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Herr Toftis Advent: Vier weihnachtliche Kurzgeschichten
Herr Toftis Advent: Vier weihnachtliche Kurzgeschichten
Herr Toftis Advent: Vier weihnachtliche Kurzgeschichten
Ebook49 pages35 minutes

Herr Toftis Advent: Vier weihnachtliche Kurzgeschichten

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Ein Schneesturm am ersten Advent wirbelt nicht nur Schneeflocken in Herrn Toftis kleine Kaffeestube, sondern auch ungeahnte Veränderungen in seine Familie. Advent bedeutet fortan nicht mehr nur Besinnlichkeit, sondern vor allem jede Menge Kreativität, Improvisation, ein dickes Nervenkostüm und Sinn für Humor. Herr Toftis schrullige Frau ist dafür allerdings nur einer der Gründe...
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateDec 2, 2013
ISBN9783847663928
Herr Toftis Advent: Vier weihnachtliche Kurzgeschichten

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    Book preview

    Herr Toftis Advent - Marie-Therese Burger

    Vorwort

      Eine kleine Sammlung vorweihnachtlicher,

    nostalgisch angehauchter Geschichten für alle,

    die den Geist der Weihnacht,

    auf welche Weise auch immer,

    gerne in ihr Leben eintreten lassen.

    Marie-Therese Burger

    30. November 2013

    Der Kaffee-Koller

    Der Winter stellte sich ein.

    Nicht heimlich, still und leise, sondern mit großem Getöse und ohne Wenn und Aber. Gestern noch hatte die Sonne die am Boden umherwirbelnden Blätter rot und golden leuchten lassen wie dünnes Transparentpapier, nun war sie verschwunden. Wurde verdrängt von der grauen, tief hängenden Wolkendecke, gegen die die Tischlampen seiner kleinen Kaffeestube stoisch anstrahlten.

    Viel Publikum erwartete er heute nicht. Niemand wäre so verrückt, freiwillig in den Schneesturm, der das große Schaufenster in seinem Rahmen klirren ließ, hinauszugehen. Doch man konnte ja nie wissen und so perlte in der unscheinbaren Ecke neben der Kuchenvitrine Édith Piaf aus dem Trichter des Grammophons als gäbe es weder Schnee noch Sturm.

    Hinter der Vitrine sah er die emsigen Hände seiner Frau unnötigerweise wieder und wieder über die glänzende Anrichte putzen, jedes Ventil und jeden Hahn des metallenen Kaffeeautomaten kontrollieren, der, eine neue Errungenschaft der Technik, zwei Tassen gleichzeitig mit feinstem Kaffee füllen konnte. Die antike Bahnhofsuhr oben an der Wand erntete von ihm an diesem Tag nichts als feindselige Blicke, tickte aber aufmüpfig weiter. Aber gut, was konnte sie schon für das Schneechaos?

    In der heimeligen Wärme der Stube erwischten ihn mit fortschreitender Stunde dieses stürmischen Morgens eiskalt die düsteren Gedanken an die finanziellen Folgen des Wintereinbruchs. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihm: Heute ging tatsächlich niemand auf die Straße. Die Kundschaft blieb heute aus, vielleicht sogar noch morgen. Die Kasse würde leer bleiben, die Pacht trotzdem anfallen. Hoffentlich kamen die Trupps zur Räumung der Straßen schnell vorwärts. Gab es erst einmal Wege durch die Schneedecke, würde auch bald das Kaffee liebende Publikum wiederkommen.

    Er wollte gerade ins Gewölbe gehen, um den Bestand aufzunehmen, da bimmelte tatsächlich das Glöckchen über der Tür und hieß Fräulein Amelie Putz willkommen. Eine große Schar Schneeflocken folgte der zierlichen jungen Dame hinein ins Warme und fiel, in Windeseile zu Tropfen geschmolzen, auf die alten Eichendielen, welche jeden von Fräulein Putz‘ Schritten mit nachgiebigem Knarren begleiteten.

    „Uh, ist das ein Wetter", sagte sie fröhlich, während sie ihren kirschroten Dufflecoat ablegte, der sich hervorragend mit der altrosa Ornamenttapete des Raums biss. Wohlig seufzend ließ sie sich auf ihrem Stammplatz direkt am großen Fenster nieder.

    Fräulein Putz strich mit der flachen Hand über die blitzblanke Platte des runden Tisches und zupfte das Spitzendeckchen zurecht. Dass es mit der Zeit aufgrund dessen völlig aus der Form geraten war, schien sie eher zu freuen, nicht zu ärgern. So hatte sie schließlich einen Grund für ihre morgendliche Zupfroutine.

    Sie summte vor sich hin, wippte taktlos mit dem Fuß und freute sich alsbald über die Tasse frisch aufgebrühten Kaffees, die sein hemdsärmliger Männerarm seitlich in ihr Sichtfeld schob.

    Er, das war Herr Tofti, der Betreiber der winzigen Kaffeestube „Toftis Böhnchen".

    Allmorgendlich, genau genommen seit einem knappen halben Jahr, servierte er Fräulein Putz, ihres Zeichens Dienstmädchen im ehrwürdigen

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