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Drachenjagd: Fantasy-Novelle
Drachenjagd: Fantasy-Novelle
Drachenjagd: Fantasy-Novelle
Ebook70 pages55 minutes

Drachenjagd: Fantasy-Novelle

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About this ebook

Ein Drako terrorisiert das Land. Jedes Jahr in der Johannisnacht verlangt er ein Menschenopfer, sonst gerät er ausser Kontrolle. Graf Sintram, in dessen Adern Sinti-Blut fliesst, und Graf Baltram von der Ostsee wissen, wie man ihn töten kann. Sie sind gerufen worden, um das Land von diesem Monster zu befreien. Welche Rolle spielen die uralten Melatodonten beim Drachenkult, und was hat das Amulett zu bedeuten, das ein geheimnisvoller Pilger dem Kämpfer Baltram schenkt?
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateApr 13, 2020
ISBN9783750232594
Drachenjagd: Fantasy-Novelle
Author

Hans Herrmann

Hans Herrmann (Jahrgang 1963) ist Journalist, Buchautor, Lyriker und Verfasser von Theaterstücken. Er lebt in der Schweiz.

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    Drachenjagd - Hans Herrmann

    Zum Einstieg

    Hört, was die Sage berichtet: Bei der Stadt Burgdorf liegt eine Höhle, genannt das Drachenloch, worin man bei Erbauung der Burg zwei gewaltige Drachen gefunden haben soll. Als in alten Zeiten zwei Brüder, Sintram und Baltram, Grafen von Lenzburg, ausgingen zu jagen, stiessen sie in wilder und wüster Waldung auf einen hohlen Berg. In der Höhlung lag ein ungeheurer Drache, der das Land weit umher verwüstete. Als er die Menschen erblickte, fuhr er in Sprüngen auf sie los, und im Augenblick verschlang er Baltram, den jüngeren Bruder, lebendig. Sintram aber setzte sich kühn zur Wehr und bezwang nach heissem Kampf das wilde Getier, in dessen gespaltenem Leib sein Bruder noch ganz lebendig lag.

    Zum Andenken liessen die Fürsten am Orte selbst eine Kapelle der heiligen Margaretha gewidmet bauen und die Geschichte abmalen, wo sie noch immer zu sehen ist.

    Soweit die Sage. Was diese in zugleich bewegten wie feierlich-knappen Worten überliefert, ist jedoch bloss ein Fragment, das höchstens einen flüchtigen Eindruck vom Abenteuer der beiden Grafen vermittelt. Deshalb will ich die Geschichte jetzt so erzählen, wie sie sich zur Zeit Karls des Grossen im Umland der Stadt Burgdorf wirklich zugetragen hat.

    1. Nach dem Regen

    In der Talebene rauschte der von einem Gewitter hoch angeschwollene Fluss. Er führte viel Holz mit sich, kleine und grosse Äste, auch ganze Baumstämme und Wurzelstöcke. Das Gewitter hatte weit entfernt in den Voralpen getobt. Hier jedoch, ausgangs des langen Tals, wo sich die Hügel allmählich im Flachland verloren, hatte es nur leicht genieselt. Die Luft in dieser Juninacht war feucht und warm. Es roch nach Laub und Erde.

    Auf einer Geländeterrasse am rechten Ufer des Flusses Emme duckte sich eine einzelne, mit Riedgras gedeckte Bauernhütte an die Flanke des gerodeten Hügels. Lutperga, die Tochter des Hauses, schlief ruhig in ihrer Stube auf dem Laubsack. Die Haut der blutjungen Frau und ihr helles Haar schimmerten im spärlichen Licht der Nacht, das, nachdem sich die Wolken verzogen hatten, nun wieder durch die Fensterluke fiel.

    Ihr verwitweter Vater Hilmar lag wie immer halb angezogen auf der Küchenbank. Als ehemaliger Kriegsmann war er es gewohnt, ohne grosse Bequemlichkeit in steter Alarmbereitschaft zu schlafen.

    Der kräftige Hofhund, der nachts frei umherstreifte, liess plötzlich nahe beim Haus ein leises Knurren hören. Es war kurz nach Mitternacht. Sofort schrak der Bauer auf und griff nach seinem Schwert, das er stets in Reichweite hatte – auch das eine Gewohnheit aus der Zeit, als er noch im Heer seines Königs, des grossen Karl, gedient hatte. Er schlüpfte in sein Lederwams, öffnete lautlos die Tür und trat hinaus in die Nacht. In der Faust hielt er den blanken Stahl.

    Er sah sich rasch um. Vor ihm und rechterhand zeichneten sich im Düster gespenstisch die Heupuppen auf dem Feld ab, die er tags zuvor mit Lutperga aufgeschichtet hatte. Linkerhand breitete sich wie ein dunkler Wall der Buchenwald aus. Der Hund, der sich jetzt dicht an Hilmar drängte, knurrte abermals, vermischt mit ängstlichem Jaulen. Der Bauer umfing den Schwertgriff fester und drang langsam auf die Wiese vor. Der Hund blieb, den Schwanz zwischen die Hinterläufe geklemmt, beim Haus zurück.

    Die an dreibeinigen Holzgestellen zum Trocknen aufgeschichteten Heuhaufen bildeten hervorragende Verstecke für Diebe, Räuber und Meuchler. Verbarg sich ein ungebetener Gast hinter einer der Puppen? Das wollte Hilmar herausfinden. Er blickte sich vorsichtig um. Hinter den ersten Haufen war nichts. Hinter dem zweiten Haufen – nichts.

    Auf einmal vernahm er von der Waldseite her ein Zischen wie von einer Wildkatze, die ein anderes Tier aus ihrem Revier verscheuchen will, nur lauter und aggressiver, auch kälter und schneidender, fast metallisch.

    «Hallo? Wer ist da?», rief Hilmar in die Nacht hinein. «Zeig dich, du hinterhältiger Strauchdieb, und stelle dich einem ehrlichen Kampf! Oder bist du vielleicht ein Bettler? Dann brauchst du dich nicht zu verstecken, ich habe noch nie einem Armen Essen und Nachtlager verweigert.»

    Plötzlich schoss unvermittelt etwas aus dem Wald hervor, war von einem Moment zum andern einfach da, dicht vor Hilmar, und sperrte sein schreckliches Maul auf. Das Wesen war nur einen Kopf grösser als der Bauer, aber mit enormen Muskeln bepackt und gänzlich von einer schuppig-ledrigen Haut bedeckt, die den Leib schützte wie ein Kettenpanzer. Der vollständig kahle Kopf wies keine sichtbaren Ohren auf. An der Stirn ragte beidseitig je ein hornartiger Auswuchs auf. Im faltigen Gesicht glommen gelbliche, schlangenhafte Augen, und anstelle eines Mundes sprang eine fürchterliche Schnauze vor, in der zwei Reihen todbringender Zähne aufblitzten. Das Wesen zischte und verströmte einen schwefligen Atem.

    Hilmar hatte im Lauf seines Kriegerlebens gelernt, jederzeit und in jeder Situation handlungsfähig zu bleiben, denn er wusste: Jener kurze Augenblick, in dem man starr

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