Die Helden auf Helgeland: Schauspiel in vier Akten
By Henrik Ibsen
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About this ebook
Henrik Ibsen
Born in 1828, Henrik Ibsen was a Norwegian playwright and poet, often associated with the early Modernist movement in theatre. Determined to become a playwright from a young age, Ibsen began writing while working as an apprentice pharmacist to help support his family. Though his early plays were largely unsuccessful, Ibsen was able to take employment at a theatre where he worked as a writer, director, and producer. Ibsen’s first success came with Brand and Peter Gynt, and with later plays like A Doll’s House, Ghosts, and The Master Builder he became one of the most performed playwrights in the world, second only to William Shakespeare. Ibsen died in his home in Norway in 1906 at the age of 78.
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Book preview
Die Helden auf Helgeland - Henrik Ibsen
LUNATA
Die Helden auf Helgeland
Schauspiel in vier Akten
Henrik Ibsen
Die Helden auf Helgeland
(Nordische Heerfahrt)
Schauspiel in vier Akten
© 1858 Henrik Ibsen
Originaltitel Hærmændene paa Helgeland
Aus dem Norwegischen von Emma Klingenfeld
Umschlagbild Julius Rose
© Lunata Berlin 2020
Inhalt
Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe
Personen
Erster Akt
Zweiter Akt
Dritter Akt
Vierter Akt
Vorwort zur ersten deutschen Ausgabe
Indem ich von einer meiner älteren dramatischen Arbeiten hier eine deutsche Ausgabe erscheinen lasse, dürfte es vielleicht nicht überflüssig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß ich den Stoff zu diesem Schauspiele nicht dem Nibelungenliede, sondern der damit verwandten nordischen Wölsungasage entnommen habe. Doch auch dies nur zum Teil. Die hauptsächliche Grundlage meiner Dichtung beruht vielmehr auf den verschiedenen, noch vorhandenen isländischen Familiensagen, in denen die aus dem Nibelungenliede und der Wölsungasage bekannten riesenhaften Verhältnisse und Vorgänge sehr oft nur auf menschliche Dimensionen zurückgeführt erscheinen. Ich glaube daraus schließen zu dürfen, daß die in den zwei eben erwähnten Dichtungen geschilderten Situationen und Begebenheiten für unser gesamtgermanisches Leben in den ältesten historischen Zeiten typisch gewesen sind. Hält man an dieser Annahme fest, so fällt wohl auch der Vorwurf weg, durch das vorliegende Schauspiel sei unsere nationale Sagenwelt in eine Sphäre herabgezogen, in die sie nicht gehört. Für die Darstellung auf der Bühne eignen sich die idealisierten und gewissermaßen unpersönlichen Sagengestalten heutzutage weniger als je; doch hiervon ganz abgesehen, hatte ich überhaupt nur die Absicht, unser Leben in der alten Zeit, nicht unsere Sagenwelt darzustellen.
Was diese deutsche Ausgabe betrifft, so sei es mir erlaubt, der hochgeehrten Übersetzerin meinen verbindlichsten Dank abzustatten für den Eifer und die Liebe zur Sache, womit sie die keineswegs leichte Aufgabe unternommen und gelöst hat. Ebenso bezeuge ich meinem hochgeschätzten Freunde, dem hiesigen königl. Opernregisseur Herrn Dr. Grandaur, meinen Dank. Es ist dies nicht das erste Mal, daß er skandinavischen Schriftstellern bereitwillig seine Hand gereicht hat, und ohne seinen einsichtsvollen Beistand hätte auch diese Unternehmung schwerlich so schnell bewerkstelligt werden noch so gut gelingen können.
HENRIK IBSEN
Personen
Oernulf von den Fjorden, Landsasse auf Island
Sigurd der Starke, Seekönig
Gunnar Herse, ein reicher Lehnsmann auf Helgeland
Thorolf, Oernulfs jüngster Sohn
Dagny, Oernulfs Tochter
Hjördis, Oernulfs Pflegetochter
Kåre, ein helgeländer Bauer
Egil, Gunnars Sohn, vier Jahre alt
Die sechs älteren Söhne Oernulfs
Oernulfs und Sigurds Mannen
Gäste, Knechte, Mägde, Geächtete usw.
Das Stück spielt in des Erik Blutaxt Tagen zu Helgeland im nördlichen Norwegen, auf Gunnars Hof und nahe dabei.
Erster Akt
Hoher Strand, der im Hintergrunde schroff zum Meer abfällt. Links eine Bretterhütte, rechts Felsen und Nadelwaldung. Die Masten zweier Kriegsschiffe sieht man unten in der Bucht. Rechts weit draußen Klippen und hohe kleine Inseln. Die See ist in wildem Aufruhr. Es ist Winter; Schneegestöber und Sturm.
Sigurd kommt von den Schiffen herauf. Er trägt ein weißes Wams mit Silbergürtel, einen blauen Mantel, gewirkte Beinkleider, Pelzschuhe und eine Stahlhaube, an der Seite ein kurzes Schwert. Gleich danach erscheint Oernulf auf dem Felsen. Er trägt ein Wams von dunklem Schafsfell mit Brustplatte und Beinschienen, gewirkte Beinkleider und Pelzschuhe; über der Schulter hat er einen braunen groben Wollmantel, dessen Kapuze über die Stahlhaube gezogen ist, so daß ein Teil des Gesichtes verborgen bleibt. Er ist hoch und hünenhaft gewachsen, hat einen langen weißen Bart und ist vom Alter nur leicht gebeugt; bewaffnet ist er mit rundem Schild, Schwert und Spieß.
Sigurd tritt zuerst auf, blickt um sich, gewahrt die Bretterhütte, geht rasch darauf zu und versucht, die Tür zu erbrechen.
Oernulf wird auf dem Felsen sichtbar, stutzt, da er Sigurd sieht, scheint ihn zu erkennen, steigt hernieder und ruft: Gib Raum, Krieger!
Sigurd wendet sich um, legt die Hand ans Schwert und antwortet: Ich weichen? Es wär' das erste Mal!
Oernulf. Du sollst und mußt! Ich brauche die Hütte zum Nachtlager für meine steifgefrornen Mannen.
Sigurd. Und ich für ein müdes Weib.
Oernulf. Meine Mannen sind mehr wert als Deine Weiber!
Sigurd. Dann müssen auf Helgeland Geächtete hoch im Preise stehen.
Oernulf legt den Spieß ein. Teuer sollst Du das Wort mir zahlen!
Sigurd zieht sein Schwert. Nun wird es Dir schlimm ergehen, Greis!
Oernulf dringt auf ihn ein, Sigurd verteidigt sich.
Dagny und mehrere Mannen Sigurds kommen vom Strand, Oernulfs sechs Söhne rechts vom Berge.
Dagny, einige Schritte voraus, trägt ein rotes Gewand, einen blauen Mantel mit zurückgeschlagener Pelzmütze. Sie ruft zu den Schiffen hinunter: Auf, Sigurds Mannen! Mein Herr streitet mit einem Fremdling!
Oernulfs Söhne. Zu Hilfe dem Greis! Sie steigen herab.
Sigurd zu seinen Leuten. Bleibt, wo Ihr seid! Ich zwing' ihn wohl allein.
Oernulf zu den Söhnen. Laßt mich! Er dringt auf Sigurd ein. Dein Blut will ich sehen!
Sigurd. Doch erst sieh Deines! Er verwundet ihn am Arm, so daß der Spieß zur Erde fällt.
Oernulf.Ein guter Hieb, Kriegsmann!
Schwingst das Schwert gewaltig,
Schlägst mit scharfen Streichen;
Sigurd selbst, der Starke,
Müßte vor Dir weichen.
Sigurd lächelnd. So wird ihm die Schande zur Ehre.
Oernulfs Söhne mit einem Ausruf des Erstaunens. Sigurd selbst! Sigurd, der Starke!
Oernulf. Doch härter trafst Du traun in jener Nacht, da Du mir Dagny, die Tochter, raubtest. Schlägt die Kapuze zurück.
Sigurd und seine Mannen. Oernulf von den Fjorden!
Dagny, freudig, doch mit einem Anflug von Unruhe. Mein Vater! Meine Brüder!
Sigurd zu Dagny. Tritt hinter mich!
Oernulf. Das ist nicht