Wittgenstein für Neulinge: Der wichtigste Philosoph der Neuzeit - endlich verständlich
By Jona Tomke
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Wittgenstein ist ein Rätsel. Seine Texte raunen.
Sein Stil dabei - gestochen. Elegant.
Alles SCHEINT banal, witzlos. Ohne Ziel. Trotzdem strahlt dieses Philosophien etwas aus. Die Faszination des offenen Geheimnisses.
Ständig sagt Wittgenstein, des Rätsels Lösung läge vor unseren Augen. So offen, dass wir sie einfach übersehen. Wir können nicht fassen, dass DAS die Antwort ist. Lieber machen wir uns das Denken schwer. Wie wir uns aus den Netzen befreien, in welche sich unser Denken so gerne verheddert, das kann uns nur Wittgenstein zeigen. Entweder, wir machen seine Kur durch - oder wir verstricken uns weiter. Bis ans bittere Ende. Wenn du Wittgensteins immer schon mal entdecken - endlich verstehen - wolltest, DIES IST DIE GELEGENHEIT.
Jona Tomke
JONA TOMKE schreibt abenteuerliche Geschichten und erzählt alte Mythen in heute verständlicher Sprache nach für Kinder und ihre Eltern.
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Wittgenstein für Neulinge - Jona Tomke
WITTGENSTEINS ANLIEGEN
Ludwig Wittgenstein ist der bedeutendste Philosoph der Neuzeit. Ihm ist an der Überwindung der auf Plato und Aristoteles zurückgehenden und das philosophische Denken der letzten 2.000 Jahre prägenden Vorstellung gelegen, dass wir als Menschen einer Außenwelt gegenüberstehen, welcher wir uns durch „Werkzeuge" des Denkens bemächtigen.
Eine die Welt und ihre Verhältnisse handhabende Philosophie, die berechnet und begründet, ersetzt Wittgenstein durch die Besinnung auf Bedeutung. Denn Wissen kann bei näherer Betrachtung nicht den Urgrund bilden für menschliches Streben und Innesein. Wittgenstein weist auf, wie das Denken nicht etwa vermittelt zwischen Menschen und dem, was sie umgibt, sondern vielmehr einem Sein oder Feld entspringt, in dem Subjekt und Objekt beheimatet sind und in einem innigen Verhältnis zueinander stehen – nicht wie eine Karte zu ihrem Gebiet oder ein Bild zu dem, was es wiedergibt, sondern wie ein Hammer zum Nagel oder ein Kunstwerk zu seinem Betrachter.
Menschen können die Welt zwar reflektieren, bewältigen, doch „inbegriffen oder in ihr zu Hause sind sie nicht durch Vorsicht oder die Bilder, welche sie sich von ihr machen. Das gegenständliche Denken untermauert – nichts. Seine Ideengebäude kommen ständig in Not und außer Mode. Dass sie an sich bedeutungsleer sind, wird nur nicht genügend nachvollzogen, solange anstelle von ohnmächtig gewordenen Formeln noch deren Abwesenheit – als „Nihilismus
– regiert.
Wittgenstein liegt daran, diese Abwesenheit verschwinden zu lassen, weil in ihr der Irrtum weiterlebt, die Welt müsse alles in allem vorstellbar sein. Nihilismus wird witzlos, sobald sich zeigt, dass er durch die Abwesenheit von Falschgeld charakterisiert wird. Wittgenstein lenkt unsere Aufmerksamkeit stattdessen auf den Umlauf der wahren Währung dank jener uns alles reichenden „Lichtung", die Rede und Welt einbindet und von ihm ausgemacht wird in den Regelmäßigkeiten und Possen des gewöhnlichen Lebens.
DIE ILLUSION DES FORTSCHRITTS
Wittgenstein will die herkömmliche Philosophie des Gegenständlichen und seiner Berechnung ersetzen durch eine Philosophie spontaner Bedeutung und Besinnlichkeit.
Die Philosophie der Berechnung entspringt der Auffassung, der Mensch stehe der Welt gegenüber und bediene sich seiner Vorstellung, um ihre Verhältnisse zu deuten und handzuhaben. Wittgenstein weist nach, dass unser Sein in der Welt nicht auf ihrer Vergegenwärtigung beruht, welche nur Abkömmling ist von etwas Einschneidenderem, Bedeutenderem, das Menschen und Welt zusammenfasst und unverfälscht erscheint in Gepflogenheiten und Sprache.
Keineswegs bestritten wird die Welt als Vorstellung, nur gelangen wir infolge solcher Vergegenwärtigung nicht zu dem, was Menschen und Sein wesenhaft ausmacht. Dieser Irrtum wachse seit der Renaissance, meint Wittgenstein, mit dem Gebäude der Wissenschaften, welche sachliche Verfahren und Instrumente entwickelten, um die Welt zu deuten. „Der ganzen modernen Weltanschauung", schreibt er in der Logisch-philosophischen Abhandlung (auch bekannt als Tractatus), „liegt die Täuschung zugrunde, dass die sogenannten Naturgesetze die Erklärungen der Naturerscheinungen seien" (6.371).
Was die Naturgesetzte erklären, ist nicht sehr umfangreich. Wohl liefern sie wirksame Mittel, aber keinen Zweck. „So bleiben sie bei den Naturgesetzen als bei etwas Unantastbarem stehen, wie die älteren bei Gott und dem Schicksal", heißt es kritisch in der Logisch-philosophischen Abhandlung. „Und sie haben ja beide Recht [sic!], und Unrecht [sic!]. Die Alten sind allerdings insofern klarer, als sie einen klaren Abschluss anerkennen, während es bei dem neuen System scheinen soll, als sei alles erklärt" (6.371).
Die Magie der Primitiven reklamiert nicht – wie unsere die Welt vergegenständlichenden Wissenschaften – die Erklärungsmacht für alles, was es gibt und geben wird. Der Glaube an die Allmacht der Naturgesetze, das Organon der Wissenschaften, ist so stark, dass er als absolut sicher gilt: Ihre Handhabung verbessert das Leben der Menschheit. „Unsere Zivilisation ist durch das Wort ‚Fortschritt‘ charakterisiert", beklagt Wittgenstein in diesem Kontext in seinen Vermischten Bemerkungen. „Der Fortschritt ist ihre Form, nicht eine ihrer Eigenschaften, dass sie fortschreitet. Sie ist typisch aufbauend. Ihre Tätigkeit ist es, ein immer komplizierteres Gebilde zu konstruieren. Und auch die Klarheit dient doch immer nur dem Zweck und ist nicht Selbstzweck. Mir dagegen ist die Klarheit, die Durchsichtigkeit, Selbstzweck. Es interessiert mich nicht, ein Gebäude aufzuführen, sondern die Grundlage aller möglichen Gebäude durchsichtig vor mit zu haben. Mein Ziel ist also ein anderes als das der Wissenschaftler & meine Denkbewegung von der ihrigen verschieden."
Wenn sich der Witz der Welt erschöpft in der wissenschaftlich-physischen Vergegenwärtigung ihrer Handhabungsmöglichkeiten, dann werden auch die Menschen zu nichts anderem als „Kräften, die man ausbeuten, „Dingen
, die man bewältigen kann. Außerdem bleibt unter der Herrschaft des Fortschritts die