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Fragmente
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Fragmente

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About this ebook

Der Band beinhaltet neun Kurzgeschichten zu unterschiedlichen Themengebieten.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateApr 2, 2011
ISBN9783844203011
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    Book preview

    Fragmente - Matthias Jenke

    Interpretationsfrage

    Er atmete langsam und konzentriert. Der Wagen rollte heran, kam vor dem Gebäude zum Stehen. Er sah die Fahrerin im Fadenkreuz seines Zielfernrohres, wartete bis sie den Zündschlüssel gedreht und den Motor ausgeschaltet hatte. Noch einmal tief einatmen, den Druckpunkt des Abzugs suchen, dann ausatmen, die Luft anhalten. Der Lauf seines Gewehres war absolut ruhig, als er den Finger krümmte und den Schuss auslöste. Die Fahrerscheibe zerbarst, der Kopf der Fahrerin zerplatzte in einem roten Nebel aus Blut. Sie fiel vornüber auf das Lenkrad.

    Ruhig und konzentriert zerlegte er das Gewehr, verstaute es in seiner Tasche. Den Menschenauflauf auf der anderen Straßenseite beachtete er nicht. Er verließ die Wohnung, durchquerte den Hausflur und ging die Treppen hinunter. Ein junger Mann mit Kopfhörern in den Ohren und einer Sporttasche über der Schulter. Er trug keine Sonnenbrille, keine Schirmmütze, keinen Hut, nichts das ihn verdächtig erscheinen ließ.

    Wer ihn sah, vergaß ihn sofort wieder.

    Es war später Nachmittag, als er die Schrebergartenkolonie betrat. Sein Auftraggeber hatte sich hier mit ihm treffen wollen. Nachts, im Dunkeln. Das hatte er abgelehnt. Nichts war verdächtiger, als zwei einsame Gestalten, die sich nachts zwischen Schrebergärten herumtrieben. Er hatte auf ein Treffen bei Tageslicht bestanden.

    Sein Auftraggeber hatte einen Grill aufgebaut. Seine Familie war anwesend. Zwei Kinder, die auf einem Klettergerüst spielten, eine Frau, die Salat zubereitete. Er selbst fachte die Glut an und trank Bier. Ein großer, kräftiger Mann mit dickem Bauch, roter Knollennase und lichtem Haar. Ein grober Typ, der nicht vor groben Mitteln zurückschreckte.

    Als er den Schrebergarten betrat, sah der Mann von seinem Grill auf. Seine Miene verfinsterte sich für einen Augenblick, dann nickte er. Die Kinder stoppten ihr Spiel auf dem Klettergerüst, und auch die Frau sah von ihrem Salat auf.

    „Geschäftlich." knurrte der Dicke.

    Die Kinder verloren sofort das Interesse; die Frau wirkte verärgert.

    „Du hast versprochen, am Wochenende nicht mehr zu arbeiten."

    „Geht ganz schnell. Wir müssen nur kurz was klären."

    Der Killer nickte ihr aufmunternd zu.

    „Wollen sie was trinken?" fragte sie.

    Der Killer lehnte ab. „Danke."

    Sein Auftraggeber gab ihm ein Zeichen, ihm zu folgen und ging zu einem kleinen Holzhäuschen, das sich in einer Ecke des Gartens befand. Der Killer folgte ihm hinein. Sie setzten sich an einen Tisch, und der Dicke kramte einen Umschlag aus einer Aktentasche, die an das Tischbein gelehnt stand.

    „Cleverer Schachzug." sagte der Killer.

    „Meine Familie? Sie werden kaum Ärger machen, wenn Zeugen anwesend sind."

    „Wer sagt, dass ich sie nicht ebenfalls ausschalte? fragte er. Er genoss den Ausdruck des Schreckens im Gesicht seines Auftraggebers. „Solange das Geld stimmt, gibt es keine Probleme.

    „Das Geld stimmt."

    Der Killer hielt die Hand auf, um den Umschlag entgegenzunehmen, aber der Dicke machte keine Anstalten, ihn auszuhändigen.

    „Erzählen sie mir davon." knurrte er.

    „Was wollen sie wissen?" Es kam nicht häufig vor, dass Auftraggeber nach Einzelheiten fragten. In der Regel wollten sie so wenig wie möglich wissen; es reichte ihnen, ein Hindernis aus dem Weg geräumt zu sehen, der Rest war uninteressant. Aber er hatte es diesmal mit einem Neuling zu tun. Ein Möchtegern-Despot, der sich einen geschäftlichen Vorteil verschaffen wollte, indem er die Frau eines Konkurrenten umlegen ließ. Welchen Vorteil er sich davon versprach, wusste der Killer nicht. Motive interessierten ihn nicht.

    „Wie ist es passiert? Einzelheiten."

    „Es gibt nicht viele Einzelheiten. erklärte der junge Mann angekratzt. Er wollte den Umschlag haben und dann verschwinden. Jede Minute, die er sich hier aufhielt war eine Minute zuviel. „Schwarzer Golf, drei oder vier Jahre alt. Junge Frau, etwa 25. Dunkelhaarig, Nasenring. Hielt zum angegebenen Zeitpunkt vor dem angegebenen Haus. Kopfschuss durch das Fahrerfenster. War sofort tot. Eine schnelle Angelegenheit.

    „25?" rief sein Auftraggeber erschrocken aus. Die Hand mit dem Umschlag verschwand unter dem Tisch.

    „Etwa." antwortete der Killer irritiert.

    „Die Frau, um die es ging, ist Mitte 50."

    „Vielleicht hat sie sich gut gehalten."

    „Die sieht älter aus als sie ist! Von wegen gut gehalten. Die Kuh ist eine Schabracke! Wie kommen sie auf die Idee, sie wäre 25?"

    „Vielleicht war sie auch nicht 25. Die Situation entwickelte sich zu etwas, das ihm gar nicht gefiel. „Jetzt geben sie mir mein Geld. Ich verschwinde.

    „Wie kann man so eine Kuh für 25 halten? Haben sie keine Augen im Kopf?" Der Dicke redete sich in Rage; so etwas konnte schnell hässlich werden. Der Killer konzentrierte sich darauf, tief zu atmen und ruhig zu bleiben.

    „Wir sollten uns beide nicht im Ton vergreifen. sagte er leise. „Und viel älter als 25 ist sie auf keinen Fall gewesen. Die Frau entsprach der Beschreibung. Eine jüngere, dunkelhaarige Frau in einem schwarzen Golf. Und sie war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.

    „Wieso jünger?" brauste der Dicke auf.

    „Ihre Beschreibung."

    „Jünger als ihr Mann vielleicht. Der Dicke geriet immer mehr in Wut. Sein Kopf lief rot an, seine Stimme wurde laut. Es fehlte nicht mehr fiel, und er würde alle Vorsicht vergessen. Wenn er zu brüllen begann, musste der Killer schnell reagieren. „Aber ihr Mann ist Mitte sechzig.

    „Das ist mir gleichgültig. sagte der Killer. „Geben sie mir mein Geld! Ich habe meinen Auftrag ausgeführt. Die Hälfte vorneweg, die zweite Hälfte nach Erledigung des Jobs!

    „Sie haben die falsche um die Ecke gebracht! knurrte der Dicke. „Sie kriegen keinen Cent! Ich dachte, sie sind ein Profi!

    „Ich bin ein Profi!" entgegnete der junge Mann kalt. Er fand sich plötzlich in der Defensive wieder und das gefiel ihm nicht.

    „Sie sind so dämlich, eine Frau Mitte zwanzig umzulegen, wenn sie eine Mittfünfzigerin abknallen sollten!"

    „Halten sie den Ball flach! zischte der Killer. „Und seien sie leise, verdammt noch mal! Wollen sie, dass ihre Familie was mitbekommt?

    Sein Auftraggeber schien ihn gar nicht zu hören.

    „Das ist doch nicht professionell! schrie er ihn an. „Ich will mein Geld wieder haben! Wie können sie die falsche abknallen? Sind sie denn völlig bekloppt?

    „Sie haben gesagt, eine jüngere Frau. Die Frau passte auf die Beschreibung!"

    „Jünger als ihr Mann! 55 oder 56!"

    „Das Alter haben sie mir nicht genannt. Eine jüngere Frau!"

    „Ist doch wohl klar, was ich meine, wenn ich sage jünger: Jünger als ihr Mann!"

    „Das ist Interpretation!"

    „Wofür halten sie mich? Denken sie, ich bin bescheuert? Plötzlich schlug er einen herablassenden Ton an: „Ich muss ihnen sagen, dass ich sehr enttäuscht bin! Sie sind mir empfohlen worden! Ein Mann, der weiß was er tut! Ein Mann, auf den man sich verlassen kann! Und dann so was. Ist doch wohl klar, was ich meine, wenn ich sage, die Frau ist jünger! Jünger als ihr Mann, meine ich damit! Wie kommen sie auf die Idee, ich wollte eine 25jährige aus der Welt schaffen lassen? Die hat doch keinem was getan!

    „Aber die Mittfünfzigerin hat jemandem etwas getan?"

    „Nein, aber ich will ihrem Mann eins auswischen!"

    „Dann hätte es auch eine 25jährige sein können!" hielt der Killer dagegen. Er war irritiert und verärgert. Wie hatte er an einen solchen Schwachkopf geraten können? Der Mann war inzwischen so laut geworden, dass er sich beeilen musste, eine Entscheidung herbeizuführen.

    „Sie sind ja wohl völlig krank!" brüllte der Dicke ungebremst.

    „Geben sie mir mein Geld!"

    „Ich gebe ihnen gar nichts! Sie Idiot! Wie können sie glauben, dass ich eine 25jährige gemeint habe? Ihr Mann ist Mitte 60, da ist doch klar, dass er keine 25jährige Frau hat. Wofür halten sie uns?"

    Der Schalldämpfer unterdrückte den Knall. Trotzdem war er noch unangenehm laut. Der Killer schüttelte den Kopf, als er dem Toten den Umschlag mit dem Geld aus der Hand nahm. Ärgerlich war nur, dass er nun auch noch Frau und Kinder beseitigen musste.

    Glaubwürdigkeit

    „Du kennst Vinnie?"

    Marco blickte von Tony, der die Frage gestellt hatte, zu Vinnie, einem schmalen Kerl mit Wieselgesicht.

    „Sicher. sagte er. „Ich kenne Vinnie.

    Tony nickte zufrieden. Ein großer Mann mit dickem Bauch und Knollennase, gefährlichen Augen und einem grausamen Zug um den Mund. Seit sein Onkel Salvatore die Geschäfte an ihn übergeben hatte, war Tony Oberhaupt der Familie. Wer ihn sah, wusste warum.

    „Habt ihr beiden nicht mal zusammen ein Ding gedreht?"

    Marco nickte. „Vinnie ist ein guter Fahrer."

    „Vinnie ist ein guter Fahrer." wiederholte Tony nachdenklich.

    Vinnie stand zwischen ihnen und wirkte sehr unglücklich. In sich zusammengesackt, das Gesicht gesenkt, nur hin und wieder einen Blick auf die beiden Männer stehlend, die über ihn sprachen, als sei er nicht im Raum.

    „Weiß, wann er Gas geben muss, und wann man besser nicht auffällt." fügte Marco hinzu.

    „Ah." sagte Tony, als erkläre das alles. Er strich sich mit der Hand über die Bartstoppeln.

    „Warum fragst du?"

    Tony machte eine gleichgültige Geste, dann wies er auf einen Sessel, in dem Marco Platz nahm.

    „Grappa?"

    „Grappa."

    Tony nahm zwei Wassergläser, füllte sie zu einem Viertel mit Grappa und reichte Marco eines.

    „Salut."

    Sie stießen an und leerten den Trester in einem Zug. Vinnie stand neben ihnen und beobachtete sie furchtsam. Marco wusste, was es bedeutete, nicht mit dem Don zu trinken.

    „Was ist passiert?" fragte er.

    Tony stellte sein Glas auf den Schreibtisch.

    „Vinnie hat es versaut!".

    „Was hat er versaut?"

    „Er hat das Maul aufgerissen und in einer Kneipe mit einem großen Deal geprahlt. Tonys Stimme war kalt wie Stahl. „Er hat Orte verraten, er hat Namen genannt. Er hat die ganze Sache auffliegen lassen, weil er sich hat beobachten und belauschen lassen. Das hat uns eine Menge Geld gekostet und ein paar gute Leute in den Bau gebracht.

    „In einer Kneipe?" fragte Marco.

    „Ist das zu glauben?"

    Marco schüttelte den Kopf. Für so dumm hatte er selbst Vinnie nicht gehalten.

    „Was sagst du dazu, Vinnie?" fragte Tony das Wiesel.

    „Ich… stammelte der, überrascht, direkt angesprochen zu werden. „Ich…

    „Überleg dir genau, was du sagst." warnte Marco.

    Tony warf ihm einen strafenden Blick zu, und Marco verstummte.

    „Ich…" begann Vinnie wieder, aber er war so aufgeregt, dass er keinen weiteren Ton herausbrachte.

    „Komm her, Kleiner. sagte Tony, plötzlich wieder freundlich. Er trat einen Schritt auf Vinnie zu, der ihm ebenfalls einen zögernden Schritt entgegenkam, und legte ihm den linken Arm um die Schultern. Der schmächtige Kerl schien in der Pranke des Bären zu verschwinden. „Ich weiß, du bist aufgeregt.

    Vinnie nickte.

    „Also atme tief durch und sag mir, was passiert ist."

    Vinnie warf Marco einen hilfesuchenden Blick zu.

    Der erinnerte sich an seine eigene Anfangszeit. Er war ebenso aufgeregt gewesen, wenn Tony ihn etwas gefragt hatte, und er hatte mehr als einmal furchtsam gestammelt, aber er hatte seinen Weg in der Familie gemacht. Tony respektierte ihn. Aber er machte sich auch keine Illusionen: Tony war gefährlich – auch für ihn.

    „Es war eigentlich gar nicht so schlimm. begann Vinnie vorsichtig. Sein Wieselblick sprang zwischen Tony und Marco hin und her. „Ich meine, ich kannte fast alle in der Kneipe. Und es war ein abgetrenntes Hinterzimmer. Ich wusste nicht, dass da auch Bullen reinkommen.

    „Du wusstest nicht, dass da auch Bullen reinkommen?" unterbrach Marco ihn ungläubig.

    Tony legte ihm die Rechte auf den Unterarm, und Marco schwieg.

    „Ich meine, das ist doch eine Familienkneipe. jammerte Vinnie. „Man muss doch seiner Familie vertrauen können! Wie sollte ich wissen, dass keiner aufpasst? Und dass sie Bullen in das Hinterzimmer lassen?

    „Du hast Recht. sagte Tony versöhnlich und drückte Vinnie an sich. „Man muss der Familie vertrauen können.

    Vinnie atmete erleichtert aus, die Anspannung fiel von ihm ab, und Marco wusste, dass das Wiesel den großen Bären vollkommen falsch verstanden hatte. Die Klinge blitzte nur kurz auf, bevor sie bis zum Heft zwischen Vinnies Rippen verschwand. Vinnie versuchte erschrocken einzuatmen, sein Blick fiel auf den Griff des Messers, der aus seinem Brustkorb wuchs, dann gurgelte er einen letzten Atemzug, ein paar blutige Bläschen bildeten sich in seinem Mundwinkel, und er sackte in sich zusammen. Tony zog das Messer wieder aus dem Toten heraus, wischte es an dessen Hemd ab, und ließ den Leichnam achtlos zu Boden fallen.

    „Tony." sagte Marco und betrachtete seinen Don vorwurfsvoll.

    „Was?"

    „Das war nicht nötig."

    Tony blickte auf das Wiesel, das reglos auf dem Boden lag. Sein Blut bildete langsam eine Pfütze. Marco hatte schon früh verstanden, warum in Tonys Arbeitszimmer kein Teppich lag.

    „Der Junge hat es versaut." sagte er.

    „Jeder versaut es mal. sagte Marco. „Ich habe früher auch ein paar Dinge versaut. Und mich hast du nicht abgestochen!

    „Er hat seine Glaubwürdigkeit verloren." erklärte Tony.

    „Ein Anfängerfehler." gab Marco zu Bedenken.

    „Ich meine doch nicht die Kneipe! Zwischen Tonys Augenbrauen erschien eine Falte, als er Marco musterte. „Der Bengel ist dumm! Da passiert so etwas schon mal. Das hat eine Menge Geld gekostet, und ein paar Jungs sind in den Bau gewandert. Nichts, was man nicht wieder geradebiegen kann. Du weißt, dass ich meine Jungs wieder raus hole, wenn das geht.

    „Ich weiß." stimmte Marco zu. Er wusste es aus eigener Erfahrung.

    „Aber er hat es nicht eingesehen. fuhr Tony fort. „Er hat sich nicht hier hingestellt und gesagt: ‚Weißt du, Tony, ich habe Mist gebaut! Ich hätte aufpassen müssen, wem ich was erzähle! Ich hätte mir auf die Zunge beißen und das Maul halten müssen, aber das habe ich nicht getan. Ich habe Mist gebaut, und das tut mir leid!’

    „Das wäre nett gewesen." stimmte Marco zu.

    „Stattdessen versucht er, mich für dumm zu verkaufen! Er hat gar nicht begriffen, dass er Mist gebaut hat. Er hat die Schuld bei anderen gesucht: Er hat es anderen vorgeworfen, dass Bullen in seiner Nähe waren, als er das Maul aufgerissen hat. Einem solchen Bengel kann ich nicht vertrauen!"

    Er ging um den Tisch herum und ließ sich mit einem Seufzer in seinen Stuhl sinken. Er nahm den Hörer vom Telefon, wählte eine Nummer und wartete kurz. „Schickt jemanden, um den Müll abzuholen." sagte er dann und legte wieder auf.

    „Vielleicht hätte der Junge es mit der Zeit begriffen." sagte Marco. Er betrachtete Vinnie mit leisem Bedauern. Der Bengel war nicht der Hellste gewesen, aber ein guter Fahrer... Vielleicht hätte er noch ein paar ordentliche Dinger drehen können.

    „Wie soll ich einem solchen Kerl glauben? fragte Tony gereizt. „Ein solcher Typ wird immer versuchen, sich rauszureden. Nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Hat sein Leben lang versucht, den leichten Weg zu gehen, und wenn es hart kommt, lässt er andere den Kopf hinhalten. So einer ändert sich nicht!

    „Man kann nie wissen…" warf Marco ein.

    „Was willst du?" rief Tony aufgebracht.

    „Dein Onkel. sagte Marco. „Salvatore.

    Salvatores Weg war eine Familienlegende: In jungen Jahren unbedacht und nie um eine Ausrede verlegen, wenn es darum ging, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber er hatte sich gefangen. Und zwei Jahrzehnte war er ein respektiertes und gefürchtetes Oberhaupt der Familie gewesen.

    „Oh." sagte Tony und kratzte sich nachdenklich über die Bartstoppeln.

    Natascha

    Als er die Tür öffnete war es längst zu spät. In wenigen Minuten würden sie kommen, um den „Boss" zu warnen, aber dann hatte er getan, weswegen er gekommen war.

    Der Mann hinter dem großen Schreibtisch sah auf, als er das dunkle Büro betrat und die Tür sanft hinter sich schloss. Ein großer, kräftiger Mann mit breiten Schultern und mächtigem Bauch, mit einem groben, pockennarbigen Gesicht in dem eine breite Nase über den wulstigen Lippen thronte, überschattet von buschigen, durch und durch ergrauten Augenbrauen. Die kleinen, dunklen Augen erinnerten an Schweineaugen. Ihr Blick war durchdringend und stechend. Ein hässlicher, grausamer Mann, den er nur

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