Über Warschau in den Westen: Botschaftsfluchten 1989
Von Cornelia Klammt
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Über dieses E-Book
Trotzdem gelangten im Sommer 1989 etwa 6000 DDR-Bürger über die Deutsche Botschaft in Warschau in die Freiheit. Was nur wenigen präsent ist: Parallel zu den ersten Zügen über das DDR-Territorium aus Prag fuhr in der gleichen Nacht auch in Warschau ein Zug in den Westen über die DDR nach Helmstedt. Die Massenfluchten von 1989 förderten bald schon den Zusammenbruch des sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates.
In Polen gab es für die Botschaftsflüchtlinge eine besondere Situation. Auch wenn der Ausgang der Botschaftsbesetzungen ungewiss war: die erste frei gewählte nichtkommunistische Regierung in einem Ostblockland unterstützte - wie andere polnische Institutionen und Organisationen - die Ausreisewilligen.
Das Buch stellt vor, warum es im Polen von 1989 anders für die DDR-Flüchtlinge war, auch wenn einige Ausreisewillige nicht in der sicheren Botschaft ankamen und vorher verhaftet wurden. Die erste teils frei gewählte Regierung in einem Ostblockland half den Freiheitsliebenden. Neben einem kurzen Blick auf die spezielle Situation für Botschaftsflüchtlinge in Polen mit Dokumenten zur damaligen Situation kommen Zeitzeugen und ehemalige Helfer zu Wort.
Geschichte ist mehr als trockene Fakten; Geschichte sind auch die Geschichten dahinter.
Breit recherchiert, vielfältig und berührend.
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Buchvorschau
Über Warschau in den Westen - Cornelia Klammt
A. ZEITGESCHICHTE
Einführung
Bei Botschaftsfluchten von 1989 gelten die ersten Gedanken meist Prag und Budapest. Warschau ist nicht präsent. Dabei wagten 6.000 Menschen über die Deutsche Botschaft Warschau den Schritt in die Freiheit. Nicht jeder erreichte damals die sichere Botschaft, täglich wurden Ausreisewillige an der Grenze zum „sozialistischen Bruderstaat" oder aus den Zügen herausgeholt und inhaftiert. Schon der Versuch einer Republikflucht konnte bis zu 8 Jahren im DDR-Gefängnis bringen.
In Polen herrschte nach den ersten teils freien Wahlen im Juni 1989 eine besondere Situation. Nach Jahren des Kriegsrechts, Streiks und Aufständen mit vielen Toten hatte die breite Bevölkerungsschichten vereinende Solidarnosc ihre Forderungen nach demokratischen Freiheiten durchsetzen können. Der erste frei gewählte und nichtkommunistische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki trat sein Amt an. Die polnische Bevölkerung hatte starke Sympathien für die ostdeutschen Flüchtlinge, die nicht mehr in einem starren und Reformen abgeneigten Land vegetieren wollten. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Lande und des unvorstellbaren Unheils und Leids, mit dem Deutsche in der Vergangenheit in Polen gewütet hatten, wurden die DDR-Flüchtlinge von der Mehrheit der Polen sehr freundlich aufgenommen, es wurde mit Essen, Kleidung und mentaler Unterstützung geholfen.
Dieses Buch stellt nicht den Anspruch, alle tangierenden Aspekte der damaligen Botschaftsfluchten zu behandeln. Es soll vor allem eins: neugierig machen und „trockene" Geschichte mit Emotionen, Unsicherheiten und Rahmenbedingungen erlebbar machen. Ebenfalls soll es verdeutlichen, welchen Wert tatsächliche Demokratie und deren Freiheiten ausmachen. Das Wissen um die Vergangenheit hilft bei der Gestaltung der Gegenwart.
Gleichzeitig verbindet dieses Buch ein Dankeschön an alle, die damals geholfen haben, nicht nur jammerten und mitliefen, sondern handelten und das Rad der Geschichte aktiv nach vorne drehen.
Viel Freude beim Stöbern in Geschichte und Geschichten!
I. 1989 – Die Ereignisse überschlagen sich
Ende der 80er Jahre schien die Weltgeschichte sich schneller zu drehen. Schlag auf Schlag gab es 1989 Ereignisse, welche die Situation für die Botschaftsflüchtlinge, den Zerfall der DDR und des Warschauer Paktes auf dem Weg zur Freiheit beeinflussten.
1. Januar
Eine neue DDR-„Reiseverordnung" tritt in Kraft. Sie erweitert die Möglichkeiten von Privatreisen und der ständigen Ausreise in den Westen, wird von den Kirchen und der Opposition als zu eng und zu bürokratisch kritisiert.
9. Januar
SED-Chef Erich Honecker sagt auf einer Tagung in Ost-Berlin: „Die Mauer wird in 50 und auch noch in 100 Jahren bestehen, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind". Am gleichen Tag flüchten 9 DDR-Bürger in die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, um ihre Ausreise zu erzwingen.
15. Januar
Die KSZE-Folgekonferenz in Wien (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) spricht sich in ihrem Schlussdokument für Abrüstung in Europa und ein Beachten der Menschenrechte aus. Vor dem Besuch des polnischen Ministerpräsidenten Rakowski in Bonn fordert Polen die Garantie seiner Westgrenze auch im Fall einer deutschen Wiedervereinigung.
16. Januar
In Polen beschließt die regierende Kommunistische Partei die Wiederzulassung der seit der Ausrufung des Kriegsrechts verbotenen unabhängigen Gewerkschaft Solidarnosc.
6. Februar
Der 20jährige Chris Gueffroy wird bei seinem Fluchtversuch an der deutsch-deutschen Grenze erschossen. Er ist das letzte Todesopfer, das an der Grenze durch Schusswaffen ermordet wird.
7. Februar
In Polen treffen zum ersten Mal Regierung und Opposition der Gewerkschaft Solidarnosc am Runden Tisch zu Verhandlungen aufeinander.
21. Februar
In Prag wird der Regimekritiker und spätere Präsident Vaclav Havel wegen „Rowdytums" zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Nach heftigen Protesten aus dem In- und Ausland wird er vorzeitig am 17. Mai entlassen.
8. März
Bei seinem Fluchtversuch mit einem Ballon verunglückt Winfried Freudenberg als letztes Todesopfer der Mauer.
21. März
Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow unterzeichnet ein Dekret, das die Reduzierung der sowjetischen Streitkräfte bis 1990 um eine halbe Million Mann vorsieht.
2. Mai
Ungarn kündigt mit dem Abbau der Grenzsicherungsanlagen an der Grenze zu Österreich den Abbau des „Eisernen Vorhangs" an und setzt dies gleich in die Tat um.
7. Mai
Bei den Kommunalwahlen in der DDR wurden bei einer Wahlbeteiligung von 98,77% insgesamt 98, 85% der gültigen Stimmen für den alternativlosen Vorschlag abgegeben. Zur „Wahl stand nur eine Liste der „Nationalen Front
. Dieses Wahlergebnis war trotz der „98,85 %" das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der DDR, wo die Volkskammerwahlen immer 99% des Wählerzuspruchs verkündeten. Bürgerrechtler kontrollieren die Stimmauszählungen, woraufhin Wahlbetrug offensichtlich wird. Etwa 1000 Menschen demonstrieren in Leipzig gegen diesen Wahlbetrug.
8. Mai
Zum Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche wird zum ersten Mal ein Polizeikessel gebildet. Immer mehr Menschen, besonders Ausreisewillige, kommen zu dieser später auch Montagsgebet genannten Zusammenkunft.
18. Mai
Der Oberste Sowjet des 1940 von der UdSSR okkupierten Litauens erklärt seine Unabhängigkeit.
4. Juni
Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking werden seit Wochen andauernde friedliche Proteste blutig niedergeschlagen. SED-Politbüro-Mitglied rechtfertigt das gewaltsame Vorgehen.
In Polen finden am 4. und 18. Juni die ersten teilweise freien Wahlen in einem Mitgliedsstaat des Warschauer Paktes statt. Gewählt wurden die Abgeordneten des polnischen Parlamentes im Sejm und im wiedererrichteten Senat. Hierbei wurde sich am vorher stattfindenden „Runden Tisch auf 161 in freier Wahl zu vergebende Sejm-Sitze für das „Bürgerkomitee Solidarnosc
geeinigt. Die restlichen 65 Prozent der insgesamt 460 Sitze gingen wie vorher verhandelt an die PVAP und die ihnen folgenden Parteien. Die Wahlen zum polnischen Senat unterlagen hingegen keinen Beschränkungen.
Trotz fehlender Mittel, Strukturen, Medieneinflüsse und eines sehr kurzen Zeitrahmens gewann die Opposition deutlich. Die Wahlen zeigten den fehlenden Rückhalt für die kommunistische Partei in der Bevölkerung. Nachdem die Regierungsbildung unter dem im Juli zum Präsidenten gewählten General Jaruzelski scheiterte, bildete im August Tadeusz Mazowiecki als Oppositionspolitiker und erster nichtkommunistischer Premier in einem Ostblockland sein Kabinett.
Der Jahrzehnte währende polnische Widerstand gegen Unterdrückung und für demokratische Freiheiten übte bedeutenden Einfluss aus auf den nachfolgenden Zusammenbruch der kommunistischen Staaten, den damit zusammenhängenden Fall der Mauer sowie die deutsche Wiedervereinigung.
6. Juni
In Ost-Berlin werden 16 Oppositionelle bei Protesten gegen die Ereignisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking festgenommen.
12. Juni
KPdSU-Chef Michail Gorbatschow bekräftigt bei seinem Besuch in der Bundesrepublik, zur Überwindung der Trennung Europas beitragen zu wollen.
26. Juni
In Leipzig wird nach dem Friedensgebet ein Oppositioneller zusammengeschlagen und verhaftet sowie bis zu einer Amnestie im Oktober inhaftiert.
27. Juni
Die ungarischen und österreichischen Außenminister Gyula Horn und Alois Mock schneiden vor der internationalen Presse demonstrativ ein Loch in den Stacheldrahtzaun an der Grenze und damit in den Eisernen Vorhang.
28. Juni
Zentralkomitee-Generalsekretär Erich Honecker wird bei seinem Moskau-Besuch von Gorbatschow zu Reformen gedrängt.
1. Juli
DDR-Bürgern soll bei staatlichen Entscheidungen in Reiseangelegenheiten die Möglichkeit einer gerichtlichen Überprüfung gegeben werden.
3. Juli
Die Polizei in Leipzig verhaftet nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche neun Personen.
7. Juli
Die Breschnew-Doktrin, die eine Einschränkung der Souveränität der Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes festlegte und damit den Einmarsch 1968 in die Tschechoslowakei legitimierte, wird bei der Jahrestagung des Warschauer Paktes widerrufen. Befürworter dieser Reform sind die Sowjetunion, Ungarn und Polen; Reformgegner sind die DDR, CSSR und Rumänien.
5. August
Nachdem bisher in den ostdeutschen Medien Flüchtlinge aus der DDR nicht erwähnt wurden, wird nun zum ersten Mal im DDR-Fernsehen Stellung zu den Fluchten über die Botschaften bezogen. Der Bundesregierung wird „Einmischung in innere Angelegenheiten" vorgeworfen.
Wegen Überfüllung (130 Flüchtlinge) muss die Ständige Vertretung in Ost-Berlin für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Anders als in früheren Jahren wurde den Zufluchtsuchenden zwar Straffreiheit zugesichert, aber keine „wohlwollende Prüfung" ihrer Ausreiseanträge mehr. Am 8. August verließen die Botschaftsbesetzer nach zähen Verhandlungen und der Aussicht auf baldige Ausreise die Ständige Vertretung. Diese wurde erst am 10. November 1989 wieder geöffnet.
13. August
Ausreisewillige demonstrieren am Jahrestag des Mauerbaus vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Die Deutsche Botschaft in Ungarn muss wegen Überfüllung geschlossen werden. Etwa 180 Personen hoffen hier auf ihre Ausreise.
14. August
Erich Honecker verkündet „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf."
19. August
Etwa 700 DDR-Bürgerinnen und Bürger nutzen die Chance eines „Paneuropäischen Picknicks" in Sopron an der ungarisch-österreichischen Grenze zur Flucht, als das Grenztor laut geplantem Programm für drei Stunden geöffnet wird. Die ungarischen Grenzer schießen nicht, obwohl hierzu noch ein Befehl vorliegt.
22. August
Die Botschaft der Bundesrepublik in Prag wird für den Publikumsverkehr geschlossen. Mehr als 100 DDR-Bürger hoffen hier auf ihre Ausreise. Es werden immer mehr. Ende September befinden sich unter katastrophalen Umständen – selbst Seuchen drohen – etwa 4.000 Zufluchtsuchende in dem dafür nicht ausgerüsteten Botschaftsgebäude.
24. August
Die 108 sich in der Deutschen Botschaft Budapest aufhaltenden Personen erhalten die Genehmigung zur Ausreise. Die ungarische Regierung sieht dies als einmalige humanitäre Aktion.
31. August
Telefonat zwischen Bundeskanzler Kohl und dem polnischen Ministerpräsidenten Mazowiecki zur vertieften Zusammenarbeit beider Länder.
8. September
Schreiben von Bundeskanzler Kohl an den polnischen Ministerpräsidenten Mazowiecki mit Glückwünschen zur Wahl und Themenvorbereitung des im November anstehenden Kohl-Besuches in Polen.
Lech Walesa wird im Gästehaus des Auswärtigen Amtes auf dem Bonner Venusberg von Außenminister Genscher empfangen. Genscher sichert Hilfe für das demokratische Polen zu. Bezüglich der von Polen geforderten Anerkennung der Westgrenze versichert er, dass die BRD eine Garantie der polnischen Westgrenze nicht der DDR und der Sowjetunion überlassen werde. Der Entschluss, die Anerkennung der polnischen Westgrenze als Grenzgarantie in seiner Rede vor den Vereinten Nationen Ende September in New York einzubeziehen, wächst.
10. September
Gründungsaufruf des „Neuen Forum" und Ankündigung einer auf gesetzlichen Grundlagen bestehenden breiten Bewegung für aktives Mitwirken am gesellschaftlichen Reformprozess.
11. September
Ungarn lässt alle ausreisewilligen DDR-Bürger in den Westen ausreisen. Eine Absprache mit der DDR-Regierung fand hierzu nicht statt. Bis Ende September nutzen etwa 30.000 Personen diese Chance. Die DDR erteilt keine Genehmigungen mehr für eine Reise nach Ungarn.
12. September
Gründungsaufruf von „Demokratie Jetzt!" in der DDR
18. September
Telefonat von Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit dem polnischen Außenminister Skubiszewski und Zusicherung, dass Polen keine Flüchtlinge an die DDR ausliefern würde.
Ebenso versichert Mazowiecki der Bundesregierung, dass die ostdeutschen Flüchtlinge von den polnischen Behörden nicht an die DDR ausgeliefert würden. (vgl.: Katarzyna Stoklosa: Die letzte Fluchtwelle aus der DDR im Jahr 1989, Zeitschrift für Osteuropa-Forschung 64 (2015), S. 73; AA Verteiler, 20.09.1989, in: BStU, MfS HA II, Sign. 38060, Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe Berlin, in: PA/ AA, Zwischenarchiv, Sign 139.869 E)
19. September
Die Deutsche Botschaft in Warschau muss wegen der großen Anzahl an Flüchtlingen den Publikumsverkehr einstellen.
24. September
In Leipzig treffen sich Vertreter verschiedener Oppositionsbewegungen, u.a. von „Neues Forum, „Demokratischer Aufbruch
, „Demokratie Jetzt! und der „Vereinigten Linken
.
27. September
Die Botschaftsflüchtlinge in Warschau erhalten durch Rechtsanwalt Vogel und den ihn begleitenden Gregor Gysi das Angebot, bei einer freiwilligen Rückkehr in die DDR innerhalb eines halben Jahres in die Bundesrepublik ausreisen zu dürfen.
27. September
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher spricht am Rande der UN-Vollversammlung in New York mit Eduard Schewardnadse (Außenminister der UdSSR), Oskar Fischer (Außenminister