag ausführen. Wenn es ein zäher Bur-sche war – übermorgen. Der Killer trank noch einen Cappuccino in der Mitarbeiterteeküche. Verabschiedete sich winkend. Mühsam faltete sich der Killer hinter das Steuer seines Leichenwagens und verschwand.

    6

    An die Arbeit. Für ihr Honorar erhielten meine Klienten einen sehr speziellen Service: Das spurlose Verschwin-denlassen von Personen. Ab dem Zeitpunkt, an dem ich den Körper in Empfang nahm.

    Nach Wunsch erhielten die Auftraggeber die Asche in einer Urne. Alternativ Fotos. Manchmal das Projektil einer 38er oder den Inhalt des Magens. In einem skur-rilen Fall bestand die Auftraggeberin auf den linken Fuß und den rechten Hoden ihres untreuen Gatten.

    Der XXL-Körper befand sich in der Zwischenzeit auf dem Förderband vor der Ofenklappe. Ich programmierte die Anlage. Übergewichtige Menschen brauchten mehr Zeit beim Kremieren. Mit dem Zeigefinger drückte ich einen grünen Knopf. Die massive Stahltür öffnete sich. Der Sarg fuhr maschinengesteuert in das Höllen-loch ein. Einen Augenblick später schloss sich die Luke.

    Sekunden darauf stand das Holz in Flammen. Die ho-hen Temperaturen und das Zuführen von Luft führten zur Selbstentzündung. Wenige Minuten später war der Körper dem Inferno ausgesetzt.

    Wir bestehen zu über 80 Prozent aus Wasser, das bei der Hitze schlagartig verdampft. Ein kurzer Blick durch das Guckloch. Schnell fraßen sich die Flammen ins Gewebe. Ließen alles verkohlen. Doch bis dies der Fall war, konnte es sein, dass sich der Torso durch die phy-sikalischen Kräfte beim Verbrennen noch einmal auf-richtete.

    7

    Auch bei dem Dicken zogen sich durch die Hitze die Muskelstränge zusammen. Der Verstorbene hob die Arme und winkelte die Beine an. Der Kopf blieb liegen.

    Die Nackenmuskulatur war unter der Körperoberfläche bereits verschwunden. Dabei brannte das Fleisch lichterloh. Es züngelte aus den Augenhöhlen. Insgesamt kein schöner Anblick. Es sei denn, man stand auf Hea-vy-Metal-Art, die Höllenvisionen von Hieronymus Bosch oder wenn bei Indiana Jones diesem Nazi das Gesicht wegschmolz.

    In der Regel kam unser Ofen mit allem klar. Beispielsweise der Kleidung. Auch Schläuchen aus dem Krankenhaus, die in irgendwelchen Körperöffnungen steckten. Wir konnten es in einem Sarg verbrennen. Es sei denn, der Verstorbene wollte in seiner schweren Mo-torradkluft oder einem Taucheranzug eingeäschert werden.

    Zusammen mit dem Körperfett besitzt eine Leiche einen beachtlichen Brennwert. Das reduziert die not-wendige Gasmenge der Anlage. Spart Kosten. Unser Krematorium ist ein Wirtschaftsunternehmen. Wir heizen mit der Abwärme unser Gebäude, sowie eine kleine Neubausiedlung am Ortsrand. Natürlich ohne dass die Anwohner wissen, woher die behaglichen Temperaturen kommen, und das warme Wasser in der Dusche.

    8

    Während der Kremierung hatte ich wenig zu tun. Meist ging es darum, die Temperaturanzeige im Auge zu behalten. Ab und zu schaute ich durch das kleine Loch in die Kammer. Zwischendurch konnte ich die Überreste einer zuvor eingeäscherten Person für die Urne weiter-verarbeiten. Ich hatte neben meiner lukrativen Zusatzarbeit mein offizielles Pensum zu erfüllen.

    Mit Handschuhen zog ich die Überreste von Frau Zieg-ler aus Ofen eins und wühlte mit dem Magneten darin.

    Bis die künstlichen Hüftgelenke, das Zahngold und Sargnägel in einem Metallkasten lagen. Den Behälter mit den Überbleibseln hob ich zur Knochenmühle.

    Doch was war das für ein Gestank? Offensichtlich Ofen zwei.

    Fetter, pechschwarzer Qualm. Kein gutes Zeichen. Zeitgleich der Rauchmelder. Ohrenbetäubend. Scheiße!

    Ich zur Schalttafel. Gleichzeitig auf Abzug und Not-Aus.

    Der automatische Alarm der Brandmeldeanlage zur Feuerwehr war das Letzte, was ich brauchte. In wenigen Minuten hätten Dutzende Männer in Atemschutz-anzügen mein Geschäftsmodell ruiniert.

    Während ich die Altheimer Wehr um einen ihrer selte-nen Einsätze brachte, zischte aus der Klappe des Ofens heiße Flüssigkeit. Eine eklige Brühe aus menschlichem Fett. Wie eine Flutwelle. Mitten auf den Betonboden.

    Und ich mitten drin. Es stank erbärmlich.

    9

    Immer mehr blubbernder Schmodder floss herunter.

    Glänzende Lachen auf dem Boden. Sollten die nicht farblos sein? War es die Asche im Ofen, die sie grau färbte? So musste ich mir den Fluss Styx vorstellen.

    Rund um den Hades. Der in der Unterwelt die Lebenden von den Toten trennt. Ob meine alte Lateinlehrerin das damals geglaubt hat? Immerhin wusste sie alles besser. Warum dachte ich jetzt an sie? Domnus ami-cum expectat.

    In der Bestatterschule lernte ich, das Fett eines nor-malgewichtigen Körpers reiche aus, um sieben Stück Toilettenseife herzustellen. Wie viel würde aus der schwabbeligen Leiche rinnen? Bei einem Spanferkel brauchte man diesen Effekt. Damit die Kruste schön resch wurde. Aber bei einem Menschen? Jede Sekunde konnte es sich entzünden. Das ganze Gebäude in Brand setzen. Ich musste wenigstens einen Teil auffangen.

    Die Putzutensilien befanden sich im angrenzenden Abstellraum. Scheiße! Ausgerutscht. Auf dem Bauch lag ich in dem Schmodder, der bis vor Kurzem die Ret-tungsringe eines adipösen Menschen waren. Fetttrie-fend rappelte ich mich auf. In den Kabuff. Hinter mir eine deutliche Spur aus klebrigem Sabber. Schnell: Eimer, Wischer, so viele Küchenrollen, wie meine schmierigen Finger greifen konnten.

    Weiterhin Kaskaden von Fett aus dem Ofen. Ein Eimer.

    Darunter. Das heiße Glibberzeug musste aufgewischt 10

    werden. Wer einmal Pommesfett im Betrieb wechseln wollte, kennt die Problematik: Nach Sekunden brennend heiße Spritzer auf der Haut. Meine Klamotten waren durchweicht. In den Schuhen abgekühltes Fett.

    Es schmatzte bei jedem Schritt.

    Liter um Liter in den Ausguss unseres Waschbeckens.

    Das Wasser ließ ich dauerlaufen. Viel zu langsam spülte das unappetitliche Innere des Maffiaopfers in die Altheimer Kanalisation. Der Rauchmelder. Er kreischte immer noch.

    Endlich. Die Brühe versiegte. Ich sank auf die Knie.

    Atmete schwer. Doch der größte Teil der Arbeit stand mir noch bevor: Die Frühschicht begann in vier Stunden. Ich musste das erkaltende Menschenfett bis dahin aufwischen. Verräterische Spuren beseitigen. Gelänge es mir nicht, konnte ich gleich auswandern. Ich wrang alles in Eimer. Bei jedem Ausgießen hätte ich allein durch den süßlichen Geruch erbrechen können.

    Rasch umziehen. Reservekleidung gehörte zum Berufs-alltag. Es konnte immer etwas schmutzig werden.

    Hemd und Hose verkleistert mit warmem Menschenfett. In den nächstbesten Sarg damit. Zum Verbrennen.

    Die schmierigsten Putzutensilien mussten gereinigt werden. Ich auch. Die Halle und den Ofen schrubbte ich mit Unmengen Seifenlauge.

    Dem kreischenden Feuermelder drehte ich den Hahn ab. Kurz vor fünf. Ich fuhr die Anlage hoch. Die Ofen-11

    klappe. Sie musste abgedichtet werden. Ein Schamott-gemisch gab es in dicken Tuben. Zum Ausbessern von Rissen. Das würde mir noch fehlen, dass erneut die schaurige Suppe herausfloss. Alles wieder abkratzen.

    Keine Spuren zurücklassen. Zum Glück war die Anlage nicht abgekühlt. Bald brannte die Leiche wieder. Die Ventilatoren arbeiteten auf Hochtouren.

    Hoffentlich hatte niemand in Altheim den Qualm bemerkt. Minutenlang wurde er in den Himmel gepustet.

    Im Regelbetrieb kamen keine Partikel der Verstorbenen aus dem Schornstein. Dafür sorgte eine ausgeklügelte und sündhaft teure Filtertechnik. Nichts sollte ein heutiges Krematorium an die Schreckensbilder von schwarzem Rauch aus einem KZ der Nazis erinnern.

    Wenn es jedoch heute Nacht regnete, würde sich ein grauer Schleier auf den Autoscheiben in Altheim bilden. Aus dem Staub eines Menschen.

    Kurz vor sechs war die Einäscherung vollbracht. Inzwischen glänzte der Boden nicht mehr speckig. Ich hatte es geschafft.

    Ein Moped näherte sich knatternd. »Alles o.k.?«, fragte mein Kollege Kasimir, als er seinen Helm abnahm. Er hielt eine Tüte mit frischen Brötchen aus dem Altheimer Lädchen in der Rechten. Anscheinend sah er meine Augenringe.

    »War eine ruhige Nacht. Bin nur todmüde. Konnte gestern keinen Schlaf vorholen.« Vor fünfzehn Minuten 12

    hatte ich noch die Asche des Dicken in die Urne umge-füllt.

    Tibor würde in der Folgenacht vorbeikommen. Sie für Salvatore abholen.

    »Es riecht nach Seife. War die Putzfrau schon da?«

    »Nein, die kommt um neun. Ich habe was verschüttet.«

    Das war nicht gelogen. Damit ließ ich ihn stehen und ging nach Hause.

    Noch fünf Mal duschte ich am frühen Morgen. Bis ich mich einigermaßen sauber fühlte.

    20.000 € für meine Arbeit waren wahrlich nicht zu viel verlangt.

    Ich überlegte mir, fette Leichen zukünftig vor dem Verbrennen in zwei Portionen zu zerlegen. Manchmal lernt man auf die harte Tour.

    Man könnte denken, ein Cleaner hat mit dem eigentli-chen Verbrechen nichts zu tun. Leicht verdientes Geld.

    Aber das stimmt nicht. Manchmal ist es ein Knochen-job. Wie an jenem Morgen Anfang Juni. Eine Woche nach meinen Erfahrungen mit der fetten Leiche.

    Ich arbeitete in der Tagschicht. Das musste hin und wieder sein. Soeben hatte ich Herrn Luther geholt und 13

    ein letztes Mal die Papiere überprüft, als mein Handy vibrierte. Das spezielle Signal. Über das Darknet kam ein Auftrag.

    Während sich die Eisenklappe schloss und der Kremie-rungsvorgang begann, loggte ich mich auf meiner Homepage ein. Dies dauerte eine Weile, da die Daten-sicherheit an oberster Stelle stand. Das Verschlüsseln verlangsamte die Prozedur. Da musste ich noch Zeit und Technik investieren.

    Diesmal keine Anfrage von Salvatore. Es schien sich um eine Privatperson zu handeln. Wollte heute eine Leiche verschwinden lassen.

    Man fand mich nicht über eine Suchmaschine. Die Person verfügte entweder über eine Empfehlung oder gute EDV-Kenntnisse. Da immer die Gefahr bestand, dass ein Ermittler am anderen Ende der Leitung war, musste ich bei Telefonaten mit Hinweisen auf meine Person vorsichtig sein. Aber ich besaß verschiedene Möglichkeiten zum elektronischen Verstellen meiner Stimme.

    In der Mittagspause machte ich einen kleinen Spazier-gang. Ich ging am Treibhaus entlang in die Felder um Altheim.

    Der berühmte FKK-Sauna-Klub war das Nachbargebäude. Manchmal parkten die Besucher bei uns. Das gab Ärger, wenn die Nummernschilder ausgerufen werden mussten.

    14

    Ich dachte an einen besonders unangenehmen Gast, der sich weigerte sein Auto wegzufahren und rief die angegebene Handynummer an.

    »Merkatz«, meldete sich eine Stimme undefinierbaren Alters.

    »Sie hatten sich bei mir wegen eines vertraulichen Auftrags gemeldet.«

    »Geht es um den tropfenden Toilettenanschluss?«

    »Nein, laut ihrer Nachricht soll ich eine Leiche für Sie entsorgen.«

    Schnappatmung am anderen Ende der Leitung. »Doch nicht so am Telefon. Rufen Sie mich in fünf Minuten wieder an. Dann kann ich sprechen.«

    Ich schlenderte über einen besseren Feldweg an Mais-stauden vorbei. Nach genau fünf Minuten drückte ich die Wahlwiederholung.

    »Jetzt bin ich allein. Sie haben mitten im Geschäft ge-klingelt.«

    »Sie haben keine Zeiten genannt, wann ich mich melden sollte.«

    »Ja, ja. Und Sie schaffen mir wirklich heute noch die Leiche vom Hals, ohne dass jemals die Polizei auf meine Fährte stößt?«

    »Wie sollte ich ihnen so was garantieren können? Ob Sie Ärger mit der Polizei bekommen, hängt von den Spuren ab, die Sie bisher hinterlassen haben. Aber ich 15

    kann den toten Körper verschwinden lassen, dass er niemals gefunden wird. Das versichere ich ihnen.«

    »Für 20.000 Euro? Das ist sehr viel Geld. Wie wäre es mit…«

    »Mein Standardtarif. Wenn Sie es billiger möchten: Kaufen Sie sich eine Schaufel beim Dehner und legen selbst los. Viel Erfolg.«

    »Ich meine ja nur. Es kann doch nicht so schwer sein.

    Und dafür sind 20.000…«

    »Herr Merkatz. Sie verschwenden meine Zeit. Ich feil-sche nicht.«

    »Woher kennen Sie meinen Namen?«

    »Den haben Sie selbst vorhin am Telefon genannt.«

    »Ja richtig. Es ist nur, ich habe meine Mutter nicht einmal umgebracht.«

    Die Wohnung lag in der Waldstraße in Groß-Zimmern.

    Fünfter Stock. Kein Aufzug. Ich erschien pünktlich um 19.00 Uhr. Klingelte. Dann stapfte ich los und erreichte eine kleine Wohnung ganz oben unter dem Dach.

    Ein dicklicher Mann in einem karierten Hemd öffnete vorsichtig. Spähte in alle Richtungen. Schließlich ließ er mich eintreten.

    16

    Herr Merkatz war Mitte vierzig und besaß nur noch wenige Haare. Diese hatte er sich über die Halbglatze gekämmt. Natürlich sah selbst ein Blinder die schwin-dende Haarpracht bei dieser Art Seitenscheitel. Wenn er im Münsterer Schwimmbad war, musste er aufpassen, dass ihn die eigene Frisur nicht beim Kraulen überholte.

    Ansonsten hatte er hinter einer großen, eckigen Brille die ruhelosen Augen eines Frettchens. Solche Gestelle waren in den 70ern modern und auch heute wieder.

    Ich vermutete, dass er sie im Zeitraum dazwischen erwarb.

    Die Wohnung war aufgeräumt. Das Wohnzimmer mit edlen Mahagonimöbeln bestückt.

    »Sind wir allein, Herr Merkatz?«, fragte ich ihn.

    »Ja sind wir. Und sag Hans zu mir.«

    »Angenehm«, log ich. »Aber ich bleibe lieber beim Sie.

    Dann wird das Verhältnis zwischen Klienten und Dienstleister deutlicher.« Außerdem wollte ich diesen Unsympathen ums Verrecken nicht duzen.

    »Schön, dass es geklappt hat. War ein heißer Tag heute.«

    »Ich bin nicht hier, um über das Wetter zu reden. Wo befindet sich der tote Körper?«

    »Du kommst gleich zur Sache. Das mag ich. Sie ist dort drüben in der Gefriertruhe.« Er schien meine Worte 17

    über sprachliche Vertraulichkeiten nicht verstanden zu haben.

    Ich begab mich in die Küche. Dort stand eine große Privileg-Truhe neben dem Kühlschrank. Mit einem Ruck öffnete ich sie. Tiefkühlpizzas und Bofrost-

    Gemüse.

    »Habe was darüber gelegt. Zur Tarnung.«

    Ich griff hinein und beförderte Packung um Packung auf den Küchentisch. Von unten reckte sich mir ein steifgefrorener Arm entgegen. »Das ist Ihre Frau Mutter?«

    »Ist eines Morges unerwartet nicht mehr aufgewacht.

    Ich brauche doch ihre Rente.«

    »Und, da haben Sie die Leiche in die Truhe gelegt?«

    Herr Merkatz nickte.

    »Wann war das?«

    »So vor sieben Jahren.«

    »Sie leben hier seit sieben Jahren mit der

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