Ratgeber für Lesbische Paare: Wie Sie die Liebe einladan zu bleiben
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About this ebook
Eine glückliche Beziehung – ein Leben lang – wer wünscht sich das nicht?
Ist das in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich?
Ist das in lesbischen Beziehungen möglich?
Ja, ist es!
Birgit Henriette Lutherer, Paarberaterin, Dozentin und Buchautorin kennt die Zutaten für eine gut funktionierende Beziehung.
Während ihrer langjährigen Praxis als Paarberaterin, hat sie wichtige Kriterien dafür gesammelt und ist der Frage nachgegangen, was eine glückliche, gut funktionierende Partnerschaft ausmacht.
In diesem Ratgeber hat sie alle Faktoren übersichtlich und gut verständlich zusammengefasst. Sie zeigt, wie eine glückliche Paarbeziehung auf Dauer möglich ist und was Gift ist für die Beziehung.
Alle, die sich für ihre Partnerschaft interessieren, finden hier Fakten, Tipps, Beispiele und Übungen für die Umsetzung im Alltag.
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Book preview
Ratgeber für Lesbische Paare - Birgit Henriette Lutherer
Start
Birgit Henriette Lutherer
Ratgeber für Lesbische Paare
Glücklich zu Zweit
Wie Sie die Liebe einladen zu bleiben
Umschlaggestaltung: Christian Lutherer
Bilder: © Christian Lutherer
_____________________________
Gender Erklärung
Zur besseren Lesbarkeit werden in diesem Buch personenbezogene Bezeichnungen generell nur in der im Deutschen üblichen Form angeführt.
Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform beinhaltet keinerlei Wertung.
_____________________________
Was macht eine glückliche Partnerschaft aus?
Diese Frage stellen sich alle.
Die Antwort liegt meiner Meinung nach darin,
dass die Partner gemeinsam ihre tiefsten, persönlichen Bedürfnisse erkennen und einander erfüllen.
Pearl S. Buck
_____________________________
Vorwort
. . . Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
So heißt es im Märchen.
Eine glückliche Beziehung – ein Leben lang – wer wünscht sich das nicht? Ist das in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich? Ist eine glückliche Beziehung, bis ans Lebensende, überhaupt möglich?
Ist eine lesbische Beziehung als stabile Paarbeziehung generell möglich?
Ja, ist es!
Vorausgesetzt, Sie bekennen sich zu Ihrer Liebe zu Frauen und Sie machen eine glückliche Beziehung nicht davon abhängig, dass es nie Konflikte oder Probleme geben darf. Diese Sichtweise wäre lebensfremd.
In jeder Beziehung, egal ob im Arbeitskontext, Familienkontext, Paarkontext oder auch in Ihrem eigenen partnerschaftlichen Beziehungskontext gibt es Reibungspunkte, treten Konflikte auf oder es stellen sich Probleme, die gelöst werden müssen. Das ist absolut normal und gehört unweigerlich zum Leben dazu. So funktioniert das Leben halt. Es ist in ständiger Bewegung und unterliegt Veränderungen.
Und da zeigt sich auch schon ein wesentlicher Punkt, den es in einer Paarbeziehung zu beachten gilt: Bewegung und daraus resultierend Veränderung. Sie ist wichtig, damit sich eine Beziehung entwickeln kann. Würde es keine Bewegung in ihr geben, würde die Partnerschaft früher oder später zu einem unflexiblen Gebilde erstarren. Darin kann sich niemand wohlfühlen. Es wäre gerade so, als würde man die Luft zum Atmen drosseln und die Zufuhr sukzessive vollkommen absperren. Außerdem ist durch mangelnde Bewegung in Beziehungen auch keine Veränderung möglich. Gutes könnte nicht noch besser werden und Schlechtes bliebe für immer schlecht. Zudem könnte niemand in solch einer Beziehung seine Individualität beibehalten. Gerade wegen ihr haben sich in einer lesbischen Beziehung die Partnerinnen in aller Regel ineinander verliebt, und gerade wegen ihr entstehen auch die ersten Reibungspunkte.
Wenn sich zwei Menschen zusammentun und ein Ganzes in ihrer Beziehung bilden möchten, dann nähern sie sich zunächst an, um eine gemeinsame Beziehungsbasis herzustellen. Das gilt gleichsam für heterosexuelle Beziehungen wie für homosexuelle Beziehungen. Findet danach die Individualisierung nicht wieder statt, dann kommt das einer Selbstaufgabe gleich. Auch in einer lesbischen Beziehung kann das nicht lange gut gehen. Mindestens eine von beiden wird hier unzufrieden werden. Schlussendlich würde die Beziehung, selbst wenn noch ausreichend Liebe füreinander vorhanden ist, früher oder später scheitern.
Und noch eins ist wesentlicher Bestandteil für Ihre Partnerschaft: Beziehung. Als Paar leben Sie automatisch in einer Beziehung zueinander und miteinander. Sie wird oftmals vollkommen außer Acht gelassen. Treten Konflikte auf, kommt es gar zum Streit, so wird die Ursache hierfür beim anderen gesucht, statt sinnvoller Weise einen Blick auf den Zustand der Beziehung zu werfen. Natürlich würde die Beziehung, Ihre Beziehung, nicht ohne Sie und Ihre Partnerin existieren. Sie beide bringen sich in diese Beziehung ein, Sie beide prägen die Beziehung. Ihre Beziehung ist sozusagen das Behältnis Ihrer Interaktionen und Verbindungen miteinander. In ihr liegen alle Tools, und idealerweise alle guten Dinge, die es braucht, eine glückliche Partnerschaft zu erhalten. In ihr liegen allerdings auch die Dinge, die es Ihnen schwer machen, eine wirklich gute Partnerschaft zu führen. Genau dies sind die Faktoren, die im Fall von Konflikt oder Streit in den Fokus gerückt werden müssen. Viele Lösungen von Paarproblemen liegen meiner Erfahrung nach im Inhalt der Beziehung. Es sind weniger die einzelnen Partnerinnen der Gegenstand von Streit und Konflikt, sondern vielmehr die Problempunkte aus dem thematischen Inhalt einer Beziehung.
Diese Betrachtungsweise ermöglicht eine sehr viel differenziertere Sicht auf den Zustand.
In der Paarbeziehung sind Sie also nicht nur zu zweit, sondern automatisch immer zu dritt: Sie, Ihre Partnerin und Ihre Beziehung.
Dieser Ratgeber zeigt Ihnen die wichtigsten Punkte auf, die eine lesbische Paarbeziehung grundsätzlich braucht, damit ein wirklich glückliches Miteinander möglich wird. Er richtet sich nicht nur an Beziehungseinsteiger, sondern auch an Paare, die an ihrer Beziehung arbeiten möchten, etwas verändern möchten, zurzeit mit ihrer Beziehung unzufrieden sind oder etwas in ihr vermissen, ihre Beziehung optimieren möchten oder retten wollen. Er ist auch empfehlenswert für beziehungswillige Singles und für alle interessierten Frauen und Jugendliche, die Informationen über wesentliche Elemente einer guten lesbischen Beziehung für ein glückliches, harmonisches Miteinander suchen.
In dem Buch fließen Erfahrungen aus meiner jahrelangen Beratungspraxis als Ehe- und Paarberaterin zusammen.
Am Ende eines jeden Themenpunktes befinden sich Pflegehinweise für Ihre Beziehung. Sie können diese als Übung und Reflexion für Ihre eigene Partnerschaft nutzen – allein oder als Paar gemeinsam.
Außerdem begleiten Dana und Kim durch das Buch. Sie berichten aus ihrer eigenen lesbischen Beziehung und kommentieren den jeweils behandelten Themenpunkt.
Ich wünsche mir, dass dieser Ratgeber Ihnen hilft, den besonderen Funken in Ihrer Paarbeziehung zu bewahren und immer wieder neu zu entfachen.
Erwartungen
Grafik 4Sie sollten Erwartungen so früh wie möglich in Ihrer Beziehung klären. Sei es der Wunsch nach gemeinsamen Kindern, Freizeitgestaltung oder anderem. Je früher Sie Wünsche äußern, umso besser klappt die gemeinsame Lebensplanung und ihre Umsetzung. Sie beide, als Paar, werden deutlich zufriedener sein.
Erfahrungsgemäß können die Erwartungen der einzelnen Partnerinnen sehr weit auseinandergehen. Wenn Sie dann nicht offen darüber sprechen, ist die Enttäuschung vorprogrammiert und der schwelende Konflikt nur schwer zu lösen.
Häufig setzen lesbische Paare voraus, dass die andere selbstverständlich weiß, welche Erwartungen vorhanden sind. Sie bauen darauf, dass die jeweils andere die eigenen Interessen so gut kennt, dass gar nicht mehr großartig geredet werden muss. Ein fataler Fehler, der schwerwiegende Probleme nach sich ziehen kann.
Wer denkt, dass das Merkmal einer guten lesbischen Paarbeziehung darin besteht, dass man sich auch ohne Worte verstehen muss, setzt seine Beziehung aufs Spiel!
Selbst wenn Ihre Erfahrung mit der Partnerin zeigt, dass dem wirklich so ist, also dass Sie sich wortlos verstehen, rate ich dennoch zu äußerster Vorsicht!
Ein Grundsatz in der Beziehung zweier Lesben miteinander lautet: Aus Erfahrungen mit der Partnerin werden automatisch unausgesprochene Erwartungen. Diese unausgesprochenen Erwartungen stellen wiederum einen Anspruch an die Partnerin dar. Da in der Regel niemand die Gedanken der Partnerin lesen kann, bleibt die unausgesprochene Erwartung entsprechend unerfüllt. Es entsteht Frustration, Enttäuschung, Groll.
So gesehen gehen beide Partnerinnen spätestens dann einen nonverbalen Vertrag, eine Vereinbarung ein, wenn sie beschließen, gemeinsam in einer beiderseitigen Beziehung zu leben.
Als Paar vereinbaren Sie – nicht wirklich bewusst – das Leben mit der anderen zu teilen, die Aufgaben zu teilen, die Bedürfnisse der anderen zu befriedigen. Es werden unausgesprochene Arrangements in der Partnerschaft getroffen. Das kann gut gehen, meistens jedoch nicht. Auf Dauer zieht eine von beiden den Kürzeren und hat das Nachsehen.
Aus diesem Grund ist absolute Ehrlichkeit gefragt – auch sich selbst gegenüber.
Um Zufriedenheit in der Paarbeziehung zu erlangen und zu erhalten, müssen unbedingt Ihre Wünsche und Erwartungen an die Partnerin und die Beziehung offen liegen.
Bei Erwartungen kann es auch keine Kompromisse geben. Der unerfüllte Wunsch und die Enttäuschung darüber, brechen irgendwann als Konflikt auf. Die Trennungsgefahr wegen unüberwindbarer Konflikte ist hoch.
Je weiter der Idealzustand von der Wirklichkeit entfernt ist, desto unbefriedigender wird die Beziehung erlebt.
Deshalb: Formulieren Sie bitte Ihre Bedürfnisse. Beschreiben Sie Ihrer Partnerin den Idealzustand Ihres gemeinsamen Lebens mit ihr so, wie es Ihnen in Ihren Vorstellungen vorschwebt. Definieren und beschreiben Sie Ihre Ziele.
Wenn Sie erst einmal im Austausch über Erwartungen und Wünsche auf der Paarebene sind, beugen Sie der Gefahr von Unzufriedenheit und Ärger vor.
_____________________________
Das sagen Dana und Kim dazu
Dana: „Erwartungen? Na klar! Muss unbedingt drüber geredet werden. Da warte ich nicht lange mit. Ich finde es wichtig für mich, dass so schnell wie möglich mit Kim zu klären. Wenn ich da so an meine Eltern denke – oh je! Meine Mutter musste immer wissen, was mein Vater erwartete. Angefangen damit, was zum Essen auf den Tisch kam, bis hin zu ihrem Verhalten ihm gegenüber. Und wenn das nicht seinen Wünschen entsprach, dann gab es manchmal sogar Ärger. Als ich Kind war, kam mir das ganz normal vor. Doch als ich größer wurde, empfand ich das als ungerecht meiner Mutter gegenüber. So wollte ich auf gar keinen Fall später mit jemanden zusammenleben."
Kim: „Das ist Dir auch gelungen, Dana. Ich erinnere mich daran, dass Du mir schon ziemlich zu Beginn unserer Beziehung klar gemacht hast, dass Du nicht meine Blusen bügeln wirst. Zunächst habe ich gestutzt, weil Du so direkt warst mit Deiner Äußerung. Doch dann fand ich es gut. Du hattest ja recht, warum solltest Du das tun, wenn Du es nicht willst? Ich kann meine Blusen genauso gut selber bügeln. Das ist vollkommen in Ordnung für mich. Wir haben das so beibehalten und reden über unsere Wünsche und Erwartungen. Auf diese Weise kommen keine, na ja kaum, Unzufriedenheit und Ärger darüber auf."
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Pflegehinweis
Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie in