Dreckiges Erbe: Leo Schwartz ... und die Raubkunst in Ägypten
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About this ebook
Auf dem Markt in Hurghada läuft Leo eine Frau in die Arme, die er vor ihren Verfolgern in Sicherheit bringt. Sabine Kofler ist eine deutsche Journalistin, die bei einer Recherche nach gefälschter ägyptischer Kunst auf Raubkunst aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen ist. Beim Fotografieren wurde sie erwischt. Aber sie kann entkommen und die Verfolger sind ihr auf der Spur.
Leo entscheidet spontan, der Frau zu helfen. Als Georg die ganze Geschichte versteht, stimmt auch er zu. Zuerst geht es nach Kairo, um Sabine auf der Deutschen Botschaft Ersatzpapiere zu beschaffen, da man ihr die Tasche mitsamt ihren persönlichen Dokumenten und ihrem Geld entrissen hat.
Aber auch in Kairo sind ihnen die Verfolger auf der Spur, denn sie wissen, dass Sabine die Speicherkarte mit den Fotos bei sich hat. Sie sind fest entschlossen, die Frau zu beseitigen. Und mit ihr auch Georg und Leo…
Irene Dorfner
Irene Dorfner - Die Autorin wurde 1964 in Reutlingen/Baden-Württemberg geboren und ist auch dort aufgewachsen. Die gelernte Großhandelskauffrau lebt seit 1990 mit ihrer Familie in Altötting/Bayern. 2013 hat sie ihren ersten Krimi veröffentlicht, kurz darauf erschien der nächste Fall. Seitdem widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben von Krimis/Thriller. Aus der Leo-Schwartz-Reihe sind bisher 30 Fälle erschienen - und ein Ende ist nicht in Sicht...
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Book preview
Dreckiges Erbe - Irene Dorfner
Impressum
Copyright © 2018 – Irene Dorfner
2.Auflage Copyright 2020 –
© Irene Dorfner, Postfach 1128, 84495 Altötting
www.irene-dorfner.com
All rights reserved
Lektorat: Felicitas Bernhart, Engelsberg,
Earl und Marlies Heidmann, Spalt
VORWORT
Meinen Lesern wünsche ich viel Spaß und Spannung auf der Spurensuche
nach dem oder den Tätern in Ägypten mit Leo Schwartz & Co.!!
Viele Grüße aus Altötting,
Irene Dorfner
ANMERKUNG:
Die Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Der Inhalt des Buches ist reine Fantasie der Autorin. Auch hier sind Ähnlichkeiten rein zufällig. Die Örtlichkeiten wurden den Handlungen angepasst.
…und jetzt geht es auch schon los:
1.
Die vierundvierzigjährige Sabine Kofler hetzte durch die Straßen Hurghadas. Zwei Männer verfolgten sie. Oder waren es mehr? Bis zur Einmündung in diese Gasse waren sie ihr mit dem Wagen dicht auf den Fersen gewesen. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten sie gehabt. Mit dem Wagen kamen sie hier nicht weiter, dafür war die Gasse viel zu eng. Für einen kurzen Moment war Sabine erleichtert und atmete tief durch. Sie ging weiter und bog in die nächste Straße, aber dort entdeckte sie den Wagen erneut. Was jetzt?
Sie rannte so schnell sie konnte. Nirgendwo gab es eine Möglichkeit, wo sie sich verstecken konnte. Dann sah sie den Markt, auf den sie zu rannte. Ob die Männer es wagen würden, sie in der riesigen Menschenmenge zu stellen? Sie musste versuchen, dort unterzutauchen und ihre Verfolger abzuschütteln. Der riesige Markt mit den unzähligen Ständen und einem Labyrinth von Wegen war ihre einzige Chance und die musste sie nutzen.
Sie rannte mitten in das Gewusel des Marktes. Hier fiel sie nicht nur wegen ihren blonden Haaren auf, sondern vor allem wegen ihrem krebsroten Gesicht und ihrem schnellen Gang. Sabine musste sich zwingen, langsam zu gehen. An einem Stand klaute sie ein Tuch, das mit vielen anderen sauber auf einem Tisch zum Verkauf angeboten wurde. Ob man sie erwischte? Das war ihr gleichgültig, sie ging einfach weiter und schlang sich das Tuch um den Kopf. Irgendwann fühlte sie sich sicher und konnte es sich erlauben, für einen kurzen Moment auszuruhen. Sie verzog sich in eine Ecke. Passanten gingen an ihr vorbei und achteten nicht auf sie, was ihr sehr guttat. Sie musste sich sammeln. Was sie in Kairo gesehen hatte, war der Wahnsinn! Auf der Suche nach gefälschter ägyptischer Kunst stieß sie auf Raubkunst aus dem zweiten Weltkrieg. Waren das echte Kunstschätze oder waren auch diese gefälscht? Sie wusste es nicht, schließlich war sie keine Kunstexpertin. Sie war als freie Journalistin der gefälschten Kunst auf der Spur und suchte nicht nur nach den Hintermännern, sondern vor allem nach Beweisen. Und dann stand sie plötzlich vor großen Meistern, die längst als verschollen galten. Meister wie van Gogh, Raffael, Bellini und viele andere. Bei einem der Gemälde war sie stutzig geworden. War das nicht einer der Kunstschätze, die der Raubkunst zugeordnet wurden und seit Kriegsende 1945 verschwunden waren? Am liebsten hätte sie danach im Internet geforscht, aber dafür hatte sie keine Zeit, schließlich hatte sie sich unrechtmäßig Zugang in das Kairoer Haus verschafft. In einem Eck stand sie vor diversen Skulpturen, die ihr nicht viel sagten. Eine davon nahm sie in die Hand und strich über die glatte Oberfläche. Wie alt diese Figur wohl sein würde? Dann entdeckte sie eine Truhe. Ob sie es wagen konnte? Sie klappte den Deckel auf und starrte auf ein ordentlich sortiertes Sammelsurium an Schmuckstücken. Sie strich darüber und griff sich eine schwere Kette, die mit bunten Steinen besetzt war. Ob die echt war? Sie konnte nicht anders und zog die Kette an, da sie sich diese später genauer ansehen wollte. Obwohl sie völlig durcheinander war, begann sie, alles zu fotografieren, was sie vorfand. Sie hatte jede Menge Bilder gemacht, als man sie entdeckte. Sie hatte den Mann nicht kommen hören, der sie anschrie und nur wenige Meter von ihr entfernt aufgetaucht war. Der Mann war Europäer. So, wie er sprach, war er entweder Engländer oder Amerikaner. Er kam auf sie zu und hatte nach ihr gegriffen, aber nur ihre Tasche erwischt. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte sie gehabt. Sie lief los und rannte um ihr Leben. Sie lief zu dem Fenster, in das sie eingestiegen war und das sie nur angelehnt hatte. Sie war noch nie die Sportlichste gewesen, aber heute hatte sie eine Energie und eine Kraft entwickelt, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte. Den Weg durch den Garten nahm sie mit links, dann sprang sie über den Zaun. Der Mann blieb an ihr dran, während er ununterbrochen schrie. Es stand für Sabine außer Frage, dass er um Hilfe rief. Nicht mehr lange, und sie hatte es nicht mehr nur mit einem Verfolger zu tun. Die Distanz zwischen ihr und ihrem Verfolger vergrößerte sich, aber er blieb an ihr dran. Um ihn abzulenken, nahm sie die Speicherkarte aus der Kamera und steckte sie ein. Die Kamera ließ sie einfach fallen. Der Trick funktionierte. Der Mann blieb stehen und hob die Kamera auf, was ihr einen enormen Vorsprung verschaffte. Als sie sich zwei Straßen weiter in Sicherheit wähnte, bemerkte sie den Wagen, der viel zu schnell fuhr. Galt ihr das oder war sie schon so paranoid? Sie schlug zwei Haken und dann war es klar: Der Wagen war hinter ihr her!
Es gelang ihr, bis zum Kairoer Ramses-Bahnhof zu rennen. Hier stieg sie in den erstbesten Zug ein. Wohin die Reise ging, war ihr gleichgültig, sie wollte einfach nur weg. Der Zug war brechend voll, trotzdem fiel sie als blonde Touristin sofort auf. Außerdem hatte sie kein Geld bei sich, aber das war zweitrangig. Sie war ihren Verfolgern entkommen und nur das zählte.
Der Zug leerte sich, was ihr sehr unangenehm war, da sie befürchtete, ohne Fahrkarte aufgegriffen zu werden. Aber hier hatte sie Zeit, ihre Gedanken zu ordnen. Was war sie da auf der Spur? Konnte es tatsächlich sein, dass sie längst verschollen geglaubte Raubkunst gefunden hatte? Erst jetzt bemerkte sie, dass sie immer noch die Kette trug. Sie sah sich um, die wenigen Mitreisenden schliefen oder lasen. Nun konnte sie es wagen, sich das Amulett genauer anzusehen. Die Steine funkelten um die Wette. Irgendwelche Stempel konnte sie mit bloßem Auge nicht erkennen. Und wenn, dann könnte sie sowieso nichts damit anfangen, da sie sich mit Schmuck nicht auskannte. Auf der Rückseite befand sich eine Gravur: In ewiger Liebe, E. Das Hakenkreuz daneben war jetzt deutlich zu sehen, vorhin hatte sie es nicht bemerkt. Von wem stammte die Gravur und für wen war sie bestimmt? Seit wann hatte man damit begonnen, Schmuckstücke zu gravieren? Fragen über Fragen, die sie nicht beantworten konnte. Sie steckte das Amulett wieder unter ihre Bluse. Nach der nächsten Haltestelle leerte sich der Zug noch mehr, was ihr nicht gefiel. Sie musste dringend etwas unternehmen, bevor sie aufflog. Sie konnte sich nicht ausweisen und hatte nicht einen Cent bei sich. Dann bemerkte sie einen Mann, der offenbar Fahrgäste kontrollierte. Panik stieg in ihr auf. Was jetzt? Sie rannte zur Toilette und schloss sich ein. Hier stank es fürchterlich. Die Toilette war total verschmutzt. Sabine kämpfte mit dem Würgereiz. Hier war es zwar ekelhaft, aber dafür sicher. Am nächsten Bahnhof stieg sie aus. Sie sog die frische Luft ein und ihr Magen beruhigte sich langsam. Wo war sie hier? Sie konnte die Schilder nicht lesen. Und wenn, dann hätten sie ihr nichts gesagt. Sie stieg in einen Zug, auf den viele andere warteten. Das wiederholte sich mehrere Male, bis sie schließlich in Hurghada landete. Wie sie das geschafft hatte, war ihr ein Rätsel. Der Bahnhof war leer, Züge würden hier erst wieder in einer Stunde abfahren. Sollte sie hier einfach warten? Sie entschied sich dagegen, denn Durst und Hunger wurden übermächtig. Vielleicht fand sich irgendwie eine Möglichkeit zur Nahrungsaufnahme, aber vor allem brauchte sie etwas zu trinken.
Und dann bemerkte sie den Wagen, der ihr gefolgt war. War das so? Konnte es wirklich sein, dass man ihre Spur von Kairo nach Hurghada verfolgt hatte? Wie sollte das gehen? Es war ihr ein Rätsel. Vielleicht war sie auch nur müde und durcheinander. Sie sah Verfolger, die es nicht gab. Ja, so musste es sein.
Hier stand sie nun auf dem Markt in Hurghada, der von Einheimischen und vielen Touristen besucht wurde. Wie sie hierhergefunden hatte, war ihr erneut ein Rätsel, aber hier fühlte sie sich vorerst sicher. Außerdem gab es hier sicher etwas zu Essen. Aber was dann? Wie weit kam sie ohne Papiere und ohne Geld? Dazu musste ihr eine Lösung einfallen.
Sie reihte sich in den Strom der Marktbesucher ein. Sie beruhigte sich. An einem Brunnen trank sie gierig Wasser.
Dann entdeckte sie einen Mann, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ: Das war der, der sie in Kairo beim Fotografieren erwischt hatte! Wie war das möglich? An seiner Seite war ein anderer, den sie nicht kannte. Konnte das wahr sein? Wie hatten die beiden sie aufgespürt? Erschrocken blieb sie stehen und konnte nicht glauben, was sie sah. Die beiden Männer waren hinter ihr her, ganz sicher! Sie kamen direkt auf sie zu und standen fast vor ihr. Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Sie drehte sich um und rannte um ihr Leben.
2.
Leo Schwartz hatte sich auf dem Flug nach Hurghada glänzend mit seiner Sitznachbarin unterhalten. Die anfangs zickige Mittsiebzigerin entpuppte sich als charmante Gesprächspartnerin, was vermutlich auch an Leos Alkoholkonsum lag. Die freundliche Stewardess schenkte ihm gerne nach, was er dankend annahm. Die Gedanken an den letzten Fall, der zum Glück gut ausgegangen war, aber vor allem die Tatsache, dass er Viktoria endgültig verloren hatte, konnte er nur mit Alkohol und Ablenkung ertragen. Die Freude auf seinen alten Freund Georg Obermaier, der ihn in Ägypten erwartete, war momentan sein ganzer Halt. Auch Georg litt an gebrochenem Herzen, da ihn seine Frau zusammen mit der Tochter nun doch verlassen hatte, obwohl Georg alles dafür getan hatte, dies zu verhindern. Die Reise nach Ägypten war eine Spontanentscheidung, nachdem Georg hier Urlaub machte und versuchte, seinen Kummer in angenehmer Umgebung zu ertränken. Gemeinsam mit Georg würde er wieder auftanken und alles vergessen können, was ihn belastete. Das war zumindest der Plan.
Das Flugzeug war gelandet. Leo wagte einen Blick aus dem Fenster und sah nur Sand. Die Lautsprecherdurchsage war kaum zu verstehen. Fast alle Passagiere waren aufgestanden und warteten darauf, dass das Flugzeug seine Parkposition erreichte und man endlich den ersehnten Urlaub antreten konnte. Leo musste lachen und blieb sitzen, wie die Dame neben ihm auch. Sie warteten, bis sich die Massen aus dem Flugzeug drängten, dann standen auch sie auf. Leo bedankte sich lallend bei der Stewardess, auch wenn er sich nicht mehr sicher war, ob sie es war, die ihn umsorgt hatte. Ein warmer, angenehmer Wind schlug ihm entgegen, als er das Flugzeug verließ und die Gangway betrat. Der Flughafen war ziemlich klein, was ihn aber nicht sonderlich interessierte. Das Wetter war gut und Georg wartete sicher schon mit einem Cocktail auf ihn im Hotel, nur das war jetzt wichtig.
Der Typ im Sicherheitsbereich sprach ihn an, aber Leo verstand ihn nicht. Was wollte der Mann von ihm? Er hatte kein Handgepäck dabei, deshalb knallte er seine Papiere und das Portemonnaie auf den kleinen Tisch; soll der Mann sich doch nehmen, was er brauchte. Jetzt verstand Leo. Der wollte nicht nur den Reisepass, sondern auch Geld für das Visum. Woher sollte er das wissen? Die weiteren Kontrollen ließ Leo über sich ergehen. Er war für jede Art von Kontrolle; je mehr, desto besser.
Leo musste lange auf seine Reisetasche warten, mehr Gepäck hatte er nicht dabei und mehr brauchte er auch nicht. Als er seine Tasche endlich auf dem Gepäckband erblickte, musste er sich durch die Menschenmenge drängeln, die den Zugang blockierten. Leo mochte diese Menschenansammlungen mit übelgelaunten und hektischen Menschen nicht, er musste sie auch nicht mehr lange ertragen. Auf ihn warteten unbeschwerte Urlaubstage am Strand in Georgs Gesellschaft. Wie lange hatten sich die beiden nicht gesehen? Drei Jahre, vier Jahre oder mehr? Er konnte sich noch sehr gut an den dunkelhäutigen Georg mit den wilden, schwarzen Locken erinnern, der immer gut gekleidet und meist gut gelaunt war.
Leo schlenderte auf den Ausgang zu und freute sich nicht wirklich auf den Bus, der ihn zwangsläufig wieder mit vielen anderen Urlaubern zusammenpferchen würde.
„Leo! – Leo! Halloooooooo!", rief Georg, der seinen Freund sofort entdeckt hatte, was bei dessen Körpergröße von einem Meter neunzig kein Problem war. Grau war er geworden, ebenso wie er selbst. Allerdings trug er immer noch diese schrecklich bunten T-Shirts, mit denen er überall auffiel. Konnte es sein, dass er immer noch dieselben ausgelatschten Cowboystiefel trug? Tatsächlich! Georg rief wieder und wieder. Endlich reagierte Leo, denn er blieb stehen und sah sich um. Hatte er eben seinen Namen gehört? Leo konnte es kaum glauben, als Georg direkt vor ihm stand. Er hatte sich verändert. Die wilden, dunklen Locken waren grau geworden. Auch das spitzbübische Grinsen war nicht mehr so frisch, wie er es in Erinnerung hatte. Mit ausgebreiteten Armen ging Leo auf ihn zu.
„Du bist alt geworden, mein Freund. Ich hätte dich fast nicht erkannt."
„Charmant wie eh und je. Keine Sorge, Leo, der Zahn der Zeit hat auch an dir ordentlich genagt."
Beide lachten. Es war, als ob es die letzten Jahre nicht gegeben hätte.
„Bitte sag mir, dass du mit einem Wagen hier bist. Ich habe keinen Bock auf eine Busfahrt voller Touristen."
„Sei fair, Leo, du bist auch ein Tourist. Aber keine Sorge, ich bin mit einem Taxi hier und mit dem fahren wir zurück zum Hotel. Georg sah Leo an. „Hast du getrunken?
„Ja." Sollte er sich erklären? Warum?
Die Fahrt war sehr angenehm. Der Taxifahrer Sharif sprach einige Worte englisch, die er ohne Sinn aneinanderreihte und immer wieder wiederholte.