Das Gefühl der Leere: Derealisation und Depersonalisation heilen lernen
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Seit seinem elften Lebensjahr leidet Thomas unter einer allgemeinen Angststörung und war jahrelang im Zustand der Depersonalisation / Derealisation gefangen, ehe er sich das Handwerkszeug zum Ausbrechen aus diesem Gefägnis aneignen konnte. Um anderen Betroffenen eine Hilfestellung und Tipps zum Umgang mit der DP/DR zu geben, entschloss er sich schließlich zum Verfassen dieses Buches.
Thomas Schrader
Thomas Schrader wurde am 9. Februar 1986 in Hildesheim geboren. Seit seinem zehnten Lebensjahr leidet er unter einer allgemeinen Angststörung und war jahrelang im Zustand der Depersonalisation / Derealisation gefangen, ehe er sich das Handwerkszeug zum Ausbrechen aus diesem Gefägnis aneignen konnte. Um anderen Betroffenen eine Hilfestellung und Tipps zum Umgang mit der DP/DR zu geben, entschloss er sich schließlich zum Verfassen dieses Buches.
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Book preview
Das Gefühl der Leere - Thomas Schrader
Einleitung: Der Nebel der Entfremdung
Wenn ich zurückblicke auf mein Leben, sehe ich Momente, in denen die Welt um mich herum plötzlich anders aussah. Als ob sie sich leicht verschoben hätte, als ob die Konturen der Dinge verblasst wären und ich mich in einem Traum befand. Es war das Jahr, als ich zehn Jahre alt wurde, als ich zum ersten Mal spürte, dass etwas nicht stimmte. Dieses Gefühl der Entfremdung, das mich in den folgenden Jahren begleiten sollte, hat einen Namen: Derealisation und Depersonalisation.
In diesem Buch möchte ich meine persönliche Reise teilen – eine Reise, die mich durch die mysteriösen Landschaften von Derealisation und Depersonalisation geführt hat. Als Kind konnte ich nicht verstehen, warum die Welt plötzlich so unwirklich erschien. Ich konnte nicht begreifen, warum ich mich manchmal von meinem eigenen Körper getrennt fühlte, als ob ich ihn durch die Augen eines Fremden betrachtete.
Mit den Jahren habe ich gelernt, dass ich nicht allein bin. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erleben ähnliche Empfindungen – eine Entfremdung von der Realität, die schwer in Worte zu fassen ist. Es ist eine unsichtbare Barriere, die zwischen uns und der Welt steht, die uns umgibt. Es ist, als ob wir in einem schwebenden Zustand gefangen sind, zwischen den Welten – nicht ganz hier, aber auch nicht ganz woanders.
In diesem Buch werde ich meine eigene Geschichte erzählen und gleichzeitig versuchen, einen tieferen Einblick in die Welt von Derealisation und Depersonalisation zu geben. Ich möchte die Menschen ermutigen, über diese oft unverstandenen Zustände zu sprechen und das Tabu zu brechen, das sie umgibt. Denn nur durch Offenheit und Verständnis können wir Licht in den Nebel der Entfremdung bringen und denen helfen, die sich in diesen verwirrenden Zuständen verfangen haben.
Lasst uns gemeinsam den Schleier der Derealisation lüften und die Stimmen derjenigen hörbar machen, die in der Stille gefangen sind. Lasst uns Brücken bauen zwischen den Welten und Hoffnung schenken – nicht nur für uns selbst, sondern für all jene, die auf der Suche nach Klarheit und Verbindung sind.
Medizinische Einblicke in Derealisation und Depersonalisation
Derealisation und Depersonalisation sind komplexe psychische Zustände, die oft von Betroffenen als äußerst verwirrend und beängstigend empfunden werden. In diesem Kapitel werden wir einen Blick auf die medizinischen Aspekte dieser Zustände werfen und versuchen, ihr inneres Wesen zu verstehen.
Was ist Derealisation?
Derealisation ist ein faszinierendes und oft rätselhaftes Phänomen, das die Wahrnehmung der Welt um uns herum betrifft. Es ist, als ob der Vorhang zwischen der realen Welt und einer ungreifbaren Schattenversion gelüftet wird. Menschen, die unter Derealisation leiden, beschreiben oft, dass ihre Umgebung auf seltsame Weise verfremdet erscheint. Farben können sich intensivieren oder verblassen, Konturen werden unscharf, und selbst alltägliche Geräusche können sich verändern oder wie aus der Ferne wahrgenommen werden. Es ist, als ob die Welt plötzlich in einem anderen Licht erscheint, und diese grundlegende Veränderung kann ein Gefühl der Unsicherheit und Angst hervorrufen.
Medizinisch betrachtet ist Derealisation eng mit der Funktionsweise des Gehirns verbunden. Forschungen legen nahe, dass ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn, insbesondere ein Mangel an Gamma-Aminobuttersäure (GABA), eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Derealisation spielen kann. GABA ist ein hemmender Neurotransmitter, der die Aktivität von Nervenzellen dämpft und dadurch die Reizverarbeitung im Gehirn beeinflusst. Wenn der GABA-Spiegel gestört ist, kann dies zu Veränderungen in der Verarbeitung sensorischer Informationen führen, was wiederum zu den verzerrten Wahrnehmungen führen kann, die bei Derealisation auftreten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Aktivität des sogenannten posterioren Singulären Cortex, einer Region im Gehirn, die an der Integration von sensorischen Informationen beteiligt ist. Diese Region hilft dabei, die verschiedenen Sinneswahrnehmungen miteinander in Einklang zu bringen und ein kohärentes Bild der Umwelt zu formen. Bei Menschen mit Derealisation kann es zu einer gestörten Kommunikation zwischen verschiedenen Gehirnregionen kommen, was dazu führen kann, dass die sensorischen Informationen nicht richtig verarbeitet werden und die Welt daher als unwirklich oder entfremdet wahrgenommen wird.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Derealisation keine Einbildung ist, sondern eine echte und oft beängstigende Erfahrung für die Betroffenen darstellt. Die medizinische Forschung hilft dabei, die biologischen Grundlagen dieser Zustände zu verstehen und möglicherweise effektivere Behandlungsansätze zu entwickeln.
Was ist Depersonalisation?
Depersonalisation ist ein komplexes psychologisches Phänomen, das die Art und Weise beeinflusst, wie wir uns selbst wahrnehmen und unsere Identität erleben. Für diejenigen, die unter Depersonalisation leiden, kann das eigene Selbstgefühl getrübt und entfremdet erscheinen. Es ist, als ob man sich von sich selbst entkoppelt fühlt, als ob man ein passiver Beobachter seines eigenen Lebens ist, anstatt aktiv daran teilzunehmen.
Medizinisch betrachtet ist Depersonalisation eng mit der Funktionsweise des Gehirns und den Mechanismen der Selbstwahrnehmung verbunden. Eine Theorie besagt, dass bei Menschen mit Depersonalisation die natürliche Fähigkeit des Gehirns, sich mit dem eigenen Körper zu identifizieren, gestört ist. Dieses Phänomen wird als Körper-Identitätsstörung
bezeichnet und kann dazu führen, dass Betroffene ihren eigenen Körper und ihre Bewegungen als fremd oder unecht wahrnehmen. Dies kann zu einem tiefen Gefühl der Entfremdung und Verunsicherung führen.
Ein weiterer Aspekt ist die Verarbeitung von Emotionen. Menschen mit Depersonalisation können Schwierigkeiten haben, Emotionen angemessen zu empfinden und zu verarbeiten. Oft berichten Betroffene, dass sie ihre Emotionen als gedämpft oder unwirklich wahrnehmen, was zu einer weiteren Entfremdung von sich selbst führen kann. Diese emotionale Abstumpfung kann dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen und sich in sozialen Situationen unbehaglich fühlen.
Es ist wichtig zu betonen, dass Depersonalisation kein Ausdruck von mangelndem Interesse oder Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Leben ist. Vielmehr handelt es sich um einen Zustand, der tiefe emotionale Schmerzen und Verwirrung verursachen kann. Die medizinische Forschung deutet darauf hin, dass Veränderungen in der Funktion des Gehirns, insbesondere im Bereich der emotionalen Verarbeitung und der Körperwahrnehmung, bei der Entstehung von Depersonalisation eine Rolle spielen können.
Die Wechselwirkung von Derealisation und Depersonalisation
Die Wechselwirkung von Derealisation und Depersonalisation ist ein faszinierendes und komplexes Phänomen, das die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum und uns selbst erleben, beeinflusst. Diese beiden Zustände gehen oft Hand in Hand und verstärken sich gegenseitig, was zu einer noch intensiveren Entfremdung von der Realität führen kann.
Derealisation und Depersonalisation können sich auf unterschiedliche Weise aufeinander auswirken. Beginnen wir mit der Verbindung zwischen Derealisation und Depersonalisation: Wenn Menschen unter einem Zustand der Derealisation leiden, in dem die Umgebung als unwirklich oder verändert wahrgenommen wird, kann dies zu einer verstärkten Entfremdung von sich selbst führen. Die bereits erwähnte Vorstellung, dass die Umgebung nicht real ist, kann dazu führen, dass sich die eigene Identität und der eigene Körper ebenfalls unreal anfühlen. Dieser Effekt kann zu einer erhöhten Depersonalisation führen, bei der Betroffene sich von ihrem eigenen Körper und ihrer Persönlichkeit distanziert fühlen.
Umgekehrt kann eine starke Depersonalisation auch zu einer Derealisation beitragen. Wenn das eigene Selbstgefühl getrübt ist und man das Gefühl hat, ein Beobachter des eigenen Lebens zu sein, kann dies die Wahrnehmung der Welt um einen herum beeinflussen. Die Realität kann als diffus und unecht erscheinen, da das Gefühl der eigenen Verbindung zur Welt vermindert ist. Dies kann zu einer erhöhten Derealisation führen, bei der die Grenzen zwischen dem Selbst und der Umgebung verschwimmen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Wechselwirkung nicht nur auf psychologischer, sondern auch auf neurologischer Ebene stattfindet. Studien haben gezeigt, dass Veränderungen in den Gehirnregionen, die für die Verarbeitung von Emotionen, Wahrnehmungen und Körperbild verantwortlich sind, bei Derealisation und Depersonalisation eine Rolle spielen können. Diese Veränderungen können zu einem Teufelskreis führen, bei dem die beiden Zustände sich gegenseitig verstärken und aufrechterhalten.
Die Wechselwirkung von Derealisation und Depersonalisation kann das Leben der Betroffenen stark beeinflussen. Alltägliche Aktivitäten können zu einer Herausforderung werden, da die wahrgenommene Trennung von der Realität und dem eigenen Selbst das Gefühl der Kontrolle über das Leben beeinträchtigen kann. In den kommenden Kapiteln werden wir genauer untersuchen, wie Derealisation und Depersonalisation das tägliche Leben beeinflussen können, welche Faktoren diese Zustände auslösen können und wie Betroffene Strategien entwickeln können, um damit umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Verbindung zwischen Derealisation und Stress
Stress ist eine allgegenwärtige Realität in unserer modernen Gesellschaft. Von beruflichen Herausforderungen über persönliche Verpflichtungen bis hin zu gesellschaftlichen Erwartungen – die Belastungen können vielfältig sein. Stress kann jedoch nicht nur auf körperlicher Ebene spürbar sein, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit haben. Ein Bereich, in dem dieser Zusammenhang besonders deutlich wird, ist die Beziehung zwischen Stress und Derealisation.
Stress als Auslöser von Derealisation
In Momenten intensiven Stresses kann unser Körper den Flucht- oder Kampfmodus aktivieren. Dieser physiologische Zustand soll uns in die Lage versetzen, auf akute Bedrohungen zu reagieren. Während dieser Zustand normalerweise vorübergehend ist, kann chronischer Stress dazu führen, dass der Körper dauerhaft in einem erhöhten Alarmzustand verbleibt. Dies kann wiederum zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter auch Derealisation.
Wenn der Körper ständig in einem Zustand der Alarmbereitschaft ist, kann dies dazu führen, dass das Gehirn die Umgebung anders verarbeitet. Die Wahrnehmung kann