Psychische Hilfe finden und anwenden: Was Hilfesuchende am Psychomarkt wissen müssen
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Das kann Ihnen mit der Hilfe dieses Leitfadens erspart bleiben, denn er zeigt Ihnen exakt, wie Sie gute psychische Hilfe von den problematischen Angeboten unterscheiden können, und zwar nicht erst nach Jahren von Selbsterfahrungen und möglicherweise schmerzvollen Irrtümern, sondern schon bevor es zu einem ersten persönlichen Termin kommt.
Sie erfahren hier unter anderem
• Merkmale, um Angebote psychischer Hilfe schon vor der ersten Kontaktaufnahme sinnvoll selektieren zu können
• Anzeichen, um unseriöse Angebote zu erkennen
• Warum auch Psychotherapie nicht immer hilft
• Wie psychische Hilfe "wirkt" und welche Verantwortung Hilfesuchende selbst haben, damit sich ein Erfolg einstellt
• Konkrete Merkmale, um den Fortschritt der psychischen Heilung erkennen können
• Was Sie tun können, wenn sich der erwünschte Erfolg nicht oder nicht ausreichend einstellt.
Andreas Herejk war selbst von einer diagnostizierten Depression und Angststörung betroffen und kennt es aus eigener Erfahrung, wie schwierig es besonders für unerfahrene Hilfesuchende sein kann, sich am Psychomarkt zu orientieren.
Dieser Leitfaden enthält Erkenntnisse eines jahrelangen Erfahrungsweges und er kann helfen, die Wege vieler betroffener Menschen auf der Suche nach psychischer Hilfe und Heilung erheblich abkürzen.
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Book preview
Psychische Hilfe finden und anwenden - Andreas Herejk
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Warum Hilfesuchende einen solchen Leitfaden brauchen
1. Beginnen Sie mit einer Liste
1.1 Kurze Erläuterungen über Methoden und Modelle
2. Achten Sie auf Spezialisierungen
3. So erkennen Sie unseriöse Wirksamkeitsversprechen und Prognosen
4. Psychologische Ausbildungen
4.1 Weitere Anmerkungen zum Heilpraktiker und alternativen Bereichen
5. Psychiatrie und Psychopharmaka
6. Merkmale kompetenter Anbieter
7. Merkmale von Anbietern, die man meiden soll
8. Preisgestaltung als Merkmal für Qualität
9. Soll mein Therapeut spirituell sein oder nicht?
10. Anrufe, Terminvereinbarungen und erste Sitzungen
11. Verträge und Ziele
12. Die Sache mit den Diagnosen
13. Wann soll sich ein Erfolg einstellen und woran erkennt man ihn?
13.1 Verstehen, wie psychische Hilfe »wirkt«
13.2 Merkmale psychischer Heilung und Entwicklung
13.3 Dokumentation
14. Jede Sitzung soll helfen
15. Gegen das Leiden »kämpfen«?
16. Kopf und Körper
17. Aspekte zu Kränkung, Opferrolle und Wut
18. Zusätzliche Angebote
19. Thematische Offenheit
20. Unterforderung vs. Überforderung
21. Misserfolg und Abbruch
Selbsthilfe und Selbsttherapie
Quellenangaben
Warum Hilfesuchende einen solchen Leitfaden brauchen
»Einen Psychotherapeuten zu finden ist eine unglaubliche Herausforderung. Weder die Ausbildung noch das berufliche Interesse eines Therapeuten garantieren seine Fähigkeiten. Zudem kann man nicht annehmen, dass ein älterer, erfahrener Therapeut mehr Kompetenz hat als ein jüngerer, unerfahrener. Langerfahrene Therapeuten neigen oft dazu, sich stur an überholte Konzepte zu klammern.«
Dr. Terence Campbell, amerik. Psychotherapeut, 1943–2015¹
Betroffenen Menschen wird oft nur gesagt, sie sollten sich professionelle psychische Hilfe suchen, aber viele wichtige Details werden ihnen dazu meistens nicht gesagt, zum Beispiel dass die Therapie- und Beratungsangebote in ihrer Qualität sehr unterschiedlich sind und wie man diese Unterschiede erkennen kann.
Entsprechend dieser typischen Probleme am Psychomarkt warnte mich damals, als ich selbst noch von Depression und Panikattacken betroffen war, ein ehemals betroffener Arbeitskollege eindringlich, es könne sehr schwierig sein, kompetente Therapeuten zu finden. Damals hätte ich einen Leitfaden wie diesen gut gebrauchen können. Er hätte mir sehr geholfen, eine Menge Zeit, Geld und Leiden zu sparen.
Passende psychische Hilfe ist schon allein deshalb schwieriger zu finden als gute körperliche Medizin, weil man als Klient gegenüber einem psychischen Begleiter ein höheres Maß an Vertrauen und Sympathie haben muss, als gegenüber einem körperlichen Arzt. Anbieter nach Sympathie zu beurteilen ist also unumgänglich, genügt aber allein nicht immer, denn Sympathie garantiert keine Qualität bei der fachlichen Leistung. Erste Eindrücke von Sympathie und Begeisterung können auch täuschend sein.
Mein erster approbierter Therapeut war beispielsweise sehr charismatisch und ehemaliger Abteilungsleiter einer psychotherapeutischen Klinik. Als er mir damals empfohlen wurde, ging er gerade in Pension, und so dachte ich mir, ich hätte es mit einem äußerst erfahrenen Therapeuten zu tun. Ich hatte blindes Vertrauen in ihn, aber er war extrem fixiert auf offiziell nicht erlaubte Methoden, die bei mir überhaupt nicht fruchteten. Heute würde ich ihn als Guru bezeichnen. Dass ich ihn aber damals nicht realistisch einschätzen konnte ist ein Problem vieler »Anfänger« auf der Suche nach psychischer Hilfe. Dieses Beispiel ist auch typisch für das altbekannte Problem, dass Ausbildungen und jahrelange berufliche Tätigkeit keine Garantien dafür sind, dass ein psychotherapeutischer Anbieter gute Leistungen erbringt. Darüber wird später näher eingegangen.
Was ist mit Empfehlungen? Empfehlungen sind grundsätzlich immer gut, aber auch nicht immer ausreichend, denn ein Anbieter mag für die empfehlende Person sympathisch und hilfreich gewesen sein, muss es aber deswegen nicht auch für andere sein. Daher sollte man sich bei Empfehlungen auch fragen: Wenn die empfehlende Person selbst betroffen war oder ist, geht es ihr wirklich besser und ist diese Besserung tatsächlich durch den von ihr empfohlenen Anbieter eingetreten? Es ist völlig normal, dass Betroffene diese Fragen selbst oft nicht objektiv beantworten können. Oft hat es auch weniger mit den fachlichen Fähigkeiten eines Anbieters zu tun, wenn Menschen von ihren aktuellen oder ehemaligen Therapeuten begeistert sind. Wenn man eine Empfehlung bekommt, dann sollte die empfehlende Person auch konkret und tiefgründig erläutern können, warum der von ihr empfohlene Anbieter ihrer Meinung nach empfehlenswert ist. Und ein gutes Zeugnis wäre natürlich, dass es einem ehemals betroffenen Menschen so gut geht, dass er keine Sitzungen mehr bei dem empfohlenen Anbieter braucht und dass sich diese Sitzungen auch nicht über Jahre dahinzogen.
Schließlich ist die Nachfrage nach psychischer Hilfe größer als das Angebot. Als Begründung heißt es dafür meistens, der Bedarf sei einfach sehr hoch und eben auch höher als das Angebot. Nachfrage und Bedarf sind aber nicht immer dasselbe. Mit anderen Worten: Betroffenen Menschen wird heute fleißig eingeredet, sie bräuchten alle möglichen Angebote, um gesund werden zu können. Das trägt dann auch dazu bei, dass sich viel mehr Menschen von Angeboten abhängig fühlen, als es tatsächlich der Fall ist. Ja, viele betroffene Menschen brauchen gute psychische Einzelhilfe, aber in vielen Fällen wären gute Hilfen zur Selbsthilfe ausreichend oder zumindest zur ersten Hilfe besser, als betroffene Menschen monatelang auf einen Therapieplatz warten zu lassen. Mehr zum Thema Selbsthilfe erfahren Sie im letzten Kapitel dieses Buches.
Was Ihnen wirklich Sicherheit am »Psychomarkt« gibt ist die Fähigkeit, selbst beurteilen zu können, was gute und weniger gute psychische Hilfe voneinander unterscheidet, und das bereits dann, wenn Sie auf der Homepage eines Anbieters stöbern, wenn Sie sich telefonisch bei ihm erkundigen und wenn Sie die ersten Sitzungen haben. Dazu hilft Ihnen dieser Leitfaden. Er ist nicht nur auf Psychotherapie anwendbar, sondern auch auf andere Formen psychischer Hilfe.
Nachdem aber das beste Angebot nutzlos bleibt, wenn Hilfesuchende es nicht ordentlich annehmen, werden Sie hier auch erfahren, welche Verantwortung Betroffene selbst haben, damit sie von einem guten Angebot auch tatsächlich einen Nutzen ziehen können.
1. Beginnen Sie mit einer Liste
Die ersten 9 Punkte dieses Leitfadens helfen Ihnen vor allem bei den ersten Schritten Ihrer Suche. Im Kapitel 10 geht es dann um Anrufe und Terminvereinbarungen, und danach um die ersten und laufenden Sitzungen.
Beginnen Sie nun also mit einer Liste möglicher Anbieter, egal ob handschriftlich oder am Computer. Überlegen Sie sich ein paar grundsätzliche Dinge, die zuerst einmal entscheiden, wer auf Ihre Liste kommt:
• Will ich eine weibliche Anbieterin oder einen männlichen, oder