Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Schwingungen und Wellen: Ein Leben dazwischen
Schwingungen und Wellen: Ein Leben dazwischen
Schwingungen und Wellen: Ein Leben dazwischen
Ebook323 pages4 hours

Schwingungen und Wellen: Ein Leben dazwischen

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Max Linssen kommt aus einer anderen Dimension aus Neugier auf den blauen Planeten. Dort erlebt er ein Auf- und Ab in Liebe und Beruf. Durch Erfahrungen mit Sex und Gewalt macht er sich Gedanken über die Wahrheit im Christentum und im Islam. Am Ende fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Mensch wird durch drei Kräfte bestimmt. Den Lebenswillen, der Sehnsucht nach Verschmelzung und einem diesen beiden Kräften widerstrebenden Zerstörungsprinzip. Aber dann interessiert es ihn schon nicht mehr. Er verlässt das irdische Dasein und strebt wieder seiner angestammten Dimension zu.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateMay 23, 2021
ISBN9783754124956
Schwingungen und Wellen: Ein Leben dazwischen

Related to Schwingungen und Wellen

Related ebooks

Business For You

View More

Related articles

Reviews for Schwingungen und Wellen

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Schwingungen und Wellen - Henry Söllbach

    cover.jpg

    Henry Söllbach

    Autobiographischer Roman

    Schwingungen und Wellen

    - Ein Leben dazwischen -

    Max Linssen kommt aus einer anderen Dimension aus Neugier auf den blauen Planeten. Dort erlebt er ein Auf- und Ab in Liebe und Beruf. Durch Erfahrungen mit Sex und Gewalt macht er sich Gedanken über die Wahrheit im Christentum und im Islam. Am Ende fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Mensch wird durch drei Kräfte bestimmt. Den Lebenswillen, der Sehnsucht nach Verschmelzung und einem diesen beiden Kräften widerstrebenden Zerstörungsprinzip. Aber dann interessiert es ihn schon nicht mehr. Er verlässt das irdische Dasein und strebt wieder seiner angestammten Dimension zu.

    Impressum:

    Copyright 2020

    Henry Söllbach

    c/o SP-Day.DE Impressum Service

    Dr. Lutz Kreutzer

    Putzbrunner Straße 9c

    81737 München

    henry.soellbach@t-online,de

    Vorwort

    Nach dem spirituellen Prolog entwickelt sich eine kompakt* dargestellte teilweise heftige Realität, die zum Schluss wieder einen kurz gefassten transzendenten Ausklang findet.

    Die Sprache ist bewusst wenig blumig, eher technisch informativ gestaltet, um den Leser in der heutigen schnelllebigen Zeit nicht zu lange zu binden. Dafür ist an vielen Stellen eigenes Nachdenken wünschenswert.

    Die Namen und Geschichten sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen, Firmen, etc. sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Prolog

    Das Nichts

    Das Nichts ist materie- und zeitlos. Es ist der leere Raum. Es befindet sich zwischen den Galaxien, die das Gegenteil vom Nichts sind: Anhäufung von schwerem kaltem Geröll vermischt mit glühenden Erzklumpen. Im Zentrum der Galaxie befindet sich das Kraftzentrum, ein Schwarzes Loch, das eine so große Kraft ausübt, dass selbst das Licht nicht mehr entrinnen kann. Immerwährend saugt es Materie aus der Umgebung ein und verwandelt sie in Nichts. Die Galaxie rotiert, so dass die Fliehkräfte dafür sorgen, dass die Materie dem gierigen Zentrum nur dosiert zugeführt wird. Es wird Milliarden von Jahren dauern, bis die Umgebung leer gesaugt ist. Dann, so könnte man spekulieren, hat sich das Zentralgestirn so voll gefressen, dass sich die massive Anhäufung aufbläht wie ein Luftballon. Und wenn die Spannung an der Zerreißgrenze angelangt ist gibt es einen großen Knall, dabei entstehen Materiebrocken, die ins All also ins Nichts hinaus gestoßen werden. Die Bahn dieser Körper wird aber durch eines der unzähligen zentrischen Kraftfelder sofort gekrümmt, so dass sie Strudel bilden, vergleichbar mit einem Hurrikan, oder dem Abfluss der Badewanne, in dem das wohlig warme, mit ätherischem Öl versetzte Badewasser, scheinbar im Nichts verschwindet.

    Das Nichts ist allerdings nicht nichts! Überall herrscht Schwerkraft und alles ist mit Licht durchflutet. Der Mensch sieht nur einen kleinen Bereich des Lichtes: Den Wellenlängenbereich von 0,00039 mm bis zu 0,00077 mm. Der gesamte Bereich der bekannten elektromagnetischen Wellen erstreckt sich von 0,0000000000003 mm bis zu 30 Kilometer. Könnte man die Kosmische Strahlung, die Rundfunkwellen und die Wärmestrahlung auch noch sehen , so wäre der ganze Raum hell erleuchtet. Jeder Sender, jede Wärmequelle wäre eine Lampe die Licht ausstrahlt. Wir könnten vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sehen.

    Elektromagnetische Wellen sind also allgegenwärtig. Sie bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit (300 000 km/s).

    Lichtwellen zeigen sich je nach Versuch als elektromagnetische Welle oder als Teilchen (Photon).

    In der Quantenphysik kann man bei einem Doppelspaltversuch (Wand mit zwei sehr schmalen dicht beieinander liegenden Schlitzen) nicht voraussagen durch welchen Schlitz sich das Photon bewegen wird. Auf einem Schirm dahinter erscheint es aber, als ob es durch beide Schlitze gleichzeitig gelangt wäre. Dieses Ergebnis erklären sich einige Quantenphysiker damit, dass es parallele Universen geben muss. Im einen Universum fliegt das Photon z.B. durch den linken Schlitz, im anderen durch den rechten Schlitz. Wieder andere Physiker sprechen von einem vieldimensionalen Raum, von dem wir nur drei erkennen können. Die anderen lassen sich nur durch Mathematik fassen.

    Die Frage erhebt sich: Sollen wir uns mit der sichtbaren Welt zufrieden geben? Gibt es einen imaginären Raum. Gibt es tatsächlich das Jenseits von dem fast alle Weltreligionen erzählen?

    Das Jenseits

    Ich befinde mich in einem Paralleluniversum. Einer Welt aus reinen Schwingungen und Wellen. Ich selbst bestehe aus fadenförmigen Wellen, vergleichbar mit einem Wattebausch, allerdings materielos und ständig in Bewegung. Die Welt ist voller Farben und Formen, die sich aber ständig wandeln. Mit anderen Individuen kann ich kommunizieren, indem ich ihre Gedankenschwingungen aufnehme. Da sich Wellen ungestört überlagern, können sich die Bewohner und die Gegenstände ungestört durchdringen. Es gibt keine Kollisionen. Auch keine Berührungsängste. Überdecken sich Wellen-Körper, so erhöht sich für diesen Moment natürlich durch Wellenüberlagerung die Energie. So führen Begegnungen zu einem allumfassenden Wohlgefühl. Da nach der Begegnung nichts zurück bleibt, sich nichts geändert hat, bleibt das Ereignis folgenlos. Von daher gibt es keine Angst, keine Beschädigung, keine Erwartungen und keine Verpflichtungen. Herrschsucht, Gier oder Hass sind in dieser Sphäre unbekannt. Da es keine bremsende Materie gibt, bleibt die Energie erhalten und verfügbar, es gibt keine Reibung, keine Dämpfung, kein Altern! Deshalb spielt Zeit natürlich keine Rolle mehr. Es existiert das ewige Leben.

    Das materielle Universum mit den Galaxien ist mir natürlich nicht entgangen. Mit dem inneren Auge kann ich auch dieses wahrnehmen, aber es ist vergleichsweise langweilig und uninteressant. Die Wellen erscheinen eingefroren, die Formen sind starr. Sie können sich auch nicht durchdringen. Kollisionen sind angesagt. Alle Himmelkörper scheinen sich zu gleichen: Stein und Staub, manchmal kalt manchmal glühend.

    Die Erde

    Einzig der blaue Planet, der durch seine Farbe aus den anderen heraussticht, ist mir aufgefallen. Den, so beschließe ich, werde ich mir etwas genauer ansehen.

    Es ist die blaue Hülle, die mir zuerst auffällt. Doch bei genauerer Betrachtung hat dieser Planet eine harte Kruste mit großen Flächen flüssigen Wassers. Daneben sehe ich noch große weiße Polkappen. Die harte Kruste ist entweder so graubraun wie die übrigen Planeten oder grün.

    Bei genauerem Hinsehen erkenne ich ortsfeste grüne Gebilde, die mehr oder weniger schnell wachsen und mobile Wesen die sich über kurze oder lange Strecken bewegen, also Ortswechsel vornehmen. Diese treten oft auch als Vielzahl in Gemeinschaft auf. Da in dieser Sphäre die Energie nicht erhalten bleibt, müssen diese Wesen sich ständig welche zuführen. Manche ernähren sich von den grünen Gebilden, manche auch von anderen Wesen. Die Existenz der gefressenen Wesen geht dann in die der fressenden über. Manche schwimmen im oder auf dem Wasser, andere bewegen sich auf festem Boden, wenige können sich im Raum oberhalb der Oberfläche bewegen, sie fliegen.

    Besonders häufig sind die aufrecht gehenden Wesen. Sie fallen durch unterschiedliche Farben auf und wohnen häufig in quaderförmigen Gebäuden. Auch benutzen sie oft bewegte Strukturen mit sich drehenden Beinen zur Fortbewegung. Diese bewegten Strukturen sind für sich jedoch tot. Sie bewegen sich nur, wenn sich die aufrechten Lebewesen darin aufhalten. Sie sind ihnen zu Diensten. Mit diesen toten Strukturen können sich die Aufrechten sehr viel schneller bewegen, als mit ihren eigenen Beinen. Mit Hilfe großer schwimmender Strukturen können sie sich auch auf blauen Flächen bewegen. Fliegende Strukturen befinden sich oberhalb der Flächen im freien Raum. Dort können sie sich aber nur einige Stunden aufhalten. Da sie vom blauen Planeten angezogen werden, müssen sie bald wieder zurückkehren.

    Mein Interesse wächst. Wie gebannt starre ich auf diesen Planeten. Von Zeit zu Zeit entstehen mächtige Explosionen von ungeheurer Kraft. Sie zeigen zuerst Lichtwellen, reißen dann große Mengen Materie in den Raum, blähen sich auf, um dann wieder infolge der Anziehung friedlich und leise auf die Oberfläche zurückzusinken. In der Zwischenzeit hat sich jedoch der Ort der Entstehung gravierend verändert. Gebäude sind zerstört, es bleibt ein mehr oder weniger großer Krater, so wie auf den anderen Himmelskörpern üblich, übrig. Würde dies häufiger vorkommen, so wäre der blaue Planet bald nicht mehr von den übrigen Planeten zu unterscheiden. Dies ist aber nicht der Fall. Auslöser dieser zerstörerischen Explosionen sind die Aufrechten. Sie laden Unmengen kleiner fliegender Strukturen in große Flugstrukturen, heben von der Fläche ab und verlieren die gesamte Fracht eine kurze Zeit später aus dem Raum. Die Teile sinken dann, wegen der Anziehungskraft, verteilt über die Oberfläche ab. An jedem Auftreffpunkt passiert eine Katastrophe: Gebäude, Grünflächen und Wesen werden zerstört. Aber wozu das Ganze? Bei genauer Betrachtung erkenne ich, dass auch unzählige Aufrechte zerstört werden. Die davon gekommenen Aufrechten dieser Region zerstören sich anschließend gegenseitig mit sehr schnellen winzig kleinen Flugstrukturen, abgeworfen aus der Hand oder von den dienstbaren toten Bewegungsstrukturen. Ein Ende der Zerstörungen ist nicht abzusehen. Wäre dieser Zustand auf dem ganzen Planeten verbreitet, so gäbe es bald keine Aufrechten mehr. In fast allen anderen Regionen leben die Aufrechten und die übrigen Wesen aber friedlich miteinander zusammen.

    Was ist das Geheimnis dieser verlustreichen Regionen? Wozu diese Zerstörungen? Soviel Energie wird nutzlos frei. Niemand und nichts profitiert davon. Während meiner Beobachtungen überkommt mich eine große Ratlosigkeit. Was geschieht denn da? Weshalb zerstören sich die Aufrechten gegenseitig und viele der schönen Strukturen des blauen Planeten? Es gibt keinen Grund so etwas zu tun! Nun höre ich eine Stimme: Du warst noch nie da unten, sonst wüsstest Du Bescheid. Es ist an der Zeit, dass Du selbst dem Paralleluniversum einen Besuch abstattest. Einerseits interessant da unten, aber muss man sich das antun, denke ich.

    1. Geburt

    Ich befinde mich in einem winzig kleinen Raumgleiter. Er kämpft sich durch eine klare zähe Masse in eine bestimmte Richtung, immer der Nase nach. ¹)

    Ein ganzes Geschwader ist unterwegs. Angetrieben werden die stromlinienförmigen Gehäuse durch einen peitschenartigen Schwanz, der eine Drehschlagbewegung ausführt. Ich bin deutlich schneller unterwegs als die unzähligen Konkurrenten. Manche scheinen die Orientierung verloren zu haben, andere pausieren. Zielstrebig erreichen wir das Objekt: Eine Eizelle, etwa 20 mal so groß wie mein Gefährt. Sofort wird angedockt und schon löst sich die Trennwand des Turbogleiters und der großen Eistation. Ich gelange ins Innere. Dort erwartet mich eine materialisierte Welle, ein wendelförmig gedrehtes Seil mehrfach verschlungen. Sofort verschmelze ich gewohnheitsgemäß mit dieser Welle, aber es gibt kein Zurück, keine Durchdringung. Ich stecke fest. Es ist nicht unangenehm. Ständige Energiezufuhr sorgt für ein wohliges Gefühl. Die hereinströmenden Wellen können sich nicht durchdringen, sie summieren sich. Wachstum entsteht. Etwas völlig neues.

    Schwingungen wiegen mich frei schwebend in einer Flüssigkeit. Energiewellen gelangen über einen engen Kanal in den Körper und sorgen für ein wohliges Gefühl. Es ist fast wie zu Hause. Wären da nicht die Grenzen. Je mehr an Umfang der Körper erreicht, desto näher rücken diese Grenzen, es gibt Kollisionen. Irgendwann wird es unangenehm eng. Ich denke nur noch an das eine: Heraus aus dieser Zwangslage, endlich wieder frei schweben. Aber es kommt noch schlimmer. Anstelle sanfter Schwingungen setzen nun starke Pressamplituden ein. Der Druck kommt von allen Seiten, außer von einer kleinen Öffnung. Dort müsste man entfliehen können. Kurz bevor die Druckwellen alles zerstören erweitert sich die Öffnung. Ich werde herausgequetscht, verliere für kurze Zeit das Bewusstsein und lande tatsächlich außerhalb meines früher so bequemen kleinen Universums.

    Jetzt liege ich auf einer Unterlage, die eine harte Grenze darstellt. Manchmal fühlt sie sich etwas weicher und geschmeidig an, manchmal aber auch rau, uneben, unbequem. Das Schlimmste ist aber, dass die Energiezufuhr mit diesen wohligen Wellen ausbleibt. Verzweiflung greift um sich, Unruhe kehrt ein. Plötzlich - ein kurzer Strahl warmer Flüssigkeit spritzt in den Mundraum. Instinktiv suche ich nach der Quelle und docke an. Energie durchströmt den Körper. Nach der mehr oder wenig mühsam erreichten Energiezufuhr, schlafe ich vollkommen zufrieden ein. Nun bin ich wieder zu Hause. Im Traum befinde ich mich wieder in jener Sphäre, in der es weder Zeit, noch Bedürfnisse gibt. Der Energiestrom der Nahrung geht durch den Körper durch und kommt mit dem selben Lustgefühl auch wieder heraus. Es fühlt sich warm und weich an, wenn es in die Windeln geht.

    Der Schock kommt mit dem Aufwachen. Völlig hilflos und alleingelassen liege ich da. Hungergefühl im Bauch und die Ausscheidungsprodukte sind kalt und erstarrt. Die Uhr läuft wieder - Zeit erscheint unendlich lange. Aus Verzweiflung schreie ich, das füllt die Leere um mich herum. Es dauert aber nicht wirklich lange, dann kommt meine Versorgung: Die Windeln werden gewechselt. Die Mutter gibt mir ihre Brust, schenkt mir Nähe und Wärme. Auch der Geruch und die vertraute Stimme sorgen für einen Zustand, der dem im Uterus ganz nahe kommt.

    Später wird die gute Muttermilch durch Flaschenmilch ergänzt. Beim ersten Mal kommt mir alles hoch, samt bitterer Magensäure: Schmeckt ja total daneben. Aber so ist der Lauf der Dinge: Von der Muttermilch zum Milchersatz. Statt Busen Flasche mit Gumminuckel, dann Brei aus dem Gläschen mit dem Löffel. Das meiste bleibt an der Backe hängen oder tropft am Hals herunter. Man nennt das die Entwöhnungsphase. Auch die körperliche Nähe wird weniger. Man wird zwischen Bettchen, Wickeltisch und Krabbelkäfig hin und hergeschoben.

    Am meisten Aufmerksamkeit bekomme ich, wenn Besuch da ist. Stolz werde ich aus dem Bettchen genommen und herumgezeigt. Alle schneiden irgendwelche Grimmassen oder stupsen mit dem Finger. Unangenehm ist, wenn, vor allem die Tanten, einen auf den Arm nehmen wollen und an ihren Busen drücken. Das ist kein Ersatz: Fremder Geruch, andere Schwingung (sprich Herzschlag) und hässliches Gesicht. Da hilft nur Weinen. Dann landet man wieder bei der Mutter. Die Aufmerksamkeit der Erwachsenen geht nun zu Gesprächen über. Das Baby als Nebensache kann in Ruhe selbst auf Erkundung gehen. - Da, an der Bluse der Mutter ist ein Knopf offen. Also los mit dem Händchen zum Busen. Ob da noch was zu holen ist? Doch schon lande ich am ersten Tabu. Die Hand muss raus - der Knopf wird geschlossen. Das Missgeschick wird diskret überspielt.

    Nicht nur die Nahrung wird außerhalb des Mutterleibes ersetzt, sondern auch das feine Wiegen. Dafür gibt es ein schaukelndes Kinderbettchen, das die Mutter während der Arbeit immer wieder mal anstößt. Auch Ausfahrten mit dem Kinderwagen versetzen mich bisweilen in den vorgeburtlichen Traumzustand. Nur der Pulsschlag der Mutter kann nicht ersetzt werden. Hier heißt es Verzicht, vergessen. Aus Langeweile sucht man sich so manche Ersatzbefriedigung: Finger in den Mund, den Körper mit den Händchen erkunden, den Penis (wird später zum zweiten Tabu) und die Zehen. Ergänzt wird der Explorationsbereich mit Holz- oder Plastikgegenständen in Reichweite der Händchen.

    Im Sommer geht es häufig hinaus in die Natur. Die Mutter hat auf dem Feld zu tun. Der Wagen wird am Feldrand geparkt, in der Hoffnung, dass das Baby schläft. Aber den ganzen Tag schlafen? Es entsteht eine entsetzliche Langeweile. Mutter und die anderen bewegen sich langsam mit den Hacken an den Rübenreihen entlang das Feld hinunter. Es dauert ewig bis sie wieder zurück sind. Was bleibt in dieser reizarmen Zeit? Singen und ein himmlischer Trick: Man begibt sich in eine instabile Seitenlage, der eine Arm unter dem Körper, der andere dient dazu, zusammen mit dem Kopf das Gewicht mal nach hinten mal nach vorne zu verlagern. Stundenlangens Schaukeln (besser Schwingen) ohne nennenswerte Kraftanstrengung, wenn man es beherrscht. Mutti meint: So ein braver anspruchsloser Bub! Und Singen kann er schön! Bei Pferden gibt es so etwas ähnliches, das Weben. Das Pferd steht in der Box und wiegte den Kopf hin und her dabei verlagert es sein Gewicht von einem Bein auf das andere. Dies ist jedoch unerwünscht, gilt als eine Art Hospitalismus und ist ein Gewährsmangel (Rückgaberecht bzw. Wertminderung). Für mich stellt es jedoch eine Möglichkeit zur Rückkehr in den seligen, bedürfnislosen vorgeburtlichen Zustand dar. Es wird mir noch lange erhalten bleiben.

    2. Taufe

    Mit der Zeit bekomme ich den Wochen Rhythmus mit. Genauer gesagt ich erkenne den Sonntag als einen völlig anderen Tag als die übrigen. Morgens wird lange geschlafen. Niemand hat Eile. Alle ziehen besondere Kleidung an. Mutti macht sich schön. Dann verschwindet sie allerdings in der Küche. Trotzdem hat sie mehr Zeit für mich. Vor allem Papi, den man werktags kaum sieht, hat Zeit für mich. Nachmittags, nach dem Mittagschlaf geht es spazieren, zum Spielplatz oder man fährt mit dem Auto weg.

    Der heutige Sonntag beginnt aber schon sehr seltsam. Morgens früh aufstehen. Überall Hektik. Besuch kommt schon am frühen Morgen. Ich werde in einen Schlafsack gepackt, der dick gepolstert ist. Das Kissen ist angenäht und aus sehr feinem Material. Blumenschmuck wird an der Decke befestigt. Man fährt mit dem Auto in die Stadt. Dort geht es in eine Kirche, ein Raum so groß, dass unser ganzes Haus darin Platz hätte. Vater Mutter und die Verwandten sitzen in der ersten Reihe. Ich lande auf dem Schoß von Tante Amalie. Sie lächelt mich an und zwinkert mit den Augen. Plötzlich erklingt Musik. Zuerst leise, wie Vogelstimmen, dann gesellen sich immer mehr Töne hinzu, es wird immer lauter. Dumpfe Schallwellen dröhnen durch den Raum, mein Kissen beginnt zu beben. Die Schallwellen rasen von einer Wand zur anderen, können aber nicht hinaus, da die schweren Steinquader an den Wänden undurchdringlich sind. Die gefangenen Wellen verstärken und vermischen sich. Eine sehr bedrohliche Situation entsteht. Ich möchte auch hinaus. Aber Mutti sitzt drei Plätze weiter und Tante Amalie macht keine Anstalten zu gehen. Aus Verzweiflung fange ich an zu weinen. Tränen rinnen über meine Wangen. Die Tante beginnt mein Bettchen zu wiegen, was aber die Situation überhaupt nicht entspannt. Ich werde lauter - bis man mich weiter gibt zu Mutti. Mutti drückt mich an ihr Herz, mit den Lippen berühre ich ihren Busen, der bei dem Festkleid nicht ganz so verdeckt ist, wie sonst. Ihr Atem ist ganz ruhig, ich fühle ihn an ihrer Brust. Das aufrecht gestellte Kissen auf der einen und der warme weiche Körper von Mutti auf der anderen Seite halten die Schallwellen weitgehend ab. Der wohlbekannte Duft von Mutti lässt ein heimeliges Gefühl entstehen, trotz der feindlichen Umgebung. Ich beginne mich zu beruhigen und fange an zu dösen.

    Unvermittelt ändert sich die Situation. Ich werde wieder zu Amalie gereicht, alle stehen auf und gehen nach vorne zu einem Wasserbecken. Ein Mann in seltsamer Kleidung singt mit seiner hohen Fistelstimme Worte. Bedrohliche Worte. Auch die hallen durch den Raum. Vorsichtshalber beginne ich mit Weinen. Hat doch vorhin so gut geklappt. Wieder reagiert die Tante nicht. Der Mann wendet sich mir zu, greift in das Wasserbecken und schüttet eine Hand voll Wasser über meinen Kopf, selbst das Kissen wird feucht. Worte, Töne und mein Geschrei vermischen sich. Es hat gewirkt, ich lande wieder bei Mutti und fühle mich geborgen.

    Später draußen erklärt mir Mutti: So Maxi jetzt bist du getauft, brauchst nicht weinen, das ist doch dein Ehrentag. Guck alle sind gekommen, wegen dir. Tatsächlich alles versammelt sich um mich. Dann geht es mit den Autos weiter. Allmählich meldet sich auch mein leerer Magen. Aber schon kommen wir in ein Haus, wo es deutlich nach Essen riecht. Alle setzen sich an lange Tische und Mutti gibt mir die Flasche. Dann legt sie mich in den Wagen und ich brauche nicht lange, bis ich mich wieder in der anderen Dimension befinde.

    Der Tag wird tatsächlich ein Festtag für mich. Alle wollen mit mir spielen. Viele Geschenke gibt es zu erkunden. Es wird ein sehr kurzweiliger Tag.

    3. Kindheit

    Kleine Kinder sollten, nach allgemeinem Brauch, so bald wie möglich aus dem Elternschlafzimmer verbannt werden. Einesteils, weil sonst Gewöhnung eintreten könnte und man die Balgen dann nicht so schnell wieder los wird. Zum anderen sollten die Kinder nicht mit dem Liebesleben der Erwachsenen konfrontiert werden.

    Ich bekomme daher das Nebenzimmer vom Elternschlafzimmer. Meine Mutter kann durch die Türe hören, wenn Gefahr im Verzug ist. So wache ich einmal nachts auf und möchte das Licht anknipsen. Dabei verliere ich die Orientierung und falle über die Bettlade aus ungefähr 1,5 m Höhe auf den Stubenboden. Sofort ist meine Mutter zur Stelle und bringt mich besorgt wieder zu Bett.

    Aber Kinder wachen zuweilen nachts auch ohne Grund auf. Eines nachts höre ich durch die Türe aus dem Elternschlafzimmer seltsame Geräusche. Ein Klatschen wie von Ohrfeigen aber andauernd. Mutter und Vater stöhnen und schnappten nach Luft. Sind die in einen Streit geraten? Mir wird unheimlich zu mute. Lieber Gott, gib dass sich Mutti und Vati wieder vertragen! Da, nach bangen Minuten, die Erlösung. Freundliche Stimmen und lachen sind zu vernehmen. Das Gebet wurde erhört, sie vertragen sich wieder. Gott sei Dank. Beruhigt kann ich weiterschlafen.

    An langweiligen Tagen entdecke ich dann die Schaukelschwingung. Stunden kann man in diesem im Flur aufgehängten Plastiksitz verbringen. Mit der Zeit entdecke ich dann die Selbstanregung der Schwingung, sowie eine Drehschwingung (Torsion) die zur Verdrillung der Seile führt.

    Die Kinderschaukel wird später durch die Schiffschaukel auf dem Jahrmarkt ersetzt. Das erste Mal mit meinem drei Jahre älteren Cousin ist überhaupt kein Genuss. Er hat den Ehrgeiz immer höher zu schwingen. Ich bekomme Angst, kauere mich auf die Bank und halte mich krampfhaft am Sitz fest. Sehnsüchtig warte ich auf das Glockenzeichen und den Eingriff der Bremse. (Zuviel Genuss auf einmal kann auch Angst machen). Nach diesem Erlebnis habe ich es vorgezogen alleine zu schaukeln. Am schönsten wäre es, ab einer bestimmten Höhe sich einfach in die Gondel zu legen, die Augen zu verschließen und gemächlich, träumend hin und her zu schwingen, bis die Zeit um ist. Das geht aber nicht. Die Zuschauer erwarten Mut, bis an die Grenze zu gehen. Einfach nur genießen ist mädchenhaft, nichts für Jungen. Auch die anderen Stationen, das Planetenrad, die Achterbahn gehen an die Angstgrenze.

    Ein Problem für alle Eltern ist: Wie bringt man die Kinder frühzeitig ins Bett. Morgens sollten sie ausgeschlafen sein und die Erwachsenen wollen wohl auch mal ihre Ruhe haben bzw. Dinge bereden oder tun, die nichts für Kinderohren bzw. -augen sind. So ist das auch bei uns ein ewiger Kampf ums zu Bett gehen. Durch einen einfachen Trick habe ich einen Trumpf in der Hand,

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1