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Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen: Aus dem Leben einer Schizophreniebetroffenen
Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen: Aus dem Leben einer Schizophreniebetroffenen
Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen: Aus dem Leben einer Schizophreniebetroffenen
Ebook97 pages1 hour

Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen: Aus dem Leben einer Schizophreniebetroffenen

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About this ebook

Wie fühlt sich ein psychotischer Schub an?

Familiäre Belastungen, Streit mit ihrem besten Freund, enttäuschte Liebe: Die 19-jährige Amina zieht weit weg von zu Hause ans Meer, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Schon bald steht ihre Welt Kopf. Etwas schleicht sich in ihr Leben ein, das Ärzte "Schizophrenie" nennen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateFeb 20, 2021
ISBN9783753180373
Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen: Aus dem Leben einer Schizophreniebetroffenen

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    Book preview

    Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen - Amina Stern

    Titelblatt

    Und Alles macht Nichts, wenn wir tanzen

    Amina

    Ein riesiges Danke an meine Familie und meine besten Freundinnen, die mich in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben, wo es nur ging und mich immer wieder dazu motiviert haben, meine Erfahrungen in diesem Bericht niederzuschreiben.

    Außerdem bedanke ich mich bei Martin, meinem Twitter-Buddy, der verantwortlich ist für das tolle Cover-Design.

    Fast alle Namen in diesem Bericht wurden abgeändert, um meine eigene Privatsphäre und die der anderen zu schützen.

    Prolog

    Kiel, April 2017

    Irgendwie scheinen sie auf eine seltsame Weise plötzlich mit mir verbunden zu sein. Sie gleichen mir. Sie haben immer irgendeine Gemeinsamkeit mit mir. Es ist, als wären diese Menschen nicht mehr sie selbst – als hätte ihnen jemand Teile meiner Persönlichkeit eingepflanzt, die nun ihr Verhalten steuern. Jede Faser, jede Fassette, jede Art meiner Selbst ist wie durch einen riesigen Knall wieder zum Leben erwacht und hält mir auf besondere Weise den Spiegel vor. Es hat sich ausgedehnt wie das Universum. Zuerst auf zwei, dann auf drei, dann auf vier Menschen – wie Dominosteine.

    Jeder um mich herum spielt eine Rolle. Wie im Theater. Ein Stück, in dem nur mein Ich mitspielt. In jedem von ihnen steckt ein Teil von mir. Was soll das sein? Ein Ratespiel? Ein Experiment? Will Leon mir mal wieder bei meinem Selbstfindungsprozess weiterhelfen? Wer hat sich das alles ausgedacht?

    Und nicht nur das. Sie haben mich auf ihre Party eingeladen. „Und alles macht nichts, wenn wir tanzen!" wackelt Buchstabe für Buchstabe auf einem riesigen Plakat verschwommen vor mir auf und ab. Mein Schädel brummt. Ich habe seit Monaten nicht ausreichend geschlafen. Ich stehe völlig außerhalb von mir. Buchstäblich.

    Diese Party muss extra für mich organisiert worden sein. Das erkenne ich sofort am Titel. Ich bin also das „Alles, aus dem „Alles und „Jeder besteht. Und was tue ich? „Nichts. Klingt ja super…Und alle anderen tanzen. Während ich nichts tue. Ist das der Sinn? Will da wirklich jemand extra eine Party organisieren, damit er sie ohne mich und mit allen anderen Teilen meines Ichs feiern kann? Ich fühle mich leer. Als lägen alle Bausteine meiner Selbst außerhalb von mir. Es muss eine Botschaft an mich sein. Es geht um Urknall. Um Materie. Und um Energie.

    Beim Tanzen geht es definitiv auch um Energie. Nur werde ich mir für diese Party keine Eintrittskarte kaufen. Ich bin anscheinend nicht erwünscht dort.

    Kapitel 1: Zukunftsmusik

    Saarbrücken, Frühjahr 2016

    Mittagspause, Café Kostbar?", poppt die Nachricht von Alex, dem festen Freund meiner Mutter, auf meinem Handy auf.

    Alex ist mittlerweile einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Meine Mutter hat ihn nach der Scheidung meiner Eltern kennengelernt. Damals hab ich ihn aus Prinzip nicht leiden können. Ein mir komplett fremder Mensch kommt plötzlich jedes Wochenende zu Besuch, um meine Mutter zu treffen? Damals ist es für mich unvorstellbar gewesen, dass er für mich jemals mehr sein würde als irgendein Fremder. Heute sieht das zum Glück anders aus.

    Klar!", schreibe ich zurück. „16 Uhr?"

    Kurze Zeit später sitzen wir zusammen vor dem Café in der warmen Frühlingssonne dieses Tages. Ich nippe unsicher an meiner Limo. Alex konfrontiert mich währenddessen mit Fragen über meine Zukunft, denen ich bisher gekonnt aus dem Weg gegangen bin. Doch heute gibt es kein Entkommen.

    „Na, wie sieht es denn ausbildungstechnisch so aus, Amina? Dein Freiwilliges Soziales Jahr ist in ein paar Monaten vorbei, das weißt du aber genauso gut wie ich. Mein Plan ist es, mich in Mannheim an der Universität für den Bachelor of Arts in Soziologie zu bewerben. Genau das schildere ich auch Alex. „Mmh, das hört sich ja wirklich nach einem Plan an, antwortet er nachdenklich. „Und wie läuft die Arbeit?", will er nun wissen.

    Die Arbeit. Damit spricht er ein sensibles Thema an, denn mir fällt es schwer, von ihr und den Menschen dort Abschied zu nehmen. Sobald ich mit dem Studium anfange, werde ich sie viel seltener als jetzt sehen. Ich werde an einem neuen Ort neue Leute und ein neues Umfeld kennenlernen. Darauf habe ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht wirklich Lust. Studieren. Kann ich das überhaupt?

    Unser Gespräch wird unterbrochen. Leon, einer meiner Arbeitskollegen und ein guter Freund von Alex, gesellt sich zu uns an den Tisch. Trotz ihres großen Altersunterschieds verstehen sie sich einfach gut und gehen ab und an mal ein Bier zusammen trinken, um sich über ihre Projekte auszutauschen. Sie haben sich in Saarbrücken in einer Kneipe während meiner Zeit des Freiwilligen Sozialen Jahres zufällig kennengelernt.

    „Hey, wusste gar nicht, dass du auch noch vorbeischaust!, freue ich mich und schenke ihm meine komplette Aufmerksamkeit. „Mit Leon wollte ich auch noch quatschen!, äußert Alex und bestellt daraufhin bei der Kellnerin ein zweites Bier. „Wir haben da dieses Mal nämlich was echt Großes vor", erklärt er geheimnisvoll, mit hochgezogenen Augenbrauen und muss dabei schmunzeln.

    Alex und Leon sind mir immer schon als kreative Köpfe bekannt gewesen, die oft in utopischen Projektideen schwelgen. Sie haben sich dieses Mal wohl für ein Projekt zusammengetan, so vermute ich. „Um was geht es denn dabei?", löchere ich die beiden mit Fragen.

    „Wird noch nicht verraten. Es geht aber um ein Forschungsprojekt mit dem Titel ‚Die Andersmacher‘, so viel kann schon gesagt werden", antwortet Alex, nun grinsend.

    Wir sitzen noch eine Weile zusammen vor dem Café und quatschen. Dann verabschiede ich mich und mache mich nichts ahnend wieder zurück an die Arbeit – ohne zu wissen, was das Gespräch in der Zukunft noch für Auswirkungen auf mich haben wird.

    „Mist!, rufe ich und muss lachen. „Ich bekomme es wirklich nicht hin, Lasse!

    Nach der Arbeit sitze ich mit ihm für den wöchentlichen Musikunterricht im Proberaum – ich vor dem Schlagzeug und er neben mir. Er ist ein guter Bekannter und Arbeitskollege von mir.

    „Warte kurz!", ruft er mir grinsend über die Schulter zu, stellt sich hinter mich und umfasst meine Handgelenke. So versucht er, mir den Takt beizubringen.

    Die Schlagzeugstunde dauert, wie gewohnt, länger, als gedacht. Aus 45 Minuten werden Stunden. Abends verlassen wir gemeinsam den Proberaum. Es ist schon spät. Lasse begleitet mich noch ein Stück. Ich werfe beiläufig einen Blick auf mein Handy. „Wo bleibst du?!", lacht mir die wutentbrannte Nachricht entgegen.

    Scheiße. Jetzt vergesse ich

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