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Kalter Hauch: 7 Horrorstorys
Kalter Hauch: 7 Horrorstorys
Kalter Hauch: 7 Horrorstorys
Ebook84 pages59 minutes

Kalter Hauch: 7 Horrorstorys

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About this ebook

Stella
Eine junge Frau leidet an einer schweren Krankheit - wie seinerzeit vermutlich Richard III.
Mit Geld konnte sie vorerst vieles bewerkstelligen, doch als ihre Finanzen sich dem Ende zuneigen, beschafft sie sich selbst das, was sie braucht...

Candellight post mortum
Es ist sooo schwer, jemanden zu finden, der zu einem passt - auch wenn diese Person tot ist

Der nächste Morgen
...endet für manchen Discobesucher nicht so, wie vielleicht erhofft

Ich bin die Kälte
Endlich kann ein kleiner Junge, der misshandelt wurde sich den anderen anschließen, um zu sich zu rächen

Kruzifix
Ein Restaurationsauftrag der Sonderklasse kann der Karriere behilflich sein ... aber dieser hat einen enormen Preis

Grillade d'Angel
Wie kann man den Gourmetpapst aller Zeiten von seinem Können überzeugen? Schlaflose Nächte kosten dies einen genialen Koch

Milan
Ist es nur eine Selbstfindungsphase oder steckt mehr dahinter.
Die Mutter eines jungen Mannes macht sich große Sorgen. Weder Tatoos noch Piercings stören sie ...
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateNov 27, 2014
ISBN9783847619581
Kalter Hauch: 7 Horrorstorys

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    Kalter Hauch - Sieglinde Breitschwerdt

    Stella

    Der Spiegel zeigte ihr Gesicht: Die hohe Stirn, die schmale gerade Nase, fragende Brauen über dunkle und mandelförmige Augen. Ein dichter Wimpernkranz warf Schatten auf die ausgeprägten Wangenknochen. Doch etwas störte die Symmetrie.

    Ein bitterer Zug grub sich in ihr Antlitz.

    „Mit jedem Mal wird es schlimmer", murmelte Stella vor sich hin. Sie beugte sich leicht vor und öffnete wider-strebend den Mund. Ihre Lippen hatten sich fast vollständig zurückgebildet. Dort, wo noch vor kurzer Zeit volle rote Lippen sinnliche Signale aussandten, zitterten zwei dünne, leicht glänzende Hautstriche, dahinter schimmerten fahlgelb ihre Zähne.

    Sie schluckte.

    Die Zahnhälse lagen fast frei, schienen jeden Augen-blick aus dem stark entzündeten Kiefer zu fallen.

    Ihr deformierter Mund bebte. Nur mühsam gelang es ihr, ein hysterisches Schluchzen zu unterdrücken.

    Es war wieder soweit!

    Ihre Lichtempfindlichkeit nahm zu – Tag für Tag.

    Bei der kleinsten körperlichen Anstrengung rang sie verzweifelt nach Atem.

    Taumelnd hielt sie sich am Waschbecken fest.

    Ein Gefühl der Unwirklichkeit umflorte ihre Sinne. Das Kribbeln in Händen und Füßen steigerte sich ins Unerträgliche. Sie fühlte den kalten Schweiß auf ihrer Stirn, er kroch weiter und legte sich eisig und klamm auf ihren ganzen Körper.

    Stella spürte ein raues Kitzeln, eine kühl werdende Feuchtigkeit in ihren Kniekehlen, gefolgt von einem lang gezogenen Fiepen. Sie sah nach unten.

    Bob blickte kurz zu ihr hoch und leckte liebkosend ihre Wade.

    Sie lächelte und kraulte dem Hund kurz das Kinn.

    Bob, der sie tröstete, wenn es ihr schlecht ging.

    Bob, der sich um sie kümmerte.

    Bob, der dafür sorgte, dass sie ihr Apartment verließ - der Struktur in ihr Leben brachte: Futter geben, Gassi gehen und hin und wieder ausgedehnte Wanderungen mitten in der Nacht.

    Bob, der einzige Freund, der ihr noch geblieben war, der sie liebte - so wie sie war, der sich nicht von ihr abwandte.

    In ihrem tiefsten Inneren steckte die zitternde Furcht zu sterben oder verrückt zu werden.

    Auch Heinrich der III. von England soll dieselbe Krankheit wie sie gehabt haben.

    Heinrich, der Bucklige, der abgrundtief Böse, der brutal

    seine beiden Neffen ermorden ließ und somit die Thronfolge zu seinen Gunsten korrigierte.

    Aber Stella besaß nicht die Macht eines ultimativen Herrschers, der wortlos von seinen Schergen mit dem versorgt wurde, was ihn noch Jahre überleben ließ.

    Da sie auch kein Wesen aus einer anderen Welt war, das im Schutze der Dunkelheit ihre Triebe und Gier zügellos befriedigen konnte, regelte sie ihre Bedürfnisse mit Geld.

    Mit Geld konnte sie vieles bewerkstelligen! Auch ihr Leben auf unbestimmte Zeit zu verlängern.

    Geld – viel Geld, welches sie jetzt nicht mehr besaß.

    Bis vor wenigen Monaten hatte sie einem mysteriösen Fremden ein paar große Scheine in die Hand gedrückt. Wortlos nahm dieser sie an, leckte an Daumen und Zeigefinger und zählte das Bündel durch. Grinsend tippte an seinen Hut - verschwand, tauchte nach wenigen Tagen wieder auf und überreichte ihr eine riesige, prall gefüllte Gefrierbox.

    Mühsam schleppte sich Stella an den Kühlschrank und öffnete das kleine Gefrierfach.

    Aus der Plastikschale brach sie einige Würfel ab, warf sie in den elektrischen Mixer, nahm aus einer Dose ein paar Knollen Rotebeete und gab sie dazu. Mit einem einzigen gierigen Zug leerte sie das Glas und stellte es hart auf den Tisch zurück. Das erdige Aroma der Knollen vermischte sich mit einem leicht süßlichen und metallischen Nachgeschmack.

    Müde fuhr sie sich durchs Haar und genoss das Gefühl des langsam wiederkehrenden Wohlbefindens. Lächelnd kraulte sie Bob zwischen den Ohren.

    In Zukunft musste sie vorsichtiger sein und rechtzeitig für Nachschub sorgen, ihre täglichen Rationen gewissenhafter einnehmen.

    Dieser Schwindelanfall und diese rapide Veränderung ihres Gesichts innerhalb kürzester Zeit war mehr als eine deutliche Warnung.

    Das nächste Mal…

    Unwillig schüttelte sie den Kopf.

    Zielstrebig ging sie in ihr Schlafzimmer und setzte sich an den Schminktisch.

    Sie blickte in ihre Augen. Sie waren so leer - wie tot – und machten ihr Angst.

    Ihr Blick fiel auf das Foto. Es zeigte ihren Vater - ein markantes, urlaubsgebräuntes Gesicht, vom Wind zerzaustes Haar und blitzende Augen. Er hatte den Kopf leicht geneigt. Es schien, als lächle er ihr aufmunternd zu.

    Stella nahm den silbernen Rahmen zur Hand.

    Ihr Puls beschleunigte sich. Die Portraitaufnahme ihres Vater - jung, dynamisch – und verdammt gut aussehend.

    Das Bild begann vor ihren Augen zu flimmern - sein Gesicht nahm eine bronzene Verfärbung an. Die Haut schien unförmig aus seinen vorgegebenen Konturen hervorzuquellen, die Augen traten zurück. Der lächelnde Mund wurde schmal wie zwei Striche, die sich zu bewegen schienen.

    „Stella, glaubte sie seine Stimme zu vernehmen, unverkennbar das heisere Timbre, „wehre dich nicht! … Quäl dich nicht! … Du bist ein Kind der Nacht! - Genau wie ich! Du wirst den Kampf sonst verlieren! - Genau wie ich, denn in dir schlummern die …

    „Nein!", schrie sie entsetzt, sprang auf und warf den Rahmen an die Wand. Klirrend zerschellte die Glasplatte, das Bild schwebte heraus.

    Bob fiepte, schnappte nach der Fotografie und legte es in ihren Schoß.

    Kommissar Greg Morgner wälzte seine kalte Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen.

    „Sein Vorgehen wird

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